Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 92, 11. Juni 1746.[Spaltenumbruch]
das sie von ihrem Könige bekommen haben, auch da Muß nicht der Preiß des Getraides in den theu- Was hat denn aber Pharao für ein Recht gehabt, Wenn nun dieses alles wahr ist, müssen wir nicht Nun ist die Frage, ob die Heilige Schrift diese [Spaltenumbruch] Hamburg. Jm Verlag der Hertelischen Buch- [Spaltenumbruch]
das ſie von ihrem Koͤnige bekommen haben, auch da Muß nicht der Preiß des Getraides in den theu- Was hat denn aber Pharao fuͤr ein Recht gehabt, Wenn nun dieſes alles wahr iſt, muͤſſen wir nicht Nun iſt die Frage, ob die Heilige Schrift dieſe [Spaltenumbruch] Hamburg. Jm Verlag der Herteliſchen Buch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jFeuilleton"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> das ſie von ihrem Koͤnige bekommen haben, auch da<lb/> ſie ſo gar ihr uͤbriges Geld, welches bey einem ſo rei-<lb/> chem Volke nicht gering geweſen ſeyn kann, und ihre<lb/> Aecker, alle dieſe fruchtbare Aecker, alles ihr Vieh<lb/> noch dazu hingaben, dennoch nicht zureichend ge-<lb/> weſen iſt, nur einen Theil ihres Getraides, das ſie<lb/> in den guten Jahren verkauft hatten, wieder an ſich<lb/> zu bringen? Jch ſage, nur einen Theil, denn Pha-<lb/> rao hat von ſeinem Vorrathe auch den Cananitern<lb/> und Jſraeliten vieles abgegeben.</p><lb/> <p>Muß nicht der Preiß des Getraides in den theu-<lb/> ren Jahren wohl hundert mal groͤſſer geweſen ſeyn,<lb/> als er bey der wohlfeilen Zeit geweſen iſt? Was ſage<lb/> ich hundert mal? Die Egyptier haben etwas, ſo<lb/> gar nicht zu ſchaͤtzen iſt, ihre Freyheit, daran geben<lb/> muͤſſen.</p><lb/> <p>Was hat denn aber Pharao fuͤr ein Recht gehabt,<lb/> den Preiß ſeines Getraides ſo hoch zu ſetzen? War<lb/> er nicht verbunden, ſeinen Unterthanen es wieder<lb/> fuͤr eben denſelben Preiß zu laſſen, als er es bekom-<lb/> men hatte, wenn ich ihm auch nur die Pflichten ei-<lb/> nes ehrlichen Mannes auflege, ohne darauf zu ſe-<lb/> hen, daß er Landesvater geweſen iſt? Hoͤchſtens<lb/> hat er die Unkoſten rechnen duͤrfen, die er auf die<lb/> Kornhaͤuſer, auf die Aufſeher und andere Dinge<lb/> die zu ſeinen Anſtalten noͤthig waren, hat verwen-<lb/> den muͤſſen. Koͤnnen aber dieſe Unkoſten ſich auf<lb/> eine ſo groſſe Summa belaufen haben, daß ſie die<lb/> Setzung eines ſo entſetzlichen Preiſſes berechtigen<lb/> moͤgen? Und waͤre es auch wahr, haͤtte er denn<lb/> nicht den Abtrag dieſer Unkoſten theilen, und von<lb/> ſeinen Unterthanen jaͤhrlich nur etwas weniges for-<lb/> dern koͤnnen? Gab ihm dieſes ein Recht, ſie dafuͤr<lb/> zu leibeigenen Knechten zu machen? Es iſt wahr,<lb/> Pharao hat durch ſeine Anſtalten, das Volk von<lb/> einer groſſen Noth errettet; denn ohne dieſelben<lb/> waͤre das Getraide vielleicht unbedachtſamer Weiſe<lb/> verſchwendet, oder auſſer Landes geſchleppt wor-<lb/> den, und alsdenn nicht zureichend geweſen, das<lb/> Volk auf ſo lange Zeit, da nichts wuchs, zu erhal-<lb/> ten. Allein darzu war er als Landesherr ohnedem<lb/> verbunden, der Noth, ſo viel an ihm war, vor-<lb/> zubeugen.</p><lb/> <p>Wenn nun dieſes alles wahr iſt, muͤſſen wir nicht<lb/> glauben, Joſeph habe ſich als ein Werkzeug zu der<lb/> Tyranney des Pharao, und zur Treibung des aller-<lb/> ſchaͤndlichſten Wuchers gebrauchen laſſen?</p><lb/> <p>Nun iſt die Frage, ob die Heilige Schrift dieſe<lb/> That des Joſephs billiget oder nicht.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jFeuilleton"> <head> <hi rendition="#fr">Hamburg.