Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 81, 22. Mai 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Staat führet, allwo man denn einen grossen Zoll an-
legen, und in der Handlung allerhand Hinderniß
machen kan, daher Jhro Kayserl. Majestät besagten
Ort nicht abtreten wollen. Die Sardinische Mi-
nistri wollen aus dem hiesigen Königl. Schatz und
aus den Cassen der Pachtungen alles vorhandene
Geld hinweg führen.


Dem Gerüchte nach dürfte die zu Wien verle-
digte Hof-Kriegs-Raths-Präsidenten-Stelle viel-
leicht in ein Directorium von 8. Generals-Personen
verwandelt werden, worin der Herr Feld-Marschall
von Königseck das Präsidium führen wird. Der
Schwedische Herr Gesandte, Graf von Teßin, soll
nun seine Reise auf einige Wochen nach Venedig an-
getreten haben, welcher noch zuvor eine Beschwe-
rung über die von dem Stadt-Rath angeordnete
Commissarien, um in den Wienerischen Vorstädten
zu visitiren, was sich etwa für Fremde in denselben
aufhalten, eingebracht, inmassen dieselben unter an-
dern auch in des Schwedischen Herrn Legations-
Secretairs Behausung gekommen; da denn eben
ein fremder Mahler sich in demselben aufgehalten,
welcher, in den Gedanken, als ob es Diebe, die ihn
überfallen wollen, seine Retirade aus einem Fenster
genommen, und in dem Sprunge einen Schenkel
zerbrochen. Der Spanische Hof soll der Republic
Genua eine wichtige Summe Geldes für der Jn-
sul Corsica, als die sie doch nicht würde mainteni-
ren können, angeboten haben; allein so viel man
vernimmt, soll diese Republic zu solchem Anerbieten
keine Neigung bezeigen. Der Prinz von Hildburgs-
hausen stehet in Bereitschafft mit dem ehesten nach
Jtalien, nicht aber nach Ungarn, wie sonst verlauten
wollen, zu gehen. Sonst ist vor einigen Tagen da-
selbst ein von dem Holländischen Gesandten zu Con-
stantinopel, Herrn Kalkoen, nach dem Haag abge-
fertigter Expresser durchpaßiret, welcher berichtet,
daß der Groß-Vezier auf die verlangte Satisfaction,
wegen des enthaupteten Holländischen Cammer-
Dieners, lediglich zur Antwort ertheilet, daß er-
meldete Execution den Gesetzen des Mahomeds ge-
mäß, und weiter an keine Satisfaction zu gedenken
sey, als daß in dem Fall, wenn sich ein gleicher Cas
mit den Bedienten eines in der Christenheit befindli-
chen Türkischen Gesandten zutragen würde, der letz-
tere alsdann nicht ermangeln sollte, seinen Bedien-
ten sofort zur gebührenden Strafe auszuliefern.
Weil man befürchtet, es dürften die Mißvergnüg-
[Spaltenumbruch] ten in Ungarn sich auf die Bedrückungen der Prote-
stanten in diesem Königreiche beruffen, und die Com-
mendanten aus verschiedenen Orten der Gegend be-
richtet, daß sich die ersten verlauten lassen, wie ihre
Absicht mit dahin gehe, nebst der Wiederherstellung
der alten Privilegien, die freye Religions-Uebung
in Ungarn und Siebenbürgen zu behaupten, derglei-
chen auch zu Anfang dieses Jahrhundert der Prinz
Ragotzy, ohnerachtet er der Römisch-Catholischen
Religion zugethan gewesen, sich angemasset: so will
verlauten, daß die Commendanten überall Befehl
erhalten, den Protestantischen Gemeinden bekandt
zu machen, daß, wenn sie etwa in Kirchen-und Schul-
Sachen von jemand gekränket werden sollten, sie sich
deshalben sofort zu melden, und alle mögliche Sa-
tisfaction zu erwarten hätten. Vor einigen Tagen
sind bey Regenspurg etliche 1000. Personen zu Schif-
fe vorbey paßiret, welche sich in Ungarn häuslich
niederlassen werden. Von dem Schluß der Reichs-
Stände zu den Friedens-Präliminarien höret man
noch nichts, und glauben viele, daß selbiger noch
nicht erfolgen werde, bis einige Umstände erst zur
Richtigkeit gebracht worden.


