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Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 36, Hamburg, 29. August 1721.

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Num. 36
Verfolg der Hollsteinischen Zeitung/

Am Freytage / den 29. August. 1721.


[Beginn Spaltensatz]
Engelländische Affairen

Weil man hier glaubt,
daß die Handlung der Englischen Nation einen
ungemeinen Vortheil erlanget, durch den Tractat,
der zwischen uns und Spanien getroffen, so ist dar-
über bey allen durchgehends eine grosse Freude.
Man meynt auch, daß an einer genauen Alliance
mit unserm und jenem Hofe gearbeitet werde. Es
sol der Hr. Aislabie, dessen Ansprache und Verthei-
digung ans Ober-Hauß bereits gedruckt ist, schon
vor einiger Zeit von Sr. Majest. eine Ordre erhal-
ten haben, zur Ausfertigung eines Patents, wor-
in er zum Pair von Groß-Brittannien gemacht
würde; Und es meynen etliche, daß er noch wohl
dazu gelangen könne, wo er anders dergleichen
Königl. Ordre hat, weil die Pardons-Acte aus
der in derselben Acte enthaltenen Clausul, darinn
seine Güter confisciret, und er aller Ehren und Si-
tzung im Parlement untüchtig erklähret wird, ihn
wieder aufhebet und entschläget.

Holl- und Niederländische Affairen.

Die Herren General-
Staaten haben am vergangenen Sonntage eine
Antwort nach Brüssel an den Hrn. Residenten Pe-
sters abgesandt, auf die Puncten, die der Hr. Mar-
quis de Prie vorgeschlagen, und wie man will, in
dem letztern hieher Geschickten des Hn. Pesters
enthalten gewesen seyn sollen; doch ist davon bis-
hero nichts kund worden. Als neulich viele hier
anwesende Ministers mit einem fremden und vor-
nehmen Herrn Morgens früh in dem Vorholtze
gesprochen, so entstund ein Gerüchte, daß es der
Hr. Jean Law, Bruder des William Laws, gewesen;
doch so viel hat man von ihm Gewißheit, daß der-
selbe, da er zu Brüssel von dem erteilten Pardon des
Königs von Groß-Britannien gehöret, worunter
er mit begriffen ist, sich in der Stille nach Helvoet-
schluys begeben, und mit einem geheuerten Fahr-
zeuge gerade nach Londen übergegangen wäre.
Die Staaten von Holland sind geschieden, sie ha-
ben aber wegen der unterschiedenen Meynungen,
so wol über die Verpachtung des Zolls von ein-
und ausgehenden Wahren, als über das Finantz-
Wesen sich nicht vergleichen können. Jhro
Hochmögenden Gesandter zu Madrit, Herr Col-
sters, hat hieher berichtet, daß er die Ehre gehabt
[Spaltenumbruch] Jh. Königl. Majest. von Spanien selber zu bedan-
cken für dero gütig ertheilte Befehle, alle Bey-
Hülffe denen gegen die Algierer ausgesandten
Holländischen Kriegs-Schiffen zu erweisen. Er
sol auch melden, was vor eine gute Harmonie zwi-
schen Spanien, Franckreich und Groß-Brittan-
nien jetzo sey, und wie die vorhabende off- und de-
fensiv-Alliantze hauptsächlich die Sachen in Jta-
lien betreffen solle.

Franckreichs Affairen.

Der Käyserl. Mini-
ter an diesem Hofe Hr. Baron von Bentenrieder
hat neulich ein Memorial übergeben, darauf also-
fort ein Courier nach Madrit abgefertigt worden;
so viel merckt man an, daß derselbe auf alle Hand-
lungen alhier sehr genau Acht geben läst. Man
sagt, daß der alte Bischoff von Frejus, Präceptor
des Königs, den Se. Majestät eigenhändig dem
Pabste recommendiret, bald auch den Cardinals-
Hut erhalten dürfte. Ein Marmorstein Arbeiter
in dieser Stadt, Nahmens Prins, hat die ehemals
bekant gewesene, aber gantz wieder verloschene
Wissenschaft, allerley Glaß weich zu machen, daß
man es nach Belieben beugen kan, wieder ausge-
funden, und verliehret das Glaß an seiner Klarheit
und Glantz nicht das geringste; Er hat davon ver-
schiedene Proben gemacht, die in des Ober-Cäm-
merlings Apartement zu sehen sind. Dem Tür-
ckis. Gesandten sind viele seiner Bedienten auf dem
Wege entlaufen. Der beschryene Räuber Cartou-
che sol eine Zeitlang die Milch-Cur auf dem Lande
gebrauchet haben, darum er bißher nicht zum Vor-
schein kommen. Jn Verbesserung der Finantzen
werden noch gar viele Schwierigkeiten angetrof-
fen. Neulich hat der Cardinal de Noailles eine
in der Haupt-Kirchen von dem Ceremonien Mei-
ster für den Hertzog Regenten hingestelte Knie-
Banck wieder wegbringen, und dem Regenten sa-
gen lassen, es nicht übel zu nehmen, weil nur dem
Könige und der Königin vergönnet wäre, eine sol-
che Banck in der Haupt-Kirchen zu gebrauchen.

