Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.
mit blauen Aufschlägen mußten ehemals aus Glä- sern mit hölzernen Füßen trinken, auch mußten sie draußen vor dem Fenster, oder, wenn's regnete, vor der Thür stehen bleiben und bescheiden den Hut abziehen, wenn der Wirth ihnen den Trunk reichte; wenn sie aber ein Gelüsten trugen, mit Jemandem anzustoßen, so warteten sie, bis der Gevatter Fall- meister vorüber kam. Gott! Gott! Was ist Alles möglich auf der Welt! Das hat meine Mutter mit einem jähen Tode bezahlen müssen! Wolfram. Man soll Keinen reizen und die Schlimmen am wenigsten! Wo ist Ihr Vater? Klara. Im Gebirg beim Holzhändler. Wolfram. Ich reite hinaus und such' ihn auf. Beim Bür- germeister war ich schon, leider traf ich ihn nicht da- heim, sonst würde Ihr Bruder schon hier seyn, aber der Secretair hat sogleich einen Boten abgefertigt, Sie wird ihn noch vor Abend sehen. (ab)
mit blauen Aufſchlägen mußten ehemals aus Glä- ſern mit hölzernen Füßen trinken, auch mußten ſie draußen vor dem Fenſter, oder, wenn’s regnete, vor der Thür ſtehen bleiben und beſcheiden den Hut abziehen, wenn der Wirth ihnen den Trunk reichte; wenn ſie aber ein Gelüſten trugen, mit Jemandem anzuſtoßen, ſo warteten ſie, bis der Gevatter Fall- meiſter vorüber kam. Gott! Gott! Was iſt Alles möglich auf der Welt! Das hat meine Mutter mit einem jähen Tode bezahlen müſſen! Wolfram. Man ſoll Keinen reizen und die Schlimmen am wenigſten! Wo iſt Ihr Vater? Klara. Im Gebirg beim Holzhändler. Wolfram. Ich reite hinaus und ſuch’ ihn auf. Beim Bür- germeiſter war ich ſchon, leider traf ich ihn nicht da- heim, ſonſt würde Ihr Bruder ſchon hier ſeyn, aber der Secretair hat ſogleich einen Boten abgefertigt, Sie wird ihn noch vor Abend ſehen. (ab) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KLARA"> <p><pb facs="#f0142" n="74"/> mit blauen Aufſchlägen mußten ehemals aus Glä-<lb/> ſern mit hölzernen Füßen trinken, auch mußten<lb/> ſie draußen vor dem Fenſter, oder, wenn’s regnete,<lb/> vor der Thür ſtehen bleiben und beſcheiden den Hut<lb/> abziehen, wenn der Wirth ihnen den Trunk reichte;<lb/> wenn ſie aber ein Gelüſten trugen, mit Jemandem<lb/> anzuſtoßen, ſo warteten ſie, bis der Gevatter Fall-<lb/> meiſter vorüber kam. Gott! Gott! Was iſt Alles<lb/> möglich auf der Welt! Das hat meine Mutter mit<lb/> einem jähen Tode bezahlen müſſen!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker><hi rendition="#g">Wolfram</hi>.</speaker><lb/> <p>Man ſoll Keinen reizen und die Schlimmen am<lb/> wenigſten! Wo iſt Ihr Vater?</p> </sp><lb/> <sp who="#KLARA"> <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/> <p>Im Gebirg beim Holzhändler.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker><hi rendition="#g">Wolfram</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich reite hinaus und ſuch’ ihn auf. Beim Bür-<lb/> germeiſter war ich ſchon, leider traf ich ihn nicht da-<lb/> heim, ſonſt würde Ihr Bruder ſchon hier ſeyn, aber<lb/> der Secretair hat ſogleich einen Boten abgefertigt,<lb/> Sie wird ihn noch vor Abend ſehen.</p> <stage>(ab)</stage> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [74/0142]
mit blauen Aufſchlägen mußten ehemals aus Glä-
ſern mit hölzernen Füßen trinken, auch mußten
ſie draußen vor dem Fenſter, oder, wenn’s regnete,
vor der Thür ſtehen bleiben und beſcheiden den Hut
abziehen, wenn der Wirth ihnen den Trunk reichte;
wenn ſie aber ein Gelüſten trugen, mit Jemandem
anzuſtoßen, ſo warteten ſie, bis der Gevatter Fall-
meiſter vorüber kam. Gott! Gott! Was iſt Alles
möglich auf der Welt! Das hat meine Mutter mit
einem jähen Tode bezahlen müſſen!
Wolfram.
Man ſoll Keinen reizen und die Schlimmen am
wenigſten! Wo iſt Ihr Vater?
Klara.
Im Gebirg beim Holzhändler.
Wolfram.
Ich reite hinaus und ſuch’ ihn auf. Beim Bür-
germeiſter war ich ſchon, leider traf ich ihn nicht da-
heim, ſonſt würde Ihr Bruder ſchon hier ſeyn, aber
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Zitationshilfe: | Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/142>, abgerufen am 26.06.2024. |