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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771.

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Wider Aly Bey sollen 7 Bassen marschiren; dieser
aber schickt seinem General und Eidam 50000 Mann
Verstärkung.

Die nach Mecca gehende große Caravane ist von den
Arabern, vermuthlich auf Anstiften des Aly Bey, ge-
plündert worden.

Beschluß der Nachrichten aus London,


Nachdem D.Solander und seine Gesellschafter von
ihrer Reise zurückgekommen, so werden ihnen von den
hiesigen Gelehrten verschiedene Fragen vorgeleget. Sie
haben in dem Südlichen Theil der Erdkugel ein vestes
Land entdeckt. Es hat mit den Holländischen Specerey-
Inseln einerley Breite, woraus man schließen will, daß
es dasjenige Land sey, das in den Charten Nova
Hollandia
genannt wird, welches theils in Asia, theils
in America lieget, und bisher unter die unbekannten
Länder gerechnet worden. Die Einwohner dieses Lan-
des sind nach der Aussage unserer Gelehrten sehr höflich
und geschickt, von Kupferfarbe; allein, sonst recht wohl-
gewachsen. Herr Bank hat sich einige Monat bey
ihnen aufgehalten, und etwas von ihrer Sprache erler-
net. Man findet keine Spur von Religion, noch Art
des Gottesdienstes unter ihnen. Zween der Einwohner
dieses Landes giengen freywillig mit unsern Gelehrten
zu Schiffe, starben aber zu Batavia an der rothen Ruhr.
Ueberhaupt haben sich diese Philosophen 4 Monat in die-
sem Lande aufgehalten, und ihm den Namen Georgens
Land beygeleget. Die beyden Jünglinge, welche zu
Batavia gestorben, haben sich beym Anblick von Kut-
schen und Pferden, noch mehr aber über einen Spiegel,
in welchem sie sich besehen, gewundert. Es giebt viele
Schweine in diesem Lande, aber weder Pferde noch
Rindvieh noch Schaafe. Sonst haben sie an 40 Inseln
entdeckt, welche bisher noch gänzlich unbekannt gewesen,
und die wohlbewohnt sind. Sie haben auch eine schöne
Sammlung von unbekannten Saamen und Pflanzen
mitgebracht, von welchen sie zum Besten des Publicums
eine Beschreibung herausgeben werden. Einige haben
sie dem Königl. Garten zu Kew verehret. Man kann
sich leicht vorstellen, daß man sich von dieser Entdeckung
sehr vieles verspricht. Es sind schon neue Schiffe be-
stimmt, welche wieder dahin gehen sollen. Die hiesige Ad-
miralität hat alle Schriften der Officiers, welche diese
Reise mitgemacht haben, versiegeln lassen, und in Be-
schlag genommen, indem man die Entdeckung noch ge-
heim halten will.

Vor einigen Tagen kam hier ein Schiff von Mißisippi
mit einer Ladung Pelzwerk an, die auf 30000 Pf. Sterl.
geschätzt wird. Dies ist das erste Englische Schiff, wel-
ches aus diesem Theile von America nach England
kömmt. Man hat mit demselben eine so vortheilhafte
Beschreibung von diesem Lande erhalten, daß die Com-
missarien der Handlung und Seefahrt den Entschluß
genommen, eine Colonie daselbst anzulegen.

Aus Quebeck in Canada wird gemeldet, daß sich auf
100 Familien auf der Insel Brevor, in der Mitte des
Sees Ontario, häuslich niedergelassen haben. Man
trifft daselbst die schönsten und feinsten Sorten Pelzwerk
an. Zu St. Kitts in America ist häufiger Regen ge-
fallen, weshalb daselbst eine reiche Zucker-Erndte er-
wartet wird. Der Zucker, welcher daselbst wächset,
wird für die beste Sorte gehalten.

Ein hiesiger Leinewandshändler, Namens William
Moore, der große Einsichten in die Mechanik besitzet,
und wegen seines neuerfundenen Pfluges bekannt ist,
[Spaltenumbruch] hat eine besondere neue Kutsche und auch einen neuen
Karren verfertiget, die man sehr bewundert. Ein Pferd
kann in dem letztern so viel ziehen, als 6 Pferde in einem
gewöhnlichen Karren. Die Kutsche hat 2 Räder, welche
12 Fuß hoch sind. Die Achse gehet über dieselbe; die
Leute steigen von hinten hinein, und sitzen seitwärts ge-
gen einander über. Der Sitz des Kutschers ist über
der Kutsche. Sie hat sonst das Ansehen eines gewöhn-
lichen Fahrzeuges dieser Art. Der Karren ist auf eben
die Art verfertiget. Zwey Pferde können 30 Säcke
Kohlen darinn ziehen, da man sonst 3 Pferde zu 12 Säcken
nöthig hat. Die ungewöhnliche Höhe der Räder er-
laubet den Pferden nicht, so geschwinde wie sonst zu ge-
hen. Eine nähere Beschreibung davon werden unsere
Journale mittheilen.

