erkannt und in das Sprachgefühl übergegangen sind, ist es zweckmäßig, die auf praktischem Wege gewonnene Erkenntniß im Zusammenhang darzustellen, und von dem, was anfangs bloß im Gefühl lag, ein be- stimmtes Bewußtsein zu erwecken. Die Grammatik in der Volksschule kann und soll nichts Anderes sein, als ein bestimmter Ausdruck für eine bestimmt hervortretende und von dem Schüler bestimmt erkannte Thatsache. Eine grammatische Lehre, die erst durch Reflexion gewonnen und erkannt werden müßte, gehört nicht mehr in den Bereich der Volks- schule, und wer sie dennoch hineinzieht, verräth nur, daß er noch nicht zu klarer Einsicht in das Wesen des Elementarunterrichts gelangt ist.
Aus den vorstehenden Andeutungen ergiebt es sich von selbst, daß wir es nicht für zweckmäßig halten, einen die ganze Sprachlehre umfassenden Leitfaden, wie "die Sprachdenklehre" von Wurst, von den Schülern in besonderen Lehrstunden durcharbeiten zu lassen, und eben so wenig, irgend eine systematisch geordnete Sprachlehre der Reihe nach mit den Schülern durchzugehen; wohl aber halten wir es für nothwendig, in denjenigen Lehranstalten, deren Schüler grammatischen Unterricht em- pfangen, eine bestimmte Sprachlehre zum Grunde zu legen, nicht nur, um zwischen den Lehrern der verschiedenen Klassen eine Uebereinstimmung in der grammatischen Terminologie herbeizuführen, sondern auch um den Schülern für diejenigen grammatischen Kenntnisse, die sich als Ergebniß des Leseunterrichts herausgestellt haben und an bestimmten Lesestücken anschaulich gemacht worden sind, einen kurzen und bestimmten Ausdruck zu geben, und ihnen die Uebersicht und die Anfrischung der erworbenen Kenntnisse zu erleichtern. Für diesen Zweck empfehlen wir folgende Werke:
1) Kleine deutsche Sprachlehre von F. H. G. Graßmann. Berlin, bei Reimer. Preis 5 Sgr.
2) Deutsche Sprachlehre für Schulen von Otto Schulz. Berlin, bei Nicolai, 1844. Preis (gebunden) 10 Sgr.
3) Lehrbuch der deutschen Sprache von Jahns. Hannover 1843. Preis 15 Sgr.
Das zuletzt genannte Werk wird auch für das Bedürfniß derje- nigen Lehrer genügen, denen Becker's Schulgrammatik nicht zusagt oder für die desselben Verfassers größere Werke entweder nicht zugänglich oder zu ausführlich sind. Ueberhaupt aber müssen wir wünschen, daß die Lehrer an Volksschulen sich zunächst mit derjenigen Grammatik,
erkannt und in das Sprachgefühl übergegangen ſind, iſt es zweckmäßig, die auf praktiſchem Wege gewonnene Erkenntniß im Zuſammenhang darzuſtellen, und von dem, was anfangs bloß im Gefühl lag, ein be- ſtimmtes Bewußtſein zu erwecken. Die Grammatik in der Volksſchule kann und ſoll nichts Anderes ſein, als ein beſtimmter Ausdruck für eine beſtimmt hervortretende und von dem Schüler beſtimmt erkannte Thatſache. Eine grammatiſche Lehre, die erſt durch Reflexion gewonnen und erkannt werden müßte, gehört nicht mehr in den Bereich der Volks- ſchule, und wer ſie dennoch hineinzieht, verräth nur, daß er noch nicht zu klarer Einſicht in das Weſen des Elementarunterrichts gelangt iſt.
Aus den vorſtehenden Andeutungen ergiebt es ſich von ſelbſt, daß wir es nicht für zweckmäßig halten, einen die ganze Sprachlehre umfaſſenden Leitfaden, wie „die Sprachdenklehre“ von Wurſt, von den Schülern in beſonderen Lehrſtunden durcharbeiten zu laſſen, und eben ſo wenig, irgend eine ſyſtematiſch geordnete Sprachlehre der Reihe nach mit den Schülern durchzugehen; wohl aber halten wir es für nothwendig, in denjenigen Lehranſtalten, deren Schüler grammatiſchen Unterricht em- pfangen, eine beſtimmte Sprachlehre zum Grunde zu legen, nicht nur, um zwiſchen den Lehrern der verſchiedenen Klaſſen eine Uebereinſtimmung in der grammatiſchen Terminologie herbeizuführen, ſondern auch um den Schülern für diejenigen grammatiſchen Kenntniſſe, die ſich als Ergebniß des Leſeunterrichts herausgeſtellt haben und an beſtimmten Leſeſtücken anſchaulich gemacht worden ſind, einen kurzen und beſtimmten Ausdruck zu geben, und ihnen die Ueberſicht und die Anfriſchung der erworbenen Kenntniſſe zu erleichtern. Für dieſen Zweck empfehlen wir folgende Werke:
1) Kleine deutſche Sprachlehre von F. H. G. Graßmann. Berlin, bei Reimer. Preis 5 Sgr.