Nun sind auch die übrigen 2. Frey-Compagnien
mit dem annoch in Kayserslautern vorräthig gewe-
senen Proviant daselbst abmarschirt, und wird besag-
tes Kayserslautern erster Tagen ein Chur-Pfälzi-
sches Commando besetzen.


Gestern früh zogen zur Belustigung Jhro Durchl-
des Prinzen Ferdinand von Bayern 2. Regimenter
von hiesiger Besatzung nach den sogenannten Nie-
der-Grund, und machten daselbst ihre Kriegs-Exer-
citia. Die Kayserl. Feld-Apotheck, welche an-
noch zu Heydelberg ist, soll im Begriff seyn nebst dem
ganzen Collegio Medico und Chyrurgico nach Wien
abzugehen. Jn dem Elsaß ist allen Königl. Fran-
zösischen Jntendanten und Commissarien der Be-
fehl zugeschickt worden, den in dasigen Plätzen befind-
lichen Vorrath an Wein, Brandtwein, gesalzenem
und geräucherten Speck, Butter, Käse, Reis, To-
back, nebst allerhand Gattung von Hülsen-Früchten
öffentlich zu verkauffen.


Den 16ten dieses, Morgens um halb 6. Uhr, sind
Jhro Majestät der König Stanislaus, in Beglei-
tung des Herrn General-Lieutenants von Kattens

[Spaltenumbruch] Staat fuͤhret, allwo man denn einen groſſen Zoll an-
legen, und in der Handlung allerhand Hinderniß
machen kan, daher Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt beſagten
Ort nicht abtreten wollen. Die Sardiniſche Mi-
niſtri wollen aus dem hieſigen Koͤnigl. Schatz und
aus den Caſſen der Pachtungen alles vorhandene
Geld hinweg fuͤhren.


Dem Geruͤchte nach duͤrfte die zu Wien verle-
digte Hof-Kriegs-Raths-Praͤſidenten-Stelle viel-
leicht in ein Directorium von 8. Generals-Perſonen
verwandelt werden, worin der Herr Feld-Marſchall
von Koͤnigseck das Praͤſidium fuͤhren wird. Der
Schwediſche Herr Geſandte, Graf von Teßin, ſoll
nun ſeine Reiſe auf einige Wochen nach Venedig an-
getreten haben, welcher noch zuvor eine Beſchwe-
rung uͤber die von dem Stadt-Rath angeordnete
Commiſſarien, um in den Wieneriſchen Vorſtaͤdten
zu viſitiren, was ſich etwa fuͤr Fremde in denſelben
aufhalten, eingebracht, inmaſſen dieſelben unter an-
dern auch in des Schwediſchen Herrn Legations-
Secretairs Behauſung gekommen; da denn eben
ein fremder Mahler ſich in demſelben aufgehalten,
welcher, in den Gedanken, als ob es Diebe, die ihn
uͤberfallen wollen, ſeine Retirade aus einem Fenſter
genommen, und in dem Sprunge einen Schenkel
zerbrochen. Der Spaniſche Hof ſoll der Republic
Genua eine wichtige Summe Geldes fuͤr der Jn-
ſul Corſica, als die ſie doch nicht wuͤrde mainteni-
ren koͤnnen, angeboten haben; allein ſo viel man
vernimmt, ſoll dieſe Republic zu ſolchem Anerbieten
keine Neigung bezeigen. Der Prinz von Hildburgs-
hauſen ſtehet in Bereitſchafft mit dem eheſten nach
Jtalien, nicht aber nach Ungarn, wie ſonſt verlauten
wollen, zu gehen. Sonſt iſt vor einigen Tagen da-
ſelbſt ein von dem Hollaͤndiſchen Geſandten zu Con-
ſtantinopel, Herrn Kalkoen, nach dem Haag abge-
fertigter Expreſſer durchpaßiret, welcher berichtet,
daß der Groß-Vezier auf die verlangte Satisfaction,
wegen des enthaupteten Hollaͤndiſchen Cammer-
Dieners, lediglich zur Antwort ertheilet, daß er-
meldete Execution den Geſetzen des Mahomeds ge-
maͤß, und weiter an keine Satisfaction zu gedenken
ſey, als daß in dem Fall, wenn ſich ein gleicher Cas
mit den Bedienten eines in der Chriſtenheit befindli-
chen Tuͤrkiſchen Geſandten zutragen wuͤrde, der letz-
tere alsdann nicht ermangeln ſollte, ſeinen Bedien-
ten ſofort zur gebuͤhrenden Strafe auszuliefern.
