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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 106, Hamburg, 3. Mai 1848.

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[Spaltenumbruch] Allen angerechnet werden, als die besseren Hildes-
heimer es sich gefallen lassen werden, wenn man sie
mit Weinhagen und Consorten zusammenstellt. Wenn
die Bürger unserer Stadt nicht ihre Besonnenheit
und Gesetzlichkeit bewahrt hätten, so würden auch
hier ähnliche Elemente, wie die in Hildesheim, ihr
Haupt erhoben haben; jetzt haben die Unglücksraben
kaum zu krächzen gewagt.

Die Wahlen zum deutschen Reichstage haben hier
die Gemüther mehr beschäftigt, als erwartet wurde;
die verschiedenartigsten, aber nicht ungesetzlichen Mittel
sind gebraucht, um Rumann's Wahl möglich zu
machen, während die Gegenpartei auch wohl gewirkt
hat, aber weniger offen. Jn der Stadt sind Rumann,
Detmold, Wachsmuth, Stemers, Hantelmann die ge-
nanntesten Candidaten. Der Entwurf zu einem Wahl-
gesetze, welchen die Regierung vorgelegt hat, findet
sehr viele Billigung; sehr zu wünschen ist, daß die
Mitglieder der ersten Kammer, welche in die be-
treffende Commission gewählt sind, von ihrer Tena-
cität ablassen mögen, da sie die Sache durch Hart-
näckigkeit noch viel schlimmer machen. Der Regie-
rung und der öffentlichen Meinung gegenüber ver-
mögen die Herren nichts.


Die gestrige Morgen-Zeitung berichtet: Stadt-
Director Rumann sey von der Regierung, deren An-
sichten er vertrete,
zum Landdrosten von Hildes-
heim ernannt. An der Nachricht ist, wie jeder Ver-
nünstige das auch bei nur oberflächlicher Beachtung
der Verhältnisse sofort einsehen mußte, kein wahres
Wort. Die Absicht erklärt sich als Wahl-Manöver.
Stadt-Director Rumann ist der Haupt-Candidat für
die hiesige Wahl zum deutschen Parlament. Seine
politische Vergangenheit wird von seinen Anhängern
in der Bürgerschaft mit dem Schleier der christlichen
Liebe bedeckt; bedenklicher aber erschien das Gerücht:
Rumann stehe feindselig gegen die jetzige Regierung,
die bekanntlich bei hiesiger Bürgerschaft sehr beliebt
ist. Da war die Erfindung: "Rumann sey zum Land-
drosten ernannt", das bequemste und leichteste Mittel,
jenes Bedenken zu beseitigen. Die Morgen-Zeitung
war vielleicht nur düpirt von einem Rumann'schen
Agenten; -- bis dahin aber, daß die Erfindung als
solche bekannt wird, ist die Wahl vorbei.


So eben kehrt der Abgeordnete der Volksverord-
neten (alias Condeputirten) Syndicus Büren, von
Frankfurt zurück, und berichtet uns über den Erfolg
seiner Sendung das Nachstehende:

Nach erstattetem schriftlichen Vortrage über die Ver-
handlungen und Beschlüsse der hannoverschen Volks-
verordneten, insonderheit die Verfassungs-Angelegen-
heit betreffend, wurde die Legitimation der Volksver-
ordneten von dem Fünfziger-Ausschusse mit Ausnahme
von einigen Stimmen nicht im Mindesten bezweifelt
und deshalb eine Commission von 5 Mitgliedern (Dr.
Freudentheil, Dr. Heckscher, Dr. Siemens, Dr. Gü-
lich, Pastor Jürgens) zur Bericht-Erstattung über diese
Angelegenheit niedergesetzt. Diese wurde mit der Arbeit
erst am 29 v. M. fertig und stellte folgenden Antrag:

Der F[ü]nfziger-Ausschuß des deutschen Vorparla-
ments wolle die hohe Bundes-Versammlung ersuchen:

1) der hannoverschen Regierung dringend anzurathen
und zu empfehlen:
A. Die Th[ä]tigkeit der gegenwärtigen Ständever-
sammlung auf die Erledigung der laufenden
Geschäfte und die Bewilligung des Budgets
zu beschränken;
B. ein provisorisches, liberales, den Beschlüssen des
Vorparlaments entsprechendes Wahlgesetz zu
erlassen und in Gemäßheit der Vorschriften des-
selben die Bildung einer constituirenden Ver-
sammlung zu bewirken.
2) Aber die hannoversche Regierung aufzufordern,
in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse des Aus-
schusses vom 26 April d. J. die Einberufung
der constituirenden Versammlung so lange aus-
zusetzen, bis das Verfassungswerk für Deutsch-
land beendigt seyn wird.

Dieser Antrag wurde mit 34 Stimmen gegen 2, mit-
hin fast einhellig, angenommen und zum Beschluß er-
hoben. Dagegen stimmten Wippermann und Schwar-
zenberg.

Der Berichterstatter, Dr. Heckscher, sprach sich sehr
warm für die Sache aus, indem er darthat, daß
durch die rechtswidrige Aufhebung des Staatsgrund-
gesetzes von 1833 und Einführung des Landesver-
fassungsgesetzes von 1840 trotz der erpreßten Reverse
der Stände-Mitglieder in dem Augenblicke gar keine
rechtsgültige Verfassung, noch auch rechtsgültige Stände
in Hannover existirten, mithin auch diesen Ständen
das neu zu erschaffende Verfassungswerk durchaus
nicht anzuvertrauen sey. Gegen diese Ansicht sprach
Reh, für dieselbe Dr. Freudentheil und R. Blum.
(Volksztg.)


Es ist nicht allein hier, sondern wohl in allen
Städten des Landes nur eine Stimme darüber, daß
das Wahlgesetz, welches von der Regierung den Stän-
den zur Berathung vorgelegt ist, den Erwartungen
nicht entspreche, welche durch die Proclamation des
Großherzogs hervorgerufen sind. Es würde durch
die Annahme dieses Gesetzvorschlages eine Aristokratie
des Besitzes gegründet werden, welche bald weit mäch-
tiger seyn wird, als diejenige war, deren das Land
sich jetzt entledigen will, und die Städte würden durch
dasselbe auf eine so in die Augen springende Weise in
ihren Jnteressen gefährdet seyn, daß ihr Ruin unaus-
bleiblich wäre. Jn beiden Mecklenburg sollen gewählt
werden 100 Abgeordnete, davon in den Städten 39,
von den größeren Grundbesitzern 27 und in den länd-
lichen Wahldistricten 35. Die Abgeordneten der Städte
zu denen des Landes werden sich also verhalten wie
39 zu 52, d. h. noch nicht wie 2 zu 3; es steht also
zu erwarten, daß in allen Fällen, wo die Jnteressen
von Stadt und Land mit einander collidiren, die
Städter überstimmt werden. Kommt hierzu nun
noch, daß die größeren Grundbesitzer zwei Mal activ
und passiv wahlfähig sind, indem sie nicht allein in
ihren Wahlbezirken directe wählbar sind, sondern auch
in den Landgemeinden indirecte wählen und gewählt
werden können, so bedarf die oben aufgestellte Be-
hauptung, daß durch dieses Wahlgesetz nur eine neue
Aristokratie des Besitzes gegründet werde, wohl keiner
weiteren Auseinandersetzung. Nach der bisherigen
Ständeverfassung konnte die Landschaft sich gegen Be-
nachtheiligung von Seiten der Ritterschaft durch die
itio in partes, durch welche gewissermaaßen zwei Kam-
mern gebildet wurden, deren jede ihren Separatbe-
schluß abgab, schützen. Diese itio in partes soll jedoch
in Zukunft wegfallen, die Städte sind also rettungslos
verloren, wenn ihnen nicht entweder gleichviel oder
doch nahe so viele Stimmen, wie den vereinigten
Grundbesitzern und Landgemeinden beigelegt werden,
oder wenn nicht an die Stelle des vorgelegten Wahl-
gesetzes ein anderes nach allgemeinen Wahlkreisen ge-
setzt wird. Jn ersterem Falle müßten alle Städte
mindestens 1, die größeren dagegen bis 2 bis 4 Abge-
ordnete stellen, was die Zahl derselben auf 47 bringen
würde und in letzterem Falle müßte eine Vertretung
nach der Kopfzahl, wie sie das Repräsentativsystem
bedingt, eintreten. Wir finden es sehr begreiflich,
daß, da Mecklendurg ein Ackerbau treibendes Land ist,
der Grundbesitz bei dem neuen Wahlmodus vornäm-
lich bedacht wird; allein man wird es auch eben so
erklärlich finden, daß die Städte, und zumal Rostock,
ihre wohl erworbenen Rechte nicht eher aufgeben
wollen und können, als bis sie wissen, was sie an
die Stelle des Wegzugebenden erhalten werden. Das
Jnteresse der Städte verlangt es daher im höchsten
Grade, daß die Deputirten derselben auf gegenwärti-
gem Landtage von der itio in partes so lange Ge-
brauch machen, bis sie günstigere Bedingungen erhal-
ten haben, oder daß sie, falls dies nicht zu erreichen
wäre, sämmtlich den Landtag verlassen. Ohne die
Landschaft kann die Ritterschaft in allgemeinen Lan-
desangelegenheiten keine gültige Beschlüsse fassen, wo-
durch die Regierung -- und dies möchte noch der
beste Ausweg aus diesem Jrrgarten seyn -- sich ge-
[Spaltenumbruch] nöthigt sehen würde, eine constituirende Versammlung
durch freiere Wahlen zusammen zu berufen. Ob dies
durch Zwischenwahlen, wie vor Kurzem bei der Frank-
furter Deputation, oder durch directe Wahlen geschehe,
möchte am Ende gleichgültig seyn, da es sich durch
die letzten Wahlen noch keineswegs als erwiesen her-
ausgestellt hat, daß Mecklenburg für die directe Wahl
schon jetzt vollkommen reif ist; wenigstens würde es
dann die damals beliebten Wahlumtriebe auf eine
ganz andere Weise aufgenommen haben, als dies
wirklich geschehen ist. -- Eine Schilderhebung der hie-
sigen Schneidergesellen, welche höheren Lohn und ge-
ringere Arbeitszeit begehrten, ist dadurch beseitigt, daß
circa 51 derselben aus dem Thore gebracht wurden.


Seit dem 26 d. ist der Landtag für beide Großher-
zogthümer Mecklenburg hier eröffnet. Der Groß-
herzog hat die Eröffnung in eigener Person im hie-
sigen Dome mittelst einer die alten abtretenden Land-
stande belobenden, in jetziger Zeit übrigens völlig
inhaltlosen Rede vorgenommen. Die Ständeversamm-
lung selbst hat sich seit der Zeit in ihren altherge-
brachten schwerfälligen Formen bewegt und wesentlich
nicht mehr gethan, als zwei Committeen ernannt, die
eine zur Begutachtung des von der Regierung vor-
gelegten Wahlgesetzes, die andere zur Erwägung der
Herstellung von Volksbewaffnung. Außerdem hat
der Landtag nur in einer Menge von Petitionen die
Wünsche des Landes auf Verwerfung der Regierungs-
Vorlage in Betreff der Wahlen zu einer constituiren-
den Versammlung vernehmen müssen und endlich
noch die Aufgabe der drei Landesklöster von Seiten
des Adels in der mecklenburgischen Ritterschaft, als
mit der Gerechtigkeit und den Zeitforderungen nicht
länger vereinbar, durch den Vortrag eines landschaft-
lichen Mitgliedes angebahnt sehen müssen. Bei die-
ser Gelegenheit war es, wo das mit lebhaftem Jn-
teresse an den Verhandlungen Theil nehmende Publi-
cum der Gallerieen durch laute Acclamationen seinen
Beifall zu erkennen gab, eine in der Geschichte unse-
rer Landtage wohl noch nicht vorgekommene Bege-
benheit, da das Publicum der früheren kleinen Land-
tagsstädte es wohl nicht gewagt hätte, seinen Beifall
oder sein Mißfallen der "hochansehnlichen" Landtags-
Versammlung zu spenden. Die Residenz nimmt sich,
zu ihrer Ehre sei es gesagt, etwas mehr heraus und
sucht durch tägliche öffentliche Versammlungen in
einem hiesigen geräumigen Locale mittelst Besprechun-
gen und Discussionen, an denen sich auch viele Land-
stände betheiligt haben, die Ansichten der letzteren über
die auf reine Volksrepräsentation gerichteten Wünsche
des Landes aufzuklären. Hoffentlich wird ein ähn-
liches Wahlgesetz wie das neue preußische aus den
schwebenden Verhandlungen hervorgehen, wenigstens
dürfte die Annahme des Regierungsentwurfs unmög-
lich geworden sein, nachdem man erfährt, daß die
Landschaft, um Ruhe uud Zufriedenheit in den Städ-
ten hervorzurufen, nöthigenfalls eine itio in partes
begehren und sich als Stand gegen das den Städten
ungünstige Gesetz erklären wird.


