Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 130, Hamburg, 2. Juni 1832.[Spaltenumbruch]
verlassen,
ist vorgestern wieder zurückgekehrt; das London, den 26
Mai.
(Ueber Holland.) Drei Linienschiffe sind von hier nach dem Tajo Jm Unterhause ging gestern die
zweite Verle- Nach Briefen aus Oporto, sollen zwei
Cholera-
Straßburg, den 25 Mai.
Der heutige Niederrheinische Courrier
meldet:
Aus
Hohenzollern-Sigmaringen, im Mai.
Die Stände-Versammlung ist
durch eine lan-
Kassel, den 29
Mai.
Der unterm 26 d. nach der Modification des
Aus- [Spaltenumbruch]
verlaſſen,
iſt vorgeſtern wieder zurückgekehrt; das London, den 26
Mai.
(Ueber Holland.) Drei Linienſchiffe ſind von hier nach dem Tajo Jm Unterhauſe ging geſtern die
zweite Verle- Nach Briefen aus Oporto, ſollen zwei
Cholera-
Straßburg, den 25 Mai.
Der heutige Niederrheiniſche Courrier
meldet:
Aus
Hohenzollern-Sigmaringen, im Mai.
Die Staͤnde-Verſammlung iſt
durch eine lan-
Kaſſel, den 29
Mai.
Der unterm 26 d. nach der Modification des
Aus- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> verlaſſen, iſt vorgeſtern wieder zurückgekehrt; das<lb/> plötzliche Ausmarſchiren deſſelben gab Veranlaſſung zu<lb/> den ſeltſamſten Gerüchten, da jede Bewegung in der<lb/> Armee einen ernſten Zweck zu haben ſcheint: doch<lb/> betraf es dießmal nur ein Manöver. Die militä-<lb/> riſche Disciplin vereint Umſicht mit Strenge und<lb/> der Soldat iſt in der beſten Stimmung; der Revo-<lb/> lutionston iſt gänzlich verſchwunden und der Soldat<lb/> beobachtet ſtill gehorſam ſeine Pflichten gegen Vor-<lb/> geſetzte und Vaterland.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">London,</hi> den 26 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Ueber Holland.)</hi> </p><lb/> <p>Drei Linienſchiffe ſind von hier nach dem <hi rendition="#fr">Tajo</hi><lb/> abgeſegelt, um das daſelbſt liegende Geſchwader un-<lb/> ter dem Admiral Parker zu verſtärken. Am Bord<lb/> eines derſelben befindet ſich Lord William Ruſſell,<lb/> deſſen Sendung ſich indeſſen nicht auf eine Ausſöh-<lb/> nung zwiſchen den beiden Brüdern vom Hauſe Bra-<lb/> ganza zu beziehen ſcheint: vielmehr ſoll derſelbe be-<lb/> auftragt ſeyn, eine ſtrenge Aufſicht über alle und<lb/> jede, offenbare und heimliche Jntervention in den<lb/> portugieſiſchen Angelegenheiten zu halten.</p><lb/> <p>Jm <hi rendition="#fr">Unterhauſe</hi> ging geſtern die zweite Verle-<lb/> ſung der irländiſchen Reform-Bill mit 246 gegen<lb/> 330 Stimmen durch. Jm <hi rendition="#fr">Oberhauſe</hi> war wieder<lb/> Reſorm-Committee und mehrere Artikel der Bill<lb/> gingen ohne Abſtimmung durch. Es kam im Laufe<lb/> der Debatte zu ſehr heftigen Bemerkungen über auf-<lb/> rühreriſche Aeußerungen, deren ſich Einzelne in der<lb/> großen Volksverſammlung zu Newcaſtle bedient hat-<lb/> ten. Montag und Dienſtag wird das Parlament<lb/> wohl keine Sitzungen halten, denn der erſte Tag<lb/> iſt des Königs Geburtstag und der zweite der Jahrs-<lb/> tag der Reſtauration.</p><lb/> <p>Nach Briefen aus <hi rendition="#fr">Oporto,</hi> ſollen zwei Cholera-<lb/> Fälle daſelbſt vorgekommen ſeyn.