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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771.

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Geschwindigkeit fortsetzte, konnte dennoch, weil es Nacht
war, und sich auch seine Wegweiser in etwas versehen
hatten, nicht zur bestimmten Zeit an den vorgeschriebe-
nen Ort eintreffen: und dieses verschaffte dem Chan
Gelegenheit, nach erlittener starker Niederlage, sich mit
seinen Truppen aus dem Staube zu machen, nachdem
er einige 1000 Mann gegen den General-Major, Für-
sten Prosorowsky, detaschirt hatte. Diesen begegnete
der General-Major, Fürst Peter Gallitzin, mit den
Siwasch bereits paßirten Husaren-Escadrons; mittler-
weile der General-Major, Fürst Alexey Gallitzin, der
hiernächst die Infanterie herbeygeführt hatte, das Ufer
occupirte. Der Feind griff die bey diesem Corps vor-
ausmarschirenden Cosacken-Regimenter an, und nöthigte
sie, sich nach dem linken Flügel der Infanterie zurückzu-
ziehen, von welchem aber die Feinde mit Kartetschen-
Schüssen und aus dem kleinen Gewehr so nachdrücklich
bewillkommet wurden, daß, mit so vieler Wuth auch
ihr Angriff geschah, sie es dennoch gegen den Muth und
die ausnehmende Tapferkeit der von dem erfahrnen
Obersten Gruschezkow und dem Premier-Major Strand-
mann angeführten Truppen nicht aushalten konnten,
sondern in der größten Eilfertigkeit die Flucht ergriffen,
auf welcher sie von unsern Cosacken verfolgt wurden.
Nachdem sich die Feinde mit einem Haufen von etwa
12000 Tartarn vereinigt hatten, nahmen sie sich noch-
mals vor, unsere Cavallerie anzufallen: wurden aber
auch abermalen durch unsere Artillerie in Unordnung
gebracht, und von unsern Husaren und Piqueniers bis
an die Salzseen verfolgt, woselbst jene in einiger Ent-
fernung davon Halt machten. Der General-Major,
Fürst Prosorowsky, lies hier den Feinden keine Zeit, sich
zu erholen, sondern setzte mit seiner gesammten Caval-
lerie in sie hinein, und verfolgte sowol diese, als die
aus der Linie herausgeschlagene Flüchtlinge, über 20
Werste weit, bis die Pferde so ermüdet wurden, daß es
keine Möglichkeit war, mit ihnen dem Feinde weiter
nachzusetzen.

Nachdem der commandirende General en Chef in
dem vorigen Lager dießeits der Linie einen Theil der
Armee zurückgelassen, und bey selbiger solche Veran-
staltungen getroffen hatte, daß dem in der Vestung ein-
gesperrten Feind alle Wege zu etwanigen Versuchen
abgeschnitten blieben, brach er selbst nach jener Seite
der Linie auf, und nahm seine Stellung im Gesicht der
Vestung, aus der bis 11 Uhr ein unaufhörliches Feuer
gemacht wurde. Kaum aber hatte man auf den Abend
alles Nöthige zum Bombardement in Bereitschaft ge-
setzt, als sich aus der Vestung 3 Deputirte, Serden Get-
schi Agaßi Ali Aga, Osmann Aga, und Emir Chan,
Perekopischer Kaimakan, einstellten, und von der ganzen
Stadt ein Schreiben überreichten, worinn um Ver-
schonung der Stadt gebeten, und zugleich der Antrag
gethan wurde, die Vestung mit aller Artillerie, Muni-
tion und Geräthschaften, Proviantmagazin und übrigem
Vorrath gutwillig zu übergeben, und sich nur ihr eige-
nes Haab und Gut, auch ihre eigene Waffen, nebst
freyem Abzug über das Meer, auszubitten. Da ihnen
aber dieses abgeschlagen wurde, so überließen sie sich
der Discretion des commandirenden Herrn Generals,
stellten einen Revers von sich, nach Uebergabe der Stadt
sich nach Warna zu verfügen, und während dem ganzen
gegenwärtigen Kriege wider die Truppen Ihrer Kayserl.
Majestät nicht weiter zu dienen. Diesem zufolge wurde
gedachte Vestung den 27sten dieses von Ihrer Kayserl.
Majestät Truppen besetzt, aus welcher die Besatzung
[Spaltenumbruch] herauszog, und vor unserm Heerführer das Gewehr
streckte, die Befehlshaber aber in Begleitung aller Ja-
nischaren- und Commandanten-Fahnen demselben vor
den Thoren die Schlüssel der Vestung überreichten.

