Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 106, Hamburg, 3. Mai 1848.[Spaltenumbruch]
Allen angerechnet werden, als die besseren Hildes- Die Wahlen zum deutschen Reichstage haben hier * Hannover, den 30 April. Die gestrige Morgen-Zeitung berichtet: Stadt- Hannover, den 1 Mai. So eben kehrt der Abgeordnete der Volksverord- Nach erstattetem schriftlichen Vortrage über die Ver- Der F[ü]nfziger-Ausschuß des deutschen Vorparla- 1) der hannoverschen Regierung dringend anzurathen und zu empfehlen: A. Die Th[ä]tigkeit der gegenwärtigen Ständever- sammlung auf die Erledigung der laufenden Geschäfte und die Bewilligung des Budgets zu beschränken; B. ein provisorisches, liberales, den Beschlüssen des Vorparlaments entsprechendes Wahlgesetz zu erlassen und in Gemäßheit der Vorschriften des- selben die Bildung einer constituirenden Ver- sammlung zu bewirken. 2) Aber die hannoversche Regierung aufzufordern, in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse des Aus- schusses vom 26 April d. J. die Einberufung der constituirenden Versammlung so lange aus- zusetzen, bis das Verfassungswerk für Deutsch- land beendigt seyn wird. Dieser Antrag wurde mit 34 Stimmen gegen 2, mit- Der Berichterstatter, Dr. Heckscher, sprach sich sehr # Rostock, den 29 April. Es ist nicht allein hier, sondern wohl in allen # Schwerin, den 30 April. Seit dem 26 d. ist der Landtag für beide Großher- + Schwerin, den 30 April. Jn der gestrigen (vierten) Sitzung des außerordent- Wien, den 30 April. Se. K. K. Maj. haben den Kriegs-Minister, Feld- Die Wiener Zeitung enthält umständliche Berichte Die Wiener Zeitung vom 30 April erklärt das Ge- Jtalien. Die officielle Zeitung von Neapel kündigt an, daß Rom, den 17 April. Legations-Rath v. Canitz, Neapel, den 17 April. Es herrscht hier Verstim- Nach Berichten aus Triest vom 27 d. hat sich Cer- Paris, den 29 April. Das Resultat der Wahlen für Paris und das De- Auch aus den meisten Departements sind schon die Jn der Mehrzahl der Departements hat während Der Moniteur enthält heute folgende officielle Acten- Eine telegraphische Depesche bringt dem General Briefe aus London melden, daß der Fürst Met- NS. Wir erhalten vor Postschluß noch das Journal Vermischte Nachrichten. Das Testament des kürzlich verstorbenen Jacob Die Rheinschiffer wollen sich nicht zufrieden geben, Wetterbeobachtung vom 1 Mai.
* Stadt-Theater. Heute, Mittwoch, beendigt Dem. Lucile Grahn Herausgegeben von Runkel. Amtliche Bekanntmachungen. Decrete des Senats. Den 2. Mai: Jn Sachen A. P. H. Kurzmann. -- Erkenntnisse des Handelsgerichts. Zweite Kammer. (Außerordentliche Sitzung.) Den 1. Mai: Jn Sachen S. Heine c. A. D. Pehmöller, Fallissement. Den 2. Mai hat Nehemias Heymann, in Firma Wahl der Curat. bonorum: Donnerstag, den 4. d. M., Nachmittags 11/2 Uhr. Brief-Annahme nach Frankreich, pr. Dampfboot via Havre: heute, Hamburg, den 3. Mai 1848. Stadt-Post-Amt. Fürstlich Thurn und Taxis'sches Ober- Post-Amt. Brief-Beförderung nach Newyork, pr. Schiff Hamburg: heute. Hamburg, den 3. Mai 1848. Stadt-Post-Amt. [Spaltenumbruch]
Allen angerechnet werden, als die beſſeren Hildes- Die Wahlen zum deutſchen Reichstage haben hier * Hannover, den 30 April. Die geſtrige Morgen-Zeitung berichtet: Stadt- Hannover, den 1 Mai. So eben kehrt der Abgeordnete der Volksverord- Nach erſtattetem ſchriftlichen Vortrage über die Ver- Der F[ü]nfziger-Ausſchuß des deutſchen Vorparla- 1) der hannoverſchen Regierung dringend anzurathen und zu empfehlen: A. Die Th[ä]tigkeit der gegenwärtigen Ständever- ſammlung auf die Erledigung der laufenden Geſchäfte und die Bewilligung des Budgets zu beſchränken; B. ein proviſoriſches, liberales, den Beſchlüſſen des Vorparlaments entſprechendes Wahlgeſetz zu erlaſſen und in Gemäßheit der Vorſchriften des- ſelben die Bildung einer conſtituirenden Ver- ſammlung zu bewirken. 2) Aber die hannoverſche Regierung aufzufordern, in Uebereinſtimmung mit dem Beſchluſſe des Aus- ſchuſſes vom 26 April d. J. die Einberufung der conſtituirenden Verſammlung ſo lange aus- zuſetzen, bis das Verfaſſungswerk für Deutſch- land beendigt ſeyn wird. Dieſer Antrag wurde mit 34 Stimmen gegen 2, mit- Der Berichterſtatter, Dr. Heckſcher, ſprach ſich ſehr ▭ Roſtock, den 29 April. Es iſt nicht allein hier, ſondern wohl in allen ▭ Schwerin, den 30 April. Seit dem 26 d. iſt der Landtag für beide Großher- † Schwerin, den 30 April. Jn der geſtrigen (vierten) Sitzung des außerordent- Wien, den 30 April. Se. K. K. Maj. haben den Kriegs-Miniſter, Feld- Die Wiener Zeitung enthält umſtändliche Berichte Die Wiener Zeitung vom 30 April erklärt das Ge- Jtalien. Die officielle Zeitung von Neapel kündigt an, daß Rom, den 17 April. Legations-Rath v. Canitz, Neapel, den 17 April. Es herrſcht hier Verſtim- Nach Berichten aus Trieſt vom 27 d. hat ſich Cer- Paris, den 29 April. Das Reſultat der Wahlen für Paris und das De- Auch aus den meiſten Departements ſind ſchon die Jn der Mehrzahl der Departements hat während Der Moniteur enthält heute folgende officielle Acten- Eine telegraphiſche Depeſche bringt dem General Briefe aus London melden, daß der Fürſt Met- NS. Wir erhalten vor Poſtſchluß noch das Journal Vermiſchte Nachrichten. Das Teſtament des kürzlich verſtorbenen Jacob Die Rheinſchiffer wollen ſich nicht zufrieden geben, Wetterbeobachtung vom 1 Mai.
* Stadt-Theater. Heute, Mittwoch, beendigt Dem. Lucile Grahn Herausgegeben von Runkel. Amtliche Bekanntmachungen. Decrete des Senats. Den 2. Mai: Jn Sachen A. P. H. Kurzmann. — Erkenntniſſe des Handelsgerichts. Zweite Kammer. (Außerordentliche Sitzung.) Den 1. Mai: Jn Sachen S. Heine c. A. D. Pehmöller, Falliſſement. Den 2. Mai hat Nehemias Heymann, in Firma Wahl der Curat. bonorum: Donnerstag, den 4. d. M., Nachmittags 1½ Uhr. Brief-Annahme nach Frankreich, pr. Dampfboot via Havre: heute, Hamburg, den 3. Mai 1848. Stadt-Poſt-Amt. Fürſtlich Thurn und Taxis’ſches Ober- Poſt-Amt. Brief-Beförderung nach Newyork, pr. Schiff Hamburg: heute. Hamburg, den 3. Mai 1848. Stadt-Poſt-Amt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Allen angerechnet werden, als die beſſeren Hildes-<lb/> heimer es ſich gefallen laſſen werden, wenn man ſie<lb/> mit Weinhagen und Conſorten zuſammenſtellt. Wenn<lb/> die Bürger unſerer Stadt nicht ihre Beſonnenheit<lb/> und Geſetzlichkeit bewahrt hätten, ſo würden auch<lb/> hier ähnliche Elemente, wie die in Hildesheim, ihr<lb/> Haupt erhoben haben; jetzt haben die Unglücksraben<lb/> kaum zu krächzen gewagt.</p><lb/> <p>Die Wahlen zum deutſchen Reichstage haben hier<lb/> die Gemüther mehr beſchäftigt, als erwartet wurde;<lb/> die verſchiedenartigſten, aber nicht ungeſetzlichen Mittel<lb/> ſind gebraucht, um Rumann’s Wahl möglich zu<lb/> machen, während die Gegenpartei auch wohl gewirkt<lb/> hat, aber weniger offen. Jn der Stadt ſind Rumann,<lb/> Detmold, Wachsmuth, Stemers, Hantelmann die ge-<lb/> nannteſten Candidaten. Der Entwurf zu einem Wahl-<lb/> geſetze, welchen die Regierung vorgelegt hat, findet<lb/> ſehr viele Billigung; ſehr zu wünſchen iſt, daß die<lb/> Mitglieder der erſten Kammer, welche in die be-<lb/> treffende Commiſſion gewählt ſind, von ihrer Tena-<lb/> cität ablaſſen mögen, da ſie die Sache durch Hart-<lb/> näckigkeit noch viel ſchlimmer machen. Der Regie-<lb/> rung und der öffentlichen Meinung gegenüber ver-<lb/> mögen die Herren nichts.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">* <hi rendition="#fr">Hannover,</hi> den 30 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Die geſtrige <hi rendition="#fr">Morgen-Zeitung</hi> berichtet: Stadt-<lb/> Director <hi rendition="#fr">Rumann</hi> ſey von der Regierung, <hi rendition="#fr">deren An-<lb/> ſichten er vertrete,</hi> zum Landdroſten von Hildes-<lb/> heim ernannt. An der Nachricht iſt, wie jeder Ver-<lb/> nünſtige das auch bei nur oberflächlicher Beachtung<lb/> der Verhältniſſe ſofort einſehen mußte, kein wahres<lb/> Wort. Die Abſicht erklärt ſich als Wahl-Manöver.<lb/> Stadt-Director Rumann iſt der Haupt-Candidat für<lb/> die hieſige Wahl zum deutſchen Parlament. Seine<lb/> politiſche Vergangenheit wird von ſeinen Anhängern<lb/> in der Bürgerſchaft mit dem Schleier der chriſtlichen<lb/> Liebe bedeckt; bedenklicher aber erſchien das Gerücht:<lb/> Rumann ſtehe feindſelig gegen die jetzige Regierung,<lb/> die bekanntlich bei hieſiger Bürgerſchaft ſehr beliebt<lb/> iſt. Da war die Erfindung: “Rumann ſey zum Land-<lb/> droſten ernannt”, das bequemſte und leichteſte Mittel,<lb/> jenes Bedenken zu beſeitigen. Die <hi rendition="#fr">Morgen-Zeitung</hi><lb/> war vielleicht nur düpirt von einem Rumann’ſchen<lb/> Agenten; — bis dahin aber, daß die Erfindung als<lb/> ſolche bekannt wird, iſt die Wahl vorbei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Hannover,</hi> den 1 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>So eben kehrt der Abgeordnete der Volksverord-<lb/> neten (<hi rendition="#aq">alias</hi> Condeputirten) Syndicus Büren, von<lb/> Frankfurt zurück, und berichtet uns über den Erfolg<lb/> ſeiner Sendung das Nachſtehende:</p><lb/> <p>Nach erſtattetem ſchriftlichen Vortrage über die Ver-<lb/> handlungen und Beſchlüſſe der hannoverſchen Volks-<lb/> verordneten, inſonderheit die Verfaſſungs-Angelegen-<lb/> heit betreffend, wurde die Legitimation der Volksver-<lb/> ordneten von dem Fünfziger-Ausſchuſſe mit Ausnahme<lb/> von einigen Stimmen nicht im Mindeſten bezweifelt<lb/> und deshalb eine Commiſſion von 5 Mitgliedern (Dr.