Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Periode. II. Theil.
westlichen Europa das Lehnswesen ausgebildet; aber
auch in demselben ein Bürgerstand, wenn gleich
Adel und Geistlichkeit ein großes Uebergewicht hat-
ten. In den Slavischen Landen, Polen und
Rußland, hatte aber der Adel, ohne eigentliche
Lehnsverhältnisse, dennoch das Volk zur Leibeigen-
schaft herabgedrückt; und kein Bürgerstand hatte,
beym Mangel an Handelsstädten, sich bilden kön-
nen. So unterschieden sich beyde sehr wesentlich
dadurch, daß in den erstern wenigstens die Elemen-
te zur Ausbildung einer bürgerlichen Verfassung
vorhanden waren, in den letztern aber so gut wie
gänzlich fehlten.

1. Dänemark. Seine Könige, seit 1447 aus dem
Hause Holstein-Oldenburg gewählt, sollten Unionskönige
der 3 Nordischen Reiche seyn, waren es aber selten; und
als Christian II. die Union umsonst in Schweden erzwin-
gen wollte, brach in Dänemark selbst ein Aufstand gegen ihn
aus 1523, der ihm den Thron und bald auch die Freyheit ko-
stete, 1532. -- Unter seinem Nachfolger Fridrich 1. An-
fang der Einführung der Reformation seit 1527 in Dänemark,
und allmählig auch in Norwegen. Vereinigung Dänemarks
mit Norwegen zu Einem Reich 1532. Große Beschrän-
kung der Dänischen Wahlkönige durch ihre Capitulation, den
Reichsrath, und die Administration des Adels.

J. M. Schrökh Christliche Kirchengeschichte seit der Re-
formation, zweyter Theil, 1804. Für die Geschichte der
Einführung der Reformation in den Nordischen Reichen.

2. Schweden. Wiederaufrichtung des Thrones von
Schweden 1523 durch Gustav Wasa (+ 1560) und Befesti-
gung desselben a. durch die veränderten Verhältnisse mit

Däne-

I. Periode. II. Theil.
weſtlichen Europa das Lehnsweſen ausgebildet; aber
auch in demſelben ein Buͤrgerſtand, wenn gleich
Adel und Geiſtlichkeit ein großes Uebergewicht hat-
ten. In den Slaviſchen Landen, Polen und
Rußland, hatte aber der Adel, ohne eigentliche
Lehnsverhaͤltniſſe, dennoch das Volk zur Leibeigen-
ſchaft herabgedruͤckt; und kein Buͤrgerſtand hatte,
beym Mangel an Handelsſtaͤdten, ſich bilden koͤn-
nen. So unterſchieden ſich beyde ſehr weſentlich
dadurch, daß in den erſtern wenigſtens die Elemen-
te zur Ausbildung einer buͤrgerlichen Verfaſſung
vorhanden waren, in den letztern aber ſo gut wie
gaͤnzlich fehlten.

1. Daͤnemark. Seine Koͤnige, ſeit 1447 aus dem
Hauſe Holſtein-Oldenburg gewaͤhlt, ſollten Unionskoͤnige
der 3 Nordiſchen Reiche ſeyn, waren es aber ſelten; und
als Chriſtian II. die Union umſonſt in Schweden erzwin-
gen wollte, brach in Daͤnemark ſelbſt ein Aufſtand gegen ihn
aus 1523, der ihm den Thron und bald auch die Freyheit ko-
ſtete, 1532. — Unter ſeinem Nachfolger Fridrich 1. An-
fang der Einfuͤhrung der Reformation ſeit 1527 in Daͤnemark,
und allmaͤhlig auch in Norwegen. Vereinigung Daͤnemarks
mit Norwegen zu Einem Reich 1532. Große Beſchraͤn-
kung der Daͤniſchen Wahlkoͤnige durch ihre Capitulation, den
Reichsrath, und die Adminiſtration des Adels.

J. M. Schroͤkh Chriſtliche Kirchengeſchichte ſeit der Re-
formation, zweyter Theil, 1804. Fuͤr die Geſchichte der
Einfuͤhrung der Reformation in den Nordiſchen Reichen.

2. Schweden. Wiederaufrichtung des Thrones von
Schweden 1523 durch Guſtav Waſa († 1560) und Befeſti-
gung desſelben a. durch die veraͤnderten Verhaͤltniſſe mit

