Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 160, Hamburg, 8. Oktober 1751.[Spaltenumbruch]
Copenhagen, den 2 Oct. In der künftigen Woche werden beyderseits Von gelehrten Sachen. Frankfurt und Leipzig. Gute Romanen [Spaltenumbruch]
Copenhagen, den 2 Oct. In der kuͤnftigen Woche werden beyderſeits Von gelehrten Sachen. Frankfurt und Leipzig. Gute Romanen <TEI> <text> <body> <div> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/><lb/> von allen Gegenden anlangen, gleichſam zu einem<lb/> allgemeinen Markte wird. Die Unfruchtbarkeit<lb/> des Landes, ſo den Witz und Fleiß ermuntert, und<lb/> die Einwohner zur Arbeit treibet, iſt nebſt dem<lb/> Ueberfluſſe an Fiſchen die andere natuͤrliche Ur-<lb/> ſache, wodurch die Natur die Unfruchtbarkeit des<lb/> Landes wiederum erſetzet. Die moraliſchen Urſa-<lb/> chen ſind die Gewiſſensfreyheit, die Zuflucht und<lb/> Sicherheit unterdruͤckter Fremdlinge, die von an-<lb/> dern Orten ihre Manufacturen und Fabriquen her-<lb/> gebracht und die Kuͤnſte und Wiſſenſchaften befoͤr-<lb/> dert haben, ohngeachtet ſie ſich die Materialien<lb/> zu ihren Arbeiten von fremden Oertern und mit<lb/> groſſen Koſten anſchaffen muͤſſen; die Einrichtung<lb/> der Regierung, die einem jeden Buͤrger ſein Leben,<lb/> ſeine Freyheit, ſeine Ehre und ſeine Guͤter in Si-<lb/> cherheit ſetzet, ihn fuͤr Gewalt, Ungerechtigkeit und<lb/> willkuͤhrliche Macht ſchuͤtzet; die unpartheyiſche<lb/> Handhabung der Gerechtigkeit, die keine Perſon<lb/> anſiehet, der es an nichts, als bloß an der geſchwin-<lb/> deren Endigung der Proceſſe fehlet, welches fuͤr die<lb/> Handlung eine wichtige Sache iſt, und endlich die<lb/> Weisheit des politiſchen Syſtems, die Standhaf-<lb/> tigkeit in den Entſchlieſſungen, die Zuverlaͤßigkeit<lb/> in Erfuͤllung der Verbindungen, und die Behut-<lb/> ſamkeit, ſich nicht in Kriege einzulaſſen. Die zu-<lb/> faͤlligen Urſachen, die den Fortgang der Handlung<lb/> zuwege gebracht und nachgehends die Schwaͤchung<lb/> derſelben veranlaſſet haben, ſind die Maaßregeln,<lb/> deren man ſich bedienet hat, dieſelben in bluͤhen-<lb/> den Zuſtand zu ſetzen, die auch verſchiedene andere<lb/> Voͤlker ergriffen haben, und ihnen gefolget ſind;<lb/> die buͤrgerlichen Kriege, die ſich in verſchiedenen<lb/> Staaten von Europa zugetragen haben, nach de-<lb/> ren Endigung dieſe Staaten ſich ſelbſt bemuͤhet, die<lb/> Handlung an ſich zu ziehen; das bluͤhende Seewe-<lb/> ſen dieſer Provinzen, zu einer Zeit, da ſolches von<lb/> den meiſten Europaͤiſchen Prinzen hindangeſetzet,<lb/> oder ſchlecht unterhalten worden. Aus der beſon-<lb/> dern Unterſuchung dieſer 3 Urſachen entſtehen fol-<lb/> gende Betrachtungen: Was das Land anbetrifft,<lb/> ſo iſt die Lage des Orts allezeit einerley, allein die<lb/> Muͤndungen der Fluͤſſe ſind unbrauchbarer gewor-<lb/> den. Wir haben noch unſern Hering-Cabbeljau-<lb/> und Wallfiſchfang; wir haben ſolchen aber allein<lb/> gehabt, und jetzo laſſen ſich auch andre Nationen<lb/> damit ein; die alten Zweige unſrer Handlung ſind<lb/> zwar noch da, aber ſie erſtreckt ſich jetzo auf weit<lb/><cb/><lb/> mehrere Perſonen. Zu dieſen beſondern Betrach-<lb/> tungen kommt noch eine allgemeine, die aus der<lb/> heutigen praͤchtigen