Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 79, 18. Mai 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] nichts mit gestriger Post eingegangen, als daß selbe
bey allen hohen Wohlseyn auf Gottorf arriviret,
und der mehreste Theil der Noblesse sich daselbst ein-
gefunden, ihre allerunterthänigste Aufwartung zu
machen.


Bey gutem Wetter divertiret sich Se. Majestät
der König nebst den um sich habenden Cavalieren
mit Scheiben-Schiessen und der Parforce-Jagd, auf
welcher er neulich 4. Pferde müde gemacht. Am
Sonnabeud langte der Starosta Jasielsky unter
einer Moscowitischen Bedeckung an, und tractirte
Tages darauf, nebst dem Woywoden von Lublin und
Herrn Kayserling, diejenigen Herren, so ihm auf die-
ser Reise gefolget. Der Lukowskische Staroste,
Herr Cekowsky, der Czerskische Castellan und einige
Towarzische halten sich annoch in Königsberg, bis
zur Entrichtung ihrer gemachten Schulden, auf.
Die hier Angekommenen beklagen sich unmäßig we-
gen ihres Geld-Mangels, und daß sie ganz ruiniret
worden. Sie hätten sich auch nicht aus Königsberg
heraus machen können, daferne der Herr Kayserling
ihnen nicht 40000. Ducaten, die der König Augustus
gut thun wird, übermacht hätte. Der Sieradzki-
sche Woywode hat noch keine Lust anhero zu kom-
men, sondern will mit aller Gelassenheit im Erm-
landischen verbleiben. Der Herr Szembeck will nach
dem Czrackauischen Capittel verreisen. Nachdem er
beyden Majestäten aufgewartet, brach er gestern mit
dem Cron-Referendario nach Peterkau auf, von
wannen sie nach Czenstochow gehen wollen. Die
Sendomirische Woywodschafft wird dem Lublini-
schen, und diese dem Starosten Jasielsky conferirt.
Der Cron-Referendarius Zalusky hat aus Rom
schrifftlich seine Unterwerfigkeit dem Könige gemel-
det. Der plötzliche Tod des Prinzen Eugenii ist hier
durch einen Expressen kund gemacht worden. Der
König Stanislaus soll sich annoch in dem Branden-
burg-Preußischen aufhalten, und wegen seiner in
Pohlen liegenden Güter einen Vergleich mit dem
Herrn Grafen Sulkowsky getroffen haben.


Der König Stanislaus soll, denen aus Stolpe
gegebenen Nachrichten zufolge, den 10ten Abends in
Lupow übernachten, den 11ten Morgens in Stolpe,
und gegen den 16ten in Berlin eintreffen, der Revüe
beyzuwohnen. Er setzet seine Reise incognito fort,
und in den Orten, wo er durchgehet, und Besatzun-
gen liegen, wird von den Wachten kein Spiel ge-
[Spaltenumbruch] rühret. Vor seinem Qvartier stehen 2. Mann Ge-
meine, und vor seinem Zimmer 2. Unter-Officier.


Am Montag Morgen funden sich die Capitaine
Prosperi und Bußi von Velletri bey hiesigem Hofe
ein, mit der Zeitung, wie die dortigen Einwohner,
als die nach Neapolis paßirende Spanier einige Of-
ficiers, Proviant auf den folgenden Tag zu bestellen,
dahin abgeschickt, die Waffen ergriffen, die Pforte
geschlossen, und gesagt hätten, daß sie die Spanier
auf keinerley Weise bey sich wissen wollten. Hier-
über hielten die Cardinäle Firrau, Corsini uud Pas-
seri mit gedachten beyden Capitains einen aberma-
ligen Congreß, und schickten sie darauf mit der ge-
nommenen Resolution nach Velletri zurück. Am
Dienstag Morgens hatte der von seiner langen
Krankheit wieder aufgekommene Cardinal Pieri ei-
ne halbstündige Audienz beym Papst, und der Car-
dinal Aldrovandi fuhr gleichfalls nach Hofe, Sr.