Jn der gestrigen (vierten) Sitzung des außerordent-
lichen Landtages wurden wiederum verschiedene Pro-
teste gegen den Gesetz-Entwurf zur neuen Landesver-
fassung verlesen. Da dieselben in den Hauptpunkten,
daß nämlich durch denselben der Grundbesitz bevor-
zugt und eine neue Kaste gebildet werde, so ziemlich
übereinstimmten, so können wir uns hier auf die Ein-
zelnheiten beschränken. Die in Schwerin versammelten
Reform-Vereins-Deputirten wollen eine rein reprä-
sentative Verfassung und verlangen daher die Einbe-
rufung eines constituirenden Landtages, aber Census
nach liberalen Grundsätzen und Zwischenwahlen.
Wulf[l]eff-Sternberg begehrt im Namen des Stern-
berger Reform-Vereins, dessen Ansichten er sich per-
s[ö]nlich anschließt, Stimmengleichheit der Städte mit
dem platten Lande. Brückner-Neubrandenburg theilt
im Auftrage des Neubrandenburger Reform-Vereins
eine Petition an Serenissimum Strelitz mit, worin
gesagt wird, keine Kaste müsse bevorzugt werden, das
sey eine Schmach für Mecklenburg; es müsse ein an-
derer Landtag berufen und das Wahlgesetz gar nicht
berathen werden. Voß-Krakow übergiebt einen ähn-
lichen Protest des Bürger-Ausschusses, in welchem die
gemeinschaftliche Wahl eines Abgeordneten mit Malchow
abgelehnt wird. Der Reform-Verein zu Neustrelitz,
desgleichen Bürgermeister und Rath daselbst, prote-
stirt gegen das Wahlgesetz, weil die neue Verfassung
keine rein-repräsentative seyn würde. Pohle-Schwerin
giebt ein Dictamen zu Protocoll, in welchem er die
Grundzüge zu einer neuen Verfassung aufstellt. Er
verlangt die Aufstellung aller Exemtionen, eine Kam-
mer aus Volkswahlen, ein verantwortliches Mini-
sterium etc., und beantragt, daß die Stände sich Ga-
rantie zum Schutze der Volksrechte geben lassen sollen.
(Bravo von den Gallerieen, Protest dagegen von Seiten
des vorsitzenden Landraths.) Hierauf erfolgte die
Verlesung des ersten Berichts der Committee zur
Berathung der Reformfrage. Die Committee ertheilt
den Anrath, vor Niederlegung der Landstandschaft
ein Minimum von der künstigen Stände-Versammlung
zu gewähren, den Rechten von den Landesherren im
Voraus zu bedingen. Jm Uebrigen stellt der Be-
richt dem Pleno folgende Fragen zur Beantwortung:
1) Wollen die Stände ihre Rechte in der Art auf-
geben, daß künftig eine Vertretung durch gewählte
Repräsentanten eintrete? 2) Wollen die Stände das
von den Landesherren proponirte Wahlgesetz, so wie
es vorliegt, annehmen? Oder 3) wenn dies abgelehnt
wird, sollen Stadt und Land getrennt vertreten wer-
den? 4) Sollen die Wahlen der Vertreter nach Be-
rufsständen allein, oder unter Mitberücksichtigung von
Jnteressen stattfinden? 5) Oder soll neben einer sol-
chen Wahl nach Berufsstanden noch eine Wahl der Ver-
treter nach Kopfzahl (gemischtes System) stattfinden? --
Nach Verlesung dieses Berichtes erklärten die Rostocker
Deputirten, daß sie zwar f[ü]r ihre Person bereit seyen,
ihre Landstandschaft aufzuopfern, daß sie jedoch keine
Jnstruction hätten, sich schon jetzt über diese Vor-
schläge zu erklären. Auch Wismar (durch Bürger-
meister Schmidt und Fabricius vertreten) will durch
Nichts gebunden seyn, weil ihm nicht rechtzeitig (!!!)
officielle Vorlagen geworden. (NB. Wismar wurde
erst vor 2 Tagen gestattet, an der Landtags-Berathung
Theil zu nehmen.) Nunmehr erfolgte die Debatte
über die Frage I., an welcher sich vornämlich Oertzen-
Jürgenstorff, Meyer-Ma[l]chow, Langfelde-Güstrow,
Wulfleff-Sternberg und Ebert-Grevismühlen bethei-
ligten. Alle stimmten darin überein, daß, bevor man
in eine Aufhebung der gegenwärtigen Verfassung
willige, man der neuen Ständeversammlung als Mi-
nimum diejenigen Rechte durch die Landesherren re-
versiren lassen müsse, welche die jetzigen Stände besitzen.
Demnach entwarf der Protocollf[ü]hrer den Beschluß,
welcher, nach einer Modification die Bedingung ad I.,
in folgender Fassung angenommen wurde: Die auf
gegenwärtigem außerordentlichen Landtage versam-
melten Mitglieder der Ritter- und Landschaft verken-
nen nicht, daß die m[ä]chtigen Zeitverhältnisse, welche
ganz Deutschland, also auch das engere Vaterland
erschüttern, eine Ver[ä]nderung in den Staatsverhält-
nissen wie in der Landes-Vertretung erheischen. Wenn
sie sich bewußt sind, in ihrem früheren Wirkungskreise
stets das Beste des Landes erstrebt zu haben, so sind
sie auch jetzt bereit, dem Rufe des Landesherrn und
der Zeit zu folgen und ihre Landstandschaft zu der
Folge aufzugeben, daß eine repräsentative Stände-Ver-
sammlung zusammentrete; jedoch von der Bedingung
abhängig: 1) daß der in dem Committee-Bericht an-
gedeutete Revers von den Landesherren in genügen-
der Weise ertheilt werde, und 2) daß sowohl über die
oben angedeuteten Verh[ä]ltnisse als über die sonst an-
geregten Gegenstände eine definitive Vereinigung zwi-
schen den Landesherren und den Ständen und zwi-
schen den Ständen unter sich erfolge. Die Committee
wird ersucht, über die ad 1) angedeuteten Gegenstände
mit den landesherrlichen Commissarien in Verhand-
lung zu treten und baldmöglichst der Landtags-Ver-
sammlung, welche sich auch hier eine unabhängige
Verhandlung reservirt, zu berichten. Den Rest der
[Spaltenumbruch] Sitzung nahm die Berathung über die Frage des
Committee-Berichtes ad 2), so wie ein Dictamen v.
Dewitz-Krumbecks in Anspruch, Letzteres dahin gehend,
man m[ö]ge die Art der neuen Vertretung außerhalb
Landtages durch Abgeordnete der Stände mit Hinzu-
ziehung von Deputirten aus dem Domanium und von
Männern, welche das Vertrauen des Volkes besitzen,
weiter prüfen lassen. -- Die am 28 d. gewählte Com-
mittee wegen der Landes-Bewaffnung ist folgender-
maßen zusammengesetzt: Mecklenburgischer Kreis:
Graf v. Oeynhausen-Brahlstoff, v. Restorff-Rosenha-
gen, Meyer-Malchow, Timm-Neustadt; wendischer
Kreis: Graf v. d. Osten-Sacken-Marienhof, Maltzan-
Remplin, Nizze-Ribnitz, Engel-Röbel; stargardischer
Kreis: v. Dewitz-Krumdeck, v. Oertzen-Lübberstorf,
Schröder-Friedland, Wulfleff-Woldegk.





Se. K. K. Maj. haben den Kriegs-Minister, Feld-
marschall-Lieutenant Zanini, über sein wiederholtes
Ansuchen von dem Amte eines Kriegs-Ministers in
Gnaden zu entheben, und nach Anh[ö]rung und über
Antrag des Ministerrathes den Feldzeugmeister, Grafen
Baillet Latour zum Minister des Kriegswesens zu
ernennen, zugleich aber auch zu bestimmen geruhet,
daß Feldmarschall-Lieutenant Zanini seine Dienste
der Central-Kriegsverwaltung in der Art, wie sein
Amts Nachfolger es selbst wünscht, fortgesetzt widme.
(Wiener Ztg.)

Die Wiener Zeitung enthält umständliche Berichte
aus Krakau vom 27 d., in denen Graf Castiglione
die Schuld der traurigen Ereignisse daselbst auf die
Volksmassen schiebt. Baron Moltke, der nach dessen
Verwundung den Befehl übernommen, erkl[ä]rt, es sey
unmöglich gewesen, die Stadt zu behaupten, wenn
man nicht noch größeres Blutvergießen habe herbei-
führen wollen. Die Truppen verloren 10 Todte und
40 Verwundete und die Jnsurgenten ungleich mehr.
Ganz anders freilich lautet ein Bericht angesehener
Polen in der Allg. Oesterr. Zeitung, worin es heißt,
man habe mit congreveschen Raketen auf eine wehr-
lose (?) Masse geschossen.

Die Wiener Zeitung vom 30 April erklärt das Ge-
rücht von einer Kriegserklärung des Papstes gegen
Oesterreich für unbegründet.




Jtalien.

Die officielle Zeitung von Neapel kündigt an, daß
der sardinische Gesandte, Graf Rignon, drei Audienzen
bei dem Könige von Neapel gehabt, und daß dieser
ihm zugesichert habe, ein Geschwader nach dem adria-
tischen Meere abzusenden. Vier Dampf-Fregatten
mit 4000 Mann K[ö]nigl. Truppen unter dem Befehle
des Generals Wilh. Pepe sollen unverzüglich abfahren,
um Venedig zu schützen. Diese Nachricht ist vom
17 April. (N. Z. Z.)

Legations-Rath v. Canitz,
welcher erst vor Kurzem von hier abgegangen war,
um sich nach dem ihm zuerkannten Gesandtschafts-
Posten von Rio de Janeiro zu begeben, ist gestern
Nacht 3 Uhr aus Berlin in 8 Tagen wieder hier
eingetroffen, um den hiesigen Gesandten, Freiherrn
v. Usedom, schleunigst nach Berlin zu berufen und
selbigen hier einstweilen als interimistischen Geschäfts-
träger zu vertreten. Obwohl über die weitere Be-
stimmung des Herrn v. Usedom zur Zeit noch nichts
Specielles verlautet, so begreift doch Jeder, der diesen
freisinnigen und talentvollen Staatsmann näher kennt,
wie man seiner gerade im gegenwärtigen Augenblicke
besonders benöthigt seyn wird. Er tritt seine Rück-
reise schon morgen an, und wird seinen Weg über
Wien nehmen, wobei er genöthigt ist, die Posten der
Republik Venedig zu passiren, durch welche auch Hr.
v. Canitz hieher gelangt ist. (Köln. Ztg.)

Es herrscht hier Verstim-
mung in allen Kreisen. Die Wahl der Pairs und
Deputirten wird aufs Neue die Gemüther erregen
und der Monat Mai ein sehr stürmischer werden.
Nichts desto weniger wird der König gleichsam ge-
zwungen, 5 Linien- und 3 Cavallerie-Regimenter, so
wie viel Artillerie in die Lombardei (durch die Abruzzen)
zu schicken. (Köln. Ztg.)

Nach Berichten aus Triest vom 27 d. hat sich Cer-
vignano den österreichischen Truppen ergeben.


Das Resultat der Wahlen für Paris und das De-
partement der Seine ist gestern Abend um 101/2 Uhr
auf dem Platze des Stadthauses, bei Fackelschein und
unter den Fanfaren der Musik-Chöre der National-
garde, bekannt gemacht worden. Von 360,000 Wäh-
lern der Stadt Paris und des Departements der
Seine haben ungefähr 300,000 an dem Wahl-Acte
Theil genommen, der vom 23 d., 7 Uhr Morgens,
bis zum 28 d., 101/2 Uhr Abends, dauerte und von
der größten Ruhe und Ordnung begleitet war. Die
Namen der 34 Deputirten von Paris und der Seine
sind folgende: Lamartine, Regierungs-Mitglied, 25[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt],800
Stimmen; Du[p]ont (de l'Eure), Regierungs-Mitglied,
245,083 St.; F. Arago, Regierungs-Mitglied, 243,640
St.; Garnier-Poges, Regierungs. Mitglied, 240,890 St.;
A. Marrast. Regierungs-Mitglied, 229,166 St.; Ma-
rie, Regierungs-Mitglied, 225,766 St.; Cremieux, Re-
gierungs-Mitglied, 210 699 St.; Beranger, Dichter,
204,271 St.; Carnot, Minister des Unterrichts, 195,608
St.; Bethmont, Handelsminister, 189,252 St.; Du-
vivier, General der mobilen Nationalgarde, 182,175 St.-
F. Lasteyrie, Ex-Deputirter der Linken, 165,156 St.;
Vavin, Ex-Deputirter der Linken, 151,103 St.; Ca-
vaignac, General-Gouverneur von Algier, 144,187 St.;
Berger, Ex-Deputirter der Linken, Maire des zweiten
Arrondissements, 136,660 St.; Pagnerre, General-Se-
cretär der provisorischen Regierung, 136,117 St.;
Buchez, Adjunct des Maire von Paris, 135,678 St.;
Cormenin, Präsident des Staatsraths, 135,050 St.;
Corbon, Arbeiter und Redacteur des Arelier, 135,043
St.; Caussi[di]ere, Polizeipräfect, 133,775 St.; Albert,
Arbeiter, Regierungs-Mitglied, 133,041 St.; Wo-
lowski, Professor am Conservatoire des arts et me-
tiers,
132,333 St.; Peupin; Arbeiter, Uhrmacher,
131,969 St.; Ledru-Rollin, Regierungs-Mitglied,
131,587 St.; J. P. Schmith, Arbeiter, 124,383 St.;
Flocon, Regierungs-Mitglied, 121,865 St.; Louis
Blanc, Regierungs-Mitglied, 121,140 St.; Recurt,
Adjunct des Maire von Paris, 118,075 St.; Agricol
Perdiguier, Arbeiter, Tischler, 117,2[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]0 St.; J. Bastide,
Unter-Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten,
110,228 St.; Coquerel, protestantischer Pastor, 109,934
St.; Garnon, Ex-Deputirter, 106,747 St.; Guinard,
Oberst der Artillerie der Nationalgarde, 106,262 St.;
Abbe Lamennais 104,871 St.

Auch aus den meisten Departements sind schon die
Ernennungen da, sie sind größtentheils im gemäßigt-
republikanischen Sinne ausgefallen, fast alle Deputirte
der früheren Linken sind wieder gewählt. Jn Mar-
seille bemerkt man unter den Deputirten neben den
Namen des Advocaten Berryer und des Dichters
Barthelemy, den Hasen-Lastträger Astoin; Thiers hatte
wenig Aussicht gewählt zu werden. Unter den De-
putirten der Departements findet man als Repräsen-
tanten der Arbeit mehr Ackerbauer, als industrielle
Arbeiter, jedenfalls sind Besitz und Eigenthum in die-
ser National-Versammlung mehr als hinreichend ver-
treten; daß aber die Vertreter der verschiedenen socia-
listischen Systeme so ganz ausgeschlossen zu seyn
scheinen, dürfte jedenfalls ein Unglück seyn und zu
andern Extremen führen.

