Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 138, Hamburg, 13. Juni 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Antoine aufgestellt, in welcher Letzteren die Repu-
blikaner sich barricadirt hatten. Die Rebellen griffen
die Thore an, um sich der Kanonen zu bemächtigen,
wurden aber durch ein mörderisches Feuer zurück-
getrieben. Um 6 Uhr begann die Füsillade und das
Peloton-Feuer wieder auf vielen Punkten. Gene-
ralmarsch und Sturmläuten ertönte in allen Rich-
tungen. Ein mörderischer, zweistündiger Kampf
fiel bei der Mairie vom 6ten Bezirk zwischen
Lanciers und Dragonern einerseits und den Vor-
städtern nebst vielen übergegangenen Nationalgar-
disten andrerseits vor. Gegen 9 Uhr bemächtigte sich
ein Jnvaliden-Officier mit etwa 60 jungen Leuten
des Postens beim Hotel-Die[u]. Auf der Notre-
Dame-Brücke wurden die Republikaner von den Trup-
pen angegegriffen; sie warfen sich in die Häuser und
feuerten von da heraus. Um 10 Uhr war die Straße
Montorgueil der Schauplatz blutiger Auftritte. Das
Kloster St. Mery wurde gegen 11 Uhr der Mittel-
punkt des Kampfes. Hier hatten sich die Republi-
kaner verschanzt und die Blutfahne aufgezogen. Sie
wa[r]en mit Patronen vollkommen versehen. Das Klo-
ster wurde von drei Abtheilungen Linientruppen und
einem Peloton der Municipalgarde umzingelt. Das
Gemetzel war furchtbar. Die Kanonen donnerten
in allen Richtungen auf die Vorstadt St. Antoine.
Die Artillerie von Vincennes dominirte dieselbe.
Auf dem Victoires-Platze stellte sich die National-
garde von Versailles auf, wo auch das 38ste Linien-
Regiment lagerte. Das 14te Linien-Regiment und
die 3te Legion der Nationalgarde standen auf dem
Platze des Petits-Peres, das 16te Regiment bei der
Bankwache und in der Rue de la Fe[u]illade. An der
Spitze mehrerer Legionen sah man Juli-Decorirte,
die den Republikanern zeigen wollten, daß Rebellion
bei den ächten Freiheitsmännern keine Sympathie
finde. Mittags ging eine Menge von Depeschen an die
Platz-Commandanten der umliegenden Departements
ab, um frische Truppen in aller Eile herbeizubeor-
dern. Auch waren bereits früher telegraphische De-
peschen nach Lyon und Marseille abgegangen. Die
fremden Diplomaten hatten bis gegen Mittag noch
keine Couriere abgesandt; sie schienen warten zu wol-
len. Um dieselbe Zeit wurden zwei Postwagen an-
gehalten, in denen man mehrere Carlisten festnahm,
die mit Pässen nach der Vendee abreiseten; desglei-
chen ein falscher Courier, der eben dahin bestimmt
war, um das Gerücht von der Flucht Ludwig Phi-
lipps und der Proclamirung Heinrichs V. zu über-
bringen. Alles deutet dahin, daß die Carlisten,
welche sich gestern bei einem Weinhändler in der
Charonne-Straße versammelten, daselbst eine Ueber-
einkunft mit den Häuptern der Republikaner abge-
schlossen hatten, welche Letztere sie zu ihren Werk-
zeugen gebrauchen wollten. Wie es scheint, war der
Pariser Revolutions-Versuch mit dem allgemeinen
Aufstande, der am 4 d. in der Vendee ausbrechen
sollte, combinirt. Eine carlistische Brigade blieb
jedoch aus, weil ihr Anführer, ein vormaliger
Vendee-Officier, Namens Bernard, gestern Morgen
die ihm zur Besoldung seiner Rekruten zugestellte
Summe im Palais-Royal verspielt hatte. Bereits
in der Nacht wurden mehrere Verhaftungen vorge-
nommen. Die Pressen der Tribune wurden auf
polizeilichen Befehl erbrochen und der Redacteur
Sarrut arretirt; desgleichen der Redacteur der Quo-
tidienne,
Hr. Simon, dessen Blatt ebenfalls versie-
gelt wurde. Um 11 Uhr Morgens brachte man wie-
[Spaltenumbruch] der 30 Verschwörer und um 2 Uhr Nachmittags
nicht weniger als 90 ein, die mit allerlei Theater-
Waffen und rostigen Degen versehen waren. Mitt-
lerweile währte der Kampf noch immer fort, beson-
ders beim Kloster St. Mery und in der Vorstadt
Poissonmere. Um den Jhrigen Muth zu machen,
verbreiteten die Unruhstifter das abgeschmackte Ge-
rücht, 15,000 Mann ihrer Gleichgesinnten würden
aus Rouen und Havre herbeieilen, was um so un-
wahrscheinlicher ist, da diese großen Handelsstädte
bekanntlich der bestehenden Ordnung der Dinge sehr
zugethan sind. Unter den Rebellen bemerkte man
