Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

B. 3. Gesch. d. Colonialwes. 1517--1555.
suiten gleich bey ihrer Stiftung, sobald Johann III. sie
in sein Reich aufnahm, übernommenen Missionen
nach Asien bey; und der Name von Xaver, dem
Apostel von Indien, darf auch in einer allgemeinen
Geschichte nicht unerwähnt bleiben.

Erste Versuche zu einer Anknüpfung einer Verbindung
mit China durch den Gesandren Th. Perera bereits 1517.
Wahrscheinliche Niederlassung zu Liampo. -- Bekannt-
schaft mit Japan seit 1542; Mission von Xaver mit großem
Erfolge verbunden; Einrichtung eines regelmäßigen und höchst
gewinnreichen Handels für Portugal.

11. Das stolze Gebäude der portugiesischen
Herrschaft in Indien stand also in diesem Zeitraume
ganz vollendet da. Wenige kühne und genialische
Menschen hatten es geschaffen; nicht bloße Gewalt,
sondern moralische Stützen, Heldengeist und Pa-
triotismus, mußten es halten. Da diese nicht plötz-
lich verschwinden konnten, war auch kein plötzlicher
Sturz von jenem zu erwarten; aber das allmählige
Verschwinden bereitete auch diesen Sturz desto sicherer
vor; den alsdann die folgende Periode, sobald
äußere Stürme hinzukamen, so furchtbar beschleu-
nigte.

12. Auch in Brasilien erweiterten sich in die-
sem Zeitraum die Besitzungen der Portugiesen. Ein
günstiges Geschick verhinderte es, daß man hier noch
keine Schätze von Gold und Edelsteinen entdeckte;

und
F 5

B. 3. Geſch. d. Colonialweſ. 1517--1555.
ſuiten gleich bey ihrer Stiftung, ſobald Johann III. ſie
in ſein Reich aufnahm, uͤbernommenen Miſſionen
nach Aſien bey; und der Name von Xaver, dem
Apoſtel von Indien, darf auch in einer allgemeinen
Geſchichte nicht unerwaͤhnt bleiben.

Erſte Verſuche zu einer Anknuͤpfung einer Verbindung
mit China durch den Geſandren Th. Perera bereits 1517.
Wahrſcheinliche Niederlaſſung zu Liampo. — Bekannt-
ſchaft mit Japan ſeit 1542; Miſſion von Xaver mit großem
Erfolge verbunden; Einrichtung eines regelmaͤßigen und hoͤchſt
gewinnreichen Handels fuͤr Portugal.

11. Das ſtolze Gebaͤude der portugieſiſchen
Herrſchaft in Indien ſtand alſo in dieſem Zeitraume
ganz vollendet da. Wenige kuͤhne und genialiſche
Menſchen hatten es geſchaffen; nicht bloße Gewalt,
ſondern moraliſche Stuͤtzen, Heldengeiſt und Pa-
triotiſmus, mußten es halten. Da dieſe nicht ploͤtz-
lich verſchwinden konnten, war auch kein ploͤtzlicher
Sturz von jenem zu erwarten; aber das allmaͤhlige
Verſchwinden bereitete auch dieſen Sturz deſto ſicherer
vor; den alsdann die folgende Periode, ſobald
aͤußere Stuͤrme hinzukamen, ſo furchtbar beſchleu-
nigte.

12. Auch in Braſilien erweiterten ſich in die-
ſem Zeitraum die Beſitzungen der Portugieſen. Ein
guͤnſtiges Geſchick verhinderte es, daß man hier noch
keine Schaͤtze von Gold und Edelſteinen entdeckte;

