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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 17. April 1790.

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[Spaltenumbruch] schließen, selbige zum Besten des Staats anzuwenden.
Aber alsdenn dürfte das Volk, welches sich mit der
Aufhebung der Zehnten, ohne Wiederbezahlung, ge-
schmeichelt hat, sehr gegen diese Einrichtung murren,
besonders da man weiß, daß in den Provinzen noch
viel Widerwillen gegen die Nationalversammlung
herrscht. Jn Nieder-Languedoc haben einige Städte
den Entschluß genommen, nie eine andere herrschende
Religion, als die katholische, zu leiden, nie zu der
Veräußerung der geistlichen Güter, zur Aufhebung der
Bißthümer, Capiteln, etc. zu stimmen. Sie haben auch
deshalb schon eine Addresse an die Nationalversamm-
lung geschickt.

Unser Ambassadeur zu London hat an den Kriegs-
minister einen Courier geschickt, mit der Nachricht,
daß der Herzog von Orleans oft Couriere aus Frank-
reich erhalte, welche daselbst die Nachricht verbreitet
hätten, daß die Nationalversammlung aufgehoben
werden sollte, daß der Bankerott sicher erfolgen würde,
und daß der Baron von Menon, jetziger Präsident der
Nationalversammlung, dem Prinzen schriebe, daß es
nothwendig sey, daß er (der Prinz) nach Frankreich
zurückkomme, wo seine Gegenwart durchaus nothwen-
dig sey. Der Kriegsminister hat diese Depeschen dem
Grafen von Montmorin mitgetheilt, der darüber mit
dem Baron von Menou gesprochen hat. Dieser pro-
testirt, daß er keine Correspondenz mit dem Herzog
von Orleans habe, und er soll, wie man hinzufügt,
schon einen Courier nach London abgefertigt haben,
um den Herzog und den Französischen Ambassadeur zu
bewegen, dieses Gerücht zu widerrufen. Geschieht
dieses nicht, so will er selbst nach London reisen, diesen
Widerruf zu bewirken.

Ueber das Project der vermeyntlichen Contra Revo-
lution des Grafen von Maillebois dauern die Unter-
suchungen noch fort, es wird aber alles sehr geheim
betrieben. Eben so dauern auch noch die Untersuchun-
gen über die schreckliche Scene vom 5ten und 6ten
October zu Versailles. Ueber diese letzte Sache sind
der Vicomte de la Chatre und Herr von Montausier,
beyde Deputirte bey der Nationalversammlung ver-
hört worden. Es ist dabey auch die Rede vom Herzog
von Orleans gewesen, auch vom Herzog von Aiguillon.
Herr de la Chatre soll eine sehr lange Aussage dictirt
haben, die äußerst wichtig seyn soll, und da ihm der
Rath des Chatelet gesagt, er möchte wohl bedenken,
was er dictire, so hat er ihm geantwortet: Mein
Herr, ich bin davon überzeugt, und ich bitte Sie,
das niederschreiben zu lassen, was ich aussage. Uebri-
gens spricht man hier jetzt so laut von dieser Scene,
daß sich bald das Nähere davon entdecken muß. Da
man aber sehr vornehme Personen dabey nennt, so
muß man billig erst die Bestätigung aller dieser Ge-
rüchte abwarten.

Gestern früh ward der General Paoli dem Könige
durch den Marquis de la Fayette vorgestellt.

Jn der Sitzung der Nationalversammlung vom 5ten
beklagte sich der Seeminister, daß man das Decret
wegen der Colonien noch nicht dem Könige zur Sanction
übergeben habe, und daß 2 Fahrzeuge deshalb zurück-
gehalten würden. Jn der vom 6ten debattirte man
wieder über die Einrichtung der neuen Gerichtsord-
[Spaltenumbruch] nung. -- Der Seeminister verlangte, daß die See-
Truppen eben den vermehrten Sold genießen möchten,
welchen man den Landtruppen bewilligt habe. Dieses
macht eine Summe von 513000 Livres. -- Die Fran-
zösischen Kaufleute zu Smirna haben dem Staate 31000
Livres geschenkt. -- Herr Camus griff den Herrn
Necker sehr heftig an, daß er vorgeschlagen habe, man
möchte die Pensionen auf die Königl. Lotterie, welche
unter 600 Livres sind, dazu anwenden, daß man den
Fond derselben zur Auszahlung der Pensionen für alte
gediente Militairpersonen gebrauche, und er brachte es
mit Hülfe der übrigen Feinde des Herrn Neckers
wirklich dahin, daß decretirt ward, daß die gedachten
Pensionen so ausbezahlt werden sollten, wie die Natio-
nalversammlung bereits darüber decretirt habe. Die
Ursache, warum Herr Camus gegen den Herrn Necker
so aufgebracht ist, besteht in folgenden: Herr Camus
hat den obengedachten Etat des rothen Buchs drucken
lassen. Herr Necker gab ihm am 6ten darüber einen
starken Verweiß, und beschuldigte ihn, daß er dadurch
Unruhe veranlassen wolle, ja, daß er einige Unrichtig-
keiten drucken lassen, und daß er ihm dieses beweisen
werde. Jn der Vorrede zu diesem Etat schimpft Herr
Camus gewaltig auf die Räubereyen der Minister, etc.

Jn der Sitzung vom 8ten ward beschlossen, daß die
Vermehrung des Soldes für die Seetruppen und die
der Colonien mit dem 1sten May dieses Jahrs anfan-
gen solle. Jn der Abendsitzung sollte sich Herr Dudon,
Generalprocurator des Parlements von Bordeaux, der
hieher entboten worden, vertheidigen; die Debatten
über seine Rede aber wurden so lebhaft, daß man die
Sitzung aufheben mußte.

Die Gazette de France vom 6ten dieses meldet aus
Constantinopel, daß der Divan am 30sten Januar den
Entschluß gefaßt habe, den Krieg fortzusetzen, und daß
sich dieser Entschluß auf die neuen Allianzen gründe,
welche die Pforte geschlossen habe, und auf die Hülfe,
die sie von selbigen durch Diversionen, die ihrem Jn-
teresse nützlich sind, erwarte. Das Volk hat diesen
Entschluß zum Kriege mit vielen Bey[f]all aufgenommen.

Zur Beschleunigung der Correspondenz mit den ver-
einigten Americanischen Staaten sollen am 15ten
May, 15ten Jul. 15ten Sept. 15ten Nov. 15ten Jan.
und 15ten März jeden Jahres die Packetboote von
l'Orient abgehen, welche sonst von Bordeaux dahin
abgiengen.

Noch befindet sich in der gedachten Gazette vom 9ten
April der folgende Artikel:


Der Großvezier, Hassan Pacha, hat dem größten.
Theil der Großen, die sich hier befanden, zu sich nach
dem Lager berufen. Viele suchten dem Befehl durch
ihre Freunde im Serail auszuweichen, aber der Groß-
herr war gegen alle Bitten taub, und selbst Numin Bey,
einer seiner Günstlinge und Mitglied des Conseils, mußte
fort zum Großvezier.

Der Kihaga Bey der Hauptstadt ist vom Großvezier
abgesetzt, der ihn ebenfalls zu sich entboten hat. Sein
Nachfolger ist Mabeindgi-Mustapha-Bey, der verschie-
dene Stellen im Finanz-Departement bekleidet hat.

Man hat dieser Tagen den Kopf von Djur-Oglon-Ali-
Pacha, einen der Commandanten von Bender, zur Schau

[Spaltenumbruch] ſchließen, ſelbige zum Beſten des Staats anzuwenden.
Aber alsdenn duͤrfte das Volk, welches ſich mit der
Aufhebung der Zehnten, ohne Wiederbezahlung, ge-
ſchmeichelt hat, ſehr gegen dieſe Einrichtung murren,
beſonders da man weiß, daß in den Provinzen noch
viel Widerwillen gegen die Nationalverſammlung
herrſcht. Jn Nieder-Languedoc haben einige Staͤdte
den Entſchluß genommen, nie eine andere herrſchende
Religion, als die katholiſche, zu leiden, nie zu der
Veraͤußerung der geiſtlichen Guͤter, zur Aufhebung der
Bißthuͤmer, Capiteln, ꝛc. zu ſtimmen. Sie haben auch
deshalb ſchon eine Addreſſe an die Nationalverſamm-
lung geſchickt.

