nem gemeinschaftlichen Berührungspunct, weil jeder mehr mit sich selbst, oder doch nur mit seinen näch- sten Nachbaren beschäftigt war. Zwar hatte schon Iwan Basilewitz I. seine Eroberungen unter andern auch auf Liefland gerichtet; allein der mit Polen1502 auf 50 Jahre geschlossene Waffenstillstand schob die Fehden über dieses Land hinaus, bis Iwan Basi- lewitz II. sie erneuerte, und Liefland seitdem für den Norden von Europa ungefähr das wurde, was Mayland für den Süden geworden war.
Politische Verhältnisse von Liefland (mit Curland und Semgallen;) seit 1525 denen von Preussen ähnlich. Einfüh- rung des Christenthums und Eroberung durch die Schwerdt- ritter, seit 1205, die sich jedoch 1238 an die Deutschen Her- ten anschlossen. Aber 1513 kaufte sich ihr Heermeister Wal- ter von Plettenberg von dieser Abhängigkeit los; und folgte 1525 dem Beyspiel von Preussen, indem er durch An- nahme der Reformation sein Land -- wiewohl ohne Ein- führung der Erblichkeit -- secularisirte. Doch waren die Heermeister nur Herren von der westlichen Hälfte des Lan- des, da die Erzbischöfe von Riga sich die Herrschaft über ihr Erzbisthum anmaßten. Diese Theilung ward die Quelle von Streitigkeiten und Kriegen, die den ganzen Nor- den umfaßten.
6. Angriff Iwan BasilewitzII. auf Lief-1558 land; und Tractat des Heermeisters Gotthard1561 28. Nov. Kettler mit Polen, wodurch 1. Curland und Semgallen ihm als erbliches Herzogthum unter Pol- nischem Schutz überlassen; dagegen 2. Liefland sel-
ber
1. Haͤndel u. Kriege uͤb. Liefl. 1553--1600.
nem gemeinſchaftlichen Beruͤhrungspunct, weil jeder mehr mit ſich ſelbſt, oder doch nur mit ſeinen naͤch- ſten Nachbaren beſchaͤftigt war. Zwar hatte ſchon Iwan Baſilewitz I. ſeine Eroberungen unter andern auch auf Liefland gerichtet; allein der mit Polen1502 auf 50 Jahre geſchloſſene Waffenſtillſtand ſchob die Fehden uͤber dieſes Land hinaus, bis Iwan Baſi- lewitz II. ſie erneuerte, und Liefland ſeitdem fuͤr den Norden von Europa ungefaͤhr das wurde, was Mayland fuͤr den Suͤden geworden war.
Politiſche Verhaͤltniſſe von Liefland (mit Curland und Semgallen;) ſeit 1525 denen von Preuſſen aͤhnlich. Einfuͤh- rung des Chriſtenthums und Eroberung durch die Schwerdt- ritter, ſeit 1205, die ſich jedoch 1238 an die Deutſchen Her- ten anſchloſſen. Aber 1513 kaufte ſich ihr Heermeiſter Wal- ter von Plettenberg von dieſer Abhaͤngigkeit los; und folgte 1525 dem Beyſpiel von Preuſſen, indem er durch An- nahme der Reformation ſein Land — wiewohl ohne Ein- fuͤhrung der Erblichkeit — ſeculariſirte. Doch waren die Heermeiſter nur Herren von der weſtlichen Haͤlfte des Lan- des, da die Erzbiſchoͤfe von Riga ſich die Herrſchaft uͤber ihr Erzbisthum anmaßten. Dieſe Theilung ward die Quelle von Streitigkeiten und Kriegen, die den ganzen Nor- den umfaßten.
6. Angriff Iwan BaſilewitzII. auf Lief-1558 land; und Tractat des Heermeiſters Gotthard1561 28. Nov. Kettler mit Polen, wodurch 1. Curland und Semgallen ihm als erbliches Herzogthum unter Pol- niſchem Schutz uͤberlaſſen; dagegen 2. Liefland ſel-
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1. Haͤndel u. Kriege uͤb. Liefl. 1553--1600.
nem gemeinſchaftlichen Beruͤhrungspunct, weil jeder
mehr mit ſich ſelbſt, oder doch nur mit ſeinen naͤch-
ſten Nachbaren beſchaͤftigt war. Zwar hatte ſchon
Iwan Baſilewitz I. ſeine Eroberungen unter andern
auch auf Liefland gerichtet; allein der mit Polen
auf 50 Jahre geſchloſſene Waffenſtillſtand ſchob die
Fehden uͤber dieſes Land hinaus, bis Iwan Baſi-
lewitz II. ſie erneuerte, und Liefland ſeitdem fuͤr den
Norden von Europa ungefaͤhr das wurde, was
Mayland fuͤr den Suͤden geworden war.
1502
Politiſche Verhaͤltniſſe von Liefland (mit Curland und
Semgallen;) ſeit 1525 denen von Preuſſen aͤhnlich. Einfuͤh-
rung des Chriſtenthums und Eroberung durch die Schwerdt-
ritter, ſeit 1205, die ſich jedoch 1238 an die Deutſchen Her-
ten anſchloſſen. Aber 1513 kaufte ſich ihr Heermeiſter Wal-
ter von Plettenberg von dieſer Abhaͤngigkeit los; und
folgte 1525 dem Beyſpiel von Preuſſen, indem er durch An-
nahme der Reformation ſein Land — wiewohl ohne Ein-
fuͤhrung der Erblichkeit — ſeculariſirte. Doch waren die
Heermeiſter nur Herren von der weſtlichen Haͤlfte des Lan-
des, da die Erzbiſchoͤfe von Riga ſich die Herrſchaft
uͤber ihr Erzbisthum anmaßten. Dieſe Theilung ward die
Quelle von Streitigkeiten und Kriegen, die den ganzen Nor-
den umfaßten.
6. Angriff Iwan Baſilewitz II. auf Lief-
land; und Tractat des Heermeiſters Gotthard
Kettler mit Polen, wodurch 1. Curland und
Semgallen ihm als erbliches Herzogthum unter Pol-
niſchem Schutz uͤberlaſſen; dagegen 2. Liefland ſel-
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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