nur 7 bis 8 Zöglinge der polytechnischen Schule,
die sich überhaupt dem Aufstande nicht angeschlossen
haben würden, wenn man ihnen nicht ausdrücklich
untersagt hätte, am Trauerzuge Theil zu nehmen;
man hatte sie sogar in ihrem Jnstitute eingeschlossen,
aber sie sprangen über die Maner. Dagegen hat die
ganze Veterinärschule von Alfort sich unter die Jn-
surgenten gemischt. Jm Kloster St. Mery scheinen
die Republikaner gut organisirt gewesen zu seyn;
wenigstens wurden 4 Bataillons mit Verlust zurück-
getrieben. Das 3te Bataillon der 3ten Legion der
Nationalgarde, welches sich durch seine schöne Hal-
tung auszeichnet, hat besonders stark gelitten. Um
31/2 Uhr nahm das Feuer in dieser Gegend ab, da die
Belagerten den größten Theil ihrer Munition ver-
schossen hatten. Dagegen nahm das Kanonen- und
Linienfeuer auf vielen andern Punkten zu; beson-
ders auf dem Platze des Jnnocens wurde der Kampf
sehr blutig. Eine Abtheilung Republikaner unter
einem vormaligen Obersten griff die Caserne in der
Vorstadt St. Martin an, die aber von der Besatzung
gut vertheidigt wurde. Ein Detaschement vom 3ten
leichten Regiment nebst einer Abtheilung National-
garde überfiel die Republikaner im Rücken, die, ob-
gleich zwischen zwei Feuer gestellt, sich beispiellos
tapfer vertheidigten. Zwischen 3 und 4 Uhr durchritt
der König an der Spitze der Truppen die Boule-
vards. Bei der Vorstadt Poissonniere griffen die
Republikaner ihn an: eine Füsillade entspann sich;
doch wurde der König glücklicher Weise nicht ver-
wundet. Um diese Zeit langten alle Nationalgarden
aus Passy und den umliegenden Dörfern an, und
stellten sich auf die Seite der Regierung. Um 4 Uhr
wurden alle Straßen gesperrt und alle Communica-
tionen abgeschnitten. Die heute erschienenen Blätter
machen nur wenige Bemerkungen über die beklagens-
werthen Vorfälle des Tages, und nehmen sich im
Ganzen der Regierung an, wenn sie auch nicht ver-
hehlen, daß große Fehler von Seiten derselben be-
gangen seyen. Die Unruhen werden aber auch zum
Theil fremden Jntriguen und besonders dem Golde
der brittischen Aristokratie zugeschrieben. Fast alle
stimmen jedoch überein, daß unter den Massen große
Unzufriedenheit herrscht und daß in dem Regierungs-
Systeme eine Aenderung eintreten müsse. Die Blät-
ter sind übrigens fast ganz mit den Berichten über die
hiesigen Ereignisse angefüllt; doch findet man auch einige
Angaben über die neusten Ereignisse in der Vendee.
Die Nachrichten von dort lauten im Ganzen beruhi-
gender; aber Alles verkündet, daß die Sache noch
nicht zu Ende ist. Die zersprengten Banden sam-
melten sich von Neuem, und man glaubte allgemein,
binnen 14 Tagen würde sich der Aufstand überall
am linken Ufer der Loire verbreitet haben. Bei
Segre kam es am 1 d. mit 500 Chonans zu einem
dreistündigen Gefechte, wobei sich die Nationalgarde

[Spaltenumbruch] Antoine aufgeſtellt, in welcher Letzteren die Repu-
blikaner ſich barricadirt hatten. Die Rebellen griffen
die Thore an, um ſich der Kanonen zu bemächtigen,
wurden aber durch ein mörderiſches Feuer zurück-
getrieben. Um 6 Uhr begann die Füſillade und das
Peloton-Feuer wieder auf vielen Punkten. Gene-
ralmarſch und Sturmläuten ertönte in allen Rich-
tungen. Ein mörderiſcher, zweiſtündiger Kampf
fiel bei der Mairie vom 6ten Bezirk zwiſchen
Lanciers und Dragonern einerſeits und den Vor-
ſtädtern nebſt vielen übergegangenen Nationalgar-
diſten andrerſeits vor. Gegen 9 Uhr bemächtigte ſich
ein Jnvaliden-Officier mit etwa 60 jungen Leuten
des Poſtens beim Hotel-Die[u]. Auf der Notre-
Dame-Brücke wurden die Republikaner von den Trup-
pen angegegriffen; ſie warfen ſich in die Häuſer und
feuerten von da heraus. Um 10 Uhr war die Straße
Montorgueil der Schauplatz blutiger Auftritte. Das
Kloſter St. Mery wurde gegen 11 Uhr der Mittel-
punkt des Kampfes. Hier hatten ſich die Republi-
kaner verſchanzt und die Blutfahne aufgezogen. Sie
wa[r]en mit Patronen vollkommen verſehen. Das Klo-
ſter wurde von drei Abtheilungen Linientruppen und
einem Peloton der Municipalgarde umzingelt. Das
Gemetzel war furchtbar. Die Kanonen donnerten
in allen Richtungen auf die Vorſtadt St. Antoine.
