Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesch. d. nördl. Staatensyst. 1523--1660.
Dänemark unter Fridrich I., und den Vertrag mit ihm
zu Malmö 1524. b. Durch Hülfe der Reformation, und
der damit verbundenen Einziehung der geistlichen Güter 1527;
und c. durch die Einführung der Erblichkeit der Krone für
seinen Mannsstamm auf dem Reichstage zu Westeräs 1544.
Ein Glück für Schweden, daß er lange genug regierte, um
seinem Hause die Nachfolge sichern zu können!

Geschichte Gustav's Wasa, König von Schweden, von J.
W. von Archenholz
. 1801. 2 Th. Nach Schwedischen Ge-
schichtschreibern.

3. Polen, mit dem Großherzogthum Litthauen unter
Einem Könige (aber erst 1569 zu Einem Reiche) verei-
nigt, bis 1572 noch unter den Jagellonen. Ob Wahl-
reich oder Erbreich wußte man selbst in Polen nicht recht;
nirgends war des innern und äußern Gährungsstoffs so viel,
nirgends der Hoffnung zur Besserung so wenig, als hier. Wer
mochte die Grenzen nach außen gegen Russen, Tartaren und
den Deutschen Orden, wer vollends die rechtlichen innern
Verhältnisse bestimmen? Wie wenig auch das Glück eines
Staats zunächst an seine Formen geknüpft ist, so giebt es doch
gewisse so unförmliche, jeder Veredelung absolut widerstre-
bende, Formen, daß nur die Kraft eines Despoten, der sie
zertrümmert, vielleicht retten kann. Aber ein solcher
wohlthätiger Despot ward leider! Polen nie zu Theil. --
Auch die Reformation, wenn sie gleich bald in Polen Ein-
gang fand, wirkte wenig auf die Nation, denn Localursachen
verhinderten es lange, daß die neuen Secten, -- zu denen
außer den Evangelischen hier auch bald die Socinianer
kamen -- keine politische Partien wurden.

4. Preussen. Weder durch Lage noch durch Umfang
schien dieses Land zu einer großen Rolle in Europa geschickt;
aber durch eine wunderbare Verschlingung seiner Schicksale
brachte es Einführung des Christenthums, und nachmals
Einführung der Reformation, dazu. Durch die erste
seit 1230-1283 gegründete Herrschaft des Deutschen
Ordens
; Unterjochung der Eingebornen; Entstehung Deut-

scher

Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. 1523--1660.
Daͤnemark unter Fridrich I., und den Vertrag mit ihm
zu Malmoͤ 1524. b. Durch Huͤlfe der Reformation, und
der damit verbundenen Einziehung der geiſtlichen Guͤter 1527;
und c. durch die Einfuͤhrung der Erblichkeit der Krone fuͤr
ſeinen Mannsſtamm auf dem Reichstage zu Weſteraͤs 1544.
Ein Gluͤck fuͤr Schweden, daß er lange genug regierte, um
ſeinem Hauſe die Nachfolge ſichern zu koͤnnen!

Geſchichte Guſtav's Waſa, Koͤnig von Schweden, von J.
W. von Archenholz
. 1801. 2 Th. Nach Schwediſchen Ge-
ſchichtſchreibern.

3. Polen, mit dem Großherzogthum Litthauen unter
Einem Koͤnige (aber erſt 1569 zu Einem Reiche) verei-
nigt, bis 1572 noch unter den Jagellonen. Ob Wahl-
reich oder Erbreich wußte man ſelbſt in Polen nicht recht;
nirgends war des innern und aͤußern Gaͤhrungsſtoffs ſo viel,
nirgends der Hoffnung zur Beſſerung ſo wenig, als hier. Wer
mochte die Grenzen nach außen gegen Ruſſen, Tartaren und
den Deutſchen Orden, wer vollends die rechtlichen innern
Verhaͤltniſſe beſtimmen? Wie wenig auch das Gluͤck eines
Staats zunaͤchſt an ſeine Formen geknuͤpft iſt, ſo giebt es doch
gewiſſe ſo unfoͤrmliche, jeder Veredelung abſolut widerſtre-
bende, Formen, daß nur die Kraft eines Deſpoten, der ſie
zertruͤmmert, vielleicht retten kann. Aber ein ſolcher
wohlthaͤtiger Deſpot ward leider! Polen nie zu Theil. —
Auch die Reformation, wenn ſie gleich bald in Polen Ein-
gang fand, wirkte wenig auf die Nation, denn Localurſachen
verhinderten es lange, daß die neuen Secten, — zu denen
außer den Evangeliſchen hier auch bald die Socinianer
kamen — keine politiſche Partien wurden.

