Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 60, 15. April 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

Der Herr von Kinschat, welcher als Resident der
Republick zu Brüssel ernennt worden, hat bey Jhro
Hochmögenden sein Abschieds-Gehör gehabt, und ist
dahin gereiset. Der Graf Esterhasi, Kammerherr
des Groß-Herzogs von Toscana, hat dem Präsidenten
der Herren General-Staaten in einer Mißive die Ge-
buhrt eines jungen Erz-Herzogs bekannt machen las-
sen. Jhro Hochmögenden haben dem Hofe zu Wien
darzu den Glückwunsch wieder machen lassen, und der
Graf Esterhast ist mit einer goldenen Kette und Me-
daille von den Herren General-Staaten beschenket
worden. Unsere Republick will noch vielleicht aus
besondern Umständen keinen Entschluß fassen, sich
für das Haus Oesterreich bey den gegenwärtigen
Vorfällen zu erklären. Vielleicht sind einige Provin-
zen dieser Sache zuwider, welche nur immer bey dem
Ausspruch verbleiben, die Republick wäre beständig
geneigt, den versprochenen Beystand zu erfüllen. Jn-
zwischen hoft man, daß es mit der Zeit zu einer ange-
nehmern Antwort ausschlagen werde. Es ist gleich-
falls noch kein gewisser Entschluß gefaßt, wie sich
Holland verhalten will, wo der Krieg in dem andern
Welttheile gemeiner werden sollte. So viel aus
England bekannt ist, macht man mit unglaublichem
Eyfer alle Anstallten eine der ansehnlichsten Flotten
unter dem Admiral Norris in die See zu schicken, und
die Matrosen werden mit solcher Hitze gepresset, als
es ehedem niemals geschehen ist. Es dient einigen
zur Befremdung, daß die Nachrichten aus Westin-
dien so lange aussen bleiben, da man sonst dieselben in
kürzerer Zeit daher gehabt; inzwischen glaubt man,
daß der Muth der Engländer und ihr Haß wider die
Spanier zu gewünschten Zeitungen Gelegenheit ge-
ben werden. Hier siehet man zwey Schriften, in der
erstern macht der König von Preussen der Versamm-
lung zu Regensburg ein gewisses Verfahren von dem
Hofe zu Wien bekannt, und in der andern findet man
eine Widerlegung desselben, welches der Hof zu Wien
an eben diesem Orte unter die Gesandten austheilen
lassen.


Der Papst ist jetzo beschäftiget neue Heiligen zu
machen, deswegen giebt er niemanden Gehör. Der
Cardinal Fini wird sich nach den Bad Pozzuolo be-
geben, um wieder gesund zu werden, es ist deswegen
eine Päpstliche Galere beordert, diese Eminenz dahin
zu bringen. Der Cardinal Ruspoli eylt seinem Gra-
be zu, denn bey der Grösse seiner Krankheit bleibt
wenig Hoffnung zur Genesung übrig.


[Spaltenumbruch]

Der Canton Zürch hat die Aufrichtung zwoer Re-
gimenter, welche in Königl. Preußische Dienste ge-
hen sollten, nicht zugestanden. Man will nicht
zugeben, daß dieselben jemand anders als ein ge-
bohrner Schweitzer als Oberster anführen soll.


Jhro Majestät unsere Königin befindet sich in er-
wünschten Wohl und lassen sich zum Vergnügen des
Volks sehr oft am Fenster sehen. Man glaubt, daß
Jhro Majestät vor Ausgang der 6. Wochen öffent-
lich wieder erscheinen werden. Es ist aus der Kö-
nigl. Böhmischen Hof-Canzeley eine öffentliche Er-
mahnungs-Schrift an alle Oesterreichische Vasallen
und Unterthanen, die in Königl. Preußischen Dien-
sten stehen, ergangen, daß sie sich in ihrem Vater-
lande einfinden sollten, oder die Strafe erwarten, wo
sie ausbleiben, daß man sie aller ihrer Güter, Lehnen,
Erbschaften, Ehr-Würde und ihrer Stamm-Wapen
verlustig erklären würde. Ja, es ist Leib- und Lebens-
strafe darauf gesetzt, die man, wo nicht an ihnen selbst,
doch in Bildniß vollziehen will. Dem Graf Neu-
perg sind eine Menge Exemplarien nach Schlesien
zugesendet worden, die er da austheilen soll.


