Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.mentlich das Moment, worin ihr ganzes Verdienst mentlich das Moment, worin ihr ganzes Verdienſt <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="XLI"/> mentlich das Moment, worin ihr ganzes Verdienſt<lb/> liegt, die Verwirrung der Motive in der Heldin,<lb/> ohne die ſie eine Katze, wenn man will, eine heroi-<lb/> ſche, geworden oder geblieben wäre, und die Ablei-<lb/> tung der That aus eben dieſer Verwirrung, die<lb/> nur dadurch eine tragiſche, d. h. eine <hi rendition="#g">in ſich</hi>, des<lb/> welthiſtoriſchen Zwecks wegen <hi rendition="#g">nothwendige</hi>, zu-<lb/> gleich aber das mit der Vollbringung beauftragte<lb/> Individuum wegen ſeiner partiellen Verletzung des<lb/> ſittlichen Geſetzes <hi rendition="#g">vernichtende</hi>, werden konnte, zum<lb/> Vorwurf gemacht, mir alſo geradezu die Tugend<lb/> als Sünde angerechnet) ich werde nur über die Gat-<lb/> tung, zu der es gehört, reden. Es iſt ein <hi rendition="#g">bür-<lb/> gerliches Trauerſpiel</hi>. Das bürgerliche Trauer-<lb/> ſpiel iſt in Deutſchland in Mißcredit gerathen, und<lb/> hauptſächlich durch zwei Uebelſtände. Vornämlich<lb/> dadurch, daß man es nicht aus ſeinen <hi rendition="#g">inneren</hi>,<lb/> ihm allein eigenen, Elementen, aus der ſchroffen<lb/> Geſchloſſenheit, womit die aller Dialectik unfähigen<lb/> Individuen ſich in dem beſchränkteſten Kreis gegen-<lb/> über ſtehen, und aus der hieraus entſpringenden<lb/> ſchrecklichen <hi rendition="#g">Gebundenheit</hi> des <hi rendition="#g">Lebens</hi> in der<lb/><hi rendition="#g">Einſeitigkeit</hi> aufgebaut, ſondern es aus allerlei<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XLI/0061]
mentlich das Moment, worin ihr ganzes Verdienſt
liegt, die Verwirrung der Motive in der Heldin,
ohne die ſie eine Katze, wenn man will, eine heroi-
ſche, geworden oder geblieben wäre, und die Ablei-
tung der That aus eben dieſer Verwirrung, die
nur dadurch eine tragiſche, d. h. eine in ſich, des
welthiſtoriſchen Zwecks wegen nothwendige, zu-
gleich aber das mit der Vollbringung beauftragte
Individuum wegen ſeiner partiellen Verletzung des
ſittlichen Geſetzes vernichtende, werden konnte, zum
Vorwurf gemacht, mir alſo geradezu die Tugend
als Sünde angerechnet) ich werde nur über die Gat-
tung, zu der es gehört, reden. Es iſt ein bür-
gerliches Trauerſpiel. Das bürgerliche Trauer-
ſpiel iſt in Deutſchland in Mißcredit gerathen, und
hauptſächlich durch zwei Uebelſtände. Vornämlich
dadurch, daß man es nicht aus ſeinen inneren,
ihm allein eigenen, Elementen, aus der ſchroffen
Geſchloſſenheit, womit die aller Dialectik unfähigen
Individuen ſich in dem beſchränkteſten Kreis gegen-
über ſtehen, und aus der hieraus entſpringenden
ſchrecklichen Gebundenheit des Lebens in der
Einſeitigkeit aufgebaut, ſondern es aus allerlei
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