Die Besatzung bestand aus 90 Officiers und 781 ge-
meinen Türken, zusammen also aus 871 Mann. In
der Vestung sind vorgefunden worden: 74 metallene
und 56 eiserne Kanonen, 3 Haubitzen und 10 Mörser.

Unser Verlust sowol bey dem ersten Gefecht mit der
feindlichen Cavallerie, gleich nach unserer Ankunft bey
der Linie, als auch bey Bestürmung dieser Linie und
bey der Passage über Siwasch, bestehet an Todten: von
der Infanterie in 1 Sergeanten, 8 Gemeinen; von der
Cavallerie in 1 Husaren, 9 Piqueniers, und 6 Cosacken,
zusammen in 25 Mann. Verwundet sind: von der
Infanterie 1 Capitain, 1 Lieutenant, 2 Second-Lieu-
tenants, 1 Sergeant von den Jägern, 1 Fourier, 2 Cor-
porals, 1 Feldscherer, 1 Trommelschläger und 50 Ge-
meine; von den Husaren 1 Wachtmeister, 1 Quartier-
meister und 9 Gemeine; 16 Piqueniers; 1 Cosacken-
Jessaul, 1 Sotnick, 2 Chorunshy und 44 Cosacken, über-
haupt 135 Mann. Vermißt werden 2 Musquetiers,
1 Husar, und 3 Cosacken. Dagegen wird der feindliche
Verlust über 1200 Mann angegeben, und 23 Mann
sind zu Gefangenen gemacht worden. Erbeutet sind
auf der Linie 12 metallene und 23 eiserne Kanonen;
10 Fahnen. Nach dem Berichte der Gefangenen sowol,
als derer, die sich in der Vestung Perekop ergeben, ist
der Krimische Chan Selim Girey selbst mit 7000 Tür-
ken, die er mit sich dahin gebracht, und mit 55000 Tar-
taren bey der Vertheidigung der Linie zugegen gewesen.

Copia des zweyten Schreibens des Herrn von Sal-
dern an den Groß-Feldherrn Oginsky,


Den Augenblick, als ich Ihren Brief, der vom 12ten
dieses aus Grodno an mich abgelassen ist, durch-
gelesen, habe den Entschluß gefaßt, denjenigen mit kei-
nen Gründen zu überzeugen, der sie nicht kennet. Ich
mag von einem Manne kein Freund seyn, der die Freund-
schaft nicht zu schätzen weiß, und mit einer so heiligen
Sache zu scherzen scheinet. Der Gesandte wiederholet
Ihnen die Befehle seiner Monarchinn, daß Sie sogleich in
Warschau erscheinen, woferne Sie sich Ihrer Protection
würdig machen wollen. In so ferne Sie solche nicht
befolgen, so werden Sie widrige Wirkungen davon em-
pfinden. Mich treibt die Noth nicht dazu, Sie damit
zu schrecken, etc.


Der Cardinal Chigi ist heute hier mit Tode abge-
gangen.

Mit Briefen aus Frankreich vernimmt man, daß die
Jesuiten, durch die Vermittelung der Königl. Prinzes-
sinn Adelaide, ihre Häuser wieder erhalten haben. Doch
bleiben sie secularisiret, und sollen im Herzogthum Lot-
thringen die Mißionen verrichten.

Das Päbstl. Breve, zur Verminderung der Feyertage
in den Oesterreichischen Landen, ist nach Wien abge-
schickt.

Herr Durini wird auf Anhalten der Conföderirten
und eines gewissen Hofes, in Pohlen bleiben, und der
neue Nuntius nicht dahin gehen.


Man hat Nachricht, daß die Tunesische Flotte, die
den Türken zu Hülfe kommen sollen, in dem Haven von
Napoli di Malvasia von den Russen eingeschlossen sey.