</hi> </head> <p>Jm Verlag der Herteliſchen Buch-<lb/> handlung wird gedruckt: <hi rendition="#fr">Bibliſches Vergnuͤgen<lb/> in GOtt. Erſter Theil. Oder: Poetiſche<lb/> Ueberſetzung und verſuchte Erlaͤuterung der<lb/> Meßianiſchen Pſalmen, welche das Gebets-<lb/> Opfer des erniedrigten Heilandes in ſich faſ-<lb/> ſen, und groͤßtentheils ſein empfundnes Se-<lb/> len-Leiden zu erkennen geben, denen das Ge-<lb/> bet Chriſti Joh. 17. als ein Anhang beygefuͤ-<lb/> get iſt; ans Licht gegeben von C. F. Streſow,<lb/> Dienern des Goͤttlichen Worts zu Haſeldorf<lb/> im Holſteiniſchen.</hi> 1 Alph. in groß Octav. Der<lb/> Verfaſſer liefert in dieſem <hi rendition="#fr">erſtem Theil</hi> die Pſal-<lb/> men, worinn Chriſtus betet, an der Zahl 27, und<lb/> zwar in der Ordnung, worinn ſie nach den Zeit-<lb/> puncten der Leidens-Geſchicht, worauf ſie ſich zu<lb/> beziehen ſcheinen, muthmaßlich ſtehen muͤſſen.<lb/> Die Ueberſetzung in gebundner Rede iſt vielmehr<lb/> als eine <hi rendition="#aq">Paraphraſis</hi> und Erweiterung des Textes<lb/> zu betrachten, welcher zugleich nach dem Hebraͤi-<lb/> ſchen uͤberſehen, und woͤrtlich hinzugethan iſt. Von<lb/> einem jeden dieſer Pſalmen wird zuerſt der Jnnhalt<lb/> angezeiget, und nach der Ueberſetzung folgen An-<lb/> merkungen, welche zur Aufklaͤrung des Wort-Ver-<lb/> ſtandes dienen, und den Nachdruck verſchiedener<lb/> Redens-Arten des Heiligen Geiſtes, ſonderlich aus<lb/> der Geſchicht des Leidens Chriſti, zeigen. Der<lb/><hi rendition="#fr">zweyte Theil</hi> welcher die <hi rendition="#fr">prophetiſchen Pſal-<lb/> men von Chriſto und ſeinem geiſtlichen Koͤ-<lb/> nigreich,</hi> an der Zahl 36, in ſich faſſen wird, iſt<lb/> gleichfalls bereits durchgearbeitet; und duͤrfte un-<lb/> verzuͤglich nach dem erſten hervortreten koͤnnen.<lb/> Wofern der HErr Zeit und Kraͤfte verleihet, ſo ge-<lb/> denket der Verfaſſer dieſe vergnuͤgliche Arbeit unter<lb/> Goͤttlichem Segen fortzuſetzen; alſo daß in den fol-<lb/> genden Theilen, wozu ſchon ein guter Grund ge-<lb/> leget iſt, die uͤbrigen Pſalmen, auf gleiche Weiſe<lb/> abgehandelt, zum Vorſchein kaͤmen. Und ſo wuͤr-<lb/> den im <hi rendition="#fr">dritten Theil Davidiſche Bet-Pſal-<lb/> men in eigener Noht und Anliegen,</hi> die je-<lb/> doch Vorbilds-Weiſe, theils das Leiden Chriſti,<lb/> jedoch vornemlich das Leiden ſeiner Glieder, zei-<lb/> gen, zunebſt dem wichtigen 119ten Pſalm; im<lb/><hi rendition="#fr">vierten Theil</hi> die <hi rendition="#fr">Bet-Pſalmen der ſtreiten-<lb/> den Kirche, und fuͤr dieſelbe,</hi> ſammt den Pſal-<lb/> men der Stuffen; im <hi rendition="#fr">fuͤnften und letzten Theil</hi><lb/> aber die <hi rendition="#fr">Lob- und Dank-Pſalmen,</hi> ihren Platz<lb/> finden.</p> </div> </div> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
das ſie von ihrem Koͤnige bekommen haben, auch da
ſie ſo gar ihr uͤbriges Geld, welches bey einem ſo rei-
chem Volke nicht gering geweſen ſeyn kann, und ihre
Aecker, alle dieſe fruchtbare Aecker, alles ihr Vieh
noch dazu hingaben, dennoch nicht zureichend ge-
weſen iſt, nur einen Theil ihres Getraides, das ſie
in den guten Jahren verkauft hatten, wieder an ſich
zu bringen? Jch ſage, nur einen Theil, denn Pha-
rao hat von ſeinem Vorrathe auch den Cananitern
und Jſraeliten vieles abgegeben.
Muß nicht der Preiß des Getraides in den theu-
ren Jahren wohl hundert mal groͤſſer geweſen ſeyn,
als er bey der wohlfeilen Zeit geweſen iſt? Was ſage
ich hundert mal? Die Egyptier haben etwas, ſo
gar nicht zu ſchaͤtzen iſt, ihre Freyheit, daran geben
muͤſſen.