Unſer Ambaſſadeur zu London hat an den Kriegs-
miniſter einen Courier geſchickt, mit der Nachricht,
daß der Herzog von Orleans oft Couriere aus Frank-
reich erhalte, welche daſelbſt die Nachricht verbreitet
haͤtten, daß die Nationalverſammlung aufgehoben
werden ſollte, daß der Bankerott ſicher erfolgen wuͤrde,
und daß der Baron von Menon, jetziger Praͤſident der
Nationalverſammlung, dem Prinzen ſchriebe, daß es
nothwendig ſey, daß er (der Prinz) nach Frankreich
zuruͤckkomme, wo ſeine Gegenwart durchaus nothwen-
dig ſey. Der Kriegsminiſter hat dieſe Depeſchen dem
Grafen von Montmorin mitgetheilt, der daruͤber mit
dem Baron von Menou geſprochen hat. Dieſer pro-
teſtirt, daß er keine Correſpondenz mit dem Herzog
von Orleans habe, und er ſoll, wie man hinzufuͤgt,
ſchon einen Courier nach London abgefertigt haben,
um den Herzog und den Franzoͤſiſchen Ambaſſadeur zu
bewegen, dieſes Geruͤcht zu widerrufen. Geſchieht
dieſes nicht, ſo will er ſelbſt nach London reiſen, dieſen
Widerruf zu bewirken.

Ueber das Project der vermeyntlichen Contra Revo-
lution des Grafen von Maillebois dauern die Unter-
ſuchungen noch fort, es wird aber alles ſehr geheim
betrieben. Eben ſo dauern auch noch die Unterſuchun-
gen uͤber die ſchreckliche Scene vom 5ten und 6ten
October zu Verſailles. Ueber dieſe letzte Sache ſind
der Vicomte de la Chatre und Herr von Montauſier,
beyde Deputirte bey der Nationalverſammlung ver-
hoͤrt worden. Es iſt dabey auch die Rede vom Herzog
von Orleans geweſen, auch vom Herzog von Aiguillon.
Herr de la Chatre ſoll eine ſehr lange Ausſage dictirt
haben, die aͤußerſt wichtig ſeyn ſoll, und da ihm der
Rath des Chatelet geſagt, er moͤchte wohl bedenken,
was er dictire, ſo hat er ihm geantwortet: Mein
Herr, ich bin davon uͤberzeugt, und ich bitte Sie,
das niederſchreiben zu laſſen, was ich ausſage. Uebri-
gens ſpricht man hier jetzt ſo laut von dieſer Scene,
daß ſich bald das Naͤhere davon entdecken muß. Da
man aber ſehr vornehme Perſonen dabey nennt, ſo
muß man billig erſt die Beſtaͤtigung aller dieſer Ge-
ruͤchte abwarten.

Geſtern fruͤh ward der General Paoli dem Koͤnige
durch den Marquis de la Fayette vorgeſtellt.

Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 5ten
beklagte ſich der Seeminiſter, daß man das Decret
wegen der Colonien noch nicht dem Koͤnige zur Sanction
uͤbergeben habe, und daß 2 Fahrzeuge deshalb zuruͤck-
gehalten wuͤrden. Jn der vom 6ten debattirte man
wieder uͤber die Einrichtung der neuen Gerichtsord-
[Spaltenumbruch] nung. — Der Seeminiſter verlangte, daß die See-
Truppen eben den vermehrten Sold genießen moͤchten,
welchen man den Landtruppen bewilligt habe. Dieſes
macht eine Summe von 513000 Livres. — Die Fran-
zoͤſiſchen Kaufleute zu Smirna haben dem Staate 31000
Livres geſchenkt. — Herr Camus griff den Herrn
Necker ſehr heftig an, daß er vorgeſchlagen habe, man
moͤchte die Penſionen auf die Koͤnigl. Lotterie, welche
unter 600 Livres ſind, dazu anwenden, daß man den
Fond derſelben zur Auszahlung der Penſionen fuͤr alte
gediente Militairperſonen gebrauche, und er brachte es
mit Huͤlfe der uͤbrigen Feinde des Herrn Neckers
wirklich dahin, daß decretirt ward, daß die gedachten
Penſionen ſo ausbezahlt werden ſollten, wie die Natio-
nalverſammlung bereits daruͤber decretirt habe. Die
Urſache, warum Herr Camus gegen den Herrn Necker
ſo aufgebracht iſt, beſteht in folgenden: Herr Camus
hat den obengedachten Etat des rothen Buchs drucken
laſſen. Herr Necker gab ihm am 6ten daruͤber einen
ſtarken Verweiß, und beſchuldigte ihn, daß er dadurch
Unruhe veranlaſſen wolle, ja, daß er einige Unrichtig-
keiten drucken laſſen, und daß er ihm dieſes beweiſen
werde. Jn der Vorrede zu dieſem Etat ſchimpft Herr
Camus gewaltig auf die Raͤubereyen der Miniſter, ꝛc.

Jn der Sitzung vom 8ten ward beſchloſſen, daß die
Vermehrung des Soldes fuͤr die Seetruppen und die
der Colonien mit dem 1ſten May dieſes Jahrs anfan-
gen ſolle. Jn der Abendſitzung ſollte ſich Herr Dudon,
Generalprocurator des Parlements von Bordeaux, der
hieher entboten worden, vertheidigen; die Debatten
uͤber ſeine Rede aber wurden ſo lebhaft, daß man die
Sitzung aufheben mußte.

Die Gazette de France vom 6ten dieſes meldet aus
Conſtantinopel, daß der Divan am 30ſten Januar den
Entſchluß gefaßt habe, den Krieg fortzuſetzen, und daß
ſich dieſer Entſchluß auf die neuen Allianzen gruͤnde,
welche die Pforte geſchloſſen habe, und auf die Huͤlfe,
die ſie von ſelbigen durch Diverſionen, die ihrem Jn-
tereſſe nuͤtzlich ſind, erwarte. Das Volk hat dieſen
Entſchluß zum Kriege mit vielen Bey[f]all aufgenommen.

Zur Beſchleunigung der Correſpondenz mit den ver-
einigten Americaniſchen Staaten ſollen am 15ten
May, 15ten Jul. 15ten Sept. 15ten Nov. 15ten Jan.
und 15ten Maͤrz jeden Jahres die Packetboote von
l’Orient abgehen, welche ſonſt von Bordeaux dahin
abgiengen.

Noch befindet ſich in der gedachten Gazette vom 9ten
April der folgende Artikel:


Der Großvezier, Haſſan Pacha, hat dem groͤßten.
Theil der Großen, die ſich hier befanden, zu ſich nach
dem Lager berufen. Viele ſuchten dem Befehl durch
ihre Freunde im Serail auszuweichen, aber der Groß-
herr war gegen alle Bitten taub, und ſelbſt Numin Bey,
einer ſeiner Guͤnſtlinge und Mitglied des Conſeils, mußte
fort zum Großvezier.

Der Kihaga Bey der Hauptſtadt iſt vom Großvezier
abgeſetzt, der ihn ebenfalls zu ſich entboten hat. Sein
Nachfolger iſt Mabeindgi-Muſtapha-Bey, der verſchie-
dene Stellen im Finanz-Departement bekleidet hat.