Die Reise des Herzogs von Gloucester ist bis zum
nächstkommenden Octobermonat ausgesetzet worden.

Zu Dower hat man einen Korb mit Eyern angehalten,
unter welchen sich einige von Elfenbein, und in selbigen
viele goldene und silberne Spitzen befunden haben. Es
ist dies nicht das erstemal, daß man auf diese Art Con-
trebande einzuführen gesucht hat. Die Gewinnsucht
macht den Witz der Menschen unerschöpflich.

Heute hätte sich das Parlement versammeln sollen;
es ist aber bis den 1sten October proroguirt worden.

Man sagt, der Graf von Harcourt werde nach seiner
Zurückkunft aus Frankreich eine ansehnliche Stelle im
Ministerio erhalten.

Aus Cadix hat man, daß einige Spanische Kriegs-
schiffe 3 Algierische Chebecken daselbst aufgebracht haben,
welche sie als Kaper ansehen, da man keine Freybriefe
vom Dey bey selbigen gefunden. Zwo andere Chebecken
haben sie in Grund gebohret.


Der Rußische Gesandte, Herr von Saldern, hat dem
Fürst Primas ein Schreiben übersandt, dessen Inhalt eben
nicht der angenehmste gewesen seyn soll. Seit der Zeit
verlautet, daß die vorgewesene Reise desselben aufgescho-
ben, und vielleicht aus ganz besondern Gründen gar nicht
vor sich gehen werde. Bis jetzt ist der Groß-Feldherr
von Litthauen, Oginsky, auf die an ihn ergangene Ein-
ladung, nach Warschau zu kommen, hier noch nicht ein-
getroffen. Man zweifelt auch, daß jemand von den an-
dern eingeladenen Magnaten kommen werde. Die Con-
ferenzen sind fast gänzlich abgebrochen, und der Rußische
Ambassadeur ist schon an einigen Courtagen nicht bey
Hofe erschienen. Die General-Conföderation fähret
noch immer fort, nach der von ihr bekannt gemachten
Art zu handeln. Man sagt, daß selbige die seit einiger
Zeit von dem Könige vergebenen Starosteyen nicht in
Besitz nehmen lassen will. Auch soll eine Erläuterung
in Französischer Sprache über die Declaration vom
25sten May herausgekommen seyn. Laut Nachrichten
aus Petersburg soll der Kayserl. Gesandte, Fürst Lobko-
witz, den dasigen Hof verlassen haben. Zufolge Briefen
von der Ungarischen Grenze, hat sich der Kayserl. Cordon
zurückgezogen, und würde auch gänzlich aufgehoben wer-
den. Die Castellaninn von Podlachien, Miczzinsca, hat
sich für den gefangenen Marschall Beyko intercediret;
es ist aber fruchtlos gewesen, und man wird denselben
nach Kiow transportiren. Bey Wilkomirs ist zwischen
den Russen und dem Mundschenk von Kanen, Kossa-
kowsky, ein hartes Scharmützel gewesen, wobey Letzterer
viel eingebüßet haben soll. Zaremba, der seine Truppen
verlassen hatte, hat sich in Pohlen wieder eingefunden,
und wirbt jetzt von neuem. Der Rittmeister Grabsky
[Spaltenumbruch]

Wider Aly Bey ſollen 7 Baſſen marſchiren; dieſer
aber ſchickt ſeinem General und Eidam 50000 Mann
Verſtaͤrkung.

Die nach Mecca gehende große Caravane iſt von den
Arabern, vermuthlich auf Anſtiften des Aly Bey, ge-
pluͤndert worden.