Weil man befuͤrchtet, es duͤrften die Mißvergnuͤg-
[Spaltenumbruch] ten in Ungarn ſich auf die Bedruͤckungen der Prote-
ſtanten in dieſem Koͤnigreiche beruffen, und die Com-
mendanten aus verſchiedenen Orten der Gegend be-
richtet, daß ſich die erſten verlauten laſſen, wie ihre
Abſicht mit dahin gehe, nebſt der Wiederherſtellung
der alten Privilegien, die freye Religions-Uebung
in Ungarn und Siebenbuͤrgen zu behaupten, derglei-
chen auch zu Anfang dieſes Jahrhundert der Prinz
Ragotzy, ohnerachtet er der Roͤmiſch-Catholiſchen
Religion zugethan geweſen, ſich angemaſſet: ſo will
verlauten, daß die Commendanten uͤberall Befehl
erhalten, den Proteſtantiſchen Gemeinden bekandt
zu machen, daß, wenn ſie etwa in Kirchen-und Schul-
Sachen von jemand gekraͤnket werden ſollten, ſie ſich
deshalben ſofort zu melden, und alle moͤgliche Sa-
tisfaction zu erwarten haͤtten. Vor einigen Tagen
ſind bey Regenſpurg etliche 1000. Perſonen zu Schif-
fe vorbey paßiret, welche ſich in Ungarn haͤuslich
niederlaſſen werden. Von dem Schluß der Reichs-
Staͤnde zu den Friedens-Praͤliminarien hoͤret man
noch nichts, und glauben viele, daß ſelbiger noch
nicht erfolgen werde, bis einige Umſtaͤnde erſt zur
Richtigkeit gebracht worden.


Nun ſind auch die uͤbrigen 2. Frey-Compagnien
mit dem annoch in Kayſerslautern vorraͤthig gewe-
ſenen Proviant daſelbſt abmarſchirt, und wird beſag-
tes Kayſerslautern erſter Tagen ein Chur-Pfaͤlzi-
ſches Commando beſetzen.


Geſtern fruͤh zogen zur Beluſtigung Jhro Durchl-
des Prinzen Ferdinand von Bayern 2. Regimenter
von hieſiger Beſatzung nach den ſogenannten Nie-
der-Grund, und machten daſelbſt ihre Kriegs-Exer-
citia. Die Kayſerl. Feld-Apotheck, welche an-
noch zu Heydelberg iſt, ſoll im Begriff ſeyn nebſt dem
ganzen Collegio Medico und Chyrurgico nach Wien
abzugehen. Jn dem Elſaß iſt allen Koͤnigl. Fran-
zoͤſiſchen Jntendanten und Commiſſarien der Be-
fehl zugeſchickt worden, den in daſigen Plaͤtzen befind-
lichen Vorrath an Wein, Brandtwein, geſalzenem
und geraͤucherten Speck, Butter, Kaͤſe, Reis, To-
back, nebſt allerhand Gattung von Huͤlſen-Fruͤchten
oͤffentlich zu verkauffen.


