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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 154, Hamburg, 25. September 1751.

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Anno 1751.
Num. 154
Stats- u. [Abbildung] Gelehrte
Zei-tung

Des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN

Am Sonnabend, den 25 September.


[Beginn Spaltensatz]

Man hat allhier von Constantinopel weitläuf-
tige Depeschen erhalten, deren wesentlicher In-
halt folgender ist:

Der Major Obrescow, Hofrath, welchem die
Kayserinn vorläufig die Beobachtung ihrer Ange-
legenheiten bey der Pforte aufgetragen, hat sich
genöthiget gesehen, sich zu Bender 3 bis 4 Tage
länger aufzuhalten, als er willens gewesen, und
zwar wegen eines Mißverständnisses, wovon die-
ses die Ursache ist: Als er nicht weit von diesem
Orte dem Pacha von seiner Ankunft hatte Nach-
richt geben lassen; so glaubte dieser, weil er keinen
zulänglichen Bericht von dem Stande des Hrn.
Obrescow erhalten hatte, daß er als Ambassadeur
ankäme. Er empfing ihn also mit allen einem
Ambassadeur gebührenden Ehrenbezeugungen.
Der Herr Obrescow sahe dieses als eine besondere
Achtung der Pforte für die Kayserinn an. Als
er aber nachgehends den Irrthum des Pacha von
Bender erfuhr; so zeigte er ihm denselben an.
Dieser befürchtete, die Sache mögte Folgen nach
sich ziehen; gab daher der Pforte eiligst Nach-
[Spaltenumbruch] richt davon, und wollte den Herrn Obrescow
so lange aufhalten, bis sein Expresser nach Constan-
tinopel wieder zurückgekommen wäre. Da ihn
aber dieser Minister bedeutete, daß seine Angele-
genheiten keinen Aufschub litten; so ließ er ihn
weiter reisen. Bey seiner Ankunft zu Constanti-
nopel ward er von den Ministern der Pforte auf
das verbindlichste empfangen. Er berichtete ih-
nen das, was sich zu Bender zugetragen hatte,
welches man aber als ein Mißverständnis ansa-
he, so keine Folgen nach sich ziehen könnte, und
wobey man gestanden, es wäre besser, daß man dem
Minister einer freundschaftlichen Macht zu viele
Ehre erwiesen hätte, als wenn in diesem Stücke
zu wenig geschehen wäre. Aus den Unterredun-
gen mit diesen Ministern konnte der Hr. Obrescow
leicht einsehen, daß man ihnen sehr falsche Begriffe
von den Nordischen Angelegenheiten beygebracht
hätte, und daß durch die zu Constantinopel ver-
breiteten falschen Nachrichten viele Vorurtheile
verursachet wären. Um sie aber auf andere Ge-
danken zu bringen, brauchte er weiter nichts, als
ihnen die reine Wahrheit vorzulegen, und sie

Anno 1751.
Num. 154
Stats- u. [Abbildung] Gelehrte
Zei-tung

Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN

Am Sonnabend, den 25 September.


[Beginn Spaltensatz]

Man hat allhier von Conſtantinopel weitlaͤuf-
tige Depeſchen erhalten, deren weſentlicher In-
halt folgender iſt:

