Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 156, Hamburg, 1. Oktober 1751.
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Bibliothecarii, Indicique vetitorum librorum Lemgo. Der Herr Rector Helwig hat ans Helmstädt. Hier ist gedruckt: Epikur, als ein
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Bibliothecarii, Indicique vetitorum librorum Lemgo. Der Herr Rector Helwig hat ans Helmſtaͤdt. Hier iſt gedruckt: Epikur, als ein <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="jFeuilleton"> <div type="jFeuilleton"> <p> <hi rendition="#aq"><pb facs="#f0008" n="[8]"/><cb/> Bibliothecarii, Indicique vetitorum librorum<lb/> Præfecti, Sectarii horum temporum Lutherani<lb/> præſertim, nunc, edito ejusdem Cardinalis ſtudio<lb/> carum Epiſtolarum delectu, ad ovile Chriſti revo-<lb/> cantur.</hi> <hi rendition="#et">Eben daſ. St. 49.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jFeuilleton"> <head> <hi rendition="#fr">Lemgo.</hi> </head> <p>Der Herr Rector Helwig hat ans<lb/> Licht treten laſſen: Verſuch einer Einleitung in<lb/> die geſammte Moral. Die Sache iſt ſo wohl ge-<lb/> rathen, daß wir dem Verfaſſer zu Ehren den Jnhalt<lb/> bekannt machen muͤſſen. Der Jnbegriff iſt 1) von<lb/> der Menge unſerer Handlungen, 2) von derſelben<lb/> Verſchiedenheit, 3) von den Handlungen des Koͤr-<lb/> pers, 4) von den Handlungen der Seele, 5) von den<lb/> moraliſchen und natuͤrl. Handlungen, 6) von der<lb/> daraus begreiflichen Nothwendigkeit phyſikaliſcher<lb/> Geſetze, 8 und 9) von den Bewegungsgruͤnden uͤber-<lb/> haupt und insbeſondere, 10) von der Verbindlichkeit<lb/> der moraliſch. Geſetze, 11) von dem Maßſtabe, wenn<lb/> man die Guͤte eines moraliſchen Geſetzes beurthei-<lb/> len will, 12) von der nothwendigen Bekanntma-<lb/> chung der moraliſchen Geſetze, 13-15) von den Er-<lb/> kenntnißquellen derſelben, 16) von der Unentber-<lb/> lichkeit des Gewiſſens, 17) von der natuͤrl. Offen-<lb/> barung, 18) von der natuͤrl. Sittenlehre, deren Ori-<lb/> ginale und Abſchriften, 19-21) von den Vollkom-<lb/> menheiten, Ausuͤbungen, Schwierigkeiten u. ſ. f.<lb/> der natuͤrlichen Sittenlehre. 22) Eine naͤhere Of-<lb/> fenbarung iſt in dieſer Welt moͤglich, wahrſchein-<lb/> lich und nothwendig. 23) Aus einer Vergleichung<lb/> der Offenbarung muß man ſehen, welches die wahre<lb/> und goͤttliche ſey. 24-26) Anmerkung uͤber das Hei-<lb/> denthum, den Koran, u. das Judenthum. 27-31) Die<lb/> chriſtl. Offenbarung behauptet ſich vor allen andern<lb/> durch ihre Ausbreitung, durch ihre einſtim̃ige Ver-<lb/> faſſer und durch ihren Jnhalt ꝛc. <hi rendition="#et">G. G. Z. St. 45.</hi></p> </div><lb/> <div type="jFeuilleton"> <head> <hi rendition="#fr">Helmſtaͤdt.</hi> </head> <p>Hier iſt gedruckt: Epikur, als ein<lb/> Kenner und Freund der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, wi-<lb/> der ſeine Anklaͤger vertheidigt von M. Joh. Stock-<lb/> hauſen. 1750. in Quart. Die ſcharfe Feder des<lb/> Horaz<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Parcus Deorum cultor & infrequens<lb/> Inſanientis dum Sapientiæ<lb/> Conſultus erro ‒ ‒</hi></hi><lb/> verdammt den Epikur noch lange nicht. Es ha-<lb/> ben ſich zu allen Zeiten Maͤnner gefunden, von<lb/> welchen Epikur gelobt und getadelt worden. Se-<lb/> neca redet mit vieler Hochachtung von ihm <hi rendition="#aq">Epiſt.</hi><lb/> 79. und braucht die Worte: <hi rendition="#aq">Quantopere miſte-<lb/><cb/> ritorum turba miretur.</hi> Lactanz ſagt: <hi rendition="#aq">Epicuri<lb/> diſciplina celebrior ſemper fuit, quam cætero-<lb/> rum. Div. Inſtit. Libr. 3. cap.</hi> 17. Man leſe den<lb/> Diogenes Laertius. 