Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Per. II. Th. Gesch. d. nördl. Staatensyst.
ber mit Polen vereinigt wird, wogegen jedoch der
1562Erzbischof von Riga sich an Schweden anschließt.
So ward Liefland der Zankapfel zwischen den
drey Hauptmächten des Nordens; und die Ansprü-
che des Czaars mußten also einen allgemeinen Krieg
verursachen, in den auch Dänemark, aus Eifer-
sucht gegen Schweden, verflochten wurde, bis nach
einem 25jährigen Kampfe Rußland seine Versuche
aufgeben mußte, und Liefland Polen und Schwe-
den blieb.

Einfall des Czaars in Liefland 1558. Anfang des Kriegs
zwischen Rußland und Polen, so wie zwischen Polen und
Schweden 1562. Schreckliche Verwüstungen Lieflands. Da
auch unter dem Vorwande des streitigen Unionswappens 1563
der Krieg zwischen Dänemark und Schweden ausbrach, so
ward er zugleich Land- und Seekrieg; und wenn gleich gegen
wechselseitige Aufgebung aller Ansprüche der Friede zwischen
den beyden letztern zu Alt-Stettin 13. Dec. 1570 wieder
hergestellt ward, so dauerte doch der Liefländische Krieg fort,
wo der Czaar vergeblich einen Dänischen Prinzen Magnus
als König vorzuschieben suchte, bis 1577 sich Schweden und
Polen gegen Rußland verbanden, wodurch die Russen in dem
Frieden mit Polen 15. Jan. 1582 und dem Stillstand mit
Schweden 1583 nicht nur ganz Liefland, sondern auch an
Schweden Carelien verloren, und von der Ostsee ganz ab-
geschnitten blieben. Liefland blieb -- jedoch ohne feste Aus-
gleichung -- halb im Besitz Polens, halb Schwedens.

7. Während und gleich nach diesen Kriegen
ereignete sich aber in zweyen der Nordischen Reiche
die höchst folgereiche Begebenheit des Ausster-

bens

I. Per. II. Th. Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt.
ber mit Polen vereinigt wird, wogegen jedoch der
1562Erzbiſchof von Riga ſich an Schweden anſchließt.
So ward Liefland der Zankapfel zwiſchen den
drey Hauptmaͤchten des Nordens; und die Anſpruͤ-
che des Czaars mußten alſo einen allgemeinen Krieg
verurſachen, in den auch Daͤnemark, aus Eifer-
ſucht gegen Schweden, verflochten wurde, bis nach
einem 25jaͤhrigen Kampfe Rußland ſeine Verſuche
aufgeben mußte, und Liefland Polen und Schwe-
den blieb.

Einfall des Czaars in Liefland 1558. Anfang des Kriegs
zwiſchen Rußland und Polen, ſo wie zwiſchen Polen und
Schweden 1562. Schreckliche Verwuͤſtungen Lieflands. Da
auch unter dem Vorwande des ſtreitigen Unionswappens 1563
der Krieg zwiſchen Daͤnemark und Schweden ausbrach, ſo
ward er zugleich Land- und Seekrieg; und wenn gleich gegen
wechſelſeitige Aufgebung aller Anſpruͤche der Friede zwiſchen
den beyden letztern zu Alt-Stettin 13. Dec. 1570 wieder
hergeſtellt ward, ſo dauerte doch der Lieflaͤndiſche Krieg fort,
wo der Czaar vergeblich einen Daͤniſchen Prinzen Magnus
als Koͤnig vorzuſchieben ſuchte, bis 1577 ſich Schweden und
Polen gegen Rußland verbanden, wodurch die Ruſſen in dem
Frieden mit Polen 15. Jan. 1582 und dem Stillſtand mit
Schweden 1583 nicht nur ganz Liefland, ſondern auch an
Schweden Carelien verloren, und von der Oſtſee ganz ab-
geſchnitten blieben. Liefland blieb — jedoch ohne feſte Aus-
gleichung — halb im Beſitz Polens, halb Schwedens.

7. Waͤhrend und gleich nach dieſen Kriegen
ereignete ſich aber in zweyen der Nordiſchen Reiche
die hoͤchſt folgereiche Begebenheit des Ausſter-

