Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832.[Spaltenumbruch]
Steine wurden geworfen und Fenster gebrochen. Rom, den 17 Mai. Der Cardinal Albani wird jetzt wirklich hieselbst Schreiben aus Krakau, vom 15 Mai. (Beschluß. S. gestr. Ztg.) Diese Vereinigung (mit Rußland unter gemeinschaft- [Spaltenumbruch]
Steine wurden geworfen und Fenſter gebrochen. Rom, den 17 Mai. Der Cardinal Albani wird jetzt wirklich hieſelbſt Schreiben aus Krakau, vom 15 Mai. (Beſchluß. S. geſtr. Ztg.) Dieſe Vereinigung (mit Rußland unter gemeinſchaft- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> Steine wurden geworfen und Fenſter gebrochen.<lb/> Theurer Preis und ſchlechtes Brod waren Urſache<lb/> dieſer betrübenden Unordnungen. Jn der Nacht vom<lb/> Sonnabend auf den Sonntag haben ſich dieſe Auf-<lb/> tritte mit fürchterlicher Heftigkeit erneuert; die<lb/> meiſten Bäckerbuden wurden erbrochen und verheert.<lb/> Hoffen wir, daß dieſe Auftritte bald aufgehört ha-<lb/> ben, und daß die Bürger, beſſer unterrichtet von<lb/> ihren wahren Jntereſſen, bei ſolchen ſtrafbaren Ex-<lb/> ceſſen nicht beharrt haben. (<hi rendition="#fr">Niederrh. 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Jm Gan-<lb/> zen war ihm der Aufenthalt in Jtalien ſehr wohl-<lb/> thätig, obgleich die Folgen des Schlagfluſſes wohl<lb/> nie ganz aufh<supplied cert="high">ö</supplied>ren werden, da die Lähmung ſeines<lb/> Fußes ſehr vermehrt ward, und er mit Schwierig-<lb/> keit ſpricht. Wem es gelingt, dem Gange ſeiner<lb/> Rede genau zu folgen, dem wird bald klar, daß<lb/> tief im Jnnern der Strom ſeines Geiſtes in unun-<lb/> terbrochener Friſche, kräftig, raſch, hellabſpiegelnd<lb/> fortwogt. Dieß beweiſet auch ſeine Thätigkeit.<lb/> Außer dem ſchon abgeſandten Werke, “die Belage-<lb/> rung von Malta”, vollendet er jetzt eine calabreſiſche<lb/> Novelle, “Bizarro”, auf ſehr merkwürdige Lebens-<lb/> verhältniſſe eines weitgefürchteten Banditen-Anfüh-<lb/> rers gegründet. Erfreulich für Deutſche iſt der leb-<lb/> hafte Antheil, welchen er an unſrer Literatur nimmt.<lb/> Den Tod Göthe’s beklagte er doppelt, da er, wie<lb/> er ſich ausdrückte, “ſo gern an ſeinem eignen Heerde<lb/> den kräftigen Mann geſehen hätte, um den die Welt<lb/> ſich drehte” <hi rendition="#aq">(the world turned on him).</hi> Scott<lb/> hatte eine Einladung nach Weimar gerade in der<lb/> Todeswoche Göthe’s empfangen. Folgte er allein<lb/> der Sorge für ſeine Geſundheit, ſo würde er über<lb/> Meer zurückgekehrt ſeyn, allein unwiderſtehlich zieht<lb/> es ihn nach den Bergen und Burgen, die ernſt in<lb/> den Rhein ſchauen. (<hi rendition="#fr">A. Z.</hi>)</p> </div><lb/> <div xml:id="ar005" type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Krakau,</hi> vom 15 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p> <ref target="/nn_hamburgischer03_1832/ar010"> <hi rendition="#c">(Beſchluß. S. geſtr. 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Nach dem Buchſtaben des Wiener Con-<lb/><cb/> greſſes war ſomit der neue König von Polen auf<lb/> keine Weiſe verpflichtet, eine freiere Verfaſſung, als<lb/> die zwei andern Mächte ihrem polniſchen Antheil<lb/> gaben, dem Königreiche zu ertheilen, in ſofern nur<lb/> die beſondere Verwaltung demſelben erhalten würde.<lb/> Demungeachtet verlieh die Gnade des So<supplied cert="high">u</supplied>veräns<lb/> dem Königreiche die Conſtitution von 1815. Da der<lb/> König dieſelbe aber ſeinem Volke auf keine Weiſe<lb/> ſchuldig geweſen war, ſo war dieſelbe auch keine<lb/> octroyirte Charte, wie es die franzöſiſche von 1814<lb/> als eine Vorbedingung der Thronbeſteigung Ludwigs<lb/><hi rendition="#aq">XVIII.</hi> geweſen war. 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Leider war dieſe neue Verfaſſung nicht aus<lb/> dem Blute der polniſchen Geſchichte erzeugt, und<lb/> daher von Anfang an, dem polniſchen nationalen<lb/> Leben fremd. Sie iſt es ſtets geblieben. Und dieſe<lb/> Disharmonie zwiſchen Geſetz und Cultur des Volks<lb/> machte ſehr bald Modificationen des Geſetzes noth-<lb/> wendig. Solche wurden zur Erhaltung der öffent-<lb/> lichen Moralität, zur Unterſtützung der Verfaſſung<lb/> ſelbſt, gegeben. Aber die Partei, deren Ehrgeiz<lb/> ſich dadurch beſchränkt ſah, wünſchte die Zeit zurück,<lb/> wo es hieß: <hi rendition="#aq">Polonia confusione regitur.</hi> Sie<lb/> ſuchte deshalb die Zerwürfniß zwiſchen Fürſten und<lb/> Volk um jeden Preis. Da ſtarb Polens Wieder-<lb/> herſteller. 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An dieſen ſchloß die Groß-<lb/> muth des Kaiſers Polens neue Organiſation an.<lb/> Wo das Parlament von England 1775 in gleicher<lb/> Lage nur nach Rache verlangte und nur dieſer Ge-<lb/> hör gab, — da behauptete Rußland den hohen Ruhm<lb/> ſeiner Mäßigung. Jn <hi rendition="#fr">voͤlkerrechtlicher</hi> Hinſicht<lb/> hat das neue organiſche Statut Polens früheren<lb/> Zuſtand <hi rendition="#fr">voͤllig unverändert</hi> erhalten. Allein in<lb/><hi rendition="#fr">ſtaatsrechtlicher</hi> Beziehung ſind den localen und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
Steine wurden geworfen und Fenſter gebrochen.
