Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
und des durchaus blinden Gehorsams; unmittelbar fließend
aus dem Zweck des Instituts. Chef der Gesellschaft der Ge-
neral
(praepositus generalis), von Niemand abhängig als
vom Pabst; seine Residenz in Rom. Schon seit Lainez
(1558--1564) unumschränktester Gebieter, im alleinigen Be-
sitz der ganzen ausübenden, und bald auch -- ungeachtet
der General- und Provincialcongregationen -- der gesetzge-
benden Macht, von dem Alles und an den Alles kommt.
Assistenten -- Provinciale -- Rectoren; (Minister, Gouver-
neurs und Untergouverneurs). Selbst die Abhängigkeit vom
Pabst konnte nicht drückend seyn, da Beyder Interesse Eins
war; und die Art, wie zu würken war, stets dem General
überlassen blieb. b. In Ansehung der Classen der Mitglieder;
Novizen -- Scholastiker -- Coadjutoren -- Pro-
fessen
. Art der Recrutirung und Grundsätze; besonders in
der großen Beschränkung der Zahl der Professen, oder eigent-
lichen Jesuiten. -- Aber außer diesen noch eine Classe der
Affiliirten, oder geheimen Jesuiten ohne Uniform; aber
nicht selten mit Sternen oder Bischofsmützen. c. Hauptmit-
tel ihrer Wirksamkeit. Missionen -- Beichtstühle,
besonders an Höfen; -- Jugendunterricht in niedern
und höhern Lehranstalten. So umfaßte sie mit der gegen-
wärtigen zugleich stets die künftige Generation. -- Ein In-
stitut, dessen Zweck Unterdrückung aller freyen Geistesent-
wickelung ist, ist an sich böse. Das Gute, was es für
Verbreitung der Religion und einzelne Wissenschaften gethan
hat, wird deßhalb nicht verkannt; allein der politische Histo-
riker hat des Guten leider! am wenigsten zu rühmen.

Die Geschichte des Ordens, wie sie seyn sollte, d. i.
aus seinem Standpuncte gefaßt, bleibt noch immer ein
Stoff für einen künftigen Historiker. Treffliche Vorerinne-
rungen dazu in dem Artikel: Jesuiten, Allg. Deutsche
Encyclopädie B. XVII. im Anhang (von Spittler.) Un-
ter den größern Werken verdient Erwähnung: Allgemeine
Geschichte der Jesuiten von dem Ursprunge
ihres Ordens bis auf gegenwärtige Zeit
; von

p.

I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
und des durchaus blinden Gehorſams; unmittelbar fließend
aus dem Zweck des Inſtituts. Chef der Geſellſchaft der Ge-
neral
(praepoſitus generalis), von Niemand abhaͤngig als
vom Pabſt; ſeine Reſidenz in Rom. Schon ſeit Lainez
(1558—1564) unumſchraͤnkteſter Gebieter, im alleinigen Be-
ſitz der ganzen ausuͤbenden, und bald auch — ungeachtet
der General- und Provincialcongregationen — der geſetzge-
benden Macht, von dem Alles und an den Alles kommt.
Aſſiſtenten — Provinciale — Rectoren; (Miniſter, Gouver-
neurs und Untergouverneurs). Selbſt die Abhaͤngigkeit vom
Pabſt konnte nicht druͤckend ſeyn, da Beyder Intereſſe Eins
war; und die Art, wie zu wuͤrken war, ſtets dem General
uͤberlaſſen blieb. b. In Anſehung der Claſſen der Mitglieder;
Novizen — Scholaſtiker — Coadjutoren — Pro-
feſſen
. Art der Recrutirung und Grundſaͤtze; beſonders in
der großen Beſchraͤnkung der Zahl der Profeſſen, oder eigent-
lichen Jeſuiten. — Aber außer dieſen noch eine Claſſe der
Affiliirten, oder geheimen Jeſuiten ohne Uniform; aber
nicht ſelten mit Sternen oder Biſchofsmuͤtzen. c. Hauptmit-
tel ihrer Wirkſamkeit. Miſſionen — Beichtſtuͤhle,
beſonders an Hoͤfen; — Jugendunterricht in niedern
und hoͤhern Lehranſtalten. So umfaßte ſie mit der gegen-
waͤrtigen zugleich ſtets die kuͤnftige Generation. — Ein In-
ſtitut, deſſen Zweck Unterdruͤckung aller freyen Geiſtesent-
wickelung iſt, iſt an ſich boͤſe. Das Gute, was es fuͤr
Verbreitung der Religion und einzelne Wiſſenſchaften gethan
hat, wird deßhalb nicht verkannt; allein der politiſche Hiſto-
riker hat des Guten leider! am wenigſten zu ruͤhmen.

