Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
d' Wirthene hets ghört, und denkt; "Was
gilts, 's isch e Werber!"
's isch ke Werber gsi, der werdets besser erfahre,
wenn der Michel g'wibet het, und 's Güetli
verlumpet.
Was het 's Stroßwirths Tochter denkt?
Sie het em us Liebi
Hand und Jowort ge, doch nit us Liebi
zum Michel,
nei zu Vater und Mutter, es isch ihr Wil-
len und Wunsch gsi.
Sellen Oben ischs in schwere Gidanke vert-
schlofe,
selli Mittnacht hets e schwere bidütseme
Traum gha.
's isch em gsi, es chömm vo Staufe füren
an d' Landstroß;
an der Landsiroß goht e Chapeziner und betet.
"Schenket mer e He[ - 1 Zeichen fehlt]gli, Her Pater, wen
der so gut sy!
"Bini nit Bruut? 's cha sy 's het güti
Bidütig."
d’ Wirthene hets ghoͤrt, und denkt; „Was
gilts, ’s iſch e Werber!“
’s iſch ke Werber gſi, der werdets beſſer erfahre,
wenn der Michel g’wibet het, und ’s Guͤetli
verlumpet.
Was het ’s Stroßwirths Tochter denkt?
Sie het em us Liebi
Hand und Jowort ge, doch nit us Liebi
zum Michel,
nei zu Vater und Mutter, es iſch ihr Wil-
len und Wunſch gſi.
Sellen Oben iſchs in ſchwere Gidanke vert-
ſchlofe,
ſelli Mittnacht hets e ſchwere biduͤtſeme
Traum gha.
’s iſch em gſi, es choͤmm vo Staufe fuͤren
an d’ Landſtroß;
an der Landſiroß goht e Chapeziner und betet.
„Schenket mer e He[ – 1 Zeichen fehlt]gli, Her Pater, wen
der ſo gut ſy!
„Bini nit Bruut? ’s cha ſy ’s het guͤti
Biduͤtig.“
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0071" n="53"/>
            <l>d&#x2019; Wirthene hets gho&#x0364;rt, und denkt; &#x201E;Was</l><lb/>
            <l>gilts, &#x2019;s i&#x017F;ch e Werber!&#x201C;</l><lb/>
            <l>&#x2019;s i&#x017F;ch ke Werber g&#x017F;i, der werdets be&#x017F;&#x017F;er erfahre,</l><lb/>
            <l>wenn der Michel g&#x2019;wibet het, und &#x2019;s Gu&#x0364;etli</l><lb/>
            <l>verlumpet.</l><lb/>
            <l>Was het &#x2019;s Stroßwirths Tochter denkt?</l><lb/>
            <l>Sie het em us Liebi</l><lb/>
            <l>Hand und Jowort ge, doch nit us Liebi</l><lb/>
            <l>zum Michel,</l><lb/>
            <l>nei zu Vater und Mutter, es i&#x017F;ch ihr Wil-</l><lb/>
            <l>len und Wun&#x017F;ch g&#x017F;i.</l><lb/>
            <l>Sellen Oben i&#x017F;chs in &#x017F;chwere Gidanke vert-</l><lb/>
            <l>&#x017F;chlofe,</l><lb/>
            <l>&#x017F;elli Mittnacht hets e &#x017F;chwere bidu&#x0364;t&#x017F;eme</l><lb/>
            <l>Traum gha.</l><lb/>
            <l>&#x2019;s i&#x017F;ch em g&#x017F;i, es cho&#x0364;mm vo Staufe fu&#x0364;ren</l><lb/>
            <l>an d&#x2019; Land&#x017F;troß;</l><lb/>
            <l>an der Land&#x017F;iroß goht e Chapeziner und betet.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Schenket mer e He<gap unit="chars" quantity="1"/>gli, Her Pater, wen</l><lb/>
            <l>der &#x017F;o gut &#x017F;y!</l><lb/>
            <l>&#x201E;Bini nit Bruut? &#x2019;s cha &#x017F;y &#x2019;s het gu&#x0364;ti</l><lb/>
            <l>Bidu&#x0364;tig.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0071] d’ Wirthene hets ghoͤrt, und denkt; „Was gilts, ’s iſch e Werber!“ ’s iſch ke Werber gſi, der werdets beſſer erfahre, wenn der Michel g’wibet het, und ’s Guͤetli verlumpet. Was het ’s Stroßwirths Tochter denkt? Sie het em us Liebi Hand und Jowort ge, doch nit us Liebi zum Michel, nei zu Vater und Mutter, es iſch ihr Wil- len und Wunſch gſi. Sellen Oben iſchs in ſchwere Gidanke vert- ſchlofe, ſelli Mittnacht hets e ſchwere biduͤtſeme Traum gha. ’s iſch em gſi, es choͤmm vo Staufe fuͤren an d’ Landſtroß; an der Landſiroß goht e Chapeziner und betet. „Schenket mer e He_gli, Her Pater, wen der ſo gut ſy! „Bini nit Bruut? ’s cha ſy ’s het guͤti Biduͤtig.“

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/71
Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/71>, abgerufen am 21.11.2024.