Die Artillerie von Vincennes dominirte dieſelbe.
Auf dem Victoires-Platze ſtellte ſich die National-
garde von Verſailles auf, wo auch das 38ſte Linien-
Regiment lagerte. Das 14te Linien-Regiment und
die 3te Legion der Nationalgarde ſtanden auf dem
Platze des Petits-Perès, das 16te Regiment bei der
Bankwache und in der Rue de la Fe[u]illade. An der
Spitze mehrerer Legionen ſah man Juli-Decorirte,
die den Republikanern zeigen wollten, daß Rebellion
bei den ächten Freiheitsmännern keine Sympathie
finde. Mittags ging eine Menge von Depeſchen an die
Platz-Commandanten der umliegenden Departements
ab, um friſche Truppen in aller Eile herbeizubeor-
dern. Auch waren bereits früher telegraphiſche De-
peſchen nach Lyon und Marſeille abgegangen. Die
fremden Diplomaten hatten bis gegen Mittag noch
keine Couriere abgeſandt; ſie ſchienen warten zu wol-
len. Um dieſelbe Zeit wurden zwei Poſtwagen an-
gehalten, in denen man mehrere Carliſten feſtnahm,
die mit Päſſen nach der Vendee abreiſeten; desglei-
chen ein falſcher Courier, der eben dahin beſtimmt
war, um das Gerücht von der Flucht Ludwig Phi-
lipps und der Proclamirung Heinrichs V. zu über-
bringen. Alles deutet dahin, daß die Carliſten,
welche ſich geſtern bei einem Weinhändler in der
Charonne-Straße verſammelten, daſelbſt eine Ueber-
einkunft mit den Häuptern der Republikaner abge-
ſchloſſen hatten, welche Letztere ſie zu ihren Werk-
zeugen gebrauchen wollten. Wie es ſcheint, war der
Pariſer Revolutions-Verſuch mit dem allgemeinen
Aufſtande, der am 4 d. in der Vendee ausbrechen
ſollte, combinirt. Eine carliſtiſche Brigade blieb
jedoch aus, weil ihr Anführer, ein vormaliger
Vendee-Officier, Namens Bernard, geſtern Morgen
die ihm zur Beſoldung ſeiner Rekruten zugeſtellte
Summe im Palais-Royal verſpielt hatte. Bereits
in der Nacht wurden mehrere Verhaftungen vorge-
nommen. Die Preſſen der Tribune wurden auf
polizeilichen Befehl erbrochen und der Redacteur
Sarrut arretirt; desgleichen der Redacteur der Quo-
tidienne,
Hr. Simon, deſſen Blatt ebenfalls verſie-
gelt wurde. Um 11 Uhr Morgens brachte man wie-
[Spaltenumbruch] der 30 Verſchwörer und um 2 Uhr Nachmittags
nicht weniger als 90 ein, die mit allerlei Theater-
Waffen und roſtigen Degen verſehen waren. Mitt-
lerweile währte der Kampf noch immer fort, beſon-
ders beim Kloſter St. Mery und in der Vorſtadt
Poiſſonmère. Um den Jhrigen Muth zu machen,
verbreiteten die Unruhſtifter das abgeſchmackte Ge-
rücht, 15,000 Mann ihrer Gleichgeſinnten würden
aus Rouen und Havre herbeieilen, was um ſo un-
wahrſcheinlicher iſt, da dieſe großen Handelsſtädte
bekanntlich der beſtehenden Ordnung der Dinge ſehr
zugethan ſind. Unter den Rebellen bemerkte man
nur 7 bis 8 Zöglinge der polytechniſchen Schule,
die ſich überhaupt dem Aufſtande nicht angeſchloſſen
haben würden, wenn man ihnen nicht ausdrücklich
unterſagt hätte, am Trauerzuge Theil zu nehmen;
man hatte ſie ſogar in ihrem Jnſtitute eingeſchloſſen,
aber ſie ſprangen über die Maner. Dagegen hat die
ganze Veterinärſchule von Alfort ſich unter die Jn-
ſurgenten gemiſcht. Jm Kloſter St. Mery ſcheinen
die Republikaner gut organiſirt geweſen zu ſeyn;
wenigſtens wurden 4 Bataillons mit Verluſt zurück-
getrieben. Das 3te Bataillon der 3ten Legion der
Nationalgarde, welches ſich durch ſeine ſchöne Hal-
tung auszeichnet, hat beſonders ſtark gelitten. Um
3½ Uhr nahm das Feuer in dieſer Gegend ab, da die
Belagerten den größten Theil ihrer Munition ver-
ſchoſſen hatten. Dagegen nahm das Kanonen- und
Linienfeuer auf vielen andern Punkten zu; beſon-
ders auf dem Platze des Jnnocens wurde der Kampf
ſehr blutig. Eine Abtheilung Republikaner unter
einem vormaligen Oberſten griff die Caſerne in der
Vorſtadt St. Martin an, die aber von der Beſatzung
gut vertheidigt wurde. Ein Detaſchement vom 3ten
leichten Regiment nebſt einer Abtheilung National-
garde überfiel die Republikaner im Rücken, die, ob-
gleich zwiſchen zwei Feuer geſtellt, ſich beiſpiellos
tapfer vertheidigten. Zwiſchen 3 und 4 Uhr durchritt
der König an der Spitze der Truppen die Boule-
vards. Bei der Vorſtadt Poiſſonniere griffen die
Republikaner ihn an: eine Füſillade entſpann ſich;
doch wurde der König glücklicher Weiſe nicht ver-
wundet. Um dieſe Zeit langten alle Nationalgarden
