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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771.

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von den Conföderirten hat den Woywoden von Smo-
lensk, Mirzcjewsky, und den Hn. Dzickonsky, welche von
den Bielakischen Uhlanen 50 Mann zur Bedeckung bey
sich hatten, aufgehoben, und denselben 700 Ducaten
und 11000 Fl. Pohln. abgenommen.


Se. Majestät, der König, haben das General-Com-
merz-Collegium aufgehoben, und dessen Geschäffte dem
Königl. Finanz-Collegio und den Kammern übertragen
lassen. Die Deputirten im Finanz-Collegio sollen, dem
Vernehmen nach, an jährlicher Gage zu genießen haben,
3000 Rthlr. Die Committirten 12 bis 1600 Rthlr.
Die Secretairs 500 Rthlr. Die Renteschreiber 900 Rthlr.
Die Bevollmächtigten 200 Rthlr. Die Archivarii 6 bis
800 Rthlr. Die Registratores 300 Rthlr. Die Expedi-
tions-Secretairs 600 Rthlr. und die Copiisten 150 Rthlr.

Die in diesem Jahr auf hiesige Akademie geschickte
Studenten, 143 an der Zahl, sind den 25sten dieses
immatriculiret worden.

Heute hat das Kriegsschiff Wilhelmina, geführt vom
Capitain Bendir Bille, auf die Rhede geleget.

Vorgestern ist des hochsel. Königs Friedrich V. Bild-
säule zu Pferde in der neuen Friedrichsstadt entblößet
worden.


Piscator hat gedruckt: Ein sehr lehrreiches und rüh-
rendes Gedicht, auf 1 Bogen in 4. Es führet folgen-
den Titel: An seine, durch Ueberschwemmung, un-
glücklich gewordene Landesleute. Von einem Ham-
burger in R --
Der ehrwürdige Herr Verfasser hat
sich schon längst durch manche geistvolle Schrift be-
kannt gemacht. Empfindsame Gemüther werden das
erwähnte Gedicht gewiß mehr als einmal lesen, und
ihre Menschenliebe wird sich dabey einer sanften Zähre
nicht enthalten können. Es ist bey Piscator zu haben:
auf feinem Papiere für 2 ßl. und auf geringem Papiere
für 1 ßl. weil die edle Absicht des Herrn Verfassers
will, daß es zum Nutzen derer, die durch die jüngste
Ueberschwemmung in Unglück gerathen sind, verkauft
werden soll. Wir hoffen also mit gutem Grunde, daß
niemand so unchristlich seyn werde, dieses Gedicht auf
irgend einige Weise nachzudrucken, und den Nothlei-
denden dadurch das Ihrige zu entziehen.

Das Wasser ist bis jetzt überhaupt 7 Fuß gefallen.
Die Brücke, welche nach dem Deiche gehet, ist nun
völlig frey, und im Billwärder nimmt das Wasser
schon so ab, daß einige Einwohner ihre verlassene Häu-
ser wieder zu beziehen anfangen. Der Abfall des
Wassers würde indessen viel stärker seyn, wenn der
beständige Regen und der anhaltende Westwind, den
wir nun seit Johannis fast täglich gehabt, den Ablauf nicht
verhinderten. Wegen unserer Schleusen ist nun weiter
nichts zu befürchten.




Von gelehrten Sachen.

