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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 111, Hamburg, 12. Julii 1771.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Freytage, den 12 Julii.)    
Num. 111.



[Beginn Spaltensatz]

Den 20sten dieses hatte der Königl. Spanische gevoll-
mächtige Minister, Vicomte de la Herreria, die Ehre,
bey Ihro Majestät, der Kayserinn, zu einer Privat-
Audienz zu gelangen, in welcher derselbe Ihro Kayserl.
Majestät von Sr. Majestät, dem Könige in Spanien,
ein Notificationsschreiben von dem Absterben Sr. Königl.
Hoheit, des Spanischen Infanten Franciscus Xaverius,
überreichte. Des folgenden Tages wurde bey Hofe die
Kammertrauer auf eine Woche für denselben angeleget.

Aus der ersten Armee sind dieser Tagen folgende Nach-
richten eingegangen: Da der General-Major Potem-
kin zur Erleichterung der nach Turno bestimmten Trup-
pen die Aufmerksamkeit der Türken von diesem Orte
abzuziehen wünschte, nahm er mit dem ihm untergebe-
nen Corps seine Stellung an der Donau, gegen über
dem Städtchen Orcow. Hieraus schlossen die Türken,
als wäre er willens, an diesem Orte die Donau zu paßi-
ren, und zogen sich daher aus Loman und Zimbra dort-
hin zusammen, um ihn an diesem vermeyntlichen Vor-
haben zu verhindern. So bald der General-Major
Potemkin solches bemerkte, ließ er so viele Pramen und
Fischer-Kähne zusammenbringen, als nur immer möglich
war, und gieng mit 600 Grenadieren und 200 Jägern
nach Zimbra, woselbst er in drey Märschen den 16ten
May bey Anbruch des Tages anlangte. Da er sich am
Ufer nirgends verdeckt halten konnte, so fieng der Feind
sogleich an aus der Stadt zu flüchten, und ein sehr
heftiger Sturm verursachte, daß die Unsrigen nicht eher,
als Nachmittags um 5 Uhr, über die Donau übersetzen
konnten. Nachdem sich der Wind gelegt hatte, gieng
der General-Major mit 360 Grenadieren und Jägern,
nebst 100 Arnauten zu Fuß, über den Strom, und stieg
4 Werfte unterhalb der Stadt an Land. An dem dies-
seitigen Ufer, wohin er wieder zurückkehren mußte, ließ
er den Oberstlieutenant Begitschew mit 200 Mann und
4 Feldstücken. Der Feind war von einem so großen
[Spaltenumbruch] Schrecken überfallen, daß er noch vor Ankunft der Unsri-
gen die Stadt verlassen hatte. Längs dem Wege von
dem Landungs-Ort nach der Stadt zu, und auch jenseit
derselben fand man nirgends Türken, außer etwa 300
Mann, die in den Gärten versteckt lagen. Diese wur-
den sogleich von unsern Jägern dergestalt herausgetrie-
ben, daß 82 Mann auf dem Platz blieben; unser Verlust
bestand an Todten in 1 Arnauten; und an Verwun-
deten in 6 Jägern und 13 Arnauten.

Währender Zeit daß unsere Truppen über den Strom
setzten, hieb der Feind 4 großen Balakasen, die im Haven
standen, die Boden ein, damit sie den Unsrigen nicht in
die Hände fallen möchten. Auf dem einen davon waren
5, und auf einem jeden von den übrigen 4 eiserne Kano-
nen. Sowol diese Fahrzeuge, als auch 3 sehr große
mit Mehl, und noch ein viertes mit Zwieback angefüll-
tes Magazin wurden verbrannt, nachdem unsere Trup-
pen aus dem letzten so viel Vorrath herausgenommen
hatten, als sie mit sich wegzuführen im Stande waren.
Um 1 Uhr früh gieng der General-Major Potemkin nach
dem dießeitigen Ufer zurück, und ließ den Major Beck auf
jener Seite nach, um alle in der Stadt befindliche christ-
liche Einwohner mit herüberzubringen.
(Der Beschluß folgt.)


Als die Rußische Flotte den 20sten dieses schon im Aus-
laufen aus dem Haven von Livorno begriffen war, kam ein
Florentinisches Geschwindeschiff mit Damen und Herren,
welche Verlangen getragen hatten, die Abfahrt mit an-
zusehen. Kaum hatte solches der Herr Graf von Orlow
erfahren, so ließ er noch einmal den Anker werfen, und
gab den Truppen Befehl, alle ihre Manoeuvres zu Ehren
dieser vornehmen Zuschauer zu machen, worauf die
Flotte in vollem Segeln nach der Levante abgieng.


Am 2ten dieses erfuhr der allhier commandirende
Rußisch-Kayserl. Oberste, Herr von Udam, daß die An-

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Freytage, den 12 Julii.)    
Num. 111.