aus Paſſy und den umliegenden Dörfern an, und
ſtellten ſich auf die Seite der Regierung. Um 4 Uhr
wurden alle Straßen geſperrt und alle Communica-
tionen abgeſchnitten. Die heute erſchienenen Blätter
machen nur wenige Bemerkungen über die beklagens-
werthen Vorfälle des Tages, und nehmen ſich im
Ganzen der Regierung an, wenn ſie auch nicht ver-
hehlen, daß große Fehler von Seiten derſelben be-
gangen ſeyen. Die Unruhen werden aber auch zum
Theil fremden Jntriguen und beſonders dem Golde
der brittiſchen Ariſtokratie zugeſchrieben. Faſt alle
ſtimmen jedoch überein, daß unter den Maſſen große
Unzufriedenheit herrſcht und daß in dem Regierungs-
Syſteme eine Aenderung eintreten müſſe. Die Blät-
ter ſind übrigens faſt ganz mit den Berichten über die
hieſigen Ereigniſſe angefüllt; doch findet man auch einige
Angaben über die neuſten Ereigniſſe in der Vendee.
Die Nachrichten von dort lauten im Ganzen beruhi-
gender; aber Alles verkündet, daß die Sache noch
nicht zu Ende iſt. Die zerſprengten Banden ſam-
melten ſich von Neuem, und man glaubte allgemein,
binnen 14 Tagen würde ſich der Aufſtand überall
am linken Ufer der Loire verbreitet haben. Bei
Segré kam es am 1 d. mit 500 Chonans zu einem
dreiſtündigen Gefechte, wobei ſich die Nationalgarde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/>
Antoine aufge&#x017F;tellt,                             in welcher Letzteren die Repu-<lb/>
blikaner &#x017F;ich barricadirt                             hatten. Die Rebellen griffen<lb/>
die Thore an, um &#x017F;ich der                             Kanonen zu bemächtigen,<lb/>
wurden aber durch ein mörderi&#x017F;ches                             Feuer zurück-<lb/>
getrieben. Um 6 Uhr begann die Fü&#x017F;illade und                             das<lb/>
Peloton-Feuer wieder auf vielen Punkten.                             Gene-<lb/>
ralmar&#x017F;ch und Sturmläuten ertönte in allen                             Rich-<lb/>
tungen. Ein mörderi&#x017F;cher, zwei&#x017F;tündiger                             Kampf<lb/>
fiel bei der Mairie vom 6ten Bezirk                             zwi&#x017F;chen<lb/>
Lanciers und Dragonern einer&#x017F;eits und den                             Vor-<lb/>
&#x017F;tädtern neb&#x017F;t vielen übergegangenen                             Nationalgar-<lb/>
di&#x017F;ten andrer&#x017F;eits vor. Gegen 9 Uhr                             bemächtigte &#x017F;ich<lb/>
ein Jnvaliden-Officier mit etwa 60 jungen                             Leuten<lb/>
des Po&#x017F;tens beim Hotel-Die<supplied cert="high">u</supplied>. Auf der Notre-<lb/>
Dame-Brücke wurden die                             Republikaner von den Trup-<lb/>
pen angegegriffen; &#x017F;ie warfen                             &#x017F;ich in die Häu&#x017F;er und<lb/>
feuerten von da heraus. Um 10                             Uhr war die Straße<lb/>
Montorgueil der Schauplatz blutiger Auftritte.                             Das<lb/>
Klo&#x017F;ter St. Mery wurde gegen 11 Uhr der Mittel-<lb/>
punkt                             des Kampfes. Hier hatten &#x017F;ich die Republi-<lb/>
kaner                             ver&#x017F;chanzt und die Blutfahne aufgezogen. Sie<lb/>
wa<supplied cert="high">r</supplied>en mit Patronen vollkommen ver&#x017F;ehen.                             Das Klo-<lb/>
&#x017F;ter wurde von drei Abtheilungen Linientruppen                             und<lb/>
einem Peloton der Municipalgarde umzingelt. Das<lb/>
Gemetzel war                             furchtbar. Die Kanonen donnerten<lb/>
in allen Richtungen auf die                             Vor&#x017F;tadt St. Antoine.<lb/>
Die Artillerie von Vincennes dominirte                             die&#x017F;elbe.<lb/>
Auf dem Victoires-Platze &#x017F;tellte &#x017F;ich                             die National-<lb/>
garde von Ver&#x017F;ailles auf, wo auch das                             38&#x017F;te Linien-<lb/>
Regiment lagerte. Das 14te Linien-Regiment                             und<lb/>
die 3te Legion der Nationalgarde &#x017F;tanden auf                             dem<lb/>
Platze des Petits-Per<hi rendition="#aq">è</hi>s, das                             16te Regiment bei der<lb/>
Bankwache und in der Rue de la Fe<supplied cert="high">u</supplied>illade. An der<lb/>