[Spaltenumbruch]

Geſchwindigkeit fortſetzte, konnte dennoch, weil es Nacht
war, und ſich auch ſeine Wegweiſer in etwas verſehen
hatten, nicht zur beſtimmten Zeit an den vorgeſchriebe-
nen Ort eintreffen: und dieſes verſchaffte dem Chan
Gelegenheit, nach erlittener ſtarker Niederlage, ſich mit
ſeinen Truppen aus dem Staube zu machen, nachdem
er einige 1000 Mann gegen den General-Major, Fuͤr-
ſten Proſorowsky, detaſchirt hatte. Dieſen begegnete
der General-Major, Fuͤrſt Peter Gallitzin, mit den
Siwaſch bereits paßirten Huſaren-Eſcadrons; mittler-
weile der General-Major, Fuͤrſt Alexey Gallitzin, der
hiernaͤchſt die Infanterie herbeygefuͤhrt hatte, das Ufer
occupirte. Der Feind griff die bey dieſem Corps vor-
ausmarſchirenden Coſacken-Regimenter an, und noͤthigte
ſie, ſich nach dem linken Fluͤgel der Infanterie zuruͤckzu-
ziehen, von welchem aber die Feinde mit Kartetſchen-
Schuͤſſen und aus dem kleinen Gewehr ſo nachdruͤcklich
bewillkommet wurden, daß, mit so vieler Wuth auch
ihr Angriff geſchah, ſie es dennoch gegen den Muth und
die ausnehmende Tapferkeit der von dem erfahrnen
Oberſten Gruſchezkow und dem Premier-Major Strand-
mann angefuͤhrten Truppen nicht aushalten konnten,
ſondern in der groͤßten Eilfertigkeit die Flucht ergriffen,
auf welcher ſie von unſern Coſacken verfolgt wurden.
Nachdem ſich die Feinde mit einem Haufen von etwa
12000 Tartarn vereinigt hatten, nahmen ſie ſich noch-
mals vor, unſere Cavallerie anzufallen: wurden aber
auch abermalen durch unſere Artillerie in Unordnung
gebracht, und von unſern Huſaren und Piqueniers bis
an die Salzſeen verfolgt, woſelbſt jene in einiger Ent-
fernung davon Halt machten. Der General-Major,
Fuͤrſt Proſorowsky, lies hier den Feinden keine Zeit, ſich
zu erholen, ſondern ſetzte mit ſeiner geſammten Caval-
lerie in ſie hinein, und verfolgte ſowol dieſe, als die
aus der Linie herausgeſchlagene Fluͤchtlinge, uͤber 20
Werſte weit, bis die Pferde ſo ermuͤdet wurden, daß es
keine Moͤglichkeit war, mit ihnen dem Feinde weiter
nachzuſetzen.

Nachdem der commandirende General en Chef in
dem vorigen Lager dießeits der Linie einen Theil der
Armee zuruͤckgelaſſen, und bey ſelbiger ſolche Veran-
ſtaltungen getroffen hatte, daß dem in der Veſtung ein-
geſperrten Feind alle Wege zu etwanigen Verſuchen
abgeſchnitten blieben, brach er ſelbſt nach jener Seite
der Linie auf, und nahm ſeine Stellung im Geſicht der
Veſtung, aus der bis 11 Uhr ein unaufhoͤrliches Feuer
gemacht wurde. Kaum aber hatte man auf den Abend
alles Noͤthige zum Bombardement in Bereitſchaft ge-
ſetzt, als ſich aus der Veſtung 3 Deputirte, Serden Get-
ſchi Agaßi Ali Aga, Osmann Aga, und Emir Chan,
Perekopiſcher Kaimakan, einſtellten, und von der ganzen
Stadt ein Schreiben uͤberreichten, worinn um Ver-
ſchonung der Stadt gebeten, und zugleich der Antrag
gethan wurde, die Veſtung mit aller Artillerie, Muni-
tion und Geraͤthſchaften, Proviantmagazin und uͤbrigem
Vorrath gutwillig zu uͤbergeben, und ſich nur ihr eige-
nes Haab und Gut, auch ihre eigene Waffen, nebſt
freyem Abzug uͤber das Meer, auszubitten. Da ihnen
aber dieſes abgeſchlagen wurde, ſo uͤberließen ſie ſich
der Diſcretion des commandirenden Herrn Generals,
ſtellten einen Revers von ſich, nach Uebergabe der Stadt
ſich nach Warna zu verfuͤgen, und waͤhrend dem ganzen
gegenwaͤrtigen Kriege wider die Truppen Ihrer Kayſerl.
Majeſtaͤt nicht weiter zu dienen. Dieſem zufolge wurde
gedachte Veſtung den 27ſten dieſes von Ihrer Kayſerl.
Majeſtaͤt Truppen beſetzt, aus welcher die Beſatzung
[Spaltenumbruch] herauszog, und vor unſerm Heerfuͤhrer das Gewehr
ſtreckte, die Befehlshaber aber in Begleitung aller Ja-
niſcharen- und Commandanten-Fahnen demſelben vor
den Thoren die Schluͤſſel der Veſtung uͤberreichten.

