Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 119, Hamburg, 26. Julii 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

dorf abgehen. Nach dessen Zurückkunft soll gedachte
Einrichtung auch hier eingeführet werden.

Der Kayserl. Königl. wirkliche geheime Rath und
Kämmerer, Graf Rudolph von Choteck, ist in einem
Alter von 65 Jahren verstorben.

Seit einigen Tagen ist hier wieder ein Gerücht gegan-
gen, daß die Türken die Vestung Belgrad räumen würden,
und 4 Kayserl. Regimenter beordert wären, selbige in
Besitz zu nehmen.


Das Schiff Eleonora, welches der Guineischen Com-
pagnie zugehöret, ist von St. Croix mit Zucker hieselbst
angekommen. Der Kaufmann Bargum hat nunmehr
wieder bey dieser Compagnie die Verwaltung des Haupt-
Directeur-Amts übernommen, welches der Stiftsamt-
mann von Scheel in seiner Abwesenheit versehen.

Uebermorgen wird die neugebohrne Prinzeßinn zu
Hirschholm getauft werden.

Gestern lief eine neue Bombardiergalliote vom Sta-
pel, die den Namen, der Glühende, erhielt.

Se. Majestät, der König, haben dem Requetmeister,
Herrn Struensee, in der eigenhändigen Ordre, wodurch
Höchstdieselben ihn zugleich zum geheimen Cabinets-
Minister ernannt, folgende Punke aufgetragen. 1) Alle
Befehle, welche Se. Majestät mündlich geben, nach des
Königs Sinn abzufassen, und sie hernach demselben zur
Unterschrift vorzulegen, oder sie in dessen Namen unter
dem Cabinetssiegel auszufertigen. 2) Alle Befehle,
welche auf die Vorstellung eines Collegii an ein anderes
zu geben nöthig sind, auszufertigen; indem dieses nicht
mehr, wie ehemals, durch Ausfertigung eines Befehls,
in dem Collegio selbst, oder durch die Communication
geschehen soll. 3) Dem Könige alle Woche einen
Auszug von den ausgefertigten Cabinetsordres zur Ap-
probation vorzulegen. Die solchergestalt ausgefertigten
Cabinetsordres sollen alsdenn eben so gültig seyn, als
die vom Könige eigenhändig unterschriebenen.

Der Oberstlieutenant von Röpsdorf ist zum Gouver-
neur unserer Westindischen Eiländer ernannt worden.


Verwichenen Freytag ist allhier die Opera: Piramus
und Thisbe, und vorgestern das Trauerspiel: Rhado-
mist und Zenobia, auf der Königl. Schloß-Schaubühne
aufgeführet worden.


Zu dem auf den nächstkommenden Sonntag angesetz-
ten Buß-Fast und Bettage sind folgende Texte verord-
net worden: In der Frühpredigt Ps. 5, 2-8. In der
Hauptpredigt Ps. 42, 7. 8. 9. und in der Nachmittags-
Predigt Hiob 38, 8-11.

Heute früh um 7 Uhr war das Wasser 27 Zoll gefallen.
Es werden nun schon verschiedene Oerter und Garten-
häuser davon befreyet. Die Brücke, welche zum Deiche
führet, kömmt wieder zum Vorschein, und beym Ge-
sundbrunnen sind die Lauben zum Trinken schon meist
bis zur Hälfte vom Wasser frey. Aus der Allee vor
dem Deichthor ist es schon ziemlich zurückgewichen, und
unsere Wassermühlen, welche bishero stille stehen müssen,
werden nun bald wieder anfangen können zu mahlen.
Die Elbe fällt noch immer sehr merklich, weshalb auch
bereits die nöthigen Anstalten gemacht werden, um den
großen Durchbruch beym Gammer-Ort wieder zu füllen.

In der Petersburger Zeitung lieset man jetzt eben-
falls die Nachricht von dem neulichen Vorgange bey
Turno und Giurgiewo, die mit dem, was wir bereits
davon gemeldet, genau übereinstimmt.

Von gelehrten Sachen.
Beschluß des vorgestern abgebrochenen Artikels.