Der Marschall von Bellisle wird sich zu Mann-
heim nicht lange aufhalten, sondern nach München
gehen. Wir haben hier schlechte Hoffnung, daß
der Anfang zu einer Kayser-Wahl bald sollte gemacht
werden; doch man glaubt, so bald Se. Groß-Brit-
tannische Majestät in Deutschland seyn wird, die
wichtigsten Hindernisse deswegen weggeräumet wer-
den sollen.


Heute Morgen hat sich hier ein grosses Unglück zu-
getragen. Man gieng um 8. Uhr in die Kirche, und
wollte der Palmen-Andacht beywohnen, als nun der
erste Gesang noch nicht ausgesungen war, brach ein
grosses und hocherbauetes Gestühlte, und sank mit
solcher Geschwindigkeit auf alle darunter befindliche
Personen, daß sich wenige retten konnten. Man
höret unter dem Holzwerk ein erbärmliches Winseln,
und man arbeitet mit aller Macht, diese unglückli-
chen Leute hervor zu bringen. Einige Todte hat man
schon wegtragen lassen, und diejenigen, so noch das
Leben davon gebracht, sind stark verwundet.


Die Königlich-Böhmischen und Ungarischen Völ-
ker sind hier in starker Menge angelanget, sie haben
vom 30sten vorigen Monats bis heute fast Tag und

[Spaltenumbruch]

Der Herr von Kinſchat, welcher als Reſident der
Republick zu Bruͤſſel ernennt worden, hat bey Jhro
Hochmoͤgenden ſein Abſchieds-Gehoͤr gehabt, und iſt
dahin gereiſet. Der Graf Eſterhaſi, Kammerherr
des Groß-Herzogs von Toſcana, hat dem Praͤſidenten
der Herren General-Staaten in einer Mißive die Ge-
buhrt eines jungen Erz-Herzogs bekannt machen laſ-
ſen. Jhro Hochmoͤgenden haben dem Hofe zu Wien
darzu den Gluͤckwunſch wieder machen laſſen, und der
Graf Eſterhaſt iſt mit einer goldenen Kette und Me-
daille von den Herren General-Staaten beſchenket
worden. Unſere Republick will noch vielleicht aus
beſondern Umſtaͤnden keinen Entſchluß faſſen, ſich
fuͤr das Haus Oeſterreich bey den gegenwaͤrtigen
Vorfaͤllen zu erklaͤren. Vielleicht ſind einige Provin-
zen dieſer Sache zuwider, welche nur immer bey dem
Ausſpruch verbleiben, die Republick waͤre beſtaͤndig
geneigt, den verſprochenen Beyſtand zu erfuͤllen. Jn-
zwiſchen hoft man, daß es mit der Zeit zu einer ange-
nehmern Antwort ausſchlagen werde. Es iſt gleich-
falls noch kein gewiſſer Entſchluß gefaßt, wie ſich
Holland verhalten will, wo der Krieg in dem andern
Welttheile gemeiner werden ſollte. So viel aus
England bekannt iſt, macht man mit unglaublichem
Eyfer alle Anſtallten eine der anſehnlichſten Flotten
unter dem Admiral Norris in die See zu ſchicken, und
die Matroſen werden mit ſolcher Hitze gepreſſet, als
es ehedem niemals geſchehen iſt. Es dient einigen
zur Befremdung, daß die Nachrichten aus Weſtin-
dien ſo lange auſſen bleiben, da man ſonſt dieſelben in
kuͤrzerer Zeit daher gehabt; inzwiſchen glaubt man,
daß der Muth der Englaͤnder und ihr Haß wider die
Spanier zu gewuͤnſchten Zeitungen Gelegenheit ge-
ben werden. Hier ſiehet man zwey Schriften, in der
erſtern macht der Koͤnig von Preuſſen der Verſamm-
lung zu Regensburg ein gewiſſes Verfahren von dem
Hofe zu Wien bekannt, und in der andern findet man
eine Widerlegung deſſelben, welches der Hof zu Wien
an eben dieſem Orte unter die Geſandten austheilen
laſſen.