"Geheimes Tagebuch. Von einem Beobachter
"Seiner selbst
. Leipzig, bey Weidmanns Erben und
"Reich.1771." Dieses Tagebuch enthält einen merk-
würdigen Beytrag zur Geschichte des menschlichen Her-
zens. Der Herausgeber versichert, daß der Verfasser
wol nie daran gedacht, daß seine Empfindungen und
Beobachtungen einmal unter die Augen des Publicums
treten sollten. Wir wollen dies auch glauben; denn
wäre ein Anschein da, daß der Beobachter, um gedruckt
zu werden, geschrieben hätte, so würden wir einige
[Spaltenumbruch] Stücke in diesem Tagebuch aus einem ganz andern Ge-
sichtspunkt ansehen, als wir jetzt thun. Ueberhaupt
scheint der Verfasser zu den strengern Moralisten zu ge-
hören, die gemeiniglich in den Fehler verfallen, daß
sie den Charakter eines rechtschaffenen Christen mehr in
Speculation und Betrachtungen, als in Thätigkeit und
herrschende Fertigkeit, das Gute auszuüben, zu setzen
pflegen. Der Christ höret nie auf, ein Mensch zu seyn.
Er hat also einen Körper, der zu genau mit seiner Seele
verbunden ist, als daß er ganz ohne alle Sinnlichkeit
seyn könnte. Verlangt man also diese ganz auszurot-
ten, so will man etwas wider die menschlich Natur.
Gesetzt, ich hätte eine Nacht schlaflos hinbringen müssen,
ohne daß meine vorhergegangene böse Handlungen
Schuld an dieser Schlaflosigkeit wären, und ich empfände
nun des Morgens keine solche lebhafte Munterkeit zum
Gebet, als sonsten, so würde ich meinem Herzen sehr
unrecht thun, wenn ich es wegen dieses Mangels der
Munterkeit träge, verderbt oder feindselig wider Gott
nennen wollte. Der Körper hat zu viel Einfluß aufs
Denken, die Bewegungen desselben gerathen zu oft, auch
wider unser Verschulden, in Unordnung, als daß man
allezeit die Ursache der nicht gegenwärtigen Munterkeit
der Seele, einer freywilligen Trägheit derselben zu-
schreiben könnte. Einige Stellen in dem gegenwärtigen
Werke haben uns Anlaß zu dieser Anmerkung gegeben,
die wir aber gar nicht zum Nachtheil der nöthigen
Selbsterkenntniß und pflichtmäßigen Aufmerksamkeit auf
uns selbst ausgedehnt wissen wollen. Wir sind mit dem
Beobachter sehr zufrieden, daß er die geheimsten Falten
seines Herzens auszuspähen sucht, und die Treuherzig-
keit, mit welcher er einige seiner Empfindungen niederge-
schrieben, lassen uns an seinem redlichen Charakter
nicht zweifeln. Man urtheile über sich selbst so strenge,
als man Gründe dazu bey sich findet. Man hüte sich
aber, nun nicht gleich über andere Dinge oder Personen,
bloß in Rücksicht auf die Gründe, die mich zu diesem
oder jenem Urtheil über mich selbst bewogen haben, eben
so zu urtheilen, als wenn nun das bey andern noth-
wendig eben so seyn müßte, als bey mir. Dies kann
zu manchen Ungerechtigkeiten verführen. Daher kömmt
vermuthlich das Befremden des Verfassers, daß viele
Schriftausleger mit ihm über den Sinn der Stelle:
So dir jemand einen Streich giebet auf der rechten
Backen, etc.
nicht einig sind; daher das Urtheil über
einige Geistliche, das er am 16ten Januar niedergeschrie-
ben, aber nicht hätte niederschreiben sollen, es wäre
denn, daß er mehreres beygebracht hätte, aus welchem
man die Richtigkeit seines Urtheils hätte einsehen kön-
nen. (Die Fortsetzung folgt.)

Erfurt.

Herr Riedel hat seine Professur niedergelegt.

Nachricht.

Heute wird bey H. C. Grund das 13te Stück der
Wochenschrift: Nahrung des Vergnügens für den-
kende Leser
, ausgegeben. Die Verfasser stellen darinn
eine Betrachtung über den allhier gefeyerten Bußtag an.
Alsdenn erzählen und beurtheilen sie die Mittel, welche
unglücklichen Personen insgemein zum Troste vorge-
schlagen werden. -- Es stehet jedem noch beständig frey,
auf das ganze Jahr 2 Mk. 8 ßl. zu pränumeriren. Aus-
wärtige aber, denen diese Wochenschrift wöchentlich zu-
gesandt werden soll, bezahlen, nebst dem Couvertiren,
für das ganze Jahr 1 Rthlr. 8 Ggr. in Zweydrittel-
Stücken voraus.




(Hierbey folgt eine Beylage.)
[Ende Spaltensatz]

von den Confoͤderirten hat den Woywoden von Smo-
lensk, Mirzcjewsky, und den Hn. Dzickonsky, welche von
den Bielakiſchen Uhlanen 50 Mann zur Bedeckung bey
ſich hatten, aufgehoben, und denſelben 700 Ducaten
und 11000 Fl. Pohln. abgenommen.


Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben das General-Com-
merz-Collegium aufgehoben, und deſſen Geſchaͤffte dem
Koͤnigl. Finanz-Collegio und den Kammern uͤbertragen
laſſen. Die Deputirten im Finanz-Collegio ſollen, dem
Vernehmen nach, an jaͤhrlicher Gage zu genießen haben,
3000 Rthlr. Die Committirten 12 bis 1600 Rthlr.
Die Secretairs 500 Rthlr. Die Renteſchreiber 900 Rthlr.
Die Bevollmaͤchtigten 200 Rthlr. Die Archivarii 6 bis
800 Rthlr. Die Regiſtratores 300 Rthlr. Die Expedi-
tions-Secretairs 600 Rthlr. und die Copiiſten 150 Rthlr.

Die in dieſem Jahr auf hieſige Akademie geſchickte
Studenten, 143 an der Zahl, ſind den 25ſten dieſes
immatriculiret worden.

Heute hat das Kriegsſchiff Wilhelmina, gefuͤhrt vom
Capitain Bendir Bille, auf die Rhede geleget.

Vorgeſtern iſt des hochſel. Koͤnigs Friedrich V. Bild-
ſaͤule zu Pferde in der neuen Friedrichsſtadt entbloͤßet
worden.


Piſcator hat gedruckt: Ein ſehr lehrreiches und ruͤh-
rendes Gedicht, auf 1 Bogen in 4. Es fuͤhret folgen-
den Titel: An ſeine, durch Ueberſchwemmung, un-
gluͤcklich gewordene Landesleute. Von einem Ham-
burger in R —
Der ehrwuͤrdige Herr Verfaſſer hat
ſich ſchon laͤngſt durch manche geiſtvolle Schrift be-
kannt gemacht. Empfindſame Gemuͤther werden das
erwaͤhnte Gedicht gewiß mehr als einmal leſen, und
ihre Menſchenliebe wird ſich dabey einer ſanften Zaͤhre
nicht enthalten koͤnnen. Es iſt bey Piſcator zu haben:
auf feinem Papiere fuͤr 2 ßl. und auf geringem Papiere
fuͤr 1 ßl. weil die edle Abſicht des Herrn Verfaſſers
will, daß es zum Nutzen derer, die durch die juͤngſte
Ueberſchwemmung in Ungluͤck gerathen ſind, verkauft
werden ſoll. Wir hoffen alſo mit gutem Grunde, daß
niemand ſo unchriſtlich ſeyn werde, dieſes Gedicht auf
irgend einige Weiſe nachzudrucken, und den Nothlei-
denden dadurch das Ihrige zu entziehen.

Das Waſſer iſt bis jetzt uͤberhaupt 7 Fuß gefallen.
Die Bruͤcke, welche nach dem Deiche gehet, iſt nun
voͤllig frey, und im Billwaͤrder nimmt das Waſſer
ſchon ſo ab, daß einige Einwohner ihre verlaſſene Haͤu-
ſer wieder zu beziehen anfangen. Der Abfall des
Waſſers wuͤrde indeſſen viel ſtaͤrker ſeyn, wenn der
beſtaͤndige Regen und der anhaltende Weſtwind, den
wir nun ſeit Johannis faſt taͤglich gehabt, den Ablauf nicht
verhinderten. Wegen unſerer Schleuſen iſt nun weiter
nichts zu befuͤrchten.




Von gelehrten Sachen.

