Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 129, Hamburg, 15. August 1731.[Spaltenumbruch]
Groß-Brittannien war heute mit den Herren Ab- Brüssel, den 6. August [Spaltenumbruch]
Vorige Woche kamen zween Abgefertigte an, Wien, den 1. Aug. Dieser Tagen ist der Herr Graf von Virmond [Spaltenumbruch]
Groß-Brittannien war heute mit den Herren Ab- Brüſſel, den 6. Auguſt [Spaltenumbruch]
Vorige Woche kamen zween Abgefertigte an, Wien, den 1. Aug. Dieſer Tagen iſt der Herr Graf von Virmond <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> Groß-Brittannien war heute mit den Herren Ab-<lb/> geordneten von der Regierung in Unterredung.<lb/> Herr Woodward, auſſerordentlicher Abgeſand-<lb/> ter des Koͤnigs von Groß-Brittannien bey dem<lb/> Koͤnig und der Republic Pohlen, iſt von Dreßden<lb/> hier durch nach Londen abgereiſet, um ſeine beſon-<lb/> dere Zufaͤlle abzuwarten. Don Louis Dacunha,<lb/> Gevollmaͤchtigter Miniſter des Koͤnigs von Portu-<lb/> gal beſprach ſich dieſe Tage mit einigen Herren von<lb/> der Regierung. Wie man vernimmt, ſo wird der<lb/> Prinz von Naſſau-Oranien noch einige Tage all-<lb/> hier verbleiben, ſodann aber ſich nach Caſſel bege-<lb/> ben, um ſich mit des Koͤnigs in Schweden Majeſt.<lb/> zu unterreden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Brüſſel, den 6. Auguſt</hi> </dateline><lb/> <p>Vorige Woche kamen zween Abgefertigte an,<lb/> ſowol mit Briefe an die Erz-Herzogin Gouvernan-<lb/> tin, als an den Herzog von Lotthringen. Der<lb/> Graf von Vehlen iſt mit ſeiner Anverwandtin, der<lb/> Graͤfin von Limburg-Styrum von Aachen ange-<lb/> kommen. Vorgeſtern iſt der Herzog von Lotthrin-<lb/> gen aus Mons zu Aath angelanget, allwo Ihro<lb/> Koͤnigl. Hoheit durch den Marquis von Littha,<lb/> Obriſten-Lieutenant des Regiments von Vehlen,<lb/> bewillkommet worden. Der Fuͤrſt Dominicus<lb/> von Loͤwenſtein, ein Anverwandter des verſtor-<lb/> benen Abts von Stabelo und Malmedy iſt der Er-<lb/> be von deſſelben im Luxemburgiſchen gelegenen be-<lb/> traͤchtlichen Guͤtern; als da ſind Neuchatel, Chaſ-<lb/> ſeyierre, Montagu, Herbimont und Rochefort.<lb/> Unter den Competenten zu beyden verledigten Ab-<lb/> theyen Stavelo und Malmedy iſt der Cardinal von<lb/> Schoͤnborn, ſo dermahlen auf ſeiner Commende-<lb/> rey von Altenbiſſen ohnweit Maſtricht ſich befindet.<lb/> Man vermeinet aber, daß die Dom-Herren wol ei-<lb/> nen aus ihrem Capitul zum Abt erwaͤhlen moͤgten,<lb/> und zu dem erledigten Biſchoffthum von Dornick<lb/> kommen der Biſchof von Ramur und der Graf von<lb/> Sinzendorf, des Kayſerlichen Ober-Hof-Canz-<lb/> lers vierter Sohn, in Anmerckung. Dieſes Bi-<lb/> ſchoffthum hat ohngefehr 25000. Pattacons jaͤhr-<lb/> licher Einkuͤnfte, mit dem Vorrechte, 40. Canoni-<lb/> caten oder Praͤbenden nach Gefallen zu vergeben.<lb/> In Flandern machet man groſſe Zubereitungen,<lb/> um den Herzog von Lotthringen zu empfangen.<lb/> Der Pater Andreas Eſſer von der Societaͤt JEſu<lb/> iſt bey dem jungen Prinzen von Sulzbach Aufſeher<lb/> worden.</p> </div><lb/> <cb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Wien, den 1. Aug.</hi> </dateline><lb/> <p>Dieſer Tagen iſt der Herr Graf von Virmond<lb/> von hier zu dero hohen Ammte nach Wezlar und<lb/> vorgeſtern der Herr Baron von Danckelmann,<lb/> Kayſerl. Reichs-Hof-Raht nach Berlin abgereiſet.<lb/> Sonſten iſt man allhier beſchaͤfftiget, wie die Mon-<lb/> tur der ſaͤmmtlichen Kayſerl. Regimenter in eins<lb/> eingezogen, und ordentlich vergeben werden koͤn-<lb/> te, und finden ſich ſchon einige Vorſchlags-Ma-<lb/> cher. Allem Vernehmen nach, ſind Ihro Kayſerl.