Theurer Preis und ſchlechtes Brod waren Urſache
dieſer betrübenden Unordnungen. Jn der Nacht vom
Sonnabend auf den Sonntag haben ſich dieſe Auf-
tritte mit fürchterlicher Heftigkeit erneuert; die
meiſten Bäckerbuden wurden erbrochen und verheert.
Hoffen wir, daß dieſe Auftritte bald aufgehört ha-
ben, und daß die Bürger, beſſer unterrichtet von
ihren wahren Jntereſſen, bei ſolchen ſtrafbaren Ex-
ceſſen nicht beharrt haben. (Niederrh. Courr.)
Rom, den 17 Mai.
Der Cardinal Albani wird jetzt wirklich hieſelbſt
erwartet. Mgnr. Capaccini hat demnach ſein Ta-
lent auf’s Neue bewährt. Mgnr. Brignoli, bishe-
riger Nuntius in Toscana, wird die Stelle des Car-
dinals in Bologna vertreten. — Große Aufregung
erzeugten hier die neuſten Begebenheiten in Süd-
Frankreich. Die Herzogin v. Berri hat, bei vie-
len eifrigen Gegnern, vielleicht nirgends ergebenere
Anhänger als hier, und am Ende dürfte manche
hohe Perſon der chriſtlichen Liebe Mantelſchutz
vonnöthen haben. — Jn verwichener Woche trat
Sir Walter Scott ſeine Rückreiſe an über Florenz,
Venedig, München, Stuttgart, Frankfurt, Köln,
Holland und England nach Abbotsford. Jm Gan-
zen war ihm der Aufenthalt in Jtalien ſehr wohl-
thätig, obgleich die Folgen des Schlagfluſſes wohl
nie ganz aufhören werden, da die Lähmung ſeines
Fußes ſehr vermehrt ward, und er mit Schwierig-
keit ſpricht. Wem es gelingt, dem Gange ſeiner
Rede genau zu folgen, dem wird bald klar, daß
tief im Jnnern der Strom ſeines Geiſtes in unun-
terbrochener Friſche, kräftig, raſch, hellabſpiegelnd
fortwogt. Dieß beweiſet auch ſeine Thätigkeit.
Außer dem ſchon abgeſandten Werke, “die Belage-
rung von Malta”, vollendet er jetzt eine calabreſiſche
Novelle, “Bizarro”, auf ſehr merkwürdige Lebens-
verhältniſſe eines weitgefürchteten Banditen-Anfüh-
rers gegründet. Erfreulich für Deutſche iſt der leb-
hafte Antheil, welchen er an unſrer Literatur nimmt.
Den Tod Göthe’s beklagte er doppelt, da er, wie
er ſich ausdrückte, “ſo gern an ſeinem eignen Heerde
den kräftigen Mann geſehen hätte, um den die Welt
ſich drehte” (the world turned on him). Scott
hatte eine Einladung nach Weimar gerade in der
Todeswoche Göthe’s empfangen. Folgte er allein
der Sorge für ſeine Geſundheit, ſo würde er über
Meer zurückgekehrt ſeyn, allein unwiderſtehlich zieht
es ihn nach den Bergen und Burgen, die ernſt in
den Rhein ſchauen. (A. Z.)
Schreiben aus Krakau, vom 15 Mai.
(Beſchluß. S. geſtr. Ztg.)