Beſchluß der Nachrichten aus London,


Nachdem D.Solander und ſeine Geſellſchafter von
ihrer Reiſe zuruͤckgekommen, ſo werden ihnen von den
hieſigen Gelehrten verſchiedene Fragen vorgeleget. Sie
haben in dem Suͤdlichen Theil der Erdkugel ein veſtes
Land entdeckt. Es hat mit den Hollaͤndiſchen Specerey-
Inſeln einerley Breite, woraus man ſchließen will, daß
es dasjenige Land ſey, das in den Charten Nova
Hollandia
genannt wird, welches theils in Aſia, theils
in America lieget, und bisher unter die unbekannten
Laͤnder gerechnet worden. Die Einwohner dieſes Lan-
des ſind nach der Ausſage unſerer Gelehrten ſehr hoͤflich
und geſchickt, von Kupferfarbe; allein, ſonſt recht wohl-
gewachſen. Herr Bank hat ſich einige Monat bey
ihnen aufgehalten, und etwas von ihrer Sprache erler-
net. Man findet keine Spur von Religion, noch Art
des Gottesdienſtes unter ihnen. Zween der Einwohner
dieſes Landes giengen freywillig mit unſern Gelehrten
zu Schiffe, ſtarben aber zu Batavia an der rothen Ruhr.
Ueberhaupt haben ſich dieſe Philoſophen 4 Monat in die-
ſem Lande aufgehalten, und ihm den Namen Georgens
Land beygeleget. Die beyden Juͤnglinge, welche zu
Batavia geſtorben, haben ſich beym Anblick von Kut-
ſchen und Pferden, noch mehr aber uͤber einen Spiegel,
in welchem ſie ſich beſehen, gewundert. Es giebt viele
Schweine in dieſem Lande, aber weder Pferde noch
Rindvieh noch Schaafe. Sonſt haben ſie an 40 Inſeln
entdeckt, welche bisher noch gaͤnzlich unbekannt geweſen,
und die wohlbewohnt ſind. Sie haben auch eine ſchoͤne
Sammlung von unbekannten Saamen und Pflanzen
mitgebracht, von welchen ſie zum Beſten des Publicums
eine Beſchreibung herausgeben werden. Einige haben
ſie dem Koͤnigl. Garten zu Kew verehret. Man kann
ſich leicht vorſtellen, daß man ſich von dieſer Entdeckung
ſehr vieles verſpricht. Es ſind ſchon neue Schiffe be-
ſtimmt, welche wieder dahin gehen ſollen. Die hieſige Ad-
miralitaͤt hat alle Schriften der Officiers, welche dieſe
Reiſe mitgemacht haben, verſiegeln laſſen, und in Be-
ſchlag genommen, indem man die Entdeckung noch ge-
heim halten will.

Vor einigen Tagen kam hier ein Schiff von Mißiſippi
mit einer Ladung Pelzwerk an, die auf 30000 Pf. Sterl.
geſchaͤtzt wird. Dies iſt das erſte Engliſche Schiff, wel-
ches aus dieſem Theile von America nach England
koͤmmt. Man hat mit demſelben eine ſo vortheilhafte
Beſchreibung von dieſem Lande erhalten, daß die Com-
miſſarien der Handlung und Seefahrt den Entſchluß
genommen, eine Colonie daſelbſt anzulegen.

Aus Quebeck in Canada wird gemeldet, daß ſich auf
100 Familien auf der Inſel Brevor, in der Mitte des
Sees Ontario, haͤuslich niedergelaſſen haben. Man
trifft daſelbſt die ſchoͤnſten und feinſten Sorten Pelzwerk
an. Zu St. Kitts in America iſt haͤufiger Regen ge-
fallen, weshalb daſelbſt eine reiche Zucker-Erndte er-
wartet wird. Der Zucker, welcher daſelbſt waͤchſet,
wird fuͤr die beſte Sorte gehalten.

Ein hieſiger Leinewandshaͤndler, Namens William
Moore, der große Einſichten in die Mechanik beſitzet,
und wegen ſeines neuerfundenen Pfluges bekannt iſt,
[Spaltenumbruch] hat eine beſondere neue Kutſche und auch einen neuen
Karren verfertiget, die man ſehr bewundert. Ein Pferd
kann in dem letztern ſo viel ziehen, als 6 Pferde in einem
gewoͤhnlichen Karren. Die Kutſche hat 2 Raͤder, welche
12 Fuß hoch ſind. Die Achſe gehet uͤber dieſelbe; die
Leute ſteigen von hinten hinein, und ſitzen ſeitwaͤrts ge-
gen einander uͤber. Der Sitz des Kutſchers iſt uͤber
der Kutſche. Sie hat ſonſt das Anſehen eines gewoͤhn-
lichen Fahrzeuges dieſer Art. Der Karren iſt auf eben
die Art verfertiget. Zwey Pferde koͤnnen 30 Saͤcke
Kohlen darinn ziehen, da man ſonſt 3 Pferde zu 12 Saͤcken
noͤthig hat. Die ungewoͤhnliche Hoͤhe der Raͤder er-
laubet den Pferden nicht, ſo geſchwinde wie ſonſt zu ge-
hen. Eine naͤhere Beſchreibung davon werden unſere
Journale mittheilen.