Weil alles dieses fehlet, so zweifeln wir fast, ob Herr
Focken auch die rechte Kribbelsucht, und nicht vielmehr
eine andere durch Nervenziehungen sich äußernde Krank-
heit behandelt hat, vornehmlich, da er weder der Wür-
mer, noch der Augenschwäche, welche bey der Kribbel-
Krankheit so gewöhnlich sind, mit keinem Worte geden-
ket. Es ist uns auch bedenklich, daß Herr Focken sich
an den abwesenden Herrn Leibmedicus Müller gewen-
det, welcher, nach seinem eigenen Geständnisse, diese
Krankheit, einen einzigen Fall ausgenommen, nur nach
den Berichten anderer kennt, und die gegenwärtigen
Aerzte des Lazareths in Zelle vorbey gegangen ist. Viel-
leicht aber hat er sich mit diesen messen, oder es ihnen
gar zuvor thun wollen; und wir vermuthen beynahe,
daß diese die ehrwürdigen Männer sind, welche sich die
Mühe genommen haben, die übertriebenen Aderlässe zu
tadeln. Wir thun solches auch, und zwar darum, weil
alles, was Herr Focken von der Kribbelsucht geschrie-
ben, uns nicht beredet hat, geschweige daß wir sollten
überzeugt seyn, der Grund der Krankheit sey der, den
er angiebet, und die Aderlasse könne solche völlig heben.
Wir billigen daher das Betragen des Herrn Regiments-
Chirurgi nicht, und erinnern, daß derselbe mit den Ader-
lässen zwar als ein des Bluts gewohnter Mann umgehet,
keinesweges aber, wie er doch vorgiebt, die Quantität
der Aderlässe bemerkt hat. Ihre Anzahl hat er zwar
angezeigt, nur ein einzigsmal aber gedacht, daß das in
einer Aderlasse weggenommene Blut 5 Pfund gewe-
sen sind, welche man doch wol nicht als das Maaß an-
nehmen soll, nach welchem die übrigen zu beurtheilen
sind? Auch der Beweis, daß ein vegetabilisches Gift,
und insonderheit das Mutterkorn, die Ursache der Krib-
belsucht nicht sey, ist überaus seichte. Herr Focken
nämlich glaubt, es sey bekannter als bekannt, daß solche
Gifte schleunig wirken, er habe aller sich gegebenen Mühe
ungeachtet, dergleichen nicht entdecken können, und bey
seinem Regiment, dessen Soldaten doch auch schwarz
Brodt essen, sey kein Kribbelsüchtiger gewesen. Das
erste ist ein offenbarer Irrthum, und das andere können
wir zwar zugeben; wir trauen aber doch den Augen
des Herrn Verfassers in diesem Falle nicht recht, weil
er seuchenartige Krankheiten, das heißen solche, welche
von einer, dem menschlichen Körper fremden Ursache,
in mehrern zugleich hervorgebracht worden, von den
ansteckenden, in denen ein Mensch dem andern seine
Krankheit mittheilet, nicht gehörig unterscheidet, wel-
ches doch einer, der unter unzählbaren Kranken und
Verwundeten groß geworden ist,
thun müßte, zumal,
wenn er sich als ein Wundarzt in das Feld der Aerzte
waget, welches wahrlich für die wenigsten seines Ordens
eben genug ist, um auf demselben sichere und rühmliche
Schritte thun zu können.

Vielleicht ist Herr Focken mit uns eben so wenig, als
mit der Hochlöbl. Facultät in Göttingen zufrieden; wir
können aber die Wahrheit nicht verläugnen, und hoffen,
uns werde der Vorwurf, daß wir nichtsbedeutende Klei-
nigkeiten vorgebracht hätten, nicht gemacht werden.
Ein B. ein H. oder ein am unrechten Ort befindliches
T. hätten wir gewiß übersehen, oder in der Stille ver-
bessert, und würden vielleicht dem Herrn Verfasser sei-
nen Rheumatismum spasmodicum gelassen, und ihn nicht
in den Spasmum rheumaticum verändert haben.

Bey dieser Gelegenheit erinnern wir uns noch, daß
[Spaltenumbruch]

dorf abgehen. Nach deſſen Zuruͤckkunft ſoll gedachte
Einrichtung auch hier eingefuͤhret werden.

Der Kayſerl. Koͤnigl. wirkliche geheime Rath und
Kaͤmmerer, Graf Rudolph von Choteck, iſt in einem
Alter von 65 Jahren verſtorben.

Seit einigen Tagen iſt hier wieder ein Geruͤcht gegan-
gen, daß die Tuͤrken die Veſtung Belgrad raͤumen wuͤrden,
und 4 Kayſerl. Regimenter beordert waͤren, ſelbige in
Beſitz zu nehmen.


Das Schiff Eleonora, welches der Guineiſchen Com-
pagnie zugehoͤret, iſt von St. Croix mit Zucker hieſelbſt
angekommen. Der Kaufmann Bargum hat nunmehr
wieder bey dieſer Compagnie die Verwaltung des Haupt-
Directeur-Amts uͤbernommen, welches der Stiftsamt-
mann von Scheel in ſeiner Abweſenheit verſehen.

Uebermorgen wird die neugebohrne Prinzeßinn zu
Hirſchholm getauft werden.

Geſtern lief eine neue Bombardiergalliote vom Sta-
pel, die den Namen, der Gluͤhende, erhielt.

Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben dem Requetmeiſter,
Herrn Struenſee, in der eigenhaͤndigen Ordre, wodurch
Hoͤchſtdieſelben ihn zugleich zum geheimen Cabinets-
Miniſter ernannt, folgende Punke aufgetragen. 1) Alle
Befehle, welche Se. Majeſtaͤt muͤndlich geben, nach des
Koͤnigs Sinn abzufaſſen, und ſie hernach demſelben zur
Unterſchrift vorzulegen, oder ſie in deſſen Namen unter
dem Cabinetsſiegel auszufertigen. 2) Alle Befehle,
welche auf die Vorſtellung eines Collegii an ein anderes
zu geben noͤthig ſind, auszufertigen; indem dieſes nicht
mehr, wie ehemals, durch Ausfertigung eines Befehls,
in dem Collegio ſelbſt, oder durch die Communication
geſchehen ſoll. 3) Dem Koͤnige alle Woche einen
Auszug von den ausgefertigten Cabinetsordres zur Ap-
probation vorzulegen. Die ſolchergeſtalt ausgefertigten
Cabinetsordres ſollen alsdenn eben ſo guͤltig ſeyn, als
die vom Koͤnige eigenhaͤndig unterſchriebenen.

