Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 62, 19. April 1741.[Spaltenumbruch]
rier von Nantes bey dem Cardinal Fleury eingetrof- Bourdeaux, den 1. April. Vorgestern Nacht entstund allhier in dem Pallast [Spaltenumbruch] Versailles, den 10. April. Vor einigen Tagen war der Staats-Rath ver- Brüssel, den 14. April. Die Stände von Flandern und Hennegau sind Haag, den 15. April. Die Herren unserer Regierung nehmen mehr, als Amsterdam, den 16. April. Vielleicht dürften sich in kurzer Zeit die See-Mäch- [Spaltenumbruch]
rier von Nantes bey dem Cardinal Fleury eingetrof- Bourdeaux, den 1. April. Vorgeſtern Nacht entſtund allhier in dem Pallaſt [Spaltenumbruch] Verſailles, den 10. April. Vor einigen Tagen war der Staats-Rath ver- Bruͤſſel, den 14. April. Die Staͤnde von Flandern und Hennegau ſind Haag, den 15. April. Die Herren unſerer Regierung nehmen mehr, als Amſterdam, den 16. April. Vielleicht duͤrften ſich in kurzer Zeit die See-Maͤch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> rier von Nantes bey dem Cardinal Fleury eingetrof-<lb/> fen, welcher berichtet, daß in dieſem Hafen eine Poſt-<lb/> Jacht aus Weſtindien angekommen, deren mitge-<lb/> brachte Nachrichten wenig Vortheil haftiges in ſich<lb/> enthalten ſollen. Man iſt uͤber eine gewiſſe Schrift<lb/> mißvergnuͤgt, welche zu Londen heraus gekommen,<lb/> weil in derſelben das Franzoͤſiſche Volk hart ange-<lb/> griffen wird; inzwiſchen bleibt der Cardinal Fleury<lb/> unermuͤdet, alle gegenwaͤrtige Streitigkeiten beyzu-<lb/> legen. Jn der Vorſtadt St. Germain wurden dieſe<lb/> Woche zweene Fremden in Verhaft genommen, und<lb/> zu St. Deins hat man einige Privat-Perſonen einge-<lb/> zogen, weil man ihnen Schuld giebt, ſie haͤtten die<lb/> Stadt Ryſſel in Brand ſtecken wollen. Auf dem We-<lb/> ge von Paris nach Verſailles finden ſich jetzo die<lb/> Straſſenraͤuber in Menge ein. Vor einigen Tagen<lb/> uͤberfielen ſie eine Kutſche, in welcher 4. Officiers ſaſ-<lb/> ſen, doch ihre Bemuͤhung wurde ihnen ſchlecht be-<lb/> lohnt, die Officiers ſprungen aus dem Wagen, griffen<lb/> die Raͤuber mit dem Degen in der Hand an, toͤdteten<lb/> zweene und nahmen 3. gefangen. Der Groß-Her-<lb/> zog von Toſcana hat unſerm Koͤnige eine Zuſchrift<lb/> uͤberſendet. Se. Hoheit empfehlen in derſelben den<lb/> jungen Erz-Herzog Joſeph zur Gewogenheit des Koͤ-<lb/> nigs, und gedenken zugleich, wie Ludwig der Vier-<lb/> zehnte ein gleiches an dem Roͤmiſchen Kayſer gethan,<lb/> und unſern Koͤnig damals dem Schutz des Hofes zu<lb/> Wien wider ſeine Feinde uͤbergeben. Der Groß-Her-<lb/> zog erſucht ferner Se. Majeſtaͤt in dieſem Briefe, den<lb/> Feinden des Hauſes Oeſterreich kein Gehoͤr zu geben,<lb/> und keine Mittel zu ſparen, damit die oͤffentliche Ruhe<lb/> wieder hergeſtellet werden moͤgte. Briefe von Nan-<lb/> tes berichten, daß die Bruͤcke zu la Caßiere, worauf<lb/> viele Haͤuſer erbauet geweſen, ploͤtzlich eingefallen,<lb/> wodurch uͤber 30. Menſchen das Leben jaͤmmerlich<lb/> eingebuͤſſet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Bourdeaux, den 1. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Vorgeſtern Nacht entſtund allhier in dem Pallaſt<lb/> des Ober-Praͤſidentens vom Parlement ein gefaͤhr-<lb/> licher Brand, und nahm ſo ploͤtzlich uͤberhand, daß ſich<lb/> der Ober-Praͤſident, nebſt ſeiner Gemahlin, Kindern<lb/> und Verwandten kaum retten konnten. Das Feuer<lb/> haͤtte nicht ſo weit um ſich gegriffen, wenn der Thuͤr-<lb/> mer Lermen machen koͤnnen; allein ſobald er die Klok-<lb/> ke anſchlagen wollte, brach der Kloͤppel, und ehe man<lb/> es erfuhr, ſo lag dieſes ſchoͤne Gebaͤude faſt ganz in<lb/> der Aſche. Der Schade wird auf 200000. Livres<lb/> geſchaͤtzt, worunter ein Kaͤſtgen mit Juweelen nicht<lb/> mitgerechnet wird, deren Werth ſich auf 30000. Li-<lb/> vres erſtrecket.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Verſailles, den 10. 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Dieſer Geſandte beruft<lb/> ſich auf die Erklaͤrung des Koͤnigs von Groß-Brit-<lb/> tannien, welcher ſeine Huͤlfe verſprochen, ſo bald<lb/> Holland die Erfuͤllung der pargmatiſchen Sanction<lb/> leiſten wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Amſterdam, den 16. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Vielleicht duͤrften ſich in kurzer Zeit die See-Maͤch-<lb/> te wegen der Vorfaͤlle in Schleſien naͤher erklaͤren.<lb/> Die Couriers zwiſchen Londen und Wien gehen jetzo<lb/> ungemein ſtark, und man glaubt, daß Groß-Brit-<lb/> tannien den meiſten Ausſchlag bey dieſer Sache ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
rier von Nantes bey dem Cardinal Fleury eingetrof-
fen, welcher berichtet, daß in dieſem Hafen eine Poſt-
Jacht aus Weſtindien angekommen, deren mitge-
brachte Nachrichten wenig Vortheil haftiges in ſich
enthalten ſollen. Man iſt uͤber eine gewiſſe Schrift
mißvergnuͤgt, welche zu Londen heraus gekommen,
weil in derſelben das Franzoͤſiſche Volk hart ange-
griffen wird; inzwiſchen bleibt der Cardinal Fleury
unermuͤdet, alle gegenwaͤrtige Streitigkeiten beyzu-
legen. Jn der Vorſtadt St. Germain wurden dieſe
Woche zweene Fremden in Verhaft genommen, und
zu St. Deins hat man einige Privat-Perſonen einge-
zogen, weil man ihnen Schuld giebt, ſie haͤtten die
Stadt Ryſſel in Brand ſtecken wollen. Auf dem We-
ge von Paris nach Verſailles finden ſich jetzo die
Straſſenraͤuber in Menge ein. Vor einigen Tagen
uͤberfielen ſie eine Kutſche, in welcher 4. Officiers ſaſ-
ſen, doch ihre Bemuͤhung wurde ihnen ſchlecht be-
lohnt, die Officiers ſprungen aus dem Wagen, griffen
die Raͤuber mit dem Degen in der Hand an, toͤdteten
zweene und nahmen 3. gefangen. Der Groß-Her-
zog von Toſcana hat unſerm Koͤnige eine Zuſchrift
uͤberſendet. Se. Hoheit empfehlen in derſelben den
jungen Erz-Herzog Joſeph zur Gewogenheit des Koͤ-
nigs, und gedenken zugleich, wie Ludwig der Vier-
zehnte ein gleiches an dem Roͤmiſchen Kayſer gethan,
und unſern Koͤnig damals dem Schutz des Hofes zu
Wien wider ſeine Feinde uͤbergeben. Der Groß-Her-
zog erſucht ferner Se. Majeſtaͤt in dieſem Briefe, den
Feinden des Hauſes Oeſterreich kein Gehoͤr zu geben,
und keine Mittel zu ſparen, damit die oͤffentliche Ruhe
wieder hergeſtellet werden moͤgte. Briefe von Nan-
tes berichten, daß die Bruͤcke zu la Caßiere, worauf
viele Haͤuſer erbauet geweſen, ploͤtzlich eingefallen,
wodurch uͤber 30. Menſchen das Leben jaͤmmerlich
eingebuͤſſet.