Die Reiſe des Herzogs von Glouceſter iſt bis zum
naͤchſtkommenden Octobermonat ausgeſetzet worden.

Zu Dower hat man einen Korb mit Eyern angehalten,
unter welchen ſich einige von Elfenbein, und in ſelbigen
viele goldene und ſilberne Spitzen befunden haben. Es
iſt dies nicht das erſtemal, daß man auf dieſe Art Con-
trebande einzufuͤhren geſucht hat. Die Gewinnſucht
macht den Witz der Menſchen unerſchoͤpflich.

Heute haͤtte ſich das Parlement verſammeln ſollen;
es iſt aber bis den 1ſten October proroguirt worden.

Man ſagt, der Graf von Harcourt werde nach ſeiner
Zuruͤckkunft aus Frankreich eine anſehnliche Stelle im
Miniſterio erhalten.

Aus Cadix hat man, daß einige Spaniſche Kriegs-
ſchiffe 3 Algieriſche Chebecken daſelbſt aufgebracht haben,
welche ſie als Kaper anſehen, da man keine Freybriefe
vom Dey bey ſelbigen gefunden. Zwo andere Chebecken
haben ſie in Grund gebohret.


Der Rußiſche Geſandte, Herr von Saldern, hat dem
Fuͤrſt Primas ein Schreiben uͤberſandt, deſſen Inhalt eben
nicht der angenehmſte geweſen ſeyn ſoll. Seit der Zeit
verlautet, daß die vorgeweſene Reiſe deſſelben aufgeſcho-
ben, und vielleicht aus ganz beſondern Gruͤnden gar nicht
vor ſich gehen werde. Bis jetzt iſt der Groß-Feldherr
von Litthauen, Oginsky, auf die an ihn ergangene Ein-
ladung, nach Warſchau zu kommen, hier noch nicht ein-
getroffen. Man zweifelt auch, daß jemand von den an-
dern eingeladenen Magnaten kommen werde. Die Con-
ferenzen ſind faſt gaͤnzlich abgebrochen, und der Rußiſche
Ambaſſadeur iſt ſchon an einigen Courtagen nicht bey
Hofe erſchienen. Die General-Confoͤderation faͤhret
noch immer fort, nach der von ihr bekannt gemachten
Art zu handeln. Man ſagt, daß ſelbige die ſeit einiger
Zeit von dem Koͤnige vergebenen Staroſteyen nicht in
Beſitz nehmen laſſen will. Auch ſoll eine Erlaͤuterung
in Franzoͤſiſcher Sprache uͤber die Declaration vom
25ſten May herausgekommen ſeyn. Laut Nachrichten
aus Petersburg ſoll der Kayſerl. Geſandte, Fuͤrſt Lobko-
witz, den daſigen Hof verlaſſen haben. Zufolge Briefen
von der Ungariſchen Grenze, hat ſich der Kayſerl. Cordon
zuruͤckgezogen, und wuͤrde auch gaͤnzlich aufgehoben wer-
den. Die Caſtellaninn von Podlachien, Miczzinsca, hat
ſich fuͤr den gefangenen Marſchall Beyko intercediret;
es iſt aber fruchtlos geweſen, und man wird denſelben
nach Kiow tranſportiren. Bey Wilkomirs iſt zwiſchen
den Ruſſen und dem Mundſchenk von Kanen, Koſſa-
kowsky, ein hartes Scharmuͤtzel geweſen, wobey Letzterer
viel eingebuͤßet haben ſoll. Zaremba, der ſeine Truppen
verlaſſen hatte, hat ſich in Pohlen wieder eingefunden,
und wirbt jetzt von neuem. Der Rittmeiſter Grabsky
[Spaltenumbruch]