4. Preuſſen. Weder durch Lage noch durch Umfang
ſchien dieſes Land zu einer großen Rolle in Europa geſchickt;
aber durch eine wunderbare Verſchlingung ſeiner Schickſale
brachte es Einfuͤhrung des Chriſtenthums, und nachmals
Einfuͤhrung der Reformation, dazu. Durch die erſte
ſeit 1230-1283 gegruͤndete Herrſchaft des Deutſchen
Ordens
; Unterjochung der Eingebornen; Entſtehung Deut-

ſcher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0227" n="189"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;ch. d. no&#x0364;rdl. Staaten&#x017F;y&#x017F;t. 1523--1660.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">Da&#x0364;nemark unter <hi rendition="#g">Fridrich</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi>, und den Vertrag mit ihm<lb/>
zu Malmo&#x0364; 1524. <hi rendition="#aq">b.</hi> Durch Hu&#x0364;lfe der Reformation, und<lb/>
der damit verbundenen Einziehung der gei&#x017F;tlichen Gu&#x0364;ter 1527;<lb/>
und <hi rendition="#aq">c.</hi> durch die Einfu&#x0364;hrung der Erblichkeit der Krone fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;einen Manns&#x017F;tamm auf dem Reichstage zu We&#x017F;tera&#x0364;s 1544.<lb/>
Ein Glu&#x0364;ck fu&#x0364;r Schweden, daß er lange genug regierte, um<lb/>
&#x017F;einem Hau&#x017F;e die Nachfolge &#x017F;ichern zu ko&#x0364;nnen!</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;chichte Gu&#x017F;tav's Wa&#x017F;a, Ko&#x0364;nig von Schweden, von <hi rendition="#fr">J.<lb/>
W. von Archenholz</hi>. 1801. 2 Th. Nach Schwedi&#x017F;chen Ge-<lb/>
&#x017F;chicht&#x017F;chreibern.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">3. <hi rendition="#g">Polen</hi>, mit dem Großherzogthum Litthauen unter<lb/>
Einem Ko&#x0364;nige (aber er&#x017F;t 1569 zu <hi rendition="#g">Einem Reiche</hi>) verei-<lb/>
nigt, bis 1572 noch unter den <hi rendition="#g">Jagellonen</hi>. Ob Wahl-<lb/>
reich oder Erbreich wußte man &#x017F;elb&#x017F;t in Polen nicht recht;<lb/>
nirgends war des innern und a&#x0364;ußern Ga&#x0364;hrungs&#x017F;toffs &#x017F;o viel,<lb/>
nirgends der Hoffnung zur Be&#x017F;&#x017F;erung &#x017F;o wenig, als hier. Wer<lb/>
mochte die Grenzen nach außen gegen Ru&#x017F;&#x017F;en, Tartaren und<lb/>
den Deut&#x017F;chen Orden, wer vollends die rechtlichen innern<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;timmen? Wie wenig auch das Glu&#x0364;ck eines<lb/>
Staats zuna&#x0364;ch&#x017F;t an &#x017F;eine Formen geknu&#x0364;pft i&#x017F;t, &#x017F;o giebt es doch<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o unfo&#x0364;rmliche, jeder Veredelung ab&#x017F;olut wider&#x017F;tre-<lb/>
bende, Formen, daß nur die Kraft eines De&#x017F;poten, der &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#g">zertru&#x0364;mmert</hi>, vielleicht retten kann. Aber ein &#x017F;olcher<lb/>
wohltha&#x0364;tiger De&#x017F;pot ward leider! Polen nie zu Theil. &#x2014;<lb/>
Auch die <hi rendition="#g">Reformation</hi>, wenn &#x017F;ie gleich bald in Polen Ein-<lb/>
gang fand, wirkte wenig auf die Nation, denn Localur&#x017F;achen<lb/>
verhinderten es lange, daß die neuen Secten, &#x2014; zu denen<lb/>