<lb/> Majeſtaͤt entſchloſſen, die Stadt Belgrad zu einer<lb/> Haupt- und Handel-Stadt zu machen. Da ſoll der<lb/> Sau-Fluß um ſelbige herum gefuͤhret, und ein<lb/> Arm davon in die Donau geleitet, auch da ſonſten<lb/> Monatlich 38000. Gulden, kuͤnfftighin 60000.<lb/> dazu verwendet werden, um ſo wohl alles an der<lb/> Stadt, als an der Fortification auf das beſte ein-<lb/> zurichten, und der Tuͤrkiſchen Veſtung Niſſa einen<lb/> betraͤchtlichen Ort entgegen zuſezen. Die Haupt-<lb/> Straſſen ſolten 6. Klaffter breit und mit gutem Pfla-<lb/> ſter verſehen, gemacht werdẽ, daß alſo ſolche Arbeit<lb/> nach dem Vorſchlag, wañ die Arbeiter nicht verdop-<lb/> pelt wuͤrden, wohl gegen 20. Jahr dauren doͤrfte.<lb/> Es hat ſich vor einigen Jahren begeben, daß ein<lb/> Boͤhmiſcher Cavalier, deſſen Nahmen man ver-<lb/> ſchweigen will, die ihm durch ein Teſtament<lb/> als Vormund anvertraute zwey Pflegbefohlne,<lb/> aus Boͤhmen nach Manheim in ihrer Min-<lb/> derjaͤhrigkeit gebracht. Ob nun wol nachhero von<lb/> hier aus die Reſtitution derſelben begehret worden;<lb/> ſo iſt doch ſolche nicht erfolget. Inzwiſchen hat<lb/> die Aelteſte, weil ſie die in den Boͤhmiſchen Land-<lb/> Rechten vorgeſchriebene Majorennitaͤt der 22.<lb/> Jahre noch nicht erlanget, bey der Boͤhmiſchen<lb/> Canzley fuͤr muͤndig erklaͤret zu werden angeſu-<lb/> chet, und ſolches mit dieſer Reſtriction erhalten,<lb/> daß ſie ſich ohne Vorbewuſt und Einwilligung des<lb/> oberſten Vormundes nicht verheyrathen, noch viel<lb/> weniger ihre in Boͤhmen gelegenen Guͤter, welche<lb/> ſich auf 100000. Rthlr. belauffen ſollen, veraͤuſ-<lb/> ſern ſolle. Nichts deſto weniger hat ſich dieſelbe<lb/> mit einem gewiſſen Fraͤnckiſchen Cavalier zu<lb/> Manheim verſprochen, und darauf, nachdem ihr<lb/> Braͤutigam von einem Vicario die Erlaubniß zur<lb/> Prieſterlichen Copulation erhalten, und beyde den<lb/> Eyd, daß keines ſonſten ſich verbindlich gemacht,<lb/> abgeleget haben, durch einen Dorf-Pfarrer die<lb/> Trauung vollziehen laſſen. Hierauf iſt dieſes Ehe-<lb/> Paar vor ongefehr 3. Monathen hieher gekom̃en,<lb/> ihre Sache in Richtigkeit zu bringen. Wobey<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
Groß-Brittannien war heute mit den Herren Ab-
geordneten von der Regierung in Unterredung.
Herr Woodward, auſſerordentlicher Abgeſand-
ter des Koͤnigs von Groß-Brittannien bey dem
Koͤnig und der Republic Pohlen, iſt von Dreßden
hier durch nach Londen abgereiſet, um ſeine beſon-
dere Zufaͤlle abzuwarten. Don Louis Dacunha,
Gevollmaͤchtigter Miniſter des Koͤnigs von Portu-
gal beſprach ſich dieſe Tage mit einigen Herren von
der Regierung. Wie man vernimmt, ſo wird der
Prinz von Naſſau-Oranien noch einige Tage all-
hier verbleiben, ſodann aber ſich nach Caſſel bege-
ben, um ſich mit des Koͤnigs in Schweden Majeſt.
zu unterreden.
Brüſſel, den 6. Auguſt
Vorige Woche kamen zween Abgefertigte an,
ſowol mit Briefe an die Erz-Herzogin Gouvernan-
tin, als an den Herzog von Lotthringen. Der
Graf von Vehlen iſt mit ſeiner Anverwandtin, der
Graͤfin von Limburg-Styrum von Aachen ange-
kommen. Vorgeſtern iſt der Herzog von Lotthrin-
gen aus Mons zu Aath angelanget, allwo Ihro
Koͤnigl. Hoheit durch den Marquis von Littha,
Obriſten-Lieutenant des Regiments von Vehlen,
bewillkommet worden. Der Fuͤrſt Dominicus
von Loͤwenſtein, ein Anverwandter des verſtor-
benen Abts von Stabelo und Malmedy iſt der Er-
be von deſſelben im Luxemburgiſchen gelegenen be-
traͤchtlichen Guͤtern; als da ſind Neuchatel, Chaſ-
ſeyierre, Montagu, Herbimont und Rochefort.