Was hat denn aber Pharao fuͤr ein Recht gehabt,
den Preiß ſeines Getraides ſo hoch zu ſetzen? War
er nicht verbunden, ſeinen Unterthanen es wieder
fuͤr eben denſelben Preiß zu laſſen, als er es bekom-
men hatte, wenn ich ihm auch nur die Pflichten ei-
nes ehrlichen Mannes auflege, ohne darauf zu ſe-
hen, daß er Landesvater geweſen iſt? Hoͤchſtens
hat er die Unkoſten rechnen duͤrfen, die er auf die
Kornhaͤuſer, auf die Aufſeher und andere Dinge
die zu ſeinen Anſtalten noͤthig waren, hat verwen-
den muͤſſen. Koͤnnen aber dieſe Unkoſten ſich auf
eine ſo groſſe Summa belaufen haben, daß ſie die
Setzung eines ſo entſetzlichen Preiſſes berechtigen
moͤgen? Und waͤre es auch wahr, haͤtte er denn
nicht den Abtrag dieſer Unkoſten theilen, und von
ſeinen Unterthanen jaͤhrlich nur etwas weniges for-
dern koͤnnen? Gab ihm dieſes ein Recht, ſie dafuͤr
zu leibeigenen Knechten zu machen? Es iſt wahr,
Pharao hat durch ſeine Anſtalten, das Volk von
einer groſſen Noth errettet; denn ohne dieſelben
waͤre das Getraide vielleicht unbedachtſamer Weiſe
verſchwendet, oder auſſer Landes geſchleppt wor-
den, und alsdenn nicht zureichend geweſen, das
Volk auf ſo lange Zeit, da nichts wuchs, zu erhal-
ten. Allein darzu war er als Landesherr ohnedem
verbunden, der Noth, ſo viel an ihm war, vor-
zubeugen.
Wenn nun dieſes alles wahr iſt, muͤſſen wir nicht
glauben, Joſeph habe ſich als ein Werkzeug zu der
Tyranney des Pharao, und zur Treibung des aller-
ſchaͤndlichſten Wuchers gebrauchen laſſen?
Nun iſt die Frage, ob die Heilige Schrift dieſe
That des Joſephs billiget oder nicht.
Hamburg. Jm Verlag der Herteliſchen Buch-
handlung wird gedruckt: Bibliſches Vergnuͤgen
in GOtt. Erſter Theil. Oder: Poetiſche
Ueberſetzung und verſuchte Erlaͤuterung der
Meßianiſchen Pſalmen, welche das Gebets-
Opfer des erniedrigten Heilandes in ſich faſ-
ſen, und groͤßtentheils ſein empfundnes Se-
len-Leiden zu erkennen geben, denen das Ge-
bet Chriſti Joh. 17. als ein Anhang beygefuͤ-
get iſt; ans Licht gegeben von C. F. Streſow,
Dienern des Goͤttlichen Worts zu Haſeldorf
im Holſteiniſchen. 1 Alph. in groß Octav. Der
Verfaſſer liefert in dieſem erſtem Theil die Pſal-
men, worinn Chriſtus betet, an der Zahl 27, und
zwar in der Ordnung, worinn ſie nach den Zeit-
puncten der Leidens-Geſchicht, worauf ſie ſich zu
beziehen ſcheinen, muthmaßlich ſtehen muͤſſen.
Die Ueberſetzung in gebundner Rede iſt vielmehr
als eine Paraphraſis und Erweiterung des Textes
zu betrachten, welcher zugleich nach dem Hebraͤi-
ſchen uͤberſehen, und woͤrtlich hinzugethan iſt. Von
einem jeden dieſer Pſalmen wird zuerſt der Jnnhalt
angezeiget, und nach der Ueberſetzung folgen An-
merkungen, welche zur Aufklaͤrung des Wort-Ver-
ſtandes dienen, und den Nachdruck verſchiedener
Redens-Arten des Heiligen Geiſtes, ſonderlich aus
der Geſchicht des Leidens Chriſti, zeigen. Der
zweyte Theil welcher die prophetiſchen Pſal-
men von Chriſto und ſeinem geiſtlichen Koͤ-
nigreich, an der Zahl 36, in ſich faſſen wird, iſt
gleichfalls bereits durchgearbeitet; und duͤrfte un-
verzuͤglich nach dem erſten hervortreten koͤnnen.
Wofern der HErr Zeit und Kraͤfte verleihet, ſo ge-
denket der Verfaſſer dieſe vergnuͤgliche Arbeit unter
Goͤttlichem Segen fortzuſetzen; alſo daß in den fol-
genden Theilen, wozu ſchon ein guter Grund ge-
leget iſt, die uͤbrigen Pſalmen, auf gleiche Weiſe
abgehandelt, zum Vorſchein kaͤmen. Und ſo wuͤr-
den im dritten Theil Davidiſche Bet-Pſal-
men in eigener Noht und Anliegen, die je-
doch Vorbilds-Weiſe, theils das Leiden Chriſti,
jedoch vornemlich das Leiden ſeiner Glieder, zei-
gen, zunebſt dem wichtigen 119ten Pſalm; im
vierten Theil die Bet-Pſalmen der ſtreiten-
den Kirche, und fuͤr dieſelbe, ſammt den Pſal-
men der Stuffen; im fuͤnften und letzten Theil
aber die Lob- und Dank-Pſalmen, ihren Platz
finden.
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