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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 159, Hamburg, 6. Oktober 1751.

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[Spaltenumbruch] Französisch gekleideter Officier zu Pferde auf dem
Platze geblieben. Da diese Colonie so vielen An-
fällen unterworfen ist, so hält der Gouverneur Corn-
wallis um seine Zurückrufung nachdrücklich an,
und beschweret sich, daß obzwar der Hof und das
Ministerium das Aufnehmen derselben ernstlich
besorgen, die Unterbedienten dennoch durch aller-
hand unerlaubte Kunstgriffe des Eigennutzes ihn
nicht gehörig unterstützten, und die erhaltene Be-
fehle nicht ausführeten. Vorigen Sonn-
abend, des Abends, wurde die Karosse des Fran-
zösischen Ambassadeurs, worinn er sich selbst befand,
durch 3 Spitzbuben zu Pferde angegriffen. Da
sich aber seine Bediente zur Gegenwehr stellten, und
man ihnen die Fackeln unter die Nase hielte, so
ergriffen sie unverrichteter Sache die Flucht.


Vorgestern, am Sonntage ward hieselbst eine
Königl. Publication, welche einige Umstände, die bey
den Reichstagen sollen observiret werden, betrift,
von den Kanzeln verlesen: Es wird darinnen ver-
meldet, daß die Hochlöbl. Reichs-Stände, beym letz-
ten Reichs-Tage, zur Aufrechthaltung einer guten
Ordnung, und zur Vorbeugung aller schädlichen
Spaltung und Mißhelligkeit bey den Reichs-Tagen
folgende Umstände in Unterthänigkeit angemeldet
hätten. Nämlich: 1) Daß keinem Reichs-Tags-
Deputirten, der nicht selbst zu schreiben und eine
Schrift aufzusetzen vermag, erlaubt seyn soll, in sei-
nem eigenem Stande, oder auch in einer Deputa-
tion einige Schriften und Memoriale einzuliefern,
woferne nicht des Concipistens Namen darunter
verzeichnet ist; vielweniger aber soll ein solcher sich
erdreisten, Unterschriften dazu zu sammlen. 2) Soll
keine Deputation von dem einem Stande zu dem
andern bey demselben entgegen genommen oder ein-
gelassen werden, wo nicht dieselben entweder ein
Extractum Protocolli von ihrem Stande mit sich
führt, oder auch Erlaubniß hat, das Gewerbe
im Namen und von wegen des Standes anzubringen.
Es soll auch 3) keinem vergönnt seyn, nach eigenem
Gutbefinden gewisse Merkmahle und Kennzeichen
an Kleidern zu tragen; sondern es sollen vielmehr
solche eigenmächtiger Weise angenommene Unter-
scheidungs-Zeichen gänzlich verbothen seyn. Und
4) sollen alle Zusammenkünfte und Gastereyen, wel-
che deswegen angestellet werden, damit andere mö-
[Spaltenumbruch] gen überredet werden, in gewisse Plane und Ab-
sichten beyzutreten, als unerlaubt und strafbar an-
gesehen werden.


Se. Majestät, der König, haben, um dem ganzen
Lande die Freude über die Geburt des Herzogs von
Burgund empfinden zu lassen, die Auflagen des
Volkes auf 4 Millionen erniedriget. Seit dieser
erwünschten Geburt siehet und höret man nichts,
als lauter Freudensbezeugungen in allen Gegen-
den, und dieser glückliche Vorfall hat eine Art
von Begeisterung unter alle Einwohner verbrei-
tet. Man müßte viele Blätter anfüllen, wenn
man sie alle beschreiben wollte. Was die Freude
noch dauerhafter macht, ist das hohe Wohlbefin-
den der Madame Dauphine mit dem jungen Prin-
zen. Der Hof wird gegen den 15 October nach
Fontainebleau abgehen. Den 20sten, des Abends
um 11 Uhr, ist der König Stanislaus, Herzog von
Lothringen und Bar, erst zu Versailles eingetrof-
fen. Den 21sten hatte der Königl. Preußische ge-
vollmächtigte Minister, der Lord Marshall, bey
dem jungen Monseigneur le Duc de Burgund, bey
Madame und Mesdames von Frankreich Audienz.
Dieser auswärtige Minister ist also der erste, wel-
cher dem neugebornen Herzoge seine Aufwartung ge-
macht hat. Derselbe erscheinet sehr fleißig bey Hofe,
u. wird daselbst mit besondern Vorzüglichkeiten auf-
genommen. Der König empfing diesen Minister bey
seiner ersten öffentlichen Audienz auf das aller-
gnädigste. Der Mylord Marshall ist in Frank-
reich nicht unbekannt. Er hat sich vor diesem
ziemlich lange allhier aufgehalten. Man hat all-
hier mit Verwunderung einige ihn betreffende freye
und höchst unbillige Gedanken in der Londonischen
Zeitung gesehen, die aber nothwendig wegfallen
müssen, wenn man auf die Macht siehet, die sich
seiner bedienet, und auf den Character, womit
dieselbe ihn bey diesem Hofe bekleidet hat.