Den 16ten dieſes, Morgens um halb 6. Uhr, ſind
Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig Stanislaus, in Beglei-
tung des Herrn General-Lieutenants von Kattens

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/>
Staat fu&#x0364;hret, allwo man denn einen gro&#x017F;&#x017F;en Zoll                         an-<lb/>
legen, und in der Handlung allerhand Hinderniß<lb/>
machen kan, daher                         Jhro Kay&#x017F;erl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t be&#x017F;agten<lb/>
Ort nicht                         abtreten wollen. Die Sardini&#x017F;che Mi-<lb/>
ni&#x017F;tri wollen aus dem                         hie&#x017F;igen Ko&#x0364;nigl. Schatz und<lb/>
aus den Ca&#x017F;&#x017F;en                         der Pachtungen alles vorhandene<lb/>
Geld hinweg fu&#x0364;hren.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Donau&#x017F;trom, den 11. May.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Dem Geru&#x0364;chte nach du&#x0364;rfte die zu Wien verle-<lb/>
digte                         Hof-Kriegs-Raths-Pra&#x0364;&#x017F;identen-Stelle viel-<lb/>
leicht in ein                         Directorium von 8. Generals-Per&#x017F;onen<lb/>
verwandelt werden, worin der                         Herr Feld-Mar&#x017F;chall<lb/>
von Ko&#x0364;nigseck das                         Pra&#x0364;&#x017F;idium fu&#x0364;hren wird. Der<lb/>
Schwedi&#x017F;che                         Herr Ge&#x017F;andte, Graf von Teßin, &#x017F;oll<lb/>
nun &#x017F;eine                         Rei&#x017F;e auf einige Wochen nach Venedig an-<lb/>
getreten haben, welcher                         noch zuvor eine Be&#x017F;chwe-<lb/>
rung u&#x0364;ber die von dem Stadt-Rath                         angeordnete<lb/>
Commi&#x017F;&#x017F;arien, um in den Wieneri&#x017F;chen                         Vor&#x017F;ta&#x0364;dten<lb/>
zu vi&#x017F;itiren, was &#x017F;ich etwa                         fu&#x0364;r Fremde in den&#x017F;elben<lb/>
aufhalten, eingebracht,                         inma&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben unter an-<lb/>
dern auch in des                         Schwedi&#x017F;chen Herrn Legations-<lb/>
Secretairs Behau&#x017F;ung                         gekommen; da denn eben<lb/>
ein fremder Mahler &#x017F;ich in                         dem&#x017F;elben aufgehalten,<lb/>
welcher, in den Gedanken, als ob es Diebe,                         die ihn<lb/>
u&#x0364;berfallen wollen, &#x017F;eine Retirade aus einem                         Fen&#x017F;ter<lb/>
genommen, und in dem Sprunge einen                         Schenkel<lb/>
zerbrochen. Der Spani&#x017F;che Hof &#x017F;oll der                         Republic<lb/>
Genua eine wichtige Summe Geldes fu&#x0364;r der                         Jn-<lb/>
&#x017F;ul Cor&#x017F;ica, als die &#x017F;ie doch nicht                         wu&#x0364;rde mainteni-<lb/>
ren ko&#x0364;nnen, angeboten haben; allein                         &#x017F;o viel man<lb/>
vernimmt, &#x017F;oll die&#x017F;e Republic zu                         &#x017F;olchem Anerbieten<lb/>
keine Neigung bezeigen. Der Prinz von                         Hildburgs-<lb/>
hau&#x017F;en &#x017F;tehet in Bereit&#x017F;chafft mit dem                         ehe&#x017F;ten nach<lb/>
Jtalien, nicht aber nach Ungarn, wie                         &#x017F;on&#x017F;t verlauten<lb/>
wollen, zu gehen. Son&#x017F;t i&#x017F;t                         vor einigen Tagen da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ein von dem                         Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ge&#x017F;andten zu                         Con-<lb/>