Jn der Mehrzahl der Departements hat während
des Wahl-Actes die größte Ruhe geherrscht, an einigen
Orten jedoch sind arge Ruhestörungen vorgefallen und
in Rouen sind dieselben Besorgniß erregender Art.
Die gemäßigte Partei hatte hier einen vollständigen
Sieg davon getragen und alle ihre, mitunter sehr
reactionären Candidaten durchgesetzt, dagegen alle Re-
publikaner, Arbeiter und Vertreter der demokratischen
Jdeen, selbst den Regierungs[-]Commissar Deschamps
ausgeschlossen. Die republikanische Partei, hierdurch
erbittert, soll durch die Nationalgarde provocirt wor-
den seyn, und am 27 d. entspann sich ein hestiges
Straßengesecht, in dem zahlreiche Barrikaden errichtet,
[Spaltenumbruch] mit der größten Erbitterung ver[t]heidigt und von der
Linie und Nationalgarde genommen wurden. Am
Abende des 27 d. schickte der Militär-Commandant
von Rouen folgende telegraphische Depesche an den
Kriegsminister: "Es ist Mitternacht; wir schlagen
uns seit 6 Stunden gegen einen beträchtlichen Auf-
stand, der unser Feuer erwiedert. Der morgende Tag
wird heiß werden. Schicken sie uns Verstärkungen,
es ist dringend." -- Eine Depesche des General-Pro-
curators an den Justizminister (vom 28 d., 41/2 Uhr
Morgens datirt) sagt, der Aufstand sey unterdrückt
und es habe 8 Todte und 15 Verwundete gegeben.
Allein der National, der Regierung nahe stehend,
sagt, der Aufstand habe am 28 d. wieder begonnen;
man habe Artillerie gegen die Barrikaden anwenden
müssen, mehrere Fabrikdörfer der Umgegend hätten
sich der Bewegung angeschlossen, zwei Regimenter
Jnfanterie seyen auf der Eisenbahn von Paris nach
Rouen geschickt worden und die Stadt in Belage-
rungsstand erklärt. Dagegen versichert das Journal
des D
ebats, daß gestern Abend um 6 Uhr, bei dem
Abgange des letzten Convois, die Ruhe in Rouen
ganz hergestellt war.

Der Moniteur enthält heute folgende officielle Acten-
stücke: 1) Decret der provisorischen Regierung, wel-
ches die Vereinigung aller Provinzialbanken Frank-
reichs (mit Ausnahme der von Bordeaux) mit der
Pariser Bank befiehlt. 2) Decret, die Eintheilung
Frankreichs in 17 Militär-Divisionen betreffend. 3)
Decret, verordnend, daß das Louvre sogleich ausge-
baut, "Pallast des Volkes" genannt und künftig zu
den Jndustrie-, Kunst- und anderen Ausstellungen und
zur Unterbringung der National-Bibliothek verwendet
werden soll. Die Rivolistraße wird zugleich nach dem
bisherigen Plane bis zum Pont-neuf ausgebaut. Alle
Arbeiter sind eingeladen, sich bei den Arbeiten am
Volkspallaste zu betheiligen. Die nöthigen Expro-
priationen geschehen augenblicklich durch eine Com-
mission. 4) Die Kinderbewahr-Anstalten werden aus
Mildthätigkeits-Jnstituten zu Unterrichts-Anstalten
und erhalten den Namen "mütterliche Schulen".

Eine telegraphische Depesche bringt dem General
Cavaignac den Befehl nach Algier, sich augenblicklich
nach Paris zu begeben.

Briefe aus London melden, daß der Fürst Met-
ternich daselbst täglich den ärgsten Jnsulten von Seiten
in England lebender Oesterreicher, Polen, Ungarn
und Jtaliäner ausgesetzt ist und sich nirgends öffentlich
sehen lassen darf. Wir lesen in der That im Mor-
ning-Herald
vom 27 d., daß ein Oesterreicher, Na-
mens Johann Lhoski, vor das Polizei-Bureau von
Marlboroughstreet gebracht wurde, weil er dem Für-
sten Metternich alle Fenster eingeschlagen hatte. Bei
dieser Gelegenheit sagte der Besitzer des Brunswic-
Hotel als Zeuge aus, daß Metternich fortwährend
Jnsulten von Seiten seiner Landsleute ausgesetzt sey.
Lhoski wurde zu 6 sh. Strafe verurtheilt.

NS. Wir erhalten vor Postschluß noch das Journal
de Rouen von heute.
Seine Nachrichten gehen bis
3 Uhr Morgens, wo die Emeute im Jnnern der
Stadt ganz besiegt war. Die Zahl der Todten wird
auf 22 angegeben, die der Verwundeten, viel bedeu-
tender, läßt sich noch nicht ermitteln. 248 Personen
sind verhaftet worden, unter ihnen Hr. Durand, De-
putirter und Maire, zugleich Präsident eines sehr
exaltirten Clubs. Rouen ist übrigens nicht in Bela-
gerungsstand (etat de siege), sondern nur in Kriegs-
stand (etat de guerre) erklärt, wodurch die Befugnisse
des Militär-Commandanten bedeutend erweitert wer-
den. -- Jn Elbeuf sind die Arbeiter ebenfalls aufge-
standen und man sandte in größter Eile Munition für
die Truppen und Nationalgarde dahin. Es scheint,
als ob uns ein ultra-revolutionärer Aufstand der in-
dustriellen Norddepartements droht, wo die in
ihren Februar-Erwartungen getäuschten Arbeiter das
Aeußerste versuchen.




Vermischte Nachrichten.

Das Testament des kürzlich verstorbenen Jacob
Astor
ist in den Newyorker Zeitungen veröffentlicht.
Es verfügt über ein Vermögen von 20 Mill. Dollars.
Der Stadt Newyork hat Astor 500,000 Doll. für eine
öffentliche Bibliothek vermacht; der Enquirer findet
das sehr knickerig.

Die Rheinschiffer wollen sich nicht zufrieden geben,
und erklären mit Drohungen: "Keine Schleppschiffe
mehr!" Selbst die Deputation der F[ü]nfziger, an wel-
cher doch Volksmänner wie Nobert Blum und Ra-
veaux Theil nahmen, vermochte, trotz aller Bered-
samkeit, nicht durchzudringen.




Wetterbeobachtung vom 1 Mai.

ZeitTherm.Barom.WindAtmosphäre
M. 4 U.-- 1.228, 3.48 st.NW 0l. Nbl. u. Reif
N. 2 "+ 9,9" 3,22 f." 3 u. Schtw.
A. 6 "" 7,6" 3,20" 4sonnig


* Stadt-Theater.

Heute, Mittwoch, beendigt Dem. Lucile Grahn
ihr Gastspiel, welches auch in dieser trüben Zeit das
jetzt leider so ost schlecht besetzte Haus zu füllen ver-
standen, mit der Aufführung des großen Ballets
"Katharina, oder: Die Tochter des Räubers", in
welchem sie vollkommen Gelegenheit hat, ihre Grazie
wie ihre Gewandtheit in den mannichfachsten chore-
graphischen und plastischen Attitüden zu zeigen. Wir
enthalten uns jeder überflüssigen Anpreisung eines
Talents, das auch in den letzten Tagen in unserer
Mitte so viele Bewunderung geerntet, und bemerken
nur, daß die junge Dame in dieser Partie nicht allein
in London, sondern auch in Jtalien, dem Schauplatze
dieser überaus interessanten, dem Leben Salvator
Rosas entlehnten Darstellung, als "Banditenkönigin
Katharina" wahrhaft Furore gemacht und alle Her-
zen erbeutet hat.




Herausgegeben von Runkel.



Amtliche Bekanntmachungen.
Decrete des Senats.

Den 2. Mai: Jn Sachen A. P. H. Kurzmann. --
N. H. Lütgens. -- des Vorsteher-Collegiums der hie-
sigen deutsch-israelitischen Gemeinde. -- J. C. F. Bähr.




Erkenntnisse des Handelsgerichts.
Zweite Kammer.

(Außerordentliche Sitzung.)

Den 1. Mai: Jn Sachen S. Heine c. A. D. Pehmöller,
im eigenen Namen und als etc. -- C. Reuscher, in Firma
Reuscher & Co., c. denselben. -- Frau R., geb. Heine,
des verstorbenen E. Heine Wwe., als etc., c. denselben.
-- B. Hirschseld c. denselben. -- M. Nobinow Söhne c.
denselben. -- L. Hertz & Söhne c. denselben. -- L. M.
Heine c. denselben.




Fallissement.

Den 2. Mai hat Nehemias Heymann, in Firma
N. Heimann, Kaufmann, wohnhaft erste El[b]straße
No. 35, mit Crt. [] 390 und Bco. [] 5290 bei dem
Handelsgerichte Jnsolvenz erklärt.

Wahl der Curat. bonorum:




Brief-Annahme

nach Frankreich, pr. Dampfboot via Havre: heute,
bis 111/2 Uhr Vormittags, im Stadt-Posthause.


Stadt-Post-Amt.
Fürstlich Thurn und Taxis'sches Ober-
Post-Amt.



Brief-Beförderung

nach Newyork, pr. Schiff Hamburg: heute.


Stadt-Post-Amt.

[Spaltenumbruch] Allen angerechnet werden, als die beſſeren Hildes-
heimer es ſich gefallen laſſen werden, wenn man ſie
mit Weinhagen und Conſorten zuſammenſtellt. Wenn
die Bürger unſerer Stadt nicht ihre Beſonnenheit
und Geſetzlichkeit bewahrt hätten, ſo würden auch
hier ähnliche Elemente, wie die in Hildesheim, ihr
Haupt erhoben haben; jetzt haben die Unglücksraben
kaum zu krächzen gewagt.

Die Wahlen zum deutſchen Reichstage haben hier
die Gemüther mehr beſchäftigt, als erwartet wurde;
die verſchiedenartigſten, aber nicht ungeſetzlichen Mittel
ſind gebraucht, um Rumann’s Wahl möglich zu
machen, während die Gegenpartei auch wohl gewirkt
hat, aber weniger offen. Jn der Stadt ſind Rumann,
Detmold, Wachsmuth, Stemers, Hantelmann die ge-
nannteſten Candidaten. Der Entwurf zu einem Wahl-
geſetze, welchen die Regierung vorgelegt hat, findet
ſehr viele Billigung; ſehr zu wünſchen iſt, daß die
Mitglieder der erſten Kammer, welche in die be-
treffende Commiſſion gewählt ſind, von ihrer Tena-
cität ablaſſen mögen, da ſie die Sache durch Hart-
näckigkeit noch viel ſchlimmer machen. Der Regie-
rung und der öffentlichen Meinung gegenüber ver-
mögen die Herren nichts.


Die geſtrige Morgen-Zeitung berichtet: Stadt-
Director Rumann ſey von der Regierung, deren An-
ſichten er vertrete,
zum Landdroſten von Hildes-
heim ernannt. An der Nachricht iſt, wie jeder Ver-
nünſtige das auch bei nur oberflächlicher Beachtung
der Verhältniſſe ſofort einſehen mußte, kein wahres
Wort. Die Abſicht erklärt ſich als Wahl-Manöver.
Stadt-Director Rumann iſt der Haupt-Candidat für
die hieſige Wahl zum deutſchen Parlament. Seine
politiſche Vergangenheit wird von ſeinen Anhängern
in der Bürgerſchaft mit dem Schleier der chriſtlichen
Liebe bedeckt; bedenklicher aber erſchien das Gerücht:
Rumann ſtehe feindſelig gegen die jetzige Regierung,
die bekanntlich bei hieſiger Bürgerſchaft ſehr beliebt
iſt. Da war die Erfindung: “Rumann ſey zum Land-
droſten ernannt”, das bequemſte und leichteſte Mittel,
jenes Bedenken zu beſeitigen. Die Morgen-Zeitung
war vielleicht nur düpirt von einem Rumann’ſchen
Agenten; — bis dahin aber, daß die Erfindung als
ſolche bekannt wird, iſt die Wahl vorbei.


So eben kehrt der Abgeordnete der Volksverord-
neten (alias Condeputirten) Syndicus Büren, von
Frankfurt zurück, und berichtet uns über den Erfolg
ſeiner Sendung das Nachſtehende:

Nach erſtattetem ſchriftlichen Vortrage über die Ver-
handlungen und Beſchlüſſe der hannoverſchen Volks-
verordneten, inſonderheit die Verfaſſungs-Angelegen-
heit betreffend, wurde die Legitimation der Volksver-
ordneten von dem Fünfziger-Ausſchuſſe mit Ausnahme
von einigen Stimmen nicht im Mindeſten bezweifelt
und deshalb eine Commiſſion von 5 Mitgliedern (Dr.
Freudentheil, Dr. Heckſcher, Dr. Siemens, Dr. Gü-
lich, Paſtor Jürgens) zur Bericht-Erſtattung über dieſe
Angelegenheit niedergeſetzt. Dieſe wurde mit der Arbeit
erſt am 29 v. M. fertig und ſtellte folgenden Antrag:

Der F[ü]nfziger-Ausſchuß des deutſchen Vorparla-
ments wolle die hohe Bundes-Verſammlung erſuchen:

1) der hannoverſchen Regierung dringend anzurathen
und zu empfehlen:
A. Die Th[ä]tigkeit der gegenwärtigen Ständever-
ſammlung auf die Erledigung der laufenden
Geſchäfte und die Bewilligung des Budgets
zu beſchränken;
B. ein proviſoriſches, liberales, den Beſchlüſſen des
Vorparlaments entſprechendes Wahlgeſetz zu
erlaſſen und in Gemäßheit der Vorſchriften des-
ſelben die Bildung einer conſtituirenden Ver-
ſammlung zu bewirken.
2) Aber die hannoverſche Regierung aufzufordern,
in Uebereinſtimmung mit dem Beſchluſſe des Aus-
ſchuſſes vom 26 April d. J. die Einberufung
der conſtituirenden Verſammlung ſo lange aus-
zuſetzen, bis das Verfaſſungswerk für Deutſch-
land beendigt ſeyn wird.

Dieſer Antrag wurde mit 34 Stimmen gegen 2, mit-
hin faſt einhellig, angenommen und zum Beſchluß er-
hoben. Dagegen ſtimmten Wippermann und Schwar-
zenberg.

Der Berichterſtatter, Dr. Heckſcher, ſprach ſich ſehr
warm für die Sache aus, indem er darthat, daß
durch die rechtswidrige Aufhebung des Staatsgrund-
geſetzes von 1833 und Einführung des Landesver-
faſſungsgeſetzes von 1840 trotz der erpreßten Reverſe
der Stände-Mitglieder in dem Augenblicke gar keine
rechtsgültige Verfaſſung, noch auch rechtsgültige Stände
in Hannover exiſtirten, mithin auch dieſen Ständen
das neu zu erſchaffende Verfaſſungswerk durchaus
nicht anzuvertrauen ſey. Gegen dieſe Anſicht ſprach
Reh, für dieſelbe Dr. Freudentheil und R. Blum.
(Volksztg.)