Man hat dieſer Tagen den Kopf von Djur-Oglon-Ali-
Pacha, einen der Commandanten von Bender, zur Schau

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[[2]/0002] ſchließen, ſelbige zum Beſten des Staats anzuwenden. Aber alsdenn duͤrfte das Volk, welches ſich mit der Aufhebung der Zehnten, ohne Wiederbezahlung, ge- ſchmeichelt hat, ſehr gegen dieſe Einrichtung murren, beſonders da man weiß, daß in den Provinzen noch viel Widerwillen gegen die Nationalverſammlung herrſcht. Jn Nieder-Languedoc haben einige Staͤdte den Entſchluß genommen, nie eine andere herrſchende Religion, als die katholiſche, zu leiden, nie zu der Veraͤußerung der geiſtlichen Guͤter, zur Aufhebung der Bißthuͤmer, Capiteln, ꝛc. zu ſtimmen. Sie haben auch deshalb ſchon eine Addreſſe an die Nationalverſamm- lung geſchickt. Unſer Ambaſſadeur zu London hat an den Kriegs- miniſter einen Courier geſchickt, mit der Nachricht, daß der Herzog von Orleans oft Couriere aus Frank- reich erhalte, welche daſelbſt die Nachricht verbreitet haͤtten, daß die Nationalverſammlung aufgehoben werden ſollte, daß der Bankerott ſicher erfolgen wuͤrde, und daß der Baron von Menon, jetziger Praͤſident der Nationalverſammlung, dem Prinzen ſchriebe, daß es nothwendig ſey, daß er (der Prinz) nach Frankreich zuruͤckkomme, wo ſeine Gegenwart durchaus nothwen- dig ſey. Der Kriegsminiſter hat dieſe Depeſchen dem Grafen von Montmorin mitgetheilt, der daruͤber mit dem Baron von Menou geſprochen hat. Dieſer pro- teſtirt, daß er keine Correſpondenz mit dem Herzog von Orleans habe, und er ſoll, wie man hinzufuͤgt, ſchon einen Courier nach London abgefertigt haben, um den Herzog und den Franzoͤſiſchen Ambaſſadeur zu bewegen, dieſes Geruͤcht zu widerrufen. Geſchieht dieſes nicht, ſo will er ſelbſt nach London reiſen, dieſen Widerruf zu bewirken. Ueber das Project der vermeyntlichen Contra Revo- lution des Grafen von Maillebois dauern die Unter- ſuchungen noch fort, es wird aber alles ſehr geheim betrieben. Eben ſo dauern auch noch die Unterſuchun- gen uͤber die ſchreckliche Scene vom 5ten und 6ten October zu Verſailles. Ueber dieſe letzte Sache ſind der Vicomte de la Chatre und Herr von Montauſier, beyde Deputirte bey der Nationalverſammlung ver- hoͤrt worden. Es iſt dabey auch die Rede vom Herzog von Orleans geweſen, auch vom Herzog von Aiguillon. Herr de la Chatre ſoll eine ſehr lange Ausſage dictirt haben, die aͤußerſt wichtig ſeyn ſoll, und da ihm der Rath des Chatelet geſagt, er moͤchte wohl bedenken, was er dictire, ſo hat er ihm geantwortet: Mein Herr, ich bin davon uͤberzeugt, und ich bitte Sie, das niederſchreiben zu laſſen, was ich ausſage. Uebri- gens ſpricht man hier jetzt ſo laut von dieſer Scene, daß ſich bald das Naͤhere davon entdecken muß. Da man aber ſehr vornehme Perſonen dabey nennt, ſo muß man billig erſt die Beſtaͤtigung aller dieſer Ge- ruͤchte abwarten. Geſtern fruͤh ward der General Paoli dem Koͤnige durch den Marquis de la Fayette vorgeſtellt. Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 5ten beklagte ſich der Seeminiſter, daß man das Decret wegen der Colonien noch nicht dem Koͤnige zur Sanction uͤbergeben habe, und daß 2 Fahrzeuge deshalb zuruͤck- gehalten wuͤrden. Jn der vom 6ten debattirte man wieder uͤber die Einrichtung der neuen Gerichtsord- nung. — Der Seeminiſter verlangte, daß die See- Truppen eben den vermehrten Sold genießen moͤchten, welchen man den Landtruppen bewilligt habe. Dieſes macht eine Summe von 513000 Livres. — Die Fran- zoͤſiſchen Kaufleute zu Smirna haben dem Staate 31000 Livres geſchenkt. — Herr Camus griff den Herrn Necker ſehr heftig an, daß er vorgeſchlagen habe, man moͤchte die Penſionen auf die Koͤnigl. Lotterie, welche unter 600 Livres ſind, dazu anwenden, daß man den Fond derſelben zur Auszahlung der Penſionen fuͤr alte gediente Militairperſonen gebrauche, und er brachte es mit Huͤlfe der uͤbrigen Feinde des Herrn Neckers wirklich dahin, daß decretirt ward, daß die gedachten Penſionen ſo ausbezahlt werden ſollten, wie die Natio- nalverſammlung bereits daruͤber decretirt habe. Die Urſache, warum Herr Camus gegen den Herrn Necker ſo aufgebracht iſt, beſteht in folgenden: Herr Camus hat den obengedachten Etat des rothen Buchs drucken laſſen. Herr Necker gab ihm am 6ten daruͤber einen ſtarken Verweiß, und beſchuldigte ihn, daß er dadurch Unruhe veranlaſſen wolle, ja, daß er einige Unrichtig- keiten drucken laſſen, und daß er ihm dieſes beweiſen werde. Jn der Vorrede zu dieſem Etat ſchimpft Herr Camus gewaltig auf die Raͤubereyen der Miniſter, ꝛc. Jn der Sitzung vom 8ten ward beſchloſſen, daß die Vermehrung des Soldes fuͤr die Seetruppen und die der Colonien mit dem 1ſten May dieſes Jahrs anfan- gen ſolle. Jn der Abendſitzung ſollte ſich Herr Dudon, Generalprocurator des Parlements von Bordeaux, der hieher entboten worden, vertheidigen; die Debatten uͤber ſeine Rede aber wurden ſo lebhaft, daß man die Sitzung aufheben mußte. Die Gazette de France vom 6ten dieſes meldet aus Conſtantinopel, daß der Divan am 30ſten Januar den Entſchluß gefaßt habe, den Krieg fortzuſetzen, und daß ſich dieſer Entſchluß auf die neuen Allianzen gruͤnde, welche die Pforte geſchloſſen habe, und auf die Huͤlfe, die ſie von ſelbigen durch Diverſionen, die ihrem Jn- tereſſe nuͤtzlich ſind, erwarte. Das Volk hat dieſen Entſchluß zum Kriege mit vielen Beyfall aufgenommen. Zur Beſchleunigung der Correſpondenz mit den ver- einigten Americaniſchen Staaten ſollen am 15ten May, 15ten Jul. 15ten Sept. 15ten Nov. 15ten Jan. und 15ten Maͤrz jeden Jahres die Packetboote von l’Orient abgehen, welche ſonſt von Bordeaux dahin abgiengen. Noch befindet ſich in der gedachten Gazette vom 9ten April der folgende Artikel: Conſtantinopel, den 8 Februar. Der Großvezier, Haſſan Pacha, hat dem groͤßten. Theil der Großen, die ſich hier befanden, zu ſich nach dem Lager berufen. Viele ſuchten dem Befehl durch ihre Freunde im Serail auszuweichen, aber der Groß- herr war gegen alle Bitten taub, und ſelbſt Numin Bey, einer ſeiner Guͤnſtlinge und Mitglied des Conſeils, mußte fort zum Großvezier. Der Kihaga Bey der Hauptſtadt iſt vom Großvezier abgeſetzt, der ihn ebenfalls zu ſich entboten hat. Sein Nachfolger iſt Mabeindgi-Muſtapha-Bey, der verſchie- dene Stellen im Finanz-Departement bekleidet hat. Man hat dieſer Tagen den Kopf von Djur-Oglon-Ali- Pacha, einen der Commandanten von Bender, zur Schau

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 17. April 1790, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_621704_1790/2>, abgerufen am 23.11.2024.