&#x017F;tantinopel, Herrn Kalkoen, nach dem Haag                         abge-<lb/>
fertigter Expre&#x017F;&#x017F;er durchpaßiret, welcher                         berichtet,<lb/>
daß der Groß-Vezier auf die verlangte Satisfaction,<lb/>
wegen                         des enthaupteten Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Cammer-<lb/>
Dieners, lediglich                         zur Antwort ertheilet, daß er-<lb/>
meldete Execution den Ge&#x017F;etzen des                         Mahomeds ge-<lb/>
ma&#x0364;ß, und weiter an keine Satisfaction zu                         gedenken<lb/>
&#x017F;ey, als daß in dem Fall, wenn &#x017F;ich ein gleicher                         Cas<lb/>
mit den Bedienten eines in der Chri&#x017F;tenheit                         befindli-<lb/>
chen Tu&#x0364;rki&#x017F;chen Ge&#x017F;andten zutragen                         wu&#x0364;rde, der letz-<lb/>
tere alsdann nicht ermangeln &#x017F;ollte,                         &#x017F;einen Bedien-<lb/>
ten &#x017F;ofort zur gebu&#x0364;hrenden Strafe                         auszuliefern.<lb/>
Weil man befu&#x0364;rchtet, es du&#x0364;rften die                         Mißvergnu&#x0364;g-<lb/><cb/>
ten in Ungarn &#x017F;ich auf die                         Bedru&#x0364;ckungen der Prote-<lb/>
&#x017F;tanten in die&#x017F;em                         Ko&#x0364;nigreiche beruffen, und die Com-<lb/>
mendanten aus                         ver&#x017F;chiedenen Orten der Gegend be-<lb/>
richtet, daß &#x017F;ich die                         er&#x017F;ten verlauten la&#x017F;&#x017F;en, wie ihre<lb/>
Ab&#x017F;icht                         mit dahin gehe, neb&#x017F;t der Wiederher&#x017F;tellung<lb/>
der alten                         Privilegien, die freye Religions-Uebung<lb/>
in Ungarn und                         Siebenbu&#x0364;rgen zu behaupten, derglei-<lb/>
chen auch zu Anfang                         die&#x017F;es Jahrhundert der Prinz<lb/>
Ragotzy, ohnerachtet er der                         Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;chen<lb/>
Religion zugethan                         gewe&#x017F;en, &#x017F;ich angema&#x017F;&#x017F;et: &#x017F;o                         will<lb/>
verlauten, daß die Commendanten u&#x0364;berall                         Befehl<lb/>
erhalten, den Prote&#x017F;tanti&#x017F;chen Gemeinden                         bekandt<lb/>
zu machen, daß, wenn &#x017F;ie etwa in Kirchen-und                         Schul-<lb/>
Sachen von jemand gekra&#x0364;nket werden &#x017F;ollten,                         &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
deshalben &#x017F;ofort zu melden, und alle                         mo&#x0364;gliche Sa-<lb/>
tisfaction zu erwarten ha&#x0364;tten. Vor einigen                         Tagen<lb/>
&#x017F;ind bey Regen&#x017F;purg etliche 1000. Per&#x017F;onen zu                         Schif-<lb/>
fe vorbey paßiret, welche &#x017F;ich in Ungarn                         ha&#x0364;uslich<lb/>
niederla&#x017F;&#x017F;en werden. Von dem Schluß der                         Reichs-<lb/>
Sta&#x0364;nde zu den Friedens-Pra&#x0364;liminarien                         ho&#x0364;ret man<lb/>
noch nichts, und glauben viele, daß &#x017F;elbiger                         noch<lb/>
nicht erfolgen werde, bis einige Um&#x017F;ta&#x0364;nde                         er&#x017F;t zur<lb/>
Richtigkeit gebracht worden.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Neckar&#x017F;trom, den 12. May.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Nun &#x017F;ind auch die u&#x0364;brigen 2. Frey-Compagnien<lb/>
mit dem                         annoch in Kay&#x017F;erslautern vorra&#x0364;thig gewe-<lb/>