Spitze mehrerer Legionen                             &#x017F;ah man Juli-Decorirte,<lb/>
die den Republikanern zeigen wollten,                             daß Rebellion<lb/>
bei den ächten Freiheitsmännern keine                             Sympathie<lb/>
finde. Mittags ging eine Menge von Depe&#x017F;chen an                             die<lb/>
Platz-Commandanten der umliegenden Departements<lb/>
ab, um                             fri&#x017F;che Truppen in aller Eile herbeizubeor-<lb/>
dern. Auch waren                             bereits früher telegraphi&#x017F;che De-<lb/>
pe&#x017F;chen nach Lyon                             und Mar&#x017F;eille abgegangen. Die<lb/>
fremden Diplomaten hatten bis                             gegen Mittag noch<lb/>
keine Couriere abge&#x017F;andt; &#x017F;ie                             &#x017F;chienen warten zu wol-<lb/>
len. Um die&#x017F;elbe Zeit wurden                             zwei Po&#x017F;twagen an-<lb/>
gehalten, in denen man mehrere                             Carli&#x017F;ten fe&#x017F;tnahm,<lb/>
die mit Pä&#x017F;&#x017F;en nach                             der Vendee abrei&#x017F;eten; desglei-<lb/>
chen ein fal&#x017F;cher                             Courier, der eben dahin be&#x017F;timmt<lb/>
war, um das Gerücht von der                             Flucht Ludwig Phi-<lb/>
lipps und der Proclamirung Heinrichs <hi rendition="#aq">V.</hi> zu über-<lb/>
bringen. Alles deutet dahin,                             daß die Carli&#x017F;ten,<lb/>
welche &#x017F;ich ge&#x017F;tern bei                             einem Weinhändler in der<lb/>
Charonne-Straße ver&#x017F;ammelten,                             da&#x017F;elb&#x017F;t eine Ueber-<lb/>
einkunft mit den Häuptern der                             Republikaner abge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatten, welche                             Letztere &#x017F;ie zu ihren Werk-<lb/>
zeugen gebrauchen wollten. Wie es                             &#x017F;cheint, war der<lb/>
Pari&#x017F;er Revolutions-Ver&#x017F;uch                             mit dem allgemeinen<lb/>
Auf&#x017F;tande, der am 4 d. in der Vendee                             ausbrechen<lb/>
&#x017F;ollte, combinirt. Eine carli&#x017F;ti&#x017F;che                             Brigade blieb<lb/>
jedoch aus, weil ihr Anführer, ein                             vormaliger<lb/>
Vendee-Officier, Namens Bernard, ge&#x017F;tern                             Morgen<lb/>
die ihm zur Be&#x017F;oldung &#x017F;einer Rekruten                             zuge&#x017F;tellte<lb/>
Summe im Palais-Royal ver&#x017F;pielt hatte.                             Bereits<lb/>
in der Nacht wurden mehrere Verhaftungen vorge-<lb/>
nommen.                             Die Pre&#x017F;&#x017F;en der <hi rendition="#fr">Tribune</hi> wurden                             auf<lb/>
polizeilichen Befehl erbrochen und der Redacteur<lb/>
Sarrut                             arretirt; desgleichen der Redacteur der <hi rendition="#fr">Quo-<lb/>
tidienne,</hi> Hr. Simon, de&#x017F;&#x017F;en Blatt                             ebenfalls ver&#x017F;ie-<lb/>
gelt wurde. Um 11 Uhr Morgens brachte man                             wie-<lb/><cb/>
der 30 Ver&#x017F;chwörer und um 2 Uhr                             Nachmittags<lb/>
nicht weniger als 90 ein, die mit allerlei                             Theater-<lb/>
Waffen und ro&#x017F;tigen Degen ver&#x017F;ehen waren.                             Mitt-<lb/>
lerweile währte der Kampf noch immer fort,                             be&#x017F;on-<lb/>
ders beim Klo&#x017F;ter St. Mery und in der                                 Vor&#x017F;tadt<lb/>
Poi&#x017F;&#x017F;onm<hi rendition="#aq">è</hi>re. Um den Jhrigen Muth zu machen,<lb/>
verbreiteten                             die Unruh&#x017F;tifter das abge&#x017F;chmackte Ge-<lb/>
rücht, 15,000                             Mann ihrer Gleichge&#x017F;innten würden<lb/>
aus Rouen und Havre                             herbeieilen, was um &#x017F;o un-<lb/>
wahr&#x017F;cheinlicher                             i&#x017F;t, da die&#x017F;e großen Handels&#x017F;tädte<lb/>
bekanntlich                             der be&#x017F;tehenden Ordnung der Dinge &#x017F;ehr<lb/>