“Geheimes Tagebuch. Von einem Beobachter
“Seiner ſelbſt
. Leipzig, bey Weidmanns Erben und
“Reich.1771.” Dieſes Tagebuch enthaͤlt einen merk-
wuͤrdigen Beytrag zur Geſchichte des menſchlichen Her-
zens. Der Herausgeber verſichert, daß der Verfaſſer
wol nie daran gedacht, daß ſeine Empfindungen und
Beobachtungen einmal unter die Augen des Publicums
treten ſollten. Wir wollen dies auch glauben; denn
waͤre ein Anſchein da, daß der Beobachter, um gedruckt
zu werden, geſchrieben haͤtte, ſo wuͤrden wir einige
[Spaltenumbruch] Stuͤcke in dieſem Tagebuch aus einem ganz andern Ge-
ſichtspunkt anſehen, als wir jetzt thun. Ueberhaupt
ſcheint der Verfaſſer zu den ſtrengern Moraliſten zu ge-
hoͤren, die gemeiniglich in den Fehler verfallen, daß
ſie den Charakter eines rechtſchaffenen Chriſten mehr in
Speculation und Betrachtungen, als in Thaͤtigkeit und
herrſchende Fertigkeit, das Gute auszuuͤben, zu ſetzen
pflegen. Der Chriſt hoͤret nie auf, ein Menſch zu ſeyn.
Er hat alſo einen Koͤrper, der zu genau mit ſeiner Seele
verbunden iſt, als daß er ganz ohne alle Sinnlichkeit
ſeyn koͤnnte. Verlangt man alſo dieſe ganz auszurot-
ten, ſo will man etwas wider die menſchlich Natur.
Geſetzt, ich haͤtte eine Nacht ſchlaflos hinbringen muͤſſen,
ohne daß meine vorhergegangene boͤſe Handlungen
Schuld an dieſer Schlafloſigkeit waͤren, und ich empfaͤnde
nun des Morgens keine ſolche lebhafte Munterkeit zum
Gebet, als ſonſten, ſo wuͤrde ich meinem Herzen ſehr
unrecht thun, wenn ich es wegen dieſes Mangels der
Munterkeit traͤge, verderbt oder feindſelig wider Gott
nennen wollte. Der Koͤrper hat zu viel Einfluß aufs
Denken, die Bewegungen deſſelben gerathen zu oft, auch
wider unſer Verſchulden, in Unordnung, als daß man
allezeit die Urſache der nicht gegenwaͤrtigen Munterkeit
der Seele, einer freywilligen Traͤgheit derſelben zu-
ſchreiben koͤnnte. Einige Stellen in dem gegenwaͤrtigen
Werke haben uns Anlaß zu dieſer Anmerkung gegeben,
die wir aber gar nicht zum Nachtheil der noͤthigen
Selbſterkenntniß und pflichtmaͤßigen Aufmerkſamkeit auf
uns ſelbſt ausgedehnt wiſſen wollen. Wir ſind mit dem
Beobachter ſehr zufrieden, daß er die geheimſten Falten
ſeines Herzens auszuſpaͤhen ſucht, und die Treuherzig-
keit, mit welcher er einige ſeiner Empfindungen niederge-
ſchrieben, laſſen uns an ſeinem redlichen Charakter
nicht zweifeln. Man urtheile uͤber ſich ſelbſt ſo ſtrenge,
als man Gruͤnde dazu bey ſich findet. Man huͤte ſich
aber, nun nicht gleich uͤber andere Dinge oder Perſonen,
bloß in Ruͤckſicht auf die Gruͤnde, die mich zu dieſem
oder jenem Urtheil uͤber mich ſelbſt bewogen haben, eben
ſo zu urtheilen, als wenn nun das bey andern noth-
wendig eben ſo ſeyn muͤßte, als bey mir. Dies kann
zu manchen Ungerechtigkeiten verfuͤhren. Daher koͤmmt
vermuthlich das Befremden des Verfaſſers, daß viele
Schriftausleger mit ihm uͤber den Sinn der Stelle:
So dir jemand einen Streich giebet auf der rechten
Backen, ꝛc.
nicht einig ſind; daher das Urtheil uͤber
einige Geiſtliche, das er am 16ten Januar niedergeſchrie-
ben, aber nicht haͤtte niederſchreiben ſollen, es waͤre
denn, daß er mehreres beygebracht haͤtte, aus welchem
man die Richtigkeit ſeines Urtheils haͤtte einſehen koͤn-
nen. (Die Fortſetzung folgt.)

Erfurt.

Herr Riedel hat ſeine Profeſſur niedergelegt.

Nachricht.

Heute wird bey H. C. Grund das 13te Stuͤck der
Wochenſchrift: Nahrung des Vergnuͤgens fuͤr den-
kende Leſer
, ausgegeben. Die Verfaſſer ſtellen darinn
eine Betrachtung uͤber den allhier gefeyerten Bußtag an.
Alsdenn erzaͤhlen und beurtheilen ſie die Mittel, welche
ungluͤcklichen Perſonen insgemein zum Troſte vorge-
ſchlagen werden. — Es ſtehet jedem noch beſtaͤndig frey,
auf das ganze Jahr 2 Mk. 8 ßl. zu praͤnumeriren. Aus-
waͤrtige aber, denen dieſe Wochenſchrift woͤchentlich zu-
geſandt werden ſoll, bezahlen, nebſt dem Couvertiren,
fuͤr das ganze Jahr 1 Rthlr. 8 Ggr. in Zweydrittel-
Stuͤcken voraus.