Von Spanien und dem Kriege in Africa.

Wir haben aus Bar-
barien Zeitung, daß die Mohren ihre Belage-
rung oder Blocquade vor Centa wegen der dasi-
gen überaus grossen Hitze gantz und gar aufzuhe-

Num. 36
Verfolg der Hollſteiniſchen Zeitung/

Am Freytage / den 29. Auguſt. 1721.


[Beginn Spaltensatz]
Engellaͤndiſche Affairen

Weil man hier glaubt,
daß die Handlung der Engliſchen Nation einen
ungemeinen Vortheil erlanget, durch den Tractat,
der zwiſchen uns und Spanien getroffen, ſo iſt dar-
uͤber bey allen durchgehends eine groſſe Freude.
Man meynt auch, daß an einer genauen Alliance
mit unſerm und jenem Hofe gearbeitet werde. Es
ſol der Hr. Aislabie, deſſen Anſprache und Verthei-
digung ans Ober-Hauß bereits gedruckt iſt, ſchon
vor einiger Zeit von Sr. Majeſt. eine Ordre erhal-
ten haben, zur Ausfeꝛtigung eines Patents, wor-
in er zum Pair von Groß-Brittannien gemacht
wuͤrde; Und es meynen etliche, daß er noch wohl
dazu gelangen koͤnne, wo er anders dergleichen
Koͤnigl. Ordre hat, weil die Pardons-Acte aus
der in derſelben Acte enthaltenen Clauſul, darinn
ſeine Guͤter confiſciret, und er aller Ehren und Si-
tzung im Parlement untuͤchtig erklaͤhret wird, ihn
wieder aufhebet und entſchlaͤget.

Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen.

Die Herren General-
Staaten haben am vergangenen Sonntage eine
Antwort nach Bruͤſſel an den Hrn. Reſidenten Pe-
ſters abgeſandt, auf die Puncten, die der Hr. Mar-
quis de Prie vorgeſchlagen, und wie man will, in
dem letztern hieher Geſchickten des Hn. Peſters
enthalten geweſen ſeyn ſollen; doch iſt davon bis-
hero nichts kund worden. Als neulich viele hier
anweſende Miniſters mit einem fremden und vor-
nehmen Herrn Morgens fruͤh in dem Vorholtze
geſprochen, ſo entſtund ein Geruͤchte, daß es der
Hr. Jean Law, Bruder des William Laws, geweſen;
doch ſo viel hat man von ihm Gewißheit, daß der-
ſelbe, da er zu Bruͤſſel von dem erteilten Paꝛdon des
Koͤnigs von Groß-Britannien gehoͤret, worunter
er mit begriffen iſt, ſich in der Stille nach Helvoet-
ſchluys begeben, und mit einem geheuerten Fahr-
zeuge gerade nach Londen uͤbergegangen waͤre.
Die Staaten von Holland ſind geſchieden, ſie ha-
ben aber wegen der unterſchiedenen Meynungen,
ſo wol uͤber die Verpachtung des Zolls von ein-
und ausgehenden Wahren, als uͤber das Finantz-
Weſen ſich nicht vergleichen koͤnnen. Jhro
Hochmoͤgenden Geſandter zu Madrit, Herr Col-
ſters, hat hieher berichtet, daß er die Ehre gehabt
[Spaltenumbruch] Jh. Koͤnigl. Majeſt. von Spanien ſelber zu bedan-
cken fuͤr dero guͤtig ertheilte Befehle, alle Bey-
Huͤlffe denen gegen die Algierer ausgeſandten
Hollaͤndiſchen Kriegs-Schiffen zu erweiſen. Er
ſol auch melden, was vor eine gute Harmonie zwi-
ſchen Spanien, Franckreich und Groß-Brittan-
nien jetzo ſey, und wie die vorhabende off- und de-
fenſiv-Alliantze hauptſaͤchlich die Sachen in Jta-
lien betreffen ſolle.