<lb/> Freudentheil, Dr. Heckſcher, Dr. Siemens, Dr. Gü-<lb/> lich, Paſtor Jürgens) zur Bericht-Erſtattung über dieſe<lb/> Angelegenheit niedergeſetzt. Dieſe wurde mit der Arbeit<lb/> erſt am 29 v. M. fertig und ſtellte folgenden Antrag:</p><lb/> <p>Der F<supplied cert="low">ü</supplied>nfziger-Ausſchuß des deutſchen Vorparla-<lb/> ments wolle die hohe Bundes-Verſammlung erſuchen:</p><lb/> <list> <item>1) der hannoverſchen Regierung dringend anzurathen<lb/> und zu empfehlen:<lb/><list><item><hi rendition="#aq">A.</hi> Die Th<supplied cert="high">ä</supplied>tigkeit der gegenwärtigen Ständever-<lb/> ſammlung auf die Erledigung der laufenden<lb/> Geſchäfte und die Bewilligung des Budgets<lb/> zu beſchränken;</item><lb/><item><hi rendition="#aq">B.</hi> ein proviſoriſches, liberales, den Beſchlüſſen des<lb/> Vorparlaments entſprechendes Wahlgeſetz zu<lb/> erlaſſen und in Gemäßheit der Vorſchriften des-<lb/> ſelben die Bildung einer conſtituirenden Ver-<lb/> ſammlung zu bewirken.</item></list></item><lb/> <item>2) Aber die hannoverſche Regierung <hi rendition="#fr">aufzufordern,</hi><lb/> in Uebereinſtimmung mit dem Beſchluſſe des Aus-<lb/> ſchuſſes vom 26 April d. J. die <hi rendition="#fr">Einberufung</hi><lb/> der conſtituirenden Verſammlung ſo lange aus-<lb/> zuſetzen, bis das Verfaſſungswerk für Deutſch-<lb/> land beendigt ſeyn wird.</item> </list><lb/> <p>Dieſer Antrag wurde mit 34 Stimmen gegen 2, mit-<lb/> hin faſt einhellig, angenommen und zum Beſchluß er-<lb/> hoben. Dagegen ſtimmten Wippermann und Schwar-<lb/> zenberg.</p><lb/> <p>Der Berichterſtatter, Dr. <hi rendition="#fr">Heckſcher,</hi> ſprach ſich ſehr<lb/> warm für die Sache aus, indem er darthat, daß<lb/> durch die rechtswidrige Aufhebung des Staatsgrund-<lb/> geſetzes von 1833 und Einführung des Landesver-<lb/> faſſungsgeſetzes von 1840 trotz der erpreßten Reverſe<lb/> der Stände-Mitglieder in dem Augenblicke gar keine<lb/> rechtsgültige Verfaſſung, noch auch rechtsgültige Stände<lb/> in Hannover exiſtirten, mithin auch dieſen Ständen<lb/> das neu zu erſchaffende Verfaſſungswerk durchaus<lb/> nicht anzuvertrauen ſey. Gegen dieſe Anſicht ſprach<lb/><hi rendition="#fr">Reh,</hi> für dieſelbe Dr. <hi rendition="#fr">Freudentheil</hi> und <hi rendition="#fr">R. Blum.<lb/> (Volksztg.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">▭ <hi rendition="#fr">Roſtock,</hi> den 29 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt nicht allein hier, ſondern wohl in allen<lb/> Städten des Landes nur eine Stimme darüber, daß<lb/> das Wahlgeſetz, welches von der Regierung den Stän-<lb/> den zur Berathung vorgelegt iſt, den Erwartungen<lb/> nicht entſpreche, welche durch die Proclamation des<lb/> Großherzogs hervorgerufen ſind. Es würde durch<lb/> die Annahme dieſes Geſetzvorſchlages eine Ariſtokratie<lb/> des Beſitzes gegründet werden, welche bald weit mäch-<lb/> tiger ſeyn wird, als diejenige war, deren das Land<lb/> ſich jetzt entledigen will, und die Städte würden durch<lb/> daſſelbe auf eine ſo in die Augen ſpringende Weiſe in<lb/> ihren Jntereſſen gefährdet ſeyn, daß ihr Ruin unaus-<lb/> bleiblich wäre. Jn beiden Mecklenburg ſollen gewählt<lb/> werden 100 Abgeordnete, davon in den Städten 39,<lb/> von den größeren Grundbeſitzern 27 und in den länd-<lb/> lichen Wahldiſtricten 35. Die Abgeordneten der Städte<lb/> zu denen des Landes werden ſich alſo verhalten wie<lb/> 39 zu 52, d. h. noch nicht wie 2 zu 3; es ſteht alſo<lb/> zu erwarten, daß in allen Fällen, wo die Jntereſſen<lb/> von Stadt und Land mit einander collidiren, die<lb/> Städter überſtimmt werden. Kommt hierzu nun<lb/> noch, daß die größeren Grundbeſitzer zwei Mal activ<lb/> und paſſiv wahlfähig ſind, indem ſie nicht allein in<lb/> ihren Wahlbezirken directe wählbar ſind, ſondern auch<lb/> in den Landgemeinden indirecte wählen und gewählt<lb/> werden können, ſo bedarf die oben aufgeſtellte Be-<lb/> hauptung, daß durch dieſes Wahlgeſetz nur eine neue<lb/> Ariſtokratie des Beſitzes gegründet werde, wohl keiner<lb/> weiteren Auseinanderſetzung. Nach der bisherigen<lb/> Ständeverfaſſung konnte die Landſchaft ſich gegen Be-<lb/> nachtheiligung von Seiten der Ritterſchaft durch die<lb/><hi rendition="#aq">itio in partes,</hi> durch welche gewiſſermaaßen zwei Kam-<lb/> mern gebildet wurden, deren jede ihren Separatbe-<lb/> ſchluß abgab, ſchützen. Dieſe <hi rendition="#aq">itio in partes</hi> ſoll jedoch<lb/> in Zukunft wegfallen, die Städte ſind alſo rettungslos<lb/> verloren, wenn ihnen nicht entweder gleichviel oder<lb/> doch nahe ſo viele Stimmen, wie den vereinigten<lb/> Grundbeſitzern und Landgemeinden beigelegt werden,<lb/> oder wenn nicht an die Stelle des vorgelegten Wahl-<lb/> geſetzes ein anderes nach allgemeinen Wahlkreiſen ge-<lb/> ſetzt wird. Jn erſterem Falle müßten alle Städte<lb/> mindeſtens 1, die größeren dagegen bis 2 bis 4 Abge-<lb/> ordnete ſtellen, was die Zahl derſelben auf 47 bringen<lb/> würde und in letzterem Falle müßte eine Vertretung<lb/> nach der Kopfzahl, wie ſie das Repräſentativſyſtem<lb/> bedingt, eintreten. Wir finden es ſehr begreiflich,<lb/> daß, da Mecklendurg ein Ackerbau treibendes Land iſt,<lb/> der Grundbeſitz bei dem neuen Wahlmodus vornäm-<lb/> lich bedacht wird; allein man wird es auch eben ſo<lb/> erklärlich finden, daß die Städte, und zumal Roſtock,<lb/> ihre wohl erworbenen Rechte nicht eher aufgeben<lb/> wollen und können, als bis ſie wiſſen, was ſie an<lb/> die Stelle des Wegzugebenden erhalten werden. Das<lb/> Jntereſſe der Städte verlangt es daher im höchſten<lb/> Grade, daß die Deputirten derſelben auf gegenwärti-<lb/> gem Landtage von der <hi rendition="#aq">itio in partes</hi> ſo lange Ge-<lb/> brauch machen, bis ſie günſtigere Bedingungen erhal-<lb/> ten haben, oder daß ſie, falls dies nicht zu erreichen<lb/> wäre, <hi rendition="#fr">ſämmtlich</hi> den Landtag verlaſſen. Ohne die<lb/> Landſchaft kann die Ritterſchaft in allgemeinen Lan-<lb/> desangelegenheiten keine gültige Beſchlüſſe faſſen, wo-<lb/> durch die Regierung — und dies möchte noch der<lb/> beſte Ausweg aus dieſem Jrrgarten ſeyn — ſich ge-<lb/><cb/> nöthigt ſehen würde, eine conſtituirende Verſammlung<lb/> durch freiere Wahlen zuſammen zu berufen. Ob dies<lb/> durch Zwiſchenwahlen, wie vor Kurzem bei der Frank-<lb/> furter Deputation, oder durch directe Wahlen geſchehe,<lb/> möchte am Ende gleichgültig ſeyn, da es ſich durch<lb/> die letzten Wahlen noch keineswegs als erwieſen her-<lb/> ausgeſtellt hat, daß Mecklenburg für die directe Wahl<lb/> ſchon jetzt vollkommen reif iſt; wenigſtens würde es<lb/> dann die damals beliebten Wahlumtriebe auf eine<lb/> ganz andere Weiſe aufgenommen haben, als dies<lb/> wirklich geſchehen iſt. — Eine Schilderhebung der hie-<lb/> ſigen Schneidergeſellen, welche höheren Lohn und ge-<lb/> ringere Arbeitszeit begehrten, iſt dadurch beſeitigt, daß<lb/> circa 51 derſelben aus dem Thore gebracht wurden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">▭ <hi rendition="#fr">Schwerin,</hi> den 30 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Seit dem 26 d. iſt der Landtag für beide Großher-<lb/> zogthümer Mecklenburg hier eröffnet. Der Groß-<lb/> herzog hat die Eröffnung in eigener Perſon im hie-<lb/> ſigen Dome mittelſt einer die alten abtretenden Land-<lb/> ſtande belobenden, in jetziger Zeit übrigens völlig<lb/> inhaltloſen Rede vorgenommen. Die Ständeverſamm-<lb/> lung ſelbſt hat ſich ſeit der Zeit in ihren altherge-<lb/> brachten ſchwerfälligen Formen bewegt und weſentlich<lb/> nicht mehr gethan, als zwei Committeen ernannt, die<lb/> eine zur Begutachtung des von der Regierung vor-<lb/> gelegten Wahlgeſetzes, die andere zur Erwägung der<lb/> Herſtellung von Volksbewaffnung. Außerdem hat<lb/> der Landtag nur in einer Menge von Petitionen die<lb/> Wünſche des Landes auf Verwerfung der Regierungs-<lb/> Vorlage in Betreff der Wahlen zu einer conſtituiren-<lb/> den Verſammlung vernehmen müſſen und endlich<lb/> noch die Aufgabe der drei Landesklöſter von Seiten<lb/> des Adels in der mecklenburgiſchen Ritterſchaft, als<lb/> mit der Gerechtigkeit und den Zeitforderungen nicht<lb/> länger vereinbar, durch den Vortrag eines landſchaft-<lb/> lichen Mitgliedes angebahnt ſehen müſſen. Bei die-<lb/> ſer Gelegenheit war es, wo das mit lebhaftem Jn-<lb/> tereſſe an den Verhandlungen Theil nehmende Publi-<lb/> cum der Gallerieen durch laute Acclamationen ſeinen<lb/> Beifall zu erkennen gab, eine in der Geſchichte unſe-<lb/> rer Landtage wohl noch nicht vorgekommene Bege-<lb/> benheit, da das Publicum der früheren kleinen Land-<lb/> tagsſtädte es wohl nicht gewagt hätte, ſeinen Beifall<lb/> oder ſein Mißfallen der “hochanſehnlichen” Landtags-<lb/> Verſammlung zu ſpenden. Die Reſidenz nimmt ſich,<lb/> zu ihrer Ehre ſei es geſagt, etwas mehr heraus und<lb/> ſucht durch tägliche öffentliche Verſammlungen in<lb/> einem hieſigen geräumigen Locale mittelſt Beſprechun-<lb/> gen und Discuſſionen, an denen ſich auch viele Land-<lb/> ſtände betheiligt haben, die Anſichten der letzteren über<lb/> die auf reine Volksrepräſentation gerichteten Wünſche<lb/> des Landes aufzuklären. Hoffentlich wird ein ähn-<lb/> liches Wahlgeſetz wie das neue preußiſche aus den<lb/> ſchwebenden Verhandlungen hervorgehen, wenigſtens<lb/> dürfte die Annahme des Regierungsentwurfs unmög-<lb/> lich geworden ſein, nachdem man erfährt, daß die<lb/> Landſchaft, um Ruhe uud Zufriedenheit in den Städ-<lb/> ten hervorzurufen, nöthigenfalls eine <hi rendition="#aq">itio in partes</hi><lb/> begehren und ſich als Stand gegen das den Städten<lb/> ungünſtige Geſetz erklären wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">† <hi rendition="#fr">Schwerin,</hi> den 30 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Jn der geſtrigen (vierten) Sitzung des außerordent-<lb/> lichen Landtages wurden wiederum verſchiedene Pro-<lb/> teſte gegen den Geſetz-Entwurf zur neuen Landesver-<lb/> faſſung verleſen. Da dieſelben in den Hauptpunkten,<lb/> daß nämlich durch denſelben der Grundbeſitz bevor-<lb/> zugt und eine neue Kaſte gebildet werde, ſo ziemlich<lb/> übereinſtimmten, ſo können wir uns hier auf die Ein-<lb/> zelnheiten beſchränken. Die in Schwerin verſammelten<lb/> Reform-Vereins-Deputirten wollen eine rein reprä-<lb/> ſentative Verfaſſung und verlangen daher die Einbe-<lb/> rufung eines conſtituirenden Landtages, aber Cenſus<lb/> nach liberalen Grundſätzen und Zwiſchenwahlen.<lb/> Wulf<supplied cert="high">l</supplied>eff-Sternberg begehrt im Namen des Stern-<lb/> berger Reform-Vereins, deſſen Anſichten er ſich per-<lb/> ſ<supplied cert="high">ö</supplied>nlich anſchließt, Stimmengleichheit der Städte mit<lb/> dem platten Lande. Brückner-Neubrandenburg theilt<lb/> im Auftrage des Neubrandenburger Reform-Vereins<lb/> eine Petition an Sereniſſimum Strelitz mit, worin<lb/> geſagt wird, keine Kaſte müſſe bevorzugt werden, das<lb/> ſey eine Schmach für Mecklenburg; es müſſe ein an-<lb/> derer Landtag berufen und das Wahlgeſetz gar nicht<lb/> berathen werden. Voß-Krakow übergiebt einen ähn-<lb/> lichen Proteſt des Bürger-Ausſchuſſes, in welchem die<lb/> gemeinſchaftliche Wahl eines Abgeordneten mit Malchow<lb/> abgelehnt wird. Der Reform-Verein zu Neuſtrelitz,<lb/> desgleichen Bürgermeiſter und Rath daſelbſt, prote-<lb/> ſtirt gegen das Wahlgeſetz, weil die neue Verfaſſung<lb/> keine rein-repräſentative ſeyn würde. Pohle-Schwerin<lb/> giebt ein Dictamen zu Protocoll, in welchem er die<lb/> Grundzüge zu einer neuen Verfaſſung aufſtellt. Er<lb/> verlangt die Aufſtellung aller Exemtionen, eine Kam-<lb/> mer aus Volkswahlen, ein verantwortliches Mini-<lb/> ſterium ꝛc., und beantragt, daß die Stände ſich Ga-<lb/> rantie zum Schutze der Volksrechte geben laſſen ſollen.<lb/> (Bravo von den Gallerieen, Proteſt dagegen von Seiten<lb/> des vorſitzenden Landraths.) Hierauf erfolgte die<lb/> Verleſung des erſten Berichts der Committee zur<lb/> Berathung der Reformfrage. Die Committee ertheilt<lb/> den Anrath, vor Niederlegung der Landſtandſchaft<lb/> ein Minimum von der künſtigen Stände-Verſammlung<lb/> zu gewähren, den Rechten von den Landesherren im<lb/> Voraus zu bedingen. Jm Uebrigen ſtellt der Be-<lb/> richt dem Pleno folgende Fragen zur Beantwortung:<lb/> 1) Wollen die Stände ihre Rechte in der Art auf-<lb/> geben, daß künftig eine Vertretung durch gewählte<lb/> Repräſentanten eintrete? 2) Wollen die Stände das<lb/> von den Landesherren proponirte Wahlgeſetz, ſo wie<lb/> es vorliegt, annehmen? Oder 3) wenn dies abgelehnt<lb/> wird, ſollen Stadt und Land getrennt vertreten wer-<lb/> den? 4) Sollen die Wahlen der Vertreter nach Be-<lb/> rufsſtänden allein, oder unter Mitberückſichtigung von<lb/> Jntereſſen ſtattfinden? 5) Oder ſoll neben einer ſol-<lb/> chen Wahl nach Berufsſtanden noch eine Wahl der Ver-<lb/> treter nach Kopfzahl (gemiſchtes Syſtem) ſtattfinden? —<lb/> Nach Verleſung dieſes Berichtes erklärten die Roſtocker<lb/> Deputirten, daß ſie zwar f<supplied cert="high">ü</supplied>r ihre Perſon bereit ſeyen,<lb/> ihre Landſtandſchaft aufzuopfern, daß ſie jedoch keine<lb/> Jnſtruction hätten, ſich ſchon jetzt über dieſe Vor-<lb/> ſchläge zu erklären. Auch Wismar (durch Bürger-<lb/> meiſter Schmidt und Fabricius vertreten) will durch<lb/> Nichts gebunden ſeyn, weil ihm nicht rechtzeitig (!!!)<lb/> officielle Vorlagen geworden. (<hi rendition="#aq">NB.</hi> Wismar wurde<lb/> erſt vor 2 Tagen geſtattet, an der Landtags-Berathung<lb/> Theil zu nehmen.) Nunmehr erfolgte die Debatte<lb/> über die Frage <hi rendition="#aq">I.,</hi> an welcher ſich vornämlich Oertzen-<lb/> Jürgenſtorff, Meyer-Ma<supplied cert="high">l</supplied>chow, Langfelde-Güſtrow,<lb/> Wulfleff-Sternberg und Ebert-Grevismühlen bethei-<lb/> ligten. Alle ſtimmten darin überein, daß, bevor man<lb/> in eine Aufhebung der gegenwärtigen Verfaſſung<lb/> willige, man der neuen Ständeverſammlung als Mi-<lb/> nimum diejenigen Rechte durch die Landesherren re-<lb/> verſiren laſſen müſſe, welche die jetzigen Stände beſitzen.<lb/> Demnach entwarf der Protocollf<supplied cert="high">ü</supplied>hrer den Beſchluß,<lb/> welcher, nach einer Modification die Bedingung <hi rendition="#aq">ad I.,</hi><lb/> in folgender Faſſung angenommen wurde: Die auf<lb/> gegenwärtigem außerordentlichen Landtage verſam-<lb/> melten Mitglieder der Ritter- und Landſchaft verken-<lb/> nen nicht, daß die m<supplied cert="high">ä</supplied>chtigen Zeitverhältniſſe, welche<lb/> ganz Deutſchland, alſo auch das engere Vaterland<lb/> erſchüttern, eine Ver<supplied cert="high">ä</supplied>nderung in den Staatsverhält-<lb/> niſſen wie in der Landes-Vertretung erheiſchen. Wenn<lb/> ſie ſich bewußt ſind, in ihrem früheren Wirkungskreiſe<lb/> ſtets das Beſte des Landes erſtrebt zu haben, ſo ſind<lb/> ſie auch jetzt bereit, dem Rufe des Landesherrn und<lb/> der Zeit zu folgen und ihre Landſtandſchaft zu der<lb/> Folge aufzugeben, daß eine repräſentative Stände-Ver-<lb/> ſammlung zuſammentrete; jedoch von der Bedingung<lb/> abhängig: 1) daß der in dem Committee-Bericht an-<lb/> gedeutete Revers von den Landesherren in genügen-<lb/> der Weiſe ertheilt werde, und 2) daß ſowohl über die<lb/> oben angedeuteten Verh<supplied cert="high">ä</supplied>ltniſſe als über die ſonſt an-<lb/> geregten Gegenſtände eine definitive Vereinigung zwi-<lb/> ſchen den Landesherren und den Ständen und zwi-<lb/> ſchen den Ständen unter ſich erfolge. Die Committee<lb/> wird erſucht, über die <hi rendition="#aq">ad</hi> 1) angedeuteten Gegenſtände<lb/> mit den landesherrlichen Commiſſarien in Verhand-<lb/> lung zu treten und baldmöglichſt der Landtags-Ver-<lb/> ſammlung, welche ſich auch hier eine unabhängige<lb/> Verhandlung reſervirt, zu berichten. Den Reſt der<lb/><cb/> Sitzung nahm die Berathung über die Frage des<lb/> Committee-Berichtes <hi rendition="#aq">ad</hi> 2), ſo wie ein Dictamen v.<lb/> Dewitz-Krumbecks in Anſpruch, Letzteres dahin gehend,<lb/> man m<supplied cert="high">ö</supplied>ge die Art der neuen Vertretung außerhalb<lb/> Landtages durch Abgeordnete der Stände mit Hinzu-<lb/> ziehung von Deputirten aus dem Domanium und von<lb/> Männern, welche das Vertrauen des Volkes beſitzen,<lb/> weiter prüfen laſſen. — Die am 28 d. gewählte Com-<lb/> mittee wegen der Landes-Bewaffnung iſt folgender-<lb/> maßen zuſammengeſetzt: Mecklenburgiſcher Kreis:<lb/> Graf v. Oeynhauſen-Brahlſtoff, v. Reſtorff-Roſenha-<lb/> gen, Meyer-Malchow, Timm-Neuſtadt; wendiſcher<lb/> Kreis: Graf v. d. Oſten-Sacken-Marienhof, Maltzan-<lb/> Remplin, Nizze-Ribnitz, Engel-Röbel; ſtargardiſcher<lb/> Kreis: v. Dewitz-Krumdeck, v. Oertzen-Lübberſtorf,<lb/> Schröder-Friedland, Wulfleff-Woldegk.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wien,</hi> den 30 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Se. K. K. Maj. haben den Kriegs-Miniſter, Feld-<lb/> marſchall-Lieutenant Zanini, über ſein wiederholtes<lb/> Anſuchen von dem Amte eines Kriegs-Miniſters in<lb/> Gnaden zu entheben, und nach Anh<supplied cert="high">ö</supplied>rung und über<lb/> Antrag des Miniſterrathes den Feldzeugmeiſter, Grafen<lb/><hi rendition="#fr">Baillet Latour</hi> zum Miniſter des Kriegsweſens zu<lb/> ernennen, zugleich aber auch zu beſtimmen geruhet,<lb/> daß Feldmarſchall-Lieutenant Zanini ſeine Dienſte<lb/> der Central-Kriegsverwaltung in der Art, wie ſein<lb/> Amts Nachfolger es ſelbſt wünſcht, fortgeſetzt widme.<lb/> (<hi rendition="#fr">Wiener Ztg.</hi>)</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Wiener Zeitung</hi> enthält umſtändliche Berichte<lb/> aus <hi rendition="#fr">Krakau</hi> vom 27 d., in denen Graf Caſtiglione<lb/> die Schuld der traurigen Ereigniſſe daſelbſt auf die<lb/> Volksmaſſen ſchiebt. Baron Moltke, der nach deſſen<lb/> Verwundung den Befehl übernommen, erkl<supplied cert="high">ä</supplied>rt, es ſey<lb/> unmöglich geweſen, die Stadt zu behaupten, wenn<lb/> man nicht noch größeres Blutvergießen habe herbei-<lb/> führen wollen. Die Truppen verloren 10 Todte und<lb/> 40 Verwundete und die Jnſurgenten ungleich mehr.<lb/> Ganz anders freilich lautet ein Bericht angeſehener<lb/> Polen in der <hi rendition="#fr">Allg. Oeſterr. Zeitung,</hi> worin es heißt,<lb/> man habe mit congreveſchen Raketen auf eine wehr-<lb/> loſe (?) Maſſe geſchoſſen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Wiener Zeitung</hi> vom 30 April erklärt das Ge-<lb/> rücht von einer Kriegserklärung des Papſtes gegen<lb/> Oeſterreich für unbegründet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c #fr"> <hi rendition="#g">Jtalien.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <p>Die officielle Zeitung von <hi rendition="#fr">Neapel</hi> kündigt an, daß<lb/> der ſardiniſche Geſandte, Graf Rignon, drei Audienzen<lb/> bei dem Könige von Neapel gehabt, und daß dieſer<lb/> ihm zugeſichert habe, ein Geſchwader nach dem adria-<lb/> tiſchen Meere abzuſenden. Vier Dampf-Fregatten<lb/> mit 4000 Mann K<supplied cert="high">ö</supplied>nigl. Truppen unter dem Befehle<lb/> des Generals Wilh. Pepe ſollen unverzüglich abfahren,<lb/> um Venedig zu ſchützen. Dieſe Nachricht iſt vom<lb/> 17 April. (<hi rendition="#fr">N. Z. Z.