Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 159, Hamburg, 6. Oktober 1751.[Spaltenumbruch]
lateinischen Sendschreiben an den Herrn Bey solchen Herrschern wird ein Volk nicht glücklich seyn/ Doch dieses nur beyläufig; denn wir müssen noch [Spaltenumbruch]
lateiniſchen Sendſchreiben an den Herrn Bey ſolchen Herrſchern wird ein Volk nicht gluͤcklich ſeyn/ Doch dieſes nur beylaͤufig; denn wir muͤſſen noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jFeuilleton"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> lateiniſchen Sendſchreiben an den Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Johann Klefeker</hi> abgeleget, welcher gegenwaͤr-<lb/> tig in Goͤttingen den Wiſſenſchaften oblieget, und<lb/> ſich nach dem Muſter eines gelehrten und um<lb/> dieſe Stadt ſehr verdienten Syndici und Vaters<lb/> mit ruͤhmlichen Fleiſſe bildet. Sie hat die Auf-<lb/> ſchrift: <hi rendition="#aq">M. Theophili Ludolphi Munteri, L. H. C.<lb/> Obſervationum criticarum </hi><gap reason="illegible"/>, und iſt bey<lb/> Conrad Koͤnig auf 2½ Bogen in Median Quart<lb/> ſauber gedruckt worden. Der junge Herr <hi rendition="#fr">Klefe-<lb/> ker </hi>hat vor ſeiner Abreiſe von hier bereits eine<lb/> ſchoͤne Abhandlung <hi rendition="#aq">de obſequio liberorum erga<lb/> parentes, reipubl. utiliſſimo ac legumlatorum<lb/> ſcopo</hi> von etlichen Bogen geſchrieben, ſo er bey der<lb/> 25jaͤhrigen Ehefeyer ſeines wuͤrdigen Vaters auf-<lb/> geſetzt hat. Er zeiget darinn in einer maͤnnli-<lb/> chen Schreibart und mit einer Beleſenheit, die<lb/> ein Beweis iſt, daß er ſich mit den alten Schrift-<lb/> ſtellern, ſo er anfuͤhret, ſchon in ſeinen ſchoͤnen<lb/> Jahren bekannt gemacht habe, die Gluͤckſeligkeit,<lb/> welche, nach der Abſicht der Geſetzgeber, einem<lb/> Staate aus dem Gehorſam der Kinder zuwaͤchſt.<lb/> Aus dieſem Gehorſam folgert er den Gehorſam<lb/> gegen die Obern, und die Liebe und Sorgfalt fuͤr<lb/> das allgemeine Beſte, ſo, daß ſie dadurch ge-<lb/> woͤhnet werden, das lebhafte Vergnuͤgen der Ar-<lb/> beit, und die Zufriedenheit zu lernen, welche<lb/> diejenigen empfinden, die wirklich groß ſind, fuͤr<lb/> das Vaterland zu leben, zu arbeiten und zu ſter-<lb/> ben. Wir wuͤnſchen unſerer Stadt, aus einer<lb/> zaͤrtlichen Liebe fuͤr dieſelbe, viele ſolche Hoff-<lb/> nungs-volle junge Gelehrte, die ſich ihr und ih-<lb/> rem kuͤnftigen Gluͤcke mit ſo edlen Geſinnungen<lb/> widmen: Denn allein ein dreyjaͤhriges akademiſch.<lb/> Leben und ein zuruͤckgebrachter Titel ſind zum<lb/> Aufnehmen eines Staats allemal entbehrliche<lb/> Dinge.</p><lb/> <p> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Bey ſolchen Herrſchern wird ein Volk nicht gluͤcklich ſeyn/<lb/> Zu Haͤuptern eines Staats gehoͤret Hirn darein.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#fr">Haller.</hi> </hi><lb/> </p> <p>Doch dieſes nur beylaͤufig; denn wir muͤſſen noch<lb/> etwas von der Schrift des Herrn Muͤnters ſagen.<lb/> Sie enthaͤlt 5 kritiſche Anmerkungen, welche mit<lb/> Einſicht und Gelehrſamkeit ausgefuͤhret ſind.<lb/> Die erſte betrift das Lob des Ariſtippus, welches<lb/> Horaz <hi rendition="#aq">Lib. I. Ep. 17. v. 23. ſgg.</hi> beſungen hat. 