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Straßburg,</hi> den 25 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Der heutige <hi rendition="#fr">Niederrheiniſche Courrier</hi> meldet:<lb/> “Wir haben eine regelmäßige Correſpondenz mit<lb/> Hambach angeknüpft, um während der Feſte, die dort<lb/> ſtatthaben werden, pünktlich und mit der größten<lb/> Schnelligkeit von dieſer Nationalfeier Nachricht zu<lb/> erhalten. Unſer Correſpondent meldet uns heute,<lb/> unter dem Datum <hi rendition="#fr">Weißenburg</hi> den 23 Mai, Fol-<lb/> gendes: “Wenn ich Jhnen auch noch keine Nach-<lb/> richt für Jhr Journal geben kann, ſo beeile ich<lb/> mich doch, Jhnen die höchſt wichtige Nachricht zu<lb/> bieten, daß an ſämmtliche Maires längs der Gränze<lb/> die Ordre von Paris ertheilt worden: Jm Fall nach<lb/> dem 27 d. etwa deutſche Flüchtlinge die franzöſiſche<lb/> Gränze betreten ſollten, möge die Behörde ſie durch-<lb/> aus wie Polen betrachten und ihnen in Allem dien-<lb/> lich und behülflich ſeyn, jedoch müßten ſie die Uni-<lb/> formen ablegen.”</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Aus Hohenzollern-Sigmaringen,</hi> im Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Staͤnde-Verſammlung</hi> iſt durch eine lan-<lb/> desherrliche Verordnung in Folge des Antrags der<lb/> Erſteren auf eine abgeänderte Wahl-Ordnung <hi rendition="#fr">aufge-<lb/> loͤſet</hi> worden. 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Andrerſeits be-<lb/> ſchwert man ſich über die auf Schrauben geſtellte<lb/> Abfaſſung des Verfaſſungs-Entwurfs.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kaſſel,</hi> den 29 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Der unterm 26 d. nach der Modification des Aus-<lb/> ſchuſſes angenommene Geſetz-Entwurf zur gleichför-<lb/> migen Ordnung der beſonderen Verhältniſſe der<lb/><hi rendition="#fr">Jſraeliten</hi> war bereits am 24 März d. J. vorge-<lb/> legt worden. So freiſinnig dieſer Entwurf auch<lb/> lautete, ſo hat der Ausſchuß ſich damit doch nicht<lb/> begnügt; er trug auf unbedingte Gleichſtellung der<lb/> Jſraeliten Kurheſſens mit den übrigen Unterthanen<lb/> an, und wollte einſtweilen nur einige der vorgeſchla-<lb/> genen Beſchränkungen in Betreff der Nothhändler<lb/> gelten laſſen. Jn den allgemeinen Bemerkungen,<lb/> die der Berichterſtatter den einzelnen Beſtimmungen<lb/> des Entwurfes voranſchickte, rechtfertigte er die Bei-<lb/> behaltung dieſer Beſchränkungen durch folgende<lb/> Aeußerung: “Wenn der Entwurf nicht die Beſchrän-<lb/> kungen entfernt, und auch der Ausſchuß, nachdem er,<lb/> durch mündliche Rückſprache mit dem Vertreter der<lb/> hohen Staatsregierung, über die hier, nach der bis-<lb/> herigen Erfahrung, zu beachtenden Verhältniſſe, nä-<lb/> heren Aufſchluß erhalten hat, für die <hi rendition="#fr">vorlaͤufige</hi><lb/> Beibehaltung einiger dieſer Beſchränkungen ſich er-<lb/> klärt, ſo findet dieſe Verſchiedenheit keinesweges<lb/> ihren Grund in der Religion. Nicht des Glaubens<lb/> wegen will man eine bürgerliche Ungleichheit ſanc-<lb/> tioniren; es ſind vielmehr jene Beſchränkungen —<lb/> die noch durch Genehmigung der Vorſchläge des<lb/> Ausſchuſſes eine weitere Minderung erleiden wer-<lb/> den — weſentlich nur in der Abſicht beibehalten<lb/> worden, die Jſraeliten von verderblichen Gewohn-<lb/> heiten, insbeſondre aber dem Schacherhandel, dem<lb/> ſich ein großer Theil derſelben (freilich durch die<lb/> frühere Behandlung gezwungen) noch hingiebt, ab-<lb/> zuwenden, und mehr ſchaffender Jnduſtrie, wozu ih-<lb/> nen nunmehr die Bahn geöffnet wird, zuzuführen.<lb/> Es ergiebt ſich hieraus ſchon von ſelbſt die bloß<lb/> tranſitoriſche Natur dieſer Beſchränkungen.” Der<lb/> §. 