(Hierbey folgt eine Beylage.)
[Ende Spaltensatz]
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[[4]/0004] von den Confoͤderirten hat den Woywoden von Smo- lensk, Mirzcjewsky, und den Hn. Dzickonsky, welche von den Bielakiſchen Uhlanen 50 Mann zur Bedeckung bey ſich hatten, aufgehoben, und denſelben 700 Ducaten und 11000 Fl. Pohln. abgenommen. Copenhagen, den 27 Julii. Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben das General-Com- merz-Collegium aufgehoben, und deſſen Geſchaͤffte dem Koͤnigl. Finanz-Collegio und den Kammern uͤbertragen laſſen. Die Deputirten im Finanz-Collegio ſollen, dem Vernehmen nach, an jaͤhrlicher Gage zu genießen haben, 3000 Rthlr. Die Committirten 12 bis 1600 Rthlr. Die Secretairs 500 Rthlr. Die Renteſchreiber 900 Rthlr. Die Bevollmaͤchtigten 200 Rthlr. Die Archivarii 6 bis 800 Rthlr. Die Regiſtratores 300 Rthlr. Die Expedi- tions-Secretairs 600 Rthlr. und die Copiiſten 150 Rthlr. Die in dieſem Jahr auf hieſige Akademie geſchickte Studenten, 143 an der Zahl, ſind den 25ſten dieſes immatriculiret worden. Heute hat das Kriegsſchiff Wilhelmina, gefuͤhrt vom Capitain Bendir Bille, auf die Rhede geleget. Vorgeſtern iſt des hochſel. Koͤnigs Friedrich V. Bild- ſaͤule zu Pferde in der neuen Friedrichsſtadt entbloͤßet worden. Hamburg, den 1 Auguſt. Piſcator hat gedruckt: Ein ſehr lehrreiches und ruͤh- rendes Gedicht, auf 1 Bogen in 4. Es fuͤhret folgen- den Titel: An ſeine, durch Ueberſchwemmung, un- gluͤcklich gewordene Landesleute. Von einem Ham- burger in R — Der ehrwuͤrdige Herr Verfaſſer hat ſich ſchon laͤngſt durch manche geiſtvolle Schrift be- kannt gemacht. Empfindſame Gemuͤther werden das erwaͤhnte Gedicht gewiß mehr als einmal leſen, und ihre Menſchenliebe wird ſich dabey einer ſanften Zaͤhre nicht enthalten koͤnnen. Es iſt bey Piſcator zu haben: auf feinem Papiere fuͤr 2 ßl. und auf geringem Papiere fuͤr 1 ßl. weil die edle Abſicht des Herrn Verfaſſers will, daß es zum Nutzen derer, die durch die juͤngſte Ueberſchwemmung in Ungluͤck gerathen ſind, verkauft werden ſoll. Wir hoffen alſo mit gutem Grunde, daß niemand ſo unchriſtlich ſeyn werde, dieſes Gedicht auf irgend einige Weiſe nachzudrucken, und den Nothlei- denden dadurch das Ihrige zu entziehen. Das Waſſer iſt bis jetzt uͤberhaupt 7 Fuß gefallen. Die Bruͤcke, welche nach dem Deiche gehet, iſt nun voͤllig frey, und im Billwaͤrder nimmt das Waſſer ſchon ſo ab, daß einige Einwohner ihre verlaſſene Haͤu- ſer wieder zu beziehen anfangen. Der Abfall des Waſſers wuͤrde indeſſen viel ſtaͤrker ſeyn, wenn der beſtaͤndige Regen und der anhaltende Weſtwind, den wir nun ſeit Johannis faſt taͤglich gehabt, den Ablauf nicht verhinderten. Wegen unſerer Schleuſen iſt nun weiter nichts zu befuͤrchten. Von gelehrten Sachen. “Geheimes Tagebuch. Von einem Beobachter “Seiner ſelbſt. Leipzig, bey Weidmanns Erben und “Reich.1771.” Dieſes Tagebuch enthaͤlt einen merk- wuͤrdigen Beytrag zur Geſchichte des menſchlichen Her- zens. Der Herausgeber verſichert, daß der Verfaſſer wol nie daran gedacht, daß ſeine Empfindungen und Beobachtungen einmal unter die Augen des Publicums treten ſollten. Wir wollen dies auch glauben; denn waͤre ein Anſchein da, daß der Beobachter, um gedruckt zu werden, geſchrieben haͤtte, ſo wuͤrden wir einige Stuͤcke in dieſem Tagebuch aus einem ganz andern Ge- ſichtspunkt anſehen, als wir jetzt thun. Ueberhaupt ſcheint der