50 Jahre behauptete. 4. Die Unabhängigkeit der Republik der vereinigten Niederlande war nun allge- mein anerkannt. 5. Der practisch angenommene Grundsatz der Erhaltung Deutscher Verfassung war unauflöslich an den der Erhaltung des Gleichgewichts der Mächte geknüpft; der daher auch seitdem noch weit mehr anerkannt und befestigt wurde. Nicht also durch die Bestimmung aller politischen Hauptver- hältnisse, aber wohl der politischen Haupt- grundsätze, ward der Westphälische Friede die Grundlage der nachmaligen practischen Politik von Europa.
26. Der Französisch-Spanische Krieg ward durch den Westphälischen Frieden nicht been- digt, weil beyde Theile, besonders aber Spanien, bey dessen Fortdauer Vortheile für sich hofften. Die Befreyung von dem Niederländischen Kriege, die Unruhen in Frankreich, nährten diese Hoffnungen; während Frankreich auf die Schwäche Spaniens, auf die Insurrection von Portugal und Catalonien, die es unterstützte, noch größere Entwürfe baute. Aber ungeachtet einiger Vortheile, welche Spanien im Anfang erlangte, wandte sich doch sein Glück; 1655zumal da auch Cromwell ihm den Krieg anzu- kündigen für gut fand, und sich deshalb mit Frank- 1659reich verband. Der Pyrenäische Friede, von
den
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
50 Jahre behauptete. 4. Die Unabhaͤngigkeit der Republik der vereinigten Niederlande war nun allge- mein anerkannt. 5. Der practiſch angenommene Grundſatz der Erhaltung Deutſcher Verfaſſung war unaufloͤslich an den der Erhaltung des Gleichgewichts der Maͤchte geknuͤpft; der daher auch ſeitdem noch weit mehr anerkannt und befeſtigt wurde. Nicht alſo durch die Beſtimmung aller politiſchen Hauptver- haͤltniſſe, aber wohl der politiſchen Haupt- grundſaͤtze, ward der Weſtphaͤliſche Friede die Grundlage der nachmaligen practiſchen Politik von Europa.
26. Der Franzoͤſiſch-Spaniſche Krieg ward durch den Weſtphaͤliſchen Frieden nicht been- digt, weil beyde Theile, beſonders aber Spanien, bey deſſen Fortdauer Vortheile fuͤr ſich hofften. Die Befreyung von dem Niederlaͤndiſchen Kriege, die Unruhen in Frankreich, naͤhrten dieſe Hoffnungen; waͤhrend Frankreich auf die Schwaͤche Spaniens, auf die Inſurrection von Portugal und Catalonien, die es unterſtuͤtzte, noch groͤßere Entwuͤrfe baute. Aber ungeachtet einiger Vortheile, welche Spanien im Anfang erlangte, wandte ſich doch ſein Gluͤck; 1655zumal da auch Cromwell ihm den Krieg anzu- kuͤndigen fuͤr gut fand, und ſich deshalb mit Frank- 1659reich verband. Der Pyrenaͤiſche Friede, von
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I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
50 Jahre behauptete. 4. Die Unabhaͤngigkeit der
Republik der vereinigten Niederlande war nun allge-
mein anerkannt. 5. Der practiſch angenommene
Grundſatz der Erhaltung Deutſcher Verfaſſung war
unaufloͤslich an den der Erhaltung des Gleichgewichts
der Maͤchte geknuͤpft; der daher auch ſeitdem noch
weit mehr anerkannt und befeſtigt wurde. Nicht alſo
durch die Beſtimmung aller politiſchen Hauptver-
haͤltniſſe, aber wohl der politiſchen Haupt-
grundſaͤtze, ward der Weſtphaͤliſche Friede die
Grundlage der nachmaligen practiſchen Politik von
Europa.
26. Der Franzoͤſiſch-Spaniſche Krieg
ward durch den Weſtphaͤliſchen Frieden nicht been-
digt, weil beyde Theile, beſonders aber Spanien,
bey deſſen Fortdauer Vortheile fuͤr ſich hofften. Die
Befreyung von dem Niederlaͤndiſchen Kriege, die
Unruhen in Frankreich, naͤhrten dieſe Hoffnungen;
waͤhrend Frankreich auf die Schwaͤche Spaniens,
auf die Inſurrection von Portugal und Catalonien,
die es unterſtuͤtzte, noch groͤßere Entwuͤrfe baute.
Aber ungeachtet einiger Vortheile, welche Spanien
im Anfang erlangte, wandte ſich doch ſein Gluͤck;
zumal da auch Cromwell ihm den Krieg anzu-
kuͤndigen fuͤr gut fand, und ſich deshalb mit Frank-
reich verband. Der Pyrenaͤiſche Friede, von
den
1655
1659
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/200>, abgerufen am 21.11.2024.
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