Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.
dem Fach, worin sie lagen, Papiere herausnehmen. Doch es fiel mir nicht ein, gleich strenge Maaßregeln gegen ihn zu ergreifen, ich theilte die Sache nur vor- läufig dem Gerichtsdiener Adam mit und ersuchte ihn, ganz in der Stille Nachforschungen anzustellen, aber dieser wollte von keiner Schonung wissen, er erklärte mir, er müsse und werde den Fall auf der Stelle anzeigen, denn Ihr Bruder sey ein Säufer und Schuldenmacher, und er gilt bei dem Bürgermeister leider so viel, daß er durchsetzen kann, was er will. Der Mann scheint bis auf's Aeußerste gegen Ihren Vater aufgebracht zu seyn, ich weiß nicht, warum, es war nicht möglich, ihn zu beschwichtigen, er hielt sich die Ohren zu, und rief, als er fortrannte: wenn Er mir den Schmuck geschenkt hätte, ich wäre nicht so vergnügt, wie jetzt! Klara. Der Gerichtsdiener hat im Wirthshaus einmal sein Glas neben das meines Vaters auf den Tisch gestellt und ihm dabei zugenickt, als ob er ihn zum Anstoßen auffordern wolle. Da hat mein Vater das seinige weggenommen und gesagt: Leute im rothen Rock
dem Fach, worin ſie lagen, Papiere herausnehmen. Doch es fiel mir nicht ein, gleich ſtrenge Maaßregeln gegen ihn zu ergreifen, ich theilte die Sache nur vor- läufig dem Gerichtsdiener Adam mit und erſuchte ihn, ganz in der Stille Nachforſchungen anzuſtellen, aber dieſer wollte von keiner Schonung wiſſen, er erklärte mir, er müſſe und werde den Fall auf der Stelle anzeigen, denn Ihr Bruder ſey ein Säufer und Schuldenmacher, und er gilt bei dem Bürgermeiſter leider ſo viel, daß er durchſetzen kann, was er will. Der Mann ſcheint bis auf’s Aeußerſte gegen Ihren Vater aufgebracht zu ſeyn, ich weiß nicht, warum, es war nicht möglich, ihn zu beſchwichtigen, er hielt ſich die Ohren zu, und rief, als er fortrannte: wenn Er mir den Schmuck geſchenkt hätte, ich wäre nicht ſo vergnügt, wie jetzt! Klara. Der Gerichtsdiener hat im Wirthshaus einmal ſein Glas neben das meines Vaters auf den Tiſch geſtellt und ihm dabei zugenickt, als ob er ihn zum Anſtoßen auffordern wolle. Da hat mein Vater das ſeinige weggenommen und geſagt: Leute im rothen Rock <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WOLF"> <p><pb facs="#f0141" n="73"/> dem Fach, worin ſie lagen, Papiere herausnehmen.<lb/> Doch es fiel mir nicht ein, gleich ſtrenge Maaßregeln<lb/> gegen ihn zu ergreifen, ich theilte die Sache nur vor-<lb/> läufig dem Gerichtsdiener Adam mit und erſuchte ihn,<lb/> ganz in der Stille Nachforſchungen anzuſtellen, aber<lb/> dieſer wollte von keiner Schonung wiſſen, er erklärte<lb/> mir, er müſſe und werde den Fall auf der Stelle<lb/> anzeigen, denn Ihr Bruder ſey ein Säufer und<lb/> Schuldenmacher, und er gilt bei dem Bürgermeiſter<lb/> leider ſo viel, daß er durchſetzen kann, was er will.<lb/> Der Mann ſcheint bis auf’s Aeußerſte gegen Ihren<lb/> Vater aufgebracht zu ſeyn, ich weiß nicht, warum,<lb/> es war nicht möglich, ihn zu beſchwichtigen, er hielt<lb/> ſich die Ohren zu, und rief, als er fortrannte: wenn<lb/> Er mir den Schmuck geſchenkt hätte, ich wäre nicht<lb/> ſo vergnügt, wie jetzt!</p> </sp><lb/> <sp who="#KLARA"> <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Gerichtsdiener hat im Wirthshaus einmal<lb/> ſein Glas neben das meines Vaters auf den Tiſch<lb/> geſtellt und ihm dabei zugenickt, als ob er ihn zum<lb/> Anſtoßen auffordern wolle. Da hat mein Vater das<lb/> ſeinige weggenommen und geſagt: Leute im rothen Rock<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0141]
dem Fach, worin ſie lagen, Papiere herausnehmen.
Doch es fiel mir nicht ein, gleich ſtrenge Maaßregeln
gegen ihn zu ergreifen, ich theilte die Sache nur vor-
läufig dem Gerichtsdiener Adam mit und erſuchte ihn,
ganz in der Stille Nachforſchungen anzuſtellen, aber
dieſer wollte von keiner Schonung wiſſen, er erklärte
mir, er müſſe und werde den Fall auf der Stelle
anzeigen, denn Ihr Bruder ſey ein Säufer und
Schuldenmacher, und er gilt bei dem Bürgermeiſter
leider ſo viel, daß er durchſetzen kann, was er will.
Der Mann ſcheint bis auf’s Aeußerſte gegen Ihren
Vater aufgebracht zu ſeyn, ich weiß nicht, warum,
es war nicht möglich, ihn zu beſchwichtigen, er hielt
ſich die Ohren zu, und rief, als er fortrannte: wenn
Er mir den Schmuck geſchenkt hätte, ich wäre nicht
ſo vergnügt, wie jetzt!
Klara.
Der Gerichtsdiener hat im Wirthshaus einmal
ſein Glas neben das meines Vaters auf den Tiſch
geſtellt und ihm dabei zugenickt, als ob er ihn zum
Anſtoßen auffordern wolle. Da hat mein Vater das
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