Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 154, Hamburg, 25. September 1751.[Spaltenumbruch]
Frießland und in Ober-Yssel durch das Durch- Glückstadt, den 18 Sept. Der 11te dieses ist in unsern jetzigen und künfti- Von gelehrten Sachen. Leipzig und Amsterdam. Der Buchhändler [Spaltenumbruch]
Frießland und in Ober-Yſſel durch das Durch- Gluͤckſtadt, den 18 Sept. Der 11te dieſes iſt in unſern jetzigen und kuͤnfti- Von gelehrten Sachen. Leipzig und Amſterdam. Der Buchhaͤndler <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Frießland und in Ober-Yſſel durch das Durch-<lb/> brechen der Deiche groſſer Schade verurſachet<lb/> worden, indem bey Haſſelt der Deich auf dreißig<lb/> Ruthen durchgebrochen und das ganze Land un-<lb/> ter Waſſer geſetzet worden, ſo daß die Frieſiſche<lb/> und Groͤninger Poſten zu Schiffe von Zwol bis<lb/> Ligtmis, Staphorſt und Stoveen haben gehen<lb/> muͤſſen. In dieſen Provinzen iſt, ob die Fluth<lb/> gleich ſehr hoch geweſen, dennoch kein betraͤchtli-<lb/> cher Schade geſchehen, wiewohl die Noth bey<lb/> Farmſum und Delfzyl an der Ems ſehr groß ge-<lb/> weſen, welcher aber durch die Arbeit der Ein-<lb/> wohner und dem Beyſtande des Himmels noch<lb/> gluͤcklich abgewendet worden. Die Nachrichten<lb/> aus Oſtfrießland und Emden aber lauten viel<lb/> ſchlimmer, indem allda verſchiedene Schleuſen<lb/> und Deiche ſehr beſchaͤdigt, und vieles Land un-<lb/> ter Waſſer geſetzet worden. Von den Schiffen<lb/> auf unſern und den Frieſiſchen Kuͤſten hat man<lb/> noch keine rechte Nachricht, als daß es heißt,<lb/> bey Holwerd waͤren viele auf den Sand getrieben,<lb/> wovon doch aber die meiſten wieder los gekommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Gluͤckſtadt, den 18 Sept.</hi> </dateline><lb/> <p>Der 11te dieſes iſt in unſern jetzigen und kuͤnfti-<lb/> gen Jahrbuͤchern einer der betruͤbteſten, denn die<lb/> hohe Fluth hat uns faſt unſern gaͤnzlichen Unter-<lb/> gang gedrohet, weil ſchon zur gewoͤhnl. Fluth-Zeit<lb/> das Waſſer ſo hoch angeſchwollen war, daß die Al-<lb/> larm-Trom̃el geruͤhret werden und Noth-Schuͤſſe<lb/> geſchehen mußten. Die neue Veſtungs-Arbeit koñte<lb/> einer ſolchen auſſerordentlichen Gewalt des Waſſers<lb/> nicht widerſtehen, und einige Werke wurden alſofort<lb/> umgeſtuͤrzt, wodurch das Waſſer in die Stadt und<lb/> ins Land lief. Auf dem hieſigen Schloßplatze ge-<lb/> ſchahen gleichfalls zweene Durchbruͤche, und in ei-<lb/> nigen Gaſſen ſtand das Waſſer bis unter die zwote<lb/> Etage der Haͤuſer. Der hieſige ſogenannte Rehthi-<lb/> vel ſo einen Theil der Stadt ausmachet, ward gaͤnz-<lb/> lich uͤberſchwemmet, und 4 kleine Haͤuſer wurden<lb/> umgeriſſen, auch die daſigen Gaͤrten gaͤnzlich ruini-<lb/> ret, und ſo gieng der Strom auch durch das neue<lb/> Thor ins Land, und uͤberſtroͤmte alle umliegende Ge-<lb/> genden. Das Waſſer iſt bey dem entſetzlichen Winde<lb/> diesmal hoͤher geſtiegen, als Ao. 1717, und deſſen<lb/> Schlaͤge und Spruͤtzungen waren recht erſchrecklich<lb/> anzuſehen. Jedermann war mit ſeiner perſoͤnlichen<lb/> und ſeiner Haabe Rettung in ſo viel groͤſſerer Angſt<lb/> beſchaͤfftiget, weil faſt niemand zu dem andern kom-<lb/> men konnte. Und eben ſo ungluͤcklich ſiehet es in un-<lb/> ſerer Nachbarſchaft, ſowohl unter- als oberhalb der<lb/><cb/> Elbe aus; von Brockdorf bis St. Margarethen iſt<lb/> gar kein Deich zu ſehen. Auch ſind in dieſer Gegend<lb/> einige 100 Stuͤck Horn- und andern Viehes ertrun-<lb/> ken. Zu Colmar, Bielenberg, Boſtfleth, Ivenfleth,<lb/> auch zu Haſeldorf und