Franckreichs Affairen.

Der Kaͤyſerl. Mini-
ter an dieſem Hofe Hr. Baron von Bentenrieder
hat neulich ein Memorial uͤbergeben, darauf alſo-
fort ein Courier nach Madrit abgefertigt worden;
ſo viel merckt man an, daß derſelbe auf alle Hand-
lungen alhier ſehr genau Acht geben laͤſt. Man
ſagt, daß der alte Biſchoff von Frejus, Praͤceptor
des Koͤnigs, den Se. Majeſtaͤt eigenhaͤndig dem
Pabſte recommendiret, bald auch den Cardinals-
Hut erhalten duͤrfte. Ein Marmorſtein Arbeiter
in dieſer Stadt, Nahmens Prins, hat die ehemals
bekant geweſene, aber gantz wieder verloſchene
Wiſſenſchaft, allerley Glaß weich zu machen, daß
man es nach Belieben beugen kan, wieder ausge-
funden, und verliehret das Glaß an ſeiner Klarheit
und Glantz nicht das geringſte; Er hat davon ver-
ſchiedene Proben gemacht, die in des Ober-Caͤm-
merlings Apartement zu ſehen ſind. Dem Tuͤr-
ckiſ. Geſandten ſind viele ſeiner Bedienten auf dem
Wege entlaufen. Der beſchryene Raͤuber Cartou-
che ſol eine Zeitlang die Milch-Cur auf dem Lande
gebrauchet haben, darum er bißher nicht zum Vor-
ſchein kommen. Jn Verbeſſerung der Finantzen
werden noch gar viele Schwierigkeiten angetrof-
fen. Neulich hat der Cardinal de Noailles eine
in der Haupt-Kirchen von dem Ceremonien Mei-
ſter fuͤr den Hertzog Regenten hingeſtelte Knie-
Banck wieder wegbringen, und dem Regenten ſa-
gen laſſen, es nicht uͤbel zu nehmen, weil nur dem
Koͤnige und der Koͤnigin vergoͤnnet waͤre, eine ſol-
che Banck in der Haupt-Kirchen zu gebrauchen.

Von Spanien und dem Kriege in Africa.

Wir haben aus Bar-
barien Zeitung, daß die Mohren ihre Belage-
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gen uͤberaus groſſen Hitze gantz und gar aufzuhe-

