Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 67, 28. April 1741.[Spaltenumbruch]
insonderheit mit was für Ceremonien und Solenni- Hamburg. Folgendes ist uns eingesendet worden: Sie sind es gewohnt, der Wahrheit Gerechtigkeit Jch bin etc. Es wird hiemit notificiret, daß die vor kurzen be- [Spaltenumbruch]
inſonderheit mit was fuͤr Ceremonien und Solenni- Hamburg. Folgendes iſt uns eingeſendet worden: Sie ſind es gewohnt, der Wahrheit Gerechtigkeit Jch bin ꝛc. Es wird hiemit notificiret, daß die vor kurzen be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jFeuilleton"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> inſonderheit mit was fuͤr Ceremonien und Solenni-<lb/> taͤten ein Roͤm. Deutſcher Kayſer erwaͤhlet und ge-<lb/> kroͤnet wird, mit catholiſcher Feder beſchrieben, aber<lb/> mit einer proteſtantiſchen Feder mit noͤthigen An-<lb/> merkungen und Regiſter verſehen, in Octav 394.<lb/> Seiten. Auch ein altes und vergeſſenes Buch kann<lb/> bey gewiſſen Vorfaͤllen wieder ſeine Leſer finden, und<lb/> wer ſollte an dem Schickſal dieſer Schrift zweifeln, da<lb/> alle Oerter von Geſchoͤpfen wimmeln, welche Staats-<lb/> Kuͤndige ſeyn wollen. Dies Buch erblickte das Licht<lb/> der Welt zum erſtenmal 1721. zu Muͤnchen, und<lb/> wurde von einem Mann abgefaßt, der bey der Aus-<lb/> arbeitung uns Proteſtanten eine ganze Menge von<lb/> Geſetz-Predigten hielt. Er laͤßt nicht die geringſte<lb/> Gelegenheit vorbey, uns nach catholiſcher Art und<lb/> Weiſe zu betrachten, wenn er ſie auch mit der groͤſten<lb/> Muͤhe ſuchen ſoll. Jnzwiſchen macht er denen einen<lb/> kleinen Begriff von dem Zuſtand des Roͤm. Deutſchen<lb/> Reichs, und von den praͤchtigen Gebraͤuchen einer<lb/> Kayſer-Wahl, welche auf eine kurzgefaßte Art darin-<lb/> ne unterrichtet ſeyn wollen. Man hat zu dieſer Auf-<lb/> lage noͤthige Anmerkungen gemacht, und es war bil-<lb/> lig. Der Verfaſſer verſtoͤßt hin und wieder in der<lb/> Gruͤndlichkeit der Geſchichts-Kunde, und dringt uns<lb/> Proteſtanten aus einem heil. Eyfer die unbilligſten<lb/> Handlungen auf. Man hat ihm deswegen mit Recht<lb/> den Ungrund ſeines Verfahrens gezeigt. Es wird<lb/> auch die Frage weitlaͤuftig beruͤhrt: Ob ein pro-<lb/> teſtantiſcher Fuͤrſt die Kayſer-Krone erhalten koͤnne?<lb/> Der Verfaſſer dieſer Schrift verneint es, und ſucht<lb/> den Beweis in der Wahl-Capitulation, welche der neu<lb/> erwaͤhlte Roͤm. Kayſer beſchweren muß. Er iſt aber<lb/> ſehr irrig in der Folge ſeiner Schluͤſſe. Der erwaͤhlte<lb/> Kayſer ſchwoͤrt, daß er in der Zeit ſeiner Regierung<lb/> ein beſtaͤndiger Beſchuͤtzer des wahren chriſtl. Glau-<lb/> bens, des Stuhls zu Rom und des Papſts ſeyn wolle.