2) Deutſche Sprachlehre für Schulen von Otto Schulz. Berlin, bei Nicolai, 1844. Preis (gebunden) 10 Sgr.
3) Lehrbuch der deutſchen Sprache von Jahns. Hannover 1843. Preis 15 Sgr.
Das zuletzt genannte Werk wird auch für das Bedürfniß derje- nigen Lehrer genügen, denen Becker’s Schulgrammatik nicht zuſagt oder für die deſſelben Verfaſſers größere Werke entweder nicht zugänglich oder zu ausführlich ſind. Ueberhaupt aber müſſen wir wünſchen, daß die Lehrer an Volksſchulen ſich zunächſt mit derjenigen Grammatik,
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erkannt und in das Sprachgefühl übergegangen ſind, iſt es zweckmäßig,
die auf praktiſchem Wege gewonnene Erkenntniß im Zuſammenhang
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ſtimmtes Bewußtſein zu erwecken. Die Grammatik in der Volksſchule
kann und ſoll nichts Anderes ſein, als ein beſtimmter Ausdruck für
eine beſtimmt hervortretende und von dem Schüler beſtimmt erkannte
Thatſache. Eine grammatiſche Lehre, die erſt durch Reflexion gewonnen
und erkannt werden müßte, gehört nicht mehr in den Bereich der Volks-
ſchule, und wer ſie dennoch hineinzieht, verräth nur, daß er noch nicht
zu klarer Einſicht in das Weſen des Elementarunterrichts gelangt iſt.
Aus den vorſtehenden Andeutungen ergiebt es ſich von ſelbſt, daß
wir es nicht für zweckmäßig halten, einen die ganze Sprachlehre umfaſſenden
Leitfaden, wie „die Sprachdenklehre“ von Wurſt, von den Schülern
in beſonderen Lehrſtunden durcharbeiten zu laſſen, und eben ſo wenig,
irgend eine ſyſtematiſch geordnete Sprachlehre der Reihe nach mit den
Schülern durchzugehen; wohl aber halten wir es für nothwendig, in
denjenigen Lehranſtalten, deren Schüler grammatiſchen Unterricht em-
pfangen, eine beſtimmte Sprachlehre zum Grunde zu legen, nicht nur,
um zwiſchen den Lehrern der verſchiedenen Klaſſen eine Uebereinſtimmung
in der grammatiſchen Terminologie herbeizuführen, ſondern auch um
den Schülern für diejenigen grammatiſchen Kenntniſſe, die ſich als
Ergebniß des Leſeunterrichts herausgeſtellt haben und an beſtimmten
Leſeſtücken anſchaulich gemacht worden ſind, einen kurzen und beſtimmten
Ausdruck zu geben, und ihnen die Ueberſicht und die Anfriſchung der
erworbenen Kenntniſſe zu erleichtern. Für dieſen Zweck empfehlen
wir folgende Werke:
1) Kleine deutſche Sprachlehre von F. H. G. Graßmann.
Berlin, bei Reimer. Preis 5 Sgr.
2) Deutſche Sprachlehre für Schulen von Otto Schulz. Berlin,
bei Nicolai, 1844. Preis (gebunden) 10 Sgr.
3) Lehrbuch der deutſchen Sprache von Jahns. Hannover 1843.
Preis 15 Sgr.
Das zuletzt genannte Werk wird auch für das Bedürfniß derje-
nigen Lehrer genügen, denen Becker’s Schulgrammatik nicht zuſagt
oder für die deſſelben Verfaſſers größere Werke entweder nicht zugänglich
oder zu ausführlich ſind. Ueberhaupt aber müſſen wir wünſchen, daß
die Lehrer an Volksſchulen ſich zunächſt mit derjenigen Grammatik,
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Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heckert_schulgesetzgebung_1847/197>, abgerufen am 21.11.2024.
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