Der Oberſtlieutenant von Roͤpsdorf iſt zum Gouver-
neur unſerer Weſtindiſchen Eilaͤnder ernannt worden.


Verwichenen Freytag iſt allhier die Opera: Piramus
und Thisbe, und vorgeſtern das Trauerſpiel: Rhado-
miſt und Zenobia, auf der Koͤnigl. Schloß-Schaubuͤhne
aufgefuͤhret worden.


Zu dem auf den naͤchſtkommenden Sonntag angeſetz-
ten Buß-Faſt und Bettage ſind folgende Texte verord-
net worden: In der Fruͤhpredigt Pſ. 5, 2-8. In der
Hauptpredigt Pſ. 42, 7. 8. 9. und in der Nachmittags-
Predigt Hiob 38, 8-11.

Heute fruͤh um 7 Uhr war das Waſſer 27 Zoll gefallen.
Es werden nun ſchon verſchiedene Oerter und Garten-
haͤuſer davon befreyet. Die Bruͤcke, welche zum Deiche
fuͤhret, koͤmmt wieder zum Vorſchein, und beym Ge-
ſundbrunnen ſind die Lauben zum Trinken ſchon meiſt
bis zur Haͤlfte vom Waſſer frey. Aus der Allee vor
dem Deichthor iſt es ſchon ziemlich zuruͤckgewichen, und
unſere Waſſermuͤhlen, welche bishero ſtille ſtehen muͤſſen,
werden nun bald wieder anfangen koͤnnen zu mahlen.
Die Elbe faͤllt noch immer ſehr merklich, weshalb auch
bereits die noͤthigen Anſtalten gemacht werden, um den
großen Durchbruch beym Gammer-Ort wieder zu fuͤllen.

In der Petersburger Zeitung lieſet man jetzt eben-
falls die Nachricht von dem neulichen Vorgange bey
Turno und Giurgiewo, die mit dem, was wir bereits
davon gemeldet, genau uͤbereinſtimmt.

Von gelehrten Sachen.
Beſchluß des vorgeſtern abgebrochenen Artikels.

Weil alles dieſes fehlet, ſo zweifeln wir faſt, ob Herr
Focken auch die rechte Kribbelſucht, und nicht vielmehr
eine andere durch Nervenziehungen ſich aͤußernde Krank-
heit behandelt hat, vornehmlich, da er weder der Wuͤr-
mer, noch der Augenſchwaͤche, welche bey der Kribbel-
Krankheit ſo gewoͤhnlich ſind, mit keinem Worte geden-
ket. Es iſt uns auch bedenklich, daß Herr Focken ſich
an den abweſenden Herrn Leibmedicus Muͤller gewen-
det, welcher, nach ſeinem eigenen Geſtaͤndniſſe, dieſe
Krankheit, einen einzigen Fall ausgenommen, nur nach
den Berichten anderer kennt, und die gegenwaͤrtigen
Aerzte des Lazareths in Zelle vorbey gegangen iſt. Viel-
leicht aber hat er ſich mit dieſen meſſen, oder es ihnen
gar zuvor thun wollen; und wir vermuthen beynahe,
daß dieſe die ehrwuͤrdigen Maͤnner ſind, welche ſich die
Muͤhe genommen haben, die uͤbertriebenen Aderlaͤſſe zu
tadeln. Wir thun ſolches auch, und zwar darum, weil
alles, was Herr Focken von der Kribbelſucht geſchrie-
ben, uns nicht beredet hat, geſchweige daß wir ſollten
uͤberzeugt ſeyn, der Grund der Krankheit ſey der, den
er angiebet, und die Aderlaſſe koͤnne ſolche voͤllig heben.
Wir billigen daher das Betragen des Herrn Regiments-
Chirurgi nicht, und erinnern, daß derſelbe mit den Ader-
laͤſſen zwar als ein des Bluts gewohnter Mann umgehet,
keinesweges aber, wie er doch vorgiebt, die Quantitaͤt
der Aderlaͤſſe bemerkt hat. Ihre Anzahl hat er zwar
angezeigt, nur ein einzigsmal aber gedacht, daß das in
einer Aderlaſſe weggenommene Blut 5 Pfund gewe-
ſen ſind, welche man doch wol nicht als das Maaß an-
nehmen ſoll, nach welchem die uͤbrigen zu beurtheilen
ſind? Auch der Beweis, daß ein vegetabiliſches Gift,
und inſonderheit das Mutterkorn, die Urſache der Krib-
belſucht nicht ſey, iſt uͤberaus ſeichte. Herr Focken
naͤmlich glaubt, es ſey bekannter als bekannt, daß ſolche
Gifte ſchleunig wirken, er habe aller ſich gegebenen Muͤhe
ungeachtet, dergleichen nicht entdecken koͤnnen, und bey
ſeinem Regiment, deſſen Soldaten doch auch ſchwarz
Brodt eſſen, ſey kein Kribbelſuͤchtiger geweſen. Das
erſte iſt ein offenbarer Irrthum, und das andere koͤnnen
wir zwar zugeben; wir trauen aber doch den Augen
des Herrn Verfaſſers in dieſem Falle nicht recht, weil
er ſeuchenartige Krankheiten, das heißen ſolche, welche
von einer, dem menſchlichen Koͤrper fremden Urſache,
in mehrern zugleich hervorgebracht worden, von den
anſteckenden, in denen ein Menſch dem andern ſeine
Krankheit mittheilet, nicht gehoͤrig unterſcheidet, wel-
ches doch einer, der unter unzaͤhlbaren Kranken und
Verwundeten groß geworden iſt,
thun muͤßte, zumal,
wenn er ſich als ein Wundarzt in das Feld der Aerzte
waget, welches wahrlich fuͤr die wenigſten ſeines Ordens
eben genug iſt, um auf demſelben ſichere und ruͤhmliche
Schritte thun zu koͤnnen.

