Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.Aeußerlichkeiten, z. B. aus dem Mangel an Aeußerlichkeiten, z. B. aus dem Mangel an <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="XLII"/><hi rendition="#g">Aeußerlichkeiten</hi>, z. B. aus dem Mangel an<lb/> Geld bei Ueberfluß an Hunger, vor Allem aber aus<lb/> dem Zuſammenſtoßen des dritten Standes mit dem<lb/> zweiten und erſten in Liebes-Affairen, zuſammen<lb/> geflickt hat. Daraus geht nun unläugbar viel<lb/> Trauriges, aber nichts Tragiſches, hervor, denn<lb/> das Tragiſche muß als ein von vorn herein mit<lb/> Nothwendigkeit Bedingtes, als ein, wie der Tod,<lb/> mit dem Leben ſelbſt Geſetztes und gar nicht zu<lb/> Umgehendes, auftreten; ſobald man ſich mit einem:<lb/><hi rendition="#g">Hätte</hi> er (dreizig Thaler gehabt, dem die gerührte<lb/> Sentimentalität wohl gar noch ein: wäre er doch<lb/> zu mir gekommen, ich wohne ja Nr. 32, hinzu-<lb/> fügt) oder einem: <hi rendition="#g">Wäre ſie</hi> (ein Fräulein<lb/> geweſen u. ſ. w.) helfen kann, wird der Ein-<lb/> druck, der erſchüttern ſoll, trivial, und die Wir-<lb/> kung, wenn ſie nicht ganz verpufft, beſteht darin,<lb/> daß die Zuſchauer am nächſten Tag mit größerer<lb/> Bereitwilligkeit, wie ſonſt, ihre Armenſteuer bezah-<lb/> len oder ihre Töchter nachſichtiger behandeln, dafür<lb/> haben ſich aber die <hi rendition="#aq">resp.</hi> Armen-Vorſteher und Töch-<lb/> ter zu bedanken, nicht die dramatiſche Kunſt. Dann<lb/> auch dadurch, daß unſere Poeten, wenn ſie ſich ein-<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XLII/0062]
Aeußerlichkeiten, z. B. aus dem Mangel an
Geld bei Ueberfluß an Hunger, vor Allem aber aus
dem Zuſammenſtoßen des dritten Standes mit dem
zweiten und erſten in Liebes-Affairen, zuſammen
geflickt hat. Daraus geht nun unläugbar viel
Trauriges, aber nichts Tragiſches, hervor, denn
das Tragiſche muß als ein von vorn herein mit
Nothwendigkeit Bedingtes, als ein, wie der Tod,
mit dem Leben ſelbſt Geſetztes und gar nicht zu
Umgehendes, auftreten; ſobald man ſich mit einem:
Hätte er (dreizig Thaler gehabt, dem die gerührte
Sentimentalität wohl gar noch ein: wäre er doch
zu mir gekommen, ich wohne ja Nr. 32, hinzu-
fügt) oder einem: Wäre ſie (ein Fräulein
geweſen u. ſ. w.) helfen kann, wird der Ein-
druck, der erſchüttern ſoll, trivial, und die Wir-
kung, wenn ſie nicht ganz verpufft, beſteht darin,
daß die Zuſchauer am nächſten Tag mit größerer
Bereitwilligkeit, wie ſonſt, ihre Armenſteuer bezah-
len oder ihre Töchter nachſichtiger behandeln, dafür
haben ſich aber die resp. Armen-Vorſteher und Töch-
ter zu bedanken, nicht die dramatiſche Kunſt. Dann
auch dadurch, daß unſere Poeten, wenn ſie ſich ein-
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