zugethan                             &#x017F;ind. Unter den Rebellen bemerkte man<lb/>
nur 7 bis 8 Zöglinge                             der polytechni&#x017F;chen Schule,<lb/>
die &#x017F;ich überhaupt dem                             Auf&#x017F;tande nicht ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
haben                             würden, wenn man ihnen nicht ausdrücklich<lb/>
unter&#x017F;agt hätte, am                             Trauerzuge Theil zu nehmen;<lb/>
man hatte &#x017F;ie &#x017F;ogar in                             ihrem Jn&#x017F;titute einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
aber                             &#x017F;ie &#x017F;prangen über die Maner. Dagegen hat die<lb/>
ganze                             Veterinär&#x017F;chule von Alfort &#x017F;ich unter die                             Jn-<lb/>
&#x017F;urgenten gemi&#x017F;cht. Jm Klo&#x017F;ter St. Mery                             &#x017F;cheinen<lb/>
die Republikaner gut organi&#x017F;irt                             gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn;<lb/>
wenig&#x017F;tens wurden 4 Bataillons                             mit Verlu&#x017F;t zurück-<lb/>
getrieben. Das 3te Bataillon der 3ten                             Legion der<lb/>
Nationalgarde, welches &#x017F;ich durch &#x017F;eine                             &#x017F;chöne Hal-<lb/>
tung auszeichnet, hat be&#x017F;onders                             &#x017F;tark gelitten. Um<lb/>
3½ Uhr nahm das Feuer in                             die&#x017F;er Gegend ab, da die<lb/>
Belagerten den größten Theil ihrer                             Munition ver-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en hatten. Dagegen nahm das                             Kanonen- und<lb/>
Linienfeuer auf vielen andern Punkten zu;                             be&#x017F;on-<lb/>
ders auf dem Platze des Jnnocens wurde der                             Kampf<lb/>
&#x017F;ehr blutig. Eine Abtheilung Republikaner                             unter<lb/>
einem vormaligen Ober&#x017F;ten griff die Ca&#x017F;erne in                             der<lb/>
Vor&#x017F;tadt St. Martin an, die aber von der                             Be&#x017F;atzung<lb/>
gut vertheidigt wurde. Ein Deta&#x017F;chement vom                             3ten<lb/>
leichten Regiment neb&#x017F;t einer Abtheilung                             National-<lb/>
garde überfiel die Republikaner im Rücken, die,                             ob-<lb/>
gleich zwi&#x017F;chen zwei Feuer ge&#x017F;tellt, &#x017F;ich                             bei&#x017F;piellos<lb/>
tapfer vertheidigten. Zwi&#x017F;chen 3 und 4 Uhr                             durchritt<lb/>
der König an der Spitze der Truppen die Boule-<lb/>
vards.                             Bei der Vor&#x017F;tadt Poi&#x017F;&#x017F;onniere griffen                             die<lb/>
Republikaner ihn an: eine Fü&#x017F;illade ent&#x017F;pann                             &#x017F;ich;<lb/>
doch wurde der König glücklicher Wei&#x017F;e nicht                             ver-<lb/>
wundet. Um die&#x017F;e Zeit langten alle                             Nationalgarden<lb/>
aus Pa&#x017F;&#x017F;y und den umliegenden Dörfern                             an, und<lb/>
&#x017F;tellten &#x017F;ich auf die Seite der Regierung. Um                             4 Uhr<lb/>
wurden alle Straßen ge&#x017F;perrt und alle                             Communica-<lb/>
tionen abge&#x017F;chnitten. Die heute                             er&#x017F;chienenen Blätter<lb/>
machen nur wenige Bemerkungen über die                             beklagens-<lb/>
werthen Vorfälle des Tages, und nehmen &#x017F;ich                             im<lb/>
Ganzen der Regierung an, wenn &#x017F;ie auch nicht                             ver-<lb/>
hehlen, daß große Fehler von Seiten der&#x017F;elben                             be-<lb/>
gangen &#x017F;eyen. Die Unruhen werden aber auch zum<lb/>
Theil                             fremden Jntriguen und be&#x017F;onders dem Golde<lb/>
der                             britti&#x017F;chen Ari&#x017F;tokratie zuge&#x017F;chrieben. Fa&#x017F;t                             alle<lb/>
&#x017F;timmen jedoch überein, daß unter den                             Ma&#x017F;&#x017F;en große<lb/>
