Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
chlei und zart e Chiimli, 's thut nummen
au kei Schnüüfli,
nei, es schloft, und seit kei Wort, und ißt
nit, und trinkt nit,
biß es in de Fuhre lit, im luckere Bode.
Aber in de Fuhren und in der füechtige Wärmi
wacht es heimli uf us sim verschwiegene
Schlöfli,
streckt die zarte Gliedli, und suget am saf-
tige Chörnli,
wie ne Mutter-Chind, 's isch alles, aß es
nit briegget.
Siederie wirds größer, und heimli schöner
und stärcher,
und schlieft us de Windle, bohrt mittem
Würzeli abe,
tiefer aben in Grund, und sucht si Nahrig
und findt sie.
Jo und 's stichts der Wundervitz, es möcht
doch gern wisse,
wie's au witer oben isch. Gar heimlig und
furchtsem
chlei und zart e Chiimli, ’s thut nummen
au kei Schnuͤuͤfli,
nei, es ſchloft, und ſeit kei Wort, und ißt
nit, und trinkt nit,
biß es in de Fuhre lit, im luckere Bode.
Aber in de Fuhren und in der fuͤechtige Waͤrmi
wacht es heimli uf us ſim verſchwiegene
Schloͤfli,
ſtreckt die zarte Gliedli, und ſuget am ſaf-
tige Choͤrnli,
wie ne Mutter-Chind, ’s iſch alles, aß es
nit briegget.
Siederie wirds groͤßer, und heimli ſchoͤner
und ſtaͤrcher,
und ſchlieft us de Windle, bohrt mittem
Wuͤrzeli abe,
tiefer aben in Grund, und ſucht ſi Nahrig
und findt ſie.
Jo und ’s ſtichts der Wundervitz, es moͤcht
doch gern wiſſe,
wie’s au witer oben iſch. Gar heimlig und
furchtſem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0158" n="138"/>
            <l>chlei und zart e Chiimli, &#x2019;s thut nummen</l><lb/>
            <l>au kei Schnu&#x0364;u&#x0364;fli,</l><lb/>
            <l>nei, es &#x017F;chloft, und &#x017F;eit kei Wort, und ißt</l><lb/>
            <l>nit, und trinkt nit,</l><lb/>
            <l>biß es in de Fuhre lit, im luckere Bode.</l><lb/>
            <l>Aber in de Fuhren und in der fu&#x0364;echtige Wa&#x0364;rmi</l><lb/>
            <l>wacht es heimli uf us &#x017F;im ver&#x017F;chwiegene</l><lb/>
            <l>Schlo&#x0364;fli,</l><lb/>
            <l>&#x017F;treckt die zarte Gliedli, und &#x017F;uget am &#x017F;af-</l><lb/>
            <l>tige Cho&#x0364;rnli,</l><lb/>
            <l>wie ne Mutter-Chind, &#x2019;s i&#x017F;ch alles, aß es</l><lb/>
            <l>nit briegget.</l><lb/>
            <l>Siederie wirds gro&#x0364;ßer, und heimli &#x017F;cho&#x0364;ner</l><lb/>
            <l>und &#x017F;ta&#x0364;rcher,</l><lb/>
            <l>und &#x017F;chlieft us de Windle, bohrt mittem</l><lb/>
            <l>Wu&#x0364;rzeli abe,</l><lb/>
            <l>tiefer aben in Grund, und &#x017F;ucht &#x017F;i Nahrig</l><lb/>
            <l>und findt &#x017F;ie.</l><lb/>
            <l>Jo und &#x2019;s &#x017F;tichts der Wundervitz, es mo&#x0364;cht</l><lb/>
            <l>doch gern wi&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>wie&#x2019;s au witer oben i&#x017F;ch. Gar heimlig und</l><lb/>
            <l>furcht&#x017F;em</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0158] chlei und zart e Chiimli, ’s thut nummen au kei Schnuͤuͤfli, nei, es ſchloft, und ſeit kei Wort, und ißt nit, und trinkt nit, biß es in de Fuhre lit, im luckere Bode. Aber in de Fuhren und in der fuͤechtige Waͤrmi wacht es heimli uf us ſim verſchwiegene Schloͤfli, ſtreckt die zarte Gliedli, und ſuget am ſaf- tige Choͤrnli, wie ne Mutter-Chind, ’s iſch alles, aß es nit briegget. Siederie wirds groͤßer, und heimli ſchoͤner und ſtaͤrcher, und ſchlieft us de Windle, bohrt mittem Wuͤrzeli abe, tiefer aben in Grund, und ſucht ſi Nahrig und findt ſie. Jo und ’s ſtichts der Wundervitz, es moͤcht doch gern wiſſe, wie’s au witer oben iſch. Gar heimlig und furchtſem

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/158
Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/158>, abgerufen am 18.05.2024.