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Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.

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und Bauchhöhle öffnen wollte, die Spitze aller Er-
scheinung, in der Geist und Natur sich umarmen,
durch einen zugleich barbarischen und selbstmörderi-
schen Act zerstört. Eine solche Philosophie erkennt
sich selbst in der höheren Chiffre der Kunst nicht
wieder, es kommt ihr schon verdächtig vor, daß sie
dieselbe aus der von ihr mit so viel Mühe und
Anstrengung zerrissenen Chiffre der Natur zusam-
mengesetzt findet, und sie weiß nicht, woran sie sich
halten soll; da stößt sie aber zu ihrem Glück im
Kunstwerk auf einzelne Parthieen, die (sollten's unter
einem Gemälde auch nur die Unterschriften des Re-
gistrators seyn!) in der ihr allein geläufigen Aus-
drucksweise des Gedankens und der Reflexion ab-
gefaßt sind, weil entweder der Geist des Ganzen
dort wirklich nicht zur Form durchdrang, oder weil
nur eine, der Form nicht bedürftige, Copula hinzu-
stellen war; die hält sie nun für die Hauptsache,
für das Resultat der Darstellung, um das sich das
übrige Schnörkelwesen von Figuren und Gestalten
ungefähr so herum schlinge, wie auf einem kauf-
männischen Wechsel die Arabesken, Merkur und
seine Sippschaft, um die reelle Zahl, mit Eifer und

und Bauchhöhle öffnen wollte, die Spitze aller Er-
ſcheinung, in der Geiſt und Natur ſich umarmen,
durch einen zugleich barbariſchen und ſelbſtmörderi-
ſchen Act zerſtört. Eine ſolche Philoſophie erkennt
ſich ſelbſt in der höheren Chiffre der Kunſt nicht
wieder, es kommt ihr ſchon verdächtig vor, daß ſie
dieſelbe aus der von ihr mit ſo viel Mühe und
Anſtrengung zerriſſenen Chiffre der Natur zuſam-
mengeſetzt findet, und ſie weiß nicht, woran ſie ſich
halten ſoll; da ſtößt ſie aber zu ihrem Glück im
Kunſtwerk auf einzelne Parthieen, die (ſollten’s unter
einem Gemälde auch nur die Unterſchriften des Re-
giſtrators ſeyn!) in der ihr allein geläufigen Aus-
drucksweiſe des Gedankens und der Reflexion ab-
gefaßt ſind, weil entweder der Geiſt des Ganzen
dort wirklich nicht zur Form durchdrang, oder weil
nur eine, der Form nicht bedürftige, Copula hinzu-
ſtellen war; die hält ſie nun für die Hauptſache,
für das Reſultat der Darſtellung, um das ſich das
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[XXXII/0052] und Bauchhöhle öffnen wollte, die Spitze aller Er- ſcheinung, in der Geiſt und Natur ſich umarmen, durch einen zugleich barbariſchen und ſelbſtmörderi- ſchen Act zerſtört. Eine ſolche Philoſophie erkennt ſich ſelbſt in der höheren Chiffre der Kunſt nicht wieder, es kommt ihr ſchon verdächtig vor, daß ſie dieſelbe aus der von ihr mit ſo viel Mühe und Anſtrengung zerriſſenen Chiffre der Natur zuſam- mengeſetzt findet, und ſie weiß nicht, woran ſie ſich halten ſoll; da ſtößt ſie aber zu ihrem Glück im Kunſtwerk auf einzelne Parthieen, die (ſollten’s unter einem Gemälde auch nur die Unterſchriften des Re- giſtrators ſeyn!) in der ihr allein geläufigen Aus- drucksweiſe des Gedankens und der Reflexion ab- gefaßt ſind, weil entweder der Geiſt des Ganzen dort wirklich nicht zur Form durchdrang, oder weil nur eine, der Form nicht bedürftige, Copula hinzu- ſtellen war; die hält ſie nun für die Hauptſache, für das Reſultat der Darſtellung, um das ſich das übrige Schnörkelweſen von Figuren und Geſtalten ungefähr ſo herum ſchlinge, wie auf einem kauf- männiſchen Wechſel die Arabesken, Merkur und ſeine Sippſchaft, um die reelle Zahl, mit Eifer und

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Zitationshilfe: Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. XXXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/52>, abgerufen am 24.11.2024.