Von gelehrten Sachen.
Hamburg.

Der Herr M. Theophilus Lu-
dolph Münter
, der Schule zu Hannover Co-
rector, welcher sich durch verschiedene Schriften,
so Beweise seiner Gelehrsamkeit in den philologi-
schen und historischen Wissenschaften sind, bekannt
gemacht, hat abermal eine Probe davon in einem

[Spaltenumbruch] Franzoͤſiſch gekleideter Officier zu Pferde auf dem
Platze geblieben. Da dieſe Colonie ſo vielen An-
faͤllen unterworfen iſt, ſo haͤlt der Gouverneur Corn-
wallis um ſeine Zuruͤckrufung nachdruͤcklich an,
und beſchweret ſich, daß obzwar der Hof und das
Miniſterium das Aufnehmen derſelben ernſtlich
beſorgen, die Unterbedienten dennoch durch aller-
hand unerlaubte Kunſtgriffe des Eigennutzes ihn
nicht gehoͤrig unterſtuͤtzten, und die erhaltene Be-
fehle nicht ausfuͤhreten. Vorigen Sonn-
abend, des Abends, wurde die Karoſſe des Fran-
zoͤſiſchen Ambaſſadeurs, worinn er ſich ſelbſt befand,
durch 3 Spitzbuben zu Pferde angegriffen. Da
ſich aber ſeine Bediente zur Gegenwehr ſtellten, und
man ihnen die Fackeln unter die Naſe hielte, ſo
ergriffen ſie unverrichteter Sache die Flucht.


Vorgeſtern, am Sonntage ward hieſelbſt eine
Koͤnigl. Publication, welche einige Umſtaͤnde, die bey
den Reichstagen ſollen obſerviret werden, betrift,
von den Kanzeln verleſen: Es wird darinnen ver-
meldet, daß die Hochloͤbl. Reichs-Staͤnde, beym letz-
ten Reichs-Tage, zur Aufrechthaltung einer guten
Ordnung, und zur Vorbeugung aller ſchaͤdlichen
Spaltung und Mißhelligkeit bey den Reichs-Tagen
folgende Umſtaͤnde in Unterthaͤnigkeit angemeldet
haͤtten. Naͤmlich: 1) Daß keinem Reichs-Tags-
Deputirten, der nicht ſelbſt zu ſchreiben und eine
Schrift aufzuſetzen vermag, erlaubt ſeyn ſoll, in ſei-
nem eigenem Stande, oder auch in einer Deputa-
tion einige Schriften und Memoriale einzuliefern,
woferne nicht des Concipiſtens Namen darunter
verzeichnet iſt; vielweniger aber ſoll ein ſolcher ſich
erdreiſten, Unterſchriften dazu zu ſammlen. 2) Soll
keine Deputation von dem einem Stande zu dem
andern bey demſelben entgegen genommen oder ein-
gelaſſen werden, wo nicht dieſelben entweder ein
Extractum Protocolli von ihrem Stande mit ſich
fuͤhrt, oder auch Erlaubniß hat, das Gewerbe
im Namen und von wegen des Standes anzubringen.
Es ſoll auch 3) keinem vergoͤnnt ſeyn, nach eigenem
Gutbefinden gewiſſe Merkmahle und Kennzeichen
an Kleidern zu tragen; ſondern es ſollen vielmehr
ſolche eigenmaͤchtiger Weiſe angenommene Unter-
ſcheidungs-Zeichen gaͤnzlich verbothen ſeyn. Und
4) ſollen alle Zuſammenkuͤnfte und Gaſtereyen, wel-
che deswegen angeſtellet werden, damit andere moͤ-
[Spaltenumbruch] gen uͤberredet werden, in gewiſſe Plane und Ab-
ſichten beyzutreten, als unerlaubt und ſtrafbar an-
geſehen werden.


Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben, um dem ganzen
Lande die Freude uͤber die Geburt des Herzogs von
Burgund empfinden zu laſſen, die Auflagen des
Volkes auf 4 Millionen erniedriget. Seit dieſer
erwuͤnſchten Geburt ſiehet und hoͤret man nichts,
als lauter Freudensbezeugungen in allen Gegen-
den, und dieſer gluͤckliche Vorfall hat eine Art
von Begeiſterung unter alle Einwohner verbrei-
tet. Man muͤßte viele Blaͤtter anfuͤllen, wenn
man ſie alle beſchreiben wollte. Was die Freude
noch dauerhafter macht, iſt das hohe Wohlbefin-
den der Madame Dauphine mit dem jungen Prin-
zen. Der Hof wird gegen den 15 October nach
Fontainebleau abgehen. Den 20ſten, des Abends
um 11 Uhr, iſt der Koͤnig Stanislaus, Herzog von
Lothringen und Bar, erſt zu Verſailles eingetrof-
fen. Den 21ſten hatte der Koͤnigl. Preußiſche ge-
vollmaͤchtigte Miniſter, der Lord Marſhall, bey
dem jungen Monſeigneur le Duc de Burgund, bey
Madame und Mesdames von Frankreich Audienz.
Dieſer auswaͤrtige Miniſter iſt alſo der erſte, wel-
cher dem neugebornen Herzoge ſeine Aufwartung ge-
macht hat. Derſelbe erſcheinet ſehr fleißig bey Hofe,
u. wird daſelbſt mit beſondern Vorzuͤglichkeiten auf-
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ſeiner erſten oͤffentlichen Audienz auf das aller-
gnaͤdigſte. Der Mylord Marshall iſt in Frank-
reich nicht unbekannt. Er hat ſich vor dieſem
ziemlich lange allhier aufgehalten. Man hat all-
hier mit Verwunderung einige ihn betreffende freye
und hoͤchſt unbillige Gedanken in der Londoniſchen
Zeitung geſehen, die aber nothwendig wegfallen
muͤſſen, wenn man auf die Macht ſiehet, die ſich
ſeiner bedienet, und auf den Character, womit
dieſelbe ihn bey dieſem Hofe bekleidet hat.



Von gelehrten Sachen.
Hamburg.