Heiligkeit sich zu resigniren. Selbigen Tag reisete
der Cardinal Barberini, zufolge der vom Hofe ge-
nommenen Resolution, nach Velletri ab, um den Tu-
mult wider die Spanier als Bischoff und Prinz sol-
cher Stadt zu stillen.


Zwischen der letzterwehnten Person, (die sich Theo-
dorus, Vice-Roi von Corsica, Grand von Spanien,
Prinz von Norden, Lord von England, Fürst des
Reichs und Pair von Frankreich tituliret,) und den
vornehmsten Malcontenten wird zu Alesani ein
Congreß gehalten. Er hat den Dr. Costa zum Sie-
gel Bewahrer, den Chiaferi zum commandiren-
den General, den Pfarrer Aitelli zum General-Au-
diteur, Gian Giacomo Castinetta von Roßino, Si-
mon Fabiani von Ballagna und Antonio Butasoco
von Vescovato zu Obristen, Giacinto Pauoli von
Roßino zum Gouverneur des Königsreichs, Seve-
rio Mastra von Alleria zum Groß-Schatzmeister,
den Dr. Gaffori, von Corte und viele andere zu Ba-
rons, auch 18. Senatoren, 12. diß- und 6. jenseits dem
Gebürge, ohne welchen der Vice-Roy nicht die ge-
ringsten Auflagen machen darf, ernennet. Diese
haben eine Taxe von 3. Liren auf jede Feuer-Stelle
geleget, die Wittwen und Waysen aber davon frey
geschätzet, und sonst einem jeden 5. Frey-Jahre ver-
liehen. Zu Porto-Vecchio hat derselbe 6. Capitains
bestellet, auch Leute mit Geld ausgesandt, um Sol-
daten zu werben, und beregten Ort zu besetzen. Jen-
seits dem Gebürge hat er einen General-Lieutenant,

[Spaltenumbruch] nichts mit geſtriger Poſt eingegangen, als daß ſelbe
bey allen hohen Wohlſeyn auf Gottorf arriviret,
und der mehreſte Theil der Nobleſſe ſich daſelbſt ein-
gefunden, ihre allerunterthaͤnigſte Aufwartung zu
machen.


Bey gutem Wetter divertiret ſich Se. Majeſtaͤt
der Koͤnig nebſt den um ſich habenden Cavalieren
mit Scheiben-Schieſſen und der Parforce-Jagd, auf
welcher er neulich 4. Pferde muͤde gemacht. Am
Sonnabeud langte der Staroſta Jaſielsky unter
einer Moſcowitiſchen Bedeckung an, und tractirte
Tages darauf, nebſt dem Woywoden von Lublin und
Herrn Kayſerling, diejenigen Herren, ſo ihm auf die-
ſer Reiſe gefolget. Der Lukowskiſche Staroſte,
Herr Cekowsky, der Czerskiſche Caſtellan und einige
Towarziſche halten ſich annoch in Koͤnigsberg, bis
zur Entrichtung ihrer gemachten Schulden, auf.
Die hier Angekommenen beklagen ſich unmaͤßig we-
gen ihres Geld-Mangels, und daß ſie ganz ruiniret
worden. Sie haͤtten ſich auch nicht aus Koͤnigsberg
heraus machen koͤnnen, daferne der Herr Kayſerling
ihnen nicht 40000. Ducaten, die der Koͤnig Auguſtus
gut thun wird, uͤbermacht haͤtte. Der Sieradzki-
ſche Woywode hat noch keine Luſt anhero zu kom-
men, ſondern will mit aller Gelaſſenheit im Erm-
landiſchen verbleiben. Der Herr Szembeck will nach
dem Czrackauiſchen Capittel verreiſen. Nachdem er
beyden Majeſtaͤten aufgewartet, brach er geſtern mit
dem Cron-Referendario nach Peterkau auf, von
wannen ſie nach Czenſtochow gehen wollen. Die
Sendomiriſche Woywodſchafft wird dem Lublini-
ſchen, und dieſe dem Staroſten Jaſielsky conferirt.