Die Beſatzung beſtand aus 90 Officiers und 781 ge-
meinen Tuͤrken, zuſammen alſo aus 871 Mann. In
der Veſtung ſind vorgefunden worden: 74 metallene
und 56 eiſerne Kanonen, 3 Haubitzen und 10 Moͤrſer.

Unſer Verluſt ſowol bey dem erſten Gefecht mit der
feindlichen Cavallerie, gleich nach unſerer Ankunft bey
der Linie, als auch bey Beſtuͤrmung dieſer Linie und
bey der Paſſage uͤber Siwaſch, beſtehet an Todten: von
der Infanterie in 1 Sergeanten, 8 Gemeinen; von der
Cavallerie in 1 Huſaren, 9 Piqueniers, und 6 Coſacken,
zuſammen in 25 Mann. Verwundet ſind: von der
Infanterie 1 Capitain, 1 Lieutenant, 2 Second-Lieu-
tenants, 1 Sergeant von den Jaͤgern, 1 Fourier, 2 Cor-
porals, 1 Feldſcherer, 1 Trommelſchlaͤger und 50 Ge-
meine; von den Huſaren 1 Wachtmeiſter, 1 Quartier-
meiſter und 9 Gemeine; 16 Piqueniers; 1 Coſacken-
Jeſſaul, 1 Sotnick, 2 Chorunſhy und 44 Coſacken, uͤber-
haupt 135 Mann. Vermißt werden 2 Muſquetiers,
1 Huſar, und 3 Coſacken. Dagegen wird der feindliche
Verluſt uͤber 1200 Mann angegeben, und 23 Mann
ſind zu Gefangenen gemacht worden. Erbeutet ſind
auf der Linie 12 metallene und 23 eiſerne Kanonen;
10 Fahnen. Nach dem Berichte der Gefangenen ſowol,
als derer, die ſich in der Veſtung Perekop ergeben, iſt
der Krimiſche Chan Selim Girey ſelbſt mit 7000 Tuͤr-
ken, die er mit ſich dahin gebracht, und mit 55000 Tar-
taren bey der Vertheidigung der Linie zugegen geweſen.

Copia des zweyten Schreibens des Herrn von Sal-
dern an den Groß-Feldherrn Oginsky,


Den Augenblick, als ich Ihren Brief, der vom 12ten
dieſes aus Grodno an mich abgelaſſen iſt, durch-
geleſen, habe den Entſchluß gefaßt, denjenigen mit kei-
nen Gruͤnden zu uͤberzeugen, der ſie nicht kennet. Ich
mag von einem Manne kein Freund ſeyn, der die Freund-
ſchaft nicht zu ſchaͤtzen weiß, und mit einer ſo heiligen
Sache zu ſcherzen ſcheinet. Der Geſandte wiederholet
Ihnen die Befehle ſeiner Monarchinn, daß Sie ſogleich in
Warſchau erſcheinen, woferne Sie ſich Ihrer Protection
wuͤrdig machen wollen. In ſo ferne Sie ſolche nicht
befolgen, ſo werden Sie widrige Wirkungen davon em-
pfinden. Mich treibt die Noth nicht dazu, Sie damit
zu ſchrecken, ꝛc.


Der Cardinal Chigi iſt heute hier mit Tode abge-
gangen.

Mit Briefen aus Frankreich vernimmt man, daß die
Jeſuiten, durch die Vermittelung der Koͤnigl. Prinzeſ-
ſinn Adelaide, ihre Haͤuſer wieder erhalten haben. Doch
bleiben ſie ſeculariſiret, und ſollen im Herzogthum Lot-
thringen die Mißionen verrichten.

Das Paͤbſtl. Breve, zur Verminderung der Feyertage
in den Oeſterreichiſchen Landen, iſt nach Wien abge-
ſchickt.

Herr Durini wird auf Anhalten der Confoͤderirten
und eines gewiſſen Hofes, in Pohlen bleiben, und der
neue Nuntius nicht dahin gehen.


Man hat Nachricht, daß die Tuneſiſche Flotte, die
den Tuͤrken zu Huͤlfe kommen ſollen, in dem Haven von
Napoli di Malvaſia von den Ruſſen eingeſchloſſen ſey.