Unter den Competenten zu beyden verledigten Ab-
theyen Stavelo und Malmedy iſt der Cardinal von
Schoͤnborn, ſo dermahlen auf ſeiner Commende-
rey von Altenbiſſen ohnweit Maſtricht ſich befindet.
Man vermeinet aber, daß die Dom-Herren wol ei-
nen aus ihrem Capitul zum Abt erwaͤhlen moͤgten,
und zu dem erledigten Biſchoffthum von Dornick
kommen der Biſchof von Ramur und der Graf von
Sinzendorf, des Kayſerlichen Ober-Hof-Canz-
lers vierter Sohn, in Anmerckung. Dieſes Bi-
ſchoffthum hat ohngefehr 25000. Pattacons jaͤhr-
licher Einkuͤnfte, mit dem Vorrechte, 40. Canoni-
caten oder Praͤbenden nach Gefallen zu vergeben.
In Flandern machet man groſſe Zubereitungen,
um den Herzog von Lotthringen zu empfangen.
Der Pater Andreas Eſſer von der Societaͤt JEſu
iſt bey dem jungen Prinzen von Sulzbach Aufſeher
worden.
Wien, den 1. Aug.
Dieſer Tagen iſt der Herr Graf von Virmond
von hier zu dero hohen Ammte nach Wezlar und
vorgeſtern der Herr Baron von Danckelmann,
Kayſerl. Reichs-Hof-Raht nach Berlin abgereiſet.
Sonſten iſt man allhier beſchaͤfftiget, wie die Mon-
tur der ſaͤmmtlichen Kayſerl. Regimenter in eins
eingezogen, und ordentlich vergeben werden koͤn-
te, und finden ſich ſchon einige Vorſchlags-Ma-
cher. Allem Vernehmen nach, ſind Ihro Kayſerl.
Majeſtaͤt entſchloſſen, die Stadt Belgrad zu einer
Haupt- und Handel-Stadt zu machen. Da ſoll der
Sau-Fluß um ſelbige herum gefuͤhret, und ein
Arm davon in die Donau geleitet, auch da ſonſten
Monatlich 38000. Gulden, kuͤnfftighin 60000.
dazu verwendet werden, um ſo wohl alles an der
Stadt, als an der Fortification auf das beſte ein-
zurichten, und der Tuͤrkiſchen Veſtung Niſſa einen
betraͤchtlichen Ort entgegen zuſezen. Die Haupt-
Straſſen ſolten 6. Klaffter breit und mit gutem Pfla-
ſter verſehen, gemacht werdẽ, daß alſo ſolche Arbeit
nach dem Vorſchlag, wañ die Arbeiter nicht verdop-
pelt wuͤrden, wohl gegen 20. Jahr dauren doͤrfte.
Es hat ſich vor einigen Jahren begeben, daß ein
Boͤhmiſcher Cavalier, deſſen Nahmen man ver-
ſchweigen will, die ihm durch ein Teſtament
als Vormund anvertraute zwey Pflegbefohlne,
aus Boͤhmen nach Manheim in ihrer Min-
derjaͤhrigkeit gebracht. Ob nun wol nachhero von
hier aus die Reſtitution derſelben begehret worden;
ſo iſt doch ſolche nicht erfolget. Inzwiſchen hat
die Aelteſte, weil ſie die in den Boͤhmiſchen Land-
Rechten vorgeſchriebene Majorennitaͤt der 22.
Jahre noch nicht erlanget, bey der Boͤhmiſchen
Canzley fuͤr muͤndig erklaͤret zu werden angeſu-
chet, und ſolches mit dieſer Reſtriction erhalten,
daß ſie ſich ohne Vorbewuſt und Einwilligung des
oberſten Vormundes nicht verheyrathen, noch viel
weniger ihre in Boͤhmen gelegenen Guͤter, welche
ſich auf 100000. Rthlr. belauffen ſollen, veraͤuſ-
ſern ſolle. Nichts deſto weniger hat ſich dieſelbe
mit einem gewiſſen Fraͤnckiſchen Cavalier zu
Manheim verſprochen, und darauf, nachdem ihr
Braͤutigam von einem Vicario die Erlaubniß zur
Prieſterlichen Copulation erhalten, und beyde den
Eyd, daß keines ſonſten ſich verbindlich gemacht,
abgeleget haben, durch einen Dorf-Pfarrer die
Trauung vollziehen laſſen. Hierauf iſt dieſes Ehe-
Paar vor ongefehr 3. Monathen hieher gekom̃en,
ihre Sache in Richtigkeit zu bringen. Wobey
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(2014-07-07T10:12:03Z)
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