Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 79, 18. Mai 1736.[Spaltenumbruch]
nichts mit gestriger Post eingegangen, als daß selbe Warschau, den 4. May. Bey gutem Wetter divertiret sich Se. Majestät Weichselstrom, den 8. May. Der König Stanislaus soll, denen aus Stolpe Rom, den 28. April. Am Montag Morgen funden sich die Capitaine Bastia, den 22. April. Zwischen der letzterwehnten Person, (die sich Theo- [Spaltenumbruch]
nichts mit geſtriger Poſt eingegangen, als daß ſelbe Warſchau, den 4. May. Bey gutem Wetter divertiret ſich Se. Majeſtaͤt Weichſelſtrom, den 8. May. Der Koͤnig Stanislaus ſoll, denen aus Stolpe Rom, den 28. April. Am Montag Morgen funden ſich die Capitaine Baſtia, den 22. April. Zwiſchen der letzterwehnten Perſon, (die ſich Theo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> nichts mit geſtriger Poſt eingegangen, als daß ſelbe<lb/> bey allen hohen Wohlſeyn auf Gottorf arriviret,<lb/> und der mehreſte Theil der Nobleſſe ſich daſelbſt ein-<lb/> gefunden, ihre allerunterthaͤnigſte Aufwartung zu<lb/> machen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <head/> <dateline> <hi rendition="#c">Warſchau, den 4. May.</hi> </dateline><lb/> <p>Bey gutem Wetter divertiret ſich Se. Majeſtaͤt<lb/> der Koͤnig nebſt den um ſich habenden Cavalieren<lb/> mit Scheiben-Schieſſen und der Parforce-Jagd, auf<lb/> welcher er neulich 4. Pferde muͤde gemacht. Am<lb/> Sonnabeud langte der Staroſta Jaſielsky unter<lb/> einer Moſcowitiſchen Bedeckung an, und tractirte<lb/> Tages darauf, nebſt dem Woywoden von Lublin und<lb/> Herrn Kayſerling, diejenigen Herren, ſo ihm auf die-<lb/> ſer Reiſe gefolget. Der Lukowskiſche Staroſte,<lb/> Herr Cekowsky, der Czerskiſche Caſtellan und einige<lb/> Towarziſche halten ſich annoch in Koͤnigsberg, bis<lb/> zur Entrichtung ihrer gemachten Schulden, auf.<lb/> Die hier Angekommenen beklagen ſich unmaͤßig we-<lb/> gen ihres Geld-Mangels, und daß ſie ganz ruiniret<lb/> worden. Sie haͤtten ſich auch nicht aus Koͤnigsberg<lb/> heraus machen koͤnnen, daferne der Herr Kayſerling<lb/> ihnen nicht 40000. Ducaten, die der Koͤnig Auguſtus<lb/> gut thun wird, uͤbermacht haͤtte. Der Sieradzki-<lb/> ſche Woywode hat noch keine Luſt anhero zu kom-<lb/> men, ſondern will mit aller Gelaſſenheit im Erm-<lb/> landiſchen verbleiben. Der Herr Szembeck will nach<lb/> dem Czrackauiſchen Capittel verreiſen. Nachdem er<lb/> beyden Majeſtaͤten aufgewartet, brach er geſtern mit<lb/> dem Cron-Referendario nach Peterkau auf, von<lb/> wannen ſie nach Czenſtochow gehen wollen. Die<lb/> Sendomiriſche Woywodſchafft wird dem Lublini-<lb/> ſchen, und dieſe dem Staroſten Jaſielsky conferirt.<lb/> Der Cron-Referendarius Zalusky hat aus Rom<lb/> ſchrifftlich ſeine Unterwerfigkeit dem Koͤnige gemel-<lb/> det. Der ploͤtzliche Tod des Prinzen Eugenii iſt hier<lb/> durch einen Expreſſen kund gemacht worden. Der<lb/> Koͤnig Stanislaus ſoll ſich annoch in dem Branden-<lb/> burg-Preußiſchen aufhalten, und wegen ſeiner in<lb/> Pohlen liegenden Guͤter einen Vergleich mit dem<lb/> Herrn Grafen Sulkowsky getroffen haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Weichſelſtrom, den 8. 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April.</hi> </dateline><lb/> <p>Am Montag Morgen funden ſich die Capitaine<lb/> Proſperi und Bußi von Velletri bey hieſigem Hofe<lb/> ein, mit der Zeitung, wie die dortigen Einwohner,<lb/> als die nach Neapolis paßirende Spanier einige Of-<lb/> ficiers, Proviant auf den folgenden Tag zu beſtellen,<lb/> dahin abgeſchickt, die Waffen ergriffen, die Pforte<lb/> geſchloſſen, und geſagt haͤtten, daß ſie die Spanier<lb/> auf keinerley Weiſe bey ſich wiſſen wollten. Hier-<lb/> uͤber hielten die Cardinaͤle Firrau, Corſini uud Paſ-<lb/> ſeri mit gedachten beyden Capitains einen aberma-<lb/> ligen Congreß, und ſchickten ſie darauf mit der ge-<lb/> nommenen Reſolution nach Velletri zuruͤck. Am<lb/> Dienſtag Morgens hatte der von ſeiner langen<lb/> Krankheit wieder aufgekommene Cardinal Pieri ei-<lb/> ne halbſtuͤndige Audienz beym Papſt, und der Car-<lb/> dinal Aldrovandi fuhr gleichfalls nach Hofe, Sr.