Throns durch die Auflösung der Calmarischen Union; und durch die Reformation. Die förmliche Auflösung jener Verbindung, welche die drey Nordischen Reiche unter Einen Regenten hatte stellen wollen, ohne je völlig ihren Zweck zu errei- chen, schuf eine Reihe unabhängiger Staaten im Norden, deren Verhältnisse, sobald gemeinschaftli- che Berührungspuncte sich fanden, sich auch sehr eng in einander verschlangen.
3. Die Reformation wurde für den Nor- den von Europa fast noch politisch wichtiger, als für den Süden. Sie fand in drey Hauptländern, Dänemark, Norwegen und Schweden, einen so gro- ßen Eingang, daß sie bald hier herrschend wur- de; sie ward in dem letztern sogleich, in den bey- den andern nachmals, die Grundlage der Verfas- sung; sie bestimmte die ganzen nachfolgenden Ver- hältnisse von Preußen; und auch das künftige Schicksal Polens ward großentheils durch sie vor- bereitet.
4. Die herrschenden Völker des Nordens wa- ren von doppelter, theils germanischer, theils slavischer Abkunft; und diese Verschiedenheit zeigte sich auch in den Verfassungen. Bey den er- stern hatte sich auf eine ähnliche Weise wie in dem
westli-
Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. 1523--1660.
Throns durch die Aufloͤſung der Calmariſchen Union; und durch die Reformation. Die foͤrmliche Aufloͤſung jener Verbindung, welche die drey Nordiſchen Reiche unter Einen Regenten hatte ſtellen wollen, ohne je voͤllig ihren Zweck zu errei- chen, ſchuf eine Reihe unabhaͤngiger Staaten im Norden, deren Verhaͤltniſſe, ſobald gemeinſchaftli- che Beruͤhrungspuncte ſich fanden, ſich auch ſehr eng in einander verſchlangen.
3. Die Reformation wurde fuͤr den Nor- den von Europa faſt noch politiſch wichtiger, als fuͤr den Suͤden. Sie fand in drey Hauptlaͤndern, Daͤnemark, Norwegen und Schweden, einen ſo gro- ßen Eingang, daß ſie bald hier herrſchend wur- de; ſie ward in dem letztern ſogleich, in den bey- den andern nachmals, die Grundlage der Verfaſ- ſung; ſie beſtimmte die ganzen nachfolgenden Ver- haͤltniſſe von Preußen; und auch das kuͤnftige Schickſal Polens ward großentheils durch ſie vor- bereitet.
4. Die herrſchenden Voͤlker des Nordens wa- ren von doppelter, theils germaniſcher, theils ſlaviſcher Abkunft; und dieſe Verſchiedenheit zeigte ſich auch in den Verfaſſungen. Bey den er- ſtern hatte ſich auf eine aͤhnliche Weiſe wie in dem
weſtli-
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Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. 1523--1660.
Throns durch die Aufloͤſung der Calmariſchen
Union; und durch die Reformation. Die
foͤrmliche Aufloͤſung jener Verbindung, welche die
drey Nordiſchen Reiche unter Einen Regenten hatte
ſtellen wollen, ohne je voͤllig ihren Zweck zu errei-
chen, ſchuf eine Reihe unabhaͤngiger Staaten im
Norden, deren Verhaͤltniſſe, ſobald gemeinſchaftli-
che Beruͤhrungspuncte ſich fanden, ſich auch ſehr
eng in einander verſchlangen.
3. Die Reformation wurde fuͤr den Nor-
den von Europa faſt noch politiſch wichtiger, als
fuͤr den Suͤden. Sie fand in drey Hauptlaͤndern,
Daͤnemark, Norwegen und Schweden, einen ſo gro-
ßen Eingang, daß ſie bald hier herrſchend wur-
de; ſie ward in dem letztern ſogleich, in den bey-
den andern nachmals, die Grundlage der Verfaſ-
ſung; ſie beſtimmte die ganzen nachfolgenden Ver-
haͤltniſſe von Preußen; und auch das kuͤnftige
Schickſal Polens ward großentheils durch ſie vor-
bereitet.
4. Die herrſchenden Voͤlker des Nordens wa-
ren von doppelter, theils germaniſcher, theils
ſlaviſcher Abkunft; und dieſe Verſchiedenheit
zeigte ſich auch in den Verfaſſungen. Bey den er-
ſtern hatte ſich auf eine aͤhnliche Weiſe wie in dem
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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