Unzufriedenheit herr&#x017F;cht und daß                             in dem Regierungs-<lb/>
Sy&#x017F;teme eine Aenderung eintreten                             mü&#x017F;&#x017F;e. Die Blät-<lb/>
ter &#x017F;ind übrigens fa&#x017F;t                             ganz mit den Berichten über die<lb/>
hie&#x017F;igen                             Ereigni&#x017F;&#x017F;e angefüllt; doch findet man auch                             einige<lb/>
Angaben über die neu&#x017F;ten Ereigni&#x017F;&#x017F;e in                             der <hi rendition="#fr">Vendee.</hi><lb/>
Die Nachrichten von dort lauten                             im Ganzen beruhi-<lb/>
gender; aber Alles verkündet, daß die Sache                             noch<lb/>
nicht zu Ende i&#x017F;t. Die zer&#x017F;prengten Banden                             &#x017F;am-<lb/>
melten &#x017F;ich von Neuem, und man glaubte                             allgemein,<lb/>
binnen 14 Tagen würde &#x017F;ich der Auf&#x017F;tand                             überall<lb/>
am linken Ufer der Loire verbreitet haben. Bei<lb/>
Segr<hi rendition="#aq">é</hi> kam es am 1 d. mit 500 Chonans zu                             einem<lb/>
drei&#x017F;tündigen Gefechte, wobei &#x017F;ich die                                 Nationalgarde<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] Antoine aufgeſtellt, in welcher Letzteren die Repu- blikaner ſich barricadirt hatten. Die Rebellen griffen die Thore an, um ſich der Kanonen zu bemächtigen, wurden aber durch ein mörderiſches Feuer zurück- getrieben. Um 6 Uhr begann die Füſillade und das Peloton-Feuer wieder auf vielen Punkten. Gene- ralmarſch und Sturmläuten ertönte in allen Rich- tungen. Ein mörderiſcher, zweiſtündiger Kampf fiel bei der Mairie vom 6ten Bezirk zwiſchen Lanciers und Dragonern einerſeits und den Vor- ſtädtern nebſt vielen übergegangenen Nationalgar- diſten andrerſeits vor. Gegen 9 Uhr bemächtigte ſich ein Jnvaliden-Officier mit etwa 60 jungen Leuten des Poſtens beim Hotel-Dieu. Auf der Notre- Dame-Brücke wurden die Republikaner von den Trup- pen angegegriffen; ſie warfen ſich in die Häuſer und feuerten von da heraus. Um 10 Uhr war die Straße Montorgueil der Schauplatz blutiger Auftritte. Das Kloſter St. Mery wurde gegen 11 Uhr der Mittel- punkt des Kampfes. Hier hatten ſich die Republi- kaner verſchanzt und die Blutfahne aufgezogen. Sie waren mit Patronen vollkommen verſehen. Das Klo- ſter wurde von drei Abtheilungen Linientruppen und einem Peloton der Municipalgarde umzingelt. Das Gemetzel war furchtbar. Die Kanonen donnerten in allen Richtungen auf die Vorſtadt St. Antoine. Die Artillerie von Vincennes dominirte dieſelbe. Auf dem Victoires-Platze ſtellte ſich die National- garde von Verſailles auf, wo auch das 38ſte Linien- Regiment lagerte. Das 14te Linien-Regiment und die 3te Legion der Nationalgarde ſtanden auf dem Platze des Petits-Perès, das 16te Regiment bei der Bankwache und in der Rue de la Feuillade. An der Spitze mehrerer Legionen ſah man Juli-Decorirte, die den Republikanern zeigen wollten, daß Rebellion bei den ächten Freiheitsmännern keine Sympathie finde. Mittags ging eine Menge von Depeſchen an die Platz-Commandanten der umliegenden Departements ab, um friſche Truppen in aller Eile herbeizubeor- dern. Auch waren bereits früher telegraphiſche De- peſchen nach Lyon und Marſeille abgegangen. Die fremden Diplomaten hatten bis gegen Mittag noch keine Couriere abgeſandt; ſie ſchienen warten zu wol- len. Um dieſelbe Zeit wurden zwei Poſtwagen an- gehalten, in denen man mehrere Carliſten feſtnahm, die mit Päſſen nach der Vendee abreiſeten; desglei- chen ein falſcher Courier, der eben dahin beſtimmt war, um das Gerücht von der Flucht Ludwig Phi- lipps und der Proclamirung Heinrichs V. zu über- bringen. Alles deutet dahin, daß die Carliſten, welche ſich geſtern bei einem Weinhändler in der Charonne-Straße verſammelten, daſelbſt eine Ueber- einkunft mit den Häuptern der Republikaner abge- ſchloſſen hatten, welche Letztere ſie zu ihren Werk- zeugen gebrauchen wollten. Wie es ſcheint, war der Pariſer Revolutions-Verſuch mit dem allgemeinen Aufſtande, der am 4 d. in der Vendee ausbrechen ſollte, combinirt. Eine carliſtiſche Brigade blieb