bens
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0230" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. no&#x0364;rdl. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
ber mit Polen vereinigt wird, wogegen jedoch der<lb/><note place="left">1562</note>Erzbi&#x017F;chof von Riga &#x017F;ich an Schweden an&#x017F;chließt.<lb/>
So ward Liefland der Zankapfel zwi&#x017F;chen den<lb/>
drey Hauptma&#x0364;chten des Nordens; und die An&#x017F;pru&#x0364;-<lb/>
che des Czaars mußten al&#x017F;o einen allgemeinen Krieg<lb/>
verur&#x017F;achen, in den auch Da&#x0364;nemark, aus Eifer-<lb/>
&#x017F;ucht gegen Schweden, verflochten wurde, bis nach<lb/>
einem 25ja&#x0364;hrigen Kampfe Rußland &#x017F;eine Ver&#x017F;uche<lb/>
aufgeben mußte, und Liefland Polen und Schwe-<lb/>
den blieb.</p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Einfall des Czaars in Liefland 1558. Anfang des Kriegs<lb/>
zwi&#x017F;chen Rußland und Polen, &#x017F;o wie zwi&#x017F;chen Polen und<lb/>
Schweden 1562. Schreckliche Verwu&#x0364;&#x017F;tungen Lieflands. Da<lb/>
auch unter dem Vorwande des &#x017F;treitigen Unionswappens 1563<lb/>
der Krieg zwi&#x017F;chen Da&#x0364;nemark und Schweden ausbrach, &#x017F;o<lb/>
ward er zugleich Land- und Seekrieg; und wenn gleich gegen<lb/>
wech&#x017F;el&#x017F;eitige Aufgebung aller An&#x017F;pru&#x0364;che der Friede zwi&#x017F;chen<lb/>
den beyden letztern zu <hi rendition="#g">Alt-Stettin</hi> 13. Dec. 1570 wieder<lb/>
herge&#x017F;tellt ward, &#x017F;o dauerte doch der Liefla&#x0364;ndi&#x017F;che Krieg fort,<lb/>
wo der Czaar vergeblich einen Da&#x0364;ni&#x017F;chen Prinzen <hi rendition="#g">Magnus</hi><lb/>
als Ko&#x0364;nig vorzu&#x017F;chieben &#x017F;uchte, bis 1577 &#x017F;ich Schweden und<lb/>
Polen gegen Rußland verbanden, wodurch die Ru&#x017F;&#x017F;en in dem<lb/>
Frieden mit Polen 15. Jan. 1582 und dem Still&#x017F;tand mit<lb/>
Schweden 1583 nicht nur ganz Liefland, &#x017F;ondern auch an<lb/>
Schweden Carelien verloren, und von der O&#x017F;t&#x017F;ee ganz ab-<lb/>
ge&#x017F;chnitten blieben. Liefland blieb &#x2014; jedoch ohne fe&#x017F;te Aus-<lb/>
gleichung &#x2014; halb im Be&#x017F;itz Polens, halb Schwedens.</hi> </p><lb/>
              <p>7. Wa&#x0364;hrend und gleich nach die&#x017F;en Kriegen<lb/>
ereignete &#x017F;ich aber in zweyen der Nordi&#x017F;chen Reiche<lb/>
die ho&#x0364;ch&#x017F;t folgereiche Begebenheit des <hi rendition="#g">Aus&#x017F;ter-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">bens</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0230] I. Per. II. Th. Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. ber mit Polen vereinigt wird, wogegen jedoch der Erzbiſchof von Riga ſich an Schweden anſchließt. So ward Liefland der Zankapfel zwiſchen den drey Hauptmaͤchten des Nordens; und die Anſpruͤ- che des Czaars mußten alſo einen allgemeinen Krieg verurſachen, in den auch Daͤnemark, aus Eifer- ſucht gegen Schweden, verflochten wurde, bis nach einem 25jaͤhrigen Kampfe Rußland ſeine Verſuche aufgeben mußte, und Liefland Polen und Schwe- den blieb. 1562 Einfall des Czaars in Liefland 1558. Anfang des Kriegs zwiſchen Rußland und Polen, ſo wie zwiſchen Polen und Schweden 1562. Schreckliche Verwuͤſtungen Lieflands. Da auch unter dem Vorwande des ſtreitigen Unionswappens 1563 der Krieg zwiſchen Daͤnemark und Schweden ausbrach, ſo ward er zugleich Land- und Seekrieg; und wenn gleich gegen wechſelſeitige Aufgebung aller Anſpruͤche der Friede zwiſchen den beyden letztern zu Alt-Stettin 13. Dec. 1570 wieder hergeſtellt ward, ſo dauerte doch der Lieflaͤndiſche Krieg fort, wo der Czaar vergeblich einen Daͤniſchen Prinzen Magnus als Koͤnig vorzuſchieben ſuchte, bis 1577 ſich Schweden und Polen gegen Rußland verbanden, wodurch die Ruſſen in dem Frieden mit Polen 15. Jan. 1582 und dem Stillſtand mit Schweden 1583 nicht nur ganz Liefland, ſondern auch an Schweden Carelien verloren, und von der Oſtſee ganz ab- geſchnitten blieben. Liefland blieb — jedoch ohne feſte Aus- gleichung — halb im Beſitz Polens, halb Schwedens. 7. Waͤhrend und gleich nach dieſen Kriegen ereignete ſich aber in zweyen der Nordiſchen Reiche die hoͤchſt folgereiche Begebenheit des Ausſter- bens

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/230
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/230>, abgerufen am 21.11.2024.