Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 39, Hamburg, 9. September 1721.[Beginn Spaltensatz]
Engelländische Affairen. Londen/ den 29. Aug. Mylord Harcourt sol Holl- und Niederländische Affairen. Haag/ den 4. Septembr. Es werden zwar Franckreichs Affairen. Paris/ den 29. August. Es wird viele Wun- [Beginn Spaltensatz]
Engellaͤndiſche Affairen. Londen/ den 29. Aug. Mylord Harcourt ſol Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen. Haag/ den 4. Septembr. Es werden zwar Franckreichs Affairen. Paris/ den 29. Auguſt. Es wird viele Wun- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="[5]"/> <div> <floatingText> <front> <titlePage type="main"> <docTitle> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq #c">Num. 39</hi> </titlePart> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b #c #fr"><hi rendition="#in">V</hi>erfolg der Hollſteiniſchen <hi rendition="#in">Z</hi>eitung/</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate> <hi rendition="#c #fr">Am Dienſtage / den 9. 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Hier kommen faſt taͤglich haͤuf-<lb/> fige Pasquillen heraus mit ſehr ſcharffen und ge-<lb/> haͤßigen Anmerckungen uͤber die Auffuͤhrung des<lb/> letzten Parlaments; inſonderheit iſt diß faſt die<lb/> Unterhaltung der meiſten Diſcourſe, daß der Lord<lb/> Moleswort frey geſtehet der Autor zu ſeyn derer<lb/> im Londiſchen Journal heraus gekommenen Brie-<lb/> fen des ſo genandten Catonis, davon die Vorrede<lb/> ſehr aufruͤhriſch ſcheinet, nebſt der Unterſuchung<lb/> der geheimen Commisſion, welche gar lang iſt, dar-<lb/> um der Autor verſprochen, daß ſolche in ſeinen fol-<lb/> genden Schrifften, an ſtatt ſeiner Correſpondentz<lb/> mit Juba, Lucius, Casſius, Manlius und andern<lb/> mehr, ſolle fortgeſetzet werden. Unſere Flotte ſol<lb/> ſehr reich beladen von Jamaica in etlichen Hafen<lb/> dieſes Reichs wohl behalten ankommen ſeyn.<lb/> Von Eſſex wird geſchrieben, daß allda ein reicher<lb/> Bauer durch die letztere Viertel-jaͤhrige Gerichts-<lb/> Sitzung condemniret worden an den Kaack zu ſte-<lb/> hen, weilen er dieſe auffruͤhriſche Worte geſpro-<lb/> chen: “Daß man nimmer eine gluͤckliche Zeit in<lb/> “Engelland erleben wuͤrde, ſo lange man aller-<lb/> “hand Religionen duldete; Daß er hoffete, daß<lb/> “die Engellaͤnder ſich bald einmal tuͤchtig bey den<lb/> “Ohren kriegen, und daß er nach der naͤchſten Si-<lb/> “tzung des Parlaments die Straſſen mit Blut uͤ-<lb/> “berſtroͤhmet ſehen wuͤrde; Daß er alsdann ſein<lb/> “beſtes Pferd, ſo er im Stall haͤtte, zu reiten ver-<lb/> “hoffte, und man ſo dann wol bald ſehen wuͤrde,<lb/> “wer gleich oder ungleich haͤtte.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Holl- und Niederlaͤndiſche</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Haag/</hi> den 4. 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De-<lb/> nen Reformirten zu Borſcheid bey Aix la Chapel-<lb/> le iſt auch verwilliget, einen neuen Prediger an<lb/> ſtatt deſſen, den Jhr. Hochmoͤgend. von dar an-<lb/> ders wohin beruffen, zu erwehlen, und verſprochen<lb/> worden, ſelbigen zu beſolden. Die Wittwe des<lb/> Baron Herders, Treſorier vom guͤldenen Vließ,<lb/> iſt von Namur hier ankommen, und hat bey Jhro<lb/> Hochmoͤgenden eine Supplic uͤbergeben, darinn<lb/> ſie meldet, wie ſie durch Leſung der heil. Schrifft<lb/> zur Reformirten