Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832.[Spaltenumbruch]
Messager mißt diesen Angaben wenig Glauben bei, Unser bisheriger Gesandter am schwedischen Hofe, Graf Argout wird mit dem 1 Juni seine Functio- Oberst Paixhans, ein bekannter Patriot und einer Die bekannte Keßnersche Angelegenheit hat das Die Pariser Anleihe von 40 Mill. ist Hrn. v. Die beiden letzten Cholera-Bülletins melden 17 Brüssel, den 30 Mai. Vorgestern Morgen sind Se. Maj. der König, in General Goblet ist mittelst K. Verordnung zum Vorgestern war geheime Committee der Repräsen- Straßburg, den 28 Mai. Unsre Vermuthungen treffen ein. So eben er- [Spaltenumbruch]
Meſſager mißt dieſen Angaben wenig Glauben bei, Unſer bisheriger Geſandter am ſchwediſchen Hofe, Graf Argout wird mit dem 1 Juni ſeine Functio- Oberſt Paixhans, ein bekannter Patriot und einer Die bekannte Keßnerſche Angelegenheit hat das Die Pariſer Anleihe von 40 Mill. iſt Hrn. v. Die beiden letzten Cholera-Bülletins melden 17 Bruͤſſel, den 30 Mai. Vorgeſtern Morgen ſind Se. Maj. der König, in General Goblet iſt mittelſt K. Verordnung zum Vorgeſtern war geheime Committee der Repräſen- Straßburg, den 28 Mai. Unſre Vermuthungen treffen ein. So eben er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/><hi rendition="#fr">Meſſager</hi> mißt dieſen Angaben wenig Glauben bei,<lb/> und meint vielmehr, daß die Herzogin ſich wohl nicht<lb/> mehr in Frankreich befinden dürfte. Auch fährt er<lb/> fort, ſeine Aufſchlüſſe über carliſtiſche Umtriebe<lb/> mitzutheilen, die man zwar anfangs für fabelhaft<lb/> gehalten, die aber jetzt Aufſehen zu erregen anfan-<lb/> gen, zumal da ſie nicht officiell widerlegt werden.<lb/> Jm ganzen Königreiche, meldet er, giebt es oder<lb/> bilden ſich carliſtiſche Committeen, im Mittelpunkte<lb/> ein leitender Ausſchuß, aus 5 Mitgliedern von ſehr<lb/> hohem Range beſtehend, von denen zwei kürzlich<lb/> durch Andre erſetzt wurden. Als Urſache dieſer Ver-<lb/> änderung wird angegeben, jene beiden Mitglieder<lb/> hätten gewiſſen einflußreichen Perſonen Eröffnungen<lb/> gemacht, daß man dereit wäre, die dreifarbige Fahne<lb/> beizubehalten und eine allgemeine Amneſtie zu er-<lb/> theilen, wenn dieſelben ſich zu der contrerevolutionären<lb/> Partei ſchlagen wollten. Dieß erregte in Holyrood<lb/> Unwillen und es wurden Andre ſtatt ihrer ernannt,<lb/> die ihr förmliches Beſtallungs-Patent mit ſtreng<lb/> beſtimmten Jnſtructionen aus Edinburg erhielten.<lb/> Alle bisher erfolgten Ausbrüche werden als voreilig<lb/> geſchildert; um die Mitte Juli’s ſoll dagegen ein<lb/> allgemeiner Aufſtand ſtattfinden, der freilich nur<lb/> dann gefährlich wäre, wenn er mit einem allgemei-<lb/> nen Kriege zuſammenträfe. Jn dieſem Falle dürf-<lb/> ten ſich, nach beſtimmten Angaben, 30,000 Chouans<lb/> in Weſten erheben; dann aber würde die Juli-Re-<lb/> gierung auch alle Patrioten unter ihre Fahnen ver-<lb/> ſammeln, und die Wunder von 1794 erneuern.<lb/> Man kann ſich der Anſicht nicht erwehren, daß dieſe<lb/> Mittheilungen, die ſich mehr den Ton der Oppoſition<lb/> geben, als eigentlich Oppoſition bezwecken, nicht ohne<lb/> Mitwirkung einer Behörde gemacht werden, um ſo<lb/> mehr, da ausdrücklich geſagt wird, daß die Regie-<lb/> rung um die Waffenmagazine wiſſe, und Maaßre-<lb/> geln getroffen habe, eines nach dem andern weg-<lb/> nehmen zu laſſen.</p><lb/> <p>Unſer bisheriger Geſandter am ſchwediſchen Hofe,<lb/> Marquis v. Dalmatien, iſt zu unſrem Geſandten<lb/> im Haag ernannt; obwohl jung, hat dieſer Diplo-<lb/> mat bereits Beweiſe von hoher Tüchtigkeit gegeben.<lb/> Der jetzige Geſandte, Hr. Durand de Mareuil,<lb/> wird während der Abweſenheit des Fürſten Talley-<lb/> rand den Botſchafts-Geſchäften in London vorſtehen.</p><lb/> <p>Graf Argout wird mit dem 1 Juni ſeine Functio-<lb/> nen wieder übernehmen.</p><lb/> <p>Oberſt Paixhans, ein bekannter Patriot und einer<lb/> unſrer ausgezeichnetſten Jngenieurs, iſt in Metz zum<lb/> Deputirten erwählt worden.</p><lb/> <p>Die bekannte Keßnerſche Angelegenheit hat das<lb/> Miniſterium vorſichtiger gemacht. Der General-<lb/> Finanz-Jnſpector, Hr. Bocquet de St. Simon, iſt<lb/> zum Caſſirer der Central-Caſſe ernannt, muß aber<lb/> zuvor 300,000 Fr. 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Auch verlas er eine Note des Hrn.<lb/> van de Weyer vom 7 d., in welcher zwar von der<lb/> Räumung des belgiſchen Gebietes, allein weder von<lb/> den Vorbehalten, noch von der Staatsſchuld die<lb/> Rede war. Der Miniſter zeigte an, General Goblet<lb/> werde eine neue Note, die ganz im Geiſte der vom<lb/> 11 Mai abgefaßt ſey, überreichen. Er erſuchte die<lb/> K<supplied cert="high">a</supplied>mmer um Vertrauen zum Cabinett und ihn mit<lb/> weiteren Anfragen zu verſchonen. Es entſpann ſich<lb/> eine ziemlich lebhafte Discuſſion, wobei die HH.<lb/><hi rendition="#fr">Lebeau</hi> und <hi rendition="#fr">Carl v. Brouckere</hi> das Miniſterium<lb/> ſehr nachdrücklich angriffen. 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Meſſager mißt dieſen Angaben wenig Glauben bei,
und meint vielmehr, daß die Herzogin ſich wohl nicht
mehr in Frankreich befinden dürfte. Auch fährt er
fort, ſeine Aufſchlüſſe über carliſtiſche Umtriebe
mitzutheilen, die man zwar anfangs für fabelhaft
gehalten, die aber jetzt Aufſehen zu erregen anfan-
gen, zumal da ſie nicht officiell widerlegt werden.
Jm ganzen Königreiche, meldet er, giebt es oder
bilden ſich carliſtiſche Committeen, im Mittelpunkte
ein leitender Ausſchuß, aus 5 Mitgliedern von ſehr
hohem Range beſtehend, von denen zwei kürzlich
durch Andre erſetzt wurden. Als Urſache dieſer Ver-
änderung wird angegeben, jene beiden Mitglieder
hätten gewiſſen einflußreichen Perſonen Eröffnungen
gemacht, daß man dereit wäre, die dreifarbige Fahne
beizubehalten und eine allgemeine Amneſtie zu er-
theilen, wenn dieſelben ſich zu der contrerevolutionären
Partei ſchlagen wollten. Dieß erregte in Holyrood
Unwillen und es wurden Andre ſtatt ihrer ernannt,
die ihr förmliches Beſtallungs-Patent mit ſtreng
beſtimmten Jnſtructionen aus Edinburg erhielten.
Alle bisher erfolgten Ausbrüche werden als voreilig
geſchildert; um die Mitte Juli’s ſoll dagegen ein
allgemeiner Aufſtand ſtattfinden, der freilich nur
dann gefährlich wäre, wenn er mit einem allgemei-
nen Kriege zuſammenträfe. Jn dieſem Falle dürf-
ten ſich, nach beſtimmten Angaben, 30,000 Chouans
in Weſten erheben; dann aber würde die Juli-Re-
gierung auch alle Patrioten unter ihre Fahnen ver-
ſammeln, und die Wunder von 1794 erneuern.
Man kann ſich der Anſicht nicht erwehren, daß dieſe
Mittheilungen, die ſich mehr den Ton der Oppoſition
geben, als eigentlich Oppoſition bezwecken, nicht ohne
Mitwirkung einer Behörde gemacht werden, um ſo
mehr, da ausdrücklich geſagt wird, daß die Regie-
rung um die Waffenmagazine wiſſe, und Maaßre-
geln getroffen habe, eines nach dem andern weg-
nehmen zu laſſen.
Unſer bisheriger Geſandter am ſchwediſchen Hofe,
Marquis v. Dalmatien, iſt zu unſrem Geſandten
im Haag ernannt; obwohl jung, hat dieſer Diplo-
mat bereits Beweiſe von hoher Tüchtigkeit gegeben.
Der jetzige Geſandte, Hr. Durand de Mareuil,
wird während der Abweſenheit des Fürſten Talley-
rand den Botſchafts-Geſchäften in London vorſtehen.
Graf Argout wird mit dem 1 Juni ſeine Functio-
nen wieder übernehmen.
Oberſt Paixhans, ein bekannter Patriot und einer
unſrer ausgezeichnetſten Jngenieurs, iſt in Metz zum
Deputirten erwählt worden.
Die bekannte Keßnerſche Angelegenheit hat das
Miniſterium vorſichtiger gemacht. Der General-
Finanz-Jnſpector, Hr. Bocquet de St. Simon, iſt
zum Caſſirer der Central-Caſſe ernannt, muß aber
zuvor 300,000 Fr. Caution baar ſtellen.