Vielleicht iſt Herr Focken mit uns eben ſo wenig, als
mit der Hochloͤbl. Facultaͤt in Goͤttingen zufrieden; wir
koͤnnen aber die Wahrheit nicht verlaͤugnen, und hoffen,
uns werde der Vorwurf, daß wir nichtsbedeutende Klei-
nigkeiten vorgebracht haͤtten, nicht gemacht werden.
Ein B. ein H. oder ein am unrechten Ort befindliches
T. haͤtten wir gewiß uͤberſehen, oder in der Stille ver-
beſſert, und wuͤrden vielleicht dem Herrn Verfaſſer ſei-
nen Rheumatiſmum ſpasmodicum gelaſſen, und ihn nicht
in den Spaſmum rheumaticum veraͤndert haben.

Bey dieſer Gelegenheit erinnern wir uns noch, daß
[Spaltenumbruch]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/>
dorf abgehen. Nach de&#x017F;&#x017F;en Zuru&#x0364;ckkunft &#x017F;oll gedachte<lb/>
Einrichtung                   auch hier eingefu&#x0364;hret werden.</p><lb/>
          <p>Der Kay&#x017F;erl. Ko&#x0364;nigl. wirkliche geheime Rath und<lb/>
Ka&#x0364;mmerer, Graf Rudolph von                   Choteck, i&#x017F;t in einem<lb/>
Alter von 65 Jahren ver&#x017F;torben.</p><lb/>
          <p>Seit einigen Tagen i&#x017F;t hier wieder ein Geru&#x0364;cht gegan-<lb/>
gen, daß die Tu&#x0364;rken                   die Ve&#x017F;tung Belgrad ra&#x0364;umen wu&#x0364;rden,<lb/>
und 4 Kay&#x017F;erl. Regimenter beordert                   wa&#x0364;ren, &#x017F;elbige in<lb/>
Be&#x017F;itz zu nehmen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Copenhagen, den 20 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Das Schiff Eleonora, welches der Guinei&#x017F;chen Com-<lb/>
pagnie zugeho&#x0364;ret, i&#x017F;t von                   St. Croix mit Zucker hie&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
angekommen. Der Kaufmann Bargum hat                   nunmehr<lb/>
wieder bey die&#x017F;er Compagnie die Verwaltung des                   Haupt-<lb/>
Directeur-Amts u&#x0364;bernommen, welches der Stiftsamt-<lb/>
mann von Scheel                   in &#x017F;einer Abwe&#x017F;enheit ver&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Uebermorgen wird die neugebohrne Prinzeßinn zu<lb/>
Hir&#x017F;chholm getauft werden.</p><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern lief eine neue Bombardiergalliote vom Sta-<lb/>
pel, die den Namen, der                   Glu&#x0364;hende, erhielt.</p><lb/>
          <p>Se. Maje&#x017F;ta&#x0364;t, der Ko&#x0364;nig, haben dem Requetmei&#x017F;ter,<lb/>
Herrn Struen&#x017F;ee, in der                   eigenha&#x0364;ndigen Ordre, wodurch<lb/>
Ho&#x0364;ch&#x017F;tdie&#x017F;elben ihn zugleich zum geheimen                   Cabinets-<lb/>
Mini&#x017F;ter ernannt, folgende Punke aufgetragen. 1) Alle<lb/>
Befehle,                   welche Se. Maje&#x017F;ta&#x0364;t mu&#x0364;ndlich geben, nach des<lb/>
Ko&#x0364;nigs Sinn abzufa&#x017F;&#x017F;en, und                   &#x017F;ie hernach dem&#x017F;elben zur<lb/>
Unter&#x017F;chrift vorzulegen, oder &#x017F;ie in de&#x017F;&#x017F;en Namen                   unter<lb/>
dem Cabinets&#x017F;iegel auszufertigen. 2) Alle Befehle,<lb/>
welche auf die                   Vor&#x017F;tellung eines Collegii an ein anderes<lb/>
zu geben no&#x0364;thig &#x017F;ind,                   auszufertigen; indem die&#x017F;es nicht<lb/>
mehr, wie ehemals, durch Ausfertigung eines                   Befehls,<lb/>
in dem Collegio &#x017F;elb&#x017F;t, oder durch die Communication<lb/>
ge&#x017F;chehen                   &#x017F;oll. 3) Dem Ko&#x0364;nige alle Woche einen<lb/>
Auszug von den ausgefertigten                   Cabinetsordres zur Ap-<lb/>
probation vorzulegen. Die &#x017F;olcherge&#x017F;talt                   ausgefertigten<lb/>
Cabinetsordres &#x017F;ollen alsdenn eben &#x017F;o gu&#x0364;ltig &#x017F;eyn, als<lb/>
die                   vom Ko&#x0364;nige eigenha&#x0364;ndig unter&#x017F;chriebenen.</p><lb/>
          <p>Der Ober&#x017F;tlieutenant von Ro&#x0364;psdorf i&#x017F;t zum Gouver-<lb/>