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[[3]/0003] Wider Aly Bey ſollen 7 Baſſen marſchiren; dieſer aber ſchickt ſeinem General und Eidam 50000 Mann Verſtaͤrkung. Die nach Mecca gehende große Caravane iſt von den Arabern, vermuthlich auf Anſtiften des Aly Bey, ge- pluͤndert worden. Beſchluß der Nachrichten aus London, vom 23 Julii. Nachdem D.Solander und ſeine Geſellſchafter von ihrer Reiſe zuruͤckgekommen, ſo werden ihnen von den hieſigen Gelehrten verſchiedene Fragen vorgeleget. Sie haben in dem Suͤdlichen Theil der Erdkugel ein veſtes Land entdeckt. Es hat mit den Hollaͤndiſchen Specerey- Inſeln einerley Breite, woraus man ſchließen will, daß es dasjenige Land ſey, das in den Charten Nova Hollandia genannt wird, welches theils in Aſia, theils in America lieget, und bisher unter die unbekannten Laͤnder gerechnet worden. Die Einwohner dieſes Lan- des ſind nach der Ausſage unſerer Gelehrten ſehr hoͤflich und geſchickt, von Kupferfarbe; allein, ſonſt recht wohl- gewachſen. Herr Bank hat ſich einige Monat bey ihnen aufgehalten, und etwas von ihrer Sprache erler- net. Man findet keine Spur von Religion, noch Art des Gottesdienſtes unter ihnen. Zween der Einwohner dieſes Landes giengen freywillig mit unſern Gelehrten zu Schiffe, ſtarben aber zu Batavia an der rothen Ruhr. Ueberhaupt haben ſich dieſe Philoſophen 4 Monat in die- ſem Lande aufgehalten, und ihm den Namen Georgens Land beygeleget. Die beyden Juͤnglinge, welche zu Batavia geſtorben, haben ſich beym Anblick von Kut- ſchen und Pferden, noch mehr aber uͤber einen Spiegel, in welchem ſie ſich beſehen, gewundert. Es giebt viele Schweine in dieſem Lande, aber weder Pferde noch Rindvieh noch Schaafe. Sonſt haben ſie an 40 Inſeln entdeckt, welche bisher noch gaͤnzlich unbekannt geweſen, und die wohlbewohnt ſind. Sie haben auch eine ſchoͤne Sammlung von unbekannten Saamen und Pflanzen mitgebracht, von welchen ſie zum Beſten des Publicums eine Beſchreibung herausgeben werden. Einige haben ſie dem Koͤnigl. Garten zu Kew verehret. Man kann ſich leicht vorſtellen, daß man ſich von dieſer Entdeckung ſehr vieles verſpricht. Es ſind ſchon neue Schiffe be- ſtimmt, welche wieder dahin gehen ſollen. Die hieſige Ad- miralitaͤt hat alle Schriften der Officiers, welche dieſe Reiſe mitgemacht haben, verſiegeln laſſen, und in Be- ſchlag genommen, indem man die Entdeckung noch ge- heim halten will. Vor einigen Tagen kam hier ein Schiff von Mißiſippi mit einer Ladung Pelzwerk an, die auf 30000 Pf. Sterl. geſchaͤtzt wird. Dies iſt das erſte Engliſche Schiff, wel- ches aus dieſem Theile von America nach England koͤmmt. Man hat mit demſelben eine ſo vortheilhafte Beſchreibung von dieſem Lande erhalten, daß die Com- miſſarien der Handlung und Seefahrt den Entſchluß genommen, eine Colonie daſelbſt anzulegen. Aus Quebeck in Canada wird gemeldet, daß ſich auf 100 Familien auf der Inſel Brevor, in der Mitte des Sees Ontario, haͤuslich niedergelaſſen haben. Man trifft daſelbſt die ſchoͤnſten und feinſten Sorten Pelzwerk an. Zu St. Kitts in America iſt haͤufiger Regen ge- fallen, weshalb daſelbſt eine reiche Zucker-Erndte er- wartet wird. Der Zucker, welcher daſelbſt waͤchſet, wird fuͤr die beſte Sorte gehalten. Ein hieſiger Leinewandshaͤndler, Namens William Moore, der große Einſichten in die Mechanik beſitzet, und wegen ſeines neuerfundenen Pfluges bekannt iſt, hat eine beſondere neue Kutſche und auch einen neuen Karren verfertiget, die man