Der Cron-Referendarius Zalusky hat aus Rom
ſchrifftlich ſeine Unterwerfigkeit dem Koͤnige gemel-
det. Der ploͤtzliche Tod des Prinzen Eugenii iſt hier
durch einen Expreſſen kund gemacht worden. Der
Koͤnig Stanislaus ſoll ſich annoch in dem Branden-
burg-Preußiſchen aufhalten, und wegen ſeiner in
Pohlen liegenden Guͤter einen Vergleich mit dem
Herrn Grafen Sulkowsky getroffen haben.


Der Koͤnig Stanislaus ſoll, denen aus Stolpe
gegebenen Nachrichten zufolge, den 10ten Abends in
Lupow uͤbernachten, den 11ten Morgens in Stolpe,
und gegen den 16ten in Berlin eintreffen, der Revuͤe
beyzuwohnen. Er ſetzet ſeine Reiſe incognito fort,
und in den Orten, wo er durchgehet, und Beſatzun-
gen liegen, wird von den Wachten kein Spiel ge-
[Spaltenumbruch] ruͤhret. Vor ſeinem Qvartier ſtehen 2. Mann Ge-
meine, und vor ſeinem Zimmer 2. Unter-Officier.


Am Montag Morgen funden ſich die Capitaine
Proſperi und Bußi von Velletri bey hieſigem Hofe
ein, mit der Zeitung, wie die dortigen Einwohner,
als die nach Neapolis paßirende Spanier einige Of-
ficiers, Proviant auf den folgenden Tag zu beſtellen,
dahin abgeſchickt, die Waffen ergriffen, die Pforte
geſchloſſen, und geſagt haͤtten, daß ſie die Spanier
auf keinerley Weiſe bey ſich wiſſen wollten. Hier-
uͤber hielten die Cardinaͤle Firrau, Corſini uud Paſ-
ſeri mit gedachten beyden Capitains einen aberma-
ligen Congreß, und ſchickten ſie darauf mit der ge-
nommenen Reſolution nach Velletri zuruͤck. Am
Dienſtag Morgens hatte der von ſeiner langen
Krankheit wieder aufgekommene Cardinal Pieri ei-
ne halbſtuͤndige Audienz beym Papſt, und der Car-
dinal Aldrovandi fuhr gleichfalls nach Hofe, Sr.
Heiligkeit ſich zu reſigniren. Selbigen Tag reiſete
der Cardinal Barberini, zufolge der vom Hofe ge-
nommenen Reſolution, nach Velletri ab, um den Tu-
mult wider die Spanier als Biſchoff und Prinz ſol-
cher Stadt zu ſtillen.


Zwiſchen der letzterwehnten Perſon, (die ſich Theo-
dorus, Vice-Roi von Corſica, Grand von Spanien,
Prinz von Norden, Lord von England, Fuͤrſt des
Reichs und Pair von Frankreich tituliret,) und den
vornehmſten Malcontenten wird zu Aleſani ein
Congreß gehalten. Er hat den Dr. Coſta zum Sie-
gel Bewahrer, den Chiaferi zum commandiren-
den General, den Pfarrer Aitelli zum General-Au-
diteur, Gian Giacomo Caſtinetta von Roßino, Si-
mon Fabiani von Ballagna und Antonio Butaſoco
von Veſcovato zu Obriſten, Giacinto Pauoli von
Roßino zum Gouverneur des Koͤnigsreichs, Seve-
rio Maſtra von Alleria zum Groß-Schatzmeiſter,
den Dr. Gaffori, von Corte und viele andere zu Ba-
rons, auch 18. Senatoren, 12. diß- und 6. jenſeits dem
Gebuͤrge, ohne welchen der Vice-Roy nicht die ge-
ringſten Auflagen machen darf, ernennet. Dieſe
haben eine Taxe von 3. Liren auf jede Feuer-Stelle
geleget, die Wittwen und Wayſen aber davon frey
geſchaͤtzet, und ſonſt einem jeden 5. Frey-Jahre ver-
liehen. Zu Porto-Vecchio hat derſelbe 6. Capitains
beſtellet, auch Leute mit Geld ausgeſandt, um Sol-
daten zu werben, und beregten Ort zu beſetzen. Jen-
ſeits dem Gebuͤrge hat er einen General-Lieutenant,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/>
nichts mit ge&#x017F;triger Po&#x017F;t eingegangen, als daß                         &#x017F;elbe<lb/>
bey allen hohen Wohl&#x017F;eyn auf Gottorf                         arriviret,<lb/>
und der mehre&#x017F;te Theil der Noble&#x017F;&#x017F;e                         &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t ein-<lb/>