[Spaltenumbruch]
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[[2]/0002] Geſchwindigkeit fortſetzte, konnte dennoch, weil es Nacht war, und ſich auch ſeine Wegweiſer in etwas verſehen hatten, nicht zur beſtimmten Zeit an den vorgeſchriebe- nen Ort eintreffen: und dieſes verſchaffte dem Chan Gelegenheit, nach erlittener ſtarker Niederlage, ſich mit ſeinen Truppen aus dem Staube zu machen, nachdem er einige 1000 Mann gegen den General-Major, Fuͤr- ſten Proſorowsky, detaſchirt hatte. Dieſen begegnete der General-Major, Fuͤrſt Peter Gallitzin, mit den Siwaſch bereits paßirten Huſaren-Eſcadrons; mittler- weile der General-Major, Fuͤrſt Alexey Gallitzin, der hiernaͤchſt die Infanterie herbeygefuͤhrt hatte, das Ufer occupirte. Der Feind griff die bey dieſem Corps vor- ausmarſchirenden Coſacken-Regimenter an, und noͤthigte ſie, ſich nach dem linken Fluͤgel der Infanterie zuruͤckzu- ziehen, von welchem aber die Feinde mit Kartetſchen- Schuͤſſen und aus dem kleinen Gewehr ſo nachdruͤcklich bewillkommet wurden, daß, mit so vieler Wuth auch ihr Angriff geſchah, ſie es dennoch gegen den Muth und die ausnehmende Tapferkeit der von dem erfahrnen Oberſten Gruſchezkow und dem Premier-Major Strand- mann angefuͤhrten Truppen nicht aushalten konnten, ſondern in der groͤßten Eilfertigkeit die Flucht ergriffen, auf welcher ſie von unſern Coſacken verfolgt wurden. Nachdem ſich die Feinde mit einem Haufen von etwa 12000 Tartarn vereinigt hatten, nahmen ſie ſich noch- mals vor, unſere Cavallerie anzufallen: wurden aber auch abermalen durch unſere Artillerie in Unordnung gebracht, und von unſern Huſaren und Piqueniers bis an die Salzſeen verfolgt, woſelbſt jene in einiger Ent- fernung davon Halt machten. Der General-Major, Fuͤrſt Proſorowsky, lies hier den Feinden keine Zeit, ſich zu erholen, ſondern ſetzte mit ſeiner geſammten Caval- lerie in ſie hinein, und verfolgte ſowol dieſe, als die aus der Linie herausgeſchlagene Fluͤchtlinge, uͤber 20 Werſte weit, bis die Pferde ſo ermuͤdet wurden, daß es keine Moͤglichkeit war, mit ihnen dem Feinde weiter nachzuſetzen. Nachdem der commandirende General en Chef in dem vorigen Lager dießeits der Linie einen Theil der Armee zuruͤckgelaſſen, und bey ſelbiger ſolche Veran- ſtaltungen getroffen hatte, daß dem in der Veſtung ein- geſperrten Feind alle Wege zu etwanigen Verſuchen abgeſchnitten blieben, brach er ſelbſt nach jener Seite der Linie auf, und nahm ſeine Stellung im Geſicht der Veſtung, aus der bis 11 Uhr ein unaufhoͤrliches Feuer gemacht wurde. Kaum aber hatte man auf den Abend alles Noͤthige zum Bombardement in Bereitſchaft ge- ſetzt, als ſich aus der Veſtung 3 Deputirte, Serden Get- ſchi Agaßi Ali Aga, Osmann Aga, und Emir Chan, Perekopiſcher Kaimakan, einſtellten, und von der ganzen Stadt ein Schreiben uͤberreichten, worinn um Ver- ſchonung der Stadt gebeten, und zugleich der Antrag gethan wurde, die Veſtung mit aller Artillerie, Muni- tion und Geraͤthſchaften, Proviantmagazin und uͤbrigem Vorrath gutwillig zu uͤbergeben, und ſich nur ihr eige- nes Haab und Gut, auch ihre eigene Waffen, nebſt freyem Abzug uͤber das Meer, auszubitten. Da ihnen aber dieſes abgeſchlagen wurde, ſo uͤberließen ſie ſich der Diſcretion des commandirenden Herrn Generals, ſtellten einen Revers von ſich, nach Uebergabe der Stadt ſich nach Warna zu verfuͤgen, und waͤhrend dem ganzen gegenwaͤrtigen Kriege wider die Truppen Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt nicht weiter zu dienen. Dieſem zufolge wurde gedachte Veſtung den 27ſten dieſes von Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt Truppen beſetzt, aus welcher die Beſatzung herauszog, und vor unſerm Heerfuͤhrer das Gewehr ſtreckte, die Befehlshaber aber in Begleitung aller Ja- niſcharen- und Commandanten-Fahnen demſelben vor den Thoren die Schluͤſſel der Veſtung uͤberreichten. Die Beſatzung beſtand aus 90 Officiers und 781 ge- meinen Tuͤrken, zuſammen alſo aus 871 Mann. In der Veſtung ſind vorgefunden worden: 74 metallene und 56 eiſerne Kanonen, 3 Haubitzen und 10 Moͤrſer. Unſer Verluſt ſowol bey dem erſten Gefecht mit der feindlichen Cavallerie, gleich nach unſerer Ankunft bey der Linie, als auch bey Beſtuͤrmung dieſer Linie und bey der Paſſage uͤber Siwaſch, beſtehet an Todten: von der Infanterie in 1 Sergeanten, 8 Gemeinen; von der Cavallerie in 1 Huſaren, 9 Piqueniers, und 6 Coſacken, zuſammen in 25 Mann. Verwundet ſind: von der Infanterie 1 Capitain, 1 Lieutenant, 2 Second-Lieu- tenants, 1 Sergeant von den Jaͤgern, 1 Fourier, 2 Cor- porals, 1 Feldſcherer, 1 Trommelſchlaͤger und 50 Ge- meine; von den Huſaren 1 Wachtmeiſter, 1 Quartier- meiſter und 9 Gemeine; 16 Piqueniers; 1 Coſacken- Jeſſaul, 1 Sotnick, 2 Chorunſhy und 44 Coſacken, uͤber- haupt 135 Mann. Vermißt werden 2 Muſquetiers, 1 Huſar, und 3 Coſacken. Dagegen wird der feindliche Verluſt uͤber 1200 Mann angegeben, und 23 Mann ſind zu Gefangenen gemacht worden. Erbeutet ſind auf der Linie 12 metallene und 23 eiſerne Kanonen; 10 Fahnen. Nach dem Berichte der Gefangenen ſowol, als derer, die ſich in der Veſtung Perekop ergeben, iſt der Krimiſche Chan Selim Girey ſelbſt mit 7000 Tuͤr- ken, die er mit ſich dahin gebracht, und mit 55000 Tar- taren bey der Vertheidigung der Linie zugegen geweſen. Copia des zweyten Schreibens des Herrn von Sal- dern an den Groß-Feldherrn Oginsky, vom 21ſten Junii, 1771. Den Augenblick, als ich Ihren Brief, der vom 12ten dieſes aus Grodno an mich abgelaſſen iſt, durch- geleſen, habe den Entſchluß gefaßt, denjenigen mit kei- nen Gruͤnden zu uͤberzeugen, der ſie nicht kennet. Ich mag von einem Manne kein Freund ſeyn, der die Freund- ſchaft nicht zu ſchaͤtzen weiß, und mit einer ſo heiligen Sache zu ſcherzen ſcheinet. Der Geſandte wiederholet Ihnen die Befehle ſeiner Monarchinn, daß Sie ſogleich in Warſchau erſcheinen, woferne Sie ſich Ihrer Protection wuͤrdig machen wollen. In ſo ferne Sie ſolche nicht befolgen, ſo werden Sie widrige Wirkungen davon em- pfinden. Mich treibt die Noth nicht dazu, Sie damit zu ſchrecken, ꝛc. Rom, den 12 Julii. Der Cardinal Chigi iſt heute hier mit Tode abge- gangen. Mit Briefen aus Frankreich vernimmt man, daß die Jeſuiten, durch die Vermittelung der Koͤnigl. Prinzeſ- ſinn Adelaide, ihre Haͤuſer wieder erhalten haben. Doch bleiben ſie ſeculariſiret, und ſollen im Herzogthum Lot- thringen die Mißionen verrichten. Das Paͤbſtl. Breve, zur Verminderung der Feyertage in den Oeſterreichiſchen Landen, iſt nach Wien abge- ſchickt. Herr Durini wird auf Anhalten der Confoͤderirten und eines gewiſſen Hofes, in Pohlen bleiben, und der neue Nuntius nicht dahin gehen. Livorno, den 15 Julii. Man hat Nachricht, daß die Tuneſiſche Flotte, die den Tuͤrken zu Huͤlfe kommen ſollen, in dem Haven von Napoli di Malvaſia von den Ruſſen eingeſchloſſen ſey.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1230208_1771/2>, abgerufen am 21.11.2024.