ſehr bewundert. Ein Pferd kann in dem letztern ſo viel ziehen, als 6 Pferde in einem gewoͤhnlichen Karren. Die Kutſche hat 2 Raͤder, welche 12 Fuß hoch ſind. Die Achſe gehet uͤber dieſelbe; die Leute ſteigen von hinten hinein, und ſitzen ſeitwaͤrts ge- gen einander uͤber. Der Sitz des Kutſchers iſt uͤber der Kutſche. Sie hat ſonſt das Anſehen eines gewoͤhn- lichen Fahrzeuges dieſer Art. Der Karren iſt auf eben die Art verfertiget. Zwey Pferde koͤnnen 30 Saͤcke Kohlen darinn ziehen, da man ſonſt 3 Pferde zu 12 Saͤcken noͤthig hat. Die ungewoͤhnliche Hoͤhe der Raͤder er- laubet den Pferden nicht, ſo geſchwinde wie ſonſt zu ge- hen. Eine naͤhere Beſchreibung davon werden unſere Journale mittheilen. Die Reiſe des Herzogs von Glouceſter iſt bis zum naͤchſtkommenden Octobermonat ausgeſetzet worden. Zu Dower hat man einen Korb mit Eyern angehalten, unter welchen ſich einige von Elfenbein, und in ſelbigen viele goldene und ſilberne Spitzen befunden haben. Es iſt dies nicht das erſtemal, daß man auf dieſe Art Con- trebande einzufuͤhren geſucht hat. Die Gewinnſucht macht den Witz der Menſchen unerſchoͤpflich. Heute haͤtte ſich das Parlement verſammeln ſollen; es iſt aber bis den 1ſten October proroguirt worden. Man ſagt, der Graf von Harcourt werde nach ſeiner Zuruͤckkunft aus Frankreich eine anſehnliche Stelle im Miniſterio erhalten. Aus Cadix hat man, daß einige Spaniſche Kriegs- ſchiffe 3 Algieriſche Chebecken daſelbſt aufgebracht haben, welche ſie als Kaper anſehen, da man keine Freybriefe vom Dey bey ſelbigen gefunden. Zwo andere Chebecken haben ſie in Grund gebohret. Warſchau, den 24 Julii. Der Rußiſche Geſandte, Herr von Saldern, hat dem Fuͤrſt Primas ein Schreiben uͤberſandt, deſſen Inhalt eben nicht der angenehmſte geweſen ſeyn ſoll. Seit der Zeit verlautet, daß die vorgeweſene Reiſe deſſelben aufgeſcho- ben, und vielleicht aus ganz beſondern Gruͤnden gar nicht vor ſich gehen werde. Bis jetzt iſt der Groß-Feldherr von Litthauen, Oginsky, auf die an ihn ergangene Ein- ladung, nach Warſchau zu kommen, hier noch nicht ein- getroffen. Man zweifelt auch, daß jemand von den an- dern eingeladenen Magnaten kommen werde. Die Con- ferenzen ſind faſt gaͤnzlich abgebrochen, und der Rußiſche Ambaſſadeur iſt ſchon an einigen Courtagen nicht bey Hofe erſchienen. Die General-Confoͤderation faͤhret noch immer fort, nach der von ihr bekannt gemachten Art zu handeln. Man ſagt, daß ſelbige die ſeit einiger Zeit von dem Koͤnige vergebenen Staroſteyen nicht in Beſitz nehmen laſſen will. Auch ſoll eine Erlaͤuterung in Franzoͤſiſcher Sprache uͤber die Declaration vom 25ſten May herausgekommen ſeyn. Laut Nachrichten aus Petersburg ſoll der Kayſerl. Geſandte, Fuͤrſt Lobko- witz, den daſigen Hof verlaſſen haben. Zufolge Briefen von der Ungariſchen Grenze, hat ſich der Kayſerl. Cordon zuruͤckgezogen, und wuͤrde auch gaͤnzlich aufgehoben wer- den. Die Caſtellaninn von Podlachien, Miczzinsca, hat ſich fuͤr den gefangenen Marſchall Beyko intercediret; es iſt aber fruchtlos geweſen, und man wird denſelben nach Kiow tranſportiren. Bey Wilkomirs iſt zwiſchen den Ruſſen und dem Mundſchenk von Kanen, Koſſa- kowsky, ein hartes Scharmuͤtzel geweſen, wobey Letzterer viel eingebuͤßet haben ſoll. Zaremba, der ſeine Truppen verlaſſen hatte, hat ſich in Pohlen wieder eingefunden, und wirbt jetzt von neuem. Der Rittmeiſter Grabsky

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1230208_1771/3>, abgerufen am 21.11.2024.