Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 122, Hamburg, 1. August 1789.[Spaltenumbruch]
Man will jetzt wissen, daß die Nacht vom 14ten auf Das Gerücht, daß die Gemahlinn des Grafen von Die in der Bastille gefundenen Papiere enthalten
Schreiben aus Brüssel, vom 23
Julii.
Der Herr Graf von Artois ist noch in Namur, seine Die hier befindlichen Franzosen sind folgende: Prinz Gestern sind hier zu Brüssel noch
angekommen: der [Spaltenumbruch]
Tirlemont, in den Oesterreichischen
Niederlanden, den 23 Julii. Gestern erschienen hier einige aufgebotene
Schützen,
Amsterdam, den 28 Julii.
Die Kaufleute in Amsterdam wollen eine
Caisse
Schreiben aus London, vom 24 Julii.
Parlementssachen. Obgleich die dritte Vorlesung der Bill zur Feyer des Es gieng die Rede, es werde ein neues Parlements- [Spaltenumbruch]
Man will jetzt wiſſen, daß die Nacht vom 14ten auf Das Geruͤcht, daß die Gemahlinn des Grafen von Die in der Baſtille gefundenen Papiere enthalten
Schreiben aus Bruͤſſel, vom 23
Julii.
Der Herr Graf von Artois iſt noch in Namur, ſeine Die hier befindlichen Franzoſen ſind folgende: Prinz Geſtern ſind hier zu Bruͤſſel noch
angekommen: der [Spaltenumbruch]
Tirlemont, in den Oeſterreichiſchen
Niederlanden, den 23 Julii. Geſtern erſchienen hier einige aufgebotene
Schuͤtzen,
Amſterdam, den 28 Julii.
Die Kaufleute in Amſterdam wollen eine
Caiſſe
Schreiben aus London, vom 24 Julii.
Parlementsſachen. Obgleich die dritte Vorleſung der Bill zur Feyer des Es gieng die Rede, es werde ein neues Parlements- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <div type="jArticle"> <pb facs="#f0005" n="[5]"/> <cb/> <p>Man will jetzt wiſſen, daß die Nacht vom 14ten auf<lb/> den 15ten dazu beſtimmt geweſen, die Nationalver-<lb/> ſammlung zu trennen, und verſchiedene Glieder derſel-<lb/> ben nach der Baſtille zu tranſportiren. Der Herzog<lb/> von Orleans hatte Befehl erhalten, auf dem Schloſſe<lb/> zu ſchlafen. Er merkte aber die Unternehmungen der<lb/> Ariſtokraten, und gieng nach Paris. Der Graf von<lb/> Mirabeau ſollte zuerſt aufgehoben werden; man warnte<lb/> ihn. Er ſagte: Wollen die Tyrannen meinen Tod;<lb/> ſo ſoll mein Kopf hier in ihrer Mitten rollen. Die<lb/> Scene in Paris mit dem Gouverneur der Baſtille, ꝛc.<lb/> zerriß hierauf den ganzen Plan. Es ſoll an einem ge-<lb/> wiſſen Orte eine Niederlage von Moudirungen fuͤr<lb/> 3000 Franzoͤſiſche Garden gefunden ſeyn, womit man<lb/> die Huſaren, ꝛc. bekleiden wollen, damit dieſe, als<lb/> Freunde der Buͤrger in der Kleidung der Franzoͤſiſchen<lb/> Garden unerkannt, gegen die Buͤrger ſelbſt feindlich<lb/> agiren koͤnnen. Ob dieſe Anekdote gegruͤndet iſt, kann<lb/> nicht verbuͤrgt werden.</p><lb/> <p>Das Geruͤcht, daß die Gemahlinn des Grafen von<lb/> Montmorin zur Gouvernantinn der Kinder von Frank-<lb/> reich ernannt worden, bedarf noch Beſtaͤtigung.</p><lb/> <p>Die in der Baſtille gefundenen Papiere enthalten<lb/> ſonderbare Begebenheiten; aber es iſt auch wahr, daß<lb/> man jetzt ſchon viele Papiere fuͤr gefunden in der<lb/> Baſtille ausgiebt, die es nicht ſind, und man wird<lb/> noͤthig haben, kuͤnftig ſich um die Authenticitaͤt derer<lb/> zu bekuͤmmern, die als gefundene Stuͤcke bekannt<lb/> gemacht werden duͤrften.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Bruͤſſel,</hi> vom 23 Julii.