</hi>)</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Rom,</hi> den 17 April.</dateline> <p>Legations-Rath v. <hi rendition="#fr">Canitz,</hi><lb/> welcher erſt vor Kurzem von hier abgegangen war,<lb/> um ſich nach dem ihm zuerkannten Geſandtſchafts-<lb/> Poſten von Rio de Janeiro zu begeben, iſt geſtern<lb/> Nacht 3 Uhr aus Berlin in 8 Tagen wieder hier<lb/> eingetroffen, um den hieſigen Geſandten, Freiherrn<lb/><hi rendition="#fr">v. Uſedom,</hi> ſchleunigſt nach Berlin zu berufen und<lb/> ſelbigen hier einſtweilen als interimiſtiſchen Geſchäfts-<lb/> träger zu vertreten. Obwohl über die weitere Be-<lb/> ſtimmung des Herrn v. Uſedom zur Zeit noch nichts<lb/> Specielles verlautet, ſo begreift doch Jeder, der dieſen<lb/> freiſinnigen und talentvollen Staatsmann näher kennt,<lb/> wie man ſeiner gerade im gegenwärtigen Augenblicke<lb/> beſonders benöthigt ſeyn wird. Er tritt ſeine Rück-<lb/> reiſe ſchon morgen an, und wird ſeinen Weg über<lb/> Wien nehmen, wobei er genöthigt iſt, die Poſten der<lb/> Republik Venedig zu paſſiren, durch welche auch Hr.<lb/> v. Canitz hieher gelangt iſt. (<hi rendition="#fr">Köln. Ztg.</hi>)</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Neapel,</hi> den 17 April.</dateline> <p>Es herrſcht hier Verſtim-<lb/> mung in allen Kreiſen. Die Wahl der Pairs und<lb/> Deputirten wird aufs Neue die Gemüther erregen<lb/> und der Monat Mai ein ſehr ſtürmiſcher werden.<lb/> Nichts deſto weniger wird der König gleichſam ge-<lb/> zwungen, 5 Linien- und 3 Cavallerie-Regimenter, ſo<lb/> wie viel Artillerie in die Lombardei (durch die Abruzzen)<lb/> zu ſchicken. (<hi rendition="#fr">Köln. Ztg.</hi>)</p><lb/> <p>Nach Berichten aus <hi rendition="#fr">Trieſt</hi> vom 27 d. hat ſich Cer-<lb/> vignano den <choice><sic>o</sic><corr>ö</corr></choice>ſterreichiſchen Truppen ergeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Paris,</hi> den 29 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Das Reſultat der Wahlen für Paris und das De-<lb/> partement der Seine iſt geſtern Abend um 10½ Uhr<lb/> auf dem Platze des Stadthauſes, bei Fackelſchein und<lb/> unter den Fanfaren der Muſik-Chöre der National-<lb/> garde, bekannt gemacht worden. Von 360,000 Wäh-<lb/> lern der Stadt Paris und des Departements der<lb/> Seine haben ungefähr 300,000 an dem Wahl-Acte<lb/> Theil genommen, der vom 23 d., 7 Uhr Morgens,<lb/> bis zum 28 d., 10½ Uhr Abends, dauerte und von<lb/> der größten Ruhe und Ordnung begleitet war. Die<lb/> Namen der 34 Deputirten von Paris und der Seine<lb/> ſind folgende: Lamartine, Regierungs-Mitglied, 25<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>,800<lb/> Stimmen; Du<supplied cert="high">p</supplied>ont (de l’Eure), Regierungs-Mitglied,<lb/> 245,083 St.; F. Arago, Regierungs-Mitglied, 243,640<lb/> St.; Garnier-Pog<hi rendition="#aq">è</hi>s, Regierungs. Mitglied, 240,890 St.;<lb/> A. Marraſt. Regierungs-Mitglied, 229,166 St.; Ma-<lb/> rie, Regierungs-Mitglied, 225,766 St.; Cremieux, Re-<lb/> gierungs-Mitglied, 210 699 St.; Beranger, Dichter,<lb/> 204,271 St.; Carnot, Miniſter des Unterrichts, 195,608<lb/> St.; Bethmont, Handelsminiſter, 189,252 St.; Du<choice><sic>;</sic><corr>-</corr></choice><lb/> vivier, General der mobilen Nationalgarde, 182,175 St.-<lb/> F. Laſteyrie, Ex-Deputirter der Linken, 165,156 St.;<lb/> Vavin, Ex-Deputirter der Linken, 151,103 St.; Ca-<lb/> vaignac, General-Gouverneur von Algier, 144,187 St.;<lb/> Berger, Ex-Deputirter der Linken, Maire des zweiten<lb/> Arrondiſſements, 136,660 St.; Pagnerre, General-Se-<lb/> cretär der proviſoriſchen Regierung, 136,117 St.;<lb/> Buchez, Adjunct des Maire von Paris, 135,678 St.;<lb/> Cormenin, Präſident des Staatsraths, 135,050 St.;<lb/> Corbon, Arbeiter und Redacteur des Arelier, 135,043<lb/> St.; Cauſſi<supplied cert="low">di</supplied><hi rendition="#aq">è</hi>re, Polizeipräfect, 133,775 St.; Albert,<lb/> Arbeiter, Regierungs-Mitglied, 133,041 St.; Wo-<lb/> lowski, Profeſſor am <hi rendition="#aq">Conservatoire des arts et mè-<lb/> tiers,</hi> 132,333 St.; Peupin; Arbeiter, Uhrmacher,<lb/> 131,969 St.; Ledru-Rollin, Regierungs-Mitglied,<lb/> 131,587 St.; J. P. Schmith, Arbeiter, 124,383 St.;<lb/> Flocon, Regierungs-Mitglied, 121,865 St.; Louis<lb/> Blanc, Regierungs-Mitglied, 121,140 St.; Recurt,<lb/> Adjunct des Maire von Paris, 118,075 St.; Agricol<lb/> Perdiguier, Arbeiter, Tiſchler, 117,2<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>0 St.; J. Baſtide,<lb/> Unter-Staatsſecretär der auswärtigen Angelegenheiten,<lb/> 110,228 St.; Coquerel, proteſtantiſcher Paſtor, 109,934<lb/> St.; Garnon, Ex-Deputirter, 106,747 St.; Guinard,<lb/> Oberſt der Artillerie der Nationalgarde, 106,262 St.;<lb/> Abb<hi rendition="#aq">é</hi> Lamennais 104,871 St.</p><lb/> <p>Auch aus den meiſten Departements ſind ſchon die<lb/> Ernennungen da, ſie ſind größtentheils im gemäßigt-<lb/> republikaniſchen Sinne ausgefallen, faſt alle Deputirte<lb/> der früheren Linken ſind wieder gewählt. Jn Mar-<lb/> ſeille bemerkt man unter den Deputirten neben den<lb/> Namen des Advocaten Berryer und des Dichters<lb/> Barthelemy, den Haſen-Laſtträger Aſtoin; Thiers hatte<lb/> wenig Ausſicht gewählt zu werden. Unter den De-<lb/> putirten der Departements findet man als Repräſen-<lb/> tanten der Arbeit mehr Ackerbauer, als induſtrielle<lb/> Arbeiter, jedenfalls ſind Beſitz und Eigenthum in die-<lb/> ſer National-Verſammlung mehr als hinreichend ver-<lb/> treten; daß aber die Vertreter der verſchiedenen ſocia-<lb/> liſtiſchen Syſteme ſo ganz ausgeſchloſſen zu ſeyn<lb/> ſcheinen, dürfte jedenfalls ein Unglück ſeyn und zu<lb/> andern Extremen führen.</p><lb/> <p>Jn der Mehrzahl der Departements hat während<lb/> des Wahl-Actes die größte Ruhe geherrſcht, an einigen<lb/> Orten jedoch ſind arge Ruheſtörungen vorgefallen und<lb/> in Rouen ſind dieſelben Beſorgniß erregender Art.<lb/> Die gemäßigte Partei hatte hier einen vollſtändigen<lb/> Sieg davon getragen und alle ihre, mitunter ſehr<lb/> reactionären Candidaten durchgeſetzt, dagegen alle Re-<lb/> publikaner, Arbeiter und Vertreter der demokratiſchen<lb/> Jdeen, ſelbſt den Regierungs<supplied cert="low">-</supplied>Commiſſar Deschamps<lb/> ausgeſchloſſen. Die republikaniſche Partei, hierdurch<lb/> erbittert, ſoll durch die Nationalgarde provocirt wor-<lb/> den ſeyn, und am 27 d. entſpann ſich ein heſtiges<lb/> Straßengeſecht, in dem zahlreiche Barrikaden errichtet,<lb/><cb/> mit der größten Erbitterung ver<supplied cert="high">t</supplied>heidigt und von der<lb/> Linie und Nationalgarde genommen wurden. Am<lb/> Abende des 27 d. ſchickte der Militär-Commandant<lb/> von Rouen folgende telegraphiſche Depeſche an den<lb/> Kriegsminiſter: “Es iſt Mitternacht; wir ſchlagen<lb/> uns ſeit 6 Stunden gegen einen beträchtlichen Auf-<lb/> ſtand, der unſer Feuer erwiedert. Der morgende Tag<lb/> wird heiß werden. Schicken ſie uns Verſtärkungen,<lb/> es iſt dringend.” — Eine Depeſche des General-Pro-<lb/> curators an den Juſtizminiſter (vom 28 d., 4½ Uhr<lb/> Morgens datirt) ſagt, der Aufſtand ſey unterdrückt<lb/> und es habe 8 Todte und 15 Verwundete gegeben.<lb/> Allein der <hi rendition="#fr">National,</hi> der Regierung nahe ſtehend,<lb/> ſagt, der Aufſtand habe am 28 d. wieder begonnen;<lb/> man habe Artillerie gegen die Barrikaden anwenden<lb/> müſſen, mehrere Fabrikdörfer der Umgegend hätten<lb/> ſich der Bewegung angeſchloſſen, zwei Regimenter<lb/> Jnfanterie ſeyen auf der Eiſenbahn von Paris nach<lb/> Rouen geſchickt worden und die Stadt in Belage-<lb/> rungsſtand erklärt. Dagegen verſichert das <hi rendition="#fr">Journal<lb/> des D</hi><hi rendition="#aq">é</hi><hi rendition="#fr">bats,</hi> daß geſtern Abend um 6 Uhr, bei dem<lb/> Abgange des letzten Convois, die Ruhe in Rouen<lb/> ganz hergeſtellt war.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#fr">Moniteur</hi> enthält heute folgende officielle Acten-<lb/> ſtücke: 1) Decret der proviſoriſchen Regierung, wel-<lb/> ches die Vereinigung aller Provinzialbanken Frank-<lb/> reichs (mit Ausnahme der von Bordeaux) mit der<lb/> Pariſer Bank befiehlt. 2) Decret, die Eintheilung<lb/> Frankreichs in 17 Militär-Diviſionen betreffend. 3)<lb/> Decret, verordnend, daß das Louvre ſogleich ausge-<lb/> baut, “Pallaſt des Volkes” genannt und künftig zu<lb/> den Jnduſtrie-, Kunſt- und anderen Ausſtellungen und<lb/> zur Unterbringung der National-Bibliothek verwendet<lb/> werden ſoll. Die Rivoliſtraße wird zugleich nach dem<lb/> bisherigen Plane bis zum <hi rendition="#aq">Pont-neuf</hi> ausgebaut. Alle<lb/> Arbeiter ſind eingeladen, ſich bei den Arbeiten am<lb/> Volkspallaſte zu betheiligen. Die nöthigen Expro-<lb/> priationen geſchehen augenblicklich durch eine Com-<lb/> miſſion. 4) Die Kinderbewahr-Anſtalten werden aus<lb/> Mildthätigkeits-Jnſtituten zu Unterrichts-Anſtalten<lb/> und erhalten den Namen “mütterliche Schulen”.</p><lb/> <p>Eine telegraphiſche Depeſche bringt dem General<lb/> Cavaignac den Befehl nach Algier, ſich augenblicklich<lb/> nach Paris zu begeben.</p><lb/> <p>Briefe aus London melden, daß der Fürſt Met-<lb/> ternich daſelbſt täglich den ärgſten Jnſulten von Seiten<lb/> in England lebender Oeſterreicher, Polen, Ungarn<lb/> und Jtaliäner ausgeſetzt iſt und ſich nirgends öffentlich<lb/> ſehen laſſen darf. Wir leſen in der That im <hi rendition="#fr">Mor-<lb/> ning-Herald</hi> vom 27 d., daß ein Oeſterreicher, Na-<lb/> mens Johann Lhoski, vor das Polizei-Bureau von<lb/> Marlboroughſtreet gebracht wurde, weil er dem Für-<lb/> ſten Metternich alle Fenſter eingeſchlagen hatte. Bei<lb/> dieſer Gelegenheit ſagte der Beſitzer des Brunswic-<lb/> Hotel als Zeuge aus, daß Metternich fortwährend<lb/> Jnſulten von Seiten ſeiner Landsleute ausgeſetzt ſey.