Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 119, Hamburg, 28. Juli 1789.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Dienstage, den 28 Julii.) Num. 119.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 20 Julii.
Schon am Donnerstag Abend um 11 Uhr erhielt
die Auf die Vorstellung der National-Versammlung an Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
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Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Dienſtage, den 28 Julii.) Num. 119.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 20 Julii.
Schon am Donnerſtag Abend um 11 Uhr erhielt
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Er bittet ihn in ſelbigem, wieder<lb/> ins Miniſterium zu treten. Der Koͤnig addreßirte die-<lb/> ſen Brief unverſiegelt an die National-Verſammlung,<lb/> welche ihn las. Der Koͤnig hatte noch hinzugefuͤgt,<lb/> daß die Verſammlung ſelbſt einen Courier abfertigen<lb/> koͤnne, dieſen Brief zu uͤberbringen, welches geſchahe.<lb/> Sie legte auch ſelbſt ein Einladungsſchreiben bey, und<lb/> um 1 Uhr nach Mitternacht reiſete Herr du Fresne,<lb/> ein Vertrauter des Herrn Necker, nach Bruͤſſel, wo<lb/> er den Herrn Necker noch zu finden glaubte. Es iſt<lb/> unbeſchreiblich, wie groß die Ungeduld iſt, mit welcher<lb/> man hier den Entſchluß des Herrn Necker erwartet,<lb/> um zu erfahren, ob er wieder zuruͤck kommen werde<lb/> oder nicht. Schon geſtern Nachmittag war gleichſam<lb/> eine beſtaͤndige Prozeßion zu ſeinem Herrn Bruder, zu<lb/> dem Herrn Baron von Staal und zur General Controlle,<lb/> um zu hoͤren, ob man noch keine Nachricht von dem<lb/> abgegangenen Courier habe, wie Herr Necker das<lb/> Koͤnigl. Einladungs-Schreiben zur Ruͤckkunft aufge-<lb/> nommen habe.</p><lb/> <p>Auf die Vorſtellung der National-Verſammlung an<lb/> des Koͤnigs Majeſtaͤt, daß Hoͤchſtdero Gegenwart allein<lb/> die Unruhen in Paris ſtillen, und die Einwohner ver-<lb/> gnuͤgt machen koͤnne, entſchloß ſich der Monarch, am<lb/> Freytage nach dem Stadthauſe <hi rendition="#aq">(Hotel de ville)</hi> zu<lb/> kommen. Jhro Majeſtaͤt, die Koͤniginn, zaͤrtlich fuͤr<lb/> das Wohl Jhres Gemahls beſorgt, befuͤrchteten, daß der<lb/> Koͤnig vielleicht dieſem oder jenem Zufall bey dieſer<lb/> Reiſe nach Paris ausgeſetzt werden koͤnnte; aber der<lb/> Herzog von Orleans befreyte Jhro Majeſtaͤt voͤllig<lb/> von dieſer nicht gegruͤndeten Furcht, indem er die<lb/><cb/> Monarchinn verſicherte, der Koͤnig werde mit Jauchzen<lb/> und Entzuͤcken von dem Volk aufgenommen werden,<lb/> und er wolle gleichſam als Buͤrge bis zur Zuruͤckkunft<lb/> des Koͤnigs bey Jhr bleiben, welches er auch that.<lb/> Der Koͤnig fuhr von Verſailles in einem ſimpeln<lb/> Jagdwagen, und hatte den Herzog von Villeroi, ſei-<lb/> nen Garde-Capitain, den Herzog von Villequier, einen<lb/> der 4 Koͤnigl. Kammerjunker, den Prinzen von Beau-<lb/> veau, den Grafen von Eſtaing und den Marquis von<lb/> Nesle bey ſich. Die Koͤnigl. Herren Bruͤder blieben<lb/> zu Verſailles. Vor dem Koͤnigl. Wagen befanden ſich<lb/> verſchiedene Kutſchen, worinn die Deputirten der<lb/> 3 Staͤnde der National-Verſammlung waren, welche<lb/> Se. Majeſtaͤt begleiteten. Die Buͤrgerwache von Ver-<lb/> ſailles zeigte ſich, um den Monarchen bis nach Seve<lb/> zu eſcortiren, welches Se. Majeſtaͤt annahmen. Jn<lb/> Jhrer Begleitung befand ſich keine von Jhren Leibgar-<lb/> den. Einige folgten dem Wagen zu Fuß. Zu Seve<lb/> befand ſich ſchon die Buͤrgerwache von Paris, die an<lb/> ihrer Spitze 800 ſehr gut mondirte junge Leute hatte,<lb/> und den Monarchen in Empfang nahm. Als er bey<lb/> dem ſogenannten Conferenz Thor angekommen war,<lb/> ſtieg er in einen andern Wagen, und fand daſelbſt das<lb/> Municipal-Corps von dem Sadthauſe, das den Herrn<lb/> Bailly, ſeinen neuen Maire, an der Spitze hatte, und<lb/> von allen Deputirten der Stadt Paris begleitet ward.<lb/> Herr Bailly uͤberreichte dem Koͤnig in einem goldenen<lb/> Becken die Schluͤſſel der Stadt Paris. <hi rendition="#fr">Es ſind die-<lb/> ſelbigen,</hi> ſagte er zum Koͤnige, <hi rendition="#fr">die Heinrich</hi> <hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#fr">uͤber-<lb/> reicht worden. Er hatte ſein Volk wieder erobert;<lb/> hier hat das Volk ſeinen Koͤnig wieder erobert.</hi><lb/> Er redete noch mehr, und auch andere hielten kurze<lb/> Anreden. Der Koͤnig ward von dem Stadt-Corps und<lb/> von den Deputirten von Paris zu Fuß, ſo wie von den<lb/> National-Truppen, nach dem Stadthauſe begleitet.<lb/> Alle Straßen waren mit National-Truppen beſetzt.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1789. (Am Dienſtage, den 28 Julii.) Num. 119.