</hi> </dateline><lb/> <p>Der Herr Graf von Artois iſt noch in Namur, ſeine<lb/> beyden Soͤhne, die Herzoͤge von Angouleme und von<lb/> Berry, befinden ſich hier mit ihrem Gouverneur. Unſer<lb/> Herzog Albert von Sachſen-Teſchen hat am Montag<lb/> dieſe Prinzen beſucht, welche Dienſtag und geſtern bey<lb/> unſern Generalgouverneurs zu Schoonenberg zugebracht<lb/> haben. Die uͤbrigen hier befindlichen Prinzen und<lb/> Prinzeßinnen ſind auch bey Hofe geweſen, und unſere<lb/> Erzherzoginn hat ſie den Tag darauf beſucht. Geſtern<lb/> Abend iſt der Herzog Albert von Sachſen Teſchen nach<lb/> Namur geweſen, um bey Sr. Koͤnigl. 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Man will jetzt wiſſen, daß die Nacht vom 14ten auf
den 15ten dazu beſtimmt geweſen, die Nationalver-
ſammlung zu trennen, und verſchiedene Glieder derſel-
ben nach der Baſtille zu tranſportiren. Der Herzog
von Orleans hatte Befehl erhalten, auf dem Schloſſe
zu ſchlafen. Er merkte aber die Unternehmungen der
Ariſtokraten, und gieng nach Paris. Der Graf von
Mirabeau ſollte zuerſt aufgehoben werden; man warnte
ihn. Er ſagte: Wollen die Tyrannen meinen Tod;
ſo ſoll mein Kopf hier in ihrer Mitten rollen. Die
Scene in Paris mit dem Gouverneur der Baſtille, ꝛc.
zerriß hierauf den ganzen Plan. Es ſoll an einem ge-
wiſſen Orte eine Niederlage von Moudirungen fuͤr
3000 Franzoͤſiſche Garden gefunden ſeyn, womit man
die Huſaren, ꝛc. bekleiden wollen, damit dieſe, als
Freunde der Buͤrger in der Kleidung der Franzoͤſiſchen
Garden unerkannt, gegen die Buͤrger ſelbſt feindlich
agiren koͤnnen. Ob dieſe Anekdote gegruͤndet iſt, kann
nicht verbuͤrgt werden.
Das Geruͤcht, daß die Gemahlinn des Grafen von
Montmorin zur Gouvernantinn der Kinder von Frank-
reich ernannt worden, bedarf noch Beſtaͤtigung.
Die in der Baſtille gefundenen Papiere enthalten
ſonderbare Begebenheiten; aber es iſt auch wahr, daß
man jetzt ſchon viele Papiere fuͤr gefunden in der
Baſtille ausgiebt, die es nicht ſind, und man wird
noͤthig haben, kuͤnftig ſich um die Authenticitaͤt derer
zu bekuͤmmern, die als gefundene Stuͤcke bekannt
gemacht werden duͤrften.
Schreiben aus Bruͤſſel, vom 23 Julii.
Der Herr Graf von Artois iſt noch in Namur, ſeine
beyden Soͤhne, die Herzoͤge von Angouleme und von
Berry, befinden ſich hier mit ihrem Gouverneur. Unſer
Herzog Albert von Sachſen-Teſchen hat am Montag
dieſe Prinzen beſucht, welche Dienſtag und geſtern bey
unſern Generalgouverneurs zu Schoonenberg zugebracht
haben. Die uͤbrigen hier befindlichen Prinzen und
Prinzeßinnen ſind auch bey Hofe geweſen, und unſere
Erzherzoginn hat ſie den Tag darauf beſucht. Geſtern
Abend iſt der Herzog Albert von Sachſen Teſchen nach
Namur geweſen, um bey Sr. Koͤnigl. Hoheit, dem
Grafen von Artois, einen Beſuch abzuſtatten.
Die hier befindlichen Franzoſen ſind folgende: Prinz
von Conde, die Herzoͤge von Bourbon, von Enghien,
von Angouleme, von Berry, der Marquis und die
Marquiſinn von Sevan, die Prinzeßinn Louiſe von
Conde, die Graͤfinn Amalie, der Marquis und die
Marquiſinn von Antichamp, der Graf Dueayla, die
Grafen von Eſpinghal und von Auteuil, Herr de la
Robert, der Marquis von Belſunce, der Ritter von
Virieux, der Graf von Choiſeul-meuſe, der Marquis
von Chatelet, Oberſter der Franzoͤſiſchen Garden, der
Biſchof von Tarpes, der Herr de la Grece mit den
Kindern der Madame von Polignae. Zu Namur be-
finden ſich: der Graf von Artois, der Prinz von Henin,
der Marquis von Polignac, (der krank iſt) der Herr
von Vaudrenil.