Der Papſt iſt jetzo beſchaͤftiget neue Heiligen zu
machen, deswegen giebt er niemanden Gehoͤr. Der
Cardinal Fini wird ſich nach den Bad Pozzuolo be-
geben, um wieder geſund zu werden, es iſt deswegen
eine Paͤpſtliche Galere beordert, dieſe Eminenz dahin
zu bringen. Der Cardinal Ruſpoli eylt ſeinem Gra-
be zu, denn bey der Groͤſſe ſeiner Krankheit bleibt
wenig Hoffnung zur Geneſung uͤbrig.


[Spaltenumbruch]

Der Canton Zuͤrch hat die Aufrichtung zwoer Re-
gimenter, welche in Koͤnigl. Preußiſche Dienſte ge-
hen ſollten, nicht zugeſtanden. Man will nicht
zugeben, daß dieſelben jemand anders als ein ge-
bohrner Schweitzer als Oberſter anfuͤhren ſoll.


Jhro Majeſtaͤt unſere Koͤnigin befindet ſich in er-
wuͤnſchten Wohl und laſſen ſich zum Vergnuͤgen des
Volks ſehr oft am Fenſter ſehen. Man glaubt, daß
Jhro Majeſtaͤt vor Ausgang der 6. Wochen oͤffent-
lich wieder erſcheinen werden. Es iſt aus der Koͤ-
nigl. Boͤhmiſchen Hof-Canzeley eine oͤffentliche Er-
mahnungs-Schrift an alle Oeſterreichiſche Vaſallen
und Unterthanen, die in Koͤnigl. Preußiſchen Dien-
ſten ſtehen, ergangen, daß ſie ſich in ihrem Vater-
lande einfinden ſollten, oder die Strafe erwarten, wo
ſie ausbleiben, daß man ſie aller ihrer Guͤter, Lehnen,
Erbſchaften, Ehr-Wuͤrde und ihrer Stamm-Wapen
verluſtig erklaͤren wuͤrde. Ja, es iſt Leib- und Lebens-
ſtrafe darauf geſetzt, die man, wo nicht an ihnen ſelbſt,
doch in Bildniß vollziehen will. Dem Graf Neu-
perg ſind eine Menge Exemplarien nach Schleſien
zugeſendet worden, die er da austheilen ſoll.


Der Marſchall von Bellisle wird ſich zu Mann-
heim nicht lange aufhalten, ſondern nach Muͤnchen
gehen. Wir haben hier ſchlechte Hoffnung, daß
der Anfang zu einer Kayſer-Wahl bald ſollte gemacht
werden; doch man glaubt, ſo bald Se. Groß-Brit-
tanniſche Majeſtaͤt in Deutſchland ſeyn wird, die
wichtigſten Hinderniſſe deswegen weggeraͤumet wer-
den ſollen.


Heute Morgen hat ſich hier ein groſſes Ungluͤck zu-
getragen. Man gieng um 8. Uhr in die Kirche, und
wollte der Palmen-Andacht beywohnen, als nun der
erſte Geſang noch nicht ausgeſungen war, brach ein
groſſes und hocherbauetes Geſtuͤhlte, und ſank mit
ſolcher Geſchwindigkeit auf alle darunter befindliche
Perſonen, daß ſich wenige retten konnten. Man
hoͤret unter dem Holzwerk ein erbaͤrmliches Winſeln,
und man arbeitet mit aller Macht, dieſe ungluͤckli-
chen Leute hervor zu bringen. Einige Todte hat man
ſchon wegtragen laſſen, und diejenigen, ſo noch das
Leben davon gebracht, ſind ſtark verwundet.