gefunden, ihre                         alleruntertha&#x0364;nig&#x017F;te Aufwartung zu<lb/>
machen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <head/>
            <dateline> <hi rendition="#c">War&#x017F;chau, den 4. May.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Bey gutem Wetter divertiret &#x017F;ich Se. Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
der                         Ko&#x0364;nig neb&#x017F;t den um &#x017F;ich habenden Cavalieren<lb/>
mit                         Scheiben-Schie&#x017F;&#x017F;en und der Parforce-Jagd, auf<lb/>
welcher er                         neulich 4. Pferde mu&#x0364;de gemacht. Am<lb/>
Sonnabeud langte der                         Staro&#x017F;ta Ja&#x017F;ielsky unter<lb/>
einer                         Mo&#x017F;cowiti&#x017F;chen Bedeckung an, und tractirte<lb/>
Tages darauf,                         neb&#x017F;t dem Woywoden von Lublin und<lb/>
Herrn Kay&#x017F;erling,                         diejenigen Herren, &#x017F;o ihm auf die-<lb/>
&#x017F;er Rei&#x017F;e                         gefolget. Der Lukowski&#x017F;che Staro&#x017F;te,<lb/>
Herr Cekowsky, der                         Czerski&#x017F;che Ca&#x017F;tellan und einige<lb/>
Towarzi&#x017F;che halten                         &#x017F;ich annoch in Ko&#x0364;nigsberg, bis<lb/>
zur Entrichtung ihrer                         gemachten Schulden, auf.<lb/>
Die hier Angekommenen beklagen &#x017F;ich                         unma&#x0364;ßig we-<lb/>
gen ihres Geld-Mangels, und daß &#x017F;ie ganz                         ruiniret<lb/>
worden. Sie ha&#x0364;tten &#x017F;ich auch nicht aus                         Ko&#x0364;nigsberg<lb/>
heraus machen ko&#x0364;nnen, daferne der Herr                         Kay&#x017F;erling<lb/>
ihnen nicht 40000. Ducaten, die der Ko&#x0364;nig                         Augu&#x017F;tus<lb/>
gut thun wird, u&#x0364;bermacht ha&#x0364;tte. Der                         Sieradzki-<lb/>
&#x017F;che Woywode hat noch keine Lu&#x017F;t anhero zu                         kom-<lb/>
men, &#x017F;ondern will mit aller Gela&#x017F;&#x017F;enheit im                         Erm-<lb/>
landi&#x017F;chen verbleiben. Der Herr Szembeck will nach<lb/>
dem                         Czrackaui&#x017F;chen Capittel verrei&#x017F;en. Nachdem er<lb/>
beyden                         Maje&#x017F;ta&#x0364;ten aufgewartet, brach er ge&#x017F;tern mit<lb/>
dem                         Cron-Referendario nach Peterkau auf, von<lb/>
wannen &#x017F;ie nach                         Czen&#x017F;tochow gehen wollen. Die<lb/>
Sendomiri&#x017F;che                         Woywod&#x017F;chafft wird dem Lublini-<lb/>
&#x017F;chen, und die&#x017F;e                         dem Staro&#x017F;ten Ja&#x017F;ielsky conferirt.<lb/>
Der Cron-Referendarius                         Zalusky hat aus Rom<lb/>
&#x017F;chrifftlich &#x017F;eine Unterwerfigkeit dem                         Ko&#x0364;nige gemel-<lb/>
det. Der plo&#x0364;tzliche Tod des Prinzen                         Eugenii i&#x017F;t hier<lb/>
durch einen Expre&#x017F;&#x017F;en kund gemacht                         worden. Der<lb/>
Ko&#x0364;nig Stanislaus &#x017F;oll &#x017F;ich annoch in                         dem Branden-<lb/>
burg-Preußi&#x017F;chen aufhalten, und wegen &#x017F;einer                         in<lb/>
Pohlen liegenden Gu&#x0364;ter einen Vergleich mit dem<lb/>
Herrn                         Grafen Sulkowsky getroffen haben.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Weich&#x017F;el&#x017F;trom, den 8. May.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Ko&#x0364;nig Stanislaus &#x017F;oll, denen aus Stolpe<lb/>
gegebenen                         Nachrichten zufolge, den 10ten Abends in<lb/>
Lupow u&#x0364;bernachten, den                         11ten Morgens in Stolpe,<lb/>
und gegen den 16ten in Berlin eintreffen, der                         Revu&#x0364;e<lb/>
beyzuwohnen. Er &#x017F;etzet &#x017F;eine Rei&#x017F;e                         incognito fort,<lb/>
und in den Orten, wo er durchgehet, und                         Be&#x017F;atzun-<lb/>
gen liegen, wird von den Wachten kein Spiel                         ge-<lb/><cb/>
ru&#x0364;hret. Vor &#x017F;einem Qvartier &#x017F;tehen 2.                         Mann Ge-<lb/>
meine, und vor &#x017F;einem Zimmer 2. Unter-Officier.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 28. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Am Montag Morgen funden &#x017F;ich die Capitaine<lb/>
Pro&#x017F;peri und                         Bußi von Velletri bey hie&#x017F;igem Hofe<lb/>
ein, mit der Zeitung, wie die                         dortigen Einwohner,<lb/>
als die nach Neapolis paßirende Spanier einige                         Of-<lb/>
ficiers, Proviant auf den folgenden Tag zu                         be&#x017F;tellen,<lb/>
dahin abge&#x017F;chickt, die Waffen ergriffen, die                         Pforte<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und ge&#x017F;agt                         ha&#x0364;tten, daß &#x017F;ie die Spanier<lb/>
auf keinerley Wei&#x017F;e                         bey &#x017F;ich wi&#x017F;&#x017F;en wollten. Hier-<lb/>
u&#x0364;ber hielten                         die Cardina&#x0364;le Firrau, Cor&#x017F;ini uud Pa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eri                         mit gedachten beyden Capitains einen aberma-<lb/>
ligen Congreß, und                         &#x017F;chickten &#x017F;ie darauf mit der ge-<lb/>
nommenen                         Re&#x017F;olution nach Velletri zuru&#x0364;ck. Am<lb/>
Dien&#x017F;tag                         Morgens hatte der von &#x017F;einer langen<lb/>
Krankheit wieder aufgekommene                         Cardinal Pieri ei-<lb/>
ne halb&#x017F;tu&#x0364;ndige Audienz beym                         Pap&#x017F;t, und der Car-<lb/>
dinal Aldrovandi fuhr gleichfalls nach Hofe,                         Sr.<lb/>
Heiligkeit &#x017F;ich zu re&#x017F;igniren. Selbigen Tag                         rei&#x017F;ete<lb/>
der Cardinal Barberini, zufolge der vom Hofe                         ge-<lb/>
nommenen Re&#x017F;olution, nach Velletri ab, um den Tu-<lb/>
mult                         wider die Spanier als Bi&#x017F;choff und Prinz &#x017F;ol-<lb/>
cher Stadt                         zu &#x017F;tillen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Ba&#x017F;tia, den 22. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Zwi&#x017F;chen der letzterwehnten Per&#x017F;on, (die &#x017F;ich                         Theo-<lb/>
dorus, Vice-Roi von Cor&#x017F;ica, Grand von Spanien,<lb/>
Prinz                         von Norden, Lord von England, Fu&#x0364;r&#x017F;t des<lb/>
Reichs und Pair                         von Frankreich tituliret,) und den<lb/>