Geſtern ſind hier zu Bruͤſſel noch angekommen: der
Baron von Breteuil mit ſeiner Tochter und Enkelinn,
die Herzoginn von Brancat und Madam Nieu-
wenheim.
Tirlemont, in den Oeſterreichiſchen Niederlanden,
den 23 Julii.
Geſtern erſchienen hier einige aufgebotene Schuͤtzen,
um den ſogenannten Patrioten Major in ſeinem Hauſe
zu uͤberfallen, und in Verhaft zu fuͤhren. Dieſes gab
zu einem Auflaufe Anlaß, waͤhrend welchem von den
Patrioten in einer Stunde Zeit gegen 30 ſogenannte
Royaliſtenhaͤuſer rein ausgepluͤndert wurden. Der
Patrioten-Major mußte ſchon voraus von dem vorha-
benden Ueberfalle Wind bekommen haben. Denn es
heißt, er habe ſich bereits Morgens in der Fruͤhe nach
Maſtricht gefluͤchtet, wohin ihm ſeine Anhaͤnger mit
ihrem Raube gefolgt ſind. Zween Leute von den auf-
geboten Schuͤtzen haben waͤhrend dem Auflaufe ihr
Leben verlohren.
Amſterdam, den 28 Julii.
Die Kaufleute in Amſterdam wollen eine Caiſſe
d’Eſcompte errichten, ſo wie die in Paris iſt. Herr
Hop iſt an ihrer Spitze. Das baare Geld iſt rar. Die
Patrioten wollen den Prinzlichgeſinnten nichts geben,
und beyde Partheyen ſchaden ſich.
Schreiben aus London, vom 24 Julii.
Parlementsſachen.
Obgleich die dritte Vorleſung der Bill zur Feyer des
Andenkens der Revolution unter Wilhelm von Oranien
am Montage im Unterhauſe war abgeſchlagen worden,
ließ ſich Herr Beaufoy, der ihr Befoͤrderer iſt, dennoch
dadurch nicht abſchrecken, ſondern erneuerte ſeinen An-
trag dazu am folgenden Tage. Sir Joſeph Shawby,
einer unſerer groͤßten Schweinhaͤndler, widerſetzte ſich
demſelben von neuen, und fieng an, ſeinen ihm eigenen
Witz auf ſolche Art zu uͤben, daß ihn der Sprecher zur
Ordnung und Anſtaͤndigkeit anweiſen mußte. Zuletzt
erreichte Herr Beaufoy dennoch ſeine Abſicht; denn
ſein Antrag ward mit 23 Stimmen gegen 14 geneh-
miget. Die Bill ward zum drittenmale vorgeleſen, und
gieng ins Oberhaus.
Es gieng die Rede, es werde ein neues Parlements-
haus fuͤr die Gemeinen erbauet werden; allein, eine
vom Unterhauſe verordnete Committee zur Unterſuchung
des Gebaͤudes hat den Bericht abgeſtattet, daß daſſelbe
nach einigen Reparaturen noch mehrere Jahre zu ſeiner
bisherigen Abſicht dienen koͤnne. — Herr Wyndham
trug von neuem im Unterhauſe darauf an, den Fran-
zoſen eine Beyhuͤlfe an Getraide zukommen zu laſſen.
Was ſie verlangt haͤtten, waͤre nicht mehr, als was in
England an einem einzigen Tage verzehret wuͤrde. —
Herr Grenville, der Staats Secretaͤir, ruͤhmte die
leutſeligen Geſinnungen, die Herr Wyndham geaͤußert,
war aber dagegen, weil die Kornpreiſe bey uns ſelbſt
ſtiegen. Die Sache hatte hiebey ihr Bewenden. —
Jm Oberhauſe ward vor einigen Tagen eine Bittſchrift
von den Tobacks Fabrikanten eingegeben, darinn ſie
erſuchten, durch Advocaten gegen die im Unterhauſe
paßirte Bill gehoͤret zu werden. Einige Lords von der
Miniſterial Parthey waren aus dem Grunde dawider,
daß es eine Finanz-Bill ſey, um Gelder zu heben, und
folglich allein fuͤr das Unterhaus gehoͤre; dagegen aber
der Großkanzler behauptete, es ſey billig, daß man die
Leute vernaͤhme, um zu erfahren, ob ſie mit Grunde
etwas einzuwenden haͤtten. Er behielt die Oberhand,
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