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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 108, Hamburg, 5. Mai 1848.

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erste Seite

Freitag5 Mai
No. 108.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgischen    unpartheiischen

CORRESPONDENTEN.

Abonnement: Jnsertionsgebühr:

18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die

Postämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Auszug aus dem Protocoll des Hamburgischen Senats

Conelusum und Commiss. Jhre Wohlweisheiten,
Herren Merck und Spalding, Deputatis Commercii
Folgendes mündlich mitzutheilen:

Nach einem gestern Morgen hier von Hrn. Mini-
ster-Residenten Pauli in Kopenhagen eingegangenen
und vom 1 Mai datirten Berichte hat der Hambur-
gische Vice-Consul Dreyer in Helsingör die Anzeige
gemacht, daß am 30 April Abends der Befehl dorthin
gelangt sey, alle hannoverschen, mecklenburgischen und
hanseatischen Schiffe anzuhalten, so wie, daß in Folge
dessen auch bereits ein Bremer und zwei Lübecker
Schiffe, die an demselben Tage angekommen und be-
reits expedirt waren, mit Embargo belegt worden
seyen. Von mehreren Seiten wurde zugleich berichtet,
daß die Fregatte Gefion zugleich mit einem kleineren
Fahrzeuge beordert sey, vor der Elbe und Weser zu
kreuzen.

Zu gleicher Zeit ist dem Senat von den hiesigen
interimistischen K. dänischen Charge d'affaires, Hrn.
Westenholz, angezeigt worden, daß er seine diploma-
tischen Beziehungen für abgebrochen halten müsse.

Jndem E. H. Rath diese bedauerlichen Verhältnisse
zur Kenntniß Deputatorum bringt, ersucht Er diesel-
ben, das kaufmännische Publicum davon in Kenntniß
zu setzen.

E. Schlüter, Dr.

(Pr. Telegraph.)

Capt. Friedrichsen von Helgoland, Nachmittags
hier angekommen, berichtet, daß die dänische Fregatte
Gefion, 46 Kanonen und 480 Mann stark, bei Hel-
goland angekommen, zwei Barken, eine Brigg und
einen Schooner angehalten und erklärt habe, alle deut-
schen Schiffe aufbringen zu wollen. Es sollen in
einigen Tagen noch zwei Kriegsschiffe nachkommen.
Die Blankeneser Lootsjacht Thetis berichtet, eine dä-
nische Fregatte südlich von Helgoland gesehen zu ha-
ben, auch daß der Hamburger Schoner Charlotte und
eine Bremer Brigg von der Fregatte angehalten seyn
sollen. Laut Bericht der Caledonia sind vier Kriegs-
schiffe bei Helgoland.


Der Hamburgische Minister-Resident Pauli in Ko-
penhagen ist dem Vernehmen nach insultirt und hat
seine Pässe erhalten. Er wird in diesen Tagen hier
eintreffen.


An hiesiger Börse befindet sich folgender Anschlag:
"Am heutigen Tage ist dem Senate von der K. dä-
nischen Regierung die officielle Anzeige gemacht, wie
die K. Regierung sich genöthigt sehe, alle gegen Preußen
und die norddeutschen Regierungen ergriffenen Ver-
theidigungsmittel ebenfalls gegen die Hansestädte zur
Anwendung zu bringen. Ferner ist von dem Consul
Dreyer dem Minister-Residenten Pauli zu Kopenha-
gen gemeldet worden, daß am 30 April Abends die
Ordre von dort in Helsingör eingetroffen sey, alle
hannoverschen, mecklenburgischen und hanseatischen
Schiffe anzuhalten, und daß ein Bremer und zwei
Lübecker Schiffe, die am 1 Mai eingekommen, und
wovon das eine eben seine Expedition bekommen und
segelfertig gewesen, gleichfalls mit Embargo belegt
seyen,

(L. C.)

Folgende Erklärung der K. dänischen Regierung
ist, in vier Sprachen abgefaßt, heute hier eingegan-
gen: "Wir Frederik der Siebente von Gottes Gna-
den etc. thun kund hiermit: Daß Wir in Folge der
zwischen Uns und Sr. Maj. dem Könige von
Preußen, Sr. Maj. dem Könige von Hannover,
JJ. KK. HH. den Großherzogen von Oldenburg
und Mecklenburg, so wie den freien und Hansestädten
Lübeck, Hamburg und Bremen eingetreteten Feindselig-
keiten, Uns veranlaßt gesehen haben, die Häfen, Küsten-
strecken und Flußmündungen dieser Staaten, so wie die
Hafen in Unsern eigenen Landen, welche von ihnen besetzt
sind, in Blockade-Zustand zu erklären. Wir haben
Unsern Kriegsschiffen den Befehl ertheilt, diese Maaß-
regel auszuführen, und sowohl den eigenen als den
Schiffen alliirter, freundschaftlicher und neutraler
Mächte nicht zu gestatten, in die gedachten, von Un-
seren Kriegsschiffen blockirten Häfen und Oerter ein-
zulaufen. Dieses zur Nachricht und Gelebung aller
Beikommenden. Urkundlich unter Unserem Königl.
Handzeichen und beigedrucktem Jnsiegel. Gegeben in
Unserer Königl. Residenzstadt Kopenhagen, den 29
April 1848. (L. S.) Frederik R.

(B.-H.)
(Nach Kopenhagener Berichten sollte die Blockade
von Stettin am 2 d., die von Danzig am 3 d., und
der Elbe- und Weser-Mündung am 10 d. beginnen.)


Seit gestern ist unser Hafen dergestalt gesperrt, daß
kein Schiff, selbst das Lootsenboot nicht, aus- oder ein-
gehen darf. Die dänische Fregatte Havfruen hat bereits
10 oder 12 Schiffe aller Flaggen, darunter Engländer und
Amerikaner, angehalten und durch Schüsse gezwungen,
innerhalb ihres Bereichs Anker zu werfen. Die Fre-
gatte von 28 Kanonen kann von den Küsten-Batte-
rieen aus nicht erreicht werden, uns aber von ihrem
jetzigen Standpunkte aus auch keinen directen Schaden
thun. (B. N.)


Dem auswärtigen Ministerium ist heute ein Be-
richt des Ober-Präsidenten von Pommern zugekom-
men, folgenden Jnhalts: "So eben (am 2 Mai) geht
mir durch Estaffette von dem Landrath des usedom-
wolliner Kreises die Mittheilung zu, daß gestern
Nachmittag die dänische Fregatte Havfruen (Meer-
weib) vor der Swinemünder Rhede erschienen ist und
sich etwa 3/4 Meilen von dem Eingang des Hafens
vor Anker gelegt hat; die beiden englischen Kauffahrtei-
schiffe Margareth Skelly, Capitän Tapping, aus
Glasgow, von Bahia mit Zucker, und Exquisite,
Capitän Naxlor, aus Sunderland mit Steinkohlen,
sind von der Fregatte mit einem scharfen Schusse an-
gehalten und haben die Weisung erhalten, in keinem
preußischen Hafen einzulaufen, wie dieses von den
beiden ans Land gekommenen Capitänen berichtet ist.
Die Fregatte sowohl, wie die beiden englischen Schiffe,
liegen auf der Rhede vor Anker. Gestern Abend
91/2 Uhr ist in Swinemünde noch die jedoch unver-
bürgte Nachricht eingelaufen, daß von der dänischen
Fregatte vier Böte abgesetzt seyen." Die für den Hafen
von Swinemünde und dessen Umgegend getroffenen
Vertheidigungs-Maaßregeln sind vollkommen hinrei-
chend, um einen etwanigen Versuch der Dänen zur
Landung, für welche jedoch bis jetzt keine Wahrschein-
lichkeit vorhanden ist, auf das Kräftigste abzuwehren.
Zugleich gehen von anderen Seiten sichere Nach-
richten ein, daß Dänemark seine Maaßregeln gegen
die preußische Handels-Marine nun auch sactisch gegen
[Spaltenumbruch] die gesammte deutsche Marine ausgedehnt hat durch
Aufbringung mehrerer hanseatischer und anderer
Schiffe. Das Hauptquartier des preußisch-deutschen
Armee-Corps befindet sich, aller Wahrscheinlichkeit
nach, heute in Kolding innerhalb Jütland, und die
Avantgarde muß bis gegen die kleine Festung Frie-
dericia vorgeschoben seyn. Die Truppen haben eine
solche Stellung, daß sie die Verbindungen von Fünen
mit dem festen Lande beherrschen. Die Bundes-
truppen werden auf dänischem Gebiet die Sicherung
der deutschen und preußischen Handels-Jnteressen er-
zwingen." (Pr. St.-Anz.)




Schleswig-Holst. Angelegenheiten.

Das Hauptquartier des General Wrangel war am
2 d. in Christiansfelde und das des Prinzen Friedrich
in Faveraagaard. Zufolge der ausgegebenen Disposi-
tion sollten die schleswig-holsteinischen Truppen sich
heute Morgen 51/2 Uhr in Oeddis zusammenziehen
und dort die Gränze überschreiten. Der Marsch ist
auf Veile gerichtet, wahrscheinlich wird indessen das
schleswig-holsteinische Hauptquartier eine Meile vor
dieser Stadt bleiben. Die vom General Bonin com-
mandirte Brigade sollte an demselben Tage über Kol-
ding in Jütland einrücken, die vom General Möllen-
dorff commandirte Brigade sollte für die schleswig-
holsteinischen Truppen und der Brigade des General
Bonin als Rückhalt dienen. Das Detachement des
Majors Zastrow und die Freicorps ziehen sich, da
von Ripen der Feind abgezogen ist, durch Nord-
Schleswig auf die Hauptarmee nach Jütland. So
sind denn die Zweifel gelös't, ob man die Königsau
überschreiten werde. Die Last des Krieges fällt jetzt
schwerer auf Dänemark und es wird sich zeigen, ob
es endlich zur Einsicht seiner Lage kommen wird.
Seit der Zeit Carl Gustav's, seit 189 Jahren, hat
Jütland keinen Feind gesehen.

Folgende Proclamation ist in dänischer Sprache an
die Jüten erlassen: "An die Bewohner von Jütland!
Ein siegreiches deutsches Heer wird morgen die
Gränzen Eures Landes überschreiten; nicht in feind-
licher Absicht kommt es zu Euch, deshalb rufe ich
Euch zu: Bleibt in Euren friedlichen Wohnungen,
flieht nicht mit Weib und Kind von dem Euch so
theuren Heerd. Jch, der Höchstcommandirende der
Armee, bürge Euch dafür, daß Eure Person uns heilig
seyn wird und daß Euer Eigenthum und Eure Na-
tionalfarben gegen jede willkührliche Behandlung ge-
schützt werden sollen, so lange das Heer innerhalb
Eurer Landesgränzen steht; aber ich kann es Euch
nicht erlassen, die Bedürfnisse des Heeres aufzubrin-
gen, und dazu bedarf ich in Eurem eigenen Jnteresse
der Mitwirkung Eurer gesetzlichen Obrigkeit. Deshalb
werden hiedurch alle K. d[ä]nischen Civil-Obrigkeiten
ernstlich aufgefordert, auf ihren Posten zu bleiben und
in der Erfüllung ihrer Pflichten und Verbindlichkeiten
fortzufahren. Gleichfalls fordere ich die Geistlichkeit
auf in ihren Kirchspielen zu bleiben und ihren ganzen
Einfluß zur Beruhigung ihrer Gemeinden anzuwen-
den. Sollten die K. dänischen Obrigkeiten dieser Vor-
sicht nicht nachkommen, so sind die schlimmsten Folgen
für Euch unvermeidlich, weil dann meine Truppen
gezwungen werden, sich selbst einzuquartiren und alle
zu ihrem Unterhalt nöthigen Mittel nach eigenem
Ermessen zu nehmen, wobei bei dem besten Willen
willkührlichem und ordnungswidrigem Handeln nicht
immer Schranken gesetzt werden können. Aber alles
Unglück, was daraus folgen kann, würde ausschließ-
lich Eurer Obrigkeit zugeschrieben werden, die Euch
verläßt im Augenblick der Bedrängniß. Jütländer!
Nehmt meine Truppen gastfrei auf; Jhr sowohl als
Eure Weiber und Kinder werden dann eben so sicher
mitten zwischen den edlen deutschen Kriegern seyn,
welche ich anzuführen das Glück habe, als unter
Euren eigenen Brüdern. Hauptquartier Christians-
feld, den 1 Mai 1848. Der Ober-Befehlshaber der
Armee: v. Wrangel, K. preußischer General der Ca-
vallerie." (R. T.)