vornehm&#x017F;ten Malcontenten wird                         zu Ale&#x017F;ani ein<lb/>
Congreß gehalten. Er hat den Dr. Co&#x017F;ta zum                         Sie-<lb/>
gel Bewahrer, den Chiaferi zum commandiren-<lb/>
den General, den                         Pfarrer Aitelli zum General-Au-<lb/>
diteur, Gian Giacomo Ca&#x017F;tinetta                         von Roßino, Si-<lb/>
mon Fabiani von Ballagna und Antonio                         Buta&#x017F;oco<lb/>
von Ve&#x017F;covato zu Obri&#x017F;ten, Giacinto Pauoli                         von<lb/>
Roßino zum Gouverneur des Ko&#x0364;nigsreichs, Seve-<lb/>
rio                         Ma&#x017F;tra von Alleria zum Groß-Schatzmei&#x017F;ter,<lb/>
den Dr.                         Gaffori, von Corte und viele andere zu Ba-<lb/>
rons, auch 18. Senatoren, 12.                         diß- und 6. jen&#x017F;eits dem<lb/>
Gebu&#x0364;rge, ohne welchen der                         Vice-Roy nicht die ge-<lb/>
ring&#x017F;ten Auflagen machen darf, ernennet.                         Die&#x017F;e<lb/>
haben eine Taxe von 3. Liren auf jede                         Feuer-Stelle<lb/>
geleget, die Wittwen und Way&#x017F;en aber davon                         frey<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;tzet, und &#x017F;on&#x017F;t einem jeden 5.                         Frey-Jahre ver-<lb/>
liehen. Zu Porto-Vecchio hat der&#x017F;elbe 6.                         Capitains<lb/>
be&#x017F;tellet, auch Leute mit Geld ausge&#x017F;andt, um                         Sol-<lb/>
daten zu werben, und beregten Ort zu be&#x017F;etzen.                         Jen-<lb/>
&#x017F;eits dem Gebu&#x0364;rge hat er einen                             General-Lieutenant,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] nichts mit geſtriger Poſt eingegangen, als daß ſelbe bey allen hohen Wohlſeyn auf Gottorf arriviret, und der mehreſte Theil der Nobleſſe ſich daſelbſt ein- gefunden, ihre allerunterthaͤnigſte Aufwartung zu machen. Warſchau, den 4. May. Bey gutem Wetter divertiret ſich Se. Majeſtaͤt der Koͤnig nebſt den um ſich habenden Cavalieren mit Scheiben-Schieſſen und der Parforce-Jagd, auf welcher er neulich 4. Pferde muͤde gemacht. Am Sonnabeud langte der Staroſta Jaſielsky unter einer Moſcowitiſchen Bedeckung an, und tractirte Tages darauf, nebſt dem Woywoden von Lublin und Herrn Kayſerling, diejenigen Herren, ſo ihm auf die- ſer Reiſe gefolget. Der Lukowskiſche Staroſte, Herr Cekowsky, der Czerskiſche Caſtellan und einige Towarziſche halten ſich annoch in Koͤnigsberg, bis zur Entrichtung ihrer gemachten Schulden, auf. Die hier Angekommenen beklagen ſich unmaͤßig we- gen ihres Geld-Mangels, und daß ſie ganz ruiniret worden. Sie haͤtten ſich auch nicht aus Koͤnigsberg heraus machen koͤnnen, daferne der Herr Kayſerling ihnen nicht 40000. Ducaten, die der Koͤnig Auguſtus gut thun wird, uͤbermacht haͤtte. Der Sieradzki- ſche Woywode hat noch keine Luſt anhero zu kom- men, ſondern will mit aller Gelaſſenheit im Erm- landiſchen verbleiben. Der Herr Szembeck will nach dem Czrackauiſchen Capittel verreiſen. Nachdem er beyden Majeſtaͤten aufgewartet, brach er geſtern mit dem Cron-Referendario nach Peterkau auf, von wannen ſie nach Czenſtochow gehen wollen. Die Sendomiriſche Woywodſchafft wird dem Lublini- ſchen, und dieſe dem Staroſten Jaſielsky conferirt. Der Cron-Referendarius Zalusky hat aus Rom ſchrifftlich