Hittlem, und um die daſige<lb/> Schanze, ſind ebenfalls ſehr groſſe Durch- und zum<lb/> Theil Grundbruͤche. Der Stoerdeich iſt auch durch-<lb/> gebrochen, und das ganze Land ſtehet von Gluͤckſtadt<lb/> an, bis auf jenſeit Itzehoe unter Waſſer. Hier in den<lb/> Gaſſen aber iſt es gleich des andern Tages in ſo weit<lb/> gefallen, daß man dieſelben hat paßiren koͤnnen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von gelehrten Sachen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <head><hi rendition="#fr">Leipzig</hi> und <hi rendition="#fr">Amſterdam.</hi></head> <p> Der Buchhaͤndler<lb/> Pierre Mortier hat in Median-Quart praͤchtig<lb/> drucken laſſen: <hi rendition="#aq">Memoires concernant Chriſtine<lb/> Reine de Suede, pour ſervir d’eclairciſſement<lb/> à l`hiſtoire de ſon Regne & principalement de<lb/> ſa vie privée, & aux evenemens de l’Hiſtoire<lb/> de ſon tems civile & literaire: Suivis de deux<lb/> ouvrages de cette ſavante Princeſſe, qui n’ont<lb/> jamais été imprimés. Le tout fondé ſur ſes<lb/> Lettres, & recueilli des Hiſtoriens & des Mo-<lb/> numens les plus Authentiques, tant manuſcrits<lb/> qu’ imprimés, accompagné de Remarques Hi-<lb/> ſtoriques, Politiques, Critiques & Litéraires;<lb/> avec des Médailles & un Appendice de Piéces<lb/> juſtificatives ou inſtructives.</hi> Dieſes vortreff-<lb/> liche Buch, wovon in der abgewichenen Oſter-<lb/> Meſſe der 1ſte Theil ans Licht getreten iſt, und<lb/> dem in der gegenwaͤrtigen Michaelis-Meſſe der<lb/> zweyte folget, hat die Aufmerkſamkeit der wah-<lb/> ren Kenner hiſtoriſcher Wiſſenſchaften rege ge-<lb/> macht, und die gelehrten Tage-Buͤcher in und auſ-<lb/> ſer Deutſchland haben ſich um die Wette bemuͤ-<lb/> het es dem Publico anzupreiſen. Keine Schrift<lb/> von dieſer Art hat auch wohl mit mehrerm Rechte<lb/> die vielen Lobſpruͤche verdienet. Man findet dar-<lb/> innen einen Schatz von geheimen Nachrichten,<lb/> welche den Gelehrten beſonders nuͤtzen, und den<lb/> Ungelehrten ſehr angenehm zu leſen ſind. Mehr<lb/> als der umſtaͤndliche Titel verſpricht, iſt in der<lb/> Ausfuͤhrung geliefert worden. Man denke nicht,<lb/> daß die Geſchichte der groſſen Chriſtina bereits<lb/> von unſern Tagen zu weit entfernet ſey. Ihre<lb/> weiſe Regierung, ihr erhabener Geiſt, ihre Liebe<lb/> zu den Wiſſenſchaften, ihr unvermutheter und<lb/> freywilliger Abtritt vom Throne, da ſie denſel-<lb/> ben von ihrem 18ten Jahre bis in ihr 28ſtes ſo<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Frießland und in Ober-Yſſel durch das Durch-
brechen der Deiche groſſer Schade verurſachet
worden, indem bey Haſſelt der Deich auf dreißig
Ruthen durchgebrochen und das ganze Land un-
ter Waſſer geſetzet worden, ſo daß die Frieſiſche
und Groͤninger Poſten zu Schiffe von Zwol bis
Ligtmis, Staphorſt und Stoveen haben gehen
muͤſſen. In dieſen Provinzen iſt, ob die Fluth
gleich ſehr hoch geweſen, dennoch kein betraͤchtli-
cher Schade geſchehen, wiewohl die Noth bey
Farmſum und Delfzyl an der Ems ſehr groß ge-
weſen, welcher aber durch die Arbeit der Ein-
wohner und dem Beyſtande des Himmels noch
gluͤcklich abgewendet worden. Die Nachrichten
aus Oſtfrießland und Emden aber lauten viel
ſchlimmer, indem allda verſchiedene Schleuſen
und Deiche ſehr beſchaͤdigt, und vieles Land un-
ter Waſſer geſetzet worden. Von den Schiffen
auf unſern und den Frieſiſchen Kuͤſten hat man
noch keine rechte Nachricht, als daß es heißt,
bey Holwerd waͤren viele auf den Sand getrieben,
wovon doch aber die meiſten wieder los gekommen.
Gluͤckſtadt, den 18 Sept.
