Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 17. April 1790.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Sonnabend, den 17 April.) Num. 62.
[Beginn Spaltensatz]
Lissabon, den
18 März.
Vorigen Sonnabend ist der Hof von Salvaterra zu- Nun soll es doch zuverläßig seyn, daß der
König und Alle Klöster haben Ordre erhalten, keine Novizen Unsere Eskadre, welche künftigen Monat zum Kreu-
Schreiben aus Paris, vom 9 April.
Der Untersuchungs-Ausschuß hat von dem
sogenann- Die Nachricht, daß die Nationalversammlung die Noch immer ist man unruhig, welche Parthey
die Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Sonnabend, den 17 April.) Num. 62.
[Beginn Spaltensatz]
Liſſabon, den
18 Maͤrz.
Vorigen Sonnabend iſt der Hof von Salvaterra zu- Nun ſoll es doch zuverlaͤßig ſeyn, daß der
Koͤnig und Alle Kloͤſter haben Ordre erhalten, keine Novizen Unſere Eskadre, welche kuͤnftigen Monat zum Kreu-
Schreiben aus Paris, vom 9 April.
Der Unterſuchungs-Ausſchuß hat von dem
ſogenann- Die Nachricht, daß die Nationalverſammlung die Noch immer iſt man unruhig, welche Parthey
die <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #g"><hi rendition="#in">Z</hi>ei- tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1790. <space dim="horizontal"/>(Am Sonnabend, den 17 April.)</docDate> <docTitle> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 62.</hi> </titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Liſſabon,</hi> den 18 Maͤrz.</hi> </dateline><lb/> <p>Vorigen Sonnabend iſt der Hof von Salvaterra zu-<lb/> ruͤck gekommen.</p><lb/> <p>Nun ſoll es doch zuverlaͤßig ſeyn, daß der Koͤnig und<lb/> die Koͤniginn von Spanien am 10ten May zu Villa Vi-<lb/> cioſa mit unſerer Monarchinn zuſammen kommen, und<lb/> ſich daſelbſt 4 bis 5 Tage aufhalten werden.</p><lb/> <p>Alle Kloͤſter haben Ordre erhalten, keine Novizen<lb/> ohne ausdruͤcklichen Befehl der Koͤniginn mehr anzu-<lb/> nehmen.</p><lb/> <p>Unſere Eskadre, welche kuͤnftigen Monat zum Kreu-<lb/> zen auslaufen wird, beſteht aus 1 Linienſchiff, 2 Fre-<lb/> gatten und 4 Cutter. Der Admiral Ranures wird ſie<lb/> commandiren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Paris,</hi> vom 9 April.</hi> </dateline><lb/> <div type="jArticle"> <p>Der Unterſuchungs-Ausſchuß hat von dem ſogenann-<lb/> ten rothen <hi rendition="#fr">Buche</hi> folgendes bekannt machen laſſen:<lb/> Dieſes Regiſter oder Buch beſteht aus 122 Blaͤttern<lb/> von ſchoͤnem Hollaͤndiſchen Papier. Sonderbar iſt es,<lb/> daß in der Mitte eines jeden Blatts die Worte durch-<lb/> ſcheinen: <hi rendition="#aq">Pro Patria & Libertate.</hi> Die erſten 10 Blaͤtter<lb/> enthalten die Ausgaben des Endes der Regierung Lud-<lb/> wigs <hi rendition="#aq">XV.</hi> die der Koͤnig, aus Achtung fuͤr das Anden-<lb/> ken des gedachten Monarchen, zuſammen geleimt hat.<lb/> Auf 32 Blaͤttern ſtehen die Ausgaben unter Ludwig <hi rendition="#aq">XVI.</hi><lb/> und die uͤbrigen Blaͤtter ſind weiß. Der erſte Artikel<lb/> der Ausgabe unter dieſer Regierung iſt vom 19ten May<lb/> 1774, und der letzte vom 16ten Auguſt 1789. Er iſt<lb/> in 10 Capitel abgetheilt. Das erſte enthaͤlt die Aus-<lb/> gaben und Geſchenke fuͤr die Bruͤder des Koͤnigs, die<lb/> 28 Millionen 364211 Liv. 13 Sous und 6 Deniers be-<lb/> tragen; das 2te enthaͤlt alle Geſchenke und Gratifica-<lb/> tionen, beſtehend in 6 Millionen 174793 Livres 19 S.