Die Koͤniglich-Boͤhmiſchen und Ungariſchen Voͤl-
ker ſind hier in ſtarker Menge angelanget, ſie haben
vom 30ſten vorigen Monats bis heute faſt Tag und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <pb facs="#f0002" n="[2]"/>
            <cb/>
          </div>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Haag, den 11. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Herr von Kin&#x017F;chat, welcher als Re&#x017F;ident der<lb/>
Republick                         zu Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el ernennt worden, hat bey                         Jhro<lb/>
Hochmo&#x0364;genden &#x017F;ein Ab&#x017F;chieds-Geho&#x0364;r                         gehabt, und i&#x017F;t<lb/>
dahin gerei&#x017F;et. Der Graf                         E&#x017F;terha&#x017F;i, Kammerherr<lb/>
des Groß-Herzogs von To&#x017F;cana,                         hat dem Pra&#x0364;&#x017F;identen<lb/>
der Herren General-Staaten in einer                         Mißive die Ge-<lb/>
buhrt eines jungen Erz-Herzogs bekannt machen                         la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Jhro Hochmo&#x0364;genden haben dem Hofe zu                         Wien<lb/>
darzu den Glu&#x0364;ckwun&#x017F;ch wieder machen                         la&#x017F;&#x017F;en, und der<lb/>
Graf E&#x017F;terha&#x017F;t i&#x017F;t                         mit einer goldenen Kette und Me-<lb/>
daille von den Herren General-Staaten                         be&#x017F;chenket<lb/>
worden. Un&#x017F;ere Republick will noch vielleicht                         aus<lb/>
be&#x017F;ondern Um&#x017F;ta&#x0364;nden keinen Ent&#x017F;chluß                         fa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;r das Haus                         Oe&#x017F;terreich bey den gegenwa&#x0364;rtigen<lb/>
Vorfa&#x0364;llen zu                         erkla&#x0364;ren. Vielleicht &#x017F;ind einige Provin-<lb/>
zen                         die&#x017F;er Sache zuwider, welche nur immer bey dem<lb/>
Aus&#x017F;pruch                         verbleiben, die Republick wa&#x0364;re be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
geneigt,                         den ver&#x017F;prochenen Bey&#x017F;tand zu erfu&#x0364;llen.                         Jn-<lb/>
zwi&#x017F;chen hoft man, daß es mit der Zeit zu einer                         ange-<lb/>
nehmern Antwort aus&#x017F;chlagen werde. Es i&#x017F;t                         gleich-<lb/>
falls noch kein gewi&#x017F;&#x017F;er Ent&#x017F;chluß gefaßt,                         wie &#x017F;ich<lb/>
Holland verhalten will, wo der Krieg in dem                         andern<lb/>
Welttheile gemeiner werden &#x017F;ollte. So viel aus<lb/>
England                         bekannt i&#x017F;t, macht man mit unglaublichem<lb/>
Eyfer alle                         An&#x017F;tallten eine der an&#x017F;ehnlich&#x017F;ten Flotten<lb/>
unter                         dem Admiral Norris in die See zu &#x017F;chicken, und<lb/>
die                         Matro&#x017F;en werden mit &#x017F;olcher Hitze gepre&#x017F;&#x017F;et,                         als<lb/>
es ehedem niemals ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. Es dient                         einigen<lb/>
zur Befremdung, daß die Nachrichten aus We&#x017F;tin-<lb/>
dien                         &#x017F;o lange au&#x017F;&#x017F;en bleiben, da man &#x017F;on&#x017F;t                         die&#x017F;elben in<lb/>
ku&#x0364;rzerer Zeit daher gehabt;                         inzwi&#x017F;chen glaubt man,<lb/>
daß der Muth der Engla&#x0364;nder und ihr                         Haß wider die<lb/>
Spanier zu gewu&#x0364;n&#x017F;chten Zeitungen                         Gelegenheit ge-<lb/>
ben werden. Hier &#x017F;iehet man zwey Schriften, in                         der<lb/>
er&#x017F;tern macht der Ko&#x0364;nig von Preu&#x017F;&#x017F;en                         der Ver&#x017F;amm-<lb/>