Dieſe Vereinigung (mit Rußland unter gemeinſchaft-
licher Oberherrſchaft) war kein Zwang des Siegers,
ſondern der Wunſch und die Bitte der polniſchen
Nation, welche ſie in einer von ſämmtlichen Woje-
wodſchaftsräthen des Herzogthums unterſchriebenen
Supplik an den Kaiſer Alexander aufs Lebhafteſte
und Beſtimmteſte ausſprach. Dieſe nationelle Bitt-
ſchrift wurde dem Kaiſer in ſeinem Hauptquartier
zu Freiburg im Breisgau überreicht, und ſpäter-
hin, als Alexander ſchon in Bar-ſur-Aube
war, von dem Fürſten Czartoryski, welcher des-
wegen zum Kaiſer geeilt war, aufs allerangele-
gentlichſte und ſo heftig unterſtützt, daß der Kai-
ſer ſich genöthigt ſah, dem patriotiſchen Sprecher
über dieſen Gegenſtand einſtweiliges Stillſchweigen
aufzulegen. Nach dem Buchſtaben des Wiener Con-
greſſes war ſomit der neue König von Polen auf
keine Weiſe verpflichtet, eine freiere Verfaſſung, als
die zwei andern Mächte ihrem polniſchen Antheil
gaben, dem Königreiche zu ertheilen, in ſofern nur
die beſondere Verwaltung demſelben erhalten würde.
Demungeachtet verlieh die Gnade des Souveräns
dem Königreiche die Conſtitution von 1815. Da der
König dieſelbe aber ſeinem Volke auf keine Weiſe
ſchuldig geweſen war, ſo war dieſelbe auch keine
octroyirte Charte, wie es die franzöſiſche von 1814
als eine Vorbedingung der Thronbeſteigung Ludwigs
XVIII. geweſen war. Denn daß unter der “Re-
präſentation”, welche der Vertrag zwiſchen Ruß-
land und Oeſterreich, und Rußland und Preußen
den Polen zuſicherten, eine Repräſentation durch zwei
Kammern nicht nothwendig zu verſtehen ſey, hat
die Organiſation Großpolens und Galliziens bis jetzt
factiſch ausgewieſen. Fürſt Adam Czartoryski ſprach
deswegen bei Proclamation der Conſtitutions-Ur-
kunde im Senate ſehr wahr und ſachgemäß, als er
behauptete: “durch Macht allein konnte Alexan-
der herrſchen, aber geleitet von dem kräftigen Geiſt
ſeiner Tugenden, wollte er nicht durch Macht
allein herrſchen, ſondern durch Dankbarkeit, durch
Anhänglichkeit und durch jene Wunderkraft, die
ſtatt des Schreckens Verpflichtung, ſtatt des Zwan-
ges Dahingebung und freiwillige Aufopferung er-
zeugt.” Die polniſche Conſtitution von 1815 wurde
folglich auch durch keine fremde Macht garantirt,
und am wenigſten konnte der Wiener Congreß etwas
garantiren, was bei ſeinem Schluſſe noch unbekannt,
nur in Alexanders großmüthiger und ſchöner Seele
lebte. Leider war dieſe neue Verfaſſung nicht aus
dem Blute der polniſchen Geſchichte erzeugt, und
daher von Anfang an, dem polniſchen nationalen
Leben fremd. Sie iſt es ſtets geblieben. Und dieſe
Disharmonie zwiſchen Geſetz und Cultur des Volks
machte ſehr bald Modificationen des Geſetzes noth-
wendig. Solche wurden zur Erhaltung der öffent-
lichen Moralität, zur Unterſtützung der Verfaſſung
ſelbſt, gegeben. Aber die Partei, deren Ehrgeiz
ſich dadurch beſchränkt ſah, wünſchte die Zeit zurück,
wo es hieß: Polonia confusione regitur. Sie
ſuchte deshalb die Zerwürfniß zwiſchen Fürſten und
Volk um jeden Preis. Da ſtarb Polens Wieder-
herſteller. Kaiſer Nikolaus fand die Modificatio-
nen der Conſtitution vor und ließ ſie beſtehen, weil
ſie auf wahres individuelles Volksbedürfniß ſich
gründeten, wie Kaiſer Franz ſogar jene Verände-
rungen in Tyrols Verfaſſung beibehielt, welche da-
ſelbſt eine feindliche Occupation gewaltthätig einge-
führt hatte. Thatſache iſt, daß in Polen jene,
durch jedes Mittel rekrutirt geweſene Faction unter
dem Schein des Patriotismus ſeit 1816 unablaſſig
nur dahin arbeitete, die Vereinigung Polens mit
Rußland, d. h. die Conſtitution von 1815, in ihrer
ganzen und alleinigen völkerrechtlichen Bedeutung
zu zerſtören. Die Revolution hat hierin alles auf-
gedeckt. Aber der Ausgang derſelben befeſtigte den
Wiener Völker-Vertrag. An dieſen ſchloß die Groß-
muth des Kaiſers Polens neue Organiſation an.
Wo das Parlament von England 1775 in gleicher
Lage nur nach Rache verlangte und nur dieſer Ge-
hör gab, — da behauptete Rußland den hohen Ruhm
ſeiner Mäßigung. Jn voͤlkerrechtlicher Hinſicht
hat das neue organiſche Statut Polens früheren
Zuſtand voͤllig unverändert erhalten. Allein in
ſtaatsrechtlicher Beziehung ſind den localen und
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