[Beginn Spaltensatz]

Den 20ſten dieſes hatte der Koͤnigl. Spaniſche gevoll-
maͤchtige Miniſter, Vicomte de la Herreria, die Ehre,
bey Ihro Majeſtaͤt, der Kayſerinn, zu einer Privat-
Audienz zu gelangen, in welcher derſelbe Ihro Kayſerl.
Majeſtaͤt von Sr. Majeſtaͤt, dem Koͤnige in Spanien,
ein Notificationsſchreiben von dem Abſterben Sr. Koͤnigl.
Hoheit, des Spaniſchen Infanten Franciſcus Xaverius,
uͤberreichte. Des folgenden Tages wurde bey Hofe die
Kammertrauer auf eine Woche fuͤr denſelben angeleget.

Aus der erſten Armee ſind dieſer Tagen folgende Nach-
richten eingegangen: Da der General-Major Potem-
kin zur Erleichterung der nach Turno beſtimmten Trup-
pen die Aufmerkſamkeit der Tuͤrken von dieſem Orte
abzuziehen wuͤnſchte, nahm er mit dem ihm untergebe-
nen Corps ſeine Stellung an der Donau, gegen uͤber
dem Staͤdtchen Orcow. Hieraus ſchloſſen die Tuͤrken,
als waͤre er willens, an dieſem Orte die Donau zu paßi-
ren, und zogen ſich daher aus Loman und Zimbra dort-
hin zuſammen, um ihn an dieſem vermeyntlichen Vor-
haben zu verhindern. So bald der General-Major
Potemkin ſolches bemerkte, ließ er ſo viele Pramen und
Fiſcher-Kaͤhne zuſammenbringen, als nur immer moͤglich
war, und gieng mit 600 Grenadieren und 200 Jaͤgern
nach Zimbra, woſelbſt er in drey Maͤrſchen den 16ten
May bey Anbruch des Tages anlangte. Da er ſich am
Ufer nirgends verdeckt halten konnte, ſo fieng der Feind
ſogleich an aus der Stadt zu fluͤchten, und ein ſehr
heftiger Sturm verurſachte, daß die Unſrigen nicht eher,
als Nachmittags um 5 Uhr, uͤber die Donau uͤberſetzen
konnten. Nachdem ſich der Wind gelegt hatte, gieng
der General-Major mit 360 Grenadieren und Jaͤgern,
nebſt 100 Arnauten zu Fuß, uͤber den Strom, und ſtieg
4 Werfte unterhalb der Stadt an Land. An dem dies-
ſeitigen Ufer, wohin er wieder zuruͤckkehren mußte, ließ
er den Oberſtlieutenant Begitſchew mit 200 Mann und
4 Feldſtuͤcken. Der Feind war von einem ſo großen
[Spaltenumbruch] Schrecken uͤberfallen, daß er noch vor Ankunft der Unſri-
gen die Stadt verlaſſen hatte. Laͤngs dem Wege von
dem Landungs-Ort nach der Stadt zu, und auch jenſeit
derſelben fand man nirgends Tuͤrken, außer etwa 300
Mann, die in den Gaͤrten verſteckt lagen. Dieſe wur-
den ſogleich von unſern Jaͤgern dergeſtalt herausgetrie-
ben, daß 82 Mann auf dem Platz blieben; unſer Verluſt
beſtand an Todten in 1 Arnauten; und an Verwun-
deten in 6 Jaͤgern und 13 Arnauten.

Waͤhrender Zeit daß unſere Truppen uͤber den Strom
ſetzten, hieb der Feind 4 großen Balakaſen, die im Haven
ſtanden, die Boden ein, damit ſie den Unſrigen nicht in
die Haͤnde fallen moͤchten. Auf dem einen davon waren
5, und auf einem jeden von den uͤbrigen 4 eiſerne Kano-
nen. Sowol dieſe Fahrzeuge, als auch 3 ſehr große
mit Mehl, und noch ein viertes mit Zwieback angefuͤll-
tes Magazin wurden verbrannt, nachdem unſere Trup-
pen aus dem letzten ſo viel Vorrath herausgenommen
hatten, als ſie mit ſich wegzufuͤhren im Stande waren.
Um 1 Uhr fruͤh gieng der General-Major Potemkin nach
dem dießeitigen Ufer zuruͤck, und ließ den Major Beck auf
jener Seite nach, um alle in der Stadt befindliche chriſt-
liche Einwohner mit heruͤberzubringen.
(Der Beſchluß folgt.)


Als die Rußiſche Flotte den 20ſten dieſes ſchon im Aus-
laufen aus dem Haven von Livorno begriffen war, kam ein
Florentiniſches Geſchwindeſchiff mit Damen und Herren,
welche Verlangen getragen hatten, die Abfahrt mit an-
zuſehen. Kaum hatte ſolches der Herr Graf von Orlow
erfahren, ſo ließ er noch einmal den Anker werfen, und
gab den Truppen Befehl, alle ihre Manoeuvres zu Ehren
dieſer vornehmen Zuſchauer zu machen, worauf die
Flotte in vollem Segeln nach der Levante abgieng.


Am 2ten dieſes erfuhr der allhier commandirende
Rußiſch-Kayſerl. Oberſte, Herr von Udam, daß die An-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 111, Hamburg, 12. Julii 1771, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1111207_1771/1>, abgerufen am 21.11.2024.