Bourdeaux, den 1. April.
Vorgeſtern Nacht entſtund allhier in dem Pallaſt
des Ober-Praͤſidentens vom Parlement ein gefaͤhr-
licher Brand, und nahm ſo ploͤtzlich uͤberhand, daß ſich
der Ober-Praͤſident, nebſt ſeiner Gemahlin, Kindern
und Verwandten kaum retten konnten. Das Feuer
haͤtte nicht ſo weit um ſich gegriffen, wenn der Thuͤr-
mer Lermen machen koͤnnen; allein ſobald er die Klok-
ke anſchlagen wollte, brach der Kloͤppel, und ehe man
es erfuhr, ſo lag dieſes ſchoͤne Gebaͤude faſt ganz in
der Aſche. Der Schade wird auf 200000. Livres
geſchaͤtzt, worunter ein Kaͤſtgen mit Juweelen nicht
mitgerechnet wird, deren Werth ſich auf 30000. Li-
vres erſtrecket.
Verſailles, den 10. April.
Vor einigen Tagen war der Staats-Rath ver-
ſammlet, und da wurde auch zugleich von den gegen-
waͤrtigen Umſtaͤnden des Deutſchen Reichs geſpro-
chen, man bemerkte davon insbeſondere, daß ſich bey
dieſer bevorſtehenden Kayſerwahl ſo viel Schwierig-
keiten faͤnden, als man ſich kaum vorſtellen koͤnnte.
Aus der Land-Militz, welche ſich in den Provinzen
verſammlen muß, wird man die 10. Mann nehmen,
womit jede Compagnie von des Koͤnigs Voͤlkern ver-
mehret wird. Die Pferde, welche bey den Regimen-
tern fehlen, ſollen in den Provinzen aufgekauffet wer-
den. Bis jetzo ſind noch keine Truppen beordert nach
den Deutſchen Grenzen aufzubrechen.
Bruͤſſel, den 14. April.
Die Staͤnde von Flandern und Hennegau ſind
wieder auseinander gegangen. Geſtern kam bey
einem Fleiſchhauer Feuer aus, wodurch die ganze
Stadt, weil es in der Nacht war, in Bewegung ge-
rieth; doch es wurde bald wieder geloͤſcht. Unſere
Grenz-Oerter werden in guten Vertheidigungs-
Stand geſetzet. Zu Mecheln hat der Official alle
Briefſchaften eines gewiſſen Secretairs wegnehmen
laſſen, weil ihn die Jeſuiten beſchuldigen, er fuͤhrte
mit den Janſeniſten in Holland einen unerlaubten
Briefwechſel.
Haag, den 15. April.
Die Herren unſerer Regierung nehmen mehr, als
jemals geſchehen iſt, die gegenwaͤrtigen Umſtaͤnde
von Europa zu Herzen, insbeſondere ſind ihre Berath-
ſchlagungen dahin gerichtet, daß Deutſchland durch
kein vielfaches Kriegs-Feuer verheert werden moͤge.
Die Geſandten von Groß-Brittannien und Frank-
reich ſehen ſich jetzo ſehr ſparſam, ja es ſcheint, als weñ
ſie auch die moͤgliche Zuſammenkunft mit allem Fleiß
vermeiden. Bey der Verfaſſung, in welcher ſich
Schleſien befindet, giebt ſich der Freyherr Reiſchach
alle Muͤhe, unſere Republick dahin zu bringen, daß
ſie einmal den Entſchluß faſſen moͤchte, Oeſterreich
mit der That beyzu ſtehen. Dieſer Geſandte beruft
ſich auf die Erklaͤrung des Koͤnigs von Groß-Brit-
tannien, welcher ſeine Huͤlfe verſprochen, ſo bald
Holland die Erfuͤllung der pargmatiſchen Sanction
leiſten wird.
Amſterdam, den 16. April.
Vielleicht duͤrften ſich in kurzer Zeit die See-Maͤch-
te wegen der Vorfaͤlle in Schleſien naͤher erklaͤren.
Die Couriers zwiſchen Londen und Wien gehen jetzo
ungemein ſtark, und man glaubt, daß Groß-Brit-
tannien den meiſten Ausſchlag bey dieſer Sache ge-
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