<lb/> Dieſe Worte bemerken mit der groͤſten Deutlichkeit,<lb/> daß der erwaͤhlte Kayſer denen Bekennern des chriſt-<lb/> lichen Glaubens, die im Deutſchen Reiche geduldet<lb/> werden, Schutz und Sicherheit zugeſtehen will. Die-<lb/> ſe Verbindung kann ſo wohl ein proteſtantiſcher als<lb/> catholiſcher Fuͤrſt in Ausuͤbung bringen, und nach<lb/> den Grund-Saͤtzen derer Friedens-Vertraͤge haben<lb/> beyde gleiches Recht zur Kayſer-Krone. Wir wuͤr-<lb/> den ſchon ein Beyſpiel haben, daß ein proteſtanti-<lb/> ſcher Fuͤrſt Roͤm. Kayſer geweſen waͤre, wo der<lb/> Glorwuͤrdigſte Churfuͤrſt von Sachſen Johann Ge-<lb/> orge der Erſte nur die Kayſer-Krone haͤtte annehmen<lb/> wollen, welche dieſer unvergleichliche Prinz Ferdi-<lb/> nand dem Dritten uͤberließ.</p><lb/> </div> <cb/> <div type="jArticle"> <head><hi rendition="#fr">Hamburg.</hi> Folgendes iſt uns eingeſendet worden:</head><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi>ie ſind es gewohnt, der Wahrheit Gerechtigkeit<lb/> wiederfahren zu laſſen. Ein gleiches erbitte ich<lb/> fuͤr nachſtehende Gedanken. Bey dem Durchleſen<lb/> der Goͤttingiſchen gelehrten Zeitung von dieſem Jah-<lb/> re finde ich, daß es dem Herrn Prof. Waͤhne daſelbſt<lb/> gefallen, eine ganz neue Meynung von dem Jnnhalt<lb/> der bekannten Spruͤche, worinn, Spruͤchw. <hi rendition="#aq">XXV.</hi> 22.<lb/> und Roͤm. <hi rendition="#aq">XII.</hi> 20., die Feindes-Liebe angeprieſen<lb/> wird, der Welt mitzutheilen. Jch kann nicht begrei-<lb/> fen, was dieſen gelehrten Mann zu der unverantwort-<lb/> lichen Dreiſtigkeit gebracht habe, durch eine Erklaͤ-<lb/> rung, welche der Hebraͤiſchen Sprache Gewalt an-<lb/> thut, lieber einen offenbaren Widerſpruch zwiſchen<lb/> den goͤttlichen Schriften des alten und neuen Bundes<lb/> zu erdichten, als bey dem Verſtande zu bleiben, der oh-<lb/> ne gezwungene Deutung ganz natuͤrlich herauskoͤm̃t,<lb/> wenn man die Sache auswickelt, welche in figuͤrlichen<lb/> Vorſtellungs-Arten eingekleidet worden. Feurige<lb/> Kohlen ſind das Mittel, einen kalten Koͤrper zu er-<lb/> waͤrmen, und das Haupt iſt der empfindlichſte Theil<lb/> an einem lebenden Geſchoͤpfe. Es wiſſen aber auch<lb/> die Kinder, daß Haß und Feindſchaft mit der Kaͤlte,<lb/> Zuneigung und Liebe hergegen mit dem Feuer vergli-<lb/> chen werde. Wenn man nun nach den Regeln der<lb/> Aehnlichkeit urtheilet, ſind denn nicht die Mittel, wo-<lb/> durch man Haß in Liebe verwandeln kann, dasjenige,<lb/> was feurige Kohlen bey einem kalten Koͤrper? Kann<lb/> das Sammlen der feurigen Kohlen auf jemandes<lb/> Haupt etwas anders bedeuten, als jene Mittel ſo an-<lb/> wenden, daß die beſtmoͤglichſte Wuͤrkung erfolge?<lb/> Jſt es denn gezwungen, wenn ich die Worte: So dei-<lb/> nen Feind hungert, ſo ſpeiſe ihn --- wenn du das thuſt,<lb/> ſo wirſt du feurige Kohlen auf ſein Haupt ſammlen;<lb/> alſo erklaͤre: Wenn du deinen Feind in ſeiner Noth<lb/> thaͤtige Proben der Liebe erweiſeſt; ſo brauchſt du das<lb/> allerkraͤftigſte Mittel, ihn zur Gegenliebe empfindlich<lb/> zu machen. Dieſes Gleichniß iſt fruchtbar genug,<lb/> recht viele wichtige Wahrheiten daraus herzuleiten.