<lb/> 10 D.; das 3te enthaͤlt die Penſionen und Huͤlfslei-<lb/> ſtungen, welche 2 Millionen 221341 Livres 13. S. und<lb/> 4 D. betragen; das 4te bezeichnet die Allmoſen, welche<lb/><cb/> 254106 Livres ausmachen; das 5te die Schadloshal-<lb/> tungen, Vorſchuͤſſe, Anleihen, ꝛc. zu 15 Millionen<lb/> 254106 Liv. 12 S. 2 D.; das 6te die Acqu<supplied cert="high">i</supplied>ſitionen und<lb/> Tauſche, zu 20 Millionen 800821 Livres; das 7te die<lb/> Finanzaffairen, die 5 Millionen 825000 Liv. betragen:<lb/> das 8te die auswaͤrtigen Angelegenheiten, die geheimen<lb/> Poſtangelegenheiten, u. a. m. zu 135 Millionen 804891<lb/> Liv. 10 S. 4 D.; das 9te die verſchiedenen Ausgaben,<lb/> als Policey, Buͤcherweſen, ꝛc. zu 1 Million 794600<lb/> Livres; das 10te und letzte die beſondern Ausgaben<lb/> des Koͤnigs und der Koͤniginn, zu 11 Millionen 423750<lb/> Livres 8 Spus 6 Deniers. Alle dieſe Poſten ſind um-<lb/> ſtaͤndlich und genau auseinander geſetzt, nur die letzte<lb/> Summe nicht. Uebrigens iſt dieſer Artikel der Koſten<lb/> fuͤr den Koͤnig und die Koͤniginn waͤhrend mehr als<lb/> 15 Jahren nicht anſehnlich, und zeigt, wie ungegruͤn-<lb/> det die Geruͤchte geweſen ſind, nach welchen die Koͤ-<lb/> niginn einer ungeheuren Summe von Ausgaben be-<lb/> ſchuldigt ward. Die ganze Summe aller Ausgaben<lb/> betraͤgt 227 Millionen 985517 Livres und 5 Deniers.<lb/> Unter dem Miniſterio des Miniſters von Calonne be-<lb/> finden ſich die groͤßten Ausgaben.</p><lb/> <p>Die Nachricht, daß die Nationalverſammlung die<lb/> Handlung nach Oſtindien freygegeben, hat in allen<lb/> unſern Seeſtaͤdten die lebhafteſte Freude verurſacht.</p><lb/> <p>Noch immer iſt man unruhig, welche Parthey die<lb/> Nationalverſammlung in Betreff der Aßignationen<lb/> nehmen wird, ob ſelbige frey oder forcirt ſeyn ſollen.<lb/> Uebermorgen ſoll die Sache ausgemacht werden. Heute<lb/> beſchaͤfftigt ſich die Nationalverſammlung mit den<lb/> geiſtlichen Zehnten, die nach dem Decret vom 4ten<lb/> Auguſt aufgehoben ſeyn ſollen. Dieſe Aufhebung wuͤrde<lb/> vorzuͤglich die beguͤterten Beſitzer bereichern, und in<lb/> dieſem Augenblick waͤre der Ertrag dieſer Zehnten zur<lb/> Wiederherſtellung unſerer Finanzen ſehr heilſam. Man<lb/> glaubt alſo, die Nationalverſammlung werde ſich ent-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1790. (Am Sonnabend, den 17 April.) Num. 62.
Liſſabon, den 18 Maͤrz.
Vorigen Sonnabend iſt der Hof von Salvaterra zu-
ruͤck gekommen.
Nun ſoll es doch zuverlaͤßig ſeyn, daß der Koͤnig und
die Koͤniginn von Spanien am 10ten May zu Villa Vi-
cioſa mit unſerer Monarchinn zuſammen kommen, und
ſich daſelbſt 4 bis 5 Tage aufhalten werden.
Alle Kloͤſter haben Ordre erhalten, keine Novizen
ohne ausdruͤcklichen Befehl der Koͤniginn mehr anzu-
nehmen.
Unſere Eskadre, welche kuͤnftigen Monat zum Kreu-
zen auslaufen wird, beſteht aus 1 Linienſchiff, 2 Fre-
gatten und 4 Cutter. Der Admiral Ranures wird ſie
commandiren.
Schreiben aus Paris, vom 9 April.