Der Herr M. Theophilus Lu-
dolph Muͤnter
, der Schule zu Hannover Co-
rector, welcher ſich durch verſchiedene Schriften,
ſo Beweiſe ſeiner Gelehrſamkeit in den philologi-
ſchen und hiſtoriſchen Wiſſenſchaften ſind, bekannt
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[[3]/0003] Franzoͤſiſch gekleideter Officier zu Pferde auf dem Platze geblieben. Da dieſe Colonie ſo vielen An- faͤllen unterworfen iſt, ſo haͤlt der Gouverneur Corn- wallis um ſeine Zuruͤckrufung nachdruͤcklich an, und beſchweret ſich, daß obzwar der Hof und das Miniſterium das Aufnehmen derſelben ernſtlich beſorgen, die Unterbedienten dennoch durch aller- hand unerlaubte Kunſtgriffe des Eigennutzes ihn nicht gehoͤrig unterſtuͤtzten, und die erhaltene Be- fehle nicht ausfuͤhreten. Vorigen Sonn- abend, des Abends, wurde die Karoſſe des Fran- zoͤſiſchen Ambaſſadeurs, worinn er ſich ſelbſt befand, durch 3 Spitzbuben zu Pferde angegriffen. Da ſich aber ſeine Bediente zur Gegenwehr ſtellten, und man ihnen die Fackeln unter die Naſe hielte, ſo ergriffen ſie unverrichteter Sache die Flucht. Stockholm, den 28 Sept. Vorgeſtern, am Sonntage ward hieſelbſt eine Koͤnigl. Publication, welche einige Umſtaͤnde, die bey den Reichstagen ſollen obſerviret werden, betrift, von den Kanzeln verleſen: Es wird darinnen ver- meldet, daß die Hochloͤbl. Reichs-Staͤnde, beym letz- ten Reichs-Tage, zur Aufrechthaltung einer guten Ordnung, und zur Vorbeugung aller ſchaͤdlichen Spaltung und Mißhelligkeit bey den Reichs-Tagen folgende Umſtaͤnde in Unterthaͤnigkeit angemeldet haͤtten. Naͤmlich: 1) Daß keinem Reichs-Tags- Deputirten, der nicht ſelbſt zu ſchreiben und eine Schrift aufzuſetzen vermag, erlaubt ſeyn ſoll, in ſei- nem eigenem Stande, oder auch in einer Deputa- tion einige Schriften und Memoriale einzuliefern, woferne nicht des Concipiſtens Namen darunter verzeichnet iſt; vielweniger aber ſoll ein ſolcher ſich erdreiſten, Unterſchriften dazu zu ſammlen. 2) Soll keine Deputation von dem einem Stande zu dem andern bey demſelben entgegen genommen oder ein- gelaſſen werden, wo nicht dieſelben entweder ein Extractum Protocolli von ihrem Stande mit ſich fuͤhrt, oder auch Erlaubniß hat, das Gewerbe im Namen und von wegen des Standes anzubringen. Es ſoll auch 3) keinem vergoͤnnt ſeyn, nach eigenem Gutbefinden gewiſſe Merkmahle und Kennzeichen an Kleidern zu tragen; ſondern es ſollen vielmehr ſolche eigenmaͤchtiger Weiſe angenommene Unter- ſcheidungs-Zeichen gaͤnzlich verbothen ſeyn. Und 4) ſollen alle Zuſammenkuͤnfte und Gaſtereyen, wel- che deswegen angeſtellet werden, damit andere moͤ- gen uͤberredet werden, in gewiſſe Plane und Ab- ſichten beyzutreten, als unerlaubt und ſtrafbar an- geſehen werden. Paris, den 27 September. Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben, um dem ganzen Lande die Freude uͤber die Geburt des Herzogs von Burgund empfinden zu laſſen, die Auflagen des Volkes auf 4 Millionen erniedriget. Seit dieſer erwuͤnſchten Geburt ſiehet und hoͤret man nichts, als lauter Freudensbezeugungen in allen Gegen- den, und dieſer gluͤckliche Vorfall hat eine Art von Begeiſterung unter alle Einwohner verbrei- tet. Man muͤßte viele Blaͤtter anfuͤllen, wenn man ſie alle beſchreiben wollte. Was die Freude noch dauerhafter macht, iſt das hohe Wohlbefin- den der Madame Dauphine mit dem jungen Prin- zen. Der Hof wird gegen den 15 October nach Fontainebleau abgehen. Den 20ſten, des Abends um 11 Uhr, iſt der Koͤnig Stanislaus, Herzog von Lothringen und Bar, erſt zu Verſailles eingetrof- fen. Den 21ſten hatte der Koͤnigl. Preußiſche ge- vollmaͤchtigte Miniſter, der Lord Marſhall, bey dem jungen Monſeigneur le Duc de Burgund, bey Madame und Mesdames von Frankreich Audienz. Dieſer auswaͤrtige Miniſter iſt alſo der erſte, wel- cher dem neugebornen Herzoge ſeine Aufwartung ge- macht hat. Derſelbe erſcheinet ſehr fleißig bey Hofe, u. wird daſelbſt mit beſondern Vorzuͤglichkeiten auf- genommen. Der Koͤnig empfing dieſen Miniſter bey ſeiner erſten oͤffentlichen Audienz auf das aller- gnaͤdigſte. Der Mylord Marshall iſt in Frank- reich nicht unbekannt. Er hat ſich vor dieſem ziemlich lange allhier aufgehalten. Man hat all- hier mit Verwunderung einige ihn betreffende freye und hoͤchſt unbillige Gedanken in der Londoniſchen Zeitung geſehen, die aber nothwendig wegfallen muͤſſen, wenn man auf die Macht ſiehet, die ſich ſeiner bedienet, und auf den Character, womit dieſelbe ihn bey dieſem Hofe bekleidet hat. Von gelehrten Sachen. Hamburg.Der Herr M. Theophilus Lu- dolph Muͤnter, der Schule zu Hannover Co- rector, welcher ſich durch verſchiedene Schriften, ſo Beweiſe ſeiner Gelehrſamkeit in den philologi- ſchen und hiſtoriſchen Wiſſenſchaften ſind, bekannt gemacht, hat abermal eine Probe davon in einem

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 159, Hamburg, 6. Oktober 1751, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1590610_1751/3>, abgerufen am 03.12.2024.