Der 11te dieſes iſt in unſern jetzigen und kuͤnfti-
gen Jahrbuͤchern einer der betruͤbteſten, denn die
hohe Fluth hat uns faſt unſern gaͤnzlichen Unter-
gang gedrohet, weil ſchon zur gewoͤhnl. Fluth-Zeit
das Waſſer ſo hoch angeſchwollen war, daß die Al-
larm-Trom̃el geruͤhret werden und Noth-Schuͤſſe
geſchehen mußten. Die neue Veſtungs-Arbeit koñte
einer ſolchen auſſerordentlichen Gewalt des Waſſers
nicht widerſtehen, und einige Werke wurden alſofort
umgeſtuͤrzt, wodurch das Waſſer in die Stadt und
ins Land lief. Auf dem hieſigen Schloßplatze ge-
ſchahen gleichfalls zweene Durchbruͤche, und in ei-
nigen Gaſſen ſtand das Waſſer bis unter die zwote
Etage der Haͤuſer. Der hieſige ſogenannte Rehthi-
vel ſo einen Theil der Stadt ausmachet, ward gaͤnz-
lich uͤberſchwemmet, und 4 kleine Haͤuſer wurden
umgeriſſen, auch die daſigen Gaͤrten gaͤnzlich ruini-
ret, und ſo gieng der Strom auch durch das neue
Thor ins Land, und uͤberſtroͤmte alle umliegende Ge-
genden. Das Waſſer iſt bey dem entſetzlichen Winde
diesmal hoͤher geſtiegen, als Ao. 1717, und deſſen
Schlaͤge und Spruͤtzungen waren recht erſchrecklich
anzuſehen. Jedermann war mit ſeiner perſoͤnlichen
und ſeiner Haabe Rettung in ſo viel groͤſſerer Angſt
beſchaͤfftiget, weil faſt niemand zu dem andern kom-
men konnte. Und eben ſo ungluͤcklich ſiehet es in un-
ſerer Nachbarſchaft, ſowohl unter- als oberhalb der
Elbe aus; von Brockdorf bis St. Margarethen iſt
gar kein Deich zu ſehen. Auch ſind in dieſer Gegend
einige 100 Stuͤck Horn- und andern Viehes ertrun-
ken. Zu Colmar, Bielenberg, Boſtfleth, Ivenfleth,
auch zu Haſeldorf und Hittlem, und um die daſige
Schanze, ſind ebenfalls ſehr groſſe Durch- und zum
Theil Grundbruͤche. Der Stoerdeich iſt auch durch-
gebrochen, und das ganze Land ſtehet von Gluͤckſtadt
an, bis auf jenſeit Itzehoe unter Waſſer. Hier in den
Gaſſen aber iſt es gleich des andern Tages in ſo weit
gefallen, daß man dieſelben hat paßiren koͤnnen.
Von gelehrten Sachen.
Leipzig und Amſterdam. Der Buchhaͤndler
Pierre Mortier hat in Median-Quart praͤchtig
drucken laſſen: Memoires concernant Chriſtine
Reine de Suede, pour ſervir d’eclairciſſement
à l`hiſtoire de ſon Regne & principalement de
ſa vie privée, & aux evenemens de l’Hiſtoire
de ſon tems civile & literaire: Suivis de deux
ouvrages de cette ſavante Princeſſe, qui n’ont
jamais été imprimés. Le tout fondé ſur ſes
Lettres, & recueilli des Hiſtoriens & des Mo-
numens les plus Authentiques, tant manuſcrits
qu’ imprimés, accompagné de Remarques Hi-
ſtoriques, Politiques, Critiques & Litéraires;
avec des Médailles & un Appendice de Piéces
juſtificatives ou inſtructives. Dieſes vortreff-
liche Buch, wovon in der abgewichenen Oſter-
Meſſe der 1ſte Theil ans Licht getreten iſt, und
dem in der gegenwaͤrtigen Michaelis-Meſſe der
zweyte folget, hat die Aufmerkſamkeit der wah-
ren Kenner hiſtoriſcher Wiſſenſchaften rege ge-
macht, und die gelehrten Tage-Buͤcher in und auſ-
ſer Deutſchland haben ſich um die Wette bemuͤ-
het es dem Publico anzupreiſen. Keine Schrift
von dieſer Art hat auch wohl mit mehrerm Rechte
die vielen Lobſpruͤche verdienet. Man findet dar-
innen einen Schatz von geheimen Nachrichten,
welche den Gelehrten beſonders nuͤtzen, und den
Ungelehrten ſehr angenehm zu leſen ſind. Mehr
als der umſtaͤndliche Titel verſpricht, iſt in der
Ausfuͤhrung geliefert worden. Man denke nicht,
daß die Geſchichte der groſſen Chriſtina bereits
von unſern Tagen zu weit entfernet ſey. Ihre
weiſe Regierung, ihr erhabener Geiſt, ihre Liebe
zu den Wiſſenſchaften, ihr unvermutheter und
freywilliger Abtritt vom Throne, da ſie denſel-
ben von ihrem 18ten Jahre bis in ihr 28ſtes ſo
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