Der Unterſuchungs-Ausſchuß hat von dem ſogenann-
ten rothen Buche folgendes bekannt machen laſſen:
Dieſes Regiſter oder Buch beſteht aus 122 Blaͤttern
von ſchoͤnem Hollaͤndiſchen Papier. Sonderbar iſt es,
daß in der Mitte eines jeden Blatts die Worte durch-
ſcheinen: Pro Patria & Libertate. Die erſten 10 Blaͤtter
enthalten die Ausgaben des Endes der Regierung Lud-
wigs XV. die der Koͤnig, aus Achtung fuͤr das Anden-
ken des gedachten Monarchen, zuſammen geleimt hat.
Auf 32 Blaͤttern ſtehen die Ausgaben unter Ludwig XVI.
und die uͤbrigen Blaͤtter ſind weiß. Der erſte Artikel
der Ausgabe unter dieſer Regierung iſt vom 19ten May
1774, und der letzte vom 16ten Auguſt 1789. Er iſt
in 10 Capitel abgetheilt. Das erſte enthaͤlt die Aus-
gaben und Geſchenke fuͤr die Bruͤder des Koͤnigs, die
28 Millionen 364211 Liv. 13 Sous und 6 Deniers be-
tragen; das 2te enthaͤlt alle Geſchenke und Gratifica-
tionen, beſtehend in 6 Millionen 174793 Livres 19 S.
10 D.; das 3te enthaͤlt die Penſionen und Huͤlfslei-
ſtungen, welche 2 Millionen 221341 Livres 13. S. und
4 D. betragen; das 4te bezeichnet die Allmoſen, welche
254106 Livres ausmachen; das 5te die Schadloshal-
tungen, Vorſchuͤſſe, Anleihen, ꝛc. zu 15 Millionen
254106 Liv. 12 S. 2 D.; das 6te die Acquiſitionen und
Tauſche, zu 20 Millionen 800821 Livres; das 7te die
Finanzaffairen, die 5 Millionen 825000 Liv. betragen:
das 8te die auswaͤrtigen Angelegenheiten, die geheimen
Poſtangelegenheiten, u. a. m. zu 135 Millionen 804891
Liv. 10 S. 4 D.; das 9te die verſchiedenen Ausgaben,
als Policey, Buͤcherweſen, ꝛc. zu 1 Million 794600
Livres; das 10te und letzte die beſondern Ausgaben
des Koͤnigs und der Koͤniginn, zu 11 Millionen 423750
Livres 8 Spus 6 Deniers. Alle dieſe Poſten ſind um-
ſtaͤndlich und genau auseinander geſetzt, nur die letzte
Summe nicht. Uebrigens iſt dieſer Artikel der Koſten
fuͤr den Koͤnig und die Koͤniginn waͤhrend mehr als
15 Jahren nicht anſehnlich, und zeigt, wie ungegruͤn-
det die Geruͤchte geweſen ſind, nach welchen die Koͤ-
niginn einer ungeheuren Summe von Ausgaben be-
ſchuldigt ward. Die ganze Summe aller Ausgaben
betraͤgt 227 Millionen 985517 Livres und 5 Deniers.
Unter dem Miniſterio des Miniſters von Calonne be-
finden ſich die groͤßten Ausgaben.
Die Nachricht, daß die Nationalverſammlung die
Handlung nach Oſtindien freygegeben, hat in allen
unſern Seeſtaͤdten die lebhafteſte Freude verurſacht.
Noch immer iſt man unruhig, welche Parthey die
Nationalverſammlung in Betreff der Aßignationen
nehmen wird, ob ſelbige frey oder forcirt ſeyn ſollen.
Uebermorgen ſoll die Sache ausgemacht werden. Heute
beſchaͤfftigt ſich die Nationalverſammlung mit den
geiſtlichen Zehnten, die nach dem Decret vom 4ten
Auguſt aufgehoben ſeyn ſollen. Dieſe Aufhebung wuͤrde
vorzuͤglich die beguͤterten Beſitzer bereichern, und in
dieſem Augenblick waͤre der Ertrag dieſer Zehnten zur
Wiederherſtellung unſerer Finanzen ſehr heilſam. Man
glaubt alſo, die Nationalverſammlung werde ſich ent-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-07-07T10:32:49Z)
Bitte beachten Sie, dass die
aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr
dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA
entsprechen muss.
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst). Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |