Moriz nicht mehr lebte -- kam der endliche Reli- 1555 21. Spt.gionsfriede zu Stande, der zwar beyden Par- theyen den Ruhestand sicherte, und die bis zum Passauer Vertrage eingezogenen geistlichen Güter ih- ren Besitzern ließ; aber auch in der Beschränkung auf die A. C. Verwandten, und in dem Reservato ecclesiastico, einen doppelten Keim zu künftigem Streit legte.
Das Reservatum ecclesiasticum betraf die Frage: ob die künftige Freystellung der Religion sich nur auf die weltli- chen, oder auch auf die geistlichen Stände ausdehnen sollte? welches letztere die Protestanten durchaus verlangten; aber die Catholiken weder zugeben wollten, noch auch konnten.
16. Nach diesem Frieden führte CarlV. den Entschluß aus, den Unbeständigkeit des Glücks und schwächliche Gesundheit erzeugt hatten, seine Kronen niederzulegen. Sie wurden von jetzt an ge- theilt, da die Spanische mit der Herrschaft der Niederlande seinem einzigen Sohne PhilippII. zu Theil wurde; auf dem Kayserthron ihm aber sein Bruder, der Römische König FerdinandI., folgte.
Uebergabe der Niederlande und Spanischen Monarchie an Philipp II. zu Brüssel; jener den 25. Oct. 1555; der Spa- nischen Monarchie den 16. Jan 1556. Die Niederlegung der Kaiserkrone erfolgte erst am 27. Aug. 1556. -- Carl starb zu St. Just in Valladolid, wohin er sich zurückzog, bereits den 21. Sept. 1558.
17. Am
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Moriz nicht mehr lebte — kam der endliche Reli- 1555 21. Spt.gionsfriede zu Stande, der zwar beyden Par- theyen den Ruheſtand ſicherte, und die bis zum Paſſauer Vertrage eingezogenen geiſtlichen Guͤter ih- ren Beſitzern ließ; aber auch in der Beſchraͤnkung auf die A. C. Verwandten, und in dem Reſervato eccleſiaſtico, einen doppelten Keim zu kuͤnftigem Streit legte.
Das Reſervatum eccleſiaſticum betraf die Frage: ob die kuͤnftige Freyſtellung der Religion ſich nur auf die weltli- chen, oder auch auf die geiſtlichen Staͤnde ausdehnen ſollte? welches letztere die Proteſtanten durchaus verlangten; aber die Catholiken weder zugeben wollten, noch auch konnten.
16. Nach dieſem Frieden fuͤhrte CarlV. den Entſchluß aus, den Unbeſtaͤndigkeit des Gluͤcks und ſchwaͤchliche Geſundheit erzeugt hatten, ſeine Kronen niederzulegen. Sie wurden von jetzt an ge- theilt, da die Spaniſche mit der Herrſchaft der Niederlande ſeinem einzigen Sohne PhilippII. zu Theil wurde; auf dem Kayſerthron ihm aber ſein Bruder, der Roͤmiſche Koͤnig FerdinandI., folgte.
Uebergabe der Niederlande und Spaniſchen Monarchie an Philipp II. zu Bruͤſſel; jener den 25. Oct. 1555; der Spa- niſchen Monarchie den 16. Jan 1556. Die Niederlegung der Kaiſerkrone erfolgte erſt am 27. Aug. 1556. — Carl ſtarb zu St. Juſt in Valladolid, wohin er ſich zuruͤckzog, bereits den 21. Sept. 1558.