<lb/> Lhoski wurde zu 6 <hi rendition="#aq">sh.</hi> Strafe verurtheilt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">NS.</hi> Wir erhalten vor Poſtſchluß noch das <hi rendition="#fr">Journal<lb/> de Rouen von heute.</hi> Seine Nachrichten gehen bis<lb/> 3 Uhr Morgens, wo die Emeute im Jnnern der<lb/> Stadt ganz beſiegt war. Die Zahl der Todten wird<lb/> auf 22 angegeben, die der Verwundeten, viel bedeu-<lb/> tender, läßt ſich noch nicht ermitteln. 248 Perſonen<lb/> ſind verhaftet worden, unter ihnen Hr. Durand, De-<lb/> putirter und Maire, zugleich Präſident eines ſehr<lb/> exaltirten Clubs. Rouen iſt übrigens nicht in Bela-<lb/> gerungsſtand <hi rendition="#aq">(état de siège),</hi> ſondern nur in Kriegs-<lb/> ſtand <hi rendition="#aq">(état de guerre)</hi> erklärt, wodurch die Befugniſſe<lb/> des Militär-Commandanten bedeutend erweitert wer-<lb/> den. — Jn Elbeuf ſind die Arbeiter ebenfalls aufge-<lb/> ſtanden und man ſandte in größter Eile Munition für<lb/> die Truppen und Nationalgarde dahin. Es ſcheint,<lb/> als ob uns ein ultra-revolutionärer Aufſtand der in-<lb/> duſtriellen Norddepartements droht, wo die in<lb/> ihren Februar-Erwartungen getäuſchten Arbeiter das<lb/> Aeußerſte verſuchen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements"> <div type="jAnnouncements"> <head> <hi rendition="#c #fr"> <hi rendition="#g">Vermiſchte Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Das Teſtament des kürzlich verſtorbenen <hi rendition="#fr">Jacob<lb/> Aſtor</hi> iſt in den Newyorker Zeitungen veröffentlicht.<lb/> Es verfügt über ein Vermögen von 20 Mill. Dollars.<lb/> Der Stadt Newyork hat Aſtor 500,000 Doll. für eine<lb/> öffentliche Bibliothek vermacht; der <hi rendition="#fr">Enquirer</hi> findet<lb/> das ſehr knickerig.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Rheinſchiffer</hi> wollen ſich nicht zufrieden geben,<lb/> und erklären mit Drohungen: “Keine Schleppſchiffe<lb/> mehr!” Selbſt die Deputation der F<supplied cert="low">ü</supplied>nfziger, an wel-<lb/> cher doch Volksmänner wie Nobert Blum und Ra-<lb/> veaux Theil nahmen, vermochte, trotz aller Bered-<lb/> ſamkeit, nicht durchzudringen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports"> <head> <hi rendition="#b #c">Wetterbeobachtung vom 1 Mai.</hi> </head><lb/> <table> <row> <cell>Zeit</cell> <cell>Therm.</cell> <cell>Barom.</cell> <cell>Wind</cell> <cell>Atmoſphäre</cell> </row><lb/> <row> <cell>M. 4 U.</cell> <cell>— 1.2</cell> <cell>28, 3.48 ſt.</cell> <cell><hi rendition="#aq">NW</hi> 0</cell> <cell>l. Nbl. u. Reif</cell> </row><lb/> <row> <cell>N. 2 „</cell> <cell>+ 9,9</cell> <cell>„ 3,22 f.</cell> <cell>„ 3</cell> <cell>⊙ u. Schtw.</cell> </row><lb/> <row> <cell>A. 6 „</cell> <cell>„ 7,6</cell> <cell>„ 3,20</cell> <cell>„ 4</cell> <cell>ſonnig</cell> </row><lb/> </table> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements"> <head/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c">* <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Stadt-Theater.</hi></hi></hi> </head><lb/> <p>Heute, Mittwoch, beendigt Dem. <hi rendition="#fr">Lucile Grahn</hi><lb/> ihr Gaſtſpiel, welches auch in dieſer trüben Zeit das<lb/> jetzt leider ſo oſt ſchlecht beſetzte Haus zu füllen ver-<lb/> ſtanden, mit der Aufführung des großen Ballets<lb/> “Katharina, oder: Die Tochter des Räubers”, in<lb/> welchem ſie vollkommen Gelegenheit hat, ihre Grazie<lb/> wie ihre Gewandtheit in den mannichfachſten chore-<lb/> graphiſchen und plaſtiſchen Attitüden zu zeigen. Wir<lb/> enthalten uns jeder überflüſſigen Anpreiſung eines<lb/> Talents, das auch in den letzten Tagen in unſerer<lb/> Mitte ſo viele Bewunderung geerntet, und bemerken<lb/> nur, daß die junge Dame in dieſer Partie nicht allein<lb/> in London, ſondern auch in Jtalien, dem Schauplatze<lb/> dieſer überaus intereſſanten, dem Leben Salvator<lb/> Roſas entlehnten Darſtellung, als “Banditenkönigin<lb/> Katharina” wahrhaft Furore gemacht und alle Her-<lb/> zen erbeutet hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <trailer> <hi rendition="#c">Herausgegeben von <hi rendition="#fr">Runkel.</hi></hi> </trailer> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements"> <head> <hi rendition="#b #c #fr"> <hi rendition="#g">Amtliche Bekanntmachungen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Decrete des Senats.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Den 2. Mai: Jn Sachen A. P. H. Kurzmann. —<lb/> N. H. Lütgens. — des Vorſteher-Collegiums der hie-<lb/> ſigen deutſch-iſraelitiſchen Gemeinde. — J. C. F. Bähr.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erkenntniſſe des Handelsgerichts.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Zweite Kammer.</hi> </hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Außerordentliche Sitzung.)</hi> </p><lb/> <p>Den 1. Mai: Jn Sachen S. Heine <hi rendition="#aq">c.</hi> A. D. Pehmöller,<lb/> im eigenen Namen und als ꝛc. — C. Reuſcher, in Firma<lb/> Reuſcher <hi rendition="#aq">& Co., c.</hi> denſelben. — Frau R., geb. Heine,<lb/> des verſtorbenen E. Heine Wwe., als ꝛc., <hi rendition="#aq">c.</hi> denſelben.<lb/> — B. Hirſchſeld <hi rendition="#aq">c.</hi> denſelben. — M. Nobinow Söhne <hi rendition="#aq">c.</hi><lb/> denſelben. — L. Hertz <hi rendition="#aq">&</hi> Söhne <hi rendition="#aq">c.</hi> denſelben. — L. M.<lb/> Heine <hi rendition="#aq">c.</hi> denſelben.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c #fr"> <hi rendition="#g">Falliſſement.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Den 2. Mai hat Nehemias Heymann, in Firma<lb/> N. Heimann, Kaufmann, wohnhaft erſte El<supplied cert="low">b</supplied>ſtraße<lb/> No. 35, mit Crt. <gap/><note type="editorial">Zeichen nicht darstellbar, Währungszeichen "Mark"</note> 390 und Bco. <gap/><note type="editorial">Zeichen nicht darstellbar, Währungszeichen "Mark"</note> 5290 bei dem<lb/> Handelsgerichte Jnſolvenz erklärt.</p> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Wahl der <hi rendition="#aq">Curat. bonorum:</hi></hi> </hi> </p><lb/> <closer> <dateline>Donnerstag, den 4. d. M., Nachmittags 1½ Uhr.</dateline> </closer> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c #fr"> <hi rendition="#g">Brief-Annahme</hi> </hi> </head><lb/> <p>nach Frankreich, pr. Dampfboot <hi rendition="#aq">via</hi> Havre: <hi rendition="#g">heute,</hi><lb/> bis 11½ Uhr Vormittags, im Stadt-Poſthauſe.</p><lb/> <closer> <dateline>Hamburg, den 3. Mai 1848.</dateline><lb/> <signed> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Stadt-Poſt-Amt.<lb/> Fürſtlich Thurn und Taxis’ſches Ober-<lb/> Poſt-Amt.</hi> </hi> </signed> </closer> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c #fr"> <hi rendition="#g">Brief-Beförderung</hi> </hi> </head><lb/> <p>nach Newyork, pr. Schiff Hamburg: <hi rendition="#g">heute.</hi></p><lb/> <closer> <dateline>Hamburg, den 3. Mai 1848.</dateline><lb/> <signed> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Stadt-Poſt-Amt.</hi> </hi> </signed> </closer><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Allen angerechnet werden, als die beſſeren Hildes-
heimer es ſich gefallen laſſen werden, wenn man ſie
mit Weinhagen und Conſorten zuſammenſtellt. Wenn
die Bürger unſerer Stadt nicht ihre Beſonnenheit
und Geſetzlichkeit bewahrt hätten, ſo würden auch
hier ähnliche Elemente, wie die in Hildesheim, ihr
Haupt erhoben haben; jetzt haben die Unglücksraben
kaum zu krächzen gewagt.
Die Wahlen zum deutſchen Reichstage haben hier
die Gemüther mehr beſchäftigt, als erwartet wurde;
die verſchiedenartigſten, aber nicht ungeſetzlichen Mittel
ſind gebraucht, um Rumann’s Wahl möglich zu
machen, während die Gegenpartei auch wohl gewirkt
hat, aber weniger offen. Jn der Stadt ſind Rumann,
Detmold, Wachsmuth, Stemers, Hantelmann die ge-
nannteſten Candidaten. Der Entwurf zu einem Wahl-
geſetze, welchen die Regierung vorgelegt hat, findet
ſehr viele Billigung; ſehr zu wünſchen iſt, daß die
Mitglieder der erſten Kammer, welche in die be-
treffende Commiſſion gewählt ſind, von ihrer Tena-
cität ablaſſen mögen, da ſie die Sache durch Hart-
näckigkeit noch viel ſchlimmer machen. Der Regie-
rung und der öffentlichen Meinung gegenüber ver-
mögen die Herren nichts.
* Hannover, den 30 April.
Die geſtrige Morgen-Zeitung berichtet: Stadt-
Director Rumann ſey von der Regierung, deren An-
ſichten er vertrete, zum Landdroſten von Hildes-
heim ernannt. An der Nachricht iſt, wie jeder Ver-
nünſtige das auch bei nur oberflächlicher Beachtung
der Verhältniſſe ſofort einſehen mußte, kein wahres
Wort. Die Abſicht erklärt ſich als Wahl-Manöver.
Stadt-Director Rumann iſt der Haupt-Candidat für
die hieſige Wahl zum deutſchen Parlament. Seine
politiſche Vergangenheit wird von ſeinen Anhängern
in der Bürgerſchaft mit dem Schleier der chriſtlichen
Liebe bedeckt; bedenklicher aber erſchien das Gerücht:
Rumann ſtehe feindſelig gegen die jetzige Regierung,
die bekanntlich bei hieſiger Bürgerſchaft ſehr beliebt
iſt. Da war die Erfindung: “Rumann ſey zum Land-
droſten ernannt”, das bequemſte und leichteſte Mittel,
jenes Bedenken zu beſeitigen. Die Morgen-Zeitung
war vielleicht nur düpirt von einem Rumann’ſchen
Agenten; — bis dahin aber, daß die Erfindung als
ſolche bekannt wird, iſt die Wahl vorbei.
Hannover, den 1 Mai.