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In der dritten<lb/> Anmerkung wird das Anſehen und die hiſtoriſche<lb/> Glaubwuͤrdigkeit des beruͤhmten Geſchichtſchrei-<lb/> bers Florus gerettet. Ein ehemaliger Leipziger<lb/> Gelehrter, M. Chr. Henr. Hausotter, hat dieſelbe<lb/> ziemlich verdaͤchtig machen wollen. Unter an-<lb/> dern Fehlern, welche er dieſem Geſchichtſchreiber<lb/> aufbuͤrden will, iſt auch dieſer nicht der geringſte,<lb/> daß er eine unrichtige Anfuͤhrung der Namen be-<lb/> gangen, und bey der Erzaͤhlung des Krieges mit<lb/> den Lateinern eines Rittmeiſters <hi rendition="#aq">Coſſus</hi> gedenke,<lb/> welcher doch nach dem Zeugniſſe andrer, und vor-<lb/> naͤmlich des Livii, <hi rendition="#aq">Ebutius</hi> ſoll geheiſſen haben.<lb/> Es ſcheint dieſes in der That anfaͤnglich ein Irr-<lb/> thum zu ſeyn. Und es iſt wahrſcheinlich, daß<lb/> Florus durch das Wort <hi rendition="#aq">Coſſ</hi>, ſoviel als <hi rendition="#aq">Conſul</hi><lb/> habe ſagen wollen, welches aber die Unwiſſenheit<lb/> der Abſchreiber in ein <hi rendition="#aq">Nomen Proprium, Coſſus,</hi><lb/> veraͤndert hat. Oder man muß glauben, daß<lb/> das Wort <hi rendition="#aq">Coſſus</hi> nichts mehr als ein <hi rendition="#aq">Appellati-<lb/> vum</hi> ſey, und einen alten runzlichten Mann be-<lb/> deute. Unſer Herr Verfaſſer glaubt, daß es ein<lb/> erdichteter Name ſey, und haͤlt daher den Florus<lb/> ganz und gar nicht ſchuldig. In der vierten An-<lb/> merkung unterſucht er die Beſchuldigung, welche<lb/> ebenfalls von Hausottern dem Florus gemacht<lb/> iſt, er habe naͤmlich keine gruͤndliche Erkenntniß<lb/> von den Begebenheiten gehabt, die er beſchrie-<lb/> ben, und das will er aus einer Stelle des Flo-<lb/> rus <hi rendition="#aq">Lib. II. Cap. 12.</hi> beweiſen. 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lateiniſchen Sendſchreiben an den Herrn
Johann Klefeker abgeleget, welcher gegenwaͤr-
tig in Goͤttingen den Wiſſenſchaften oblieget, und
ſich nach dem Muſter eines gelehrten und um
dieſe Stadt ſehr verdienten Syndici und Vaters
mit ruͤhmlichen Fleiſſe bildet. Sie hat die Auf-
ſchrift: M. Theophili Ludolphi Munteri, L. H. C.
Obſervationum criticarum _ , und iſt bey
Conrad Koͤnig auf 2½ Bogen in Median Quart
ſauber gedruckt worden. Der junge Herr Klefe-
ker hat vor ſeiner Abreiſe von hier bereits eine
ſchoͤne Abhandlung de obſequio liberorum erga
parentes, reipubl. utiliſſimo ac legumlatorum
ſcopo von etlichen Bogen geſchrieben, ſo er bey der
25jaͤhrigen Ehefeyer ſeines wuͤrdigen Vaters auf-
geſetzt hat. Er zeiget darinn in einer maͤnnli-
chen Schreibart und mit einer Beleſenheit, die
ein Beweis iſt, daß er ſich mit den alten Schrift-
ſtellern, ſo er anfuͤhret, ſchon in ſeinen ſchoͤnen
Jahren bekannt gemacht habe, die Gluͤckſeligkeit,
welche, nach der Abſicht der Geſetzgeber, einem
Staate aus dem Gehorſam der Kinder zuwaͤchſt.
Aus dieſem Gehorſam folgert er den Gehorſam
gegen die Obern, und die Liebe und Sorgfalt fuͤr
das allgemeine Beſte, ſo, daß ſie dadurch ge-
woͤhnet werden, das lebhafte Vergnuͤgen der Ar-
beit, und die Zufriedenheit zu lernen, welche
diejenigen empfinden, die wirklich groß ſind, fuͤr
das Vaterland zu leben, zu arbeiten und zu ſter-
ben. Wir wuͤnſchen unſerer Stadt, aus einer
zaͤrtlichen Liebe fuͤr dieſelbe, viele ſolche Hoff-
nungs-volle junge Gelehrte, die ſich ihr und ih-
rem kuͤnftigen Gluͤcke mit ſo edlen Geſinnungen
widmen: Denn allein ein dreyjaͤhriges akademiſch.