Der Major Obrescow, Hofrath, welchem die
Kayſerinn vorlaͤufig die Beobachtung ihrer Ange-
legenheiten bey der Pforte aufgetragen, hat ſich
genoͤthiget geſehen, ſich zu Bender 3 bis 4 Tage
laͤnger aufzuhalten, als er willens geweſen, und
zwar wegen eines Mißverſtaͤndniſſes, wovon die-
ſes die Urſache iſt: Als er nicht weit von dieſem
Orte dem Pacha von ſeiner Ankunft hatte Nach-
richt geben laſſen; ſo glaubte dieſer, weil er keinen
zulaͤnglichen Bericht von dem Stande des Hrn.
Obrescow erhalten hatte, daß er als Ambaſſadeur
ankaͤme. Er empfing ihn alſo mit allen einem
Ambaſſadeur gebuͤhrenden Ehrenbezeugungen.
Der Herr Obrescow ſahe dieſes als eine beſondere
Achtung der Pforte fuͤr die Kayſerinn an. Als
er aber nachgehends den Irrthum des Pacha von
Bender erfuhr; ſo zeigte er ihm denſelben an.
Dieſer befuͤrchtete, die Sache moͤgte Folgen nach
ſich ziehen; gab daher der Pforte eiligſt Nach-
[Spaltenumbruch] richt davon, und wollte den Herrn Obrescow
ſo lange aufhalten, bis ſein Expreſſer nach Conſtan-
tinopel wieder zuruͤckgekommen waͤre. Da ihn
aber dieſer Miniſter bedeutete, daß ſeine Angele-
genheiten keinen Aufſchub litten; ſo ließ er ihn
weiter reiſen. Bey ſeiner Ankunft zu Conſtanti-
nopel ward er von den Miniſtern der Pforte auf
das verbindlichſte empfangen. Er berichtete ih-
nen das, was ſich zu Bender zugetragen hatte,
welches man aber als ein Mißverſtaͤndnis anſa-
he, ſo keine Folgen nach ſich ziehen koͤnnte, und
wobey man geſtanden, es waͤre beſſer, daß man dem
Miniſter einer freundſchaftlichen Macht zu viele
Ehre erwieſen haͤtte, als wenn in dieſem Stuͤcke
zu wenig geſchehen waͤre. Aus den Unterredun-
gen mit dieſen Miniſtern konnte der Hr. Obrescow
leicht einſehen, daß man ihnen ſehr falſche Begriffe
von den Nordiſchen Angelegenheiten beygebracht
haͤtte, und daß durch die zu Conſtantinopel ver-
breiteten falſchen Nachrichten viele Vorurtheile
verurſachet waͤren. Um ſie aber auf andere Ge-
danken zu bringen, brauchte er weiter nichts, als
ihnen die reine Wahrheit vorzulegen, und ſie

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[[1]/0001] Anno 1751. Num. 154 Stats- u. [Abbildung] Gelehrte Zei-tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN Am Sonnabend, den 25 September. Petersburg, den 7 September. Man hat allhier von Conſtantinopel weitlaͤuf- tige Depeſchen erhalten, deren weſentlicher In- halt folgender iſt: Der Major Obrescow, Hofrath, welchem die Kayſerinn vorlaͤufig die Beobachtung ihrer Ange- legenheiten bey der Pforte aufgetragen, hat ſich genoͤthiget geſehen, ſich zu Bender 3 bis 4 Tage laͤnger aufzuhalten, als er willens geweſen, und zwar wegen eines Mißverſtaͤndniſſes, wovon die- ſes die Urſache iſt: Als er nicht weit von dieſem Orte dem Pacha von ſeiner Ankunft hatte Nach- richt geben laſſen; ſo glaubte dieſer, weil er keinen zulaͤnglichen Bericht von dem Stande des Hrn. Obrescow erhalten hatte, daß er als Ambaſſadeur ankaͤme. Er empfing ihn alſo mit allen einem Ambaſſadeur gebuͤhrenden Ehrenbezeugungen. Der Herr Obrescow ſahe dieſes als eine beſondere Achtung der Pforte fuͤr die Kayſerinn an. Als er aber nachgehends den Irrthum des Pacha von Bender erfuhr; ſo zeigte er ihm denſelben an. Dieſer befuͤrchtete, die Sache moͤgte Folgen nach ſich ziehen; gab daher der Pforte eiligſt Nach- richt davon, und wollte den Herrn Obrescow ſo lange aufhalten, bis ſein Expreſſer nach Conſtan- tinopel wieder zuruͤckgekommen waͤre. Da ihn aber dieſer Miniſter bedeutete, daß ſeine Angele- genheiten keinen Aufſchub litten; ſo ließ er ihn weiter reiſen. Bey ſeiner Ankunft zu Conſtanti- nopel ward er von den Miniſtern der Pforte auf das verbindlichſte empfangen. Er berichtete ih- nen das, was ſich zu Bender zugetragen hatte, welches man aber als ein Mißverſtaͤndnis anſa- he, ſo keine Folgen nach ſich ziehen koͤnnte, und wobey man geſtanden, es waͤre beſſer, daß man dem Miniſter einer freundſchaftlichen Macht zu viele Ehre erwieſen haͤtte, als wenn in dieſem Stuͤcke zu wenig geſchehen waͤre. Aus den Unterredun- gen mit dieſen Miniſtern konnte der Hr. Obrescow leicht einſehen, daß man ihnen ſehr falſche Begriffe von den Nordiſchen Angelegenheiten beygebracht haͤtte, und daß durch die zu Conſtantinopel ver- breiteten falſchen Nachrichten viele Vorurtheile verurſachet waͤren. Um ſie aber auf andere Ge- danken zu bringen, brauchte er weiter nichts, als ihnen die reine Wahrheit vorzulegen, und ſie

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 154, Hamburg, 25. September 1751, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1542509_1751/1>, abgerufen am 21.11.2024.