Gestern Morgen haben die preußischen Truppen,
wie vorher bestimmt worden, Christiansfeld verlassen
und sind, ohne auf Feinde zu stoßen, bis über Kol-
ding hinaus gezogen. Das Hauptquartier des Gene-
ral Wrangel war den Abend des 2 d. in Gusby,
zwischen Kolding und Friedericia, wo wahrscheinlich
General Bonin schon denselben Abend eingezogen seyn
wird, da es bereits vorgestern (am 1 d.) von den
dänischen Truppen verlassen worden ist. Der Einzug
des Generalstabes in Friedericia war auf heute be-
stimmt, während der Prinz v. Augustenburg, der mit
seinem Corps von Ripen sich wieder nach Osten ge-
wandt hat, gleichzeitig Veile besetzen wird. Gestern
Abend ist der russische Legationsrath Evers, wie es
heißt, mit russisch-englischen Aufträgen, im Hauptquar-
tier angelangt, von Apenrade kommend, wohin ihn
ein dänisches Dampfschiff gebracht hatte. Ein ihn
begleitender dänischer Parlamentär ward nicht durch-
gelassen. Nach Besetzung von Veile und Friedericia
wird General Wrangel wahrscheinlich sein Hauptquar-
tier in Kolding nehmen und seine Vorposten höchstens
bis Horsens vorschieben. Die Aufnahme bei den
Jüten wird gelobt. Die Auflösung der Freicorps
soll sistirt seyn. (S.-H. Z.)


Das schleswigsche Obergericht hat gestern ein Cir-
cular erlassen, wodurch in Veranlassung der Kriegs-
unruhen, welche in dem größten Theile des Herzog-
thums Schleswig stattgefunden haben, sämmtliche in
den Katalog der Rechtssachen für das Oster-Quartal
d. J. zur Verhandlung angesetzten Rechtssachen von
Gerichtswegen bis zum nächsten Quartal ausgesetzt
sind. Es ist dies sehr zweckmäßig, denn viele An-
wälde sind anderweitig beschäftigt, weil die Rechts-
streitigkeiten in unserer Stadt seit fast 6 Wochen ganz
ruhen. Diese Erwerblosigkeit theilen indessen andere
Klassen mit ihnen. Doch wer opfert nicht gerne Alles
und beschränkt sich immer und mehr und mehr, wenn
wir nur endlich unsere staatliche Selbstständigkeit er-
ringen, der mehrhundertjährige Streit durch Schles-
wigs Aufnahme in den werdenden deutschen Bundes-
staat aufhören, Schleswig-Holstein als deutscher Staat,
als eine reife, schöne Frucht der Freiheit von Dänne-
mark gelöset werden wird. Wird unser Landesherr
nun erst frei, so wird derselbe die Nothwendigkeit er-
kennen, dem Rechte und der deutschen Zeitentwickelung
zu genügen; das dänische Ministerium scheint aber
erst dadurch belehrt werden zu können, daß Preußen
und wir Jütland besetzen. Und doch wie thöricht!
Wie schwer muß das dänische Volk die ungerechte
Handlungsweise seiner derzeitigen Staatsdiener büßen.


[Spaltenumbruch]

Jm 6ten Wahldistrict ist Professor Dahlmann in
Bonn zum Abgeordneten der deutschen National-
Versammlung in Frankfurt fast einstimmig gewählt
worden. Ganz sichere Kunde über das genaue Er-
gebniß der Wahl ist uns bis jetzt nur geworden:
1) aus dem Amte Tremsbüttel, den Gütern Jeesbeck,
Borstel und Mülksfelde, wo von 692 abgegebenen
Stimmen 661 auf Dahlmann, 15 auf Claussen, 15
auf Olshausen und 1 auf Nickels gefallen sind; 2) aus
Neumünster, wo Dahlmann einstimmig gewählt wor-
den ist *); 3) aus dem 4ten Wahlbezirke, zu welchem
die Güter Ahrensburg, Siek, Tangstedt, Heisbüttel,
Wandsbeck und Wellingsbüttel geh[ö]ren; hier sind
742 Stimmen abgegeben worden, und von diesen ha-
ben sich 717 für Dahlmann, 25 aus dem Gute Tang-
stedt für Claussen in Kiel ausgesprochen; und 4) aus
dem Amte Trittau, von welchem 408 Wähler in Ah-
rensburg erschienen waren, unter denen 308 ihre
Stimmen Dahlmann gaben, 27 dagegen den Local-
beamten Justizrath Wiedemann wählten. Bei einer
solchen Einstimmigkeit für den trefflichen Dahlmann
wird derselbe sicher keinen Anstand nehmen, sich für
den 6ten Wahldistrict, der mit großer Liebe und Ent-
schiedenheit sich für ihn, den ausgezeichneten Lehrer
der Geschichte und Staatswissenschaft, und den rüsti-
gen, muthigen Vertheidiger für Schleswig-Holsteins
Unabhängigkeit, erklärt hat, zu entscheiden.

Jn unserem gestrigen Schreiben muß es am Schlusse
heißen: Von den 6-800 vom Amte Tremsbüttel
abgegebenen Stimmen sind fast sämmtliche auf Dahl-
mann
gefallen.


Gestern kehrte der Abgeordnete aus unserm District
an Dahlmann, Justizrath Klenze, von Celle wieder
hierher mit der Nachricht zurück, daß Dahlmann be-
reits für Celle die Wahl zur National-Versammlung
angenommen habe. (S. uns. gestr. Bl. unter Celle.)
Die 65 dortigen Wahlmänner hatten nämlich beschlossen,
Dahlmann zu wählen und ihm diesen Entschluß mit
der Anfrage angezeigt, ob er die Wahl annehmen
werde. Dahlmann ertheilte hierauf eine unbedingt
zusichernde Antwort, in Folge welcher sogleich die
Wahlmänner ihn einstimmig zum Vertreter wählten.
Dies geschah bereits am 29 April. Justizrath Klenze
versah sich mit officiellen Abschriften der betreffenden
Schreiben und gab daher seine jetzt vergebliche Reise
nach Frankfurt auf, und es wird nun wohl in meh-
reren Districten unseres Landes ein neuer Wahlter-
min angeordnet werden müssen. (A. M.)




* Denkschrift der provisorischen Regierung,
gerichtet an Lord Palmerston.

(Schluß.)

Das war die Lage der Dinge, als die revolutionäre
Bewegung Frankreichs sich anderen Nationen mit-
theilte und auch unser Land deren Einfluß zu fühlen
begann. Andere Nationen erhoben sich, um ihre Un-
abhängigkeit und Freiheit aufrecht zu erhalten. Kann
man sich wundern, daß wir die uns zugefügten Kr[ä]n-
kungen tiefer, das uns geschehene Unrecht schwerer
fühlten, und daß auch wir nach nationaler und poli-
tischer Freiheit strebten? Kann man sich wundern,
daß wir als unser Eigenthum zu erlangen wünsch-
ten, was so ungerecht uns vorenthalten wurde?

Die Bewohner der Herzogthümer blieben noch un-
ber[ü]hrt durch die unruhige Bewegung, welche sich in
jenen Tagen über Europa ausbreitete. Sie begnüg-
ten sich damit, in Bittschriften ihr Recht zu fordern.

Während die Herzogthümer noch die Hoffnung
hegten, daß ihre gerechten Bitten nicht ungeh[ö]rt blei-
ben würden, erhob sich ein stürmischer Ruf inmitten
des dänischen Volkes, ein Ruf, der früher wohl ge-
hört war, aber für den die Dänen niemals gewagt,
sich laut zu erklären. Schleswig sollte von Holstein
losgerissen und in Dänemark einverleibt und beide
Länder sollten wesentlich durch eine gemeinsame Ver-
fassung vereinigt werden. Die gesetzliche Erbfolge
der männlichen Linie sollte durch das weibliche Erb-
recht der dänischen Dynastie ersetzt werden. Die Rechte
des oldenburgischen Hauses, die des schleswig-holstei-
nischen Volkes, die der deutschen Nation wurden
gleichmäßig mißachtet und einem gemeinsamen Unter-
gang geweiht.

Se. Maj. König Friedrich VII und seine Räthe
indessen, obgleich nicht geneigt, die Rechte der Herzog-
thümer anzuerkennen, haben dennoch eine Zeitlang einem
so heftigen und ungerechten Verlangen Widerstand ge-
leistet. Denn nur wenige Wochen vorher hatte Se. Maj.
sein Wort gegeben, "daß wenigstens die gegenwärtige
Verbindung der beiden Herzogthümer aufrecht erhal-
ten werden solle." (Offener Brief vom 20 Jan. 1848).
Aber die Fanatiker unter den Dänen w[ä]hlten den
gegenwärtigen Augenblick europäischer Verwickelun-
gen, eine Verweigerung der gerechten Forderungen
von Schleswig-Holstein, und die Ergreifung von ge-
waltsamen Maaßregeln gegen das Herzogthum Schles-
wig herauszupressen. Durch eine Versammlung der
Volksmasse vor dem K. Schlosse, durch gefährliche
Stimmen von mangelndem Vertrauen und durch di-
recte Drohungen zwangen sie den König, sein Mini-
sterium zu entlassen und sich mit Männern zu um-
geben, deren feindlicher und ungerechter Eifer in Be-
treff der Herzogthümer sich wiederholt kundgegeben.
Es scheint kaum angemessen, die Gerüchte der Bege-
benheiten jener Tage zu erzählen, es genüge, zu sa-
gen, daß der Herzog unsers Landes keinen freien
Willen mehr hatte; daß er dahin gebracht wurde,
seine neuerlichen Verheißungen zu brechen, Maaßre-
geln zu verkünden, denen er sich widersetzt hatte, und
welche nur als ein offener Bruch unserer alten Ver-
träge und als ein Aufgeben der Ansprüche, die allein
sein Recht auf die Herzogthümer begründen, angesehen
werden können. Die sogleich darauf erfolgende und
freiwillige Auflösung aller deutschen Verwaltungsbe-
hörden, welche den König umgaben, folgten unmittel-
bar auf jene Maaßregeln.

Die Herzogthümer waren nun zur Selbstvertheidi-
gung gezwungen, ihre ganze Existenz war bedroht.
Die Unabhängigkeit Schleswigs war vernichtet, die
Rechte der deutschen Lande des Königs waren den
revolutionären Bewegungen der dänischen Hauptstadt
geopfert worden. Nur zu natürlich war es, daß die
Herzogthümer solchen Vorgängen widerstreben, und
entschlossen seyn würden, Leben und Eigenthum an
die Vertheidigung ihrer Rechte zu setzen. Aber sie
[Spaltenumbruch] wünschten auch Ordnung und Gesetzmäßigkeit in ihrem
Jnnern aufrecht zu erhalten, und da sie die Macht
des Landesherrn durch eine fremde, ungesetzmäßige
und revolutionäre Partei gelähmt und beherrscht sa-
hen, so wurden die Mitglieder der provisorischen Re-
gierung von ihren Mitbürgern aufgefordert, die Ver-
waltung der öffentlichen Angelegenheiten, die Verthei-
digung des Landes und die Vorsorge für dessen Jn-
teressen zu übernehmen; ihre Macht aber in die Hände
ihres Souveräns niederzulegen, sobald der König un-
ter seinen deutschen Unterthanen erschien, frei und nicht
gebunden durch fremden Einfluß. Aber sie entschlossen
sich auch, daß ihre Rechte, ihnen so lange vorenthal-
ten und so schwer verletzt, von jetzt an auf so breiter
und unverkennbarer Grundlage beruhen sollten, daß
ein etwaniger künftiger Angriff auf sie gleich lächer-
lich wie ungehörig erscheinen sollte.

Der Landtag beider Herzogthümer hat die provi-
sorische Regierung in ihrem Amte bestätigt, und ist
letztere der Meinung, daß es keiner weiteren Recht-
fertigung für die Schritte bedarf, die sie gezwungen
wurde, zu unternehmen, um das Land vor fremder
Gewalt und Anarchie zu retten. Aber sie ist auch
überzeugt, daß sie nicht dahin kommen kann, Ord-
nung und Unabhängigkeit herzustellen, wenn sie nicht
unterstützt wird durch die europäischen Mächte, und
namentlich durch die Regierung J. Maj. der Königin
von Großbritannien.

Nichts kann mehr dazu beitragen, zur Herstellung
der Garantieen eines dauernden Friedens beizutra-
gen, als die endliche Lösung der schleswig-holsteinischen
Frage, und diese kann nicht erreicht werden, wenn
nicht die Unabhängigkeit Schleswigs gegen alle fer-
nere Angriffe festgestellt worden. Ein deutscher Bun-
desstaat kann in Zukunft nicht als verfassungsmäßig
mit einem fremden Reiche vereint betrachtet werden.
Nur eine so feste und vollständige Trennung, wie sie
früher schon zwischen England und Hannover existirte,
wird den unheilvollsten Verwirrungen vorbeugen. Denn
würde Schleswig in eine Verbindung mit Dänemark
hineingezogen werden, so wäre damit das Signal zu
endlosen Streitigkeiten gegeben. Die Bevölkerung
Schleswigs, getragen durch die Sympathieen der
großen deutschen Nation, würde immer und immer
dahin streben, sich von einem fremden Joche zu be-
freien. Sie würde nicht ruhen, bis sie erlangt, was
sie jetzt fordert, und möchten immerhin die Dänen im
Besitze seyn, sie würden sicher ihres Besitzes sich nicht
freuen können.

Eine unabhängige Organisation der beiden Her-
zogthümer und ihre Einverleibung in das übrige
Deutschland sind die einzigen Mittel, um die dro-
hende Gefahr abzuwenden. Das Gleichgewicht in
Europa würde durch eine solche Einrichtung nicht
leiden, denn das Volk von Schleswig-Holstein hat
Nichts gegen einen gemeinsamen Herrscher mit Dä-
nemark. Die Herzogthümer hatten nicht hinlängliche
Macht und Einfluß, um eine solche Einrichtung mög-
lich zu machen, aber das dänische Volk und dessen
Königshaus hätten Maaßregeln treffen können, um
die genannte "Personal-Union" herbeizuführen. Sie
können es noch jetzt thun.

Aber welches auch die Lage der Herzogthümer in
Bezug auf Dänemark seyn wird, Eins ist gewiß: daß
sie von der größten Wichtigkeit für den Handel und
den internationalen Verkehr von Europa sind und
daß ihre Regierung kein anderes Bestreben haben darf,
als das, was ihre geographische Lage bietet. Die Re-
gierung von Schleswig-Holstein muß nicht bewogen
werden durch politische Vorurtheile, wie sie dem dä-
nischen Staate eigenthümlich sind und wie sie wiederholt
einen verderblichen Friedensbruch hervorgerufen haben.

Der einzige Zweck, den die Herzogthümer je vor
Augen haben können, ist die Vermehrung und Er-
leichterung der merkantilischen Verbindungen und Be-
ziehungen mit Großbrittannien. Jhr eigenes Wohl
und Gedeihen sind daran geknüpft. Die Producte
Schleswig-Holsteins sind stets auf englische Märkte
gegangen, während englische Manufacturwaaren, die
Schätze der transatlantischen Besitzungen und englische
Kohlen einen leichten und vortheilhaften Absatz in
unserem Lande finden. Die wichtige kaufmännische
Verbindung Hamburgs mit dem vereinigten König-
reiche hat hauptsächlich ihre Ursache in der Nachbar-
schaft und Verbindung dieser Stadt mit unserem
Lande, dessen Häfen mit denen seines großen Nach-
bars wetteifern, um den Austausch der Producte bei-
der Länder auszudehnen und zu erleichtern. Die Un-
abh[ä]ngigkeit und Sicherheit unseres Landes können
nicht verfehlen, diese Jnteressen zu erhöhen, und eine
Vergrößerung der kaufmännischen Dampfflotte und
gegenseitige Veränderungen in den Schifffahrts- und
Zollgesetzen müssen die Wirkung haben, deren wohl-
thätigen Einfluß zu sichern und auszudehnen.

Eine künftige engere Verbindung der beiden Herzog-
thümer mit Deutschland wird in diesem Falle die
Bande der Einheit und Freundschaft zwischen Eng-
land und der größten Continental-Nation verstärken.
Denn obgleich die Provinzen im Jnnern -- wenn
einzeln -- es für ihr Jnteresse halten möchten, sich
von den großen Märkten der Welt abzuschließen und
ihre heimische Jndustrie zu begünstigen, so werden sie
doch den Forderungen der Länder an der Nord- und
Ostsee nachgeben müssen, deren ganzes Daseyn an
ihren Seehandel geknüpft ist.

Die provisorische Regierung der Herzogthümer
Schleswig-Holstein denkt, daß diese Jnteressen genü-
gen werden, um ihr die Sympathieen der englischen
Nation und der englischen Regierung zu sichern. Sie
ist überzeugt, daß unter den gegenwärtigen Verhält-
nissen nur eine Einigung zwischen England und
Deutschland die Jnteressen des Friedens schützen und
fordern kann. Die provisorische Regierung weiß auch,
daß Großbrittannien stets dem Schwachen beigestan-
den und daß dessen Grundsätze einem Systeme der
Ungerechtigkeit und der Tyrannei widerstreiten. Sie
glaubt zuversichtlich, daß die englische Regierung einer
so offenbaren Ungerechtigkeit, wie sie von den Dä-
nen beabsichtigt wird, keine offene oder stillschwei-
gende Billigung angedeihen lassen werde. Sie hofft,
daß die englische Regierung fortfahren werde, unser
Land mit der früheren Freundschaft zu behandeln,
jetzt, da es durch Umstände gezwungen ist, sein Recht
gegen die Heftigkeit einer feindseligen Partei zu ver-
theidigen.

Unsere Gegner sind in diesem Augenblicke im Be-
griff, ihre feindlichen Maaßregeln auszuführen, und
haben sie in offenem Bruche aller Gesetze und aller
Gerechtigkeit, einige Städte und Districte Schleswigs
in Besitz genommen. Diese Handlung ist eine offene
Feindseligkeit gegen ein deutsches Land und ganz
Deutschland selbst. Das Herzogthum Holstein, als

*) Darnach ist die Angabe des Alt. Merc., daß Samwer daselbst
erwählt sei, zu berichtigen.    A. d. N.

Freitag5 Mai
No. 108.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgiſchen    unpartheiiſchen

CORRESPONDENTEN.

Abonnement: Jnſertionsgebühr:

18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die

Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Auszug aus dem Protocoll des Hamburgiſchen Senats

Conelusum und Commiss. Jhre Wohlweisheiten,
Herren Merck und Spalding, Deputatis Commercii
Folgendes mündlich mitzutheilen:

Nach einem geſtern Morgen hier von Hrn. Mini-
ſter-Reſidenten Pauli in Kopenhagen eingegangenen
und vom 1 Mai datirten Berichte hat der Hambur-
giſche Vice-Conſul Dreyer in Helſingör die Anzeige
gemacht, daß am 30 April Abends der Befehl dorthin
gelangt ſey, alle hannoverſchen, mecklenburgiſchen und
hanſeatiſchen Schiffe anzuhalten, ſo wie, daß in Folge
deſſen auch bereits ein Bremer und zwei Lübecker
Schiffe, die an demſelben Tage angekommen und be-
reits expedirt waren, mit Embargo belegt worden
ſeyen. Von mehreren Seiten wurde zugleich berichtet,
daß die Fregatte Gefion zugleich mit einem kleineren
Fahrzeuge beordert ſey, vor der Elbe und Weſer zu
kreuzen.

Zu gleicher Zeit iſt dem Senat von den hieſigen
interimiſtiſchen K. däniſchen Chargé d’affaires, Hrn.
Weſtenholz, angezeigt worden, daß er ſeine diploma-
tiſchen Beziehungen für abgebrochen halten müſſe.

Jndem E. H. Rath dieſe bedauerlichen Verhältniſſe
zur Kenntniß Deputatorum bringt, erſucht Er dieſel-
ben, das kaufmänniſche Publicum davon in Kenntniß
zu ſetzen.

E. Schlüter, Dr.

(Pr. Telegraph.)

Capt. Friedrichſen von Helgoland, Nachmittags
hier angekommen, berichtet, daß die däniſche Fregatte
Gefion, 46 Kanonen und 480 Mann ſtark, bei Hel-
goland angekommen, zwei Barken, eine Brigg und
einen Schooner angehalten und erklärt habe, alle deut-
ſchen Schiffe aufbringen zu wollen. Es ſollen in
einigen Tagen noch zwei Kriegsſchiffe nachkommen.
Die Blankeneſer Lootsjacht Thetis berichtet, eine dä-
niſche Fregatte ſüdlich von Helgoland geſehen zu ha-
ben, auch daß der Hamburger Schoner Charlotte und
eine Bremer Brigg von der Fregatte angehalten ſeyn
ſollen. Laut Bericht der Caledonia ſind vier Kriegs-
ſchiffe bei Helgoland.


Der Hamburgiſche Miniſter-Reſident Pauli in Ko-
penhagen iſt dem Vernehmen nach inſultirt und hat
ſeine Päſſe erhalten. Er wird in dieſen Tagen hier
eintreffen.


An hieſiger Börſe befindet ſich folgender Anſchlag:
“Am heutigen Tage iſt dem Senate von der K. dä-
niſchen Regierung die officielle Anzeige gemacht, wie
die K. Regierung ſich genöthigt ſehe, alle gegen Preußen
und die norddeutſchen Regierungen ergriffenen Ver-
theidigungsmittel ebenfalls gegen die Hanſeſtädte zur
Anwendung zu bringen. Ferner iſt von dem Conſul
Dreyer dem Miniſter-Reſidenten Pauli zu Kopenha-
gen gemeldet worden, daß am 30 April Abends die
Ordre von dort in Helſingör eingetroffen ſey, alle
hannoverſchen, mecklenburgiſchen und hanſeatiſchen
Schiffe anzuhalten, und daß ein Bremer und zwei
Lübecker Schiffe, die am 1 Mai eingekommen, und
wovon das eine eben ſeine Expedition bekommen und
ſegelfertig geweſen, gleichfalls mit Embargo belegt
ſeyen,

(L. C.)

Folgende Erklärung der K. däniſchen Regierung
iſt, in vier Sprachen abgefaßt, heute hier eingegan-
gen: “Wir Frederik der Siebente von Gottes Gna-
den ꝛc. thun kund hiermit: Daß Wir in Folge der
zwiſchen Uns und Sr. Maj. dem Könige von
Preußen, Sr. Maj. dem Könige von Hannover,
JJ. KK. HH. den Großherzogen von Oldenburg
und Mecklenburg, ſo wie den freien und Hanſeſtädten
Lübeck, Hamburg und Bremen eingetreteten Feindſelig-
keiten, Uns veranlaßt geſehen haben, die Häfen, Küſten-
ſtrecken und Flußmündungen dieſer Staaten, ſo wie die
Hafen in Unſern eigenen Landen, welche von ihnen beſetzt
ſind, in Blockade-Zuſtand zu erklären. Wir haben
Unſern Kriegsſchiffen den Befehl ertheilt, dieſe Maaß-
regel auszuführen, und ſowohl den eigenen als den
Schiffen alliirter, freundſchaftlicher und neutraler
Mächte nicht zu geſtatten, in die gedachten, von Un-
ſeren Kriegsſchiffen blockirten Häfen und Oerter ein-
zulaufen. Dieſes zur Nachricht und Gelebung aller
Beikommenden. Urkundlich unter Unſerem Königl.
Handzeichen und beigedrucktem Jnſiegel. Gegeben in
Unſerer Königl. Reſidenzſtadt Kopenhagen, den 29
April 1848. (L. S.) Frederik R.

