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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 62, 19. April 1741.

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[Spaltenumbruch] ben wird. Die Aemter, welche der General-Feld-
Marschall, Graf von Münnich, verwaltet, sind von
Jhro Hoheit der Groß-Fürstin Regentin wieder an
andere Ministers gegeben worden. Gedachter Graf
soll in seinem Pallast sich ganz stille und eingezogen
halten. Aus Londen wird der König nicht eher nach
Deutschland gehen, noch das Parlement sich trennen,
bis man genaue Nachrichten aus Westindien von un-
sern Flotten erhalten hat.


Von der Türkischen Grenze hat man Nachricht er-
halten, daß des Hospodars in der Wallachey sein Bru-
der in Constantinopel enthauptet worden, und der
Groß-Vezier, der Seraskier von Bender, der Bassa
Kolczac nebst vielen andern vornehmen Türken hin-
gerichtet worden. Diese Körper habe man in Con-
stantinopel einige Tage auf öffentlichen Markte lie-
gen lassen, und niemand weiß, worinn ihr Verbre-
chen eigentlich bestanden.


Nunmehro stehet die Ungarische Armee nicht weit
mehr von der Preußischen. Erstgedachte Armee ih-
re Avant-Garde bestehet aus 4000. Hussaren und
2000. Grenadierern, welche alle, so wie die ganze
Armee, nichts mehr wünschen, als daß eine Schlacht
geliefert werden mögte. Vor einigen Tagen sind zu
Ollmütz 1500. Mann Oesterreichischer Truppen
angerücket.


Es sind seit kurzem hier und anderwerts verschie-
dene Veränderungen vorgefallen. Alle zeitherige
Beamten der Regierung, Canzleyen und Gerichts-
Stätte zu Liegnitz, Wohlau und Glogau sind abge-
setzt, und an deren statt Königlich-Preußische Regie-
rungs- und Gerichts-Bedienten angestellt. Unter
den erstern befindet sich der Herr von Berg, gewese-
ner Landes-Hauptmann zu Wohlau, welcher nach
seinem unweit davon gelegenen Land-Gute Herren-
dorf gebracht, und daselbst, wie die Rede gehet, we-
gen Gewaltthätigkeiten in einem leidlichen Arrest ge-
halten wird. Ein gleiches Schicksal soll, ausser dem
letztgemeldeten vornehmen Prälaten, noch einige an-
dere betroffen haben.


Zu Mirow ist die Prinzeßin Elisabeth Christina,
zweyte Tochter des Herzog Ludwig Friedrichs, am
8ten dieses an einer Brust-Krankheit verstorben,
und den 10ten in das Fürstliche Begräbniß gesetzt
worden. Jhro Durchl. die Herzogin befinden sich
gesegneten Leibes.


[Spaltenumbruch]

Es wird durchgängig bekräftigt, daß die Königl.
Preußischen Völker in der Schlacht bey Molwitz in
Schlesien den Sieg erhalten haben. Dieses Ge-
fechte ist eines der schärfsten gewesen, und Officiers
und Gemeine haben mit gleichen Muth den Degen
geführet. Der rechte Flügel ist von des Königs von
Preussen Majestät selbst commandirt worden; um
diesen Monarchen haben sich in der Schlacht befun-
den: der Prinz Friedrich, der General von Schulen-
burg, zwey Obrist-Lieutenants und zwey Pagen, wel-
che alle das Leben eingebüsset. Von den Gemeinen
sind 600. Mann Todte gezehlet worden. Unter den
Verwundeten befinden sich auf Preußischer Seite:
Der General-Feld-Marschall, Graf von Schwerin,
General von Kleist, General von Kalkstein, die Ober-
sten von Fink, von Bork, von Wartensleben, von
Marwitz, von Hake, von Winterfeld, Prinz Henrich,
Prinz Wilhelm und Marggraf Carl. Die Oester-
reicher haben 6000. Todte und Bleßirte, darunter
sind die Generale Browne und Lentulus.




Von neuen merkwürdigen
gelehrten Sachen.
Dortmund.

Bädeker hat im Verlag: Die Quel-
len der Westpälischen Historie, oder historische Nach-
richt von mehr als hundert ungedruckten zur West-
phälischen Historie nöthigen Geschicht-Büchern und
ihren Verfassern, nebst einem Vorbericht, daß und wie
es möglich, eine Historie von Westphalen, sonderlich
von der Grafschaft Mark, herauszugeben, durch Jo-
hann Diederich von Steinen, Evang. Prediger zu
Frömern. Ein fleißiger Geschichtschreiber findet in
allen Zeitläuften begierige Leser. Man lobt seine Mü-
he, die er übernommen hat, geschehene Vorfälle der
Vergessenheit zu entreissen, und er kann sich im vor-
aus überzeugen, daß sein Name so lange genennt wird,
so lange sich seine Schriften der Welt anpreisen. Der
Hr. von Steinen hat den Entschluß gefaßt, das West-
phaler Land in seinem Umkreise vorzustellen, und uns
dessen gegenwärtige Schönheit mit der zu zeigen, wel-
che die verheerende Zeit unkehrbar gemacht hat. Wir
werden durch seine Bemühung erkennen, daß Lipsius
zu viel in den Worten gesagt hat: Quod nulla Barba-
ria tam barbara, quam Westphalia,
und daß der
Vers des Ortelius zu spöttisch sey:

Hospitium vile, grob Brodt, dünne Bier, lange
Mile,
Sunt in Westp kalia, si non vis credere, Lop da.

[Spaltenumbruch] ben wird. Die Aemter, welche der General-Feld-
Marſchall, Graf von Muͤnnich, verwaltet, ſind von
Jhro Hoheit der Groß-Fuͤrſtin Regentin wieder an
andere Miniſters gegeben worden. Gedachter Graf
ſoll in ſeinem Pallaſt ſich ganz ſtille und eingezogen
halten. Aus Londen wird der Koͤnig nicht eher nach
Deutſchland gehen, noch das Parlement ſich trennen,
bis man genaue Nachrichten aus Weſtindien von un-
ſern Flotten erhalten hat.


Von der Tuͤrkiſchen Grenze hat man Nachricht er-
halten, daß des Hoſpodars in der Wallachey ſein Bru-
der in Conſtantinopel enthauptet worden, und der
Groß-Vezier, der Seraskier von Bender, der Baſſa
Kolczac nebſt vielen andern vornehmen Tuͤrken hin-
gerichtet worden. Dieſe Koͤrper habe man in Con-
ſtantinopel einige Tage auf oͤffentlichen Markte lie-
gen laſſen, und niemand weiß, worinn ihr Verbre-
chen eigentlich beſtanden.


Nunmehro ſtehet die Ungariſche Armee nicht weit
mehr von der Preußiſchen. Erſtgedachte Armee ih-
re Avant-Garde beſtehet aus 4000. Huſſaren und
2000. Grenadierern, welche alle, ſo wie die ganze
Armee, nichts mehr wuͤnſchen, als daß eine Schlacht
geliefert werden moͤgte. Vor einigen Tagen ſind zu
Ollmuͤtz 1500. Mann Oeſterreichiſcher Truppen
angeruͤcket.


Es ſind ſeit kurzem hier und anderwerts verſchie-
dene Veraͤnderungen vorgefallen. Alle zeitherige
Beamten der Regierung, Canzleyen und Gerichts-
Staͤtte zu Liegnitz, Wohlau und Glogau ſind abge-
ſetzt, und an deren ſtatt Koͤniglich-Preußiſche Regie-
rungs- und Gerichts-Bedienten angeſtellt. Unter
den erſtern befindet ſich der Herr von Berg, geweſe-
ner Landes-Hauptmann zu Wohlau, welcher nach
ſeinem unweit davon gelegenen Land-Gute Herren-
dorf gebracht, und daſelbſt, wie die Rede gehet, we-
gen Gewaltthaͤtigkeiten in einem leidlichen Arreſt ge-
halten wird. Ein gleiches Schickſal ſoll, auſſer dem
letztgemeldeten vornehmen Praͤlaten, noch einige an-
dere betroffen haben.


Zu Mirow iſt die Prinzeßin Eliſabeth Chriſtina,
zweyte Tochter des Herzog Ludwig Friedrichs, am
8ten dieſes an einer Bruſt-Krankheit verſtorben,
und den 10ten in das Fuͤrſtliche Begraͤbniß geſetzt
worden. Jhro Durchl. die Herzogin befinden ſich
geſegneten Leibes.


[Spaltenumbruch]

Es wird durchgaͤngig bekraͤftigt, daß die Koͤnigl.
Preußiſchen Voͤlker in der Schlacht bey Molwitz in
Schleſien den Sieg erhalten haben. Dieſes Ge-
fechte iſt eines der ſchaͤrfſten geweſen, und Officiers
und Gemeine haben mit gleichen Muth den Degen
gefuͤhret. Der rechte Fluͤgel iſt von des Koͤnigs von
Preuſſen Majeſtaͤt ſelbſt commandirt worden; um
dieſen Monarchen haben ſich in der Schlacht befun-
den: der Prinz Friedrich, der General von Schulen-
burg, zwey Obriſt-Lieutenants und zwey Pagen, wel-
che alle das Leben eingebuͤſſet. Von den Gemeinen
ſind 600. Mann Todte gezehlet worden. Unter den
Verwundeten befinden ſich auf Preußiſcher Seite:
Der General-Feld-Marſchall, Graf von Schwerin,
General von Kleiſt, General von Kalkſtein, die Ober-
ſten von Fink, von Bork, von Wartensleben, von
Marwitz, von Hake, von Winterfeld, Prinz Henrich,
Prinz Wilhelm und Marggraf Carl. Die Oeſter-
reicher haben 6000. Todte und Bleßirte, darunter
ſind die Generale Browne und Lentulus.




Von neuen merkwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Dortmund.

Baͤdeker hat im Verlag: Die Quel-
len der Weſtpaͤliſchen Hiſtorie, oder hiſtoriſche Nach-
richt von mehr als hundert ungedruckten zur Weſt-
phaͤliſchen Hiſtorie noͤthigen Geſchicht-Buͤchern und
ihren Verfaſſern, nebſt einem Vorbericht, daß und wie
es moͤglich, eine Hiſtorie von Weſtphalen, ſonderlich
von der Grafſchaft Mark, herauszugeben, durch Jo-
hann Diederich von Steinen, Evang. Prediger zu
Froͤmern. Ein fleißiger Geſchichtſchreiber findet in
allen Zeitlaͤuften begierige Leſer. Man lobt ſeine Muͤ-
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Vergeſſenheit zu entreiſſen, und er kann ſich im vor-
aus uͤberzeugen, daß ſein Name ſo lange genennt wird,
ſo lange ſich ſeine Schriften der Welt anpreiſen. Der
Hr. von Steinen hat den Entſchluß gefaßt, das Weſt-
phaler Land in ſeinem Umkreiſe vorzuſtellen, und uns
deſſen gegenwaͤrtige Schoͤnheit mit der zu zeigen, wel-
che die verheerende Zeit unkehrbar gemacht hat. Wir
werden durch ſeine Bemuͤhung erkennen, daß Lipſius
zu viel in den Worten geſagt hat: Quod nulla Barba-
ria tam barbara, quam Weſtphalia,
und daß der
Vers des Ortelius zu ſpoͤttiſch ſey:

Hoſpitium vile, grob Brodt, duͤnne Bier, lange
Mile,
Sunt in Weſtp kalia, ſi non vis credere, Lop da.

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[[3]/0003] ben wird. Die Aemter, welche der General-Feld- Marſchall, Graf von Muͤnnich, verwaltet, ſind von Jhro Hoheit der Groß-Fuͤrſtin Regentin wieder an andere Miniſters gegeben worden. Gedachter Graf ſoll in ſeinem Pallaſt ſich ganz ſtille und eingezogen halten. Aus Londen wird der Koͤnig nicht eher nach Deutſchland gehen, noch das Parlement ſich trennen, bis man genaue Nachrichten aus Weſtindien von un- ſern Flotten erhalten hat. Warſchau, den 6. April. Von der Tuͤrkiſchen Grenze hat man Nachricht er- halten, daß des Hoſpodars in der Wallachey ſein Bru- der in Conſtantinopel enthauptet worden, und der Groß-Vezier, der Seraskier von Bender, der Baſſa Kolczac nebſt vielen andern vornehmen Tuͤrken hin- gerichtet worden. Dieſe Koͤrper habe man in Con- ſtantinopel einige Tage auf oͤffentlichen Markte lie- gen laſſen, und niemand weiß, worinn ihr Verbre- chen eigentlich beſtanden. Praag, den 8. April. Nunmehro ſtehet die Ungariſche Armee nicht weit mehr von der Preußiſchen. Erſtgedachte Armee ih- re Avant-Garde beſtehet aus 4000. Huſſaren und 2000. Grenadierern, welche alle, ſo wie die ganze Armee, nichts mehr wuͤnſchen, als daß eine Schlacht geliefert werden moͤgte. Vor einigen Tagen ſind zu Ollmuͤtz 1500. Mann Oeſterreichiſcher Truppen angeruͤcket. Breßlau, den 10. April. Es ſind ſeit kurzem hier und anderwerts verſchie- dene Veraͤnderungen vorgefallen. Alle zeitherige Beamten der Regierung, Canzleyen und Gerichts- Staͤtte zu Liegnitz, Wohlau und Glogau ſind abge- ſetzt, und an deren ſtatt Koͤniglich-Preußiſche Regie- rungs- und Gerichts-Bedienten angeſtellt. Unter den erſtern befindet ſich der Herr von Berg, geweſe- ner Landes-Hauptmann zu Wohlau, welcher nach ſeinem unweit davon gelegenen Land-Gute Herren- dorf gebracht, und daſelbſt, wie die Rede gehet, we- gen Gewaltthaͤtigkeiten in einem leidlichen Arreſt ge- halten wird. Ein gleiches Schickſal ſoll, auſſer dem letztgemeldeten vornehmen Praͤlaten, noch einige an- dere betroffen haben. Aus dem Mecklenburgiſchen, den 18. April. Zu Mirow iſt die Prinzeßin Eliſabeth Chriſtina, zweyte Tochter des Herzog Ludwig Friedrichs, am 8ten dieſes an einer Bruſt-Krankheit verſtorben, und den 10ten in das Fuͤrſtliche Begraͤbniß geſetzt worden. Jhro Durchl. die Herzogin befinden ſich geſegneten Leibes. Rieder-Elbe, den 19. April. Es wird durchgaͤngig bekraͤftigt, daß die Koͤnigl. Preußiſchen Voͤlker in der Schlacht bey Molwitz in Schleſien den Sieg erhalten haben. Dieſes Ge- fechte iſt eines der ſchaͤrfſten geweſen, und Officiers und Gemeine haben mit gleichen Muth den Degen gefuͤhret. Der rechte Fluͤgel iſt von des Koͤnigs von Preuſſen Majeſtaͤt ſelbſt commandirt worden; um dieſen Monarchen haben ſich in der Schlacht befun- den: der Prinz Friedrich, der General von Schulen- burg, zwey Obriſt-Lieutenants und zwey Pagen, wel- che alle das Leben eingebuͤſſet. Von den Gemeinen ſind 600. Mann Todte gezehlet worden. Unter den Verwundeten befinden ſich auf Preußiſcher Seite: Der General-Feld-Marſchall, Graf von Schwerin, General von Kleiſt, General von Kalkſtein, die Ober- ſten von Fink, von Bork, von Wartensleben, von Marwitz, von Hake, von Winterfeld, Prinz Henrich, Prinz Wilhelm und Marggraf Carl. Die Oeſter- reicher haben 6000. Todte und Bleßirte, darunter ſind die Generale Browne und Lentulus. Von neuen merkwuͤrdigen gelehrten Sachen. Dortmund. Baͤdeker hat im Verlag: Die Quel- len der Weſtpaͤliſchen Hiſtorie, oder hiſtoriſche Nach- richt von mehr als hundert ungedruckten zur Weſt- phaͤliſchen Hiſtorie noͤthigen Geſchicht-Buͤchern und ihren Verfaſſern, nebſt einem Vorbericht, daß und wie es moͤglich, eine Hiſtorie von Weſtphalen, ſonderlich von der Grafſchaft Mark, herauszugeben, durch Jo- hann Diederich von Steinen, Evang. Prediger zu Froͤmern. Ein fleißiger Geſchichtſchreiber findet in allen Zeitlaͤuften begierige Leſer. Man lobt ſeine Muͤ- he, die er uͤbernommen hat, geſchehene Vorfaͤlle der Vergeſſenheit zu entreiſſen, und er kann ſich im vor- aus uͤberzeugen, daß ſein Name ſo lange genennt wird, ſo lange ſich ſeine Schriften der Welt anpreiſen. Der Hr. von Steinen hat den Entſchluß gefaßt, das Weſt- phaler Land in ſeinem Umkreiſe vorzuſtellen, und uns deſſen gegenwaͤrtige Schoͤnheit mit der zu zeigen, wel- che die verheerende Zeit unkehrbar gemacht hat. Wir werden durch ſeine Bemuͤhung erkennen, daß Lipſius zu viel in den Worten geſagt hat: Quod nulla Barba- ria tam barbara, quam Weſtphalia, und daß der Vers des Ortelius zu ſpoͤttiſch ſey: Hoſpitium vile, grob Brodt, duͤnne Bier, lange Mile, Sunt in Weſtp kalia, ſi non vis credere, Lop da.

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 62, 19. April 1741, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_621904_1741/3>, abgerufen am 21.11.2024.