ſeine Unterwerfigkeit dem Koͤnige gemel- det. Der ploͤtzliche Tod des Prinzen Eugenii iſt hier durch einen Expreſſen kund gemacht worden. Der Koͤnig Stanislaus ſoll ſich annoch in dem Branden- burg-Preußiſchen aufhalten, und wegen ſeiner in Pohlen liegenden Guͤter einen Vergleich mit dem Herrn Grafen Sulkowsky getroffen haben. Weichſelſtrom, den 8. May. Der Koͤnig Stanislaus ſoll, denen aus Stolpe gegebenen Nachrichten zufolge, den 10ten Abends in Lupow uͤbernachten, den 11ten Morgens in Stolpe, und gegen den 16ten in Berlin eintreffen, der Revuͤe beyzuwohnen. Er ſetzet ſeine Reiſe incognito fort, und in den Orten, wo er durchgehet, und Beſatzun- gen liegen, wird von den Wachten kein Spiel ge- ruͤhret. Vor ſeinem Qvartier ſtehen 2. Mann Ge- meine, und vor ſeinem Zimmer 2. Unter-Officier. Rom, den 28. April. Am Montag Morgen funden ſich die Capitaine Proſperi und Bußi von Velletri bey hieſigem Hofe ein, mit der Zeitung, wie die dortigen Einwohner, als die nach Neapolis paßirende Spanier einige Of- ficiers, Proviant auf den folgenden Tag zu beſtellen, dahin abgeſchickt, die Waffen ergriffen, die Pforte geſchloſſen, und geſagt haͤtten, daß ſie die Spanier auf keinerley Weiſe bey ſich wiſſen wollten. Hier- uͤber hielten die Cardinaͤle Firrau, Corſini uud Paſ- ſeri mit gedachten beyden Capitains einen aberma- ligen Congreß, und ſchickten ſie darauf mit der ge- nommenen Reſolution nach Velletri zuruͤck. Am Dienſtag Morgens hatte der von ſeiner langen Krankheit wieder aufgekommene Cardinal Pieri ei- ne halbſtuͤndige Audienz beym Papſt, und der Car- dinal Aldrovandi fuhr gleichfalls nach Hofe, Sr. Heiligkeit ſich zu reſigniren. Selbigen Tag reiſete der Cardinal Barberini, zufolge der vom Hofe ge- nommenen Reſolution, nach Velletri ab, um den Tu- mult wider die Spanier als Biſchoff und Prinz ſol- cher Stadt zu ſtillen. Baſtia, den 22. April. Zwiſchen der letzterwehnten Perſon, (die ſich Theo- dorus, Vice-Roi von Corſica, Grand von Spanien, Prinz von Norden, Lord von England, Fuͤrſt des Reichs und Pair von Frankreich tituliret,) und den vornehmſten Malcontenten wird zu Aleſani ein Congreß gehalten. Er hat den Dr. Coſta zum Sie- gel Bewahrer, den Chiaferi zum commandiren- den General, den Pfarrer Aitelli zum General-Au- diteur, Gian Giacomo Caſtinetta von Roßino, Si- mon Fabiani von Ballagna und Antonio Butaſoco von Veſcovato zu Obriſten, Giacinto Pauoli von Roßino zum Gouverneur des Koͤnigsreichs, Seve- rio Maſtra von Alleria zum Groß-Schatzmeiſter, den Dr. Gaffori, von Corte und viele andere zu Ba- rons, auch 18. Senatoren, 12. diß- und 6. jenſeits dem Gebuͤrge, ohne welchen der Vice-Roy nicht die ge- ringſten Auflagen machen darf, ernennet. Dieſe haben eine Taxe von 3. Liren auf jede Feuer-Stelle geleget, die Wittwen und Wayſen aber davon frey geſchaͤtzet, und ſonſt einem jeden 5. Frey-Jahre ver- liehen. Zu Porto-Vecchio hat derſelbe 6. Capitains beſtellet, auch Leute mit Geld ausgeſandt, um Sol- daten zu werben, und beregten Ort zu beſetzen. Jen- ſeits dem Gebuͤrge hat er einen General-Lieutenant,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-28T10:00:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_791805_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_791805_1736/2
Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 79, 18. Mai 1736, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_791805_1736/2>, abgerufen am 29.03.2024.