Leben und ein zuruͤckgebrachter Titel ſind zum
Aufnehmen eines Staats allemal entbehrliche
Dinge.
Bey ſolchen Herrſchern wird ein Volk nicht gluͤcklich ſeyn/
Zu Haͤuptern eines Staats gehoͤret Hirn darein.
Haller.
Doch dieſes nur beylaͤufig; denn wir muͤſſen noch
etwas von der Schrift des Herrn Muͤnters ſagen.
Sie enthaͤlt 5 kritiſche Anmerkungen, welche mit
Einſicht und Gelehrſamkeit ausgefuͤhret ſind.
Die erſte betrift das Lob des Ariſtippus, welches
Horaz Lib. I. Ep. 17. v. 23. ſgg. beſungen hat. Die
Partikel fere, welche man darinnen lieſet, hat
manchen, u. inſonderheit dem Verfaſſer der Oxford-
ſchen Monatſchrift: The Student, verdaͤchtig ge-
ſchienen. In dieſer Anmerkung wird die ganze
Schwierigkeit durch andre Parallel-Stellen gluͤck-
lich gehoben, und gezeiget, daß fere hier ſoviel als
plerumque heiſſen muͤſſe. Die zwote Anmerkung
bezieht ſich auf eine Stelle des Terenz in ſeiner
Andr. Act I. Sc. 1. v. 24. ſqq. Richard Bentlery
hat zuerſt anmerken wollen, daß dieſe ganze Stelle
des Comoͤdien-Schreibers verfaͤlſcht und unrich-
tig waͤre. Seine Verbeſſerung hat der Herr
Magiſter mit hergeſetzet, und gezeiget, in wie weit ſie
gegruͤndet, oder zu verwerfen ſey. In der dritten
Anmerkung wird das Anſehen und die hiſtoriſche
Glaubwuͤrdigkeit des beruͤhmten Geſchichtſchrei-
bers Florus gerettet. Ein ehemaliger Leipziger
Gelehrter, M. Chr. Henr. Hausotter, hat dieſelbe
ziemlich verdaͤchtig machen wollen. Unter an-
dern Fehlern, welche er dieſem Geſchichtſchreiber
aufbuͤrden will, iſt auch dieſer nicht der geringſte,
daß er eine unrichtige Anfuͤhrung der Namen be-
gangen, und bey der Erzaͤhlung des Krieges mit
den Lateinern eines Rittmeiſters Coſſus gedenke,
welcher doch nach dem Zeugniſſe andrer, und vor-
naͤmlich des Livii, Ebutius ſoll geheiſſen haben.
Es ſcheint dieſes in der That anfaͤnglich ein Irr-
thum zu ſeyn. Und es iſt wahrſcheinlich, daß
Florus durch das Wort Coſſ, ſoviel als Conſul
habe ſagen wollen, welches aber die Unwiſſenheit
der Abſchreiber in ein Nomen Proprium, Coſſus,
veraͤndert hat. Oder man muß glauben, daß
das Wort Coſſus nichts mehr als ein Appellati-
vum ſey, und einen alten runzlichten Mann be-
deute. Unſer Herr Verfaſſer glaubt, daß es ein
erdichteter Name ſey, und haͤlt daher den Florus
ganz und gar nicht ſchuldig. In der vierten An-
merkung unterſucht er die Beſchuldigung, welche
ebenfalls von Hausottern dem Florus gemacht
iſt, er habe naͤmlich keine gruͤndliche Erkenntniß
von den Begebenheiten gehabt, die er beſchrie-
ben, und das will er aus einer Stelle des Flo-
rus Lib. II. Cap. 12. beweiſen. Endlich hat er die
Frage entſchieden, zu welcher Zeit eigentlich Ho-
merus gelebet habe? Dieſe Frage iſt deswegen
oft ſo unrichtig beantwortet, weil Homerus von
der Zeit, in welcher er gelebet hat, niemals ſelbſt
einige Nachricht giebt. Die verſchiedenen Mey-
nungen der Gelehrten ſind hier angefuͤhret, und
ihre Wahrſcheinlichkeit iſt mit der Geſchichte ver-
glichen worden.
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