Die Pariſer Anleihe von 40 Mill. iſt Hrn. v.
Rothſchild zugeſchlagen worden und zwar zum nie-
drigen Curſe von 4 Fl. 89½ C.
Die beiden letzten Cholera-Bülletins melden 17
und 10 Todesfälle.
Bruͤſſel, den 30 Mai.
Vorgeſtern Morgen ſind Se. Maj. der König, in
Begleitung des Grafen v. Aerſchot, des Marquis v.
Chaſteler, des Generals v. Hane und noch vier an-
dern Perſonen von hier nach Compiegne abgereiſet.
An demſelben Tage hatte Hr. van de Weyer erſt noch
zwei Audienzen beym Könige. Heute ſind bereits
Nachrichten von der Ankunft des Königs auf fran-
zöſiſchem Gebiete, zu Valenciennes, eingetroffen, wo
er von dem Herzoge v. Choiſeul, dem Marſchall Gé-
rard, dem Präfecten des Nord-Departements, den
Generalen Achard, Corbineau ꝛc. empfangen wurde.
Die Behörden hielten Anreden an den König in dem
gewohnten Style, worin auch von der Verbindung
mit dem franzöſiſchen Königshauſe die Rede war.
Der König erwiederte hierauf kurz und ohne ſich
auf jene Anſpielung einzulaſſen.
General Goblet iſt mittelſt K. Verordnung zum
außerordentlichen Bevollmächtigten bei der Londoner
Conferenz ernannt. Er hatte bei der Repräſentan-
ten-Kammer um Urlanb angehalten, und es erhob
ſich daſelbſt geſtern eine Debatte darüber, ob er nicht
durch Annahme eines neuen Amtes ſeiner Eigenſchaft
als Deputirter verluſtig gehe. Jn der heutigen
Sitzung waren die Miniſter zugegen und ertheilten
Auskunft, ſo daß der Urlaub gewährt und eine neue
Wahl für unnöthig erachtet wurde.
Vorgeſtern war geheime Committee der Repräſen-
tanten-Kammer, worin der Miniſter der auswaͤrti-
gen Angelegenheiten, obwohl er zugab, daß Hr.
van de Weyer zur Auswechſelung der ruſſiſchen Ra-
tification in ihrer gegenwärtigen Geſtalt in keiner
Weiſe autoriſirt geweſen ſey, ſich dennoch von der
Reinheit der Geſinnungen dieſes Diplomaten überzeugt
erklärte. Daß die Note vom 11 Nov. der Conferenz
nicht zugeſtellt worden, entſchuldigte er dadurch, daß
ſie zu einer Zeit in London eintraf, wo kein Mini-
ſterium dort vorhanden war, indem Lord Palmerſion,
als man ſie ihm mittheilte, erwiedert, er ſey kein
Miniſter mehr. Auch verlas er eine Note des Hrn.
van de Weyer vom 7 d., in welcher zwar von der
Räumung des belgiſchen Gebietes, allein weder von
den Vorbehalten, noch von der Staatsſchuld die
Rede war. Der Miniſter zeigte an, General Goblet
werde eine neue Note, die ganz im Geiſte der vom
11 Mai abgefaßt ſey, überreichen. Er erſuchte die
Kammer um Vertrauen zum Cabinett und ihn mit
weiteren Anfragen zu verſchonen. Es entſpann ſich
eine ziemlich lebhafte Discuſſion, wobei die HH.
Lebeau und Carl v. Brouckere das Miniſterium
ſehr nachdrücklich angriffen. Man verlangte die neue
Note zu ſehen, was der Miniſter aber verweigerte.
Auf eine weitere Anfrage des Hrn. Leclercq erklärte
der Miniſter, General Goblet habe Befehl, alle
Vorſchläge, die die Conferenz ihm machen dürfte,
zurückzuſtellen. Als hierauf wieder öffentliche Sitzung
ſtattfand, wurde die Creditbewilligung von dritte-
halb Millionen für das Kriegsminiſterium genehmigt.
Straßburg, den 28 Mai.
Unſre Vermuthungen treffen ein. So eben er-
fahren wir, daß viele Perſonen von Straßburg, und
namentlich Hr. Coulmann, Deputirter des Nieder-
rheins, die ſich nach Hambach begeben wollten, an
der Gränze angehalten worden, weil ſie keine Reiſe-
päſſe nach dem Auslande und insbeſondere für Baiern
hatten. Die baieriſchen Behörden haben ausdrück-
lichen Befehl, Niemanden paſſiren zu laſſen, der
nicht mit einem vom Präfecten des Departements,
wo der Reiſende wohnt, ausgefertigten Reiſepaſſe
nach dem Auslande verſehen iſt. Unter den ſechs poli-
tiſchen Reden, welche am geſtrigen Tage auf Hambach
gehalten wurden, war die des Dr. Wirth durch ihre
Energie beſonders bemerkenswerth. — Laut den die-
ſen Abend uns zukommenden Tagsblättern haben
Freitag Abends und Sonnabend Morgens zu Nancy
Unordnung vor mehreren Bäckerladen ſtattgehabt.
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