außer den Evangeli&#x017F;chen hier auch bald die <hi rendition="#g">Socinianer</hi><lb/>
kamen &#x2014; keine politi&#x017F;che Partien wurden.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">4. <hi rendition="#g">Preu&#x017F;&#x017F;en</hi>. Weder durch Lage noch durch Umfang<lb/>
&#x017F;chien die&#x017F;es Land zu einer großen Rolle in Europa ge&#x017F;chickt;<lb/>
aber durch eine wunderbare Ver&#x017F;chlingung &#x017F;einer Schick&#x017F;ale<lb/>
brachte es Einfu&#x0364;hrung des <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tenthums</hi>, und nachmals<lb/>
Einfu&#x0364;hrung der <hi rendition="#g">Reformation</hi>, dazu. Durch die <hi rendition="#g">er&#x017F;te</hi><lb/>
&#x017F;eit 1230-1283 gegru&#x0364;ndete <hi rendition="#g">Herr&#x017F;chaft des Deut&#x017F;chen<lb/>
Ordens</hi>; Unterjochung der Eingebornen; Ent&#x017F;tehung Deut-</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cher</fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0227] Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. 1523--1660. Daͤnemark unter Fridrich I., und den Vertrag mit ihm zu Malmoͤ 1524. b. Durch Huͤlfe der Reformation, und der damit verbundenen Einziehung der geiſtlichen Guͤter 1527; und c. durch die Einfuͤhrung der Erblichkeit der Krone fuͤr ſeinen Mannsſtamm auf dem Reichstage zu Weſteraͤs 1544. Ein Gluͤck fuͤr Schweden, daß er lange genug regierte, um ſeinem Hauſe die Nachfolge ſichern zu koͤnnen! Geſchichte Guſtav's Waſa, Koͤnig von Schweden, von J. W. von Archenholz. 1801. 2 Th. Nach Schwediſchen Ge- ſchichtſchreibern. 3. Polen, mit dem Großherzogthum Litthauen unter Einem Koͤnige (aber erſt 1569 zu Einem Reiche) verei- nigt, bis 1572 noch unter den Jagellonen. Ob Wahl- reich oder Erbreich wußte man ſelbſt in Polen nicht recht; nirgends war des innern und aͤußern Gaͤhrungsſtoffs ſo viel, nirgends der Hoffnung zur Beſſerung ſo wenig, als hier. Wer mochte die Grenzen nach außen gegen Ruſſen, Tartaren und den Deutſchen Orden, wer vollends die rechtlichen innern Verhaͤltniſſe beſtimmen? Wie wenig auch das Gluͤck eines Staats zunaͤchſt an ſeine Formen geknuͤpft iſt, ſo giebt es doch gewiſſe ſo unfoͤrmliche, jeder Veredelung abſolut widerſtre- bende, Formen, daß nur die Kraft eines Deſpoten, der ſie zertruͤmmert, vielleicht retten kann. Aber ein ſolcher wohlthaͤtiger Deſpot ward leider! Polen nie zu Theil. — Auch die Reformation, wenn ſie gleich bald in Polen Ein- gang fand, wirkte wenig auf die Nation, denn Localurſachen verhinderten es lange, daß die neuen Secten, — zu denen außer den Evangeliſchen hier auch bald die Socinianer kamen — keine politiſche Partien wurden. 4. Preuſſen. Weder durch Lage noch durch Umfang ſchien dieſes Land zu einer großen Rolle in Europa geſchickt; aber durch eine wunderbare Verſchlingung ſeiner Schickſale brachte es Einfuͤhrung des Chriſtenthums, und nachmals Einfuͤhrung der Reformation, dazu. Durch die erſte ſeit 1230-1283 gegruͤndete Herrſchaft des Deutſchen Ordens; Unterjochung der Eingebornen; Entſtehung Deut- ſcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/227
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/227>, abgerufen am 21.11.2024.