17. Am
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0108"n="70"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Per. <hirendition="#aq">I.</hi> Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.</hi></fw><lb/>
Moriz nicht mehr lebte — kam der endliche <hirendition="#g">Reli-</hi><lb/><noteplace="left">1555<lb/>
21.<lb/>
Spt.</note><hirendition="#g">gionsfriede</hi> zu Stande, der zwar beyden Par-<lb/>
theyen den Ruheſtand ſicherte, und die bis zum<lb/>
Paſſauer Vertrage eingezogenen geiſtlichen Guͤter ih-<lb/>
ren Beſitzern ließ; aber auch in der Beſchraͤnkung auf<lb/>
die A. C. Verwandten, und in dem <hirendition="#aq">Reſervato<lb/>
eccleſiaſtico,</hi> einen doppelten Keim zu kuͤnftigem<lb/>
Streit legte.</p><lb/><p><hirendition="#et">Das <hirendition="#aq">Reſervatum eccleſiaſticum</hi> betraf die Frage: ob die<lb/>
kuͤnftige Freyſtellung der Religion ſich <hirendition="#g">nur</hi> auf die weltli-<lb/>
chen, oder auch auf die geiſtlichen Staͤnde ausdehnen ſollte?<lb/>
welches letztere die Proteſtanten durchaus verlangten; aber<lb/>
die Catholiken weder zugeben wollten, noch auch <hirendition="#g">konnten</hi>.</hi></p><lb/><p>16. Nach dieſem Frieden fuͤhrte <hirendition="#g">Carl</hi><hirendition="#aq">V.</hi> den<lb/>
Entſchluß aus, den Unbeſtaͤndigkeit des Gluͤcks und<lb/>ſchwaͤchliche Geſundheit erzeugt hatten, ſeine <hirendition="#g">Kronen<lb/>
niederzulegen</hi>. Sie wurden von jetzt an <hirendition="#g">ge-<lb/>
theilt</hi>, da die Spaniſche mit der Herrſchaft der<lb/>
Niederlande ſeinem einzigen Sohne <hirendition="#g">Philipp</hi><hirendition="#aq">II.</hi> zu<lb/>
Theil wurde; auf dem Kayſerthron ihm aber ſein<lb/>
Bruder, der Roͤmiſche Koͤnig <hirendition="#g">Ferdinand</hi><hirendition="#aq">I.</hi>, folgte.</p><lb/><p><hirendition="#et">Uebergabe der Niederlande und Spaniſchen Monarchie<lb/>
an Philipp <hirendition="#aq">II.</hi> zu Bruͤſſel; jener den 25. Oct. 1555; der Spa-<lb/>
niſchen Monarchie den 16. Jan 1556. Die Niederlegung der<lb/>
Kaiſerkrone erfolgte erſt am 27. Aug. 1556. — Carl ſtarb zu<lb/>
St. Juſt in Valladolid, wohin er ſich zuruͤckzog, bereits den<lb/>
21. Sept. 1558.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">17. Am</fw><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[70/0108]
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Moriz nicht mehr lebte — kam der endliche Reli-
gionsfriede zu Stande, der zwar beyden Par-
theyen den Ruheſtand ſicherte, und die bis zum
Paſſauer Vertrage eingezogenen geiſtlichen Guͤter ih-
ren Beſitzern ließ; aber auch in der Beſchraͤnkung auf
die A. C. Verwandten, und in dem Reſervato
eccleſiaſtico, einen doppelten Keim zu kuͤnftigem
Streit legte.
1555
21.
Spt.
Das Reſervatum eccleſiaſticum betraf die Frage: ob die
kuͤnftige Freyſtellung der Religion ſich nur auf die weltli-
chen, oder auch auf die geiſtlichen Staͤnde ausdehnen ſollte?
welches letztere die Proteſtanten durchaus verlangten; aber
die Catholiken weder zugeben wollten, noch auch konnten.
16. Nach dieſem Frieden fuͤhrte Carl V. den
Entſchluß aus, den Unbeſtaͤndigkeit des Gluͤcks und
ſchwaͤchliche Geſundheit erzeugt hatten, ſeine Kronen
niederzulegen. Sie wurden von jetzt an ge-
theilt, da die Spaniſche mit der Herrſchaft der
Niederlande ſeinem einzigen Sohne Philipp II. zu
Theil wurde; auf dem Kayſerthron ihm aber ſein
Bruder, der Roͤmiſche Koͤnig Ferdinand I., folgte.
Uebergabe der Niederlande und Spaniſchen Monarchie
an Philipp II. zu Bruͤſſel; jener den 25. Oct. 1555; der Spa-
niſchen Monarchie den 16. Jan 1556. Die Niederlegung der
Kaiſerkrone erfolgte erſt am 27. Aug. 1556. — Carl ſtarb zu
St. Juſt in Valladolid, wohin er ſich zuruͤckzog, bereits den
21. Sept. 1558.
17. Am
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/108>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.