Es iſt nicht allein hier, ſondern wohl in allen
Städten des Landes nur eine Stimme darüber, daß
das Wahlgeſetz, welches von der Regierung den Stän-
den zur Berathung vorgelegt iſt, den Erwartungen
nicht entſpreche, welche durch die Proclamation des
Großherzogs hervorgerufen ſind. Es würde durch
die Annahme dieſes Geſetzvorſchlages eine Ariſtokratie
des Beſitzes gegründet werden, welche bald weit mäch-
tiger ſeyn wird, als diejenige war, deren das Land
ſich jetzt entledigen will, und die Städte würden durch
daſſelbe auf eine ſo in die Augen ſpringende Weiſe in
ihren Jntereſſen gefährdet ſeyn, daß ihr Ruin unaus-
bleiblich wäre. Jn beiden Mecklenburg ſollen gewählt
werden 100 Abgeordnete, davon in den Städten 39,
von den größeren Grundbeſitzern 27 und in den länd-
lichen Wahldiſtricten 35. Die Abgeordneten der Städte
zu denen des Landes werden ſich alſo verhalten wie
39 zu 52, d. h. noch nicht wie 2 zu 3; es ſteht alſo
zu erwarten, daß in allen Fällen, wo die Jntereſſen
von Stadt und Land mit einander collidiren, die
Städter überſtimmt werden. Kommt hierzu nun
noch, daß die größeren Grundbeſitzer zwei Mal activ
und paſſiv wahlfähig ſind, indem ſie nicht allein in
ihren Wahlbezirken directe wählbar ſind, ſondern auch
in den Landgemeinden indirecte wählen und gewählt
werden können, ſo bedarf die oben aufgeſtellte Be-
hauptung, daß durch dieſes Wahlgeſetz nur eine neue
Ariſtokratie des Beſitzes gegründet werde, wohl keiner
weiteren Auseinanderſetzung. Nach der bisherigen
Ständeverfaſſung konnte die Landſchaft ſich gegen Be-
nachtheiligung von Seiten der Ritterſchaft durch die
itio in partes, durch welche gewiſſermaaßen zwei Kam-
mern gebildet wurden, deren jede ihren Separatbe-
ſchluß abgab, ſchützen. Dieſe itio in partes ſoll jedoch
in Zukunft wegfallen, die Städte ſind alſo rettungslos
verloren, wenn ihnen nicht entweder gleichviel oder
doch nahe ſo viele Stimmen, wie den vereinigten
Grundbeſitzern und Landgemeinden beigelegt werden,
oder wenn nicht an die Stelle des vorgelegten Wahl-
geſetzes ein anderes nach allgemeinen Wahlkreiſen ge-
ſetzt wird. Jn erſterem Falle müßten alle Städte
mindeſtens 1, die größeren dagegen bis 2 bis 4 Abge-
ordnete ſtellen, was die Zahl derſelben auf 47 bringen
würde und in letzterem Falle müßte eine Vertretung
nach der Kopfzahl, wie ſie das Repräſentativſyſtem
bedingt, eintreten. Wir finden es ſehr begreiflich,
daß, da Mecklendurg ein Ackerbau treibendes Land iſt,
der Grundbeſitz bei dem neuen Wahlmodus vornäm-
lich bedacht wird; allein man wird es auch eben ſo
erklärlich finden, daß die Städte, und zumal Roſtock,
ihre wohl erworbenen Rechte nicht eher aufgeben
wollen und können, als bis ſie wiſſen, was ſie an
die Stelle des Wegzugebenden erhalten werden. Das
Jntereſſe der Städte verlangt es daher im höchſten
Grade, daß die Deputirten derſelben auf gegenwärti-
gem Landtage von der itio in partes ſo lange Ge-
brauch machen, bis ſie günſtigere Bedingungen erhal-
ten haben, oder daß ſie, falls dies nicht zu erreichen
wäre, ſämmtlich den Landtag verlaſſen. Ohne die
Landſchaft kann die Ritterſchaft in allgemeinen Lan-
desangelegenheiten keine gültige Beſchlüſſe faſſen, wo-
durch die Regierung — und dies möchte noch der
beſte Ausweg aus dieſem Jrrgarten ſeyn — ſich ge-
[Spaltenumbruch] nöthigt ſehen würde, eine conſtituirende Verſammlung
durch freiere Wahlen zuſammen zu berufen. Ob dies
durch Zwiſchenwahlen, wie vor Kurzem bei der Frank-
furter Deputation, oder durch directe Wahlen geſchehe,
möchte am Ende gleichgültig ſeyn, da es ſich durch
die letzten Wahlen noch keineswegs als erwieſen her-
ausgeſtellt hat, daß Mecklenburg für die directe Wahl
ſchon jetzt vollkommen reif iſt; wenigſtens würde es
dann die damals beliebten Wahlumtriebe auf eine
ganz andere Weiſe aufgenommen haben, als dies
wirklich geſchehen iſt. — Eine Schilderhebung der hie-
ſigen Schneidergeſellen, welche höheren Lohn und ge-
ringere Arbeitszeit begehrten, iſt dadurch beſeitigt, daß
circa 51 derſelben aus dem Thore gebracht wurden.


Seit dem 26 d. iſt der Landtag für beide Großher-
zogthümer Mecklenburg hier eröffnet. Der Groß-
herzog hat die Eröffnung in eigener Perſon im hie-
ſigen Dome mittelſt einer die alten abtretenden Land-
ſtande belobenden, in jetziger Zeit übrigens völlig
inhaltloſen Rede vorgenommen. Die Ständeverſamm-
lung ſelbſt hat ſich ſeit der Zeit in ihren altherge-
brachten ſchwerfälligen Formen bewegt und weſentlich
nicht mehr gethan, als zwei Committeen ernannt, die
eine zur Begutachtung des von der Regierung vor-
gelegten Wahlgeſetzes, die andere zur Erwägung der
Herſtellung von Volksbewaffnung. Außerdem hat
der Landtag nur in einer Menge von Petitionen die
Wünſche des Landes auf Verwerfung der Regierungs-
Vorlage in Betreff der Wahlen zu einer conſtituiren-
den Verſammlung vernehmen müſſen und endlich
noch die Aufgabe der drei Landesklöſter von Seiten
des Adels in der mecklenburgiſchen Ritterſchaft, als
mit der Gerechtigkeit und den Zeitforderungen nicht
länger vereinbar, durch den Vortrag eines landſchaft-
lichen Mitgliedes angebahnt ſehen müſſen. Bei die-
ſer Gelegenheit war es, wo das mit lebhaftem Jn-
tereſſe an den Verhandlungen Theil nehmende Publi-
cum der Gallerieen durch laute Acclamationen ſeinen
Beifall zu erkennen gab, eine in der Geſchichte unſe-
rer Landtage wohl noch nicht vorgekommene Bege-
benheit, da das Publicum der früheren kleinen Land-
tagsſtädte es wohl nicht gewagt hätte, ſeinen Beifall
oder ſein Mißfallen der “hochanſehnlichen” Landtags-
Verſammlung zu ſpenden. Die Reſidenz nimmt ſich,
zu ihrer Ehre ſei es geſagt, etwas mehr heraus und
ſucht durch tägliche öffentliche Verſammlungen in
einem hieſigen geräumigen Locale mittelſt Beſprechun-
gen und Discuſſionen, an denen ſich auch viele Land-
ſtände betheiligt haben, die Anſichten der letzteren über
die auf reine Volksrepräſentation gerichteten Wünſche
des Landes aufzuklären. Hoffentlich wird ein ähn-
liches Wahlgeſetz wie das neue preußiſche aus den
ſchwebenden Verhandlungen hervorgehen, wenigſtens
dürfte die Annahme des Regierungsentwurfs unmög-
lich geworden ſein, nachdem man erfährt, daß die
Landſchaft, um Ruhe uud Zufriedenheit in den Städ-
ten hervorzurufen, nöthigenfalls eine itio in partes
begehren und ſich als Stand gegen das den Städten
ungünſtige Geſetz erklären wird.


Jn der geſtrigen (vierten) Sitzung des außerordent-
lichen Landtages wurden wiederum verſchiedene Pro-
teſte gegen den Geſetz-Entwurf zur neuen Landesver-
faſſung verleſen. Da dieſelben in den Hauptpunkten,
daß nämlich durch denſelben der Grundbeſitz bevor-
zugt und eine neue Kaſte gebildet werde, ſo ziemlich
übereinſtimmten, ſo können wir uns hier auf die Ein-
zelnheiten beſchränken. Die in Schwerin verſammelten
Reform-Vereins-Deputirten wollen eine rein reprä-
ſentative Verfaſſung und verlangen daher die Einbe-
rufung eines conſtituirenden Landtages, aber Cenſus
nach liberalen Grundſätzen und Zwiſchenwahlen.
Wulf[l]eff-Sternberg begehrt im Namen des Stern-
berger Reform-Vereins, deſſen Anſichten er ſich per-
ſ[ö]nlich anſchließt, Stimmengleichheit der Städte mit
dem platten Lande. Brückner-Neubrandenburg theilt
im Auftrage des Neubrandenburger Reform-Vereins
eine Petition an Sereniſſimum Strelitz mit, worin
geſagt wird, keine Kaſte müſſe bevorzugt werden, das
ſey eine Schmach für Mecklenburg; es müſſe ein an-
derer Landtag berufen und das Wahlgeſetz gar nicht
berathen werden. Voß-Krakow übergiebt einen ähn-
lichen Proteſt des Bürger-Ausſchuſſes, in welchem die
gemeinſchaftliche Wahl eines Abgeordneten mit Malchow
abgelehnt wird. Der Reform-Verein zu Neuſtrelitz,
desgleichen Bürgermeiſter und Rath daſelbſt, prote-
ſtirt gegen das Wahlgeſetz, weil die neue Verfaſſung
keine rein-repräſentative ſeyn würde. Pohle-Schwerin
giebt ein Dictamen zu Protocoll, in welchem er die
Grundzüge zu einer neuen Verfaſſung aufſtellt. Er
verlangt die Aufſtellung aller Exemtionen, eine Kam-
mer aus Volkswahlen, ein verantwortliches Mini-
ſterium ꝛc., und beantragt, daß die Stände ſich Ga-
rantie zum Schutze der Volksrechte geben laſſen ſollen.
(Bravo von den Gallerieen, Proteſt dagegen von Seiten
des vorſitzenden Landraths.) Hierauf erfolgte die
Verleſung des erſten Berichts der Committee zur
Berathung der Reformfrage. Die Committee ertheilt
den Anrath, vor Niederlegung der Landſtandſchaft
ein Minimum von der künſtigen Stände-Verſammlung
zu gewähren, den Rechten von den Landesherren im
Voraus zu bedingen. Jm Uebrigen ſtellt der Be-
richt dem Pleno folgende Fragen zur Beantwortung:
1) Wollen die Stände ihre Rechte in der Art auf-
geben, daß künftig eine Vertretung durch gewählte
Repräſentanten eintrete? 2) Wollen die Stände das
von den Landesherren proponirte Wahlgeſetz, ſo wie
es vorliegt, annehmen? Oder 3) wenn dies abgelehnt
wird, ſollen Stadt und Land getrennt vertreten wer-
den? 4) Sollen die Wahlen der Vertreter nach Be-
rufsſtänden allein, oder unter Mitberückſichtigung von
Jntereſſen ſtattfinden? 5) Oder ſoll neben einer ſol-
chen Wahl nach Berufsſtanden noch eine Wahl der Ver-
treter nach Kopfzahl (gemiſchtes Syſtem) ſtattfinden? —
Nach Verleſung dieſes Berichtes erklärten die Roſtocker
Deputirten, daß ſie zwar f[ü]r ihre Perſon bereit ſeyen,
ihre Landſtandſchaft aufzuopfern, daß ſie jedoch keine
Jnſtruction hätten, ſich ſchon jetzt über dieſe Vor-
ſchläge zu erklären. Auch Wismar (durch Bürger-
meiſter Schmidt und Fabricius vertreten) will durch
Nichts gebunden ſeyn, weil ihm nicht rechtzeitig (!!!)
officielle Vorlagen geworden. (NB. Wismar wurde
erſt vor 2 Tagen geſtattet, an der Landtags-Berathung
Theil zu nehmen.) Nunmehr erfolgte die Debatte
über die Frage I., an welcher ſich vornämlich Oertzen-
Jürgenſtorff, Meyer-Ma[l]chow, Langfelde-Güſtrow,
Wulfleff-Sternberg und Ebert-Grevismühlen bethei-
ligten. Alle ſtimmten darin überein, daß, bevor man
in eine Aufhebung der gegenwärtigen Verfaſſung
willige, man der neuen Ständeverſammlung als Mi-
nimum diejenigen Rechte durch die Landesherren re-
verſiren laſſen müſſe, welche die jetzigen Stände beſitzen.
Demnach entwarf der Protocollf[ü]hrer den Beſchluß,
welcher, nach einer Modification die Bedingung ad I.,
in folgender Faſſung angenommen wurde: Die auf
gegenwärtigem außerordentlichen Landtage verſam-
melten Mitglieder der Ritter- und Landſchaft verken-
nen nicht, daß die m[ä]chtigen Zeitverhältniſſe, welche
ganz Deutſchland, alſo auch das engere Vaterland
erſchüttern, eine Ver[ä]nderung in den Staatsverhält-
niſſen wie in der Landes-Vertretung erheiſchen. Wenn
ſie ſich bewußt ſind, in ihrem früheren Wirkungskreiſe
ſtets das Beſte des Landes erſtrebt zu haben, ſo ſind
ſie auch jetzt bereit, dem Rufe des Landesherrn und
der Zeit zu folgen und ihre Landſtandſchaft zu der
Folge aufzugeben, daß eine repräſentative Stände-Ver-
ſammlung zuſammentrete; jedoch von der Bedingung
abhängig: 1) daß der in dem Committee-Bericht an-
gedeutete Revers von den Landesherren in genügen-
der Weiſe ertheilt werde, und 2) daß ſowohl über die
oben angedeuteten Verh[ä]ltniſſe als über die ſonſt an-
geregten Gegenſtände eine definitive Vereinigung zwi-
ſchen den Landesherren und den Ständen und zwi-
ſchen den Ständen unter ſich erfolge. Die Committee
wird erſucht, über die ad 1) angedeuteten Gegenſtände
mit den landesherrlichen Commiſſarien in Verhand-
lung zu treten und baldmöglichſt der Landtags-Ver-
ſammlung, welche ſich auch hier eine unabhängige
Verhandlung reſervirt, zu berichten. Den Reſt der
[Spaltenumbruch] Sitzung nahm die Berathung über die Frage des
Committee-Berichtes ad 2), ſo wie ein Dictamen v.
Dewitz-Krumbecks in Anſpruch, Letzteres dahin gehend,
man m[ö]ge die Art der neuen Vertretung außerhalb
Landtages durch Abgeordnete der Stände mit Hinzu-
ziehung von Deputirten aus dem Domanium und von
Männern, welche das Vertrauen des Volkes beſitzen,
weiter prüfen laſſen. — Die am 28 d. gewählte Com-
mittee wegen der Landes-Bewaffnung iſt folgender-
maßen zuſammengeſetzt: Mecklenburgiſcher Kreis:
Graf v. Oeynhauſen-Brahlſtoff, v. Reſtorff-Roſenha-
gen, Meyer-Malchow, Timm-Neuſtadt; wendiſcher
Kreis: Graf v. d. Oſten-Sacken-Marienhof, Maltzan-
Remplin, Nizze-Ribnitz, Engel-Röbel; ſtargardiſcher
Kreis: v. Dewitz-Krumdeck, v. Oertzen-Lübberſtorf,
Schröder-Friedland, Wulfleff-Woldegk.