Verfaſſer zu den ſtrengern Moraliſten zu ge- hoͤren, die gemeiniglich in den Fehler verfallen, daß ſie den Charakter eines rechtſchaffenen Chriſten mehr in Speculation und Betrachtungen, als in Thaͤtigkeit und herrſchende Fertigkeit, das Gute auszuuͤben, zu ſetzen pflegen. Der Chriſt hoͤret nie auf, ein Menſch zu ſeyn. Er hat alſo einen Koͤrper, der zu genau mit ſeiner Seele verbunden iſt, als daß er ganz ohne alle Sinnlichkeit ſeyn koͤnnte. Verlangt man alſo dieſe ganz auszurot- ten, ſo will man etwas wider die menſchlich Natur. Geſetzt, ich haͤtte eine Nacht ſchlaflos hinbringen muͤſſen, ohne daß meine vorhergegangene boͤſe Handlungen Schuld an dieſer Schlafloſigkeit waͤren, und ich empfaͤnde nun des Morgens keine ſolche lebhafte Munterkeit zum Gebet, als ſonſten, ſo wuͤrde ich meinem Herzen ſehr unrecht thun, wenn ich es wegen dieſes Mangels der Munterkeit traͤge, verderbt oder feindſelig wider Gott nennen wollte. Der Koͤrper hat zu viel Einfluß aufs Denken, die Bewegungen deſſelben gerathen zu oft, auch wider unſer Verſchulden, in Unordnung, als daß man allezeit die Urſache der nicht gegenwaͤrtigen Munterkeit der Seele, einer freywilligen Traͤgheit derſelben zu- ſchreiben koͤnnte. Einige Stellen in dem gegenwaͤrtigen Werke haben uns Anlaß zu dieſer Anmerkung gegeben, die wir aber gar nicht zum Nachtheil der noͤthigen Selbſterkenntniß und pflichtmaͤßigen Aufmerkſamkeit auf uns ſelbſt ausgedehnt wiſſen wollen. Wir ſind mit dem Beobachter ſehr zufrieden, daß er die geheimſten Falten ſeines Herzens auszuſpaͤhen ſucht, und die Treuherzig- keit, mit welcher er einige ſeiner Empfindungen niederge- ſchrieben, laſſen uns an ſeinem redlichen Charakter nicht zweifeln. Man urtheile uͤber ſich ſelbſt ſo ſtrenge, als man Gruͤnde dazu bey ſich findet. Man huͤte ſich aber, nun nicht gleich uͤber andere Dinge oder Perſonen, bloß in Ruͤckſicht auf die Gruͤnde, die mich zu dieſem oder jenem Urtheil uͤber mich ſelbſt bewogen haben, eben ſo zu urtheilen, als wenn nun das bey andern noth- wendig eben ſo ſeyn muͤßte, als bey mir. Dies kann zu manchen Ungerechtigkeiten verfuͤhren. Daher koͤmmt vermuthlich das Befremden des Verfaſſers, daß viele Schriftausleger mit ihm uͤber den Sinn der Stelle: So dir jemand einen Streich giebet auf der rechten Backen, ꝛc. nicht einig ſind; daher das Urtheil uͤber einige Geiſtliche, das er am 16ten Januar niedergeſchrie- ben, aber nicht haͤtte niederſchreiben ſollen, es waͤre denn, daß er mehreres beygebracht haͤtte, aus welchem man die Richtigkeit ſeines Urtheils haͤtte einſehen koͤn- nen. (Die Fortſetzung folgt.) Erfurt. Herr Riedel hat ſeine Profeſſur niedergelegt. Nachricht. Heute wird bey H. C. Grund das 13te Stuͤck der Wochenſchrift: Nahrung des Vergnuͤgens fuͤr den- kende Leſer, ausgegeben. Die Verfaſſer ſtellen darinn eine Betrachtung uͤber den allhier gefeyerten Bußtag an. Alsdenn erzaͤhlen und beurtheilen ſie die Mittel, welche ungluͤcklichen Perſonen insgemein zum Troſte vorge- ſchlagen werden. — Es ſtehet jedem noch beſtaͤndig frey, auf das ganze Jahr 2 Mk. 8 ßl. zu praͤnumeriren. Aus- waͤrtige aber, denen dieſe Wochenſchrift woͤchentlich zu- geſandt werden ſoll, bezahlen, nebſt dem Couvertiren, fuͤr das ganze Jahr 1 Rthlr. 8 Ggr. in Zweydrittel- Stuͤcken voraus. (Hierbey folgt eine Beylage.)

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1230208_1771/4>, abgerufen am 22.11.2024.