neur un&#x017F;erer We&#x017F;tindi&#x017F;chen                   Eila&#x0364;nder ernannt worden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Potsdam, den 22 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Verwichenen Freytag i&#x017F;t allhier die Opera: Piramus<lb/>
und Thisbe, und vorge&#x017F;tern                   das Trauer&#x017F;piel: Rhado-<lb/>
mi&#x017F;t und Zenobia, auf der Ko&#x0364;nigl.                   Schloß-Schaubu&#x0364;hne<lb/>
aufgefu&#x0364;hret worden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Hamburg, den 25 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Zu dem auf den na&#x0364;ch&#x017F;tkommenden Sonntag ange&#x017F;etz-<lb/>
ten Buß-Fa&#x017F;t und Bettage                   &#x017F;ind folgende Texte verord-<lb/>
net worden: In der Fru&#x0364;hpredigt P&#x017F;. 5, 2-8. In                   der<lb/>
Hauptpredigt P&#x017F;. 42, 7. 8. 9. und in der Nachmittags-<lb/>
Predigt Hiob 38,                   8-11.</p><lb/>
          <p>Heute fru&#x0364;h um 7 Uhr war das Wa&#x017F;&#x017F;er 27 Zoll gefallen.<lb/>
Es werden nun &#x017F;chon                   ver&#x017F;chiedene Oerter und Garten-<lb/>
ha&#x0364;u&#x017F;er davon befreyet. Die Bru&#x0364;cke, welche                   zum Deiche<lb/>
fu&#x0364;hret, ko&#x0364;mmt wieder zum Vor&#x017F;chein, und beym Ge-<lb/>
&#x017F;undbrunnen                   &#x017F;ind die Lauben zum Trinken &#x017F;chon mei&#x017F;t<lb/>
bis zur Ha&#x0364;lfte vom Wa&#x017F;&#x017F;er frey. Aus                   der Allee vor<lb/>
dem Deichthor i&#x017F;t es &#x017F;chon ziemlich zuru&#x0364;ckgewichen,                   und<lb/>
un&#x017F;ere Wa&#x017F;&#x017F;ermu&#x0364;hlen, welche bishero &#x017F;tille &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
werden nun                   bald wieder anfangen ko&#x0364;nnen zu mahlen.<lb/>
Die Elbe fa&#x0364;llt noch immer &#x017F;ehr                   merklich, weshalb auch<lb/>
bereits die no&#x0364;thigen An&#x017F;talten gemacht werden, um                   den<lb/>
großen Durchbruch beym Gammer-Ort wieder zu fu&#x0364;llen.</p><lb/>
          <p>In der Petersburger Zeitung lie&#x017F;et man jetzt eben-<lb/>
falls die Nachricht von dem                   neulichen Vorgange bey<lb/>
Turno und Giurgiewo, die mit dem, was wir                   bereits<lb/>
davon gemeldet, genau u&#x0364;berein&#x017F;timmt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jFeuilleton">
        <head> <hi rendition="#c #fr">Von gelehrten Sachen.</hi> </head><lb/>
        <div xml:id="ar013" type="jArticle">
          <head>
            <ref target="/nn_hamburgischer14_1771/ar011"> <hi rendition="#c #fr">Be&#x017F;chluß des vorge&#x017F;tern abgebrochenen Artikels.</hi> </ref>
          </head><lb/>
          <p>Weil alles die&#x017F;es fehlet, &#x017F;o zweifeln wir fa&#x017F;t, ob Herr<lb/><hi rendition="#fr">Focken</hi> auch die rechte Kribbel&#x017F;ucht, und nicht vielmehr<lb/>
eine andere                   durch Nervenziehungen &#x017F;ich a&#x0364;ußernde Krank-<lb/>
heit behandelt hat, vornehmlich,                   da er weder der Wu&#x0364;r-<lb/>
mer, noch der Augen&#x017F;chwa&#x0364;che, welche bey der                   Kribbel-<lb/>
Krankheit &#x017F;o gewo&#x0364;hnlich &#x017F;ind, mit keinem Worte geden-<lb/>
ket. Es                   i&#x017F;t uns auch bedenklich, daß Herr <hi rendition="#fr">Focken</hi> &#x017F;ich<lb/>
an den                   abwe&#x017F;enden Herrn Leibmedicus <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;ller</hi> gewen-<lb/>
det,                   welcher, nach &#x017F;einem eigenen Ge&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e, die&#x017F;e<lb/>
Krankheit, einen einzigen                   Fall ausgenommen, nur nach<lb/>
den Berichten anderer kennt, und die                   gegenwa&#x0364;rtigen<lb/>
Aerzte des Lazareths in Zelle vorbey gegangen i&#x017F;t.                   Viel-<lb/>
leicht aber hat er &#x017F;ich mit die&#x017F;en me&#x017F;&#x017F;en, oder es ihnen<lb/>
