Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 160, Hamburg, 8. Oktober 1751.[Spaltenumbruch]
Vorgestern, als am Sonntage, Nachmittags Stockholm, den 28 Sept. Gestern wurde die Eröffnung des allgemeinen Paris, den 27 September. Die Zeitungen, welche bisher bemerket haben, Haag, den 2 Octob. Der Statthalter hat vor seiner Abreise nach [Spaltenumbruch]
Vorgeſtern, als am Sonntage, Nachmittags Stockholm, den 28 Sept. Geſtern wurde die Eroͤffnung des allgemeinen Paris, den 27 September. Die Zeitungen, welche bisher bemerket haben, Haag, den 2 Octob. Der Statthalter hat vor ſeiner Abreiſe nach <TEI> <text> <body> <div> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/><lb/> zu entdecken. Der Profeſſor Mechanices, D. Med.,<lb/> Herr Kratzenſtein, las darauf eine Abhandlung von<lb/> ſeinen neuen Erfindungen zur Verbeſſerung der<lb/> Seefahrts-Kunſt ab, welche der Herr Profeſſor<lb/> Griſchow im Namen der Akademie beantwortete.<lb/> Zu gleicher Zeit ward die von dem Herrn Profeſſor<lb/> Kratzenſtein zur Entdeckung der <hi rendition="#aq">Longit. maris</hi> neu<lb/> erfundene und unter ſeiner Aufſicht verfertigte<lb/> See-Uhr oͤffentlich ausgeſetzt und vorgewieſen.<lb/> Den Beſchluß machte der Herr Rath und Profeſ-<lb/> ſor Chemiaͤ Lomonoſſow mit einer Rede in Rußi-<lb/> ſcher Sprache, von dem Nutzen der Chemie.</p> <p>Vorgeſtern, als am Sonntage, Nachmittags<lb/> um 1 Uhr, wurde in allerhoͤchſter Gegenwart Ihro<lb/> Kayſerl. Majeſt. und beyden Kayſerl. Hoheiten,<lb/> wie auch der auslaͤndiſchen Miniſter und vieler<lb/> vornehmen Standes-Perſonen ein von dem Schiff-<lb/> bauer Suderland neugebautes Kriegs-Schiff von<lb/> 80 Canonen, Johannes Chryſtoſtomus genannt,<lb/> vom Stapel gluͤcklich ins Waſſer gelaſſen, worauf<lb/> gemeldter Schiffbauer, welcher bisher Majors-<lb/> Rang gehabt, von Ihro Kayſerl. Majeſt. mit Obri-<lb/> ſten-Rang und einer gewiſſen Summa Geldes be-<lb/> gnadiget worden.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Stockholm, den 28 Sept.</hi> </dateline> <p>Geſtern wurde die Eroͤffnung des allgemeinen<lb/> Reichs-Tages durch einen Koͤnigl. Herold unter<lb/> Pauken- und Trompetenſchall in den vornehmſten Ge-<lb/> genden dieſer Koͤnigl. Reſidenz bekannt gemacht.<lb/> Und heute ſind die hochloͤblichen Reichsſtaͤnde<lb/> zum erſtenmal verſammelt geweſen, da denn die<lb/> Deputirten aus den Staͤnden ihre Namen und<lb/> Vollmachten anzeichnen laſſen. Der oft erwehnte<lb/> Finnlaͤndiſche Amtmann Wickmann iſt vor einigen<lb/> Tagen wegen ſeines verraͤtheriſchen Briefwechſels<lb/> auf dem Gerichtsplatze auſſer dieſer Stadt ent-<lb/> hauptet worden. Der Engliſche Augenarzt, Herr<lb/> Ritter Taylor, hatte den 22ſten dieſes die Gnade,<lb/> dem Koͤnige und der Koͤniginn vorgeſtellet zu wer-<lb/> den, auch Hoͤchſt-Denenſelben ſeine koſtbaren In-<lb/> ſtrumente zu zeigen. Beyde Majeſtaͤten bezeigten<lb/> Dero hohes Wohlgefallen daruͤber, und waren<lb/> ſehr gnaͤdig gegen ihn. Er haͤlt allhier, wie an<lb/> andern Orten, ſeine gewoͤhnlichen Vorleſungen,<lb/> und verrichtet in Gegenwart vieler Vornehmen<lb/> und anderer Perſonen ſeine Operationen.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Paris, den 27 September.