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Die Al-<lb/> ten geben ihm ja ſchon das Zeugniß, daß er in ſei-<lb/> ner Religion ohne allen Eigennutz eifrig geweſen<lb/> ſey, und ſich allemal als einen rechtſchaffenen<lb/> Buͤrger des Vaterlandes finden laſſen. <hi rendition="#aq">Quid de<lb/> cultu in Deos & de amicitia adverſus patriam<lb/> dicam, quam conſtantiſſime usque ad finem te-<lb/> nuit.</hi> Maͤßig war er auch, denn nach des Se-<lb/> neca Ausſpruch, haben er und ſeine Gaͤſte meiſten-<lb/> theils von Waſſer und Brod gelebt. Und wenn<lb/> man ihm Schuld giebt, daß er die Wolluſt aus-<lb/> zuuͤben gepredigt, ſo muß man die Stelle des<lb/> Laertius leſen <hi rendition="#aq">l.</hi> 10. da er ihn <supplied cert="low">αναισδητος</supplied> nennt,<lb/><hi rendition="#aq">ſenſu carens.</hi> Doch wenn man eine gewiſſe Secte<lb/> zum Feinde hat, iſt und bleibt man allemal ein<lb/> boͤſer Menſch, wenn man auch die Unſchuld ſelbſt<lb/> iſt. Epikur hatte mit den Stoikern Streit. Dieſe<lb/> Leute regten Himmel und Hoͤlle den Epikur ver-<lb/> haßt zu machen. Es gluͤckte ihnen. Jhre Ver-<lb/> folgung gieng nach Wunſch von ſtatten. Epi-<lb/> kur wurde als ein ſchaͤdlicher Sittenlehrer ange-<lb/> ſehen, und dieſen Namen hat er auch viele Jahr-<lb/> hunderte durch behalten muͤſſen. Jnzwiſchen<lb/> ſahe Gregorius von Nazianz ſchon ein, daß ſein<lb/> Sittenlehrer ordentlich war. Endlich hat<lb/> man ihn auch beſchuldigt, daß er ein Feind der<lb/> ſchoͤnen Wiſſenſchaften geweſen, vielleicht weil er<lb/> kein Freund von Gedichten war. Dieſe Beſchul-<lb/> digung ſucht der Herr Stockhauſen von ihm abzu-<lb/> lehnen. Er bildet erſtlich den Epikur nach ſeinen<lb/> Grundzuͤgen. Ferner giebt er eine Auslegung von<lb/> ſeinen Spruͤchen, naͤmlich, daß die Gluͤckſeligen ſel-<lb/> ten die Kuͤnſte fliehen; daß ein Weiſer keinen Fleiß<lb/> auf die Redekunſt wenden und keine Gedichte ma-<lb/> chen ſolle. 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Bibliothecarii, Indicique vetitorum librorum
Præfecti, Sectarii horum temporum Lutherani
præſertim, nunc, edito ejusdem Cardinalis ſtudio
carum Epiſtolarum delectu, ad ovile Chriſti revo-
cantur. Eben daſ. St. 49.
Lemgo. Der Herr Rector Helwig hat ans
Licht treten laſſen: Verſuch einer Einleitung in
die geſammte Moral. Die Sache iſt ſo wohl ge-
rathen, daß wir dem Verfaſſer zu Ehren den Jnhalt
bekannt machen muͤſſen. Der Jnbegriff iſt 1) von
der Menge unſerer Handlungen, 2) von derſelben
Verſchiedenheit, 3) von den Handlungen des Koͤr-
pers, 4) von den Handlungen der Seele, 5) von den
moraliſchen und natuͤrl. Handlungen, 6) von der
daraus begreiflichen Nothwendigkeit phyſikaliſcher
Geſetze, 8 und 9) von den Bewegungsgruͤnden uͤber-
haupt und insbeſondere, 10) von der Verbindlichkeit
der moraliſch. Geſetze, 11) von dem Maßſtabe, wenn
man die Guͤte eines moraliſchen Geſetzes beurthei-
len will, 12) von der nothwendigen Bekanntma-
chung der moraliſchen Geſetze, 13-15) von den Er-
kenntnißquellen derſelben, 16) von der Unentber-
lichkeit des Gewiſſens, 17) von der natuͤrl. Offen-
barung, 18) von der natuͤrl. Sittenlehre, deren Ori-
ginale und Abſchriften, 19-21) von den Vollkom-
menheiten, Ausuͤbungen, Schwierigkeiten u. ſ. f.
der natuͤrlichen Sittenlehre. 22) Eine naͤhere Of-
fenbarung iſt in dieſer Welt moͤglich, wahrſchein-
lich und nothwendig. 23) Aus einer Vergleichung
der Offenbarung muß man ſehen, welches die wahre
und goͤttliche ſey. 24-26) Anmerkung uͤber das Hei-
denthum, den Koran, u. das Judenthum. 27-31) Die
chriſtl. Offenbarung behauptet ſich vor allen andern
durch ihre Ausbreitung, durch ihre einſtim̃ige Ver-
faſſer und durch ihren Jnhalt ꝛc. G. G. Z. St. 45.