(B.-H.)
(Nach Kopenhagener Berichten ſollte die Blockade
von Stettin am 2 d., die von Danzig am 3 d., und
der Elbe- und Weſer-Mündung am 10 d. beginnen.)


Seit geſtern iſt unſer Hafen dergeſtalt geſperrt, daß
kein Schiff, ſelbſt das Lootſenboot nicht, aus- oder ein-
gehen darf. Die däniſche Fregatte Havfruen hat bereits
10 oder 12 Schiffe aller Flaggen, darunter Engländer und
Amerikaner, angehalten und durch Schüſſe gezwungen,
innerhalb ihres Bereichs Anker zu werfen. Die Fre-
gatte von 28 Kanonen kann von den Küſten-Batte-
rieen aus nicht erreicht werden, uns aber von ihrem
jetzigen Standpunkte aus auch keinen directen Schaden
thun. (B. N.)


Dem auswärtigen Miniſterium iſt heute ein Be-
richt des Ober-Präſidenten von Pommern zugekom-
men, folgenden Jnhalts: “So eben (am 2 Mai) geht
mir durch Eſtaffette von dem Landrath des uſedom-
wolliner Kreiſes die Mittheilung zu, daß geſtern
Nachmittag die däniſche Fregatte Havfruen (Meer-
weib) vor der Swinemünder Rhede erſchienen iſt und
ſich etwa ¾ Meilen von dem Eingang des Hafens
vor Anker gelegt hat; die beiden engliſchen Kauffahrtei-
ſchiffe Margareth Skelly, Capitän Tapping, aus
Glasgow, von Bahia mit Zucker, und Exquiſite,
Capitän Naxlor, aus Sunderland mit Steinkohlen,
ſind von der Fregatte mit einem ſcharfen Schuſſe an-
gehalten und haben die Weiſung erhalten, in keinem
preußiſchen Hafen einzulaufen, wie dieſes von den
beiden ans Land gekommenen Capitänen berichtet iſt.
Die Fregatte ſowohl, wie die beiden engliſchen Schiffe,
liegen auf der Rhede vor Anker. Geſtern Abend
9½ Uhr iſt in Swinemünde noch die jedoch unver-
bürgte Nachricht eingelaufen, daß von der däniſchen
Fregatte vier Böte abgeſetzt ſeyen.” Die für den Hafen
von Swinemünde und deſſen Umgegend getroffenen
Vertheidigungs-Maaßregeln ſind vollkommen hinrei-
chend, um einen etwanigen Verſuch der Dänen zur
Landung, für welche jedoch bis jetzt keine Wahrſchein-
lichkeit vorhanden iſt, auf das Kräftigſte abzuwehren.
Zugleich gehen von anderen Seiten ſichere Nach-
richten ein, daß Dänemark ſeine Maaßregeln gegen
die preußiſche Handels-Marine nun auch ſactiſch gegen
[Spaltenumbruch] die geſammte deutſche Marine ausgedehnt hat durch
Aufbringung mehrerer hanſeatiſcher und anderer
Schiffe. Das Hauptquartier des preußiſch-deutſchen
Armee-Corps befindet ſich, aller Wahrſcheinlichkeit
nach, heute in Kolding innerhalb Jütland, und die
Avantgarde muß bis gegen die kleine Feſtung Frie-
dericia vorgeſchoben ſeyn. Die Truppen haben eine
ſolche Stellung, daß ſie die Verbindungen von Fünen
mit dem feſten Lande beherrſchen. Die Bundes-
truppen werden auf däniſchem Gebiet die Sicherung
der deutſchen und preußiſchen Handels-Jntereſſen er-
zwingen.” (Pr. St.-Anz.)




Schleswig-Holſt. Angelegenheiten.

Das Hauptquartier des General Wrangel war am
2 d. in Chriſtiansfelde und das des Prinzen Friedrich
in Faveraagaard. Zufolge der ausgegebenen Dispoſi-
tion ſollten die ſchleswig-holſteiniſchen Truppen ſich
heute Morgen 5½ Uhr in Oeddis zuſammenziehen
und dort die Gränze überſchreiten. Der Marſch iſt
auf Veile gerichtet, wahrſcheinlich wird indeſſen das
ſchleswig-holſteiniſche Hauptquartier eine Meile vor
dieſer Stadt bleiben. Die vom General Bonin com-
mandirte Brigade ſollte an demſelben Tage über Kol-
ding in Jütland einrücken, die vom General Möllen-
dorff commandirte Brigade ſollte für die ſchleswig-
holſteiniſchen Truppen und der Brigade des General
Bonin als Rückhalt dienen. Das Detachement des
Majors Zaſtrow und die Freicorps ziehen ſich, da
von Ripen der Feind abgezogen iſt, durch Nord-
Schleswig auf die Hauptarmee nach Jütland. So
ſind denn die Zweifel gelöſ’t, ob man die Königsau
überſchreiten werde. Die Laſt des Krieges fällt jetzt
ſchwerer auf Dänemark und es wird ſich zeigen, ob
es endlich zur Einſicht ſeiner Lage kommen wird.
Seit der Zeit Carl Guſtav’s, ſeit 189 Jahren, hat
Jütland keinen Feind geſehen.

Folgende Proclamation iſt in däniſcher Sprache an
die Jüten erlaſſen: “An die Bewohner von Jütland!
Ein ſiegreiches deutſches Heer wird morgen die
Gränzen Eures Landes überſchreiten; nicht in feind-
licher Abſicht kommt es zu Euch, deshalb rufe ich
Euch zu: Bleibt in Euren friedlichen Wohnungen,
flieht nicht mit Weib und Kind von dem Euch ſo
theuren Heerd. Jch, der Höchſtcommandirende der
Armee, bürge Euch dafür, daß Eure Perſon uns heilig
ſeyn wird und daß Euer Eigenthum und Eure Na-
tionalfarben gegen jede willkührliche Behandlung ge-
ſchützt werden ſollen, ſo lange das Heer innerhalb
Eurer Landesgränzen ſteht; aber ich kann es Euch
nicht erlaſſen, die Bedürfniſſe des Heeres aufzubrin-
gen, und dazu bedarf ich in Eurem eigenen Jntereſſe
der Mitwirkung Eurer geſetzlichen Obrigkeit. Deshalb
werden hiedurch alle K. d[ä]niſchen Civil-Obrigkeiten
ernſtlich aufgefordert, auf ihren Poſten zu bleiben und
in der Erfüllung ihrer Pflichten und Verbindlichkeiten
fortzufahren. Gleichfalls fordere ich die Geiſtlichkeit
auf in ihren Kirchſpielen zu bleiben und ihren ganzen
Einfluß zur Beruhigung ihrer Gemeinden anzuwen-
den. Sollten die K. däniſchen Obrigkeiten dieſer Vor-
ſicht nicht nachkommen, ſo ſind die ſchlimmſten Folgen
für Euch unvermeidlich, weil dann meine Truppen
gezwungen werden, ſich ſelbſt einzuquartiren und alle
zu ihrem Unterhalt nöthigen Mittel nach eigenem
Ermeſſen zu nehmen, wobei bei dem beſten Willen
willkührlichem und ordnungswidrigem Handeln nicht
immer Schranken geſetzt werden können. Aber alles
Unglück, was daraus folgen kann, würde ausſchließ-
lich Eurer Obrigkeit zugeſchrieben werden, die Euch
verläßt im Augenblick der Bedrängniß. Jütländer!
Nehmt meine Truppen gaſtfrei auf; Jhr ſowohl als
Eure Weiber und Kinder werden dann eben ſo ſicher
mitten zwiſchen den edlen deutſchen Kriegern ſeyn,
welche ich anzuführen das Glück habe, als unter
Euren eigenen Brüdern. Hauptquartier Chriſtians-
feld, den 1 Mai 1848. Der Ober-Befehlshaber der
Armee: v. Wrangel, K. preußiſcher General der Ca-
vallerie.” (R. T.)


Geſtern Morgen haben die preußiſchen Truppen,
wie vorher beſtimmt worden, Chriſtiansfeld verlaſſen
und ſind, ohne auf Feinde zu ſtoßen, bis über Kol-
ding hinaus gezogen. Das Hauptquartier des Gene-
ral Wrangel war den Abend des 2 d. in Gusby,
zwiſchen Kolding und Friedericia, wo wahrſcheinlich
General Bonin ſchon denſelben Abend eingezogen ſeyn
wird, da es bereits vorgeſtern (am 1 d.) von den
däniſchen Truppen verlaſſen worden iſt. Der Einzug
des Generalſtabes in Friedericia war auf heute be-
ſtimmt, während der Prinz v. Auguſtenburg, der mit
ſeinem Corps von Ripen ſich wieder nach Oſten ge-
wandt hat, gleichzeitig Veile beſetzen wird. Geſtern
Abend iſt der ruſſiſche Legationsrath Evers, wie es
heißt, mit ruſſiſch-engliſchen Aufträgen, im Hauptquar-
tier angelangt, von Apenrade kommend, wohin ihn
ein däniſches Dampfſchiff gebracht hatte. Ein ihn
begleitender däniſcher Parlamentär ward nicht durch-
gelaſſen. Nach Beſetzung von Veile und Friedericia
wird General Wrangel wahrſcheinlich ſein Hauptquar-
tier in Kolding nehmen und ſeine Vorpoſten höchſtens
bis Horſens vorſchieben. Die Aufnahme bei den
Jüten wird gelobt. Die Auflöſung der Freicorps
ſoll ſiſtirt ſeyn. (S.-H. Z.)


Das ſchleswigſche Obergericht hat geſtern ein Cir-
cular erlaſſen, wodurch in Veranlaſſung der Kriegs-
unruhen, welche in dem größten Theile des Herzog-
thums Schleswig ſtattgefunden haben, ſämmtliche in
den Katalog der Rechtsſachen für das Oſter-Quartal
d. J. zur Verhandlung angeſetzten Rechtsſachen von
Gerichtswegen bis zum nächſten Quartal ausgeſetzt
ſind. Es iſt dies ſehr zweckmäßig, denn viele An-
wälde ſind anderweitig beſchäftigt, weil die Rechts-
ſtreitigkeiten in unſerer Stadt ſeit faſt 6 Wochen ganz
ruhen. Dieſe Erwerbloſigkeit theilen indeſſen andere
Klaſſen mit ihnen. Doch wer opfert nicht gerne Alles
und beſchränkt ſich immer und mehr und mehr, wenn
wir nur endlich unſere ſtaatliche Selbſtſtändigkeit er-
ringen, der mehrhundertjährige Streit durch Schles-
wigs Aufnahme in den werdenden deutſchen Bundes-
ſtaat aufhören, Schleswig-Holſtein als deutſcher Staat,
als eine reife, ſchöne Frucht der Freiheit von Dänne-
mark gelöſet werden wird. Wird unſer Landesherr
nun erſt frei, ſo wird derſelbe die Nothwendigkeit er-
kennen, dem Rechte und der deutſchen Zeitentwickelung
zu genügen; das däniſche Miniſterium ſcheint aber
erſt dadurch belehrt werden zu können, daß Preußen
und wir Jütland beſetzen. Und doch wie thöricht!
Wie ſchwer muß das däniſche Volk die ungerechte
Handlungsweiſe ſeiner derzeitigen Staatsdiener büßen.