Religion ſich gewendet, und auch<lb/> ihre 3. Toͤchter dazu geſucht zu bewegen; als aber<lb/> einige zu Namur Nachricht davon bekommen,<lb/> haͤtte man ihnen mit dem Gefaͤngniſſe gedrohet,<lb/> daher ſie des Nachts mit einem kleinen Fahr-Zeu-<lb/> ge nach Maſtricht gefluͤchtet, da ſie der Gouver-<lb/> neur unter ſichern Geleite nach Hertzogenbuſch<lb/> bringen laſſen, darauf ſie mit ihren 3. Toͤchtern<lb/> anhero kommen; bitte alſo um Schutz und Bey-<lb/> ſtand, dam it ſie ihre Guͤter wieder bekommen moͤ-<lb/> ge, welche ſie ihre Freyheit und vielleicht auch ihr<lb/> Leben zu erretten, habe verlaſſen muͤſſen. Heute<lb/> iſt wieder ein Expreſſer ans Engelland hierdurch<lb/> nach Schweden, und von dar ein anderer nach<lb/> Londen gangen. Man ſagt, daß der Nordiſche<lb/> Friede nun wuͤrcklich ſehr nahe ſey, und man nur<lb/> auf deſſen Zeichnung warte.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Franckreichs</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Paris/</hi> den 29. Auguſt.</dateline> <p> Es wird viele Wun-<lb/> der nehmen, wo es wahr was das Geruͤchte ſaget,<lb/> daß der Hr. Jean Law in dieſe Stadt wieder kom-<lb/> men ſolte, welches man doch wegen Menge der<lb/> Feinde, die er hat, nicht wohl glauben kan. Der<lb/> Toback iſt auf 9. Jahre verpachtet fuͤr 23. Millio-<lb/> nen und 600000. Livres, an die Herren Pigault,<lb/> Duplein, la Gombande, Galet, de Vitry, de Bon-<lb/> nerie, de Betz, de Montbriſon, Chalet, de Ronay,<lb/> Moufle und la Thoillerie; wiewol die Jndianiſche<lb/> Compagnie heftig dargegen geweſen und noch<lb/> iſt. Neulich kam aus Spanien wieder ein Cou-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
Num. 39 Verfolg der Hollſteiniſchen Zeitung/
Am Dienſtage / den 9. Septemb. 1721.
Engellaͤndiſche Affairen.
Londen/ den 29. Aug. Mylord Harcourt ſol
zum Vicomte erhoben, und zum geheimen Siegel-
Bewahrer beſtellet werden, an Stelle des Hertzogs
von Dorcheſter. Hier kommen faſt taͤglich haͤuf-
fige Pasquillen heraus mit ſehr ſcharffen und ge-
haͤßigen Anmerckungen uͤber die Auffuͤhrung des
letzten Parlaments; inſonderheit iſt diß faſt die
Unterhaltung der meiſten Diſcourſe, daß der Lord
Moleswort frey geſtehet der Autor zu ſeyn derer
im Londiſchen Journal heraus gekommenen Brie-
fen des ſo genandten Catonis, davon die Vorrede
ſehr aufruͤhriſch ſcheinet, nebſt der Unterſuchung
der geheimen Commisſion, welche gar lang iſt, dar-
um der Autor verſprochen, daß ſolche in ſeinen fol-
genden Schrifften, an ſtatt ſeiner Correſpondentz
mit Juba, Lucius, Casſius, Manlius und andern
mehr, ſolle fortgeſetzet werden. Unſere Flotte ſol
ſehr reich beladen von Jamaica in etlichen Hafen
dieſes Reichs wohl behalten ankommen ſeyn.
Von Eſſex wird geſchrieben, daß allda ein reicher
Bauer durch die letztere Viertel-jaͤhrige Gerichts-
Sitzung condemniret worden an den Kaack zu ſte-
hen, weilen er dieſe auffruͤhriſche Worte geſpro-
chen: “Daß man nimmer eine gluͤckliche Zeit in
“Engelland erleben wuͤrde, ſo lange man aller-
“hand Religionen duldete; Daß er hoffete, daß
“die Engellaͤnder ſich bald einmal tuͤchtig bey den
“Ohren kriegen, und daß er nach der naͤchſten Si-
“tzung des Parlaments die Straſſen mit Blut uͤ-
“berſtroͤhmet ſehen wuͤrde; Daß er alsdann ſein
“beſtes Pferd, ſo er im Stall haͤtte, zu reiten ver-
“hoffte, und man ſo dann wol bald ſehen wuͤrde,
“wer gleich oder ungleich haͤtte.
Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen.
Haag/ den 4. Septembr. Es werden zwar
nach der Zuruͤckkunfft des Herrn Baſſecourts von
Bruͤſſel und nach deſſen abgelegten Verrichtun-
gen, die Unterredungen zwiſchen Jhro Hochmoͤ-
genden Abgeordneten und denen von der Weſt-
Jndiſchen Compagnie fleisſig fortgeſetzet, man er-
faͤhret aber von dem, was dabey vorgehet, nicht
das Geringſte; doch ſcheinet es, daß Jhro Hoch-
moͤgenden uͤber die gemachten groſſen Schwierig-
keiten und Forderungen des Herrn Marquis de
Prie, davon der Herr Baſſecourt Nachricht ge-
bracht, gar uͤbel zu frieden ſeyn. Der Baronie
von Boxtel Einwohner haben bey den Herrn Ge-
neral-Staaten um Erlaubniß angehalten, ihre
Catholiſche Kirche zu vergroͤſſern, welches um 16.
Fuß ins viereck ihnen zugeſtanden worden, doch
ſollen die Fenſter viereckigt, und nicht laͤnglicht
rund ſeyn, wie in denen oͤffentlichen Kirchen. De-
nen Reformirten zu Borſcheid bey Aix la Chapel-
le iſt auch verwilliget, einen neuen Prediger an
ſtatt deſſen, den Jhr. Hochmoͤgend. von dar an-
ders wohin beruffen, zu erwehlen, und verſprochen
worden, ſelbigen zu beſolden. Die Wittwe des
Baron Herders, Treſorier vom guͤldenen Vließ,
iſt von Namur hier ankommen, und hat bey Jhro
Hochmoͤgenden eine Supplic uͤbergeben, darinn
ſie meldet, wie ſie durch Leſung der heil. Schrifft
zur Reformirten Religion ſich gewendet, und auch
ihre 3. Toͤchter dazu geſucht zu bewegen; als aber
einige zu Namur Nachricht davon bekommen,
haͤtte man ihnen mit dem Gefaͤngniſſe gedrohet,
daher ſie des Nachts mit einem kleinen Fahr-Zeu-
ge nach Maſtricht gefluͤchtet, da ſie der Gouver-
neur unter ſichern Geleite nach Hertzogenbuſch
bringen laſſen, darauf ſie mit ihren 3. Toͤchtern
anhero kommen; bitte alſo um Schutz und Bey-
ſtand, dam it ſie ihre Guͤter wieder bekommen moͤ-
ge, welche ſie ihre Freyheit und vielleicht auch ihr
Leben zu erretten, habe verlaſſen muͤſſen. Heute
iſt wieder ein Expreſſer ans Engelland hierdurch
nach Schweden, und von dar ein anderer nach
Londen gangen. Man ſagt, daß der Nordiſche
Friede nun wuͤrcklich ſehr nahe ſey, und man nur
auf deſſen Zeichnung warte.
Franckreichs Affairen.
Paris/ den 29. Auguſt. Es wird viele Wun-
der nehmen, wo es wahr was das Geruͤchte ſaget,
daß der Hr. Jean Law in dieſe Stadt wieder kom-
men ſolte, welches man doch wegen Menge der
Feinde, die er hat, nicht wohl glauben kan. Der
Toback iſt auf 9. Jahre verpachtet fuͤr 23. Millio-
nen und 600000. Livres, an die Herren Pigault,
Duplein, la Gombande, Galet, de Vitry, de Bon-
nerie, de Betz, de Montbriſon, Chalet, de Ronay,
Moufle und la Thoillerie; wiewol die Jndianiſche
Compagnie heftig dargegen geweſen und noch
iſt. Neulich kam aus Spanien wieder ein Cou-
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