So eben kehrt der Abgeordnete der Volksverord-
neten (alias Condeputirten) Syndicus Büren, von
Frankfurt zurück, und berichtet uns über den Erfolg
ſeiner Sendung das Nachſtehende:
Nach erſtattetem ſchriftlichen Vortrage über die Ver-
handlungen und Beſchlüſſe der hannoverſchen Volks-
verordneten, inſonderheit die Verfaſſungs-Angelegen-
heit betreffend, wurde die Legitimation der Volksver-
ordneten von dem Fünfziger-Ausſchuſſe mit Ausnahme
von einigen Stimmen nicht im Mindeſten bezweifelt
und deshalb eine Commiſſion von 5 Mitgliedern (Dr.
Freudentheil, Dr. Heckſcher, Dr. Siemens, Dr. Gü-
lich, Paſtor Jürgens) zur Bericht-Erſtattung über dieſe
Angelegenheit niedergeſetzt. Dieſe wurde mit der Arbeit
erſt am 29 v. M. fertig und ſtellte folgenden Antrag:
Der Fünfziger-Ausſchuß des deutſchen Vorparla-
ments wolle die hohe Bundes-Verſammlung erſuchen:
1) der hannoverſchen Regierung dringend anzurathen
und zu empfehlen:
A. Die Thätigkeit der gegenwärtigen Ständever-
ſammlung auf die Erledigung der laufenden
Geſchäfte und die Bewilligung des Budgets
zu beſchränken;
B. ein proviſoriſches, liberales, den Beſchlüſſen des
Vorparlaments entſprechendes Wahlgeſetz zu
erlaſſen und in Gemäßheit der Vorſchriften des-
ſelben die Bildung einer conſtituirenden Ver-
ſammlung zu bewirken.
2) Aber die hannoverſche Regierung aufzufordern,
in Uebereinſtimmung mit dem Beſchluſſe des Aus-
ſchuſſes vom 26 April d. J. die Einberufung
der conſtituirenden Verſammlung ſo lange aus-
zuſetzen, bis das Verfaſſungswerk für Deutſch-
land beendigt ſeyn wird.
Dieſer Antrag wurde mit 34 Stimmen gegen 2, mit-
hin faſt einhellig, angenommen und zum Beſchluß er-
hoben. Dagegen ſtimmten Wippermann und Schwar-
zenberg.
Der Berichterſtatter, Dr. Heckſcher, ſprach ſich ſehr
warm für die Sache aus, indem er darthat, daß
durch die rechtswidrige Aufhebung des Staatsgrund-
geſetzes von 1833 und Einführung des Landesver-
faſſungsgeſetzes von 1840 trotz der erpreßten Reverſe
der Stände-Mitglieder in dem Augenblicke gar keine
rechtsgültige Verfaſſung, noch auch rechtsgültige Stände
in Hannover exiſtirten, mithin auch dieſen Ständen
das neu zu erſchaffende Verfaſſungswerk durchaus
nicht anzuvertrauen ſey. Gegen dieſe Anſicht ſprach
Reh, für dieſelbe Dr. Freudentheil und R. Blum.
(Volksztg.)
▭ Roſtock, den 29 April.
Es iſt nicht allein hier, ſondern wohl in allen
Städten des Landes nur eine Stimme darüber, daß
das Wahlgeſetz, welches von der Regierung den Stän-
den zur Berathung vorgelegt iſt, den Erwartungen
nicht entſpreche, welche durch die Proclamation des
Großherzogs hervorgerufen ſind. Es würde durch
die Annahme dieſes Geſetzvorſchlages eine Ariſtokratie
des Beſitzes gegründet werden, welche bald weit mäch-
tiger ſeyn wird, als diejenige war, deren das Land
ſich jetzt entledigen will, und die Städte würden durch
daſſelbe auf eine ſo in die Augen ſpringende Weiſe in
ihren Jntereſſen gefährdet ſeyn, daß ihr Ruin unaus-
bleiblich wäre. Jn beiden Mecklenburg ſollen gewählt
werden 100 Abgeordnete, davon in den Städten 39,
von den größeren Grundbeſitzern 27 und in den länd-
lichen Wahldiſtricten 35. Die Abgeordneten der Städte
zu denen des Landes werden ſich alſo verhalten wie
39 zu 52, d. h. noch nicht wie 2 zu 3; es ſteht alſo
zu erwarten, daß in allen Fällen, wo die Jntereſſen
von Stadt und Land mit einander collidiren, die
Städter überſtimmt werden. Kommt hierzu nun
noch, daß die größeren Grundbeſitzer zwei Mal activ
und paſſiv wahlfähig ſind, indem ſie nicht allein in
ihren Wahlbezirken directe wählbar ſind, ſondern auch
in den Landgemeinden indirecte wählen und gewählt
werden können, ſo bedarf die oben aufgeſtellte Be-
hauptung, daß durch dieſes Wahlgeſetz nur eine neue
Ariſtokratie des Beſitzes gegründet werde, wohl keiner
weiteren Auseinanderſetzung. Nach der bisherigen
Ständeverfaſſung konnte die Landſchaft ſich gegen Be-
nachtheiligung von Seiten der Ritterſchaft durch die
itio in partes, durch welche gewiſſermaaßen zwei Kam-
mern gebildet wurden, deren jede ihren Separatbe-
ſchluß abgab, ſchützen. Dieſe itio in partes ſoll jedoch
in Zukunft wegfallen, die Städte ſind alſo rettungslos
verloren, wenn ihnen nicht entweder gleichviel oder
doch nahe ſo viele Stimmen, wie den vereinigten
Grundbeſitzern und Landgemeinden beigelegt werden,
oder wenn nicht an die Stelle des vorgelegten Wahl-
geſetzes ein anderes nach allgemeinen Wahlkreiſen ge-
ſetzt wird. Jn erſterem Falle müßten alle Städte
mindeſtens 1, die größeren dagegen bis 2 bis 4 Abge-
ordnete ſtellen, was die Zahl derſelben auf 47 bringen
würde und in letzterem Falle müßte eine Vertretung
nach der Kopfzahl, wie ſie das Repräſentativſyſtem
bedingt, eintreten. Wir finden es ſehr begreiflich,
daß, da Mecklendurg ein Ackerbau treibendes Land iſt,
der Grundbeſitz bei dem neuen Wahlmodus vornäm-
lich bedacht wird; allein man wird es auch eben ſo
erklärlich finden, daß die Städte, und zumal Roſtock,
ihre wohl erworbenen Rechte nicht eher aufgeben
wollen und können, als bis ſie wiſſen, was ſie an
die Stelle des Wegzugebenden erhalten werden. Das
Jntereſſe der Städte verlangt es daher im höchſten
Grade, daß die Deputirten derſelben auf gegenwärti-
gem Landtage von der itio in partes ſo lange Ge-
brauch machen, bis ſie günſtigere Bedingungen erhal-
ten haben, oder daß ſie, falls dies nicht zu erreichen
wäre, ſämmtlich den Landtag verlaſſen. Ohne die
Landſchaft kann die Ritterſchaft in allgemeinen Lan-
desangelegenheiten keine gültige Beſchlüſſe faſſen, wo-
durch die Regierung — und dies möchte noch der
beſte Ausweg aus dieſem Jrrgarten ſeyn — ſich ge-
nöthigt ſehen würde, eine conſtituirende Verſammlung
durch freiere Wahlen zuſammen zu berufen. Ob dies
durch Zwiſchenwahlen, wie vor Kurzem bei der Frank-
furter Deputation, oder durch directe Wahlen geſchehe,
möchte am Ende gleichgültig ſeyn, da es ſich durch
die letzten Wahlen noch keineswegs als erwieſen her-
ausgeſtellt hat, daß Mecklenburg für die directe Wahl
ſchon jetzt vollkommen reif iſt; wenigſtens würde es
dann die damals beliebten Wahlumtriebe auf eine
ganz andere Weiſe aufgenommen haben, als dies
wirklich geſchehen iſt. — Eine Schilderhebung der hie-
ſigen Schneidergeſellen, welche höheren Lohn und ge-
ringere Arbeitszeit begehrten, iſt dadurch beſeitigt, daß
circa 51 derſelben aus dem Thore gebracht wurden.
▭ Schwerin, den 30 April.
Seit dem 26 d. iſt der Landtag für beide Großher-
zogthümer Mecklenburg hier eröffnet. Der Groß-
herzog hat die Eröffnung in eigener Perſon im hie-
ſigen Dome mittelſt einer die alten abtretenden Land-
ſtande belobenden, in jetziger Zeit übrigens völlig
inhaltloſen Rede vorgenommen. Die Ständeverſamm-
lung ſelbſt hat ſich ſeit der Zeit in ihren altherge-
brachten ſchwerfälligen Formen bewegt und weſentlich
nicht mehr gethan, als zwei Committeen ernannt, die
eine zur Begutachtung des von der Regierung vor-
gelegten Wahlgeſetzes, die andere zur Erwägung der
Herſtellung von Volksbewaffnung. Außerdem hat
der Landtag nur in einer Menge von Petitionen die
Wünſche des Landes auf Verwerfung der Regierungs-
Vorlage in Betreff der Wahlen zu einer conſtituiren-
den Verſammlung vernehmen müſſen und endlich
noch die Aufgabe der drei Landesklöſter von Seiten
des Adels in der mecklenburgiſchen Ritterſchaft, als
mit der Gerechtigkeit und den Zeitforderungen nicht
länger vereinbar, durch den Vortrag eines landſchaft-
lichen Mitgliedes angebahnt ſehen müſſen. Bei die-
ſer Gelegenheit war es, wo das mit lebhaftem Jn-
tereſſe an den Verhandlungen Theil nehmende Publi-
cum der Gallerieen durch laute Acclamationen ſeinen
Beifall zu erkennen gab, eine in der Geſchichte unſe-
rer Landtage wohl noch nicht vorgekommene Bege-
benheit, da das Publicum der früheren kleinen Land-
tagsſtädte es wohl nicht gewagt hätte, ſeinen Beifall
oder ſein Mißfallen der “hochanſehnlichen” Landtags-
Verſammlung zu ſpenden. Die Reſidenz nimmt ſich,
zu ihrer Ehre ſei es geſagt, etwas mehr heraus und
ſucht durch tägliche öffentliche Verſammlungen in
einem hieſigen geräumigen Locale mittelſt Beſprechun-
gen und Discuſſionen, an denen ſich auch viele Land-
ſtände betheiligt haben, die Anſichten der letzteren über
die auf reine Volksrepräſentation gerichteten Wünſche
des Landes aufzuklären. Hoffentlich wird ein ähn-
liches Wahlgeſetz wie das neue preußiſche aus den
ſchwebenden Verhandlungen hervorgehen, wenigſtens
dürfte die Annahme des Regierungsentwurfs unmög-
lich geworden ſein, nachdem man erfährt, daß die
Landſchaft, um Ruhe uud Zufriedenheit in den Städ-
ten hervorzurufen, nöthigenfalls eine itio in partes
begehren und ſich als Stand gegen das den Städten
ungünſtige Geſetz erklären wird.
† Schwerin, den 30 April.
Jn der geſtrigen (vierten) Sitzung des außerordent-
lichen Landtages wurden wiederum verſchiedene Pro-
teſte gegen den Geſetz-Entwurf zur neuen Landesver-
faſſung verleſen. Da dieſelben in den Hauptpunkten,
daß nämlich durch denſelben der Grundbeſitz bevor-
zugt und eine neue Kaſte gebildet werde, ſo ziemlich
übereinſtimmten, ſo können wir uns hier auf die Ein-
zelnheiten beſchränken. Die in Schwerin verſammelten
Reform-Vereins-Deputirten wollen eine rein reprä-
ſentative Verfaſſung und verlangen daher die Einbe-
rufung eines conſtituirenden Landtages, aber Cenſus
nach liberalen Grundſätzen und Zwiſchenwahlen.