&#x017F;enen                         Proviant da&#x017F;elb&#x017F;t abmar&#x017F;chirt, und wird                         be&#x017F;ag-<lb/>
tes Kay&#x017F;erslautern er&#x017F;ter Tagen ein                         Chur-Pfa&#x0364;lzi-<lb/>
&#x017F;ches Commando be&#x017F;etzen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Mannheim, den 12. May.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Ge&#x017F;tern fru&#x0364;h zogen zur Belu&#x017F;tigung Jhro Durchl-<lb/>
des                         Prinzen Ferdinand von Bayern 2. Regimenter<lb/>
von hie&#x017F;iger                         Be&#x017F;atzung nach den &#x017F;ogenannten Nie-<lb/>
der-Grund, und machten                         da&#x017F;elb&#x017F;t ihre Kriegs-Exer-<lb/>
citia. Die Kay&#x017F;erl.                         Feld-Apotheck, welche an-<lb/>
noch zu Heydelberg i&#x017F;t, &#x017F;oll im                         Begriff &#x017F;eyn neb&#x017F;t dem<lb/>
ganzen <hi rendition="#aq">Collegio                             Medico</hi> und <hi rendition="#aq">Chyrurgico</hi> nach                         Wien<lb/>
abzugehen. Jn dem El&#x017F;aß i&#x017F;t allen Ko&#x0364;nigl.                         Fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Jntendanten und                         Commi&#x017F;&#x017F;arien der Be-<lb/>
fehl zuge&#x017F;chickt worden, den                         in da&#x017F;igen Pla&#x0364;tzen befind-<lb/>
lichen Vorrath an Wein,                         Brandtwein, ge&#x017F;alzenem<lb/>
und gera&#x0364;ucherten Speck, Butter,                         Ka&#x0364;&#x017F;e, Reis, To-<lb/>
back, neb&#x017F;t allerhand Gattung von                         Hu&#x0364;l&#x017F;en-Fru&#x0364;chten<lb/>
o&#x0364;ffentlich zu                         verkauffen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Berlin, den 19. May.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Den 16ten die&#x017F;es, Morgens um halb 6. Uhr, &#x017F;ind<lb/>
Jhro                         Maje&#x017F;ta&#x0364;t der Ko&#x0364;nig Stanislaus, in Beglei-<lb/>
tung                         des Herrn General-Lieutenants von Kattens<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0003] Staat fuͤhret, allwo man denn einen groſſen Zoll an- legen, und in der Handlung allerhand Hinderniß machen kan, daher Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt beſagten Ort nicht abtreten wollen. Die Sardiniſche Mi- niſtri wollen aus dem hieſigen Koͤnigl. Schatz und aus den Caſſen der Pachtungen alles vorhandene Geld hinweg fuͤhren. Donauſtrom, den 11. May. Dem Geruͤchte nach duͤrfte die zu Wien verle- digte Hof-Kriegs-Raths-Praͤſidenten-Stelle viel- leicht in ein Directorium von 8. Generals-Perſonen verwandelt werden, worin der Herr Feld-Marſchall von Koͤnigseck das Praͤſidium fuͤhren wird. Der Schwediſche Herr Geſandte, Graf von Teßin, ſoll nun ſeine Reiſe auf einige Wochen nach Venedig an- getreten haben, welcher noch zuvor eine Beſchwe- rung uͤber die von dem Stadt-Rath angeordnete Commiſſarien, um in den Wieneriſchen Vorſtaͤdten zu viſitiren, was ſich etwa fuͤr Fremde in denſelben aufhalten, eingebracht, inmaſſen dieſelben unter an- dern auch in des Schwediſchen Herrn Legations- Secretairs Behauſung gekommen; da denn eben ein fremder Mahler ſich in demſelben aufgehalten, welcher, in den Gedanken, als ob es Diebe, die ihn uͤberfallen wollen, ſeine Retirade aus einem Fenſter genommen, und in dem Sprunge einen Schenkel zerbrochen. Der Spaniſche Hof ſoll der Republic Genua eine wichtige Summe Geldes fuͤr der Jn- ſul Corſica, als die ſie doch nicht wuͤrde mainteni- ren koͤnnen, angeboten