Die Geſchichte des Ordens, wie ſie ſeyn ſollte, d. i.
aus ſeinem Standpuncte gefaßt, bleibt noch immer ein
Stoff fuͤr einen kuͤnftigen Hiſtoriker. Treffliche Vorerinne-
rungen dazu in dem Artikel: Jeſuiten, Allg. Deutſche
Encyclopaͤdie B. XVII. im Anhang (von Spittler.) Un-
ter den groͤßern Werken verdient Erwaͤhnung: Allgemeine
Geſchichte der Jeſuiten von dem Urſprunge
ihres Ordens bis auf gegenwaͤrtige Zeit
; von

p.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p>
                  <pb facs="#f0114" n="76"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">und des durchaus blinden Gehor&#x017F;ams; unmittelbar fließend<lb/>
aus dem Zweck des In&#x017F;tituts. Chef der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der <hi rendition="#g">Ge-<lb/>
neral</hi> <hi rendition="#i">(<hi rendition="#aq">praepo&#x017F;itus generalis</hi>)</hi>, von Niemand abha&#x0364;ngig als<lb/>
vom Pab&#x017F;t; &#x017F;eine Re&#x017F;idenz in Rom. Schon &#x017F;eit <hi rendition="#g">Lainez</hi><lb/>
(1558&#x2014;1564) unum&#x017F;chra&#x0364;nkte&#x017F;ter Gebieter, im alleinigen Be-<lb/>
&#x017F;itz der ganzen ausu&#x0364;benden, und bald auch &#x2014; ungeachtet<lb/>
der General- und Provincialcongregationen &#x2014; der ge&#x017F;etzge-<lb/>
benden Macht, <hi rendition="#g">von</hi> dem Alles und <hi rendition="#g">an</hi> den Alles kommt.<lb/>
A&#x017F;&#x017F;i&#x017F;tenten &#x2014; Provinciale &#x2014; Rectoren; (Mini&#x017F;ter, Gouver-<lb/>
neurs und Untergouverneurs). Selb&#x017F;t die Abha&#x0364;ngigkeit vom<lb/>
Pab&#x017F;t konnte nicht dru&#x0364;ckend &#x017F;eyn, da Beyder Intere&#x017F;&#x017F;e Eins<lb/>
war; und die Art, <hi rendition="#g">wie</hi> zu wu&#x0364;rken war, &#x017F;tets dem General<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en blieb. <hi rendition="#aq">b.</hi> In An&#x017F;ehung der Cla&#x017F;&#x017F;en der Mitglieder;<lb/><hi rendition="#g">Novizen &#x2014; Schola&#x017F;tiker &#x2014; Coadjutoren &#x2014; Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;en</hi>. Art der Recrutirung und Grund&#x017F;a&#x0364;tze; be&#x017F;onders in<lb/>
der großen Be&#x017F;chra&#x0364;nkung der Zahl der Profe&#x017F;&#x017F;en, oder eigent-<lb/>
lichen Je&#x017F;uiten. &#x2014; Aber außer die&#x017F;en noch eine Cla&#x017F;&#x017F;e der<lb/><hi rendition="#g">Affiliirten</hi>, oder geheimen Je&#x017F;uiten ohne Uniform; aber<lb/>
nicht &#x017F;elten mit Sternen oder Bi&#x017F;chofsmu&#x0364;tzen. <hi rendition="#aq">c.</hi> Hauptmit-<lb/>
tel ihrer Wirk&#x017F;amkeit. <hi rendition="#g">Mi&#x017F;&#x017F;ionen &#x2014; Beicht&#x017F;tu&#x0364;hle</hi>,<lb/>
be&#x017F;onders an Ho&#x0364;fen; &#x2014; <hi rendition="#g">Jugendunterricht</hi> in niedern<lb/>
und ho&#x0364;hern Lehran&#x017F;talten. So umfaßte &#x017F;ie mit der gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtigen zugleich &#x017F;tets die ku&#x0364;nftige Generation. &#x2014; Ein In-<lb/>
&#x017F;titut, de&#x017F;&#x017F;en Zweck Unterdru&#x0364;ckung aller freyen Gei&#x017F;tesent-<lb/>
wickelung i&#x017F;t, i&#x017F;t <hi rendition="#g">an &#x017F;ich bo&#x0364;&#x017F;e</hi>. Das <hi rendition="#g">Gute</hi>, was es fu&#x0364;r<lb/>
Verbreitung der Religion und einzelne Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften gethan<lb/>