<lb/> Heiligkeit ſich zu reſigniren. Selbigen Tag reiſete<lb/> der Cardinal Barberini, zufolge der vom Hofe ge-<lb/> nommenen Reſolution, nach Velletri ab, um den Tu-<lb/> mult wider die Spanier als Biſchoff und Prinz ſol-<lb/> cher Stadt zu ſtillen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Baſtia, den 22. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Zwiſchen der letzterwehnten Perſon, (die ſich Theo-<lb/> dorus, Vice-Roi von Corſica, Grand von Spanien,<lb/> Prinz von Norden, Lord von England, Fuͤrſt des<lb/> Reichs und Pair von Frankreich tituliret,) und den<lb/> vornehmſten Malcontenten wird zu Aleſani ein<lb/> Congreß gehalten. Er hat den Dr. Coſta zum Sie-<lb/> gel Bewahrer, den Chiaferi zum commandiren-<lb/> den General, den Pfarrer Aitelli zum General-Au-<lb/> diteur, Gian Giacomo Caſtinetta von Roßino, Si-<lb/> mon Fabiani von Ballagna und Antonio Butaſoco<lb/> von Veſcovato zu Obriſten, Giacinto Pauoli von<lb/> Roßino zum Gouverneur des Koͤnigsreichs, Seve-<lb/> rio Maſtra von Alleria zum Groß-Schatzmeiſter,<lb/> den Dr. Gaffori, von Corte und viele andere zu Ba-<lb/> rons, auch 18. Senatoren, 12. diß- und 6. jenſeits dem<lb/> Gebuͤrge, ohne welchen der Vice-Roy nicht die ge-<lb/> ringſten Auflagen machen darf, ernennet. Dieſe<lb/> haben eine Taxe von 3. Liren auf jede Feuer-Stelle<lb/> geleget, die Wittwen und Wayſen aber davon frey<lb/> geſchaͤtzet, und ſonſt einem jeden 5. Frey-Jahre ver-<lb/> liehen. Zu Porto-Vecchio hat derſelbe 6. Capitains<lb/> beſtellet, auch Leute mit Geld ausgeſandt, um Sol-<lb/> daten zu werben, und beregten Ort zu beſetzen. 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nichts mit geſtriger Poſt eingegangen, als daß ſelbe
bey allen hohen Wohlſeyn auf Gottorf arriviret,
und der mehreſte Theil der Nobleſſe ſich daſelbſt ein-
gefunden, ihre allerunterthaͤnigſte Aufwartung zu
machen.
Warſchau, den 4. May.
Bey gutem Wetter divertiret ſich Se. Majeſtaͤt
der Koͤnig nebſt den um ſich habenden Cavalieren
mit Scheiben-Schieſſen und der Parforce-Jagd, auf
welcher er neulich 4. Pferde muͤde gemacht. Am
Sonnabeud langte der Staroſta Jaſielsky unter
einer Moſcowitiſchen Bedeckung an, und tractirte
Tages darauf, nebſt dem Woywoden von Lublin und
Herrn Kayſerling, diejenigen Herren, ſo ihm auf die-
ſer Reiſe gefolget. Der Lukowskiſche Staroſte,
Herr Cekowsky, der Czerskiſche Caſtellan und einige
Towarziſche halten ſich annoch in Koͤnigsberg, bis
zur Entrichtung ihrer gemachten Schulden, auf.
Die hier Angekommenen beklagen ſich unmaͤßig we-
gen ihres Geld-Mangels, und daß ſie ganz ruiniret
worden. Sie haͤtten ſich auch nicht aus Koͤnigsberg
heraus machen koͤnnen, daferne der Herr Kayſerling
ihnen nicht 40000. Ducaten, die der Koͤnig Auguſtus
gut thun wird, uͤbermacht haͤtte. Der Sieradzki-
ſche Woywode hat noch keine Luſt anhero zu kom-
men, ſondern will mit aller Gelaſſenheit im Erm-
landiſchen verbleiben. Der Herr Szembeck will nach
dem Czrackauiſchen Capittel verreiſen. Nachdem er
beyden Majeſtaͤten aufgewartet, brach er geſtern mit
dem Cron-Referendario nach Peterkau auf, von
wannen ſie nach Czenſtochow gehen wollen. Die
Sendomiriſche Woywodſchafft wird dem Lublini-
ſchen, und dieſe dem Staroſten Jaſielsky conferirt.