6, der die Beſchränkungen, denen die Juden (mit<lb/> Ausnahme der Nothhändler) noch unterworfen blei-<lb/> ben ſollen, bezeichnet, wurde von dem Ausſchuſſe in<lb/> den Punkten 1 und 2 — 1) das Patronatrecht über<lb/> chriſtliche Kirchen, 2) die Fähigkeit zur Anſtellung<lb/> in chriſtlichen Kirchen-Aemtern und als Lehrer der<lb/> chriſtlichen Religion — als ſich von ſelbſt verſtehend<lb/> angenommen, der dritte Punkt jedoch, “daß iſraeli-<lb/> tiſche Aeltern nicht mehr als einen ihrer Söhne dem<lb/> Detailhandel widmen dürften”, verworfen. — Nach<lb/> ſorgfältiger Prüfung der Rückſichten, die die Staats-<lb/> regierung veranlaßt haben, dieſe Beſchränkung vor-<lb/> erſt noch in das neue Geſetz aufzunehmen, hat der<lb/> Ausſchuß dennoch die entgegenſtehenden Gründe für<lb/> überwiegend erkannt. So lange auch nur eine ein-<lb/> zige Beſchränkung für <hi rendition="#fr">alle</hi> Jſraeliten ſtehen bleibt,<lb/> iſt denſelben nicht einmal die Möglichkeit gewährt,<lb/> durch Selbſtthätigkeit und die ſtrengſte Erfüllung<lb/> ihrer Bürgerpflichten volle Rechtsgleichheit zu er-<lb/> langen. Durch dergleichen, Alle ohne Ausnahme<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
verlaſſen, iſt vorgeſtern wieder zurückgekehrt; das
plötzliche Ausmarſchiren deſſelben gab Veranlaſſung zu
den ſeltſamſten Gerüchten, da jede Bewegung in der
Armee einen ernſten Zweck zu haben ſcheint: doch
betraf es dießmal nur ein Manöver. Die militä-
riſche Disciplin vereint Umſicht mit Strenge und
der Soldat iſt in der beſten Stimmung; der Revo-
lutionston iſt gänzlich verſchwunden und der Soldat
beobachtet ſtill gehorſam ſeine Pflichten gegen Vor-
geſetzte und Vaterland.
London, den 26 Mai.
(Ueber Holland.)
Drei Linienſchiffe ſind von hier nach dem Tajo
abgeſegelt, um das daſelbſt liegende Geſchwader un-
ter dem Admiral Parker zu verſtärken. Am Bord
eines derſelben befindet ſich Lord William Ruſſell,
deſſen Sendung ſich indeſſen nicht auf eine Ausſöh-
nung zwiſchen den beiden Brüdern vom Hauſe Bra-
ganza zu beziehen ſcheint: vielmehr ſoll derſelbe be-
auftragt ſeyn, eine ſtrenge Aufſicht über alle und
jede, offenbare und heimliche Jntervention in den
portugieſiſchen Angelegenheiten zu halten.
Jm Unterhauſe ging geſtern die zweite Verle-
ſung der irländiſchen Reform-Bill mit 246 gegen
330 Stimmen durch. Jm Oberhauſe war wieder
Reſorm-Committee und mehrere Artikel der Bill
gingen ohne Abſtimmung durch. Es kam im Laufe
der Debatte zu ſehr heftigen Bemerkungen über auf-
rühreriſche Aeußerungen, deren ſich Einzelne in der
großen Volksverſammlung zu Newcaſtle bedient hat-
ten. Montag und Dienſtag wird das Parlament
wohl keine Sitzungen halten, denn der erſte Tag
iſt des Königs Geburtstag und der zweite der Jahrs-
tag der Reſtauration.
Nach Briefen aus Oporto, ſollen zwei Cholera-
Fälle daſelbſt vorgekommen ſeyn.
Straßburg, den 25 Mai.
Der heutige Niederrheiniſche Courrier meldet:
“Wir haben eine regelmäßige Correſpondenz mit
Hambach angeknüpft, um während der Feſte, die dort
ſtatthaben werden, pünktlich und mit der größten
Schnelligkeit von dieſer Nationalfeier Nachricht zu
erhalten. Unſer Correſpondent meldet uns heute,
unter dem Datum Weißenburg den 23 Mai, Fol-
gendes: “Wenn ich Jhnen auch noch keine Nach-
richt für Jhr Journal geben kann, ſo beeile ich
mich doch, Jhnen die höchſt wichtige Nachricht zu
bieten, daß an ſämmtliche Maires längs der Gränze
die Ordre von Paris ertheilt worden: Jm Fall nach
dem 27 d. etwa deutſche Flüchtlinge die franzöſiſche
Gränze betreten ſollten, möge die Behörde ſie durch-
aus wie Polen betrachten und ihnen in Allem dien-
lich und behülflich ſeyn, jedoch müßten ſie die Uni-
formen ablegen.”
Aus Hohenzollern-Sigmaringen, im Mai.