[Spaltenumbruch]

Jm 6ten Wahldiſtrict iſt Profeſſor Dahlmann in
Bonn zum Abgeordneten der deutſchen National-
Verſammlung in Frankfurt faſt einſtimmig gewählt
worden. Ganz ſichere Kunde über das genaue Er-
gebniß der Wahl iſt uns bis jetzt nur geworden:
1) aus dem Amte Tremsbüttel, den Gütern Jeesbeck,
Borſtel und Mülksfelde, wo von 692 abgegebenen
Stimmen 661 auf Dahlmann, 15 auf Clauſſen, 15
auf Olshauſen und 1 auf Nickels gefallen ſind; 2) aus
Neumünſter, wo Dahlmann einſtimmig gewählt wor-
den iſt *); 3) aus dem 4ten Wahlbezirke, zu welchem
die Güter Ahrensburg, Siek, Tangſtedt, Heisbüttel,
Wandsbeck und Wellingsbüttel geh[ö]ren; hier ſind
742 Stimmen abgegeben worden, und von dieſen ha-
ben ſich 717 für Dahlmann, 25 aus dem Gute Tang-
ſtedt für Clauſſen in Kiel ausgeſprochen; und 4) aus
dem Amte Trittau, von welchem 408 Wähler in Ah-
rensburg erſchienen waren, unter denen 308 ihre
Stimmen Dahlmann gaben, 27 dagegen den Local-
beamten Juſtizrath Wiedemann wählten. Bei einer
ſolchen Einſtimmigkeit für den trefflichen Dahlmann
wird derſelbe ſicher keinen Anſtand nehmen, ſich für
den 6ten Wahldiſtrict, der mit großer Liebe und Ent-
ſchiedenheit ſich für ihn, den ausgezeichneten Lehrer
der Geſchichte und Staatswiſſenſchaft, und den rüſti-
gen, muthigen Vertheidiger für Schleswig-Holſteins
Unabhängigkeit, erklärt hat, zu entſcheiden.

Jn unſerem geſtrigen Schreiben muß es am Schluſſe
heißen: Von den 6–800 vom Amte Tremsbüttel
abgegebenen Stimmen ſind faſt ſämmtliche auf Dahl-
mann
gefallen.


Geſtern kehrte der Abgeordnete aus unſerm Diſtrict
an Dahlmann, Juſtizrath Klenze, von Celle wieder
hierher mit der Nachricht zurück, daß Dahlmann be-
reits für Celle die Wahl zur National-Verſammlung
angenommen habe. (S. unſ. geſtr. Bl. unter Celle.)
Die 65 dortigen Wahlmänner hatten nämlich beſchloſſen,
Dahlmann zu wählen und ihm dieſen Entſchluß mit
der Anfrage angezeigt, ob er die Wahl annehmen
werde. Dahlmann ertheilte hierauf eine unbedingt
zuſichernde Antwort, in Folge welcher ſogleich die
Wahlmänner ihn einſtimmig zum Vertreter wählten.
Dies geſchah bereits am 29 April. Juſtizrath Klenze
verſah ſich mit officiellen Abſchriften der betreffenden
Schreiben und gab daher ſeine jetzt vergebliche Reiſe
nach Frankfurt auf, und es wird nun wohl in meh-
reren Diſtricten unſeres Landes ein neuer Wahlter-
min angeordnet werden müſſen. (A. M.)




* Denkſchrift der proviſoriſchen Regierung,
gerichtet an Lord Palmerſton.

(Schluß.)

Das war die Lage der Dinge, als die revolutionäre
Bewegung Frankreichs ſich anderen Nationen mit-
theilte und auch unſer Land deren Einfluß zu fühlen
begann. Andere Nationen erhoben ſich, um ihre Un-
abhängigkeit und Freiheit aufrecht zu erhalten. Kann
man ſich wundern, daß wir die uns zugefügten Kr[ä]n-
kungen tiefer, das uns geſchehene Unrecht ſchwerer
fühlten, und daß auch wir nach nationaler und poli-
tiſcher Freiheit ſtrebten? Kann man ſich wundern,
daß wir als unſer Eigenthum zu erlangen wünſch-
ten, was ſo ungerecht uns vorenthalten wurde?

Die Bewohner der Herzogthümer blieben noch un-
ber[ü]hrt durch die unruhige Bewegung, welche ſich in
jenen Tagen über Europa ausbreitete. Sie begnüg-
ten ſich damit, in Bittſchriften ihr Recht zu fordern.

Während die Herzogthümer noch die Hoffnung
hegten, daß ihre gerechten Bitten nicht ungeh[ö]rt blei-
ben würden, erhob ſich ein ſtürmiſcher Ruf inmitten
des däniſchen Volkes, ein Ruf, der früher wohl ge-
hört war, aber für den die Dänen niemals gewagt,
ſich laut zu erklären. Schleswig ſollte von Holſtein
losgeriſſen und in Dänemark einverleibt und beide
Länder ſollten weſentlich durch eine gemeinſame Ver-
faſſung vereinigt werden. Die geſetzliche Erbfolge
der männlichen Linie ſollte durch das weibliche Erb-
recht der däniſchen Dynaſtie erſetzt werden. Die Rechte
des oldenburgiſchen Hauſes, die des ſchleswig-holſtei-
niſchen Volkes, die der deutſchen Nation wurden
gleichmäßig mißachtet und einem gemeinſamen Unter-
gang geweiht.

Se. Maj. König Friedrich VII und ſeine Räthe
indeſſen, obgleich nicht geneigt, die Rechte der Herzog-
thümer anzuerkennen, haben dennoch eine Zeitlang einem
ſo heftigen und ungerechten Verlangen Widerſtand ge-
leiſtet. Denn nur wenige Wochen vorher hatte Se. Maj.
ſein Wort gegeben, “daß wenigſtens die gegenwärtige
Verbindung der beiden Herzogthümer aufrecht erhal-
ten werden ſolle.” (Offener Brief vom 20 Jan. 1848).
Aber die Fanatiker unter den Dänen w[ä]hlten den
gegenwärtigen Augenblick europäiſcher Verwickelun-
gen, eine Verweigerung der gerechten Forderungen
von Schleswig-Holſtein, und die Ergreifung von ge-
waltſamen Maaßregeln gegen das Herzogthum Schles-
wig herauszupreſſen. Durch eine Verſammlung der
Volksmaſſe vor dem K. Schloſſe, durch gefährliche
Stimmen von mangelndem Vertrauen und durch di-
recte Drohungen zwangen ſie den König, ſein Mini-
ſterium zu entlaſſen und ſich mit Männern zu um-
geben, deren feindlicher und ungerechter Eifer in Be-
treff der Herzogthümer ſich wiederholt kundgegeben.
Es ſcheint kaum angemeſſen, die Gerüchte der Bege-
benheiten jener Tage zu erzählen, es genüge, zu ſa-
gen, daß der Herzog unſers Landes keinen freien
Willen mehr hatte; daß er dahin gebracht wurde,
ſeine neuerlichen Verheißungen zu brechen, Maaßre-
geln zu verkünden, denen er ſich widerſetzt hatte, und
welche nur als ein offener Bruch unſerer alten Ver-
träge und als ein Aufgeben der Anſprüche, die allein
ſein Recht auf die Herzogthümer begründen, angeſehen
werden können. Die ſogleich darauf erfolgende und
freiwillige Auflöſung aller deutſchen Verwaltungsbe-
hörden, welche den König umgaben, folgten unmittel-
bar auf jene Maaßregeln.

Die Herzogthümer waren nun zur Selbſtvertheidi-
gung gezwungen, ihre ganze Exiſtenz war bedroht.
Die Unabhängigkeit Schleswigs war vernichtet, die
Rechte der deutſchen Lande des Königs waren den
revolutionären Bewegungen der däniſchen Hauptſtadt
geopfert worden. Nur zu natürlich war es, daß die
Herzogthümer ſolchen Vorgängen widerſtreben, und
entſchloſſen ſeyn würden, Leben und Eigenthum an
die Vertheidigung ihrer Rechte zu ſetzen. Aber ſie
[Spaltenumbruch] wünſchten auch Ordnung und Geſetzmäßigkeit in ihrem
Jnnern aufrecht zu erhalten, und da ſie die Macht
des Landesherrn durch eine fremde, ungeſetzmäßige
und revolutionäre Partei gelähmt und beherrſcht ſa-
hen, ſo wurden die Mitglieder der proviſoriſchen Re-
gierung von ihren Mitbürgern aufgefordert, die Ver-
waltung der öffentlichen Angelegenheiten, die Verthei-
digung des Landes und die Vorſorge für deſſen Jn-
tereſſen zu übernehmen; ihre Macht aber in die Hände
ihres Souveräns niederzulegen, ſobald der König un-
ter ſeinen deutſchen Unterthanen erſchien, frei und nicht
gebunden durch fremden Einfluß. Aber ſie entſchloſſen
ſich auch, daß ihre Rechte, ihnen ſo lange vorenthal-
ten und ſo ſchwer verletzt, von jetzt an auf ſo breiter
und unverkennbarer Grundlage beruhen ſollten, daß
ein etwaniger künftiger Angriff auf ſie gleich lächer-
lich wie ungehörig erſcheinen ſollte.

Der Landtag beider Herzogthümer hat die provi-
ſoriſche Regierung in ihrem Amte beſtätigt, und iſt
letztere der Meinung, daß es keiner weiteren Recht-
fertigung für die Schritte bedarf, die ſie gezwungen
wurde, zu unternehmen, um das Land vor fremder
Gewalt und Anarchie zu retten. Aber ſie iſt auch
überzeugt, daß ſie nicht dahin kommen kann, Ord-
nung und Unabhängigkeit herzuſtellen, wenn ſie nicht
unterſtützt wird durch die europäiſchen Mächte, und
namentlich durch die Regierung J. Maj. der Königin
von Großbritannien.

Nichts kann mehr dazu beitragen, zur Herſtellung
der Garantieen eines dauernden Friedens beizutra-
gen, als die endliche Löſung der ſchleswig-holſteiniſchen
Frage, und dieſe kann nicht erreicht werden, wenn
nicht die Unabhängigkeit Schleswigs gegen alle fer-
nere Angriffe feſtgeſtellt worden. Ein deutſcher Bun-
desſtaat kann in Zukunft nicht als verfaſſungsmäßig
mit einem fremden Reiche vereint betrachtet werden.
Nur eine ſo feſte und vollſtändige Trennung, wie ſie
früher ſchon zwiſchen England und Hannover exiſtirte,
wird den unheilvollſten Verwirrungen vorbeugen. Denn
würde Schleswig in eine Verbindung mit Dänemark
hineingezogen werden, ſo wäre damit das Signal zu
endloſen Streitigkeiten gegeben. Die Bevölkerung
Schleswigs, getragen durch die Sympathieen der
großen deutſchen Nation, würde immer und immer
dahin ſtreben, ſich von einem fremden Joche zu be-
freien. Sie würde nicht ruhen, bis ſie erlangt, was
ſie jetzt fordert, und möchten immerhin die Dänen im
Beſitze ſeyn, ſie würden ſicher ihres Beſitzes ſich nicht
freuen können.

Eine unabhängige Organiſation der beiden Her-
zogthümer und ihre Einverleibung in das übrige
Deutſchland ſind die einzigen Mittel, um die dro-
hende Gefahr abzuwenden. Das Gleichgewicht in
Europa würde durch eine ſolche Einrichtung nicht
leiden, denn das Volk von Schleswig-Holſtein hat
Nichts gegen einen gemeinſamen Herrſcher mit Dä-
nemark. Die Herzogthümer hatten nicht hinlängliche
Macht und Einfluß, um eine ſolche Einrichtung mög-
lich zu machen, aber das däniſche Volk und deſſen
Königshaus hätten Maaßregeln treffen können, um
die genannte “Perſonal-Union” herbeizuführen. Sie
können es noch jetzt thun.

Aber welches auch die Lage der Herzogthümer in
Bezug auf Dänemark ſeyn wird, Eins iſt gewiß: daß
ſie von der größten Wichtigkeit für den Handel und
den internationalen Verkehr von Europa ſind und
daß ihre Regierung kein anderes Beſtreben haben darf,
als das, was ihre geographiſche Lage bietet. Die Re-
gierung von Schleswig-Holſtein muß nicht bewogen
werden durch politiſche Vorurtheile, wie ſie dem dä-
niſchen Staate eigenthümlich ſind und wie ſie wiederholt
einen verderblichen Friedensbruch hervorgerufen haben.