Se. K. K. Maj. haben den Kriegs-Miniſter, Feld-
marſchall-Lieutenant Zanini, über ſein wiederholtes
Anſuchen von dem Amte eines Kriegs-Miniſters in
Gnaden zu entheben, und nach Anh[ö]rung und über
Antrag des Miniſterrathes den Feldzeugmeiſter, Grafen
Baillet Latour zum Miniſter des Kriegsweſens zu
ernennen, zugleich aber auch zu beſtimmen geruhet,
daß Feldmarſchall-Lieutenant Zanini ſeine Dienſte
der Central-Kriegsverwaltung in der Art, wie ſein
Amts Nachfolger es ſelbſt wünſcht, fortgeſetzt widme.
(Wiener Ztg.)

Die Wiener Zeitung enthält umſtändliche Berichte
aus Krakau vom 27 d., in denen Graf Caſtiglione
die Schuld der traurigen Ereigniſſe daſelbſt auf die
Volksmaſſen ſchiebt. Baron Moltke, der nach deſſen
Verwundung den Befehl übernommen, erkl[ä]rt, es ſey
unmöglich geweſen, die Stadt zu behaupten, wenn
man nicht noch größeres Blutvergießen habe herbei-
führen wollen. Die Truppen verloren 10 Todte und
40 Verwundete und die Jnſurgenten ungleich mehr.
Ganz anders freilich lautet ein Bericht angeſehener
Polen in der Allg. Oeſterr. Zeitung, worin es heißt,
man habe mit congreveſchen Raketen auf eine wehr-
loſe (?) Maſſe geſchoſſen.

Die Wiener Zeitung vom 30 April erklärt das Ge-
rücht von einer Kriegserklärung des Papſtes gegen
Oeſterreich für unbegründet.




Jtalien.

Die officielle Zeitung von Neapel kündigt an, daß
der ſardiniſche Geſandte, Graf Rignon, drei Audienzen
bei dem Könige von Neapel gehabt, und daß dieſer
ihm zugeſichert habe, ein Geſchwader nach dem adria-
tiſchen Meere abzuſenden. Vier Dampf-Fregatten
mit 4000 Mann K[ö]nigl. Truppen unter dem Befehle
des Generals Wilh. Pepe ſollen unverzüglich abfahren,
um Venedig zu ſchützen. Dieſe Nachricht iſt vom
17 April. (N. Z. Z.)

Legations-Rath v. Canitz,
welcher erſt vor Kurzem von hier abgegangen war,
um ſich nach dem ihm zuerkannten Geſandtſchafts-
Poſten von Rio de Janeiro zu begeben, iſt geſtern
Nacht 3 Uhr aus Berlin in 8 Tagen wieder hier
eingetroffen, um den hieſigen Geſandten, Freiherrn
v. Uſedom, ſchleunigſt nach Berlin zu berufen und
ſelbigen hier einſtweilen als interimiſtiſchen Geſchäfts-
träger zu vertreten. Obwohl über die weitere Be-
ſtimmung des Herrn v. Uſedom zur Zeit noch nichts
Specielles verlautet, ſo begreift doch Jeder, der dieſen
freiſinnigen und talentvollen Staatsmann näher kennt,
wie man ſeiner gerade im gegenwärtigen Augenblicke
beſonders benöthigt ſeyn wird. Er tritt ſeine Rück-
reiſe ſchon morgen an, und wird ſeinen Weg über
Wien nehmen, wobei er genöthigt iſt, die Poſten der
Republik Venedig zu paſſiren, durch welche auch Hr.
v. Canitz hieher gelangt iſt. (Köln. Ztg.)

Es herrſcht hier Verſtim-
mung in allen Kreiſen. Die Wahl der Pairs und
Deputirten wird aufs Neue die Gemüther erregen
und der Monat Mai ein ſehr ſtürmiſcher werden.
Nichts deſto weniger wird der König gleichſam ge-
zwungen, 5 Linien- und 3 Cavallerie-Regimenter, ſo
wie viel Artillerie in die Lombardei (durch die Abruzzen)
zu ſchicken. (Köln. Ztg.)

Nach Berichten aus Trieſt vom 27 d. hat ſich Cer-
vignano den öſterreichiſchen Truppen ergeben.


Das Reſultat der Wahlen für Paris und das De-
partement der Seine iſt geſtern Abend um 10½ Uhr
auf dem Platze des Stadthauſes, bei Fackelſchein und
unter den Fanfaren der Muſik-Chöre der National-
garde, bekannt gemacht worden. Von 360,000 Wäh-
lern der Stadt Paris und des Departements der
Seine haben ungefähr 300,000 an dem Wahl-Acte
Theil genommen, der vom 23 d., 7 Uhr Morgens,
bis zum 28 d., 10½ Uhr Abends, dauerte und von
der größten Ruhe und Ordnung begleitet war. Die
Namen der 34 Deputirten von Paris und der Seine
ſind folgende: Lamartine, Regierungs-Mitglied, 25[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt],800
Stimmen; Du[p]ont (de l’Eure), Regierungs-Mitglied,
245,083 St.; F. Arago, Regierungs-Mitglied, 243,640
St.; Garnier-Pogès, Regierungs. Mitglied, 240,890 St.;
A. Marraſt. Regierungs-Mitglied, 229,166 St.; Ma-
rie, Regierungs-Mitglied, 225,766 St.; Cremieux, Re-
gierungs-Mitglied, 210 699 St.; Beranger, Dichter,
204,271 St.; Carnot, Miniſter des Unterrichts, 195,608
St.; Bethmont, Handelsminiſter, 189,252 St.; Du-
vivier, General der mobilen Nationalgarde, 182,175 St.-
F. Laſteyrie, Ex-Deputirter der Linken, 165,156 St.;
Vavin, Ex-Deputirter der Linken, 151,103 St.; Ca-
vaignac, General-Gouverneur von Algier, 144,187 St.;
Berger, Ex-Deputirter der Linken, Maire des zweiten
Arrondiſſements, 136,660 St.; Pagnerre, General-Se-
cretär der proviſoriſchen Regierung, 136,117 St.;
Buchez, Adjunct des Maire von Paris, 135,678 St.;
Cormenin, Präſident des Staatsraths, 135,050 St.;
Corbon, Arbeiter und Redacteur des Arelier, 135,043
St.; Cauſſi[di]ère, Polizeipräfect, 133,775 St.; Albert,
Arbeiter, Regierungs-Mitglied, 133,041 St.; Wo-
lowski, Profeſſor am Conservatoire des arts et mè-
tiers,
132,333 St.; Peupin; Arbeiter, Uhrmacher,
131,969 St.; Ledru-Rollin, Regierungs-Mitglied,
131,587 St.; J. P. Schmith, Arbeiter, 124,383 St.;
Flocon, Regierungs-Mitglied, 121,865 St.; Louis
Blanc, Regierungs-Mitglied, 121,140 St.; Recurt,
Adjunct des Maire von Paris, 118,075 St.; Agricol
Perdiguier, Arbeiter, Tiſchler, 117,2[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]0 St.; J. Baſtide,
Unter-Staatsſecretär der auswärtigen Angelegenheiten,
110,228 St.; Coquerel, proteſtantiſcher Paſtor, 109,934
St.; Garnon, Ex-Deputirter, 106,747 St.; Guinard,
Oberſt der Artillerie der Nationalgarde, 106,262 St.;
Abbé Lamennais 104,871 St.

Auch aus den meiſten Departements ſind ſchon die
Ernennungen da, ſie ſind größtentheils im gemäßigt-
republikaniſchen Sinne ausgefallen, faſt alle Deputirte
der früheren Linken ſind wieder gewählt. Jn Mar-
ſeille bemerkt man unter den Deputirten neben den
Namen des Advocaten Berryer und des Dichters
Barthelemy, den Haſen-Laſtträger Aſtoin; Thiers hatte
wenig Ausſicht gewählt zu werden. Unter den De-
putirten der Departements findet man als Repräſen-
tanten der Arbeit mehr Ackerbauer, als induſtrielle
Arbeiter, jedenfalls ſind Beſitz und Eigenthum in die-
ſer National-Verſammlung mehr als hinreichend ver-
treten; daß aber die Vertreter der verſchiedenen ſocia-
liſtiſchen Syſteme ſo ganz ausgeſchloſſen zu ſeyn
ſcheinen, dürfte jedenfalls ein Unglück ſeyn und zu
andern Extremen führen.

Jn der Mehrzahl der Departements hat während
des Wahl-Actes die größte Ruhe geherrſcht, an einigen
Orten jedoch ſind arge Ruheſtörungen vorgefallen und
in Rouen ſind dieſelben Beſorgniß erregender Art.
Die gemäßigte Partei hatte hier einen vollſtändigen
Sieg davon getragen und alle ihre, mitunter ſehr
reactionären Candidaten durchgeſetzt, dagegen alle Re-
publikaner, Arbeiter und Vertreter der demokratiſchen
Jdeen, ſelbſt den Regierungs[-]Commiſſar Deschamps
ausgeſchloſſen. Die republikaniſche Partei, hierdurch
erbittert, ſoll durch die Nationalgarde provocirt wor-
den ſeyn, und am 27 d. entſpann ſich ein heſtiges
Straßengeſecht, in dem zahlreiche Barrikaden errichtet,
[Spaltenumbruch] mit der größten Erbitterung ver[t]heidigt und von der
Linie und Nationalgarde genommen wurden. Am
Abende des 27 d. ſchickte der Militär-Commandant
von Rouen folgende telegraphiſche Depeſche an den
Kriegsminiſter: “Es iſt Mitternacht; wir ſchlagen
uns ſeit 6 Stunden gegen einen beträchtlichen Auf-
ſtand, der unſer Feuer erwiedert. Der morgende Tag
wird heiß werden. Schicken ſie uns Verſtärkungen,
es iſt dringend.” — Eine Depeſche des General-Pro-
curators an den Juſtizminiſter (vom 28 d., 4½ Uhr
Morgens datirt) ſagt, der Aufſtand ſey unterdrückt
und es habe 8 Todte und 15 Verwundete gegeben.
Allein der National, der Regierung nahe ſtehend,
ſagt, der Aufſtand habe am 28 d. wieder begonnen;
man habe Artillerie gegen die Barrikaden anwenden
müſſen, mehrere Fabrikdörfer der Umgegend hätten
ſich der Bewegung angeſchloſſen, zwei Regimenter
Jnfanterie ſeyen auf der Eiſenbahn von Paris nach
Rouen geſchickt worden und die Stadt in Belage-
rungsſtand erklärt. Dagegen verſichert das Journal
des D
ébats, daß geſtern Abend um 6 Uhr, bei dem
Abgange des letzten Convois, die Ruhe in Rouen
ganz hergeſtellt war.

Der Moniteur enthält heute folgende officielle Acten-
ſtücke: 1) Decret der proviſoriſchen Regierung, wel-
ches die Vereinigung aller Provinzialbanken Frank-
reichs (mit Ausnahme der von Bordeaux) mit der
Pariſer Bank befiehlt. 2) Decret, die Eintheilung
Frankreichs in 17 Militär-Diviſionen betreffend. 3)
Decret, verordnend, daß das Louvre ſogleich ausge-
baut, “Pallaſt des Volkes” genannt und künftig zu
den Jnduſtrie-, Kunſt- und anderen Ausſtellungen und
zur Unterbringung der National-Bibliothek verwendet
werden ſoll. Die Rivoliſtraße wird zugleich nach dem
bisherigen Plane bis zum Pont-neuf ausgebaut. Alle
Arbeiter ſind eingeladen, ſich bei den Arbeiten am
Volkspallaſte zu betheiligen. Die nöthigen Expro-
priationen geſchehen augenblicklich durch eine Com-
miſſion. 4) Die Kinderbewahr-Anſtalten werden aus
Mildthätigkeits-Jnſtituten zu Unterrichts-Anſtalten
und erhalten den Namen “mütterliche Schulen”.

Eine telegraphiſche Depeſche bringt dem General
Cavaignac den Befehl nach Algier, ſich augenblicklich
nach Paris zu begeben.

Briefe aus London melden, daß der Fürſt Met-
ternich daſelbſt täglich den ärgſten Jnſulten von Seiten
in England lebender Oeſterreicher, Polen, Ungarn
und Jtaliäner ausgeſetzt iſt und ſich nirgends öffentlich
ſehen laſſen darf. Wir leſen in der That im Mor-
ning-Herald
vom 27 d., daß ein Oeſterreicher, Na-
mens Johann Lhoski, vor das Polizei-Bureau von
Marlboroughſtreet gebracht wurde, weil er dem Für-
ſten Metternich alle Fenſter eingeſchlagen hatte. Bei
dieſer Gelegenheit ſagte der Beſitzer des Brunswic-
Hotel als Zeuge aus, daß Metternich fortwährend
Jnſulten von Seiten ſeiner Landsleute ausgeſetzt ſey.
Lhoski wurde zu 6 sh. Strafe verurtheilt.