Die Staͤnde-Verſammlung iſt durch eine lan-
desherrliche Verordnung in Folge des Antrags der
Erſteren auf eine abgeänderte Wahl-Ordnung aufge-
loͤſet worden. Der Fürſt erklärt, ſo ſehr er auch
gewünſcht habe, das Verfaſſungsgeſchäft auf dem
Wege einer gegenſeitigen Vereinbarung alsbald her-
geſtellt zu ſehen, um dem Lande die bedeutenden
Koſten nicht erneuern zu müſſen; ſo habe ihn doch
das Verlangen der Stände beſtimmt, die Wahl-Ord-
nung, ſo weit er nachzugeben vermöge, abzuändern,
und ſonach die bisherige Verſammlung aufzulöſen,
und nach der Ernte neue Wahlen anzuordnen. —
Jn ihrer letzten Sitzung am 17 Mai wurde noch
eine Vorſtellung um Beſchleunigurg dieſer Wahlen
beſchloſſen, und dem Fürſten am 18 überreicht. —
Die Stände-Mitglieder ſollen nach dem vorgeſchla-
genen Wahlgeſetze um 10 vermehrt, jedoch nur für
dießmal mit Einſchluß der beiden landesherrlichen
Deputirten und einem von der Geiſtlichkeit, aus
23 Abgeordneten beſtehen. Von einer Seite macht
man den Ständen den Vorwurf, ſie hätten die
Sachen zu weitläufig behandelt. Andrerſeits be-
ſchwert man ſich über die auf Schrauben geſtellte
Abfaſſung des Verfaſſungs-Entwurfs.
Kaſſel, den 29 Mai.
Der unterm 26 d. nach der Modification des Aus-
ſchuſſes angenommene Geſetz-Entwurf zur gleichför-
migen Ordnung der beſonderen Verhältniſſe der
Jſraeliten war bereits am 24 März d. J. vorge-
legt worden. So freiſinnig dieſer Entwurf auch
lautete, ſo hat der Ausſchuß ſich damit doch nicht
begnügt; er trug auf unbedingte Gleichſtellung der
Jſraeliten Kurheſſens mit den übrigen Unterthanen
an, und wollte einſtweilen nur einige der vorgeſchla-
genen Beſchränkungen in Betreff der Nothhändler
gelten laſſen. Jn den allgemeinen Bemerkungen,
die der Berichterſtatter den einzelnen Beſtimmungen
des Entwurfes voranſchickte, rechtfertigte er die Bei-
behaltung dieſer Beſchränkungen durch folgende
Aeußerung: “Wenn der Entwurf nicht die Beſchrän-
kungen entfernt, und auch der Ausſchuß, nachdem er,
durch mündliche Rückſprache mit dem Vertreter der
hohen Staatsregierung, über die hier, nach der bis-
herigen Erfahrung, zu beachtenden Verhältniſſe, nä-
heren Aufſchluß erhalten hat, für die vorlaͤufige
Beibehaltung einiger dieſer Beſchränkungen ſich er-
klärt, ſo findet dieſe Verſchiedenheit keinesweges
ihren Grund in der Religion. Nicht des Glaubens
wegen will man eine bürgerliche Ungleichheit ſanc-
tioniren; es ſind vielmehr jene Beſchränkungen —
die noch durch Genehmigung der Vorſchläge des
Ausſchuſſes eine weitere Minderung erleiden wer-
den — weſentlich nur in der Abſicht beibehalten
worden, die Jſraeliten von verderblichen Gewohn-
heiten, insbeſondre aber dem Schacherhandel, dem
ſich ein großer Theil derſelben (freilich durch die
frühere Behandlung gezwungen) noch hingiebt, ab-
zuwenden, und mehr ſchaffender Jnduſtrie, wozu ih-
nen nunmehr die Bahn geöffnet wird, zuzuführen.
Es ergiebt ſich hieraus ſchon von ſelbſt die bloß
tranſitoriſche Natur dieſer Beſchränkungen.” Der
§. 6, der die Beſchränkungen, denen die Juden (mit
Ausnahme der Nothhändler) noch unterworfen blei-
ben ſollen, bezeichnet, wurde von dem Ausſchuſſe in
den Punkten 1 und 2 — 1) das Patronatrecht über
chriſtliche Kirchen, 2) die Fähigkeit zur Anſtellung
in chriſtlichen Kirchen-Aemtern und als Lehrer der
chriſtlichen Religion — als ſich von ſelbſt verſtehend
angenommen, der dritte Punkt jedoch, “daß iſraeli-
tiſche Aeltern nicht mehr als einen ihrer Söhne dem
Detailhandel widmen dürften”, verworfen. — Nach
ſorgfältiger Prüfung der Rückſichten, die die Staats-
regierung veranlaßt haben, dieſe Beſchränkung vor-
erſt noch in das neue Geſetz aufzunehmen, hat der
Ausſchuß dennoch die entgegenſtehenden Gründe für
überwiegend erkannt. So lange auch nur eine ein-
zige Beſchränkung für alle Jſraeliten ſtehen bleibt,
iſt denſelben nicht einmal die Möglichkeit gewährt,
durch Selbſtthätigkeit und die ſtrengſte Erfüllung
ihrer Bürgerpflichten volle Rechtsgleichheit zu er-
langen. Durch dergleichen, Alle ohne Ausnahme
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