Lebensart hergenommen iſt,<lb/> welche dem Kaufmann mehreren Aufwand, als<lb/> vorhin verurſachet. Die Vermehrung der Auf-<lb/> lagen und Zoͤlle koͤmmt gleichfalls zu den Urſachen<lb/> hinzu, denen man die Schwaͤchung der Handlung<lb/> zuſchreiben kann. Zu einem kraͤftigen Huͤlfsmit-<lb/> tel, in Anſehung dieſer verſchiedenen Dinge, ſchlaͤ-<lb/> get man vor: Einen freyen Durchgang der Waa-<lb/> ren durch das Gebiete der Republik; die Errich-<lb/> tung eines freyen Havens, der entweder allge-<lb/> mein oder eingeſchraͤnkt iſt, imgleichen die Be-<lb/> ſtimmung derjenigen Waaren durch einen allge-<lb/> meinen Tarif, die des Rechts der Freyheit genieſ-<lb/> ſen, die Auflagen bezahlen, und die fuͤr verboten<lb/> gehalten werden ſollen.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Copenhagen, den 2 Oct.</hi> </dateline> <p>In der kuͤnftigen Woche werden beyderſeits<lb/> Koͤnigl. Majeſtaͤten allhier eintreffen; heute aber<lb/> Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, nach Helſingneur abge-<lb/> hen. Die junge Koͤnigl. Herrſchaft iſt bereits vor-<lb/> geſtern allhier angelanget. Se. Majeſt. haben Se.<lb/> Excell. den Hn. Geh. Rath, Baron von Bernsdorf,<lb/> zum Staats-Secretair der auslaͤndiſchen Affairen,<lb/> und zum Ober-Secretair in der deutſchen Kanzeley<lb/> allergnaͤdigſt zu ernennen geruhet. Se. Excel-<lb/> lenz, der Herr Geheime Rath, Graf von Berken-<lb/> tin, welche dieſe Geſchaͤffte bisher ad interim ver-<lb/> waltet, haben ſolches nun auch bereits an hoch-<lb/> gedachte Se. Excellenz uͤbertragen. 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In<lb/> die itztgedachte Klaſſe dieſer Art Schriften gehoͤret:<lb/> “Der Eigenſinn des “Verhaͤngniſſes, oder Samm-<lb/> “lung ſonderbarer und zeitkuͤrzender Geſchichte,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
von allen Gegenden anlangen, gleichſam zu einem
allgemeinen Markte wird. Die Unfruchtbarkeit
des Landes, ſo den Witz und Fleiß ermuntert, und
die Einwohner zur Arbeit treibet, iſt nebſt dem
Ueberfluſſe an Fiſchen die andere natuͤrliche Ur-
ſache, wodurch die Natur die Unfruchtbarkeit des
Landes wiederum erſetzet. Die moraliſchen Urſa-
chen ſind die Gewiſſensfreyheit, die Zuflucht und
Sicherheit unterdruͤckter Fremdlinge, die von an-
dern Orten ihre Manufacturen und Fabriquen her-
gebracht und die Kuͤnſte und Wiſſenſchaften befoͤr-
dert haben, ohngeachtet ſie ſich die Materialien
zu ihren Arbeiten von fremden Oertern und mit
groſſen Koſten anſchaffen muͤſſen; die Einrichtung
der Regierung, die einem jeden Buͤrger ſein Leben,
ſeine Freyheit, ſeine Ehre und ſeine Guͤter in Si-
cherheit ſetzet, ihn fuͤr Gewalt, Ungerechtigkeit und
willkuͤhrliche Macht ſchuͤtzet; die unpartheyiſche
Handhabung der Gerechtigkeit, die keine Perſon
anſiehet, der es an nichts, als bloß an der geſchwin-
deren Endigung der Proceſſe fehlet, welches fuͤr die
Handlung eine wichtige Sache iſt, und endlich die
Weisheit des politiſchen Syſtems, die Standhaf-
tigkeit in den Entſchlieſſungen, die Zuverlaͤßigkeit
in Erfuͤllung der Verbindungen, und die Behut-
ſamkeit, ſich nicht in Kriege einzulaſſen. Die zu-
faͤlligen Urſachen, die den Fortgang der Handlung
zuwege gebracht und nachgehends die Schwaͤchung