NS. Wir erhalten vor Poſtſchluß noch das Journal
de Rouen von heute.
Seine Nachrichten gehen bis
3 Uhr Morgens, wo die Emeute im Jnnern der
Stadt ganz beſiegt war. Die Zahl der Todten wird
auf 22 angegeben, die der Verwundeten, viel bedeu-
tender, läßt ſich noch nicht ermitteln. 248 Perſonen
ſind verhaftet worden, unter ihnen Hr. Durand, De-
putirter und Maire, zugleich Präſident eines ſehr
exaltirten Clubs. Rouen iſt übrigens nicht in Bela-
gerungsſtand (état de siège), ſondern nur in Kriegs-
ſtand (état de guerre) erklärt, wodurch die Befugniſſe
des Militär-Commandanten bedeutend erweitert wer-
den. — Jn Elbeuf ſind die Arbeiter ebenfalls aufge-
ſtanden und man ſandte in größter Eile Munition für
die Truppen und Nationalgarde dahin. Es ſcheint,
als ob uns ein ultra-revolutionärer Aufſtand der in-
duſtriellen Norddepartements droht, wo die in
ihren Februar-Erwartungen getäuſchten Arbeiter das
Aeußerſte verſuchen.




Vermiſchte Nachrichten.

Das Teſtament des kürzlich verſtorbenen Jacob
Aſtor
iſt in den Newyorker Zeitungen veröffentlicht.
Es verfügt über ein Vermögen von 20 Mill. Dollars.
Der Stadt Newyork hat Aſtor 500,000 Doll. für eine
öffentliche Bibliothek vermacht; der Enquirer findet
das ſehr knickerig.

Die Rheinſchiffer wollen ſich nicht zufrieden geben,
und erklären mit Drohungen: “Keine Schleppſchiffe
mehr!” Selbſt die Deputation der F[ü]nfziger, an wel-
cher doch Volksmänner wie Nobert Blum und Ra-
veaux Theil nahmen, vermochte, trotz aller Bered-
ſamkeit, nicht durchzudringen.




Wetterbeobachtung vom 1 Mai.

ZeitTherm.Barom.WindAtmoſphäre
M. 4 U.— 1.228, 3.48 ſt.NW 0l. Nbl. u. Reif
N. 2 „+ 9,9„ 3,22 f.„ 3⊙ u. Schtw.
A. 6 „„ 7,6„ 3,20„ 4ſonnig


* Stadt-Theater.

Heute, Mittwoch, beendigt Dem. Lucile Grahn
ihr Gaſtſpiel, welches auch in dieſer trüben Zeit das
jetzt leider ſo oſt ſchlecht beſetzte Haus zu füllen ver-
ſtanden, mit der Aufführung des großen Ballets
“Katharina, oder: Die Tochter des Räubers”, in
welchem ſie vollkommen Gelegenheit hat, ihre Grazie
wie ihre Gewandtheit in den mannichfachſten chore-
graphiſchen und plaſtiſchen Attitüden zu zeigen. Wir
enthalten uns jeder überflüſſigen Anpreiſung eines
Talents, das auch in den letzten Tagen in unſerer
Mitte ſo viele Bewunderung geerntet, und bemerken
nur, daß die junge Dame in dieſer Partie nicht allein
in London, ſondern auch in Jtalien, dem Schauplatze
dieſer überaus intereſſanten, dem Leben Salvator
Roſas entlehnten Darſtellung, als “Banditenkönigin
Katharina” wahrhaft Furore gemacht und alle Her-
zen erbeutet hat.




Herausgegeben von Runkel.



Amtliche Bekanntmachungen.
Decrete des Senats.

Den 2. Mai: Jn Sachen A. P. H. Kurzmann. —
N. H. Lütgens. — des Vorſteher-Collegiums der hie-
ſigen deutſch-iſraelitiſchen Gemeinde. — J. C. F. Bähr.




Erkenntniſſe des Handelsgerichts.
Zweite Kammer.

(Außerordentliche Sitzung.)

Den 1. Mai: Jn Sachen S. Heine c. A. D. Pehmöller,
im eigenen Namen und als ꝛc. — C. Reuſcher, in Firma
Reuſcher & Co., c. denſelben. — Frau R., geb. Heine,
des verſtorbenen E. Heine Wwe., als ꝛc., c. denſelben.
— B. Hirſchſeld c. denſelben. — M. Nobinow Söhne c.
denſelben. — L. Hertz & Söhne c. denſelben. — L. M.
Heine c. denſelben.




Falliſſement.

Den 2. Mai hat Nehemias Heymann, in Firma
N. Heimann, Kaufmann, wohnhaft erſte El[b]ſtraße
No. 35, mit Crt. [] 390 und Bco. [] 5290 bei dem
Handelsgerichte Jnſolvenz erklärt.

Wahl der Curat. bonorum:




Brief-Annahme

nach Frankreich, pr. Dampfboot via Havre: heute,
bis 11½ Uhr Vormittags, im Stadt-Poſthauſe.


Stadt-Poſt-Amt.
Fürſtlich Thurn und Taxis’ſches Ober-
Poſt-Amt.



Brief-Beförderung

nach Newyork, pr. Schiff Hamburg: heute.


Stadt-Poſt-Amt.