</hi> </dateline> <p>Die Zeitungen, welche bisher bemerket haben,<lb/><cb/><lb/> daß der Koͤnig den Aufwand der Staͤdte zu den<lb/> Freundensbezeugungen uͤber die Geburt des Her-<lb/> zogs von Burgund zur Ausſteuer armer Maͤgdgen<lb/> beſtimmet haͤtte, haben die Anzahl, was dieſe Stadt<lb/> betrifft, da ſie dieſelbe auf 1200 ſetzen, etwas zu<lb/> hoch angegeben, und es ſcheinet, daß ſie ihren Cal-<lb/> culum nach der Zahl derjenigen gemacht haben,<lb/> welche bey dieſer erfreulichen Gelegenheit wuͤn-<lb/> ſchen, die Welt auf eine erlaubte Art zu vermeh-<lb/> ren. Allein es werden nur 600 in dieſer Stadt<lb/> dieſes Vergnuͤgens theilhaftig, und noch dazu<lb/> werden dieſe Maͤgdgens aus den Familien armer<lb/> Kuͤnſtler, Handwerker und anderer, welchen das<lb/> Gluͤck nicht wohl will, geſuchet. Die Wahl iſt<lb/> den Prieſtern in den verſchiedenen Kirchſpielen<lb/> aufgetragen, und ihrer Gunſt werden ſie alſo ei-<lb/> nen Mann zu danken haben. Ein jedes Maͤgdgen<lb/> bekoͤmmt 600 Livres zum Brautſchatz, nebſt einem<lb/> Feyerkleide fuͤr ſie und ihren Liebſten. Die<lb/> Hochzeit geſchiehet auf Koſten der Stadt, und die-<lb/> jenigen, ſo aus einem Kirchſpiele ſind, werden in<lb/> Gegenwart der dazu Verordneten auf einen Tag ge-<lb/> trauet. Vorigen Sonntag wurde dieſe Nachricht<lb/> denen, die Luſt zum Heyrathen haben, von den<lb/> Kanzeln angekuͤndiget, daß ſie ſich in einer Zeit<lb/> von 3 Wochen melden ſollten. In der Muͤnze<lb/> wird gegenwaͤrtig eine kleine ſilberne Medaille<lb/> gepraͤget, welche auf der einen Seite die Geburt<lb/> des Herzogs von Burgund, und auf der andern<lb/> das Bruſtbild des Koͤnigs vorſtellet, welche man<lb/> unter die Vermaͤhlten als einen Traupfennig<lb/> zum Andenken austheilen wird.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Haag, den 2 Octob.</hi> </dateline> <p>Der Statthalter hat vor ſeiner Abreiſe nach<lb/> Aachen den General-Staaten, wie auch den Staa-<lb/> ten von Holland und Weſtfriesland, einen Entwurf<lb/> zugeſtellet, der die bequemen Mittel anbetrifft, wo-<lb/> durch die Handlung dieſer Provinzen wieder auf<lb/> einen bluͤhenden Fuß koͤnne geſetzet werden. In<lb/> dieſer Abſicht werden in demſelben die natuͤrlichen<lb/> und phyſikaliſchen Urſachen, welche der Grund die-<lb/> ſer Handlung geweſen, die moraliſchen Urſachen,<lb/> ſo dieſelbe unterſtuͤtzet, und die zufaͤlligen Urſachen,<lb/> die ſie geſchwaͤchet haben, unterſuchet. Die phy-<lb/> ſikaliſchen Urſachen ſind die Lage des Landes, das<lb/> am Meere und an der Muͤndung verſchiedener an-<lb/> ſehnlicher Fluͤſſe und faſt im Mittelpuncte von Eu-<lb/> ropa liegt, ſo daß daſſelbe, weil die Waaren allda<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
zu entdecken. Der Profeſſor Mechanices, D. Med.,
Herr Kratzenſtein, las darauf eine Abhandlung von
ſeinen neuen Erfindungen zur Verbeſſerung der
Seefahrts-Kunſt ab, welche der Herr Profeſſor
Griſchow im Namen der Akademie beantwortete.
Zu gleicher Zeit ward die von dem Herrn Profeſſor
Kratzenſtein zur Entdeckung der Longit. maris neu
erfundene und unter ſeiner Aufſicht verfertigte
See-Uhr oͤffentlich ausgeſetzt und vorgewieſen.
Den Beſchluß machte der Herr Rath und Profeſ-
ſor Chemiaͤ Lomonoſſow mit einer Rede in Rußi-
ſcher Sprache, von dem Nutzen der Chemie.
Vorgeſtern, als am Sonntage, Nachmittags
um 1 Uhr, wurde in allerhoͤchſter Gegenwart Ihro
Kayſerl. Majeſt. und beyden Kayſerl. Hoheiten,
wie auch der auslaͤndiſchen Miniſter und vieler
vornehmen Standes-Perſonen ein von dem Schiff-
bauer Suderland neugebautes Kriegs-Schiff von
80 Canonen, Johannes Chryſtoſtomus genannt,
vom Stapel gluͤcklich ins Waſſer gelaſſen, worauf
gemeldter Schiffbauer, welcher bisher Majors-
Rang gehabt, von Ihro Kayſerl. Majeſt. mit Obri-
ſten-Rang und einer gewiſſen Summa Geldes be-
gnadiget worden.