Helmſtaͤdt. Hier iſt gedruckt: Epikur, als ein
Kenner und Freund der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, wi-
der ſeine Anklaͤger vertheidigt von M. Joh. Stock-
hauſen. 1750. in Quart. Die ſcharfe Feder des
Horaz
Parcus Deorum cultor & infrequens
Inſanientis dum Sapientiæ
Conſultus erro ‒ ‒
verdammt den Epikur noch lange nicht. Es ha-
ben ſich zu allen Zeiten Maͤnner gefunden, von
welchen Epikur gelobt und getadelt worden. Se-
neca redet mit vieler Hochachtung von ihm Epiſt.
79. und braucht die Worte: Quantopere miſte-
ritorum turba miretur. Lactanz ſagt: Epicuri
diſciplina celebrior ſemper fuit, quam cætero-
rum. Div. Inſtit. Libr. 3. cap. 17. Man leſe den
Diogenes Laertius. Wie die ſchoͤnen Wiſſenſchaf-
ten im funfzehnten Jahrhundert wieder anfingen
aufzuleben, fingen auch gelehrte Maͤnner an den
Epikur zu loben. Cum Epicurus infamis fuiſſet
habitus; tota illa pene Sæculorum ſerie, qua lit-
teræ bonæ ſepultæ jacuerunt vix tamen libros
humaniores pulvere excuſſo, rediiſſe in manus
ante duo fere ſecula, quam omnes pene eruditi
Symbolum pro Epicuro contulerunt. Gaſſendi
de vita & moribus Epicuri. l. 7. c. 17. Die Al-
ten geben ihm ja ſchon das Zeugniß, daß er in ſei-
ner Religion ohne allen Eigennutz eifrig geweſen
ſey, und ſich allemal als einen rechtſchaffenen
Buͤrger des Vaterlandes finden laſſen. Quid de
cultu in Deos & de amicitia adverſus patriam
dicam, quam conſtantiſſime usque ad finem te-
nuit. Maͤßig war er auch, denn nach des Se-
neca Ausſpruch, haben er und ſeine Gaͤſte meiſten-
theils von Waſſer und Brod gelebt. Und wenn
man ihm Schuld giebt, daß er die Wolluſt aus-
zuuͤben gepredigt, ſo muß man die Stelle des
Laertius leſen l. 10. da er ihn αναισδητος nennt,
ſenſu carens. Doch wenn man eine gewiſſe Secte
zum Feinde hat, iſt und bleibt man allemal ein
boͤſer Menſch, wenn man auch die Unſchuld ſelbſt
iſt. Epikur hatte mit den Stoikern Streit. Dieſe
Leute regten Himmel und Hoͤlle den Epikur ver-
haßt zu machen. Es gluͤckte ihnen. Jhre Ver-
folgung gieng nach Wunſch von ſtatten. Epi-
kur wurde als ein ſchaͤdlicher Sittenlehrer ange-
ſehen, und dieſen Namen hat er auch viele Jahr-
hunderte durch behalten muͤſſen. Jnzwiſchen
ſahe Gregorius von Nazianz ſchon ein, daß ſein
Sittenlehrer ordentlich war. Endlich hat
man ihn auch beſchuldigt, daß er ein Feind der
ſchoͤnen Wiſſenſchaften geweſen, vielleicht weil er
kein Freund von Gedichten war. Dieſe Beſchul-
digung ſucht der Herr Stockhauſen von ihm abzu-
lehnen. Er bildet erſtlich den Epikur nach ſeinen
Grundzuͤgen. Ferner giebt er eine Auslegung von
ſeinen Spruͤchen, naͤmlich, daß die Gluͤckſeligen ſel-
ten die Kuͤnſte fliehen; daß ein Weiſer keinen Fleiß
auf die Redekunſt wenden und keine Gedichte ma-
chen ſolle. Wir verweiſen die Leſer auf die Ab-
handlung ſelbſt. Br. Anz. St. 39.
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