Der Cron-Referendarius Zalusky hat aus Rom
ſchrifftlich ſeine Unterwerfigkeit dem Koͤnige gemel-
det. Der ploͤtzliche Tod des Prinzen Eugenii iſt hier
durch einen Expreſſen kund gemacht worden. Der
Koͤnig Stanislaus ſoll ſich annoch in dem Branden-
burg-Preußiſchen aufhalten, und wegen ſeiner in
Pohlen liegenden Guͤter einen Vergleich mit dem
Herrn Grafen Sulkowsky getroffen haben.
Weichſelſtrom, den 8. May.
Der Koͤnig Stanislaus ſoll, denen aus Stolpe
gegebenen Nachrichten zufolge, den 10ten Abends in
Lupow uͤbernachten, den 11ten Morgens in Stolpe,
und gegen den 16ten in Berlin eintreffen, der Revuͤe
beyzuwohnen. Er ſetzet ſeine Reiſe incognito fort,
und in den Orten, wo er durchgehet, und Beſatzun-
gen liegen, wird von den Wachten kein Spiel ge-
ruͤhret. Vor ſeinem Qvartier ſtehen 2. Mann Ge-
meine, und vor ſeinem Zimmer 2. Unter-Officier.
Rom, den 28. April.
Am Montag Morgen funden ſich die Capitaine
Proſperi und Bußi von Velletri bey hieſigem Hofe
ein, mit der Zeitung, wie die dortigen Einwohner,
als die nach Neapolis paßirende Spanier einige Of-
ficiers, Proviant auf den folgenden Tag zu beſtellen,
dahin abgeſchickt, die Waffen ergriffen, die Pforte
geſchloſſen, und geſagt haͤtten, daß ſie die Spanier
auf keinerley Weiſe bey ſich wiſſen wollten. Hier-
uͤber hielten die Cardinaͤle Firrau, Corſini uud Paſ-
ſeri mit gedachten beyden Capitains einen aberma-
ligen Congreß, und ſchickten ſie darauf mit der ge-
nommenen Reſolution nach Velletri zuruͤck. Am
Dienſtag Morgens hatte der von ſeiner langen
Krankheit wieder aufgekommene Cardinal Pieri ei-
ne halbſtuͤndige Audienz beym Papſt, und der Car-
dinal Aldrovandi fuhr gleichfalls nach Hofe, Sr.
Heiligkeit ſich zu reſigniren. Selbigen Tag reiſete
der Cardinal Barberini, zufolge der vom Hofe ge-
nommenen Reſolution, nach Velletri ab, um den Tu-
mult wider die Spanier als Biſchoff und Prinz ſol-
cher Stadt zu ſtillen.
Baſtia, den 22. April.
Zwiſchen der letzterwehnten Perſon, (die ſich Theo-
dorus, Vice-Roi von Corſica, Grand von Spanien,
Prinz von Norden, Lord von England, Fuͤrſt des
Reichs und Pair von Frankreich tituliret,) und den
vornehmſten Malcontenten wird zu Aleſani ein
Congreß gehalten. Er hat den Dr. Coſta zum Sie-
gel Bewahrer, den Chiaferi zum commandiren-
den General, den Pfarrer Aitelli zum General-Au-
diteur, Gian Giacomo Caſtinetta von Roßino, Si-
mon Fabiani von Ballagna und Antonio Butaſoco
von Veſcovato zu Obriſten, Giacinto Pauoli von
Roßino zum Gouverneur des Koͤnigsreichs, Seve-
rio Maſtra von Alleria zum Groß-Schatzmeiſter,
den Dr. Gaffori, von Corte und viele andere zu Ba-
rons, auch 18. Senatoren, 12. diß- und 6. jenſeits dem
Gebuͤrge, ohne welchen der Vice-Roy nicht die ge-
ringſten Auflagen machen darf, ernennet. Dieſe
haben eine Taxe von 3. Liren auf jede Feuer-Stelle
geleget, die Wittwen und Wayſen aber davon frey
geſchaͤtzet, und ſonſt einem jeden 5. Frey-Jahre ver-
liehen. Zu Porto-Vecchio hat derſelbe 6. Capitains
beſtellet, auch Leute mit Geld ausgeſandt, um Sol-
daten zu werben, und beregten Ort zu beſetzen. Jen-
ſeits dem Gebuͤrge hat er einen General-Lieutenant,
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