lung zu Regensburg ein gewi&#x017F;&#x017F;es                         Verfahren von dem<lb/>
Hofe zu Wien bekannt, und in der andern findet                         man<lb/>
eine Widerlegung de&#x017F;&#x017F;elben, welches der Hof zu                         Wien<lb/>
an eben die&#x017F;em Orte unter die Ge&#x017F;andten                         austheilen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 27. Merz.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Pap&#x017F;t i&#x017F;t jetzo be&#x017F;cha&#x0364;ftiget neue Heiligen                         zu<lb/>
machen, deswegen giebt er niemanden Geho&#x0364;r. Der<lb/>
Cardinal                         Fini wird &#x017F;ich nach den Bad Pozzuolo be-<lb/>
geben, um wieder                         ge&#x017F;und zu werden, es i&#x017F;t deswegen<lb/>
eine                         Pa&#x0364;p&#x017F;tliche Galere beordert, die&#x017F;e Eminenz dahin<lb/>
zu                         bringen. Der Cardinal Ru&#x017F;poli eylt &#x017F;einem Gra-<lb/>
be zu, denn                         bey der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einer Krankheit                         bleibt<lb/>
wenig Hoffnung zur Gene&#x017F;ung u&#x0364;brig.</p><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Aus der Schweitz, den 4. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Canton Zu&#x0364;rch hat die Aufrichtung zwoer Re-<lb/>
gimenter, welche                         in Ko&#x0364;nigl. Preußi&#x017F;che Dien&#x017F;te ge-<lb/>
hen                         &#x017F;ollten, nicht zuge&#x017F;tanden. Man will nicht<lb/>
zugeben, daß                         die&#x017F;elben jemand anders als ein ge-<lb/>
bohrner Schweitzer als                         Ober&#x017F;ter anfu&#x0364;hren &#x017F;oll.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Wien, den 6. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t un&#x017F;ere Ko&#x0364;nigin befindet                         &#x017F;ich in er-<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chten Wohl und                         la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich zum Vergnu&#x0364;gen des<lb/>
Volks                         &#x017F;ehr oft am Fen&#x017F;ter &#x017F;ehen. Man glaubt, daß<lb/>
Jhro                         Maje&#x017F;ta&#x0364;t vor Ausgang der 6. Wochen o&#x0364;ffent-<lb/>
lich                         wieder er&#x017F;cheinen werden. Es i&#x017F;t aus der Ko&#x0364;-<lb/>
nigl.                         Bo&#x0364;hmi&#x017F;chen Hof-Canzeley eine o&#x0364;ffentliche                         Er-<lb/>
mahnungs-Schrift an alle Oe&#x017F;terreichi&#x017F;che                         Va&#x017F;allen<lb/>
und Unterthanen, die in Ko&#x0364;nigl.                         Preußi&#x017F;chen Dien-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;tehen, ergangen, daß                         &#x017F;ie &#x017F;ich in ihrem Vater-<lb/>
lande einfinden &#x017F;ollten,                         oder die Strafe erwarten, wo<lb/>
&#x017F;ie ausbleiben, daß man &#x017F;ie                         aller ihrer Gu&#x0364;ter, Lehnen,<lb/>
Erb&#x017F;chaften, Ehr-Wu&#x0364;rde                         und ihrer Stamm-Wapen<lb/>
verlu&#x017F;tig erkla&#x0364;ren wu&#x0364;rde.                         Ja, es i&#x017F;t Leib- und Lebens-<lb/>
&#x017F;trafe darauf ge&#x017F;etzt,                         die man, wo nicht an ihnen &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
doch in Bildniß                         vollziehen will. Dem Graf Neu-<lb/>
perg &#x017F;ind eine Menge Exemplarien                         nach Schle&#x017F;ien<lb/>
zuge&#x017F;endet worden, die er da austheilen                         &#x017F;oll.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Frankfurt, den 8. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Mar&#x017F;chall von Bellisle wird &#x017F;ich zu Mann-<lb/>