Wulfleff-Sternberg begehrt im Namen des Stern-
berger Reform-Vereins, deſſen Anſichten er ſich per-
ſönlich anſchließt, Stimmengleichheit der Städte mit
dem platten Lande. Brückner-Neubrandenburg theilt
im Auftrage des Neubrandenburger Reform-Vereins
eine Petition an Sereniſſimum Strelitz mit, worin
geſagt wird, keine Kaſte müſſe bevorzugt werden, das
ſey eine Schmach für Mecklenburg; es müſſe ein an-
derer Landtag berufen und das Wahlgeſetz gar nicht
berathen werden. Voß-Krakow übergiebt einen ähn-
lichen Proteſt des Bürger-Ausſchuſſes, in welchem die
gemeinſchaftliche Wahl eines Abgeordneten mit Malchow
abgelehnt wird. Der Reform-Verein zu Neuſtrelitz,
desgleichen Bürgermeiſter und Rath daſelbſt, prote-
ſtirt gegen das Wahlgeſetz, weil die neue Verfaſſung
keine rein-repräſentative ſeyn würde. Pohle-Schwerin
giebt ein Dictamen zu Protocoll, in welchem er die
Grundzüge zu einer neuen Verfaſſung aufſtellt. Er
verlangt die Aufſtellung aller Exemtionen, eine Kam-
mer aus Volkswahlen, ein verantwortliches Mini-
ſterium ꝛc., und beantragt, daß die Stände ſich Ga-
rantie zum Schutze der Volksrechte geben laſſen ſollen.
(Bravo von den Gallerieen, Proteſt dagegen von Seiten
des vorſitzenden Landraths.) Hierauf erfolgte die
Verleſung des erſten Berichts der Committee zur
Berathung der Reformfrage. Die Committee ertheilt
den Anrath, vor Niederlegung der Landſtandſchaft
ein Minimum von der künſtigen Stände-Verſammlung
zu gewähren, den Rechten von den Landesherren im
Voraus zu bedingen. Jm Uebrigen ſtellt der Be-
richt dem Pleno folgende Fragen zur Beantwortung:
1) Wollen die Stände ihre Rechte in der Art auf-
geben, daß künftig eine Vertretung durch gewählte
Repräſentanten eintrete? 2) Wollen die Stände das
von den Landesherren proponirte Wahlgeſetz, ſo wie
es vorliegt, annehmen? Oder 3) wenn dies abgelehnt
wird, ſollen Stadt und Land getrennt vertreten wer-
den? 4) Sollen die Wahlen der Vertreter nach Be-
rufsſtänden allein, oder unter Mitberückſichtigung von
Jntereſſen ſtattfinden? 5) Oder ſoll neben einer ſol-
chen Wahl nach Berufsſtanden noch eine Wahl der Ver-
treter nach Kopfzahl (gemiſchtes Syſtem) ſtattfinden? —
Nach Verleſung dieſes Berichtes erklärten die Roſtocker
Deputirten, daß ſie zwar für ihre Perſon bereit ſeyen,
ihre Landſtandſchaft aufzuopfern, daß ſie jedoch keine
Jnſtruction hätten, ſich ſchon jetzt über dieſe Vor-
ſchläge zu erklären. Auch Wismar (durch Bürger-
meiſter Schmidt und Fabricius vertreten) will durch
Nichts gebunden ſeyn, weil ihm nicht rechtzeitig (!!!)
officielle Vorlagen geworden. (NB. Wismar wurde
erſt vor 2 Tagen geſtattet, an der Landtags-Berathung
Theil zu nehmen.) Nunmehr erfolgte die Debatte
über die Frage I., an welcher ſich vornämlich Oertzen-
Jürgenſtorff, Meyer-Malchow, Langfelde-Güſtrow,
Wulfleff-Sternberg und Ebert-Grevismühlen bethei-
ligten. Alle ſtimmten darin überein, daß, bevor man
in eine Aufhebung der gegenwärtigen Verfaſſung
willige, man der neuen Ständeverſammlung als Mi-
nimum diejenigen Rechte durch die Landesherren re-
verſiren laſſen müſſe, welche die jetzigen Stände beſitzen.
Demnach entwarf der Protocollführer den Beſchluß,
welcher, nach einer Modification die Bedingung ad I.,
in folgender Faſſung angenommen wurde: Die auf
gegenwärtigem außerordentlichen Landtage verſam-
melten Mitglieder der Ritter- und Landſchaft verken-
nen nicht, daß die mächtigen Zeitverhältniſſe, welche
ganz Deutſchland, alſo auch das engere Vaterland
erſchüttern, eine Veränderung in den Staatsverhält-
niſſen wie in der Landes-Vertretung erheiſchen. Wenn
ſie ſich bewußt ſind, in ihrem früheren Wirkungskreiſe
ſtets das Beſte des Landes erſtrebt zu haben, ſo ſind
ſie auch jetzt bereit, dem Rufe des Landesherrn und
der Zeit zu folgen und ihre Landſtandſchaft zu der
Folge aufzugeben, daß eine repräſentative Stände-Ver-
ſammlung zuſammentrete; jedoch von der Bedingung
abhängig: 1) daß der in dem Committee-Bericht an-
gedeutete Revers von den Landesherren in genügen-
der Weiſe ertheilt werde, und 2) daß ſowohl über die
oben angedeuteten Verhältniſſe als über die ſonſt an-
geregten Gegenſtände eine definitive Vereinigung zwi-
ſchen den Landesherren und den Ständen und zwi-
ſchen den Ständen unter ſich erfolge. Die Committee
wird erſucht, über die ad 1) angedeuteten Gegenſtände
mit den landesherrlichen Commiſſarien in Verhand-
lung zu treten und baldmöglichſt der Landtags-Ver-
ſammlung, welche ſich auch hier eine unabhängige
Verhandlung reſervirt, zu berichten. Den Reſt der
Sitzung nahm die Berathung über die Frage des
Committee-Berichtes ad 2), ſo wie ein Dictamen v.
Dewitz-Krumbecks in Anſpruch, Letzteres dahin gehend,
man möge die Art der neuen Vertretung außerhalb
Landtages durch Abgeordnete der Stände mit Hinzu-
ziehung von Deputirten aus dem Domanium und von
Männern, welche das Vertrauen des Volkes beſitzen,
weiter prüfen laſſen. — Die am 28 d. gewählte Com-
mittee wegen der Landes-Bewaffnung iſt folgender-
maßen zuſammengeſetzt: Mecklenburgiſcher Kreis:
Graf v. Oeynhauſen-Brahlſtoff, v. Reſtorff-Roſenha-
gen, Meyer-Malchow, Timm-Neuſtadt; wendiſcher
Kreis: Graf v. d. Oſten-Sacken-Marienhof, Maltzan-
Remplin, Nizze-Ribnitz, Engel-Röbel; ſtargardiſcher
Kreis: v. Dewitz-Krumdeck, v. Oertzen-Lübberſtorf,
Schröder-Friedland, Wulfleff-Woldegk.
Wien, den 30 April.
Se. K. K. Maj. haben den Kriegs-Miniſter, Feld-
marſchall-Lieutenant Zanini, über ſein wiederholtes
Anſuchen von dem Amte eines Kriegs-Miniſters in
Gnaden zu entheben, und nach Anhörung und über
Antrag des Miniſterrathes den Feldzeugmeiſter, Grafen
Baillet Latour zum Miniſter des Kriegsweſens zu
ernennen, zugleich aber auch zu beſtimmen geruhet,
daß Feldmarſchall-Lieutenant Zanini ſeine Dienſte
der Central-Kriegsverwaltung in der Art, wie ſein
Amts Nachfolger es ſelbſt wünſcht, fortgeſetzt widme.
(Wiener Ztg.)
Die Wiener Zeitung enthält umſtändliche Berichte
aus Krakau vom 27 d., in denen Graf Caſtiglione
die Schuld der traurigen Ereigniſſe daſelbſt auf die
Volksmaſſen ſchiebt. Baron Moltke, der nach deſſen
Verwundung den Befehl übernommen, erklärt, es ſey
unmöglich geweſen, die Stadt zu behaupten, wenn
man nicht noch größeres Blutvergießen habe herbei-
führen wollen. Die Truppen verloren 10 Todte und
40 Verwundete und die Jnſurgenten ungleich mehr.
Ganz anders freilich lautet ein Bericht angeſehener
Polen in der Allg. Oeſterr. Zeitung, worin es heißt,
man habe mit congreveſchen Raketen auf eine wehr-
loſe (?) Maſſe geſchoſſen.
Die Wiener Zeitung vom 30 April erklärt das Ge-
rücht von einer Kriegserklärung des Papſtes gegen
Oeſterreich für unbegründet.
Jtalien.
Die officielle Zeitung von Neapel kündigt an, daß
der ſardiniſche Geſandte, Graf Rignon, drei Audienzen
bei dem Könige von Neapel gehabt, und daß dieſer
ihm zugeſichert habe, ein Geſchwader nach dem adria-
tiſchen Meere abzuſenden. Vier Dampf-Fregatten
mit 4000 Mann Königl. Truppen unter dem Befehle
des Generals Wilh. Pepe ſollen unverzüglich abfahren,
um Venedig zu ſchützen. Dieſe Nachricht iſt vom
17 April. (N. Z. Z.)
Rom, den 17 April. Legations-Rath v. Canitz,
welcher erſt vor Kurzem von hier abgegangen war,
um ſich nach dem ihm zuerkannten Geſandtſchafts-
Poſten von Rio de Janeiro zu begeben, iſt geſtern
Nacht 3 Uhr aus Berlin in 8 Tagen wieder hier
eingetroffen, um den hieſigen Geſandten, Freiherrn
v. Uſedom, ſchleunigſt nach Berlin zu berufen und
ſelbigen hier einſtweilen als interimiſtiſchen Geſchäfts-
träger zu vertreten. Obwohl über die weitere Be-
ſtimmung des Herrn v. Uſedom zur Zeit noch nichts
Specielles verlautet, ſo begreift doch Jeder, der dieſen
freiſinnigen und talentvollen Staatsmann näher kennt,
wie man ſeiner gerade im gegenwärtigen Augenblicke
beſonders benöthigt ſeyn wird. Er tritt ſeine Rück-
reiſe ſchon morgen an, und wird ſeinen Weg über
Wien nehmen, wobei er genöthigt iſt, die Poſten der
Republik Venedig zu paſſiren, durch welche auch Hr.
v. Canitz hieher gelangt iſt. (Köln. Ztg.)
Neapel, den 17 April. Es herrſcht hier Verſtim-
mung in allen Kreiſen. Die Wahl der Pairs und
Deputirten wird aufs Neue die Gemüther erregen
und der Monat Mai ein ſehr ſtürmiſcher werden.
Nichts deſto weniger wird der König gleichſam ge-
zwungen, 5 Linien- und 3 Cavallerie-Regimenter, ſo
wie viel Artillerie in die Lombardei (durch die Abruzzen)
zu ſchicken. (Köln. Ztg.)
Nach Berichten aus Trieſt vom 27 d. hat ſich Cer-
vignano den öſterreichiſchen Truppen ergeben.
Paris, den 29 April.
Das Reſultat der Wahlen für Paris und das De-
partement der Seine iſt geſtern Abend um 10½ Uhr
auf dem Platze des Stadthauſes, bei Fackelſchein und
unter den Fanfaren der Muſik-Chöre der National-
garde, bekannt gemacht worden. Von 360,000 Wäh-
lern der Stadt Paris und des Departements der
Seine haben ungefähr 300,000 an dem Wahl-Acte
Theil genommen, der vom 23 d., 7 Uhr Morgens,
bis zum 28 d., 10½ Uhr Abends, dauerte und von
der größten Ruhe und Ordnung begleitet war. Die
Namen der 34 Deputirten von Paris und der Seine
ſind folgende: Lamartine, Regierungs-Mitglied, 25_,800
Stimmen; Dupont (de l’Eure), Regierungs-Mitglied,
245,083 St.; F. Arago, Regierungs-Mitglied, 243,640
St.; Garnier-Pogès, Regierungs. Mitglied, 240,890 St.;
A. Marraſt. Regierungs-Mitglied, 229,166 St.; Ma-
rie, Regierungs-Mitglied, 225,766 St.; Cremieux, Re-
gierungs-Mitglied, 210 699 St.; Beranger, Dichter,
204,271 St.; Carnot, Miniſter des Unterrichts, 195,608
St.; Bethmont, Handelsminiſter, 189,252 St.; Du-
vivier, General der mobilen Nationalgarde, 182,175 St.-
F. Laſteyrie, Ex-Deputirter der Linken, 165,156 St.;
Vavin, Ex-Deputirter der Linken, 151,103 St.; Ca-
vaignac, General-Gouverneur von Algier, 144,187 St.;
Berger, Ex-Deputirter der Linken, Maire des zweiten
Arrondiſſements, 136,660 St.; Pagnerre, General-Se-
cretär der proviſoriſchen Regierung, 136,117 St.;
Buchez, Adjunct des Maire von Paris, 135,678 St.;
Cormenin, Präſident des Staatsraths, 135,050 St.;
Corbon, Arbeiter und Redacteur des Arelier, 135,043
St.; Cauſſidière, Polizeipräfect, 133,775 St.; Albert,
Arbeiter, Regierungs-Mitglied, 133,041 St.; Wo-
lowski, Profeſſor am Conservatoire des arts et mè-
tiers, 132,333 St.; Peupin; Arbeiter, Uhrmacher,
131,969 St.; Ledru-Rollin, Regierungs-Mitglied,
131,587 St.; J. P. Schmith, Arbeiter, 124,383 St.;
Flocon, Regierungs-Mitglied, 121,865 St.; Louis
Blanc, Regierungs-Mitglied, 121,140 St.; Recurt,
Adjunct des Maire von Paris, 118,075 St.; Agricol
Perdiguier, Arbeiter, Tiſchler, 117,2_0 St.; J. Baſtide,
Unter-Staatsſecretär der auswärtigen Angelegenheiten,
110,228 St.; Coquerel, proteſtantiſcher Paſtor, 109,934
St.; Garnon, Ex-Deputirter, 106,747 St.; Guinard,
Oberſt der Artillerie der Nationalgarde, 106,262 St.;
Abbé Lamennais 104,871 St.