Schreiben aus Paris, vom 20 Julii.
Schon am Donnerſtag Abend um 11 Uhr erhielt die
National-Verſammlung ein Packet von des Koͤnigs
Majeſtaͤt, worinn ein Brief an den Herrn Necker be-
findlich war, welchen der Monarch mit eigener Hand
geſchrieben hatte. Er bittet ihn in ſelbigem, wieder
ins Miniſterium zu treten. Der Koͤnig addreßirte die-
ſen Brief unverſiegelt an die National-Verſammlung,
welche ihn las. Der Koͤnig hatte noch hinzugefuͤgt,
daß die Verſammlung ſelbſt einen Courier abfertigen
koͤnne, dieſen Brief zu uͤberbringen, welches geſchahe.
Sie legte auch ſelbſt ein Einladungsſchreiben bey, und
um 1 Uhr nach Mitternacht reiſete Herr du Fresne,
ein Vertrauter des Herrn Necker, nach Bruͤſſel, wo
er den Herrn Necker noch zu finden glaubte. Es iſt
unbeſchreiblich, wie groß die Ungeduld iſt, mit welcher
man hier den Entſchluß des Herrn Necker erwartet,
um zu erfahren, ob er wieder zuruͤck kommen werde
oder nicht. Schon geſtern Nachmittag war gleichſam
eine beſtaͤndige Prozeßion zu ſeinem Herrn Bruder, zu
dem Herrn Baron von Staal und zur General Controlle,
um zu hoͤren, ob man noch keine Nachricht von dem
abgegangenen Courier habe, wie Herr Necker das
Koͤnigl. Einladungs-Schreiben zur Ruͤckkunft aufge-
nommen habe.
Auf die Vorſtellung der National-Verſammlung an
des Koͤnigs Majeſtaͤt, daß Hoͤchſtdero Gegenwart allein
die Unruhen in Paris ſtillen, und die Einwohner ver-
gnuͤgt machen koͤnne, entſchloß ſich der Monarch, am
Freytage nach dem Stadthauſe (Hotel de ville) zu
kommen. Jhro Majeſtaͤt, die Koͤniginn, zaͤrtlich fuͤr
das Wohl Jhres Gemahls beſorgt, befuͤrchteten, daß der
Koͤnig vielleicht dieſem oder jenem Zufall bey dieſer
Reiſe nach Paris ausgeſetzt werden koͤnnte; aber der
Herzog von Orleans befreyte Jhro Majeſtaͤt voͤllig
von dieſer nicht gegruͤndeten Furcht, indem er die
Monarchinn verſicherte, der Koͤnig werde mit Jauchzen
und Entzuͤcken von dem Volk aufgenommen werden,
und er wolle gleichſam als Buͤrge bis zur Zuruͤckkunft
des Koͤnigs bey Jhr bleiben, welches er auch that.
Der Koͤnig fuhr von Verſailles in einem ſimpeln
Jagdwagen, und hatte den Herzog von Villeroi, ſei-
nen Garde-Capitain, den Herzog von Villequier, einen
der 4 Koͤnigl. Kammerjunker, den Prinzen von Beau-
veau, den Grafen von Eſtaing und den Marquis von
Nesle bey ſich. Die Koͤnigl. Herren Bruͤder blieben
zu Verſailles. Vor dem Koͤnigl. Wagen befanden ſich
verſchiedene Kutſchen, worinn die Deputirten der
3 Staͤnde der National-Verſammlung waren, welche
Se. Majeſtaͤt begleiteten. Die Buͤrgerwache von Ver-
ſailles zeigte ſich, um den Monarchen bis nach Seve
zu eſcortiren, welches Se. Majeſtaͤt annahmen. Jn
Jhrer Begleitung befand ſich keine von Jhren Leibgar-
den. Einige folgten dem Wagen zu Fuß. Zu Seve
befand ſich ſchon die Buͤrgerwache von Paris, die an
ihrer Spitze 800 ſehr gut mondirte junge Leute hatte,
und den Monarchen in Empfang nahm. Als er bey
dem ſogenannten Conferenz Thor angekommen war,
ſtieg er in einen andern Wagen, und fand daſelbſt das
Municipal-Corps von dem Sadthauſe, das den Herrn
Bailly, ſeinen neuen Maire, an der Spitze hatte, und
von allen Deputirten der Stadt Paris begleitet ward.
Herr Bailly uͤberreichte dem Koͤnig in einem goldenen
Becken die Schluͤſſel der Stadt Paris. Es ſind die-
ſelbigen, ſagte er zum Koͤnige, die Heinrich IV. uͤber-
reicht worden. Er hatte ſein Volk wieder erobert;
hier hat das Volk ſeinen Koͤnig wieder erobert.
Er redete noch mehr, und auch andere hielten kurze
Anreden. Der Koͤnig ward von dem Stadt-Corps und
von den Deputirten von Paris zu Fuß, ſo wie von den
National-Truppen, nach dem Stadthauſe begleitet.
Alle Straßen waren mit National-Truppen beſetzt.
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