Stockholm, den 28 Sept. Geſtern wurde die Eroͤffnung des allgemeinen
Reichs-Tages durch einen Koͤnigl. Herold unter
Pauken- und Trompetenſchall in den vornehmſten Ge-
genden dieſer Koͤnigl. Reſidenz bekannt gemacht.
Und heute ſind die hochloͤblichen Reichsſtaͤnde
zum erſtenmal verſammelt geweſen, da denn die
Deputirten aus den Staͤnden ihre Namen und
Vollmachten anzeichnen laſſen. Der oft erwehnte
Finnlaͤndiſche Amtmann Wickmann iſt vor einigen
Tagen wegen ſeines verraͤtheriſchen Briefwechſels
auf dem Gerichtsplatze auſſer dieſer Stadt ent-
hauptet worden. Der Engliſche Augenarzt, Herr
Ritter Taylor, hatte den 22ſten dieſes die Gnade,
dem Koͤnige und der Koͤniginn vorgeſtellet zu wer-
den, auch Hoͤchſt-Denenſelben ſeine koſtbaren In-
ſtrumente zu zeigen. Beyde Majeſtaͤten bezeigten
Dero hohes Wohlgefallen daruͤber, und waren
ſehr gnaͤdig gegen ihn. Er haͤlt allhier, wie an
andern Orten, ſeine gewoͤhnlichen Vorleſungen,
und verrichtet in Gegenwart vieler Vornehmen
und anderer Perſonen ſeine Operationen.
Paris, den 27 September. Die Zeitungen, welche bisher bemerket haben,
daß der Koͤnig den Aufwand der Staͤdte zu den
Freundensbezeugungen uͤber die Geburt des Her-
zogs von Burgund zur Ausſteuer armer Maͤgdgen
beſtimmet haͤtte, haben die Anzahl, was dieſe Stadt
betrifft, da ſie dieſelbe auf 1200 ſetzen, etwas zu
hoch angegeben, und es ſcheinet, daß ſie ihren Cal-
culum nach der Zahl derjenigen gemacht haben,
welche bey dieſer erfreulichen Gelegenheit wuͤn-
ſchen, die Welt auf eine erlaubte Art zu vermeh-
ren. Allein es werden nur 600 in dieſer Stadt
dieſes Vergnuͤgens theilhaftig, und noch dazu
werden dieſe Maͤgdgens aus den Familien armer
Kuͤnſtler, Handwerker und anderer, welchen das
Gluͤck nicht wohl will, geſuchet. Die Wahl iſt
den Prieſtern in den verſchiedenen Kirchſpielen
aufgetragen, und ihrer Gunſt werden ſie alſo ei-
nen Mann zu danken haben. Ein jedes Maͤgdgen
bekoͤmmt 600 Livres zum Brautſchatz, nebſt einem
Feyerkleide fuͤr ſie und ihren Liebſten. Die
Hochzeit geſchiehet auf Koſten der Stadt, und die-
jenigen, ſo aus einem Kirchſpiele ſind, werden in
Gegenwart der dazu Verordneten auf einen Tag ge-
trauet. Vorigen Sonntag wurde dieſe Nachricht
denen, die Luſt zum Heyrathen haben, von den
Kanzeln angekuͤndiget, daß ſie ſich in einer Zeit
von 3 Wochen melden ſollten. In der Muͤnze
wird gegenwaͤrtig eine kleine ſilberne Medaille
gepraͤget, welche auf der einen Seite die Geburt
des Herzogs von Burgund, und auf der andern
das Bruſtbild des Koͤnigs vorſtellet, welche man
unter die Vermaͤhlten als einen Traupfennig
zum Andenken austheilen wird.
Haag, den 2 Octob. Der Statthalter hat vor ſeiner Abreiſe nach
Aachen den General-Staaten, wie auch den Staa-
ten von Holland und Weſtfriesland, einen Entwurf
zugeſtellet, der die bequemen Mittel anbetrifft, wo-
durch die Handlung dieſer Provinzen wieder auf
einen bluͤhenden Fuß koͤnne geſetzet werden. In
dieſer Abſicht werden in demſelben die natuͤrlichen
und phyſikaliſchen Urſachen, welche der Grund die-
ſer Handlung geweſen, die moraliſchen Urſachen,
ſo dieſelbe unterſtuͤtzet, und die zufaͤlligen Urſachen,
die ſie geſchwaͤchet haben, unterſuchet. Die phy-
ſikaliſchen Urſachen ſind die Lage des Landes, das
am Meere und an der Muͤndung verſchiedener an-
ſehnlicher Fluͤſſe und faſt im Mittelpuncte von Eu-
ropa liegt, ſo daß daſſelbe, weil die Waaren allda
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