derſelben veranlaſſet haben, ſind die Maaßregeln,
deren man ſich bedienet hat, dieſelben in bluͤhen-
den Zuſtand zu ſetzen, die auch verſchiedene andere
Voͤlker ergriffen haben, und ihnen gefolget ſind;
die buͤrgerlichen Kriege, die ſich in verſchiedenen
Staaten von Europa zugetragen haben, nach de-
ren Endigung dieſe Staaten ſich ſelbſt bemuͤhet, die
Handlung an ſich zu ziehen; das bluͤhende Seewe-
ſen dieſer Provinzen, zu einer Zeit, da ſolches von
den meiſten Europaͤiſchen Prinzen hindangeſetzet,
oder ſchlecht unterhalten worden. Aus der beſon-
dern Unterſuchung dieſer 3 Urſachen entſtehen fol-
gende Betrachtungen: Was das Land anbetrifft,
ſo iſt die Lage des Orts allezeit einerley, allein die
Muͤndungen der Fluͤſſe ſind unbrauchbarer gewor-
den. Wir haben noch unſern Hering-Cabbeljau-
und Wallfiſchfang; wir haben ſolchen aber allein
gehabt, und jetzo laſſen ſich auch andre Nationen
damit ein; die alten Zweige unſrer Handlung ſind
zwar noch da, aber ſie erſtreckt ſich jetzo auf weit
mehrere Perſonen. Zu dieſen beſondern Betrach-
tungen kommt noch eine allgemeine, die aus der
heutigen praͤchtigen Lebensart hergenommen iſt,
welche dem Kaufmann mehreren Aufwand, als
vorhin verurſachet. Die Vermehrung der Auf-
lagen und Zoͤlle koͤmmt gleichfalls zu den Urſachen
hinzu, denen man die Schwaͤchung der Handlung
zuſchreiben kann. Zu einem kraͤftigen Huͤlfsmit-
tel, in Anſehung dieſer verſchiedenen Dinge, ſchlaͤ-
get man vor: Einen freyen Durchgang der Waa-
ren durch das Gebiete der Republik; die Errich-
tung eines freyen Havens, der entweder allge-
mein oder eingeſchraͤnkt iſt, imgleichen die Be-
ſtimmung derjenigen Waaren durch einen allge-
meinen Tarif, die des Rechts der Freyheit genieſ-
ſen, die Auflagen bezahlen, und die fuͤr verboten
gehalten werden ſollen.
Copenhagen, den 2 Oct. In der kuͤnftigen Woche werden beyderſeits
Koͤnigl. Majeſtaͤten allhier eintreffen; heute aber
Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, nach Helſingneur abge-
hen. Die junge Koͤnigl. Herrſchaft iſt bereits vor-
geſtern allhier angelanget. Se. Majeſt. haben Se.
Excell. den Hn. Geh. Rath, Baron von Bernsdorf,
zum Staats-Secretair der auslaͤndiſchen Affairen,
und zum Ober-Secretair in der deutſchen Kanzeley
allergnaͤdigſt zu ernennen geruhet. Se. Excel-
lenz, der Herr Geheime Rath, Graf von Berken-
tin, welche dieſe Geſchaͤffte bisher ad interim ver-
waltet, haben ſolches nun auch bereits an hoch-
gedachte Se. Excellenz uͤbertragen. Des Herrn
General Admiral, Grafen von Danneſkiolds Ex-
cellenz Herr Sohn, welcher bisher bey dem Cadet-
ten-Corps geſtanden, iſt zum Capitain in Franzoͤ-
ſiſche Dienſte avanciret.
Von gelehrten Sachen. Frankfurt und Leipzig. Gute Romanen
ſind Werke des Verſtandes und Witzes; und die-
jenigen unter denſelben, deren Zweck dahin gehet,
junge Leute nicht nur zu ergoͤtzen, ſondern auch
vernuͤnftiger und tugendhafter zu machen, ſind
billig allezeit zu loben, wenn ſie gleich nicht ſo
vollkommen gerathen ſeyn moͤgen, als der Roman
des beruͤhmten Erzbiſchofs von Cambray. In
die itztgedachte Klaſſe dieſer Art Schriften gehoͤret:
“Der Eigenſinn des “Verhaͤngniſſes, oder Samm-
“lung ſonderbarer und zeitkuͤrzender Geſchichte,
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