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[[3]/0003] Allen angerechnet werden, als die beſſeren Hildes- heimer es ſich gefallen laſſen werden, wenn man ſie mit Weinhagen und Conſorten zuſammenſtellt. Wenn die Bürger unſerer Stadt nicht ihre Beſonnenheit und Geſetzlichkeit bewahrt hätten, ſo würden auch hier ähnliche Elemente, wie die in Hildesheim, ihr Haupt erhoben haben; jetzt haben die Unglücksraben kaum zu krächzen gewagt. Die Wahlen zum deutſchen Reichstage haben hier die Gemüther mehr beſchäftigt, als erwartet wurde; die verſchiedenartigſten, aber nicht ungeſetzlichen Mittel ſind gebraucht, um Rumann’s Wahl möglich zu machen, während die Gegenpartei auch wohl gewirkt hat, aber weniger offen. Jn der Stadt ſind Rumann, Detmold, Wachsmuth, Stemers, Hantelmann die ge- nannteſten Candidaten. Der Entwurf zu einem Wahl- geſetze, welchen die Regierung vorgelegt hat, findet ſehr viele Billigung; ſehr zu wünſchen iſt, daß die Mitglieder der erſten Kammer, welche in die be- treffende Commiſſion gewählt ſind, von ihrer Tena- cität ablaſſen mögen, da ſie die Sache durch Hart- näckigkeit noch viel ſchlimmer machen. Der Regie- rung und der öffentlichen Meinung gegenüber ver- mögen die Herren nichts. * Hannover, den 30 April. Die geſtrige Morgen-Zeitung berichtet: Stadt- Director Rumann ſey von der Regierung, deren An- ſichten er vertrete, zum Landdroſten von Hildes- heim ernannt. An der Nachricht iſt, wie jeder Ver- nünſtige das auch bei nur oberflächlicher Beachtung der Verhältniſſe ſofort einſehen mußte, kein wahres Wort. Die Abſicht erklärt ſich als Wahl-Manöver. Stadt-Director Rumann iſt der Haupt-Candidat für die hieſige Wahl zum deutſchen Parlament. Seine politiſche Vergangenheit wird von ſeinen Anhängern in der Bürgerſchaft mit dem Schleier der chriſtlichen Liebe bedeckt; bedenklicher aber erſchien das Gerücht: Rumann ſtehe feindſelig gegen die jetzige Regierung, die bekanntlich bei hieſiger Bürgerſchaft ſehr beliebt iſt. Da war die Erfindung: “Rumann ſey zum Land- droſten ernannt”, das bequemſte und leichteſte Mittel, jenes Bedenken zu beſeitigen. Die Morgen-Zeitung war vielleicht nur düpirt von einem Rumann’ſchen Agenten; — bis dahin aber, daß die Erfindung als ſolche bekannt wird, iſt die Wahl vorbei. Hannover, den 1 Mai. So eben kehrt der Abgeordnete der Volksverord- neten (alias Condeputirten) Syndicus Büren, von Frankfurt zurück, und berichtet uns über den Erfolg ſeiner Sendung das Nachſtehende: Nach erſtattetem ſchriftlichen Vortrage über die Ver- handlungen und Beſchlüſſe der hannoverſchen Volks- verordneten, inſonderheit die Verfaſſungs-Angelegen- heit betreffend, wurde die Legitimation der Volksver- ordneten von dem Fünfziger-Ausſchuſſe mit Ausnahme von einigen Stimmen nicht im Mindeſten bezweifelt und deshalb eine Commiſſion von 5 Mitgliedern (Dr. Freudentheil, Dr. Heckſcher, Dr. Siemens, Dr. Gü- lich, Paſtor Jürgens) zur Bericht-Erſtattung über dieſe Angelegenheit niedergeſetzt. Dieſe wurde mit der Arbeit erſt am 29 v. M. fertig und ſtellte folgenden Antrag: Der Fünfziger-Ausſchuß des deutſchen Vorparla- ments wolle die hohe Bundes-Verſammlung erſuchen: 1) der hannoverſchen Regierung dringend anzurathen und zu empfehlen: A. Die Thätigkeit der gegenwärtigen Ständever- ſammlung auf die Erledigung der laufenden Geſchäfte und die Bewilligung des Budgets zu beſchränken; B. ein proviſoriſches, liberales, den Beſchlüſſen des Vorparlaments entſprechendes Wahlgeſetz zu erlaſſen und in Gemäßheit der Vorſchriften des- ſelben die Bildung einer conſtituirenden Ver- ſammlung zu bewirken. 2) Aber die hannoverſche Regierung aufzufordern, in Uebereinſtimmung mit dem Beſchluſſe des Aus- ſchuſſes vom 26 April d. J. die Einberufung der conſtituirenden Verſammlung ſo lange aus- zuſetzen, bis das Verfaſſungswerk für Deutſch- land beendigt ſeyn wird. Dieſer Antrag wurde mit 34 Stimmen gegen 2, mit- hin faſt einhellig, angenommen und zum Beſchluß er- hoben. Dagegen ſtimmten Wippermann und Schwar- zenberg. Der Berichterſtatter, Dr. Heckſcher, ſprach ſich ſehr warm für die Sache aus, indem er darthat, daß durch die rechtswidrige Aufhebung des Staatsgrund- geſetzes von 1833 und Einführung des Landesver- faſſungsgeſetzes von 1840 trotz der erpreßten Reverſe der Stände-Mitglieder in dem Augenblicke gar keine rechtsgültige Verfaſſung, noch auch rechtsgültige Stände in Hannover exiſtirten, mithin auch dieſen Ständen das neu zu erſchaffende Verfaſſungswerk durchaus nicht anzuvertrauen ſey. Gegen dieſe Anſicht ſprach Reh, für dieſelbe Dr. Freudentheil und R. Blum. (Volksztg.) ▭ Roſtock, den 29 April. Es iſt nicht allein hier, ſondern wohl in allen Städten des Landes nur eine Stimme darüber, daß das Wahlgeſetz, welches von der Regierung den Stän- den zur Berathung vorgelegt iſt, den Erwartungen nicht entſpreche, welche durch die Proclamation des Großherzogs hervorgerufen ſind. Es würde durch die Annahme dieſes Geſetzvorſchlages eine Ariſtokratie des Beſitzes gegründet werden, welche bald weit mäch- tiger ſeyn wird, als diejenige war, deren das Land ſich jetzt entledigen will, und die Städte würden durch daſſelbe auf eine ſo in die Augen ſpringende Weiſe in ihren Jntereſſen gefährdet ſeyn, daß ihr Ruin unaus- bleiblich wäre. Jn beiden Mecklenburg ſollen gewählt werden 100 Abgeordnete, davon in den Städten 39, von den größeren Grundbeſitzern 27 und in den länd- lichen Wahldiſtricten 35. Die Abgeordneten der Städte zu denen des Landes werden ſich alſo verhalten wie 39 zu 52, d. h. noch nicht wie 2 zu 3; es ſteht alſo zu erwarten, daß in allen Fällen, wo die Jntereſſen von Stadt und Land mit einander collidiren, die Städter überſtimmt werden. Kommt hierzu nun noch, daß die größeren Grundbeſitzer zwei Mal activ und paſſiv wahlfähig ſind, indem ſie nicht allein in ihren Wahlbezirken directe wählbar ſind, ſondern auch in den Landgemeinden indirecte wählen und gewählt werden können, ſo bedarf die oben aufgeſtellte Be- hauptung, daß durch dieſes Wahlgeſetz nur eine neue Ariſtokratie des Beſitzes gegründet werde, wohl keiner weiteren Auseinanderſetzung. Nach der bisherigen Ständeverfaſſung konnte die Landſchaft ſich gegen Be- nachtheiligung von Seiten der Ritterſchaft durch die itio in partes, durch welche gewiſſermaaßen zwei Kam- mern gebildet wurden, deren jede ihren Separatbe- ſchluß abgab, ſchützen. Dieſe itio in partes ſoll jedoch in Zukunft wegfallen, die Städte ſind alſo rettungslos verloren, wenn ihnen nicht entweder gleichviel oder doch nahe ſo viele Stimmen, wie den vereinigten Grundbeſitzern und Landgemeinden beigelegt werden, oder wenn nicht an die Stelle des vorgelegten Wahl- geſetzes ein anderes nach allgemeinen Wahlkreiſen ge- ſetzt wird. Jn erſterem Falle müßten alle Städte mindeſtens 1, die größeren dagegen bis 2 bis 4 Abge- ordnete ſtellen, was die Zahl derſelben auf 47 bringen würde und in letzterem Falle müßte eine Vertretung nach der Kopfzahl, wie ſie das Repräſentativſyſtem bedingt, eintreten. Wir finden es ſehr begreiflich, daß, da Mecklendurg ein Ackerbau treibendes Land iſt, der Grundbeſitz bei dem neuen Wahlmodus vornäm- lich bedacht wird; allein man wird es auch eben ſo erklärlich finden, daß die Städte, und zumal Roſtock, ihre wohl erworbenen Rechte nicht eher aufgeben wollen und können, als bis ſie wiſſen, was ſie an die Stelle des Wegzugebenden erhalten werden. Das Jntereſſe der Städte verlangt es daher im höchſten Grade, daß die Deputirten derſelben auf gegenwärti- gem Landtage von der itio in partes ſo lange Ge- brauch machen, bis ſie günſtigere Bedingungen erhal- ten haben, oder daß ſie, falls dies nicht zu erreichen wäre, ſämmtlich den Landtag verlaſſen. Ohne die Landſchaft kann die Ritterſchaft in allgemeinen Lan- desangelegenheiten keine gültige Beſchlüſſe faſſen, wo- durch die Regierung — und dies möchte noch der beſte Ausweg aus dieſem Jrrgarten ſeyn — ſich ge- nöthigt ſehen würde, eine conſtituirende Verſammlung durch freiere Wahlen zuſammen zu berufen. Ob dies durch Zwiſchenwahlen, wie vor Kurzem bei der Frank- furter Deputation, oder durch directe Wahlen geſchehe, möchte am Ende gleichgültig ſeyn, da es ſich durch die letzten Wahlen noch keineswegs als erwieſen her- ausgeſtellt hat, daß Mecklenburg für die directe Wahl ſchon jetzt vollkommen reif iſt; wenigſtens würde es dann die damals beliebten Wahlumtriebe auf eine ganz andere Weiſe aufgenommen haben, als dies wirklich geſchehen iſt. — Eine Schilderhebung der hie- ſigen Schneidergeſellen, welche höheren Lohn und ge- ringere Arbeitszeit begehrten, iſt dadurch beſeitigt, daß circa 51 derſelben aus dem Thore gebracht wurden. ▭ Schwerin, den 30 April. Seit dem 26 d. iſt der Landtag für beide Großher- zogthümer Mecklenburg hier eröffnet. Der Groß- herzog hat die Eröffnung in eigener Perſon im hie- ſigen Dome mittelſt einer die alten abtretenden Land- ſtande belobenden, in jetziger Zeit übrigens völlig inhaltloſen Rede vorgenommen. Die Ständeverſamm- lung ſelbſt hat ſich ſeit der Zeit in ihren altherge- brachten ſchwerfälligen Formen bewegt und weſentlich nicht mehr gethan, als zwei Committeen ernannt, die eine zur Begutachtung des von der Regierung vor- gelegten Wahlgeſetzes, die andere zur Erwägung der Herſtellung von Volksbewaffnung. Außerdem hat der Landtag nur in einer Menge von Petitionen die Wünſche des Landes auf Verwerfung der Regierungs- Vorlage in Betreff der Wahlen zu einer conſtituiren- den Verſammlung vernehmen müſſen und endlich noch die Aufgabe der drei Landesklöſter von Seiten des Adels in der mecklenburgiſchen Ritterſchaft, als mit der Gerechtigkeit und den Zeitforderungen nicht länger vereinbar, durch den Vortrag eines landſchaft- lichen Mitgliedes angebahnt ſehen müſſen. Bei die- ſer Gelegenheit war es, wo das mit lebhaftem Jn- tereſſe an den Verhandlungen Theil nehmende Publi- cum der Gallerieen durch laute Acclamationen ſeinen Beifall zu erkennen gab, eine in der Geſchichte unſe- rer Landtage wohl noch nicht vorgekommene Bege- benheit, da das Publicum der früheren kleinen Land- tagsſtädte es wohl nicht gewagt hätte, ſeinen Beifall oder ſein Mißfallen der “hochanſehnlichen” Landtags- Verſammlung zu ſpenden. Die Reſidenz nimmt ſich, zu ihrer Ehre ſei es geſagt, etwas mehr heraus und ſucht durch tägliche öffentliche Verſammlungen in einem hieſigen geräumigen Locale mittelſt Beſprechun- gen und Discuſſionen, an denen ſich auch viele Land- ſtände betheiligt haben, die Anſichten der letzteren über die auf reine Volksrepräſentation gerichteten Wünſche des Landes aufzuklären. Hoffentlich wird ein ähn- liches Wahlgeſetz wie das neue preußiſche aus den ſchwebenden Verhandlungen hervorgehen, wenigſtens dürfte die Annahme des Regierungsentwurfs unmög- lich geworden ſein, nachdem man erfährt, daß die Landſchaft, um Ruhe uud Zufriedenheit in den Städ- ten hervorzurufen, nöthigenfalls eine itio in partes begehren und ſich als Stand gegen das den Städten ungünſtige Geſetz erklären wird. † Schwerin, den 30 April. Jn der geſtrigen (vierten) Sitzung des außerordent- lichen Landtages wurden wiederum verſchiedene Pro- teſte gegen den Geſetz-Entwurf zur neuen Landesver- faſſung verleſen. Da dieſelben in den Hauptpunkten, daß nämlich durch denſelben der Grundbeſitz bevor- zugt und eine neue Kaſte gebildet werde, ſo ziemlich übereinſtimmten, ſo können wir uns hier auf die Ein- zelnheiten beſchränken. Die in Schwerin verſammelten Reform-Vereins-Deputirten wollen eine rein reprä- ſentative Verfaſſung und verlangen daher die Einbe- rufung eines conſtituirenden Landtages, aber Cenſus nach liberalen Grundſätzen und Zwiſchenwahlen. Wulfleff-Sternberg begehrt im Namen des Stern- berger Reform-Vereins, deſſen Anſichten er ſich per- ſönlich anſchließt, Stimmengleichheit der Städte mit dem platten Lande. Brückner-Neubrandenburg theilt im Auftrage des Neubrandenburger Reform-Vereins eine Petition an Sereniſſimum Strelitz mit, worin geſagt wird, keine Kaſte müſſe bevorzugt werden, das ſey eine Schmach für Mecklenburg; es müſſe ein an- derer Landtag berufen und das Wahlgeſetz gar nicht berathen werden. Voß-Krakow übergiebt einen ähn- lichen Proteſt des Bürger-Ausſchuſſes, in welchem die gemeinſchaftliche Wahl eines Abgeordneten mit Malchow abgelehnt wird. Der Reform-Verein zu Neuſtrelitz, desgleichen Bürgermeiſter und Rath daſelbſt, prote- ſtirt gegen das Wahlgeſetz, weil die neue Verfaſſung keine rein-repräſentative ſeyn würde. Pohle-Schwerin giebt ein Dictamen zu Protocoll, in welchem er die Grundzüge zu einer neuen Verfaſſung aufſtellt. Er verlangt die Aufſtellung aller Exemtionen, eine Kam- mer aus Volkswahlen, ein verantwortliches Mini- ſterium ꝛc., und beantragt, daß die Stände ſich Ga- rantie zum Schutze der Volksrechte geben laſſen ſollen. (Bravo von den Gallerieen, Proteſt dagegen von Seiten des vorſitzenden Landraths.) Hierauf erfolgte die Verleſung des erſten Berichts der Committee zur Berathung der Reformfrage. Die Committee ertheilt den Anrath, vor Niederlegung der Landſtandſchaft ein Minimum von der künſtigen Stände-Verſammlung zu gewähren, den Rechten von den Landesherren im Voraus zu bedingen. Jm Uebrigen ſtellt der Be- richt dem Pleno folgende Fragen zur Beantwortung: 1) Wollen die Stände ihre Rechte in der Art auf- geben, daß künftig eine Vertretung durch gewählte Repräſentanten eintrete? 2) Wollen die Stände das von den Landesherren proponirte Wahlgeſetz, ſo wie es vorliegt, annehmen? Oder 3) wenn dies abgelehnt wird, ſollen Stadt und Land getrennt vertreten wer- den? 4) Sollen die Wahlen der Vertreter nach Be- rufsſtänden allein, oder unter Mitberückſichtigung von Jntereſſen ſtattfinden? 