Der einzige Zweck, den die Herzogthümer je vor
Augen haben können, iſt die Vermehrung und Er-
leichterung der merkantiliſchen Verbindungen und Be-
ziehungen mit Großbrittannien. Jhr eigenes Wohl
und Gedeihen ſind daran geknüpft. Die Producte
Schleswig-Holſteins ſind ſtets auf engliſche Märkte
gegangen, während engliſche Manufacturwaaren, die
Schätze der transatlantiſchen Beſitzungen und engliſche
Kohlen einen leichten und vortheilhaften Abſatz in
unſerem Lande finden. Die wichtige kaufmänniſche
Verbindung Hamburgs mit dem vereinigten König-
reiche hat hauptſächlich ihre Urſache in der Nachbar-
ſchaft und Verbindung dieſer Stadt mit unſerem
Lande, deſſen Häfen mit denen ſeines großen Nach-
bars wetteifern, um den Austauſch der Producte bei-
der Länder auszudehnen und zu erleichtern. Die Un-
abh[ä]ngigkeit und Sicherheit unſeres Landes können
nicht verfehlen, dieſe Jntereſſen zu erhöhen, und eine
Vergrößerung der kaufmänniſchen Dampfflotte und
gegenſeitige Veränderungen in den Schifffahrts- und
Zollgeſetzen müſſen die Wirkung haben, deren wohl-
thätigen Einfluß zu ſichern und auszudehnen.

Eine künftige engere Verbindung der beiden Herzog-
thümer mit Deutſchland wird in dieſem Falle die
Bande der Einheit und Freundſchaft zwiſchen Eng-
land und der größten Continental-Nation verſtärken.
Denn obgleich die Provinzen im Jnnern — wenn
einzeln — es für ihr Jntereſſe halten möchten, ſich
von den großen Märkten der Welt abzuſchließen und
ihre heimiſche Jnduſtrie zu begünſtigen, ſo werden ſie
doch den Forderungen der Länder an der Nord- und
Oſtſee nachgeben müſſen, deren ganzes Daſeyn an
ihren Seehandel geknüpft iſt.

Die proviſoriſche Regierung der Herzogthümer
Schleswig-Holſtein denkt, daß dieſe Jntereſſen genü-
gen werden, um ihr die Sympathieen der engliſchen
Nation und der engliſchen Regierung zu ſichern. Sie
iſt überzeugt, daß unter den gegenwärtigen Verhält-
niſſen nur eine Einigung zwiſchen England und
Deutſchland die Jntereſſen des Friedens ſchützen und
fordern kann. Die proviſoriſche Regierung weiß auch,
daß Großbrittannien ſtets dem Schwachen beigeſtan-
den und daß deſſen Grundſätze einem Syſteme der
Ungerechtigkeit und der Tyrannei widerſtreiten. Sie
glaubt zuverſichtlich, daß die engliſche Regierung einer
ſo offenbaren Ungerechtigkeit, wie ſie von den Dä-
nen beabſichtigt wird, keine offene oder ſtillſchwei-
gende Billigung angedeihen laſſen werde. Sie hofft,
daß die engliſche Regierung fortfahren werde, unſer
Land mit der früheren Freundſchaft zu behandeln,
jetzt, da es durch Umſtände gezwungen iſt, ſein Recht
gegen die Heftigkeit einer feindſeligen Partei zu ver-
theidigen.

Unſere Gegner ſind in dieſem Augenblicke im Be-
griff, ihre feindlichen Maaßregeln auszuführen, und
haben ſie in offenem Bruche aller Geſetze und aller
Gerechtigkeit, einige Städte und Diſtricte Schleswigs
in Beſitz genommen. Dieſe Handlung iſt eine offene
Feindſeligkeit gegen ein deutſches Land und ganz
Deutſchland ſelbſt. Das Herzogthum Holſtein, als