heim nicht                         lange aufhalten, &#x017F;ondern nach Mu&#x0364;nchen<lb/>
gehen. Wir haben                         hier &#x017F;chlechte Hoffnung, daß<lb/>
der Anfang zu einer                         Kay&#x017F;er-Wahl bald &#x017F;ollte gemacht<lb/>
werden; doch man glaubt,                         &#x017F;o bald Se. Groß-Brit-<lb/>
tanni&#x017F;che Maje&#x017F;ta&#x0364;t                         in Deut&#x017F;chland &#x017F;eyn wird, die<lb/>
wichtig&#x017F;ten                         Hinderni&#x017F;&#x017F;e deswegen weggera&#x0364;umet wer-<lb/>
den                         &#x017F;ollen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Schorendorf im Wu&#x0364;rtembergi&#x017F;chen,<lb/>
den 26.                         Merz.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Heute Morgen hat &#x017F;ich hier ein gro&#x017F;&#x017F;es Unglu&#x0364;ck                         zu-<lb/>
getragen. Man gieng um 8. Uhr in die Kirche, und<lb/>
wollte der                         Palmen-Andacht beywohnen, als nun der<lb/>
er&#x017F;te Ge&#x017F;ang noch                         nicht ausge&#x017F;ungen war, brach ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es und                         hocherbauetes Ge&#x017F;tu&#x0364;hlte, und &#x017F;ank                         mit<lb/>
&#x017F;olcher Ge&#x017F;chwindigkeit auf alle darunter                         befindliche<lb/>
Per&#x017F;onen, daß &#x017F;ich wenige retten konnten.                         Man<lb/>
ho&#x0364;ret unter dem Holzwerk ein erba&#x0364;rmliches                         Win&#x017F;eln,<lb/>
und man arbeitet mit aller Macht, die&#x017F;e                         unglu&#x0364;ckli-<lb/>
chen Leute hervor zu bringen. Einige Todte hat                         man<lb/>
&#x017F;chon wegtragen la&#x017F;&#x017F;en, und diejenigen,                         &#x017F;o noch das<lb/>
Leben davon gebracht, &#x017F;ind &#x017F;tark                         verwundet.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Lichtenwo&#x0364;rde bey Engelsberg, den 1. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Die Ko&#x0364;niglich-Bo&#x0364;hmi&#x017F;chen und Ungari&#x017F;chen                         Vo&#x0364;l-<lb/>
ker &#x017F;ind hier in &#x017F;tarker Menge angelanget,                         &#x017F;ie haben<lb/>
vom 30&#x017F;ten vorigen Monats bis heute fa&#x017F;t                         Tag und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] Haag, den 11. April. Der Herr von Kinſchat, welcher als Reſident der Republick zu Bruͤſſel ernennt worden, hat bey Jhro Hochmoͤgenden ſein Abſchieds-Gehoͤr gehabt, und iſt dahin gereiſet. Der Graf Eſterhaſi, Kammerherr des Groß-Herzogs von Toſcana, hat dem Praͤſidenten der Herren General-Staaten in einer Mißive die Ge- buhrt eines jungen Erz-Herzogs bekannt machen laſ- ſen. Jhro Hochmoͤgenden haben dem Hofe zu Wien darzu den Gluͤckwunſch wieder machen laſſen, und der Graf Eſterhaſt iſt mit einer goldenen Kette und Me- daille von den Herren General-Staaten beſchenket worden. Unſere Republick will noch vielleicht aus beſondern Umſtaͤnden keinen Entſchluß faſſen, ſich fuͤr das Haus Oeſterreich bey den gegenwaͤrtigen Vorfaͤllen zu erklaͤren. Vielleicht ſind einige Provin- zen dieſer Sache zuwider, welche nur immer bey dem Ausſpruch verbleiben, die Republick waͤre beſtaͤndig geneigt, den verſprochenen Beyſtand zu erfuͤllen. Jn- zwiſchen hoft man, daß es mit der Zeit zu einer ange- nehmern Antwort ausſchlagen werde. Es iſt gleich- falls noch kein gewiſſer Entſchluß gefaßt, wie ſich Holland verhalten will, wo der Krieg in dem andern Welttheile gemeiner werden ſollte. So viel aus England bekannt iſt, macht man mit unglaublichem Eyfer alle Anſtallten eine der anſehnlichſten Flotten unter dem Admiral Norris