hat, wird deßhalb nicht verkannt; allein der politi&#x017F;che Hi&#x017F;to-<lb/>
riker hat des Guten leider! am wenig&#x017F;ten zu ru&#x0364;hmen.</hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Die Ge&#x017F;chichte des Ordens, wie &#x017F;ie &#x017F;eyn <hi rendition="#g">&#x017F;ollte</hi>, d. i.<lb/>
aus <hi rendition="#g">&#x017F;einem</hi> Standpuncte gefaßt, bleibt noch immer ein<lb/>
Stoff fu&#x0364;r einen ku&#x0364;nftigen Hi&#x017F;toriker. Treffliche Vorerinne-<lb/>
rungen dazu in dem Artikel: <hi rendition="#g">Je&#x017F;uiten</hi>, Allg. Deut&#x017F;che<lb/>
Encyclopa&#x0364;die B. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> im <hi rendition="#g">Anhang</hi> (von <hi rendition="#fr">Spittler.</hi>) Un-<lb/>
ter den gro&#x0364;ßern Werken verdient Erwa&#x0364;hnung: <hi rendition="#g">Allgemeine<lb/>
Ge&#x017F;chichte der Je&#x017F;uiten von dem Ur&#x017F;prunge<lb/>
ihres Ordens bis auf gegenwa&#x0364;rtige Zeit</hi>; von</hi><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">p.</hi> </fw><lb/>
                </p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0114] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. und des durchaus blinden Gehorſams; unmittelbar fließend aus dem Zweck des Inſtituts. Chef der Geſellſchaft der Ge- neral (praepoſitus generalis), von Niemand abhaͤngig als vom Pabſt; ſeine Reſidenz in Rom. Schon ſeit Lainez (1558—1564) unumſchraͤnkteſter Gebieter, im alleinigen Be- ſitz der ganzen ausuͤbenden, und bald auch — ungeachtet der General- und Provincialcongregationen — der geſetzge- benden Macht, von dem Alles und an den Alles kommt. Aſſiſtenten — Provinciale — Rectoren; (Miniſter, Gouver- neurs und Untergouverneurs). Selbſt die Abhaͤngigkeit vom Pabſt konnte nicht druͤckend ſeyn, da Beyder Intereſſe Eins war; und die Art, wie zu wuͤrken war, ſtets dem General uͤberlaſſen blieb. b. In Anſehung der Claſſen der Mitglieder; Novizen — Scholaſtiker — Coadjutoren — Pro- feſſen. Art der Recrutirung und Grundſaͤtze; beſonders in der großen Beſchraͤnkung der Zahl der Profeſſen, oder eigent- lichen Jeſuiten. — Aber außer dieſen noch eine Claſſe der Affiliirten, oder geheimen Jeſuiten ohne Uniform; aber nicht ſelten mit Sternen oder Biſchofsmuͤtzen. c. Hauptmit- tel ihrer Wirkſamkeit. Miſſionen — Beichtſtuͤhle, beſonders an Hoͤfen; — Jugendunterricht in niedern und hoͤhern Lehranſtalten. So umfaßte ſie mit der gegen- waͤrtigen zugleich ſtets die kuͤnftige Generation. — Ein In- ſtitut, deſſen Zweck Unterdruͤckung aller freyen Geiſtesent- wickelung iſt, iſt an ſich boͤſe. Das Gute, was es fuͤr Verbreitung der Religion und einzelne Wiſſenſchaften gethan hat, wird deßhalb nicht verkannt; allein der politiſche Hiſto- riker hat des Guten leider! am wenigſten zu ruͤhmen. Die Geſchichte des Ordens, wie ſie ſeyn ſollte, d. i. aus ſeinem Standpuncte gefaßt, bleibt noch immer ein Stoff fuͤr einen kuͤnftigen Hiſtoriker. Treffliche Vorerinne- rungen dazu in dem Artikel: Jeſuiten, Allg. Deutſche Encyclopaͤdie B. XVII. im Anhang (von Spittler.) Un- ter den groͤßern Werken verdient Erwaͤhnung: Allgemeine Geſchichte der Jeſuiten von dem Urſprunge ihres Ordens bis auf gegenwaͤrtige Zeit; von p.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/114
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/114>, abgerufen am 21.11.2024.