</p><lb/> <closer> <hi rendition="#c">Jch bin ꝛc.</hi> </closer> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements"> <div type="jAn"> <p>Es wird hiemit notificiret, daß die vor kurzen be-<lb/> kannt gemachte Verkaufung einiger auf Schmol be-<lb/> findlichen Pferde und Fuͤllen nicht auf Schmol, ſon-<lb/> dern in Kiel den 3. May <hi rendition="#aq">a. c.</hi> Vormittags durch den<lb/> gerichtlich-beſtellten Reventlauiſchen Procuratorem,<lb/> Hrn. Johann Wilhelm Prangen, ohnfehlbar werde<lb/> beſchaffet, auch die Verkaufung der Reventlauiſchen<lb/> Mobilien im bevorſtehenden Kieler Johañis-Mark-<lb/> te werde beſorget werden, wornach ſich alle Licbhaber<lb/> zu achten, auch eine eigene <hi rendition="#aq">Deſignation</hi> der Mobilien<lb/> vorhero zu gewaͤrtigen haben.</p> </div> </div> <cb type="end"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
inſonderheit mit was fuͤr Ceremonien und Solenni-
taͤten ein Roͤm. Deutſcher Kayſer erwaͤhlet und ge-
kroͤnet wird, mit catholiſcher Feder beſchrieben, aber
mit einer proteſtantiſchen Feder mit noͤthigen An-
merkungen und Regiſter verſehen, in Octav 394.
Seiten. Auch ein altes und vergeſſenes Buch kann
bey gewiſſen Vorfaͤllen wieder ſeine Leſer finden, und
wer ſollte an dem Schickſal dieſer Schrift zweifeln, da
alle Oerter von Geſchoͤpfen wimmeln, welche Staats-
Kuͤndige ſeyn wollen. Dies Buch erblickte das Licht
der Welt zum erſtenmal 1721. zu Muͤnchen, und
wurde von einem Mann abgefaßt, der bey der Aus-
arbeitung uns Proteſtanten eine ganze Menge von
Geſetz-Predigten hielt. Er laͤßt nicht die geringſte
Gelegenheit vorbey, uns nach catholiſcher Art und
Weiſe zu betrachten, wenn er ſie auch mit der groͤſten
Muͤhe ſuchen ſoll. Jnzwiſchen macht er denen einen
kleinen Begriff von dem Zuſtand des Roͤm. Deutſchen
Reichs, und von den praͤchtigen Gebraͤuchen einer
Kayſer-Wahl, welche auf eine kurzgefaßte Art darin-
ne unterrichtet ſeyn wollen. Man hat zu dieſer Auf-
lage noͤthige Anmerkungen gemacht, und es war bil-
lig. Der Verfaſſer verſtoͤßt hin und wieder in der
Gruͤndlichkeit der Geſchichts-Kunde, und dringt uns
Proteſtanten aus einem heil. Eyfer die unbilligſten
Handlungen auf. Man hat ihm deswegen mit Recht
den Ungrund ſeines Verfahrens gezeigt. Es wird
auch die Frage weitlaͤuftig beruͤhrt: Ob ein pro-
teſtantiſcher Fuͤrſt die Kayſer-Krone erhalten koͤnne?
Der Verfaſſer dieſer Schrift verneint es, und ſucht
den Beweis in der Wahl-Capitulation, welche der neu
erwaͤhlte Roͤm. Kayſer beſchweren muß. Er iſt aber
ſehr irrig in der Folge ſeiner Schluͤſſe. Der erwaͤhlte
Kayſer ſchwoͤrt, daß er in der Zeit ſeiner Regierung
ein beſtaͤndiger Beſchuͤtzer des wahren chriſtl. Glau-
bens, des Stuhls zu Rom und des Papſts ſeyn wolle.