5) Oder ſoll neben einer ſol- chen Wahl nach Berufsſtanden noch eine Wahl der Ver- treter nach Kopfzahl (gemiſchtes Syſtem) ſtattfinden? — Nach Verleſung dieſes Berichtes erklärten die Roſtocker Deputirten, daß ſie zwar für ihre Perſon bereit ſeyen, ihre Landſtandſchaft aufzuopfern, daß ſie jedoch keine Jnſtruction hätten, ſich ſchon jetzt über dieſe Vor- ſchläge zu erklären. Auch Wismar (durch Bürger- meiſter Schmidt und Fabricius vertreten) will durch Nichts gebunden ſeyn, weil ihm nicht rechtzeitig (!!!) officielle Vorlagen geworden. (NB. Wismar wurde erſt vor 2 Tagen geſtattet, an der Landtags-Berathung Theil zu nehmen.) Nunmehr erfolgte die Debatte über die Frage I., an welcher ſich vornämlich Oertzen- Jürgenſtorff, Meyer-Malchow, Langfelde-Güſtrow, Wulfleff-Sternberg und Ebert-Grevismühlen bethei- ligten. Alle ſtimmten darin überein, daß, bevor man in eine Aufhebung der gegenwärtigen Verfaſſung willige, man der neuen Ständeverſammlung als Mi- nimum diejenigen Rechte durch die Landesherren re- verſiren laſſen müſſe, welche die jetzigen Stände beſitzen. Demnach entwarf der Protocollführer den Beſchluß, welcher, nach einer Modification die Bedingung ad I., in folgender Faſſung angenommen wurde: Die auf gegenwärtigem außerordentlichen Landtage verſam- melten Mitglieder der Ritter- und Landſchaft verken- nen nicht, daß die mächtigen Zeitverhältniſſe, welche ganz Deutſchland, alſo auch das engere Vaterland erſchüttern, eine Veränderung in den Staatsverhält- niſſen wie in der Landes-Vertretung erheiſchen. Wenn ſie ſich bewußt ſind, in ihrem früheren Wirkungskreiſe ſtets das Beſte des Landes erſtrebt zu haben, ſo ſind ſie auch jetzt bereit, dem Rufe des Landesherrn und der Zeit zu folgen und ihre Landſtandſchaft zu der Folge aufzugeben, daß eine repräſentative Stände-Ver- ſammlung zuſammentrete; jedoch von der Bedingung abhängig: 1) daß der in dem Committee-Bericht an- gedeutete Revers von den Landesherren in genügen- der Weiſe ertheilt werde, und 2) daß ſowohl über die oben angedeuteten Verhältniſſe als über die ſonſt an- geregten Gegenſtände eine definitive Vereinigung zwi- ſchen den Landesherren und den Ständen und zwi- ſchen den Ständen unter ſich erfolge. Die Committee wird erſucht, über die ad 1) angedeuteten Gegenſtände mit den landesherrlichen Commiſſarien in Verhand- lung zu treten und baldmöglichſt der Landtags-Ver- ſammlung, welche ſich auch hier eine unabhängige Verhandlung reſervirt, zu berichten. Den Reſt der Sitzung nahm die Berathung über die Frage des Committee-Berichtes ad 2), ſo wie ein Dictamen v. Dewitz-Krumbecks in Anſpruch, Letzteres dahin gehend, man möge die Art der neuen Vertretung außerhalb Landtages durch Abgeordnete der Stände mit Hinzu- ziehung von Deputirten aus dem Domanium und von Männern, welche das Vertrauen des Volkes beſitzen, weiter prüfen laſſen. — Die am 28 d. gewählte Com- mittee wegen der Landes-Bewaffnung iſt folgender- maßen zuſammengeſetzt: Mecklenburgiſcher Kreis: Graf v. Oeynhauſen-Brahlſtoff, v. Reſtorff-Roſenha- gen, Meyer-Malchow, Timm-Neuſtadt; wendiſcher Kreis: Graf v. d. Oſten-Sacken-Marienhof, Maltzan- Remplin, Nizze-Ribnitz, Engel-Röbel; ſtargardiſcher Kreis: v. Dewitz-Krumdeck, v. Oertzen-Lübberſtorf, Schröder-Friedland, Wulfleff-Woldegk. Wien, den 30 April. Se. K. K. Maj. haben den Kriegs-Miniſter, Feld- marſchall-Lieutenant Zanini, über ſein wiederholtes Anſuchen von dem Amte eines Kriegs-Miniſters in Gnaden zu entheben, und nach Anhörung und über Antrag des Miniſterrathes den Feldzeugmeiſter, Grafen Baillet Latour zum Miniſter des Kriegsweſens zu ernennen, zugleich aber auch zu beſtimmen geruhet, daß Feldmarſchall-Lieutenant Zanini ſeine Dienſte der Central-Kriegsverwaltung in der Art, wie ſein Amts Nachfolger es ſelbſt wünſcht, fortgeſetzt widme. (Wiener Ztg.) Die Wiener Zeitung enthält umſtändliche Berichte aus Krakau vom 27 d., in denen Graf Caſtiglione die Schuld der traurigen Ereigniſſe daſelbſt auf die Volksmaſſen ſchiebt. Baron Moltke, der nach deſſen Verwundung den Befehl übernommen, erklärt, es ſey unmöglich geweſen, die Stadt zu behaupten, wenn man nicht noch größeres Blutvergießen habe herbei- führen wollen. Die Truppen verloren 10 Todte und 40 Verwundete und die Jnſurgenten ungleich mehr. Ganz anders freilich lautet ein Bericht angeſehener Polen in der Allg. Oeſterr. Zeitung, worin es heißt, man habe mit congreveſchen Raketen auf eine wehr- loſe (?) Maſſe geſchoſſen. Die Wiener Zeitung vom 30 April erklärt das Ge- rücht von einer Kriegserklärung des Papſtes gegen Oeſterreich für unbegründet. Jtalien. Die officielle Zeitung von Neapel kündigt an, daß der ſardiniſche Geſandte, Graf Rignon, drei Audienzen bei dem Könige von Neapel gehabt, und daß dieſer ihm zugeſichert habe, ein Geſchwader nach dem adria- tiſchen Meere abzuſenden. Vier Dampf-Fregatten mit 4000 Mann Königl. Truppen unter dem Befehle des Generals Wilh. Pepe ſollen unverzüglich abfahren, um Venedig zu ſchützen. Dieſe Nachricht iſt vom 17 April. (N. Z. Z.) Rom, den 17 April. Legations-Rath v. Canitz, welcher erſt vor Kurzem von hier abgegangen war, um ſich nach dem ihm zuerkannten Geſandtſchafts- Poſten von Rio de Janeiro zu begeben, iſt geſtern Nacht 3 Uhr aus Berlin in 8 Tagen wieder hier eingetroffen, um den hieſigen Geſandten, Freiherrn v. Uſedom, ſchleunigſt nach Berlin zu berufen und ſelbigen hier einſtweilen als interimiſtiſchen Geſchäfts- träger zu vertreten. Obwohl über die weitere Be- ſtimmung des Herrn v. Uſedom zur Zeit noch nichts Specielles verlautet, ſo begreift doch Jeder, der dieſen freiſinnigen und talentvollen Staatsmann näher kennt, wie man ſeiner gerade im gegenwärtigen Augenblicke beſonders benöthigt ſeyn wird. Er tritt ſeine Rück- reiſe ſchon morgen an, und wird ſeinen Weg über Wien nehmen, wobei er genöthigt iſt, die Poſten der Republik Venedig zu paſſiren, durch welche auch Hr. v. Canitz hieher gelangt iſt. (Köln. Ztg.) Neapel, den 17 April. Es herrſcht hier Verſtim- mung in allen Kreiſen. Die Wahl der Pairs und Deputirten wird aufs Neue die Gemüther erregen und der Monat Mai ein ſehr ſtürmiſcher werden. Nichts deſto weniger wird der König gleichſam ge- zwungen, 5 Linien- und 3 Cavallerie-Regimenter, ſo wie viel Artillerie in die Lombardei (durch die Abruzzen) zu ſchicken. (Köln. Ztg.) Nach Berichten aus Trieſt vom 27 d. hat ſich Cer- vignano den öſterreichiſchen Truppen ergeben. Paris, den 29 April. Das Reſultat der Wahlen für Paris und das De- partement der Seine iſt geſtern Abend um 10½ Uhr auf dem Platze des Stadthauſes, bei Fackelſchein und unter den Fanfaren der Muſik-Chöre der National- garde, bekannt gemacht worden. Von 360,000 Wäh- lern der Stadt Paris und des Departements der Seine haben ungefähr 300,000 an dem Wahl-Acte Theil genommen, der vom 23 d., 7 Uhr Morgens, bis zum 28 d., 10½ Uhr Abends, dauerte und von der größten Ruhe und Ordnung begleitet war. Die Namen der 34 Deputirten von Paris und der Seine ſind folgende: Lamartine, Regierungs-Mitglied, 25_,800 Stimmen; Dupont (de l’Eure), Regierungs-Mitglied, 245,083 St.; F. Arago, Regierungs-Mitglied, 243,640 St.; Garnier-Pogès, Regierungs. Mitglied, 240,890 St.; A. Marraſt. Regierungs-Mitglied, 229,166 St.; Ma- rie, Regierungs-Mitglied, 225,766 St.; Cremieux, Re- gierungs-Mitglied, 210 699 St.; Beranger, Dichter, 204,271 St.; Carnot, Miniſter des Unterrichts, 195,608 St.; Bethmont, Handelsminiſter, 189,252 St.; Du- vivier, General der mobilen Nationalgarde, 182,175 St.- F. Laſteyrie, Ex-Deputirter der Linken, 165,156 St.; Vavin, Ex-Deputirter der Linken, 151,103 St.; Ca- vaignac, General-Gouverneur von Algier, 144,187 St.; Berger, Ex-Deputirter der Linken, Maire des zweiten Arrondiſſements, 136,660 St.; Pagnerre, General-Se- cretär der proviſoriſchen Regierung, 136,117 St.; Buchez, Adjunct des Maire von Paris, 135,678 St.; Cormenin, Präſident des Staatsraths, 135,050 St.; Corbon, Arbeiter und Redacteur des Arelier, 135,043 St.; Cauſſidière, Polizeipräfect, 133,775 St.; Albert, Arbeiter, Regierungs-Mitglied, 133,041 St.; Wo- lowski, Profeſſor am Conservatoire des arts et mè- tiers, 132,333 St.; Peupin; Arbeiter, Uhrmacher, 131,969 St.; Ledru-Rollin, Regierungs-Mitglied, 131,587 St.; J. P. Schmith, Arbeiter, 124,383 St.; Flocon, Regierungs-Mitglied, 121,865 St.; Louis Blanc, Regierungs-Mitglied, 121,140 St.; Recurt, Adjunct des Maire von Paris, 118,075 St.; Agricol Perdiguier, Arbeiter, Tiſchler, 117,2_0 St.; J. Baſtide, Unter-Staatsſecretär der auswärtigen Angelegenheiten, 110,228 St.; Coquerel, proteſtantiſcher Paſtor, 109,934 St.; Garnon, Ex-Deputirter, 106,747 St.; Guinard, Oberſt der Artillerie der Nationalgarde, 106,262 St.; Abbé Lamennais 104,871 St. Auch aus den meiſten Departements ſind ſchon die Ernennungen da, ſie ſind größtentheils im gemäßigt- republikaniſchen Sinne ausgefallen, faſt alle Deputirte der früheren Linken ſind wieder gewählt. Jn Mar- ſeille bemerkt man unter den Deputirten neben den Namen des Advocaten Berryer und des Dichters Barthelemy, den Haſen-Laſtträger Aſtoin; Thiers hatte wenig Ausſicht gewählt zu werden. Unter den De- putirten der Departements findet man als Repräſen- tanten der Arbeit mehr Ackerbauer, als induſtrielle Arbeiter, jedenfalls ſind Beſitz und Eigenthum in die- ſer National-Verſammlung mehr als hinreichend ver- treten; daß aber die Vertreter der verſchiedenen ſocia- liſtiſchen Syſteme ſo ganz ausgeſchloſſen zu ſeyn ſcheinen, dürfte jedenfalls ein Unglück ſeyn und zu andern Extremen führen. Jn der Mehrzahl der Departements hat während des Wahl-Actes die größte Ruhe geherrſcht, an einigen Orten jedoch ſind arge Ruheſtörungen vorgefallen und in Rouen ſind dieſelben Beſorgniß erregender Art. Die gemäßigte Partei hatte hier einen vollſtändigen Sieg davon getragen und alle ihre, mitunter ſehr reactionären Candidaten durchgeſetzt, dagegen alle Re- publikaner, Arbeiter und Vertreter der demokratiſchen Jdeen, ſelbſt den Regierungs-Commiſſar Deschamps ausgeſchloſſen. Die republikaniſche Partei, hierdurch erbittert, ſoll durch die Nationalgarde provocirt wor- den ſeyn, und am 27 d. entſpann ſich ein heſtiges Straßengeſecht, in dem zahlreiche Barrikaden errichtet, mit der größten Erbitterung vertheidigt und von der Linie und Nationalgarde genommen wurden. Am Abende des 27 d. ſchickte der Militär-Commandant von Rouen folgende telegraphiſche Depeſche an den Kriegsminiſter: “Es iſt Mitternacht; wir ſchlagen uns ſeit 6 Stunden gegen einen beträchtlichen Auf- ſtand, der unſer Feuer erwiedert. Der morgende Tag wird heiß werden. Schicken ſie uns Verſtärkungen, es iſt dringend.” — Eine Depeſche des General-Pro- curators an den Juſtizminiſter (vom 28 d., 4½ Uhr Morgens datirt) ſagt, der Aufſtand ſey unterdrückt und es habe 8 Todte und 15 Verwundete gegeben. Allein der National, der Regierung nahe ſtehend, ſagt, der Aufſtand habe am 28 d. wieder begonnen; man habe Artillerie gegen die Barrikaden anwenden müſſen, mehrere Fabrikdörfer der Umgegend hätten ſich der Bewegung angeſchloſſen, zwei Regimenter Jnfanterie ſeyen auf der Eiſenbahn von Paris nach Rouen geſchickt worden und die Stadt in Belage- rungsſtand erklärt. Dagegen verſichert das Journal des Débats, daß geſtern Abend um 6 Uhr, bei dem Abgange des letzten Convois, die Ruhe in Rouen ganz hergeſtellt war. Der Moniteur enthält heute folgende officielle Acten- ſtücke: 1) Decret der proviſoriſchen Regierung, wel- ches die Vereinigung aller Provinzialbanken Frank- reichs (mit Ausnahme der von Bordeaux) mit der Pariſer Bank befiehlt. 2) Decret, die Eintheilung Frankreichs in 17 Militär-Diviſionen betreffend. 3) Decret, verordnend, daß das Louvre ſogleich ausge- baut, “Pallaſt des Volkes” genannt und künftig zu den Jnduſtrie-, Kunſt- und anderen Ausſtellungen und zur Unterbringung der National-Bibliothek verwendet werden ſoll. Die Rivoliſtraße wird zugleich nach dem bisherigen Plane bis zum Pont-neuf ausgebaut. Alle Arbeiter ſind eingeladen, ſich bei den Arbeiten am Volkspallaſte zu betheiligen. Die nöthigen Expro- priationen geſchehen augenblicklich durch eine Com- miſſion. 4) Die Kinderbewahr-Anſtalten werden aus Mildthätigkeits-Jnſtituten zu Unterrichts-Anſtalten und erhalten den Namen “mütterliche Schulen”. Eine telegraphiſche Depeſche bringt dem General Cavaignac den Befehl nach Algier, ſich augenblicklich nach Paris zu begeben. Briefe aus London melden, daß der Fürſt Met- ternich daſelbſt täglich den ärgſten Jnſulten von Seiten in England lebender Oeſterreicher, Polen, Ungarn und Jtaliäner ausgeſetzt iſt und ſich nirgends öffentlich ſehen laſſen darf. Wir leſen in der That im Mor- ning-Herald vom 27 d., daß ein Oeſterreicher, Na- mens Johann Lhoski, vor das Polizei-Bureau von Marlboroughſtreet gebracht wurde, weil er dem Für- ſten Metternich alle Fenſter eingeſchlagen hatte. Bei dieſer Gelegenheit ſagte der Beſitzer des Brunswic- Hotel als Zeuge aus, daß Metternich fortwährend Jnſulten von Seiten ſeiner Landsleute ausgeſetzt ſey. Lhoski wurde zu 6 sh. Strafe verurtheilt. NS. Wir erhalten vor Poſtſchluß noch das Journal de Rouen von heute. Seine Nachrichten gehen bis 3 Uhr Morgens, wo die Emeute im Jnnern der Stadt ganz beſiegt war. Die Zahl der Todten wird auf 22 angegeben, die der Verwundeten, viel bedeu- tender, läßt ſich noch nicht ermitteln. 248 Perſonen ſind verhaftet worden, unter ihnen Hr. Durand, De- putirter und Maire, zugleich Präſident eines ſehr exaltirten Clubs. Rouen iſt übrigens nicht in Bela- gerungsſtand (état de siège), ſondern nur in Kriegs- ſtand (état de guerre) erklärt, wodurch die Befugniſſe des Militär-Commandanten bedeutend erweitert wer- den. — Jn Elbeuf ſind die Arbeiter ebenfalls aufge- ſtanden und man ſandte in größter Eile Munition für die Truppen und Nationalgarde dahin. Es ſcheint, als ob uns ein ultra-revolutionärer Aufſtand der in- duſtriellen Norddepartements droht, wo die in ihren Februar-Erwartungen getäuſchten Arbeiter das Aeußerſte verſuchen. Vermiſchte Nachrichten. Das Teſtament des kürzlich verſtorbenen Jacob Aſtor iſt in den Newyorker Zeitungen veröffentlicht. Es verfügt über ein Vermögen von 20 Mill. Dollars. Der Stadt Newyork hat Aſtor 500,000 Doll. für eine öffentliche Bibliothek vermacht; der Enquirer findet das ſehr knickerig. Die Rheinſchiffer wollen ſich nicht zufrieden geben, und erklären mit Drohungen: “Keine Schleppſchiffe mehr!” Selbſt die Deputation der Fünfziger, an wel- cher doch Volksmänner wie Nobert Blum und Ra- veaux Theil nahmen, vermochte, trotz aller Bered- ſamkeit, nicht durchzudringen. Wetterbeobachtung vom 1 Mai. Zeit Therm. Barom. Wind Atmoſphäre M. 4 U. — 1.2 28, 3.48 ſt. NW 0 l. Nbl. u. Reif N. 2 „ + 9,9 „ 3,22 f. „ 3 ⊙ u. Schtw. A. 6 „ „ 7,6 „ 3,20 „ 4 ſonnig * Stadt-Theater. Heute, Mittwoch, beendigt Dem. Lucile Grahn ihr Gaſtſpiel, welches auch in dieſer trüben Zeit das jetzt leider ſo oſt ſchlecht beſetzte Haus zu füllen ver- ſtanden, mit der Aufführung des großen Ballets “Katharina, oder: Die Tochter des Räubers”, in welchem ſie vollkommen Gelegenheit hat, ihre Grazie wie ihre Gewandtheit in den mannichfachſten chore- graphiſchen und plaſtiſchen Attitüden zu zeigen. Wir enthalten uns jeder überflüſſigen Anpreiſung eines Talents, das auch in den letzten Tagen in unſerer Mitte ſo viele Bewunderung geerntet, und bemerken nur, daß die junge Dame in dieſer Partie nicht allein in London, ſondern auch in Jtalien, dem Schauplatze dieſer überaus intereſſanten, dem Leben Salvator Roſas entlehnten Darſtellung, als “Banditenkönigin Katharina” wahrhaft Furore gemacht und alle Her- zen erbeutet hat. Herausgegeben von Runkel. Amtliche Bekanntmachungen. Decrete des Senats. Den 2. Mai: Jn Sachen A. P. H. Kurzmann. — N. H. Lütgens. — des Vorſteher-Collegiums der hie- ſigen deutſch-iſraelitiſchen Gemeinde. — J. C. F. Bähr. Erkenntniſſe des Handelsgerichts. Zweite Kammer. (Außerordentliche Sitzung.) Den 1. Mai: Jn Sachen S. Heine c. A. D. Pehmöller, im eigenen Namen und als ꝛc. — C. Reuſcher, in Firma Reuſcher & Co., c. denſelben. — Frau R., geb. Heine, des verſtorbenen E. Heine Wwe., als ꝛc., c. denſelben. — B. Hirſchſeld c. denſelben. — M. Nobinow Söhne c. denſelben. — L. Hertz & Söhne c. denſelben. — L. M. Heine c. denſelben. Falliſſement. Den 2. Mai hat Nehemias Heymann, in Firma N. Heimann, Kaufmann, wohnhaft erſte Elbſtraße No. 35, mit Crt. _ 390 und Bco. _ 5290 bei dem Handelsgerichte Jnſolvenz erklärt. Wahl der Curat. bonorum: Donnerstag, den 4. d. M., Nachmittags 1½ Uhr. Brief-Annahme nach Frankreich, pr. Dampfboot via Havre: heute, bis 11½ Uhr Vormittags, im Stadt-Poſthauſe. Hamburg, den 3. Mai 1848. Stadt-Poſt-Amt. Fürſtlich Thurn und Taxis’ſches Ober- Poſt-Amt. Brief-Beförderung nach Newyork, pr. Schiff Hamburg: heute. Hamburg, den 3. Mai 1848. Stadt-Poſt-Amt.

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 106, Hamburg, 3. Mai 1848, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1060305_1848/3>, abgerufen am 23.11.2024.