in die See zu ſchicken, und die Matroſen werden mit ſolcher Hitze gepreſſet, als es ehedem niemals geſchehen iſt. Es dient einigen zur Befremdung, daß die Nachrichten aus Weſtin- dien ſo lange auſſen bleiben, da man ſonſt dieſelben in kuͤrzerer Zeit daher gehabt; inzwiſchen glaubt man, daß der Muth der Englaͤnder und ihr Haß wider die Spanier zu gewuͤnſchten Zeitungen Gelegenheit ge- ben werden. Hier ſiehet man zwey Schriften, in der erſtern macht der Koͤnig von Preuſſen der Verſamm- lung zu Regensburg ein gewiſſes Verfahren von dem Hofe zu Wien bekannt, und in der andern findet man eine Widerlegung deſſelben, welches der Hof zu Wien an eben dieſem Orte unter die Geſandten austheilen laſſen. Rom, den 27. Merz. Der Papſt iſt jetzo beſchaͤftiget neue Heiligen zu machen, deswegen giebt er niemanden Gehoͤr. Der Cardinal Fini wird ſich nach den Bad Pozzuolo be- geben, um wieder geſund zu werden, es iſt deswegen eine Paͤpſtliche Galere beordert, dieſe Eminenz dahin zu bringen. Der Cardinal Ruſpoli eylt ſeinem Gra- be zu, denn bey der Groͤſſe ſeiner Krankheit bleibt wenig Hoffnung zur Geneſung uͤbrig. Aus der Schweitz, den 4. April. Der Canton Zuͤrch hat die Aufrichtung zwoer Re- gimenter, welche in Koͤnigl. Preußiſche Dienſte ge- hen ſollten, nicht zugeſtanden. Man will nicht zugeben, daß dieſelben jemand anders als ein ge- bohrner Schweitzer als Oberſter anfuͤhren ſoll. Wien, den 6. April. Jhro Majeſtaͤt unſere Koͤnigin befindet ſich in er- wuͤnſchten Wohl und laſſen ſich zum Vergnuͤgen des Volks ſehr oft am Fenſter ſehen. Man glaubt, daß Jhro Majeſtaͤt vor Ausgang der 6. Wochen oͤffent- lich wieder erſcheinen werden. Es iſt aus der Koͤ- nigl. Boͤhmiſchen Hof-Canzeley eine oͤffentliche Er- mahnungs-Schrift an alle Oeſterreichiſche Vaſallen und Unterthanen, die in Koͤnigl. Preußiſchen Dien- ſten ſtehen, ergangen, daß ſie ſich in ihrem Vater- lande einfinden ſollten, oder die Strafe erwarten, wo ſie ausbleiben, daß man ſie aller ihrer Guͤter, Lehnen, Erbſchaften, Ehr-Wuͤrde und ihrer Stamm-Wapen verluſtig erklaͤren wuͤrde. Ja, es iſt Leib- und Lebens- ſtrafe darauf geſetzt, die man, wo nicht an ihnen ſelbſt, doch in Bildniß vollziehen will. Dem Graf Neu- perg ſind eine Menge Exemplarien nach Schleſien zugeſendet worden, die er da austheilen ſoll. Frankfurt, den 8. April. Der Marſchall von Bellisle wird ſich zu Mann- heim nicht lange aufhalten, ſondern nach Muͤnchen gehen. Wir haben hier ſchlechte Hoffnung, daß der Anfang zu einer Kayſer-Wahl bald ſollte gemacht werden; doch man glaubt, ſo bald Se. Groß-Brit- tanniſche Majeſtaͤt in Deutſchland ſeyn wird, die wichtigſten Hinderniſſe deswegen weggeraͤumet wer- den ſollen. Schorendorf im Wuͤrtembergiſchen, den 26. Merz. Heute Morgen hat ſich hier ein groſſes Ungluͤck zu- getragen. Man gieng um 8. Uhr in die Kirche, und wollte der Palmen-Andacht beywohnen, als nun der erſte Geſang noch nicht ausgeſungen war, brach ein groſſes und hocherbauetes Geſtuͤhlte, und ſank mit ſolcher Geſchwindigkeit auf alle darunter befindliche Perſonen, daß ſich wenige retten konnten. Man hoͤret unter dem Holzwerk ein erbaͤrmliches Winſeln, und man arbeitet mit aller Macht, dieſe ungluͤckli- chen Leute hervor zu bringen. Einige Todte hat man ſchon wegtragen laſſen, und diejenigen, ſo noch das Leben davon gebracht, ſind ſtark verwundet. Lichtenwoͤrde bey Engelsberg, den 1. April. Die Koͤniglich-Boͤhmiſchen und Ungariſchen Voͤl- ker ſind hier in ſtarker Menge angelanget, ſie haben vom 30ſten vorigen Monats bis heute faſt Tag und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-28T10:00:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_601504_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_601504_1741/2
Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 60, 15. April 1741, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_601504_1741/2>, abgerufen am 28.03.2024.