Dieſe Worte bemerken mit der groͤſten Deutlichkeit,
daß der erwaͤhlte Kayſer denen Bekennern des chriſt-
lichen Glaubens, die im Deutſchen Reiche geduldet
werden, Schutz und Sicherheit zugeſtehen will. Die-
ſe Verbindung kann ſo wohl ein proteſtantiſcher als
catholiſcher Fuͤrſt in Ausuͤbung bringen, und nach
den Grund-Saͤtzen derer Friedens-Vertraͤge haben
beyde gleiches Recht zur Kayſer-Krone. Wir wuͤr-
den ſchon ein Beyſpiel haben, daß ein proteſtanti-
ſcher Fuͤrſt Roͤm. Kayſer geweſen waͤre, wo der
Glorwuͤrdigſte Churfuͤrſt von Sachſen Johann Ge-
orge der Erſte nur die Kayſer-Krone haͤtte annehmen
wollen, welche dieſer unvergleichliche Prinz Ferdi-
nand dem Dritten uͤberließ.
Hamburg. Folgendes iſt uns eingeſendet worden:
Sie ſind es gewohnt, der Wahrheit Gerechtigkeit
wiederfahren zu laſſen. Ein gleiches erbitte ich
fuͤr nachſtehende Gedanken. Bey dem Durchleſen
der Goͤttingiſchen gelehrten Zeitung von dieſem Jah-
re finde ich, daß es dem Herrn Prof. Waͤhne daſelbſt
gefallen, eine ganz neue Meynung von dem Jnnhalt
der bekannten Spruͤche, worinn, Spruͤchw. XXV. 22.
und Roͤm. XII. 20., die Feindes-Liebe angeprieſen
wird, der Welt mitzutheilen. Jch kann nicht begrei-
fen, was dieſen gelehrten Mann zu der unverantwort-
lichen Dreiſtigkeit gebracht habe, durch eine Erklaͤ-
rung, welche der Hebraͤiſchen Sprache Gewalt an-
thut, lieber einen offenbaren Widerſpruch zwiſchen
den goͤttlichen Schriften des alten und neuen Bundes
zu erdichten, als bey dem Verſtande zu bleiben, der oh-
ne gezwungene Deutung ganz natuͤrlich herauskoͤm̃t,
wenn man die Sache auswickelt, welche in figuͤrlichen
Vorſtellungs-Arten eingekleidet worden. Feurige
Kohlen ſind das Mittel, einen kalten Koͤrper zu er-
waͤrmen, und das Haupt iſt der empfindlichſte Theil
an einem lebenden Geſchoͤpfe. Es wiſſen aber auch
die Kinder, daß Haß und Feindſchaft mit der Kaͤlte,
Zuneigung und Liebe hergegen mit dem Feuer vergli-
chen werde. Wenn man nun nach den Regeln der
Aehnlichkeit urtheilet, ſind denn nicht die Mittel, wo-
durch man Haß in Liebe verwandeln kann, dasjenige,
was feurige Kohlen bey einem kalten Koͤrper? Kann
das Sammlen der feurigen Kohlen auf jemandes
Haupt etwas anders bedeuten, als jene Mittel ſo an-
wenden, daß die beſtmoͤglichſte Wuͤrkung erfolge?
Jſt es denn gezwungen, wenn ich die Worte: So dei-
nen Feind hungert, ſo ſpeiſe ihn --- wenn du das thuſt,
ſo wirſt du feurige Kohlen auf ſein Haupt ſammlen;
alſo erklaͤre: Wenn du deinen Feind in ſeiner Noth
thaͤtige Proben der Liebe erweiſeſt; ſo brauchſt du das
allerkraͤftigſte Mittel, ihn zur Gegenliebe empfindlich
zu machen. Dieſes Gleichniß iſt fruchtbar genug,
recht viele wichtige Wahrheiten daraus herzuleiten.
Jch bin ꝛc.
Es wird hiemit notificiret, daß die vor kurzen be-
kannt gemachte Verkaufung einiger auf Schmol be-
findlichen Pferde und Fuͤllen nicht auf Schmol, ſon-
dern in Kiel den 3. May a. c. Vormittags durch den
gerichtlich-beſtellten Reventlauiſchen Procuratorem,
Hrn. Johann Wilhelm Prangen, ohnfehlbar werde
beſchaffet, auch die Verkaufung der Reventlauiſchen
Mobilien im bevorſtehenden Kieler Johañis-Mark-
te werde beſorget werden, wornach ſich alle Licbhaber
zu achten, auch eine eigene Deſignation der Mobilien
vorhero zu gewaͤrtigen haben.
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