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[[5]/0005] Num. 36 Verfolg der Hollſteiniſchen Zeitung/ Am Freytage / den 29. Auguſt. 1721. Engellaͤndiſche Affairen Londen/ den 19. Aug. Weil man hier glaubt, daß die Handlung der Engliſchen Nation einen ungemeinen Vortheil erlanget, durch den Tractat, der zwiſchen uns und Spanien getroffen, ſo iſt dar- uͤber bey allen durchgehends eine groſſe Freude. Man meynt auch, daß an einer genauen Alliance mit unſerm und jenem Hofe gearbeitet werde. Es ſol der Hr. Aislabie, deſſen Anſprache und Verthei- digung ans Ober-Hauß bereits gedruckt iſt, ſchon vor einiger Zeit von Sr. Majeſt. eine Ordre erhal- ten haben, zur Ausfeꝛtigung eines Patents, wor- in er zum Pair von Groß-Brittannien gemacht wuͤrde; Und es meynen etliche, daß er noch wohl dazu gelangen koͤnne, wo er anders dergleichen Koͤnigl. Ordre hat, weil die Pardons-Acte aus der in derſelben Acte enthaltenen Clauſul, darinn ſeine Guͤter confiſciret, und er aller Ehren und Si- tzung im Parlement untuͤchtig erklaͤhret wird, ihn wieder aufhebet und entſchlaͤget. Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen. Haag/ den 25. Auguſt. Die Herren General- Staaten haben am vergangenen Sonntage eine Antwort nach Bruͤſſel an den Hrn. Reſidenten Pe- ſters abgeſandt, auf die Puncten, die der Hr. Mar- quis de Prie vorgeſchlagen, und wie man will, in dem letztern hieher Geſchickten des Hn. Peſters enthalten geweſen ſeyn ſollen; doch iſt davon bis- hero nichts kund worden. Als neulich viele hier anweſende Miniſters mit einem fremden und vor- nehmen Herrn Morgens fruͤh in dem Vorholtze geſprochen, ſo entſtund ein Geruͤchte, daß es der Hr. Jean Law, Bruder des William Laws, geweſen; doch ſo viel hat man von ihm Gewißheit, daß der- ſelbe, da er zu Bruͤſſel von dem erteilten Paꝛdon des Koͤnigs von Groß-Britannien gehoͤret, worunter er mit begriffen iſt, ſich in der Stille nach Helvoet- ſchluys begeben, und mit einem geheuerten Fahr- zeuge gerade nach Londen uͤbergegangen waͤre. Die Staaten von Holland ſind geſchieden, ſie ha- ben aber wegen der unterſchiedenen Meynungen, ſo wol uͤber die Verpachtung des Zolls von ein- und ausgehenden Wahren, als uͤber das Finantz- Weſen ſich nicht vergleichen koͤnnen. Jhro Hochmoͤgenden Geſandter zu Madrit, Herr Col- ſters, hat hieher berichtet, daß er die Ehre gehabt Jh. Koͤnigl. Majeſt. von Spanien ſelber zu bedan- cken fuͤr dero guͤtig ertheilte Befehle, alle Bey- Huͤlffe denen gegen die Algierer ausgeſandten Hollaͤndiſchen Kriegs-Schiffen zu erweiſen. Er ſol auch melden, was vor eine gute Harmonie zwi- ſchen Spanien, Franckreich und Groß-Brittan- nien jetzo ſey, und wie die vorhabende off- und de- fenſiv-Alliantze hauptſaͤchlich die Sachen in Jta- lien betreffen ſolle. Franckreichs Affairen. Paris/ den 18. Auguſt. Der Kaͤyſerl. Mini- ter an dieſem Hofe Hr. Baron von Bentenrieder hat neulich ein Memorial uͤbergeben, darauf alſo- fort ein Courier nach Madrit abgefertigt worden; ſo viel merckt man an, daß derſelbe auf alle Hand- lungen alhier ſehr genau Acht geben laͤſt. Man ſagt, daß der alte Biſchoff von Frejus, Praͤceptor des Koͤnigs, den Se. Majeſtaͤt eigenhaͤndig dem Pabſte recommendiret, bald auch den Cardinals- Hut erhalten duͤrfte. Ein Marmorſtein Arbeiter in dieſer Stadt, Nahmens Prins, hat die ehemals bekant geweſene, aber gantz wieder verloſchene Wiſſenſchaft, allerley Glaß weich zu machen, daß man es nach Belieben beugen kan, wieder ausge- funden, und verliehret das Glaß an ſeiner Klarheit und Glantz nicht das geringſte; Er hat davon ver- ſchiedene Proben gemacht, die in des Ober-Caͤm- merlings Apartement zu ſehen ſind. Dem Tuͤr- ckiſ. Geſandten ſind viele ſeiner Bedienten auf dem Wege entlaufen. Der beſchryene Raͤuber Cartou- che ſol eine Zeitlang die Milch-Cur auf dem Lande gebrauchet haben, darum er bißher nicht zum Vor- ſchein kommen. Jn Verbeſſerung der Finantzen werden noch gar viele Schwierigkeiten angetrof- fen. Neulich hat der Cardinal de Noailles eine in der Haupt-Kirchen von dem Ceremonien Mei- ſter fuͤr den Hertzog Regenten hingeſtelte Knie- Banck wieder wegbringen, und dem Regenten ſa- gen laſſen, es nicht uͤbel zu nehmen, weil nur dem Koͤnige und der Koͤnigin vergoͤnnet waͤre, eine ſol- che Banck in der Haupt-Kirchen zu gebrauchen. Von Spanien und dem Kriege in Africa. Madrit/ den 5. Auguſt. Wir haben aus Bar- barien Zeitung, daß die Mohren ihre Belage- rung oder Blocquade vor Centa wegen der daſi- gen uͤberaus groſſen Hitze gantz und gar aufzuhe-

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Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 36, Hamburg, 29. August 1721, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_362908_1721/5>, abgerufen am 21.11.2024.