gar zuvor                   thun wollen; und wir vermuthen beynahe,<lb/>
daß die&#x017F;e die ehrwu&#x0364;rdigen Ma&#x0364;nner                   &#x017F;ind, welche &#x017F;ich die<lb/>
Mu&#x0364;he genommen haben, die u&#x0364;bertriebenen Aderla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e                   zu<lb/>
tadeln. Wir thun &#x017F;olches auch, und zwar darum, weil<lb/>
alles, was Herr <hi rendition="#fr">Focken</hi> von der Kribbel&#x017F;ucht ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, uns nicht                   beredet hat, ge&#x017F;chweige daß wir &#x017F;ollten<lb/>
u&#x0364;berzeugt &#x017F;eyn, der Grund der                   Krankheit &#x017F;ey der, den<lb/>
er angiebet, und die Aderla&#x017F;&#x017F;e ko&#x0364;nne &#x017F;olche vo&#x0364;llig                   heben.<lb/>
Wir billigen daher das Betragen des Herrn Regiments-<lb/>
Chirurgi                   nicht, und erinnern, daß der&#x017F;elbe mit den Ader-<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zwar als ein des Bluts                   gewohnter Mann umgehet,<lb/>
keinesweges aber, wie er doch vorgiebt, die                   Quantita&#x0364;t<lb/>
der Aderla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bemerkt hat. Ihre Anzahl hat er zwar<lb/>
angezeigt,                   nur ein einzigsmal aber gedacht, daß das in<lb/>
einer Aderla&#x017F;&#x017F;e weggenommene Blut                   5 Pfund gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind, welche man doch wol nicht als das Maaß an-<lb/>
nehmen                   &#x017F;oll, nach welchem die u&#x0364;brigen zu beurtheilen<lb/>
&#x017F;ind? Auch der Beweis, daß ein                   vegetabili&#x017F;ches Gift,<lb/>
und in&#x017F;onderheit das Mutterkorn, die Ur&#x017F;ache der                   Krib-<lb/>
bel&#x017F;ucht nicht &#x017F;ey, i&#x017F;t u&#x0364;beraus &#x017F;eichte. Herr <hi rendition="#fr">Focken</hi><lb/>
na&#x0364;mlich glaubt, es &#x017F;ey bekannter als bekannt, daß &#x017F;olche<lb/>
Gifte &#x017F;chleunig                   wirken, er habe aller &#x017F;ich gegebenen Mu&#x0364;he<lb/>
ungeachtet, dergleichen nicht                   entdecken ko&#x0364;nnen, und bey<lb/>
&#x017F;einem Regiment, de&#x017F;&#x017F;en Soldaten doch auch                   &#x017F;chwarz<lb/>
Brodt e&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ey kein Kribbel&#x017F;u&#x0364;chtiger gewe&#x017F;en. Das<lb/>
er&#x017F;te i&#x017F;t ein                   offenbarer Irrthum, und das andere ko&#x0364;nnen<lb/>
wir zwar zugeben; wir trauen aber                   doch den Augen<lb/>
des Herrn Verfa&#x017F;&#x017F;ers in die&#x017F;em Falle nicht recht, weil<lb/>
er                   &#x017F;euchenartige Krankheiten, das heißen &#x017F;olche, welche<lb/>
von einer, dem                   men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rper fremden Ur&#x017F;ache,<lb/>
in mehrern zugleich hervorgebracht                   worden, von den<lb/>
an&#x017F;teckenden, in denen ein Men&#x017F;ch dem andern                   &#x017F;eine<lb/>
Krankheit mittheilet, nicht geho&#x0364;rig unter&#x017F;cheidet, wel-<lb/>
ches doch                   einer, der unter <hi rendition="#fr">unza&#x0364;hlbaren Kranken und<lb/>
Verwundeten groß                      geworden i&#x017F;t,</hi> thun mu&#x0364;ßte, zumal,<lb/>
wenn er &#x017F;ich als ein Wundarzt in das                   Feld der Aerzte<lb/>
waget, welches wahrlich fu&#x0364;r die wenig&#x017F;ten &#x017F;eines                   Ordens<lb/>
eben genug i&#x017F;t, um auf dem&#x017F;elben &#x017F;ichere und ru&#x0364;hmliche<lb/>
Schritte                   thun zu ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Vielleicht i&#x017F;t Herr <hi rendition="#fr"> Focken</hi> mit uns eben &#x017F;o wenig,                   als<lb/>
mit der Hochlo&#x0364;bl. Faculta&#x0364;t in Go&#x0364;ttingen zufrieden; wir<lb/>