Daͤne-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0226" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Periode. <hi rendition="#aq">II.</hi> Theil.</hi></fw><lb/>
we&#x017F;tlichen Europa das Lehnswe&#x017F;en ausgebildet; aber<lb/>
auch in dem&#x017F;elben ein Bu&#x0364;rger&#x017F;tand, wenn gleich<lb/>
Adel und Gei&#x017F;tlichkeit ein großes Uebergewicht hat-<lb/>
ten. In den <hi rendition="#g">Slavi&#x017F;chen</hi> Landen, Polen und<lb/>
Rußland, hatte aber der Adel, ohne eigentliche<lb/>
Lehnsverha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, dennoch das Volk zur Leibeigen-<lb/>
&#x017F;chaft herabgedru&#x0364;ckt; und kein Bu&#x0364;rger&#x017F;tand hatte,<lb/>
beym Mangel an Handels&#x017F;ta&#x0364;dten, &#x017F;ich bilden ko&#x0364;n-<lb/>
nen. So unter&#x017F;chieden &#x017F;ich beyde &#x017F;ehr we&#x017F;entlich<lb/>
dadurch, daß in den er&#x017F;tern wenig&#x017F;tens die Elemen-<lb/>
te zur Ausbildung einer bu&#x0364;rgerlichen Verfa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
vorhanden waren, in den letztern aber &#x017F;o gut wie<lb/>
ga&#x0364;nzlich fehlten.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">1. <hi rendition="#g">Da&#x0364;nemark</hi>. Seine Ko&#x0364;nige, &#x017F;eit 1447 aus dem<lb/>
Hau&#x017F;e Hol&#x017F;tein-Oldenburg <hi rendition="#g">gewa&#x0364;hlt</hi>, &#x017F;ollten Unionsko&#x0364;nige<lb/>
der 3 Nordi&#x017F;chen Reiche &#x017F;eyn, waren es aber &#x017F;elten; und<lb/>
als <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> die Union um&#x017F;on&#x017F;t in Schweden erzwin-<lb/>
gen wollte, brach in Da&#x0364;nemark &#x017F;elb&#x017F;t ein Auf&#x017F;tand gegen ihn<lb/>
aus 1523, der ihm den Thron und bald auch die Freyheit ko-<lb/>
&#x017F;tete, 1532. &#x2014; Unter &#x017F;einem Nachfolger <hi rendition="#g">Fridrich</hi> 1. An-<lb/>
fang der Einfu&#x0364;hrung der Reformation &#x017F;eit 1527 in Da&#x0364;nemark,<lb/>
und allma&#x0364;hlig auch in Norwegen. Vereinigung Da&#x0364;nemarks<lb/>
mit Norwegen zu <hi rendition="#g">Einem Reich</hi> 1532. Große Be&#x017F;chra&#x0364;n-<lb/>
kung der Da&#x0364;ni&#x017F;chen Wahlko&#x0364;nige durch ihre Capitulation, den<lb/>
Reichsrath, und die Admini&#x017F;tration des Adels.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">J. M. Schro&#x0364;kh</hi> Chri&#x017F;tliche Kirchenge&#x017F;chichte &#x017F;eit der Re-<lb/>
formation, <hi rendition="#g">zweyter</hi> Theil, 1804. Fu&#x0364;r die Ge&#x017F;chichte der<lb/>
Einfu&#x0364;hrung der Reformation in den Nordi&#x017F;chen Reichen.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">2. <hi rendition="#g">Schweden</hi>. Wiederaufrichtung des Thrones von<lb/>
Schweden 1523 durch Gu&#x017F;tav Wa&#x017F;a (&#x2020; 1560) und Befe&#x017F;ti-<lb/>
gung des&#x017F;elben <hi rendition="#aq">a.</hi> durch die vera&#x0364;nderten Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mit</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Da&#x0364;ne-</fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0226] I. Periode. II. Theil. weſtlichen Europa das Lehnsweſen ausgebildet; aber auch in demſelben ein Buͤrgerſtand, wenn gleich Adel und Geiſtlichkeit ein großes Uebergewicht hat- ten. In den Slaviſchen Landen, Polen und Rußland, hatte aber der Adel, ohne eigentliche Lehnsverhaͤltniſſe, dennoch das Volk zur Leibeigen- ſchaft herabgedruͤckt; und kein Buͤrgerſtand hatte, beym Mangel an Handelsſtaͤdten, ſich bilden koͤn- nen. So unterſchieden ſich beyde ſehr weſentlich dadurch, daß in den erſtern wenigſtens die Elemen- te zur Ausbildung einer buͤrgerlichen Verfaſſung vorhanden waren, in den letztern aber ſo gut wie gaͤnzlich fehlten. 1. Daͤnemark. Seine Koͤnige, ſeit 1447 aus dem Hauſe Holſtein-Oldenburg gewaͤhlt, ſollten Unionskoͤnige der 3 Nordiſchen Reiche ſeyn, waren es aber ſelten; und als Chriſtian II. die Union umſonſt in Schweden erzwin- gen wollte, brach in Daͤnemark ſelbſt ein Aufſtand gegen ihn aus 1523, der ihm den Thron und bald auch die Freyheit ko- ſtete, 1532. — Unter ſeinem Nachfolger Fridrich 1. An- fang der Einfuͤhrung der Reformation ſeit 1527 in Daͤnemark, und allmaͤhlig auch in Norwegen. Vereinigung Daͤnemarks mit Norwegen zu Einem Reich 1532. Große Beſchraͤn- kung der Daͤniſchen Wahlkoͤnige durch ihre Capitulation, den Reichsrath, und die Adminiſtration des Adels. J. M. Schroͤkh Chriſtliche Kirchengeſchichte ſeit der Re- formation, zweyter Theil, 1804. Fuͤr die Geſchichte der Einfuͤhrung der Reformation in den Nordiſchen Reichen. 2. Schweden. Wiederaufrichtung des Thrones von Schweden 1523 durch Guſtav Waſa († 1560) und Befeſti- gung desſelben a. durch die veraͤnderten Verhaͤltniſſe mit Daͤne-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/226
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/226>, abgerufen am 21.11.2024.