Auch aus den meiſten Departements ſind ſchon die
Ernennungen da, ſie ſind größtentheils im gemäßigt-
republikaniſchen Sinne ausgefallen, faſt alle Deputirte
der früheren Linken ſind wieder gewählt. Jn Mar-
ſeille bemerkt man unter den Deputirten neben den
Namen des Advocaten Berryer und des Dichters
Barthelemy, den Haſen-Laſtträger Aſtoin; Thiers hatte
wenig Ausſicht gewählt zu werden. Unter den De-
putirten der Departements findet man als Repräſen-
tanten der Arbeit mehr Ackerbauer, als induſtrielle
Arbeiter, jedenfalls ſind Beſitz und Eigenthum in die-
ſer National-Verſammlung mehr als hinreichend ver-
treten; daß aber die Vertreter der verſchiedenen ſocia-
liſtiſchen Syſteme ſo ganz ausgeſchloſſen zu ſeyn
ſcheinen, dürfte jedenfalls ein Unglück ſeyn und zu
andern Extremen führen.
Jn der Mehrzahl der Departements hat während
des Wahl-Actes die größte Ruhe geherrſcht, an einigen
Orten jedoch ſind arge Ruheſtörungen vorgefallen und
in Rouen ſind dieſelben Beſorgniß erregender Art.
Die gemäßigte Partei hatte hier einen vollſtändigen
Sieg davon getragen und alle ihre, mitunter ſehr
reactionären Candidaten durchgeſetzt, dagegen alle Re-
publikaner, Arbeiter und Vertreter der demokratiſchen
Jdeen, ſelbſt den Regierungs-Commiſſar Deschamps
ausgeſchloſſen. Die republikaniſche Partei, hierdurch
erbittert, ſoll durch die Nationalgarde provocirt wor-
den ſeyn, und am 27 d. entſpann ſich ein heſtiges
Straßengeſecht, in dem zahlreiche Barrikaden errichtet,
mit der größten Erbitterung vertheidigt und von der
Linie und Nationalgarde genommen wurden. Am
Abende des 27 d. ſchickte der Militär-Commandant
von Rouen folgende telegraphiſche Depeſche an den
Kriegsminiſter: “Es iſt Mitternacht; wir ſchlagen
uns ſeit 6 Stunden gegen einen beträchtlichen Auf-
ſtand, der unſer Feuer erwiedert. Der morgende Tag
wird heiß werden. Schicken ſie uns Verſtärkungen,
es iſt dringend.” — Eine Depeſche des General-Pro-
curators an den Juſtizminiſter (vom 28 d., 4½ Uhr
Morgens datirt) ſagt, der Aufſtand ſey unterdrückt
und es habe 8 Todte und 15 Verwundete gegeben.
Allein der National, der Regierung nahe ſtehend,
ſagt, der Aufſtand habe am 28 d. wieder begonnen;
man habe Artillerie gegen die Barrikaden anwenden
müſſen, mehrere Fabrikdörfer der Umgegend hätten
ſich der Bewegung angeſchloſſen, zwei Regimenter
Jnfanterie ſeyen auf der Eiſenbahn von Paris nach
Rouen geſchickt worden und die Stadt in Belage-
rungsſtand erklärt. Dagegen verſichert das Journal
des Débats, daß geſtern Abend um 6 Uhr, bei dem
Abgange des letzten Convois, die Ruhe in Rouen
ganz hergeſtellt war.
Der Moniteur enthält heute folgende officielle Acten-
ſtücke: 1) Decret der proviſoriſchen Regierung, wel-
ches die Vereinigung aller Provinzialbanken Frank-
reichs (mit Ausnahme der von Bordeaux) mit der
Pariſer Bank befiehlt. 2) Decret, die Eintheilung
Frankreichs in 17 Militär-Diviſionen betreffend. 3)
Decret, verordnend, daß das Louvre ſogleich ausge-
baut, “Pallaſt des Volkes” genannt und künftig zu
den Jnduſtrie-, Kunſt- und anderen Ausſtellungen und
zur Unterbringung der National-Bibliothek verwendet
werden ſoll. Die Rivoliſtraße wird zugleich nach dem
bisherigen Plane bis zum Pont-neuf ausgebaut. Alle
Arbeiter ſind eingeladen, ſich bei den Arbeiten am
Volkspallaſte zu betheiligen. Die nöthigen Expro-
priationen geſchehen augenblicklich durch eine Com-
miſſion. 4) Die Kinderbewahr-Anſtalten werden aus
Mildthätigkeits-Jnſtituten zu Unterrichts-Anſtalten
und erhalten den Namen “mütterliche Schulen”.
Eine telegraphiſche Depeſche bringt dem General
Cavaignac den Befehl nach Algier, ſich augenblicklich
nach Paris zu begeben.
Briefe aus London melden, daß der Fürſt Met-
ternich daſelbſt täglich den ärgſten Jnſulten von Seiten
in England lebender Oeſterreicher, Polen, Ungarn
und Jtaliäner ausgeſetzt iſt und ſich nirgends öffentlich
ſehen laſſen darf. Wir leſen in der That im Mor-
ning-Herald vom 27 d., daß ein Oeſterreicher, Na-
mens Johann Lhoski, vor das Polizei-Bureau von
Marlboroughſtreet gebracht wurde, weil er dem Für-
ſten Metternich alle Fenſter eingeſchlagen hatte. Bei
dieſer Gelegenheit ſagte der Beſitzer des Brunswic-
Hotel als Zeuge aus, daß Metternich fortwährend
Jnſulten von Seiten ſeiner Landsleute ausgeſetzt ſey.
Lhoski wurde zu 6 sh. Strafe verurtheilt.
NS. Wir erhalten vor Poſtſchluß noch das Journal
de Rouen von heute. Seine Nachrichten gehen bis
3 Uhr Morgens, wo die Emeute im Jnnern der
Stadt ganz beſiegt war. Die Zahl der Todten wird
auf 22 angegeben, die der Verwundeten, viel bedeu-
tender, läßt ſich noch nicht ermitteln. 248 Perſonen
ſind verhaftet worden, unter ihnen Hr. Durand, De-
putirter und Maire, zugleich Präſident eines ſehr
exaltirten Clubs. Rouen iſt übrigens nicht in Bela-
gerungsſtand (état de siège), ſondern nur in Kriegs-
ſtand (état de guerre) erklärt, wodurch die Befugniſſe
des Militär-Commandanten bedeutend erweitert wer-
den. — Jn Elbeuf ſind die Arbeiter ebenfalls aufge-
ſtanden und man ſandte in größter Eile Munition für
die Truppen und Nationalgarde dahin. Es ſcheint,
als ob uns ein ultra-revolutionärer Aufſtand der in-
duſtriellen Norddepartements droht, wo die in
ihren Februar-Erwartungen getäuſchten Arbeiter das
Aeußerſte verſuchen.
Vermiſchte Nachrichten.
Das Teſtament des kürzlich verſtorbenen Jacob
Aſtor iſt in den Newyorker Zeitungen veröffentlicht.
Es verfügt über ein Vermögen von 20 Mill. Dollars.
Der Stadt Newyork hat Aſtor 500,000 Doll. für eine
öffentliche Bibliothek vermacht; der Enquirer findet
das ſehr knickerig.
Die Rheinſchiffer wollen ſich nicht zufrieden geben,
und erklären mit Drohungen: “Keine Schleppſchiffe
mehr!” Selbſt die Deputation der Fünfziger, an wel-
cher doch Volksmänner wie Nobert Blum und Ra-
veaux Theil nahmen, vermochte, trotz aller Bered-
ſamkeit, nicht durchzudringen.
Wetterbeobachtung vom 1 Mai.
Zeit Therm. Barom. Wind Atmoſphäre
M. 4 U. — 1.2 28, 3.48 ſt. NW 0 l. Nbl. u. Reif
N. 2 „ + 9,9 „ 3,22 f. „ 3 ⊙ u. Schtw.
A. 6 „ „ 7,6 „ 3,20 „ 4 ſonnig
* Stadt-Theater.
Heute, Mittwoch, beendigt Dem. Lucile Grahn
ihr Gaſtſpiel, welches auch in dieſer trüben Zeit das
jetzt leider ſo oſt ſchlecht beſetzte Haus zu füllen ver-
ſtanden, mit der Aufführung des großen Ballets
“Katharina, oder: Die Tochter des Räubers”, in
welchem ſie vollkommen Gelegenheit hat, ihre Grazie
wie ihre Gewandtheit in den mannichfachſten chore-
graphiſchen und plaſtiſchen Attitüden zu zeigen. Wir
enthalten uns jeder überflüſſigen Anpreiſung eines
Talents, das auch in den letzten Tagen in unſerer
Mitte ſo viele Bewunderung geerntet, und bemerken
nur, daß die junge Dame in dieſer Partie nicht allein
in London, ſondern auch in Jtalien, dem Schauplatze
dieſer überaus intereſſanten, dem Leben Salvator
Roſas entlehnten Darſtellung, als “Banditenkönigin
Katharina” wahrhaft Furore gemacht und alle Her-
zen erbeutet hat.
Herausgegeben von Runkel.
Amtliche Bekanntmachungen.
Decrete des Senats.
Den 2. Mai: Jn Sachen A. P. H. Kurzmann. —
N. H. Lütgens. — des Vorſteher-Collegiums der hie-
ſigen deutſch-iſraelitiſchen Gemeinde. — J. C. F. Bähr.
Erkenntniſſe des Handelsgerichts.
Zweite Kammer.
(Außerordentliche Sitzung.)
Den 1. Mai: Jn Sachen S. Heine c. A. D. Pehmöller,
im eigenen Namen und als ꝛc. — C. Reuſcher, in Firma
Reuſcher & Co., c. denſelben. — Frau R., geb. Heine,
des verſtorbenen E. Heine Wwe., als ꝛc., c. denſelben.
— B. Hirſchſeld c. denſelben. — M. Nobinow Söhne c.
denſelben. — L. Hertz & Söhne c. denſelben. — L. M.
Heine c. denſelben.
Falliſſement.
Den 2. Mai hat Nehemias Heymann, in Firma
N. Heimann, Kaufmann, wohnhaft erſte Elbſtraße
No. 35, mit Crt. _ 390 und Bco. _ 5290 bei dem
Handelsgerichte Jnſolvenz erklärt.
Wahl der Curat. bonorum:
Donnerstag, den 4. d. M., Nachmittags 1½ Uhr.
Brief-Annahme
nach Frankreich, pr. Dampfboot via Havre: heute,
bis 11½ Uhr Vormittags, im Stadt-Poſthauſe.
Hamburg, den 3. Mai 1848.
Stadt-Poſt-Amt.
Fürſtlich Thurn und Taxis’ſches Ober-
Poſt-Amt.
Brief-Beförderung
nach Newyork, pr. Schiff Hamburg: heute.
Hamburg, den 3. Mai 1848.
Stadt-Poſt-Amt.
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