*) Darnach iſt die Angabe des Alt. Merc., daß Samwer daſelbſt
erwählt ſei, zu berichtigen.    A. d. N.
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[[1]/0001] Freitag5 Mai No. 108.1848. Staats und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Abonnement: Jnſertionsgebühr: 18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile. Auszug aus dem Protocoll des Hamburgiſchen Senats Mittwoch, den 3 Mai. Conelusum und Commiss. Jhre Wohlweisheiten, Herren Merck und Spalding, Deputatis Commercii Folgendes mündlich mitzutheilen: Nach einem geſtern Morgen hier von Hrn. Mini- ſter-Reſidenten Pauli in Kopenhagen eingegangenen und vom 1 Mai datirten Berichte hat der Hambur- giſche Vice-Conſul Dreyer in Helſingör die Anzeige gemacht, daß am 30 April Abends der Befehl dorthin gelangt ſey, alle hannoverſchen, mecklenburgiſchen und hanſeatiſchen Schiffe anzuhalten, ſo wie, daß in Folge deſſen auch bereits ein Bremer und zwei Lübecker Schiffe, die an demſelben Tage angekommen und be- reits expedirt waren, mit Embargo belegt worden ſeyen. Von mehreren Seiten wurde zugleich berichtet, daß die Fregatte Gefion zugleich mit einem kleineren Fahrzeuge beordert ſey, vor der Elbe und Weſer zu kreuzen. Zu gleicher Zeit iſt dem Senat von den hieſigen interimiſtiſchen K. däniſchen Chargé d’affaires, Hrn. Weſtenholz, angezeigt worden, daß er ſeine diploma- tiſchen Beziehungen für abgebrochen halten müſſe. Jndem E. H. Rath dieſe bedauerlichen Verhältniſſe zur Kenntniß Deputatorum bringt, erſucht Er dieſel- ben, das kaufmänniſche Publicum davon in Kenntniß zu ſetzen. E. Schlüter, Dr. Cuxhaven, den 4. Mai, Nachmittags. (Pr. Telegraph.) Capt. Friedrichſen von Helgoland, Nachmittags hier angekommen, berichtet, daß die däniſche Fregatte Gefion, 46 Kanonen und 480 Mann ſtark, bei Hel- goland angekommen, zwei Barken, eine Brigg und einen Schooner angehalten und erklärt habe, alle deut- ſchen Schiffe aufbringen zu wollen. Es ſollen in einigen Tagen noch zwei Kriegsſchiffe nachkommen. Die Blankeneſer Lootsjacht Thetis berichtet, eine dä- niſche Fregatte ſüdlich von Helgoland geſehen zu ha- ben, auch daß der Hamburger Schoner Charlotte und eine Bremer Brigg von der Fregatte angehalten ſeyn ſollen. Laut Bericht der Caledonia ſind vier Kriegs- ſchiffe bei Helgoland. Hamburg, den 4 Mai. Der Hamburgiſche Miniſter-Reſident Pauli in Ko- penhagen iſt dem Vernehmen nach inſultirt und hat ſeine Päſſe erhalten. Er wird in dieſen Tagen hier eintreffen. Lübeck, den 3 Mai. An hieſiger Börſe befindet ſich folgender Anſchlag: “Am heutigen Tage iſt dem Senate von der K. dä- niſchen Regierung die officielle Anzeige gemacht, wie die K. Regierung ſich genöthigt ſehe, alle gegen Preußen und die norddeutſchen Regierungen ergriffenen Ver- theidigungsmittel ebenfalls gegen die Hanſeſtädte zur Anwendung zu bringen. Ferner iſt von dem Conſul Dreyer dem Miniſter-Reſidenten Pauli zu Kopenha- gen gemeldet worden, daß am 30 April Abends die Ordre von dort in Helſingör eingetroffen ſey, alle hannoverſchen, mecklenburgiſchen und hanſeatiſchen Schiffe anzuhalten, und daß ein Bremer und zwei Lübecker Schiffe, die am 1 Mai eingekommen, und wovon das eine eben ſeine Expedition bekommen und ſegelfertig geweſen, gleichfalls mit Embargo belegt ſeyen, Lübeck, den 2 Mai 1848.” (L. C.) Roſtock, den 3 Mai. Folgende Erklärung der K. däniſchen Regierung iſt, in vier Sprachen abgefaßt, heute hier eingegan- gen: “Wir Frederik der Siebente von Gottes Gna- den ꝛc. thun kund hiermit: Daß Wir in Folge der zwiſchen Uns und Sr. Maj. dem Könige von Preußen, Sr. Maj. dem Könige von Hannover, JJ. KK. HH. den Großherzogen von Oldenburg und Mecklenburg, ſo wie den freien und Hanſeſtädten Lübeck, Hamburg und Bremen eingetreteten Feindſelig- keiten, Uns veranlaßt geſehen haben, die Häfen, Küſten- ſtrecken und Flußmündungen dieſer Staaten, ſo wie die Hafen in Unſern eigenen Landen, welche von ihnen beſetzt ſind, in Blockade-Zuſtand zu erklären. Wir haben Unſern Kriegsſchiffen den Befehl ertheilt, dieſe Maaß- regel auszuführen, und ſowohl den eigenen als den Schiffen alliirter, freundſchaftlicher und neutraler Mächte nicht zu geſtatten, in die gedachten, von Un- ſeren Kriegsſchiffen blockirten Häfen und Oerter ein- zulaufen. Dieſes zur Nachricht und Gelebung aller Beikommenden. Urkundlich unter Unſerem Königl. Handzeichen und beigedrucktem Jnſiegel. Gegeben in Unſerer Königl. Reſidenzſtadt Kopenhagen, den 29 April 1848. (L. S.) Frederik R. (B.-H.) (Nach Kopenhagener Berichten ſollte die Blockade von Stettin am 2 d., die von Danzig am 3 d., und der Elbe- und Weſer-Mündung am 10 d. beginnen.) Swinemünde, den 2 Mai. Seit geſtern iſt unſer Hafen dergeſtalt geſperrt, daß kein Schiff, ſelbſt das Lootſenboot nicht, aus- oder ein- gehen darf. Die däniſche Fregatte Havfruen hat bereits 10 oder 12 Schiffe aller Flaggen, darunter Engländer und Amerikaner, angehalten und durch Schüſſe gezwungen, innerhalb ihres Bereichs Anker zu werfen. Die Fre- gatte von 28 Kanonen kann von den Küſten-Batte- rieen aus nicht erreicht werden, uns aber von ihrem jetzigen Standpunkte aus auch keinen directen Schaden thun. (B. N.) Berlin, den 3 Mai. Dem auswärtigen Miniſterium iſt heute ein Be- richt des Ober-Präſidenten von Pommern zugekom- men, folgenden Jnhalts: “So eben (am 2 Mai) geht mir durch Eſtaffette von dem Landrath des uſedom- wolliner Kreiſes die Mittheilung zu, daß geſtern Nachmittag die däniſche Fregatte Havfruen (Meer- weib) vor der Swinemünder Rhede erſchienen iſt und ſich etwa ¾ Meilen von dem Eingang des Hafens vor Anker gelegt hat; die beiden engliſchen Kauffahrtei- ſchiffe Margareth Skelly, Capitän Tapping, aus Glasgow, von Bahia mit Zucker, und Exquiſite, Capitän Naxlor, aus Sunderland mit Steinkohlen, ſind von der Fregatte mit einem ſcharfen Schuſſe an- gehalten und haben die Weiſung erhalten, in keinem preußiſchen Hafen einzulaufen, wie dieſes von den beiden ans Land gekommenen Capitänen berichtet iſt. Die Fregatte ſowohl, wie die beiden engliſchen Schiffe, liegen auf der Rhede vor Anker. Geſtern Abend 9½ Uhr iſt in Swinemünde noch die jedoch unver- bürgte Nachricht eingelaufen, daß von der däniſchen Fregatte vier Böte abgeſetzt ſeyen.” Die für den Hafen von Swinemünde und deſſen Umgegend getroffenen Vertheidigungs-Maaßregeln ſind vollkommen hinrei- chend, um einen etwanigen Verſuch der Dänen zur Landung, für welche jedoch bis jetzt keine Wahrſchein- lichkeit vorhanden iſt, auf das Kräftigſte abzuwehren. Zugleich gehen von anderen Seiten ſichere Nach- richten ein, daß Dänemark ſeine Maaßregeln gegen die preußiſche Handels-Marine nun auch ſactiſch gegen die geſammte deutſche Marine ausgedehnt hat durch Aufbringung mehrerer hanſeatiſcher und anderer Schiffe. Das Hauptquartier des preußiſch-deutſchen Armee-Corps befindet ſich, aller Wahrſcheinlichkeit nach, heute in Kolding innerhalb Jütland, und die Avantgarde muß bis gegen die kleine Feſtung Frie- dericia vorgeſchoben ſeyn. Die Truppen haben eine ſolche Stellung, daß ſie die Verbindungen von Fünen mit dem feſten Lande beherrſchen. Die Bundes- truppen werden auf däniſchem Gebiet die Sicherung der deutſchen und preußiſchen Handels-Jntereſſen er- zwingen.” (Pr. St.-Anz.) Schleswig-Holſt. Angelegenheiten. Rendsburg, den 3 Mai. Das Hauptquartier des General Wrangel war am 2 d. in Chriſtiansfelde und das des Prinzen Friedrich in Faveraagaard. Zufolge der ausgegebenen Dispoſi- tion ſollten die ſchleswig-holſteiniſchen Truppen ſich heute Morgen 5½ Uhr in Oeddis zuſammenziehen und dort die Gränze überſchreiten. Der Marſch iſt auf Veile gerichtet, wahrſcheinlich wird indeſſen das ſchleswig-holſteiniſche Hauptquartier eine Meile vor dieſer Stadt bleiben. Die vom General Bonin com- mandirte Brigade ſollte an demſelben Tage über Kol- ding in Jütland einrücken, die vom General Möllen- dorff commandirte Brigade ſollte für die ſchleswig- holſteiniſchen Truppen und der Brigade des General Bonin als Rückhalt dienen. Das Detachement des Majors Zaſtrow und die Freicorps ziehen ſich, da von Ripen der Feind abgezogen iſt, durch Nord- Schleswig auf die Hauptarmee nach Jütland. So ſind denn die Zweifel gelöſ’t, ob man die Königsau überſchreiten werde. Die Laſt des Krieges fällt jetzt ſchwerer auf Dänemark und es wird ſich zeigen, ob es endlich zur Einſicht ſeiner Lage kommen wird. Seit der Zeit Carl Guſtav’s, ſeit 189 Jahren, hat Jütland keinen Feind geſehen. Folgende Proclamation iſt in däniſcher Sprache an die Jüten erlaſſen: “An die Bewohner von Jütland! Ein ſiegreiches deutſches Heer wird morgen die Gränzen Eures Landes überſchreiten; nicht in feind- licher Abſicht kommt es zu Euch, deshalb rufe ich Euch zu: Bleibt in Euren friedlichen Wohnungen, flieht nicht mit Weib und Kind von dem Euch ſo theuren Heerd. Jch, der Höchſtcommandirende der Armee, bürge Euch dafür, daß Eure Perſon uns heilig ſeyn wird und daß Euer Eigenthum und Eure Na- tionalfarben gegen jede willkührliche Behandlung ge- ſchützt werden ſollen, ſo lange das Heer innerhalb Eurer Landesgränzen ſteht; aber ich kann es Euch nicht erlaſſen, die Bedürfniſſe des Heeres aufzubrin- gen, und dazu bedarf ich in Eurem eigenen Jntereſſe der Mitwirkung Eurer geſetzlichen Obrigkeit. Deshalb werden hiedurch alle K. däniſchen Civil-Obrigkeiten ernſtlich aufgefordert, auf ihren Poſten zu bleiben und in der Erfüllung ihrer Pflichten und Verbindlichkeiten fortzufahren. Gleichfalls fordere ich die Geiſtlichkeit auf in ihren Kirchſpielen zu bleiben und ihren ganzen Einfluß zur Beruhigung ihrer Gemeinden anzuwen- den. Sollten die K. däniſchen Obrigkeiten dieſer Vor- ſicht nicht nachkommen, ſo ſind die ſchlimmſten Folgen für Euch unvermeidlich, weil dann meine Truppen gezwungen werden, ſich ſelbſt einzuquartiren und alle zu ihrem Unterhalt nöthigen Mittel nach eigenem Ermeſſen zu nehmen, wobei bei dem beſten Willen willkührlichem und ordnungswidrigem Handeln nicht immer Schranken geſetzt werden können. Aber alles Unglück, was daraus folgen kann, würde ausſchließ- lich Eurer Obrigkeit zugeſchrieben werden, die Euch verläßt im Augenblick der Bedrängniß. Jütländer! Nehmt meine Truppen gaſtfrei auf; Jhr ſowohl als Eure Weiber und Kinder werden dann eben ſo ſicher mitten zwiſchen den edlen deutſchen Kriegern ſeyn, welche ich anzuführen das Glück habe, als unter Euren eigenen Brüdern. Hauptquartier Chriſtians- feld, den 1 Mai 1848. Der Ober-Befehlshaber der Armee: v. Wrangel, K. preußiſcher General der Ca- vallerie.” (R. T.) Rendsburg, den 3 Mai. Geſtern Morgen haben die preußiſchen Truppen, wie vorher beſtimmt worden, Chriſtiansfeld verlaſſen und ſind, ohne auf Feinde zu ſtoßen, bis über Kol- ding hinaus gezogen. Das Hauptquartier des Gene- ral Wrangel war den Abend des 2 d. in Gusby, zwiſchen Kolding und Friedericia, wo wahrſcheinlich General Bonin ſchon denſelben Abend eingezogen ſeyn wird, da es bereits vorgeſtern (am 1 d.) von den däniſchen Truppen verlaſſen worden iſt. Der Einzug des Generalſtabes in Friedericia war auf heute be- ſtimmt, während der Prinz v. Auguſtenburg, der mit ſeinem Corps von Ripen ſich wieder nach Oſten ge- wandt hat, gleichzeitig Veile beſetzen wird. Geſtern Abend iſt der ruſſiſche Legationsrath Evers, wie es heißt, mit ruſſiſch-engliſchen Aufträgen, im Hauptquar- tier angelangt, von Apenrade kommend, wohin ihn ein däniſches Dampfſchiff gebracht hatte. Ein ihn begleitender däniſcher Parlamentär ward nicht durch- gelaſſen. Nach Beſetzung von Veile und Friedericia wird General Wrangel wahrſcheinlich ſein Hauptquar- tier in Kolding nehmen und ſeine Vorpoſten höchſtens bis Horſens vorſchieben. Die Aufnahme bei den Jüten wird gelobt. Die Auflöſung der Freicorps ſoll ſiſtirt ſeyn. (S.