und
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0127" n="89"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">B.</hi> 3. Ge&#x017F;ch. d. Colonialwe&#x017F;. 1517--1555.</hi></fw><lb/>
&#x017F;uiten gleich bey ihrer Stiftung, &#x017F;obald Johann <hi rendition="#aq">III.</hi> &#x017F;ie<lb/>
in &#x017F;ein Reich aufnahm, u&#x0364;bernommenen Mi&#x017F;&#x017F;ionen<lb/>
nach A&#x017F;ien bey; und der Name von <hi rendition="#g">Xaver</hi>, dem<lb/>
Apo&#x017F;tel von Indien, darf auch in einer allgemeinen<lb/>
Ge&#x017F;chichte nicht unerwa&#x0364;hnt bleiben.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Er&#x017F;te Ver&#x017F;uche zu einer Anknu&#x0364;pfung einer Verbindung<lb/>
mit China durch den Ge&#x017F;andren <hi rendition="#g">Th. Perera</hi> bereits 1517.<lb/>
Wahr&#x017F;cheinliche Niederla&#x017F;&#x017F;ung zu <hi rendition="#g">Liampo</hi>. &#x2014; Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft mit <hi rendition="#g">Japan</hi> &#x017F;eit 1542; Mi&#x017F;&#x017F;ion von Xaver mit großem<lb/>
Erfolge verbunden; Einrichtung eines regelma&#x0364;ßigen und ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
gewinnreichen Handels fu&#x0364;r Portugal.</hi> </p><lb/>
                <p>11. Das &#x017F;tolze Geba&#x0364;ude der portugie&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Herr&#x017F;chaft in Indien &#x017F;tand al&#x017F;o in die&#x017F;em Zeitraume<lb/>
ganz vollendet da. Wenige ku&#x0364;hne und geniali&#x017F;che<lb/>
Men&#x017F;chen hatten es ge&#x017F;chaffen; nicht bloße Gewalt,<lb/>
&#x017F;ondern <hi rendition="#g">morali&#x017F;che</hi> Stu&#x0364;tzen, Heldengei&#x017F;t und Pa-<lb/>
trioti&#x017F;mus, mußten es halten. Da die&#x017F;e nicht plo&#x0364;tz-<lb/>
lich ver&#x017F;chwinden konnten, war auch kein plo&#x0364;tzlicher<lb/>
Sturz von jenem zu erwarten; aber das allma&#x0364;hlige<lb/>
Ver&#x017F;chwinden bereitete auch die&#x017F;en Sturz de&#x017F;to &#x017F;icherer<lb/>
vor; den alsdann die <hi rendition="#g">folgende</hi> Periode, &#x017F;obald<lb/>
a&#x0364;ußere Stu&#x0364;rme hinzukamen, &#x017F;o furchtbar be&#x017F;chleu-<lb/>
nigte.</p><lb/>
                <p>12. Auch in <hi rendition="#g">Bra&#x017F;ilien</hi> erweiterten &#x017F;ich in die-<lb/>
&#x017F;em Zeitraum die Be&#x017F;itzungen der Portugie&#x017F;en. Ein<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tiges Ge&#x017F;chick verhinderte es, daß man hier noch<lb/>
keine Scha&#x0364;tze von Gold und Edel&#x017F;teinen entdeckte;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0127] B. 3. Geſch. d. Colonialweſ. 1517--1555. ſuiten gleich bey ihrer Stiftung, ſobald Johann III. ſie in ſein Reich aufnahm, uͤbernommenen Miſſionen nach Aſien bey; und der Name von Xaver, dem Apoſtel von Indien, darf auch in einer allgemeinen Geſchichte nicht unerwaͤhnt bleiben. Erſte Verſuche zu einer Anknuͤpfung einer Verbindung mit China durch den Geſandren Th. Perera bereits 1517. Wahrſcheinliche Niederlaſſung zu Liampo. — Bekannt- ſchaft mit Japan ſeit 1542; Miſſion von Xaver mit großem Erfolge verbunden; Einrichtung eines regelmaͤßigen und hoͤchſt gewinnreichen Handels fuͤr Portugal. 11. Das ſtolze Gebaͤude der portugieſiſchen Herrſchaft in Indien ſtand alſo in dieſem Zeitraume ganz vollendet da. Wenige kuͤhne und genialiſche Menſchen hatten es geſchaffen; nicht bloße Gewalt, ſondern moraliſche Stuͤtzen, Heldengeiſt und Pa- triotiſmus, mußten es halten. Da dieſe nicht ploͤtz- lich verſchwinden konnten, war auch kein ploͤtzlicher Sturz von jenem zu erwarten; aber das allmaͤhlige Verſchwinden bereitete auch dieſen Sturz deſto ſicherer vor; den alsdann die folgende Periode, ſobald aͤußere Stuͤrme hinzukamen, ſo furchtbar beſchleu- nigte. 12. Auch in Braſilien erweiterten ſich in die- ſem Zeitraum die Beſitzungen der Portugieſen. Ein guͤnſtiges Geſchick verhinderte es, daß man hier noch keine Schaͤtze von Gold und Edelſteinen entdeckte; und F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/127
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/127>, abgerufen am 21.11.2024.