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Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.

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Jugendliebe that die Augen wieder auf, ich konnte sie
nicht schnell genug zudrücken.
Klara.
Als ich zu Hause kam, fand ich meine Mutter
krank, todtkrank. Plötzlich dahin geworfen, wie von
unsichtbarer Hand. Der Vater hatte nach mir schicken
wollen, sie hatte es nicht zugegeben, um mich in
meiner Freude nicht zu stören. Wie ward mir zu
Muth, als ich's hörte! Ich hielt mich fern, ich wagte
nicht, sie zu berühren, ich zitterte. Sie nahm's für
kindliche Besorgniß, und winkte mich zu sich heran,
als ich mich langsam nahte, zog sie mich zu sich nieder
und küßte meinen entweihten Mund. Ich verging,
ich hätte ihr ein Geständniß thun, ich hätte ihr zu-
schreien mögen, was ich dachte und fühlte: meinet-
wegen liegst Du so da! Ich that's, aber Thränen
und Schluchzen erstickten die Worte, sie griff nach
der Hand meines Vaters und sprach mit einem seligen
Blick auf mich: welch ein Gemüth!
Leonhard.
Sie ist wieder gesund. Ich kam, ihr meinen
Glückwunsch abzustatten, und -- was meinst Du?
Jugendliebe that die Augen wieder auf, ich konnte ſie
nicht ſchnell genug zudrücken.
Klara.
Als ich zu Hauſe kam, fand ich meine Mutter
krank, todtkrank. Plötzlich dahin geworfen, wie von
unſichtbarer Hand. Der Vater hatte nach mir ſchicken
wollen, ſie hatte es nicht zugegeben, um mich in
meiner Freude nicht zu ſtören. Wie ward mir zu
Muth, als ich’s hörte! Ich hielt mich fern, ich wagte
nicht, ſie zu berühren, ich zitterte. Sie nahm’s für
kindliche Beſorgniß, und winkte mich zu ſich heran,
als ich mich langſam nahte, zog ſie mich zu ſich nieder
und küßte meinen entweihten Mund. Ich verging,
ich hätte ihr ein Geſtändniß thun, ich hätte ihr zu-
ſchreien mögen, was ich dachte und fühlte: meinet-
wegen liegſt Du ſo da! Ich that’s, aber Thränen
und Schluchzen erſtickten die Worte, ſie griff nach
der Hand meines Vaters und ſprach mit einem ſeligen
Blick auf mich: welch ein Gemüth!
Leonhard.
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[20/0088] Jugendliebe that die Augen wieder auf, ich konnte ſie nicht ſchnell genug zudrücken. Klara. Als ich zu Hauſe kam, fand ich meine Mutter krank, todtkrank. Plötzlich dahin geworfen, wie von unſichtbarer Hand. Der Vater hatte nach mir ſchicken wollen, ſie hatte es nicht zugegeben, um mich in meiner Freude nicht zu ſtören. Wie ward mir zu Muth, als ich’s hörte! Ich hielt mich fern, ich wagte nicht, ſie zu berühren, ich zitterte. Sie nahm’s für kindliche Beſorgniß, und winkte mich zu ſich heran, als ich mich langſam nahte, zog ſie mich zu ſich nieder und küßte meinen entweihten Mund. Ich verging, ich hätte ihr ein Geſtändniß thun, ich hätte ihr zu- ſchreien mögen, was ich dachte und fühlte: meinet- wegen liegſt Du ſo da! Ich that’s, aber Thränen und Schluchzen erſtickten die Worte, ſie griff nach der Hand meines Vaters und ſprach mit einem ſeligen Blick auf mich: welch ein Gemüth! Leonhard. Sie iſt wieder geſund. Ich kam, ihr meinen Glückwunſch abzuſtatten, und — was meinſt Du?

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Zitationshilfe: Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/88>, abgerufen am 21.11.2024.