ko&#x0364;nnen aber                   die Wahrheit nicht verla&#x0364;ugnen, und hoffen,<lb/>
uns werde der Vorwurf, daß wir                   nichtsbedeutende Klei-<lb/>
nigkeiten vorgebracht ha&#x0364;tten, nicht gemacht                   werden.<lb/>
Ein B. ein H. oder ein am unrechten Ort befindliches<lb/>
T. ha&#x0364;tten                   wir gewiß u&#x0364;ber&#x017F;ehen, oder in der Stille ver-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ert, und wu&#x0364;rden vielleicht                   dem Herrn Verfa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ei-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Rheumati&#x017F;mum &#x017F;pasmodicum</hi> gela&#x017F;&#x017F;en, und ihn nicht<lb/>
in den <hi rendition="#aq">Spa&#x017F;mum rheumaticum</hi> vera&#x0364;ndert haben.</p><lb/>
          <p>Bey die&#x017F;er Gelegenheit erinnern wir uns noch, daß<lb/><cb/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0003] dorf abgehen. Nach deſſen Zuruͤckkunft ſoll gedachte Einrichtung auch hier eingefuͤhret werden. Der Kayſerl. Koͤnigl. wirkliche geheime Rath und Kaͤmmerer, Graf Rudolph von Choteck, iſt in einem Alter von 65 Jahren verſtorben. Seit einigen Tagen iſt hier wieder ein Geruͤcht gegan- gen, daß die Tuͤrken die Veſtung Belgrad raͤumen wuͤrden, und 4 Kayſerl. Regimenter beordert waͤren, ſelbige in Beſitz zu nehmen. Copenhagen, den 20 Julii. Das Schiff Eleonora, welches der Guineiſchen Com- pagnie zugehoͤret, iſt von St. Croix mit Zucker hieſelbſt angekommen. Der Kaufmann Bargum hat nunmehr wieder bey dieſer Compagnie die Verwaltung des Haupt- Directeur-Amts uͤbernommen, welches der Stiftsamt- mann von Scheel in ſeiner Abweſenheit verſehen. Uebermorgen wird die neugebohrne Prinzeßinn zu Hirſchholm getauft werden. Geſtern lief eine neue Bombardiergalliote vom Sta- pel, die den Namen, der Gluͤhende, erhielt. Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben dem Requetmeiſter, Herrn Struenſee, in der eigenhaͤndigen Ordre, wodurch Hoͤchſtdieſelben ihn zugleich zum geheimen Cabinets- Miniſter ernannt, folgende Punke aufgetragen. 1) Alle Befehle, welche Se. Majeſtaͤt muͤndlich geben, nach des Koͤnigs Sinn abzufaſſen, und ſie hernach demſelben zur Unterſchrift vorzulegen, oder ſie in deſſen Namen unter dem Cabinetsſiegel auszufertigen. 2) Alle Befehle, welche auf die Vorſtellung eines Collegii an ein anderes zu geben noͤthig ſind, auszufertigen; indem dieſes nicht mehr, wie ehemals, durch Ausfertigung eines Befehls, in dem Collegio ſelbſt, oder durch die Communication geſchehen ſoll. 3) Dem Koͤnige alle Woche einen Auszug von den ausgefertigten Cabinetsordres zur Ap- probation vorzulegen. Die ſolchergeſtalt ausgefertigten Cabinetsordres ſollen alsdenn eben ſo guͤltig ſeyn, als die vom Koͤnige eigenhaͤndig unterſchriebenen. Der Oberſtlieutenant von Roͤpsdorf iſt zum Gouver- neur unſerer Weſtindiſchen Eilaͤnder ernannt worden. Potsdam, den 22 Julii. Verwichenen Freytag iſt allhier die Opera: Piramus und Thisbe, und vorgeſtern das Trauerſpiel: Rhado- miſt und Zenobia, auf der Koͤnigl. Schloß-Schaubuͤhne aufgefuͤhret worden. Hamburg, den 25 Julii. Zu dem auf den naͤchſtkommenden Sonntag angeſetz- ten Buß-Faſt und Bettage ſind folgende Texte verord- net worden: In der Fruͤhpredigt Pſ. 5, 2-8. In der Hauptpredigt Pſ. 42, 7. 8. 9. und in der Nachmittags- Predigt Hiob 38, 8-11. Heute fruͤh um 7 Uhr war das Waſſer 27 Zoll gefallen. Es werden nun ſchon verſchiedene Oerter und Garten- haͤuſer davon befreyet. Die Bruͤcke, welche zum Deiche fuͤhret, koͤmmt wieder zum Vorſchein, und beym Ge- ſundbrunnen ſind die Lauben zum Trinken ſchon meiſt bis zur Haͤlfte vom Waſſer frey. Aus der Allee vor dem Deichthor iſt es ſchon ziemlich zuruͤckgewichen, und unſere Waſſermuͤhlen, welche bishero ſtille ſtehen muͤſſen, werden nun bald wieder anfangen koͤnnen zu mahlen. Die Elbe faͤllt noch immer ſehr merklich, weshalb auch bereits die noͤthigen Anſtalten gemacht werden, um den großen Durchbruch beym Gammer-Ort wieder