haben; allein ſo viel man vernimmt, ſoll dieſe Republic zu ſolchem Anerbieten keine Neigung bezeigen. Der Prinz von Hildburgs- hauſen ſtehet in Bereitſchafft mit dem eheſten nach Jtalien, nicht aber nach Ungarn, wie ſonſt verlauten wollen, zu gehen. Sonſt iſt vor einigen Tagen da- ſelbſt ein von dem Hollaͤndiſchen Geſandten zu Con- ſtantinopel, Herrn Kalkoen, nach dem Haag abge- fertigter Expreſſer durchpaßiret, welcher berichtet, daß der Groß-Vezier auf die verlangte Satisfaction, wegen des enthaupteten Hollaͤndiſchen Cammer- Dieners, lediglich zur Antwort ertheilet, daß er- meldete Execution den Geſetzen des Mahomeds ge- maͤß, und weiter an keine Satisfaction zu gedenken ſey, als daß in dem Fall, wenn ſich ein gleicher Cas mit den Bedienten eines in der Chriſtenheit befindli- chen Tuͤrkiſchen Geſandten zutragen wuͤrde, der letz- tere alsdann nicht ermangeln ſollte, ſeinen Bedien- ten ſofort zur gebuͤhrenden Strafe auszuliefern. Weil man befuͤrchtet, es duͤrften die Mißvergnuͤg- ten in Ungarn ſich auf die Bedruͤckungen der Prote- ſtanten in dieſem Koͤnigreiche beruffen, und die Com- mendanten aus verſchiedenen Orten der Gegend be- richtet, daß ſich die erſten verlauten laſſen, wie ihre Abſicht mit dahin gehe, nebſt der Wiederherſtellung der alten Privilegien, die freye Religions-Uebung in Ungarn und Siebenbuͤrgen zu behaupten, derglei- chen auch zu Anfang dieſes Jahrhundert der Prinz Ragotzy, ohnerachtet er der Roͤmiſch-Catholiſchen Religion zugethan geweſen, ſich angemaſſet: ſo will verlauten, daß die Commendanten uͤberall Befehl erhalten, den Proteſtantiſchen Gemeinden bekandt zu machen, daß, wenn ſie etwa in Kirchen-und Schul- Sachen von jemand gekraͤnket werden ſollten, ſie ſich deshalben ſofort zu melden, und alle moͤgliche Sa- tisfaction zu erwarten haͤtten. Vor einigen Tagen ſind bey Regenſpurg etliche 1000. Perſonen zu Schif- fe vorbey paßiret, welche ſich in Ungarn haͤuslich niederlaſſen werden. Von dem Schluß der Reichs- Staͤnde zu den Friedens-Praͤliminarien hoͤret man noch nichts, und glauben viele, daß ſelbiger noch nicht erfolgen werde, bis einige Umſtaͤnde erſt zur Richtigkeit gebracht worden. Neckarſtrom, den 12. May. Nun ſind auch die uͤbrigen 2. Frey-Compagnien mit dem annoch in Kayſerslautern vorraͤthig gewe- ſenen Proviant daſelbſt abmarſchirt, und wird beſag- tes Kayſerslautern erſter Tagen ein Chur-Pfaͤlzi- ſches Commando beſetzen. Mannheim, den 12. May. Geſtern fruͤh zogen zur Beluſtigung Jhro Durchl- des Prinzen Ferdinand von Bayern 2. Regimenter von hieſiger Beſatzung nach den ſogenannten Nie- der-Grund, und machten daſelbſt ihre Kriegs-Exer- citia. Die Kayſerl. Feld-Apotheck, welche an- noch zu Heydelberg iſt, ſoll im Begriff ſeyn nebſt dem ganzen Collegio Medico und Chyrurgico nach Wien abzugehen. Jn dem Elſaß iſt allen Koͤnigl. Fran- zoͤſiſchen Jntendanten und Commiſſarien der Be- fehl zugeſchickt worden, den in daſigen Plaͤtzen befind- lichen Vorrath an Wein, Brandtwein, geſalzenem und geraͤucherten Speck, Butter, Kaͤſe, Reis, To- back, nebſt allerhand Gattung von Huͤlſen-Fruͤchten oͤffentlich zu verkauffen. Berlin, den 19. May. Den 16ten dieſes, Morgens um halb 6. Uhr, ſind Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig Stanislaus, in Beglei- tung des Herrn General-Lieutenants von Kattens

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-28T10:00:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_812205_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_812205_1736/3
Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 81, 22. Mai 1736, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_812205_1736/3>, abgerufen am 21.11.2024.