-H. Z.) † Schleswig, den 2 Mai. Das ſchleswigſche Obergericht hat geſtern ein Cir- cular erlaſſen, wodurch in Veranlaſſung der Kriegs- unruhen, welche in dem größten Theile des Herzog- thums Schleswig ſtattgefunden haben, ſämmtliche in den Katalog der Rechtsſachen für das Oſter-Quartal d. J. zur Verhandlung angeſetzten Rechtsſachen von Gerichtswegen bis zum nächſten Quartal ausgeſetzt ſind. Es iſt dies ſehr zweckmäßig, denn viele An- wälde ſind anderweitig beſchäftigt, weil die Rechts- ſtreitigkeiten in unſerer Stadt ſeit faſt 6 Wochen ganz ruhen. Dieſe Erwerbloſigkeit theilen indeſſen andere Klaſſen mit ihnen. Doch wer opfert nicht gerne Alles und beſchränkt ſich immer und mehr und mehr, wenn wir nur endlich unſere ſtaatliche Selbſtſtändigkeit er- ringen, der mehrhundertjährige Streit durch Schles- wigs Aufnahme in den werdenden deutſchen Bundes- ſtaat aufhören, Schleswig-Holſtein als deutſcher Staat, als eine reife, ſchöne Frucht der Freiheit von Dänne- mark gelöſet werden wird. Wird unſer Landesherr nun erſt frei, ſo wird derſelbe die Nothwendigkeit er- kennen, dem Rechte und der deutſchen Zeitentwickelung zu genügen; das däniſche Miniſterium ſcheint aber erſt dadurch belehrt werden zu können, daß Preußen und wir Jütland beſetzen. Und doch wie thöricht! Wie ſchwer muß das däniſche Volk die ungerechte Handlungsweiſe ſeiner derzeitigen Staatsdiener büßen. * Aus dem 6ten holſteiniſchen Wahldiſtrict, vom 4 Mai. Jm 6ten Wahldiſtrict iſt Profeſſor Dahlmann in Bonn zum Abgeordneten der deutſchen National- Verſammlung in Frankfurt faſt einſtimmig gewählt worden. Ganz ſichere Kunde über das genaue Er- gebniß der Wahl iſt uns bis jetzt nur geworden: 1) aus dem Amte Tremsbüttel, den Gütern Jeesbeck, Borſtel und Mülksfelde, wo von 692 abgegebenen Stimmen 661 auf Dahlmann, 15 auf Clauſſen, 15 auf Olshauſen und 1 auf Nickels gefallen ſind; 2) aus Neumünſter, wo Dahlmann einſtimmig gewählt wor- den iſt *); 3) aus dem 4ten Wahlbezirke, zu welchem die Güter Ahrensburg, Siek, Tangſtedt, Heisbüttel, Wandsbeck und Wellingsbüttel gehören; hier ſind 742 Stimmen abgegeben worden, und von dieſen ha- ben ſich 717 für Dahlmann, 25 aus dem Gute Tang- ſtedt für Clauſſen in Kiel ausgeſprochen; und 4) aus dem Amte Trittau, von welchem 408 Wähler in Ah- rensburg erſchienen waren, unter denen 308 ihre Stimmen Dahlmann gaben, 27 dagegen den Local- beamten Juſtizrath Wiedemann wählten. Bei einer ſolchen Einſtimmigkeit für den trefflichen Dahlmann wird derſelbe ſicher keinen Anſtand nehmen, ſich für den 6ten Wahldiſtrict, der mit großer Liebe und Ent- ſchiedenheit ſich für ihn, den ausgezeichneten Lehrer der Geſchichte und Staatswiſſenſchaft, und den rüſti- gen, muthigen Vertheidiger für Schleswig-Holſteins Unabhängigkeit, erklärt hat, zu entſcheiden. Jn unſerem geſtrigen Schreiben muß es am Schluſſe heißen: Von den 6–800 vom Amte Tremsbüttel abgegebenen Stimmen ſind faſt ſämmtliche auf Dahl- mann gefallen. Altona, den 4 März. Geſtern kehrte der Abgeordnete aus unſerm Diſtrict an Dahlmann, Juſtizrath Klenze, von Celle wieder hierher mit der Nachricht zurück, daß Dahlmann be- reits für Celle die Wahl zur National-Verſammlung angenommen habe. (S. unſ. geſtr. Bl. unter Celle.) Die 65 dortigen Wahlmänner hatten nämlich beſchloſſen, Dahlmann zu wählen und ihm dieſen Entſchluß mit der Anfrage angezeigt, ob er die Wahl annehmen werde. Dahlmann ertheilte hierauf eine unbedingt zuſichernde Antwort, in Folge welcher ſogleich die Wahlmänner ihn einſtimmig zum Vertreter wählten. Dies geſchah bereits am 29 April. Juſtizrath Klenze verſah ſich mit officiellen Abſchriften der betreffenden Schreiben und gab daher ſeine jetzt vergebliche Reiſe nach Frankfurt auf, und es wird nun wohl in meh- reren Diſtricten unſeres Landes ein neuer Wahlter- min angeordnet werden müſſen. (A. M.) * Denkſchrift der proviſoriſchen Regierung, gerichtet an Lord Palmerſton. (Schluß.) Das war die Lage der Dinge, als die revolutionäre Bewegung Frankreichs ſich anderen Nationen mit- theilte und auch unſer Land deren Einfluß zu fühlen begann. Andere Nationen erhoben ſich, um ihre Un- abhängigkeit und Freiheit aufrecht zu erhalten. Kann man ſich wundern, daß wir die uns zugefügten Krän- kungen tiefer, das uns geſchehene Unrecht ſchwerer fühlten, und daß auch wir nach nationaler und poli- tiſcher Freiheit ſtrebten? Kann man ſich wundern, daß wir als unſer Eigenthum zu erlangen wünſch- ten, was ſo ungerecht uns vorenthalten wurde? Die Bewohner der Herzogthümer blieben noch un- berührt durch die unruhige Bewegung, welche ſich in jenen Tagen über Europa ausbreitete. Sie begnüg- ten ſich damit, in Bittſchriften ihr Recht zu fordern. Während die Herzogthümer noch die Hoffnung hegten, daß ihre gerechten Bitten nicht ungehört blei- ben würden, erhob ſich ein ſtürmiſcher Ruf inmitten des däniſchen Volkes, ein Ruf, der früher wohl ge- hört war, aber für den die Dänen niemals gewagt, ſich laut zu erklären. Schleswig ſollte von Holſtein losgeriſſen und in Dänemark einverleibt und beide Länder ſollten weſentlich durch eine gemeinſame Ver- faſſung vereinigt werden. Die geſetzliche Erbfolge der männlichen Linie ſollte durch das weibliche Erb- recht der däniſchen Dynaſtie erſetzt werden. Die Rechte des oldenburgiſchen Hauſes, die des ſchleswig-holſtei- niſchen Volkes, die der deutſchen Nation wurden gleichmäßig mißachtet und einem gemeinſamen Unter- gang geweiht. Se. Maj. König Friedrich VII und ſeine Räthe indeſſen, obgleich nicht geneigt, die Rechte der Herzog- thümer anzuerkennen, haben dennoch eine Zeitlang einem ſo heftigen und ungerechten Verlangen Widerſtand ge- leiſtet. Denn nur wenige Wochen vorher hatte Se. Maj. ſein Wort gegeben, “daß wenigſtens die gegenwärtige Verbindung der beiden Herzogthümer aufrecht erhal- ten werden ſolle.” (Offener Brief vom 20 Jan. 1848). Aber die Fanatiker unter den Dänen wählten den gegenwärtigen Augenblick europäiſcher Verwickelun- gen, eine Verweigerung der gerechten Forderungen von Schleswig-Holſtein, und die Ergreifung von ge- waltſamen Maaßregeln gegen das Herzogthum Schles- wig herauszupreſſen. Durch eine Verſammlung der Volksmaſſe vor dem K. Schloſſe, durch gefährliche Stimmen von mangelndem Vertrauen und durch di- recte Drohungen zwangen ſie den König, ſein Mini- ſterium zu entlaſſen und ſich mit Männern zu um- geben, deren feindlicher und ungerechter Eifer in Be- treff der Herzogthümer ſich wiederholt kundgegeben. Es ſcheint kaum angemeſſen, die Gerüchte der Bege- benheiten jener Tage zu erzählen, es genüge, zu ſa- gen, daß der Herzog unſers Landes keinen freien Willen mehr hatte; daß er dahin gebracht wurde, ſeine neuerlichen Verheißungen zu brechen, Maaßre- geln zu verkünden, denen er ſich widerſetzt hatte, und welche nur als ein offener Bruch unſerer alten Ver- träge und als ein Aufgeben der Anſprüche, die allein ſein Recht auf die Herzogthümer begründen, angeſehen werden können. Die ſogleich darauf erfolgende und freiwillige Auflöſung aller deutſchen Verwaltungsbe- hörden, welche den König umgaben, folgten unmittel- bar auf jene Maaßregeln. Die Herzogthümer waren nun zur Selbſtvertheidi- gung gezwungen, ihre ganze Exiſtenz war bedroht. Die Unabhängigkeit Schleswigs war vernichtet, die Rechte der deutſchen Lande des Königs waren den revolutionären Bewegungen der däniſchen Hauptſtadt geopfert worden. Nur zu natürlich war es, daß die Herzogthümer ſolchen Vorgängen widerſtreben, und entſchloſſen ſeyn würden, Leben und Eigenthum an die Vertheidigung ihrer Rechte zu ſetzen. Aber ſie wünſchten auch Ordnung und Geſetzmäßigkeit in ihrem Jnnern aufrecht zu erhalten, und da ſie die Macht des Landesherrn durch eine fremde, ungeſetzmäßige und revolutionäre Partei gelähmt und beherrſcht ſa- hen, ſo wurden die Mitglieder der proviſoriſchen Re- gierung von ihren Mitbürgern aufgefordert, die Ver- waltung der öffentlichen Angelegenheiten, die Verthei- digung des Landes und die Vorſorge für deſſen Jn- tereſſen zu übernehmen; ihre Macht aber in die Hände ihres Souveräns niederzulegen, ſobald der König un- ter ſeinen deutſchen Unterthanen erſchien, frei und nicht gebunden durch fremden Einfluß. Aber ſie entſchloſſen ſich auch, daß ihre Rechte, ihnen ſo lange vorenthal- ten und ſo ſchwer verletzt, von jetzt an auf ſo breiter und unverkennbarer Grundlage beruhen ſollten, daß ein etwaniger künftiger Angriff auf ſie gleich lächer- lich wie ungehörig erſcheinen ſollte. Der Landtag beider Herzogthümer hat die provi- ſoriſche Regierung in ihrem Amte beſtätigt, und iſt letztere der Meinung, daß es keiner weiteren Recht- fertigung für die Schritte bedarf, die ſie gezwungen wurde, zu unternehmen, um das Land vor fremder Gewalt und Anarchie zu retten. Aber ſie iſt auch überzeugt, daß ſie nicht dahin kommen kann, Ord- nung und Unabhängigkeit herzuſtellen, wenn ſie nicht unterſtützt wird durch die europäiſchen Mächte, und namentlich durch die Regierung J. Maj. der Königin von Großbritannien. Nichts kann mehr dazu beitragen, zur Herſtellung der Garantieen eines dauernden Friedens beizutra- gen, als die endliche Löſung der ſchleswig-holſteiniſchen Frage, und dieſe kann nicht erreicht werden, wenn nicht die Unabhängigkeit Schleswigs gegen alle fer- nere Angriffe feſtgeſtellt worden. Ein deutſcher Bun- desſtaat kann in Zukunft nicht als verfaſſungsmäßig mit einem fremden Reiche vereint betrachtet werden. Nur eine ſo feſte und vollſtändige Trennung, wie ſie früher ſchon zwiſchen England und Hannover exiſtirte, wird den unheilvollſten Verwirrungen vorbeugen. Denn würde Schleswig in eine Verbindung mit Dänemark hineingezogen werden, ſo wäre damit das Signal zu endloſen Streitigkeiten gegeben. Die Bevölkerung Schleswigs, getragen durch die Sympathieen der großen deutſchen Nation, würde immer und immer dahin ſtreben, ſich von einem fremden Joche zu be- freien. Sie würde nicht ruhen, bis ſie erlangt, was ſie jetzt fordert, und möchten immerhin die Dänen im Beſitze ſeyn, ſie würden ſicher ihres Beſitzes ſich nicht freuen können. Eine unabhängige Organiſation der beiden Her- zogthümer und ihre Einverleibung in das übrige Deutſchland ſind die einzigen Mittel, um die dro- hende Gefahr abzuwenden. Das Gleichgewicht in Europa würde durch eine ſolche Einrichtung nicht leiden, denn das Volk von Schleswig-Holſtein hat Nichts gegen einen gemeinſamen Herrſcher mit Dä- nemark. Die Herzogthümer hatten nicht hinlängliche Macht und Einfluß, um eine ſolche Einrichtung mög- lich zu machen, aber das däniſche Volk und deſſen Königshaus hätten Maaßregeln treffen können, um die genannte “Perſonal-Union” herbeizuführen. Sie können es noch jetzt thun. Aber welches auch die Lage der Herzogthümer in Bezug auf Dänemark ſeyn wird, Eins iſt gewiß: daß ſie von der größten Wichtigkeit für den Handel und den internationalen Verkehr von Europa ſind und daß ihre Regierung kein anderes Beſtreben haben darf, als das, was ihre geographiſche Lage bietet. Die Re- gierung von Schleswig-Holſtein muß nicht bewogen werden durch politiſche Vorurtheile, wie ſie dem dä- niſchen Staate eigenthümlich ſind und wie ſie wiederholt einen verderblichen Friedensbruch hervorgerufen haben. Der einzige Zweck, den die Herzogthümer je vor Augen haben können, iſt die Vermehrung und Er- leichterung der merkantiliſchen Verbindungen und Be- ziehungen mit Großbrittannien. Jhr eigenes Wohl und Gedeihen ſind daran geknüpft. Die Producte Schleswig-Holſteins ſind ſtets auf engliſche Märkte gegangen, während engliſche Manufacturwaaren, die Schätze der transatlantiſchen Beſitzungen und engliſche Kohlen einen leichten und vortheilhaften Abſatz in unſerem Lande finden. Die wichtige kaufmänniſche Verbindung Hamburgs mit dem vereinigten König- reiche hat hauptſächlich ihre Urſache in der Nachbar- ſchaft und Verbindung dieſer Stadt mit unſerem Lande, deſſen Häfen mit denen ſeines großen Nach- bars wetteifern, um den Austauſch der Producte bei- der Länder auszudehnen und zu erleichtern. Die Un- abhängigkeit und Sicherheit unſeres Landes können nicht verfehlen, dieſe Jntereſſen zu erhöhen, und eine Vergrößerung der kaufmänniſchen Dampfflotte und gegenſeitige Veränderungen in den Schifffahrts- und Zollgeſetzen müſſen die Wirkung haben, deren wohl- thätigen Einfluß zu ſichern und auszudehnen. Eine künftige engere Verbindung der beiden Herzog- thümer mit Deutſchland wird in dieſem Falle die Bande der Einheit und Freundſchaft zwiſchen Eng- land und der größten Continental-Nation verſtärken. Denn obgleich die Provinzen im Jnnern — wenn einzeln — es für ihr Jntereſſe halten möchten, ſich von den großen Märkten der Welt abzuſchließen und ihre heimiſche Jnduſtrie zu begünſtigen, ſo werden ſie doch den Forderungen der Länder an der Nord- und Oſtſee nachgeben müſſen, deren ganzes Daſeyn an ihren Seehandel geknüpft iſt. Die proviſoriſche Regierung der Herzogthümer Schleswig-Holſtein denkt, daß dieſe Jntereſſen genü- gen werden, um ihr die Sympathieen der engliſchen Nation und der engliſchen Regierung zu ſichern. Sie iſt überzeugt, daß unter den gegenwärtigen Verhält- niſſen nur eine Einigung zwiſchen England und Deutſchland die Jntereſſen des Friedens ſchützen und fordern kann. Die proviſoriſche Regierung weiß auch, daß Großbrittannien ſtets dem Schwachen beigeſtan- den und daß deſſen Grundſätze einem Syſteme der Ungerechtigkeit und der Tyrannei widerſtreiten. Sie glaubt zuverſichtlich, daß die engliſche Regierung einer ſo offenbaren Ungerechtigkeit, wie ſie von den Dä- nen beabſichtigt wird, keine offene oder ſtillſchwei- gende Billigung angedeihen laſſen werde. Sie hofft, daß die engliſche Regierung fortfahren werde, unſer Land mit der früheren Freundſchaft zu behandeln, jetzt, da es durch Umſtände gezwungen iſt, ſein Recht gegen die Heftigkeit einer feindſeligen Partei zu ver- theidigen. Unſere Gegner ſind in dieſem Augenblicke im Be- griff, ihre feindlichen Maaßregeln auszuführen, und haben ſie in offenem Bruche aller Geſetze und aller Gerechtigkeit, einige Städte und Diſtricte Schleswigs in Beſitz genommen. Dieſe Handlung iſt eine offene Feindſeligkeit gegen ein deutſches Land und ganz Deutſchland ſelbſt. Das Herzogthum Holſtein, als *) Darnach iſt die Angabe des Alt. Merc., daß Samwer daſelbſt erwählt ſei, zu berichtigen. A. d. N.

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 108, Hamburg, 5. Mai 1848, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1080505_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.