zu fuͤllen. In der Petersburger Zeitung lieſet man jetzt eben- falls die Nachricht von dem neulichen Vorgange bey Turno und Giurgiewo, die mit dem, was wir bereits davon gemeldet, genau uͤbereinſtimmt. Von gelehrten Sachen. Beſchluß des vorgeſtern abgebrochenen Artikels. Weil alles dieſes fehlet, ſo zweifeln wir faſt, ob Herr Focken auch die rechte Kribbelſucht, und nicht vielmehr eine andere durch Nervenziehungen ſich aͤußernde Krank- heit behandelt hat, vornehmlich, da er weder der Wuͤr- mer, noch der Augenſchwaͤche, welche bey der Kribbel- Krankheit ſo gewoͤhnlich ſind, mit keinem Worte geden- ket. Es iſt uns auch bedenklich, daß Herr Focken ſich an den abweſenden Herrn Leibmedicus Muͤller gewen- det, welcher, nach ſeinem eigenen Geſtaͤndniſſe, dieſe Krankheit, einen einzigen Fall ausgenommen, nur nach den Berichten anderer kennt, und die gegenwaͤrtigen Aerzte des Lazareths in Zelle vorbey gegangen iſt. Viel- leicht aber hat er ſich mit dieſen meſſen, oder es ihnen gar zuvor thun wollen; und wir vermuthen beynahe, daß dieſe die ehrwuͤrdigen Maͤnner ſind, welche ſich die Muͤhe genommen haben, die uͤbertriebenen Aderlaͤſſe zu tadeln. Wir thun ſolches auch, und zwar darum, weil alles, was Herr Focken von der Kribbelſucht geſchrie- ben, uns nicht beredet hat, geſchweige daß wir ſollten uͤberzeugt ſeyn, der Grund der Krankheit ſey der, den er angiebet, und die Aderlaſſe koͤnne ſolche voͤllig heben. Wir billigen daher das Betragen des Herrn Regiments- Chirurgi nicht, und erinnern, daß derſelbe mit den Ader- laͤſſen zwar als ein des Bluts gewohnter Mann umgehet, keinesweges aber, wie er doch vorgiebt, die Quantitaͤt der Aderlaͤſſe bemerkt hat. Ihre Anzahl hat er zwar angezeigt, nur ein einzigsmal aber gedacht, daß das in einer Aderlaſſe weggenommene Blut 5 Pfund gewe- ſen ſind, welche man doch wol nicht als das Maaß an- nehmen ſoll, nach welchem die uͤbrigen zu beurtheilen ſind? Auch der Beweis, daß ein vegetabiliſches Gift, und inſonderheit das Mutterkorn, die Urſache der Krib- belſucht nicht ſey, iſt uͤberaus ſeichte. Herr Focken naͤmlich glaubt, es ſey bekannter als bekannt, daß ſolche Gifte ſchleunig wirken, er habe aller ſich gegebenen Muͤhe ungeachtet, dergleichen nicht entdecken koͤnnen, und bey ſeinem Regiment, deſſen Soldaten doch auch ſchwarz Brodt eſſen, ſey kein Kribbelſuͤchtiger geweſen. Das erſte iſt ein offenbarer Irrthum, und das andere koͤnnen wir zwar zugeben; wir trauen aber doch den Augen des Herrn Verfaſſers in dieſem Falle nicht recht, weil er ſeuchenartige Krankheiten, das heißen ſolche, welche von einer, dem menſchlichen Koͤrper fremden Urſache, in mehrern zugleich hervorgebracht worden, von den anſteckenden, in denen ein Menſch dem andern ſeine Krankheit mittheilet, nicht gehoͤrig unterſcheidet, wel- ches doch einer, der unter unzaͤhlbaren Kranken und Verwundeten groß geworden iſt, thun muͤßte, zumal, wenn er ſich als ein Wundarzt in das Feld der Aerzte waget, welches wahrlich fuͤr die wenigſten ſeines Ordens eben genug iſt, um auf demſelben ſichere und ruͤhmliche Schritte thun zu koͤnnen. Vielleicht iſt Herr Focken mit uns eben ſo wenig, als mit der Hochloͤbl. Facultaͤt in Goͤttingen zufrieden; wir koͤnnen aber die Wahrheit nicht verlaͤugnen, und hoffen, uns werde der Vorwurf, daß wir nichtsbedeutende Klei- nigkeiten vorgebracht haͤtten, nicht gemacht werden. Ein B. ein H. oder ein am unrechten Ort befindliches T. haͤtten wir gewiß uͤberſehen, oder in der Stille ver- beſſert, und wuͤrden vielleicht dem Herrn Verfaſſer ſei- nen Rheumatiſmum ſpasmodicum gelaſſen, und ihn nicht in den Spaſmum rheumaticum veraͤndert haben. Bey dieſer Gelegenheit erinnern wir uns noch, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1192607_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1192607_1771/3
Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 119, Hamburg, 26. Julii 1771, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1192607_1771/3>, abgerufen am 21.11.2024.