jedoch aus, weil ihr Anführer, ein vormaliger Vendee-Officier, Namens Bernard, geſtern Morgen die ihm zur Beſoldung ſeiner Rekruten zugeſtellte Summe im Palais-Royal verſpielt hatte. Bereits in der Nacht wurden mehrere Verhaftungen vorge- nommen. Die Preſſen der Tribune wurden auf polizeilichen Befehl erbrochen und der Redacteur Sarrut arretirt; desgleichen der Redacteur der Quo- tidienne, Hr. Simon, deſſen Blatt ebenfalls verſie- gelt wurde. Um 11 Uhr Morgens brachte man wie- der 30 Verſchwörer und um 2 Uhr Nachmittags nicht weniger als 90 ein, die mit allerlei Theater- Waffen und roſtigen Degen verſehen waren. Mitt- lerweile währte der Kampf noch immer fort, beſon- ders beim Kloſter St. Mery und in der Vorſtadt Poiſſonmère. Um den Jhrigen Muth zu machen, verbreiteten die Unruhſtifter das abgeſchmackte Ge- rücht, 15,000 Mann ihrer Gleichgeſinnten würden aus Rouen und Havre herbeieilen, was um ſo un- wahrſcheinlicher iſt, da dieſe großen Handelsſtädte bekanntlich der beſtehenden Ordnung der Dinge ſehr zugethan ſind. Unter den Rebellen bemerkte man nur 7 bis 8 Zöglinge der polytechniſchen Schule, die ſich überhaupt dem Aufſtande nicht angeſchloſſen haben würden, wenn man ihnen nicht ausdrücklich unterſagt hätte, am Trauerzuge Theil zu nehmen; man hatte ſie ſogar in ihrem Jnſtitute eingeſchloſſen, aber ſie ſprangen über die Maner. Dagegen hat die ganze Veterinärſchule von Alfort ſich unter die Jn- ſurgenten gemiſcht. Jm Kloſter St. Mery ſcheinen die Republikaner gut organiſirt geweſen zu ſeyn; wenigſtens wurden 4 Bataillons mit Verluſt zurück- getrieben. Das 3te Bataillon der 3ten Legion der Nationalgarde, welches ſich durch ſeine ſchöne Hal- tung auszeichnet, hat beſonders ſtark gelitten. Um 3½ Uhr nahm das Feuer in dieſer Gegend ab, da die Belagerten den größten Theil ihrer Munition ver- ſchoſſen hatten. Dagegen nahm das Kanonen- und Linienfeuer auf vielen andern Punkten zu; beſon- ders auf dem Platze des Jnnocens wurde der Kampf ſehr blutig. Eine Abtheilung Republikaner unter einem vormaligen Oberſten griff die Caſerne in der Vorſtadt St. Martin an, die aber von der Beſatzung gut vertheidigt wurde. Ein Detaſchement vom 3ten leichten Regiment nebſt einer Abtheilung National- garde überfiel die Republikaner im Rücken, die, ob- gleich zwiſchen zwei Feuer geſtellt, ſich beiſpiellos tapfer vertheidigten. Zwiſchen 3 und 4 Uhr durchritt der König an der Spitze der Truppen die Boule- vards. Bei der Vorſtadt Poiſſonniere griffen die Republikaner ihn an: eine Füſillade entſpann ſich; doch wurde der König glücklicher Weiſe nicht ver- wundet. Um dieſe Zeit langten alle Nationalgarden aus Paſſy und den umliegenden Dörfern an, und ſtellten ſich auf die Seite der Regierung. Um 4 Uhr wurden alle Straßen geſperrt und alle Communica- tionen abgeſchnitten. Die heute erſchienenen Blätter machen nur wenige Bemerkungen über die beklagens- werthen Vorfälle des Tages, und nehmen ſich im Ganzen der Regierung an, wenn ſie auch nicht ver- hehlen, daß große Fehler von Seiten derſelben be- gangen ſeyen. Die Unruhen werden aber auch zum Theil fremden Jntriguen und beſonders dem Golde der brittiſchen Ariſtokratie zugeſchrieben. Faſt alle ſtimmen jedoch überein, daß unter den Maſſen große Unzufriedenheit herrſcht und daß in dem Regierungs- Syſteme eine Aenderung eintreten müſſe. Die Blät- ter ſind übrigens faſt ganz mit den Berichten über die hieſigen Ereigniſſe angefüllt; doch findet man auch einige Angaben über die neuſten Ereigniſſe in der Vendee. Die Nachrichten von dort lauten im Ganzen beruhi- gender; aber Alles verkündet, daß die Sache noch nicht zu Ende iſt. Die zerſprengten Banden ſam- melten ſich von Neuem, und man glaubte allgemein, binnen 14 Tagen würde ſich der Aufſtand überall am linken Ufer der Loire verbreitet haben. Bei Segré kam es am 1 d. mit 500 Chonans zu einem dreiſtündigen Gefechte, wobei ſich die Nationalgarde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-09-26T11:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1381306_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1381306_1832/2
Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 138, Hamburg, 13. Juni 1832, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1381306_1832/2>, abgerufen am 03.12.2024.